20 Mai 2016

Im Jungle Book

Warum man den Film »The Jungle Book« für den deutschsprachigen Kinozuschauer nicht ganz klassisch zu »Das Dschungelbuch« eingedeutscht hat, weiß ich nicht. Aber ich habe ihn mir angeschaut – mit allen Erinnerungen an das Buch sowie die uralte Zeichentrickfilm-Version im Hinterkopf – und war von der neuen, ein wenig erwachsener daher kommenden Version durchaus angetan.

Das »Dschungelbuch« spielt in einem fiktiven Indien, das es so nie gegeben hat. Da laufen Wölfe und Bären, die eher nach nördlichen Gefilden aussehen, im selben Urwald herum wie Wölfe und Panther; dazwischen gibt es Savannen und Gebirge, alte Städte und kleine indische Dörfer – ich erinnere mich kaum noch an die literarische Grundlage, weiß aber noch, dass ich die vor Jahrzehnten sehr gern gelesen habe.

Der neue Film hält sich eng an die Vorlage des Zeichentrickfilms. Das geht so weit, dass die Musik übernommen wird – natürlich modernisiert – und einschlägige Szenen (Mogli auf dem Bauch des Bären Balu) eins zu eins nachgestellt wurden. Manche werden das als lahm empfinden, andere als Verneigung vor dem Zeichentrick-Klassiker.

Fakt ist, dass die Geschichte des Menschenjungen Mogli, der bei den Wölfen aufwächst und die Sprache der Tiere versteht, immer noch sehr schön ist. Der Junge ist als Schauspieler das einzig echte Lebewesen im Film, und er ist toll: große Augen, schlanke Gestalt, pfiffiges Auftreten.

Dass ihm die Tiere oft die Show stehlen, liegt daran, dass sie so beeindruckend animiert wurden. Als Zuschauer war ich oftmals verblüfft, wie »echt« der Panther oder der Tiger oder auch eine Herde von Büffel wirkten.

War der Film jetzt gut oder empfehlenswert? Er war auf jeden Fall unterhaltsam. »The Jungle Book« hat den Geist des alten Films genommen und behutsam modernisiert. Die Tricks sind modern, die Handlung ist ein wenig düsterer, die Kämpfe wirken realistisch, und es gibt auch ein wenig Blut zu sehen. Kindgerecht ist der Film trotzdem – aber als Erwachsener wird man sich gut unterhalten.

Wer mag, kann das übrigens als Fantasy sehen. Mit realistischer Darstellung hat's nun mal nichts zu tun. Damit ist der Film erneut ein Beispiel dafür, wie phantastische Elemente in der Populärkultur auftauchen und als »normal« wahrgenommen werden ...

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Yum tuv, Klaus.
"Populärkultur" - durchweg nachvollziehbar, fußt doch die Fantasy auf Märchen, Sagen, Legenden. Populär, seit sich der Mensch um Feuer versammelt.

Bei mir selbst hat die Story um Mogli noch nie zu zünden vermocht.

bonte