28 April 2006

Der »All-Mächtige«


Als sich Eckhard Schwettmann, Klaus Bollhöfener und ich im Frühjahr letzten Jahres beim Chinesen um die Ecke zusammensetzten, um über ein Buchprojekt des Hannibal-Verlages zu sprechen, hatte ich noch recht unklare Vorstellungen von den Dimensionen, die dieses Buch irgendwann einnehmen würde.

Seit der Leipziger Buchmesse ist es da, und ich habe »All-Mächtiger« noch nicht in diesem Blog vorgestellt. Eigentlich peinlich: Auf 380 großformatigen Seiten geht es um die Arbeit des Autorenteams und der Redaktionsmannschaft, zu der ich gehöre – alles Leute, die letztlich die Science-Fiction-Serie PERRY RHODAN herausbringen.

Das Buch ist extrem großzügig bebildert, ein tolles Bilderbuch zum Blättern und auch zum Schmökern. Sehr empfehlenswert! Und wer den Preis von 49 Euro und einigen Cent für übertrieben hält, gucke sich entsprechende Bücher vergleichbarer Art an.
Übrigens gibt es auch ein Interview mit mir. Leider wurde es ein bißchen gekürzt, weshalb ich es in purer Egozentrik im Kommentar zum Nachlesen anbiete.

27 April 2006

Lesung im Jungbusch

Die Jungbuschstraße ist das Zentrum des multikulturellen Teils von Mannheim: türkische und italienische Nachbarschaftsvereine, viele Migranten auf der Straße, viele Restaurants und Kneipen. Vor allem aber keine Parkplätze und eine Kneipe, das »Café Blau«. Dort hatte ich am Mittwoch abend, 26. April 2006, eine Lesung.

Schätzungsweise zwei Dutzend Leute hatten sich in der kleinen gemütlichen Kneipe eingefunden, gut die Hälfte davon kannte ich aus früheren Zeiten. Entsprechend familiär empfand ich die Stimmung: Ich las, hatte die üblichen Probleme mit dem Mikro und meiner Stimme, und hinterher verkaufte ich Bücher und Fanzines.

Gut kam die Zugabe an. Ich las »Mein erster Kuss hieß Monika«, eine bisher nur in einem Fanzine veröffentlichte Kurzgeschichte. Und eine junge Frau verwickelte mich anschließend wegen dieser Geschichte in eine Diskussion – sehr amüsant!

25 April 2006

Scheißblödes Gefühl

Gestern abend noch das übliche Ritual: »Laß uns noch Nachrichten gucken.« Meist gibt es ja genügend zu lachen, weil sich Merkel und Co ausreichend blamieren.

Am gestrigen Abend stierten wir aber entsetzt auf die Glotze, als wir die Bilder aus Dahab sahen. Was für eine Scheiße.

Auffallend dabei für mich persönlich: So ein Anschlag berührt einen gleich doppelt, wenn man eine »Beziehung« zu irgendwas hat. In diesem Fall zum Ort.

Es ist keine drei Jahre her, als meine Freundin und ich in Dahab waren. Ein schöner Ort auf der Halbinsel Sinai, bestehend aus drei Teilgemeinden, kleine Restaurants und Hotels, außerhalb die gar nicht mal so häßlichen Hotelburgen. Großartige Berge in der Umgebung, auf die man klettern kann.

Ich fuhr mit dem Rad durch die Wüste oder am Strand entlang, meine Freundin war tauchen. Abends futterten wir uns die Wampe voll, manchmal trieben wir uns in den Straßen von Dahab herum, tranken Kaffee oder spielten mit den Einheimischen Backgammon.

Genau da, wo jetzt die Bomben hochgekommen sind. Plötzlich geht mir so ein Attentat so richtig nahe. Mist.

Werbung in Mannheim


Am Mittwoch abend, 26. April, ist meine Lesung in Mannheim, auf die ich mich schon richtig freue. Darauf hingewiesen habe ich ja schon.

Hoffentlich hält sich mein Heuschnupfen in Grenzen. Derzeit bin ich den halben Tag am Rotzen und Niesen, das ist echt kein schöner Anblick. Den will ich den Leuten in der Mannheim ersparen.

