25 November 2014

Sogenannte Autoren

Es gibt Anschreiben, bei denen kann ich nur den Kopf schütteln. Gelegentlich melden sich sogenannte Autoren bei mir, die für uns arbeiten wollen. Die meisten bereiten sich vernünftig vor, informieren sich im voraus und schicken dann klar formulierte Anschreiben an mich – damit kann man gut arbeiten.

Dieser Tage kam eine Mail, bei der nach einer unpersönlichen Standard-Anrede mit »sehr geehrte Damen und Herren« gleich ein starker Satz kam: »Mit großem Interesse«, so der Autor, verfolge er unser »Angebot«, um dann gleich zur Sache zu kommen.

»Haben Sie evtl. auch Interesse an Manuskripteinsendungen?«, fragte er. Er bot mir einen »Seine Fiction Roman« an, der immerhin in einem eigenständigen Universum spielte. Und dann endete die Mail mit einem freundlichen »Höre gerne von Ihnen«; ansonsten ohne Gruß oder dergleichen.

Wenn ich solche Mails erhalte, bin ich immer fassungslos. Was erwartet dieser sogenannte Autor denn jetzt? Dass ich ihn aufgeregt anrufe, um zu fragen, was er mir denn anzubieten hat? Dass ich ihm am liebsten gleich einen Vertrag zusende?

Ganz ernsthaft: Wenn jemand nicht mal in der Lage ist, Science Fiction richtig zu schreiben oder sich unser Veröffentlichungsprogramm genauer zu betrachten, brauche ich eigentlich gar nicht in sein Werk hineinzuschauen. Genau für solche Menschen wurden die sogenannten Formschreiben erfunden; in der heutigen Zeit erhält der sogenannte Autor dann eben eine Form-E-Mail.

5 Kommentare:

Christina hat gesagt…

Ja, ja die Autokorrektur mal wieder. Hat einfach aus Science Seine gemacht. Böse Autokorrektur! :)
Was dem Schreiber aber aufgefallen wäre, wenn er seine E-Mail nochmals durchgelesen hätte. Aber das wäre ja für einen Autor zu viel verlangt ...

Enpunkt hat gesagt…

Hahaha, dass es die Autokorrektur war - auf die Idee kam ich angesichts des sowieso konfusen Schreibens erst gar nicht ...

Frank Böhmert hat gesagt…

Ich weiß gar nicht, was ihr habt, Seine Fiction ist doch ein altbekanntes Genre - der größte Verteter: Simenon mit seinen Maigretromanen, da kommt ständig die Seine vor!

Jim hat gesagt…

Ich durfte mal ein Festival mit organisieren. Dort bewarben sich auch Imbissbetriebe. Unter anderem auch mit einer Mail wie dieser:
"Ich gerne bei euch Essen verkaufen. China. Lecker, eigene Sachen. Freut mich."

Vielleicht war es die gleiche Person, hat umgeschult. :-P

Jonas hat gesagt…

hehe,
gestern ging es auf SWR3 den ganzen Tag um "nette" bzw. hilfreiche Absagen. Und Form/Standardabsagen kamen da gar nicht gut weg ;-) Wobei ich mich echt frage ob solche "Frechheiten" denn wirklich mehr verdienen als eine förmliche Absage? M.E. eher nicht, wer sich nicht gescheit bewerben kann, der hat auch keine gesteigerte Leistung bei der Absage zu erwarten.