22 Dezember 2014

Pegidioten und Politiker

Seit die sogenannte Pegida-Bewegung durch diverse Städte marschiert, fragen sich Politiker, Medienleute und andere Schlauköpfe, was man gegen die »Nazis in Nadelstreifen« oder die »besorgten Bürger« tun wollte. Der »Spiegel« ließ drei junge Politiker befragen, und die machen zumindest mir klar, dass Politiker gegen die Pegidioten echt nicht die beste Waffe sind.

So stellt sich die Grüne Jugend beispielsweise die Neonazis von heute vor, zumindest wenn man dem Bundessprecher Erik Marquardt laut »Spiegel Online« glaubt: Er hat auf den Demos »nicht nur auf den ersten Blick erkennbare Neonazis« wahrgenommen, was für den »Umgang mit Pegida« nicht wichtig sei. »Denn man muss die Teilnehmer nicht nach ihrer Haarlänge beurteilen, sondern nach ihren Forderungen.«

Schließen wir also folgendes daraus: Ende 2014 zeichnet sich für die Grüne Jugend ein Neonazi durch kurze Haare oder eine Glatze aus. Soviel zum Thema politischer Weitblick im Jahr 2014.

Mit viel Intelligenz ist sicher der aktuelle Bundesvorsitzende der Jungen Union gesegnet. Er ist beunruhigt, und er verurteilt die Veranstalter. Aber: Man müsse »auch vor der wachsenden Salafistenszene warnen dürfen – ohne gleich in eine Ecke mit Pegida-Leuten gestellt zu werden.«

Als ob das eine etwas mit dem anderen zu tun hätte: Salafisten findet jeder halbwegs klar denkende Mensch bescheuert, und wenn man so über diese Fanatiker denkt, befindet man sich in einer Mitte der Gesellschaft, zu der sich 99,99 Prozent der Bevölkerung in diesem Land befinden. Wenn ein Jungunionist so tut, als ob man eben nicht vor der Salafistenszene warnen könnte (warum eigentlich nicht? Die Talkshows sind voll damit.), spielt er genau den Pegidioten in die Hände, die doch glauben, man dürfe «in diesem Land nicht alles sagen«.

Wer allerdings glaubt, dass die Jungsozialisten so richtig schlaue Gedanken zur Pegida haben, irrt. So lässt sich die Bundesvorsitzende Johanna Uekermann bei »Spiegel Online« zitieren: Die Politik müsse nur »konsequent« argumentieren, dann könnte sie sich »vorstellen, dass es mit der Zeit weniger Pegida-Demonstranten werden«. Mir wäre übrigens völlig neu, dass diese Demonstranten für irgendwelche Argumente offenstünden.

Immerhin würden, so die Juso-Dame, die Teilnehmer teilweise »durch Abstiegsängste befeuert, die durch die Prekarisierung der Mittelschicht gefördert wurden«. Anders gesagt: Wer Angst hat, darf gern Nazi werden. Oder wie habe ich das zu verstehen?

Ich gestehe: Wenn ich dem hifllosen Geschwafel der Jungpolitiker zuhöre, möchte ich dem Gerede der erwachsenen Politiker erst recht nicht lauschen.

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ich wuerde das letzte vieleicht anders uebersetzen: Wer (eingeredete) Angst hat ist anfaellig fuer einfache Loesungen und 'offensichtlich' Schuldige.

Nicht gesagt wird, dass man dem durch echte Loesungen was entgegensetzen koennte als Politiker, aber das wuerde ja auch echte Verantwortung bedeuten.

SCNR

Anonym hat gesagt…

Ein bescheuerter Artikel, Bürger die eine (andere) Meinung haben, sind also Pegioten (ha ha) - basta.

Enpunkt hat gesagt…

Die einzige Sprache, die von Nazis verstanden wird, ist die der Gewalt. Es ist unsinnig, auch nur den Versuch zu unternehmen, mit ihnen zu diskutieren.