Immerhin haben sie einen netten Flyer gebastelt. Den zeige ich hier gleich mal, damit das auch schön dokumentiert ist.

23 April 2006

Ich brauch' 'ne Digi-Cam

Am sonnigen Sonntag, 23. April 2006: Karlsruhe erwacht im Frühsommerwahn. Männer mit kurzen Hosen und mit peinlichen T-Shirts heizen auf schnittigen Rennrädern durch die Grünanlagen. Aufgemotzte Kleinwagen rollen langsam mit heruntergelassenen Scheiben durch die Straßen und pusten Deppenmusik in die Gegend.

Und ich? Ich versuche, den Heuschnupfen zu ignorieren, und fahre mit dem neuen Rad durch Karlsruhe, ab in Richtung Naturschutzgebiet. In Knielingen, dem Ortsteil zwischen Weststadt und Rheinhafen, sehe ich ein großartiges Graffito.

Und bereue, keine Digitalkamera zu haben ... »Gras-Dieler ...!« steht da.

Originalgetreu und in krakeliger Schrift, schön schwarz auf hellgrauer Wand. So was muß doch der Nachwelt erhalten bleiben.

21 April 2006

Quer rüber durchs Netz

Vor ziemlich genau fünf Jahren, also am 28. April 2001, erschien ein Artikel von mir in der »taz«. Titel war: »Ein Reigentanz zum Knüppeltakt«. Gemeint war eine durchaus ironische Betrachtung der Chaostage in einem Sonderteil zum Thema »Brauchtum«.

Für den Artikel erhielt ich ein einmaliges Honorar, und ohne meine Einwilligung brachte ihn die »tageszeitung« sowohl auf ihrer Sammel-CD-ROM als auch auf ihrer Homepage. Wer ihn jetzt dort direkt herunterladen will, muss Geld dafür bezahlen. Geld, das im Zweifelsfall nicht auf meinem Konto landet.

Kleine Anmerkung am Rande: Die Autoren, mit denen ich zusammenarbeite, werden für die elektronische Veröffentlichung ihrer Romane selbstverständlich honoriert.)

Eigentlich wäre es sehr einfach, auf diesen Artikel zu verlinken, damit ihn jeder nachlesen kann. Geht aber nicht so einfach ...

Aber es gibt ja diverse Suchmaschinen, eine davon fängt mit »Go« an und hört mit »gle« auf. Mir egal, dass die neuerdings die Bösen sind. Man gebe dort in den Suchbereich die drei Zauberworte »Frick Reigentanz Knüppeltakt« und erhält genau zwei Suchbegriffe – und dort lässt sich der Text von mir wunderschön nachlesen.

Fünf Jahre alt ... ich finde ihn immer noch gut.

20 April 2006

Lesung in Berlin

Bevor ich es ganz verpeile: Demnächst steht ja auch eine Lesung in Berlin vor der Tür. Genauer gesagt, findet sie in Berlin-Kreuzberg statt, im Hinterhof der Fidicinstraße 3.

Das ist unweit des Mehringdamms und der Bergmannstraße – für diejenigen, die sich ein bißchen auskennen. Eine tolle Gegend, durch die ich schon vor über zwanzig Jahren mit Frank Böhmert und anderen netten Menschen gestromert bin.

In diesem Hinterhof befinden sich die Büroräume des Archivs der Jugendkulturen, und in diesen ist meine Lesung. Und zwar nicht im oberen Bürotrakt, sondern unten drin im Veranstaltungsraum.

Die Lesung ist am Samstag, 6. Mai 2006, um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, und der Autor freut sich, wenn er hinterher frisch gekaufte Bücher signieren darf ...

Café Klatsch - ein Nachbericht

Meine Lesung im Café Klatsch in Wiesbaden ist so lange nicht her – ich schrieb darüber ja auch in diesem Blog und bin nach wie vor sehr begeistert von der guten Stimmung, die dort herrschte.

Mittlerweile gibt es einen schönen Bericht im Netz dazu. Geschrieben wurde er von Struppi, der bei der Mainzer Band Bildungslücke mitspielt und auch schon seit vielen Jahren in der Punkrock-Szene aktiv ist. Ich wußte natürlich nicht, daß er auch einen Blog schreibt.

