04 August 2014

Smartphone-Generation

Mit einigen sehr knalligen Sätzen hat Oliver Samwer im Juni bei einer Konferenz von Managern seine Kollegen aufgeschreckt. Unter anderem knallte er den wenigen Damen und vielen Herren vor den Latz: »Sie verstehen das nicht, weil Sie zu alt sind.« Zumindest zitiert ihn so das »Handelsblatt«.

Wer nicht gleich weiß, wovon die Rede ist: Samwer hat unter anderem Jamba gegründet, den Anbieter von Klingeltönen, mit denen man seit Beginn der Nullerjahre ja ernsthaft Geld verdienen kann. Der Mann ist noch keine vierzig, was nicht mehr so richtig jugendlich ist, damit aber auf jeden Fall jünger als viele der üblichen Manager.

Sein Credo: Wer wissen wolle, wie die Zukunft funktioniere, müsse schauen, was Jugendliche im Alter von 15 Jahren so tun. Für sei bestimme das Smartphone nicht nur das Medienverhalten, sondern auch die Einkäufe, das soziale Umfeld und im Prinzip das komplette Leben.

Der Medienjournalist Kai Wels unterstreicht dies in einem lesenswerten Beitrag für den Buchreport-Blog. Sein Fazit: Die nachfolgenden Generationen werden »Content« anders definieren. Man müsse ihre »veränderten Anforderungen« ernstnehmen – sonst müsste man sie unweigerlich verlieren.

Im Gegensatz zum alarmistischen Gejammer anderer Journalisten und Manager zeichnen sich beide Aussagen durch eine gewisse Ruhe aus. Manches Gejammer erinnert mich sehr an das Schimpfen meiner Eltern und Tanten, als ich fünfzehn war – sie verstanden mich nicht. Das ist normal: Erwachsene und Jugendliche sprechen unterschiedliche Sprachen.

Heute ist das noch mal einen Ticken anders: Wer heute 15 bis 20 Jahre alt ist, hat nicht mehr erlebt, wie das Internet entstanden ist. Für ihn ist das Internet einfach da, für ihn ist ein Smartphone nichts besonderes. Die Welt verändert sich – und mit meinen nunmehr fünfzig Jahren kann ich darüber jammern, die Änderungen akzeptieren oder sie ignorieren. Das hängt von mir ab.

Wobei die ganze Diskussion einer gewissen Scheinheiligkeit nicht entbehrt. Wenn wir von der Smartphone-Generation sprechen, meinen »wir« die Kinder der wohlhabenden Mitteleuropäer, Amerikaner und Japaner. Hunderte von Millionen Menschen auf dieser Erde haben ganz andere Probleme – sie müssen erst mal schauen, dass sie überleben.

Vielleicht sollte man sich diesen Standpunkt gelegentlich in Erinnerung rufen ...

4 Kommentare:

Michael Fennwalder hat gesagt…

Ich habe auch kein "Smart"phone.

Enpunkt hat gesagt…

... ich auch nicht ...

Jim hat gesagt…

Dann sind wir schon drei. Aber: Meine alten Handys geben immer mehr den Geist auf und irgendwann wird es wohl nur noch Smartphones geben. Leider.

J. hat gesagt…

Die Menschen die ums Überleben kämpfen waren auch nicht Mitglied der Generation Golf oder was auch immer es für Generationen gab. Von daher ist das nun nicht wirklich ein neues Phänomen.

btw. Ich hab ein Smartphone und finde das nicht verwerflich.