06 Januar 2016

Da erwachte gar nix

Wenn ich ins Kino gehe, trinke ich während der Vorstellung immer mindestens ein Bier. Das ist ein Ritual seit Jahrzehnten. Wenn ich Bier trinke, muss ich pinkeln. Das ist zwar kein Ritual, aber es bedeutet, dass ich eigentlich immer während einer Vorstellung auf die Toilette gehen muss. So auch an jenem Abend, von dem ich erzählen will.

Noch während ich am Pissoir stand, den Kopf voller sinnloser Ballerei und unnötiger Dialoge, überlegte ich mir, ob ich überhaupt zu meinem Platz zurückgehen sollte. Musste ich mir diesen Schwachsinn weiter anschauen, sollte ich weiterhin der unspannenden Action und den sterbenslangweiligen Dialogen folgen?

Ich ging zurück: aus Pflichtbewusstsein – man lässt ja niemanden allein – und auch aus schwäbischen Gründen. Wenn ich schon Eintritt bezahlt hatte, um eindrucksvolle Tricktechnik im Drei-D-Format anzuschauen, wollte ich den Preis auch komplett ausnutzen. Und vielleicht wurde die Handlung des Filmes irgendwann einmal besser.

Sie wurde es nicht. Ich litt an den physikalischen Schwachsinnigkeiten, an der haarsträubenden Handlung, an den unglaublichen Zufällen, am peinlichen Abfeiern des bald vierzig Jahre Originals und an all dem, was anscheinend als gut gilt.

Das Ganze zog sich, es war erschütternd lahm und langweilig, und die Action brachte mich keine Sekunde lang dazu, mit den jeweiligen Hauptperson mitzufühlen. Immerhin gab's einen witzigen Roboter, der mein kindliches Gemüt erfreute. Als der Film endlich vorüber war, fühlte ich mich wie befreit und sehnte mich nach einem hochprozentigen Getränk.

Egal was 2016 noch passieren wird: Ich fürchte, es wird keinen Film geben, der für meinen Geschmack noch dümmer, langweiliger, überflüssiger und schwachsinniger ist als der siebte Teil der »Star Wars«-Reihe.

8 Kommentare:

Christina hat gesagt…

Sag den letzten Satz nicht zu laut. Der Trailer zum neuen Star Trek-Film, der im Sommer starten soll, deutet an, dass uns noch schlimmeres bevorsteht.

Ich hoffe, du hast dich wenigstens am Perry Rhodan-Werbefilm erfreuen können. :)

Enpunkt hat gesagt…

Seufz. Ich fürchte ja, dass ich mir den »Star Trek«-Film aus beruflichen Gründen anschauen muss ...

Jim hat gesagt…

Ich empfehle, als wirklich guten Film, Mr. Holmes. Der große Detektiv mit 93 Jahren, auf der Suche nach der Lösung seines letzten Falls. Ian McKellen beeindruckt in dieser Rolle mal wieder.

Enpunkt hat gesagt…

»Mr Holmes« steht noch auf der »To-Do«-Liste; den will ich unbedingt anschauen.

Jim hat gesagt…

Ich würde mich freuen, wenn du deine Meinung dann im Blog kundtust.

Enpunkt hat gesagt…

... werde ich machen. (Der Film kommt in Karlsruhe jetzt nur noch mittags um 17 Uhr. Voll blöd. Mal schauen, ob ich ihn mir dann auf DVD anschaue.)

RoM hat gesagt…

Servus, Klaus.
Ein Grund weswegen ich eher garnicht im Kino trinke ist, daß ich ungern den Saal verlaße; allein das Robben entlang von 20 Beinpaaren wäre mir da zuviel an Aufwand. Vom Zurückfinden jetzt ganz zu schweigen... :-)

Oute ich mich mal als Fan des Gesehenen, in Normal-D allerdings.
Tatsächlich hatte mich das Feeling des alten Star Wars-Film innerhalb weniger Minuten intus. Tatsächlich hatte mich aber auch die feinere Charakterführung (im Vergleich zu den klassischen Zeichnungen der alten Helden & Schurken) flink im Griff. Motivationen der zentralen Figuren werden nicht postuliert, sondern nach & nach als Unterfutter in die laufende Handlung eingearbeitet. Nicht zu vergessen, daß die Leitlinie "old but new" durchweg funktioniert, wenn sich die neuen Charaktere mit ihren Vorgängern spiegeln.

Und tatsächlich hat mich die Form der vintage action - nach Jahren des action overkills - wieder zu packen verstanden; allein weil nachvollziehbar blieb, was auf der Leinwand geschieht. Zu Schweigen vom Charme handgemachter FX & Bauten.
In der Tat ist es Abrams' erster Kinofilm, der mich zu überzeugen wußte.

Abgesehen davon hat die Macht wieder ihr fantastisches Element verpaßt bekommen.
So bin ich guter Dinge, was die weiteren Teile & Spin-offs angeht - zumal wenn Leute wie Rian Johnson & Gareth Edwards das Heft übernehmen.

Gut, ich werte hier 'Star Wars' auf der Ebene der Abenteuer/Action-Filme. Ein Drama wie 'Mr. Holmes' bleibt da die völlig andere Baustelle, irgendwie.
Apropos...
Ich denke 'Me And Earl And The Dying Girl' könnte Dir hier dito zusagen.

bonté

Jim hat gesagt…

Bei uns war ebenso ruck-zuck aus allen größeren Kinos verschwunden.