In den vierziger Jahren fotografierten die Leute nicht so viel, wie das heute üblich ist. Man brauchte zudem meist einen offiziellen Fotografen, und häufig sehen die Leute eher steif und abweisend aus. Es gibt aber ein Foto, das meinen Vater zusammen mit seinen Eltern zeigt.
Es wurde vor Weihnachten 1943 aufgenommen. Es zeigt den jungen Soldaten, der zu einem kurzen Besuch zurück in die Heimat fahren durfte. (Wenn ich es richtig im Kopf habe, verbrachte mein Vater den Heiligen Abend 1943 in einem Schützengraben in Weißrussland.)
Seine Mutter und sein Vater begrüßen ihn im Wohnzimmer – in dem ich ein Vierteljahrhundert später meine Carrera-Bahn aufbaute –, und die Freude meiner Großmutter lässt sich nicht verbergen. Der Weihnachtsbaum im Hintergrund sieht recht erbärmlich aus. Aber für einen »tollen Baum« hatte man damals sicher weder Geld noch Lust.
4 Kommentare:
Ja, interessantes Foto, welches Du hier gepostet hast.
Das öffnet ja immer irgendwie den Raum für Fragen, was die eigenen Vorfahren während des Nationalsozialismus getan und gedacht haben...
Hmm, und warum findest du das Bild gruselig? Ist es die Zeit, sind es die Leute, ist es die Situation?
Ist das eine Originalaufnahme?
An Richard: Ja, es ist meines Wissens eina Originalaufnahme; das Fotopapier ist auch schon ein wenig wellig und vergilbt.
An Thomas: Die Situaiton ist für mich gruselig. Mein Vater war zu dieer Zeit gerade mal 18 Jahre alt und musste danach wieder an die Ostfront. Weihnachten 1944 verbrachte er auch an der Oatfront. Weihnachten 1945 bis 1947 in Gefangenschaft. Das ahnten die Menschen auf dem Bild sicher nicht. (Mein Großvater war im Ersten Weltkrieg an der Westfront. Er konnte sich wohl schon vorstellen, was noch alles passieren würde.)
An Etorsten: Die Fragen stelle ich mir auch. Meine Großeltern waren sehr christlich und konservativ; politisch wohl die typischen Mitläufer. Sicher nicht im Widerstand, eher der Typ Landbevölkerung, der jede Regierung eher blöd findet.
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