Im deutschsprachigen Raum sind die Comics um »Tif et Tondu« nie so richtig berühmt geworden. Das kann daher kommen, dass sie hierzulande mal als »Gin und Fizz« und mal als »Harry und Platte« vermarktet worden sind. Sie waren nur für »echte« Comic-Fans relevant, die sie durchaus schätzten.
Unter dem zweiten Namen liegt mittlerweile bei Salleck Publications eine sehr schön gestaltete Ausgabe in Einzelbänden vor, die Stück für Stück durch Sammelbände ergänzt wird. Machen wir uns aber nichts vor – das ist vor allem für den »harten Kern« der Comic-Szene relevant.
Weil die Serie nicht so bekannt ist, wird nicht jeder gleich wissen, wer oder was sich hinter »Schock« verbirgt. Allen anderen sei gesagt: Es handelt sich um einen gemeinen Verbrecher, den Anführer des organisierten Verbrechens schlechthin – und in ihren zahlreichen Abenteuern stoßen die Herren Harry und Platte immer wieder mit ihm zusammen.
Es lag nahe, zu dieser wichtigen Nebenfigur eine eigenständige Geschichte zu erzählen. Bereits im Sommer 2014 erschien im deutschen Sprachraum daher »Die Geister von Knightgrave«, der erste Band von »Schock« – gut sechzig Jahre, nachdem die Figur erstmals in einem Abenteuer aufgetaucht war.
Interessant ist bei diesem Comic, wer ihn gestaltet hat. Mit dem Zeichner Eric Maltaite ist der Sohn des Mannes mit an Bord, der die Figur damals erschaffen hat. Zusammen mit dem Autor Stéphan Coman hat er dieses erste Album erarbeitet, das erstaunlich realitätsnah und wenig »funnyhaft« ist.
Die Geschichte beginnt im Zweiten Weltkrieg, sie ist sogar recht hart. Mit den lustigen Abenteuern früherer Jahre hat das nichts zu tun, der Schock hat echte Gründe, Menschen aus der Oberschicht zu hassen. Das ist spannend erzählt und gut gezeichnet, die Lektüre macht wirklich Spaß; ich war positiv überrascht.
Dabei war ich nicht der einzige. In Frankreich wurde die Reihe längst fortgesetzt, auch in Deutschland ist ein zweiter »Schock«-Band erschienen. Veröffentlicht wird die Serie hierzulande von Salleck Publications; der Verlag bringt bekanntlich mehrere frankobelgische Klassiker heraus.
Fairerweise muss ich sagen: Wer »Harry und Platte« nicht kennt, wird mit dem »Schock« nicht viel anfangen können. Die entsprechende Zielgruppe ist hierzulande einfach nicht groß genug. Obwohl ... vielleicht bin ich da zu sehr eingeschränkt mit meiner Sicht der Dinge?
Ich habe den »Schock« sehr gern gelesen, mochte die Sicht auf die fünfziger Jahre und frühere Jahrzehnte und fühlte mich rundum gut unterhalten. Da möchte ich gern eine Fortsetzung lesen!
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