17 November 2019

Drei Bands zwischen Krach und Emotion

Ich weiß nicht, wie oft ich EA 80 im Verlauf der vergangenen 35 Jahre gesehen habe. Ein Dutzend Mal sicher – und es war jedes Mal nicht sicher, ob das Konzert genial oder schlecht werden würde. Um es vorwegzunehmen: Am Samstag, 16. November 2019, war es echt großartig.

Durch kaltes und feuchtes Wetter radelte ich zum »P 8« in der Nordstadt von Karlsruhe. Schnell stellte sich heraus, dass ich wieder auf einer Art Familienfeier gelandet war. Von rund 200 Anwesenden kannte ich gut die Hälfte von früher her; es tauchten Leute auf, die ich seit einem Dutzend Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Weil bereits die Cuntroaches aus Berlin spielten, schnappte ich mir ein Bier und stellte mich in die vorderen Reihen. Die zwei Frauen und ein Mann entfesselten einen infernalischen Lärm auf der Bühne, warfen Müll ins Publikum, ließen ein Feedback-Gewitter auf uns los, dass es eine wahre Freude war.

Die Sängerin brüllte verzerrte Texte ins Mikro, ich verstand nichts – aber das war ja auch nicht Sinn der Sache. Jeden Tag wollte ich mir das nicht anhören; an diesem Abend fand ich es ziemlich klasse. (Das Bild zeigt die zwei Frauen der Band; der Basser stand im Dunkeln.)

Danach spielten die Klotzs. Das ist eine Band, von der ich mehrere Platten habe, die ich gut finde, die ich aber nie live sehen konnte. Entsprechend neugierig war ich dann doch. Sagen wir es so: Ich verschwatzte den Auftritt nahezu komplett, was sicher unfair gegenüber der Band ist. Aber so richtig packte sie mich halt nicht.

Dafür sorgten EA 80 für enormen Auftrieb. Die Band ist älter geworden; die Haare werden weniger und grauer, man ist nicht mehr so schlank. Aber der Sound war druckvoll, die Emotionen wirkten nicht nur gespielt, die Ansagen kompakt und klar. Die Band hat im Prinzip den Emopunk erfunden und würde sich wohl gegen diesen Begriff wehren – an diesem Abend zeigten die alten Herren, dass sie es verdammt noch mal drauf haben. Großen Respekt!

Es wurde übrigens sehr brav gehüpft zum Sound von EA 80. Trotzdem fühlten sich einige Leute dadurch gestört. Manche haben offenbar übersehen, dass EA 80 halt doch eine Punkrock-Band ist und keine Musik zum gepflegten Weißwein.

Ich blieb nach dem Konzert noch eine Weile im »P 8«, trank zu viel Bier und machte mich gegen halb drei Uhr langsam auf den Heimweg. Im Kopf hatte ich die starken Bilder und die laute Musik eines gelungenen Abends, da konnte mir die feuchte Kälte in der Nord- und Weststadt von Karlsruhe nichts anhaben.

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