12 September 2006

Gelegentlicher Seitenblick

Es war ein sonniger Sonntag, wie sich das für Anfang September gehörte. Zu dritt saßen wir vor dem Straßencafé in Durlach, ließen uns den Planeten aufs Haupt knallen, tranken Kaffee, futterten Käsekuchen und redeten dummes Zeugs.

Irgendwann fiel mir der Mann auf: hellgrauer Anzug, hellblaues Hemd, rötliche Krawatte. Er schien nicht viel älter als 30, 32 Jahre zu sein. Er stand schräg gegenüber an der anderen Straßenecke und hielt Zeitschriften in der Hand.

Den »Wachtturm« und das aktuelle »Erwachet!«, wie ich vermutete, ohne daß ich es genau sehen konnte. Fanzines der Zeugen Jehovas also, die ich eher selten kaufe, lese und sammle.

Er war tapfer. Gut eine Stunde lang stand er mir quasi direkt gegenüber; ich hätte den Blick bewußt abwenden müssen, um ihn aus den Augen zu haben. Er sprach niemanden an, er war ruhig und stand einfach nur da. Still und stumm und erschütternd christlich.

Nur gelegentlich, da drehte er sich zur Seite und drehte den Kopf: immer dann, wenn junge Frauen vorbeikamen. Da sah ich, daß der stramme Zeuge Jehovas auch nur ein ganz normaler Mann war: Er stierte den Frauen auf den Hintern, und zwar ein bißchen zu lang für einen Superchristen.

Das machte ihn dann glatt sympathisch.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Klaus,

die Sonne ist kein Planet! Und du bist Chefredax bei DER SF-Serie?

*ungläubig den Kopf schüttel und Klaus ein "erwachet" zuruf*


Jonas

Enpunkt hat gesagt…

Mönsch, Jonas, man sagt aber hierzulande, "der Planet sticht" ... das ist ein stehender Begriff und von daher erlaubt ...

... sagt der Chefredakteur.

Anonym hat gesagt…

na wenn der das sagt, euer Badenser Dialekt ist mir immer ein wenig suspekt wenn ich mal dahin verschlagen werde. Apropos, was machst du am 3. November?? Ich hoffe da hast du keine so gute Ausrede wie für den 6. Okt.

sagt der Westpfälzer ;)

Enpunkt hat gesagt…

Ein Pfälzer kann es ja nicht wissen und vor allem nicht unterscheiden, aber: Ich bin Schwabe, kein Badener - ich wohne in Karlsruhe nur im Exil.

Was ich am 3. November mache, weiß ich noch nicht. "No Future", you know.

Anonym hat gesagt…

Wir Badener sind eben ein tolerantes Völkchen. Wir gewähren sogar Exilschwaben Zuflucht *g*