29 August 2015

Beim Hasen

Der Begriff »gutbürgerliche Küche« ist heutzutage nicht gerade ein Garant dafür, dass man etwas Vernünftiges auf den Teller bekommt. Ganz im Gegenteil: Lese ich in Zusammenhang mit einem Restaurant diesen Begriff, erwarte ich vorgekochten Einheitsfraß, der aus der Tiefkühlpackung kommt – direkt geliefert von einem Großhändler – und mittels einer Fritteuse warmgemacht wird. Frisch ist da selten etwas, und als Vegetarier weine ich bei einer »gutbürgerlichen Küche« gelegentlich blutige Tränen.

Besuche ich allerdings das Hotel »Hasen« in Herrenberg, das in seinen Grundzügen seit dem 17. Jahrhundert existiert, ist das alles anders. Über die Fremdenzimmer kann ich nichts sagen, wohl aber über das Essen: Hier findet ich die »gute bürgerliche Küche« bei freundlichem Service, die andernorts entweder ausgestorben ist oder horrendes Geld verschlingt.

Für die Fleisch- und Fischfraktion gibt es genug, für den Vegetarier wird stets auch etwas aufgetischt, es gibt eine schöne Weinkarte und – unglaublich! – das leckere »Hochdorfer Bier«, das es früher auf der Baustelle gab. Die Leute sind nett, der Service ist flott, man unterhält sich in mehr oder weniger breitem Schwäbisch, und ich verlasse das Lokal immer mit »gespanntem Ranzen« und einer glücklichen Miene.

Es gibt Gründe, warum ich so häufig in Herrenberg bin. Wegen des Restaurants »Hasen« würde ich den Weg nicht unbedingt zurücklegen. Aber wenn ich dort bin, ist dieses »gute bürgerliche« Restaurant auf jeden Fall einen Besuch wert.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Mahlzeit, Klaus.
Schlechte Küche gibt es seit jeher, egal unter welchem Label. Allerdings versuchen sich die Jünger der modern economy seit Jahren gern darin, dem Handwerklichen jede Individualität/Geist auszubrennen; ist doch die oberste Maxime das einheitliche Soylent Green.
Bereits der Blick in die "Back-Shops" der Republik läßt einem die Geschmacksknospen vereisen. Was einem da bleibt ist das solide Handwerk.
Ganz ohne Durchoptimatoren*.


bonté

* die, die sich in Lösungen für Probleme versucht, die es ohne sie nicht gäbe