12 August 2014

Nochmal zu den Amazonen

Die Autorin Carla Berling ist mir nicht bekannt: Ich habe bislang kein Buch von ihr gelesen und habe sie noch nie getroffen. Doch ich habe einen Artikel in ihrem Blog gelesen, den ich interessant finde: »Das böse böse Amazon. Warum ich es nicht mehr hören kann«. Darin äußert sich die Autorin sehr klar und sehr lobend über den Internet-Versandhändler.

Sie gehört zur Gattung der Selfpublisher und macht damit etwas, das in den nächsten Jahren womöglich die Verlagslandschaft noch ganz schön umkrempeln wird. Sie hat Bücher in kleinen und kleinsten Verlagen veröffentlicht, womit sie praktisch nichts verdient hat. Jetzt macht sie ihre Bücher selbst, bezahlt ihr Lektorat selbst und kümmert sich auch um das Titelbild; den Vertrieb wiederum übernimmt Amazon.

Die Autorin ist damit zufrieden, und ich glaube ihr das. Es stellt sich natürlich die Frage, was passiert, wenn Amazon eines Tages die Konditionen für die Selfpublisher massiv verändert – und das kommt garantiert –, aber damit sollte sie sich jetzt noch nicht beschäftigen. Jetzt, also im Jahr 2014, ist das, was die Autorin schreibt, eine durchaus nachvollziehbare Meinung. Lesenswert!

1 Kommentar:

Ein Beobachter hat gesagt…

Natürlich dürfen sich Schriftsteller frei äußern, doch insbesondere die Self-Publisher täten in meinen Augen gut daran, im Bezug auf die Kritik an Amazon besser zu schweigen.

Sie können nichts für die Praktiken von Amazon (schlechte Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren, unzureichende Entlohnung der dortigen Arbeiter, legale "Steuerflucht", unnötige Umweltbelastung durch absichtliche Verlängerung der Transportwege). Doch indem sie Amazon vorbehaltslos verteidigen und zudem noch auf die 70 Prozent Umsatzbeteiligung verweisen, erwecken sie den Eindruck, sie hätten zugunsten persönlicher Profitmaximierung ihr soziales und ökologisches Gewissen abgeschaltet und hätten keinerlei Problem mit Amazons Verhalten. Damit machen sie sich extrem angreifbar und laufen zudem Gefahr, dass es zum Ausschlusskriterium werden könnte, dass ihre Bücher bei Amazon erscheinen.

Sie können daher durch ihre offen geäußerte Solidarität mit Amazon nichts gewinnen, denn Amazon belohnt sie für ihre Meinungsäußerungen ja nicht extra. Aber sie könnten durchaus Leser verlieren, wenn diese das Verhalten von Amazon mit den Ansichten des Autors gleichsetzen.

Auch in diesem Falle gilt: Reden ist Silber, schweigen ist Gold.