Der Bericht vom 31. März ist sehr schmeichelhaft. Danke für die Blumen! Aber gerade deshalb darf er hier nicht fehlen ...

19 April 2006

Ein beeindruckendes Stück Literatur

Als ob das Leben des Weltreisenden und Schriftstellers Joseph Conrad nicht schon spannend genug gewesen wäre – er schrieb auch noch einen der faszinierendsten »Hochliteratur«-Romane, die ich jemals gelesen habe. Ich meine »Herz der Finsternis«, den ich über Ostern geradezu verschlungen habe; trotz aller möglicher Aktivitäten.

Das Buch gibt's in dieser Literatur-Edition der Süddeutschen Zeitung als schönes Hardcover für wenig Geld. Da es eigentlich nur eine Novelle und kein Roman ist, wurde dem Text noch ein sachkundiges Nachwort des Schweizer Schriftstellers Urs Widmer beigefügt, der »Herz der Finsternis« ein wenig länger nachwirken läßt.

In einer leicht verschachtelten Erzählung berichtet der Autor – teils autobiografisch – von einer Expedition den Flußlauf des Kongo hinauf. In ein Reich der Perversion anfangs des 20. Jahrhunderts, in dem Sklaverei, Massenmord und Gleichgültigkeit gegenüber schwarzen Menschen zum Standard gehören, geht die Fahrt, die zugleich eine Reise ins Innere des Menschen selbst ist.

Düstere Beschreibungen, labyrinthartige Sätze und Szenen, die ich angesichts des tollen Stils zwei- oder gar dreimal hintereinander las ... das Buch ist große Klasse: ein Afrika-Roman voller Intensität, der möglicherweise auch Menschen packen kann, die sonst nicht so sehr von Afrika beeindruckt sind wie ich.

(Übrigens: Wer den Film »Apoclalypse Now« kennt ... der spielt zwar in Vietnam, ist aber nicht unähnlich.)

15 April 2006

Und: Hardcore!


Das neue OX ist da, und ich habe es noch nicht einmal gelesen. Wer aber mag und es noch nicht kennt, sollte mal im Plattenladen seines Vertrauens oder eben in einem gut sortierten Bahnhofsbuchhandel stöbern: Dort läuft jetzt die Fortsetzung von »Vielen Dank Peter Pank« und »Chaos en France«.

Der erste Teil von »Und: Hardcore!« (so der Arbeitstitel) ist jetzt erschienen. Ein Roman, der im Schwarzwald beginnt, zumindest in einer ländlichen Region zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Kalt ist es in den ersten Szenen, und überhaupt nicht punkig sieht das ganze aus.

Aber ich hoffe, daß ich die Kurve krieg': Die neue PETER PANK-Story, der dritte Teil der Trilogie also, soll ja ins Jahr 1987 hinüberführen (na ja, da ist die Story schon) und den Übergang von Deutschpunk zu Hardcore schildern.

Hups, jetzt hab' ich glatt zu viel verraten.

Gescheitert!


Ich hab's mal wieder versucht: Wieder einmal las ich einen literarischen Roman. »Man will ja mitreden können« oder so.

In diesem Fall traf es einen Roman des mehrfach preisgekrönten Schriftstellers Arno Geiger, der das Wunderkind der deutschen Literatur ist und wirklich alle nur erdenklichen Preise und Lobreden der letzten fünf Jahre kassierte. Sein Buch »irrlichterloh« lag vier Jahre lang als Taschenbuch bei mir zu Hause herum – die freundliche Lektorin von dtv hatte es mir geschenkt –, bis ich es mir endlich vornahm.

Nach vierzig von nicht mal 200 Seiten gab ich auf. Gegenwartsprosa mit gedrechselten Dialogen, ohne daß auf den Seiten auch nur was passiert. Einige nette Ideen – der Held ist einer, der nachts mit der Spraydose loszieht und Schilder beschmiert – reißen die kreuzlangweilige Story nicht aus dem Sumpf der Langweilerliteratur heraus.

Ich gebe zu, daß es garantiert an mir liegt, daß ich damit nichts anfangen kann. So anspruchsvolle Literatur ist einfach nichts für mich, das ist eine traurige Tatsache. Ich habe »Irrlichterloh« in die Altpapiertonne geworfen, da gehört es hin.

