29 Dezember 2009

Vier Klassen von Dubai

Gelegentlich reden politisch engagierte Menschen davon, daß in Deutschland eine Zwei-Klassen-Gesellschaft herrsche. Das glaube ich gelegentlich ebenfalls – in Dubai allerdings habe ich eine Vier-Klassen-Gesellschaft erlebt, die mich teilweise zum Staunen brachte, teilweise in Verwunderung versetzte.

Ganz oben in der Hackordnung stehen die Araber, also die ursprünglichen Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen bekanntlich Dubai gehört. Wie ich mehrmals erzählt bekam, seien diese Menschen so wohlhabend, daß sie schon gar nicht mehr zu arbeiten bräuchten. Die hätten das nicht nötig. Also zeigen sie lieber ihren Reichtum oder kontrollieren die Arbeit ihrer Untergebenen in den jeweiligen Unternehmen.

Die zweite Klasse sind »gehobene« Arbeitnehmer, sprich Menschen aus den USA oder Europa, die für die Dubai-Chefs arbeiten. Irgendjemand muß ja die Arbeit auf den Baustellen leiten oder die Hotels steuern. Diese Arbeitnehmer werden aber auch, sobald sie längere Zeit krank sind, nach Hause geschickt; besondere Rechte haben sie nicht.

So gut wie keine Rechte scheinen die Menschen am unteren Rand der Gesellchaft zu haben. Meist handelt es sich um Arbeitnehmer aus Indien und Pakistan; ich habe aber auch mit Menschen aus Nepal oder Myanmar geredet. Sie hausen häufig in miesen Quartieren, werden schlecht bezahlt, haben unmögliche Arbeitszeiten und bekommen vom Reichtum nur die Brosamen ab. Daß ihr Leben in Dubai in meinen Augen unerträglich ist, gleichzeitig aber ihren Familien im jeweiligen Heimatland dabei hilft, nicht gerade zu verhungern, macht die Sache nicht unbedingt reizender.

Die vierte Klasse sind eigentlich die Touristen oder andere Urlauber, die sich von der Kultur oder von den weißen Stränden angezogen fühlen, die Devisen ins Land spülen, sich in abgeschotteten Strandhotels aufhalten und meist nicht so viel vom Land mitbekommen. Leute wie ich also ... Menschen, die für ein paar Wochen kommen, ihr Geld da lassen und dann wieder verschwinden.

So ein Zwischending sind übrigens iranische Händler, die beispielsweise den Betrieb in den Souks aufrecht erhalten. Sie werden fast wie Einheimische behandelt; dennoch gehören sie nicht dazu.

Ein seltsames Land. Eine seltsame Kultur. Wie lang geht das noch gut?, fragte ich mich nicht nur einmal.

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