Und ich werd' mich eben weiterhin ans Triviale halten müssen ...

08 April 2006

Zwischenstimmung

Ein seltsames Wochenende. Man merkt es daran, daß ich an diesem Samstag abend zu Hause bin.

Donnerstag und Freitag war Vertreterkonferenz. Sprich: Die Außendienstmitarbeiter des Buchverlags sind da, und die Lektoren erzählen etwas über ihre neuen Bücher. Ich erzählte also viel über geplante Titel im Jahr 2006 und vor allem mit einer Perspektive fürs Jahr 2007. Abendessen gab es am Donnerstag auch.

Viel Erholung habe ich nicht an diesem Wochenende. Heute habe ich die Autorenkonferenz vorbereitet. Die geht am Montag morgen um zehn Uhr los. Die Autorenkollegen rücken aber bereits am Sonntag abend an, also treffe ich mich mit ihnen im Hotel, um mit ihnen in lockerer Runde zu Abend zu essen und etwas zu trinken.

Richtig los geht es am Montag, zu Ende ist es irgendwann nachts, und am Dienstag morgen werden sicher einige zu Einzelgesprächen auftauchen.

Und wenn Ostern ist, bin ich platt.

06 April 2006

»Ex-Steffi« geräumt

Bei meiner Lesung in Wiesbaden in der letzten Woche habe ich den Leuten im Publikum noch von der Situation des besetzten Hauses in Karlsruhe erzählt. Auch davon, daß die Stadt Karlsruhe offensichtlich alles unternimmt, die Situation eskalieren zu lassen, und sich nicht bemüht, den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses eine neue Heimat suchen zu lassen.

Ich zitiere aus der Karlsruher Online-Zeitung ka-news: »Heute am frühen Morgen um kurz nach 6 Uhr ist das als Ex-Steffi bekannte und besetzte Gebäude in der Schwarzwaldstraße 79 von Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei geräumt worden.«

Damit ist die Geschichte besetzter Häuser in Karlsruhe erst einmal zu Ende. In den 80er Jahren gab es erste Versuche – unter anderem in der Leopoldstraße, in der ich später auch wohnte. In den frühesten 90er Jahren wurden die zwei Häuser in der Stephanienstraße besetzt, aus denen die »Steffi« wurde.

Und nachdem die damaligen Besetzer abziehen mußten, konnten sie in das Nachfolgeprojekt hinterm Hauptbahnhof umziehen, in die »Ex-Steffi«. Die ist jetzt anscheinend auch Geschichte. Ein Investor für das Gelände ist wahrscheinlich noch nicht gefunden; davon redete die Stadt Karlsruhe ja die ganze Zeit.

Es ist ein schmutziges Spiel, bei dem mir echt schlecht wird.

Fotos von der Räumung gibt es übrigens schon auf der Homepage der »Ex-Steffi«. Ich gehe im übrigen davon aus, daß die Aussage der Ex-Besetzer stimmt, die Polizei habe alles kurz und klein geschlagen. Nach der kurzfristigen Besetzung eines Gebäudeflügels in der Nähe hat damals die Polizei sogar einzelne Waschbecken zertrümmert – für so einen Scheißdreck hat man anscheinend immer Geld.

04 April 2006

Ich lese in Mannheim!

Mittlerweile ist es hundertprozentig sicher: Ich bin als Gast im »Blau« in Mannheim, wo ich am Mittwoch, 26. April 2006, ab 20.30 Uhr aus meinem Buch »Chaos en France« sowie anderem Schmuddelkram vorlesen werde.

Super – in Mannheim habe ich schon mehrmals im Autonomen Zentrum gelesen, da ist es durchaus auch mal interessant, in ein Café zu gehen. Gespannt bin ich darauf, welches Publikum mich dort erwarten wird.

Auf der »Blau«-Homepage wird die Lesung übrigens sehr schön angekündigt: einfach unter der Rubrik »Kultur« nachschauen!

01 April 2006

Bedrückendes Thema

Ein Thema, das mir bislang nicht so recht bekannt war: Jugendliche, die während des Dritten Reiches ihre Begeisterung für amerikanischen Jazz und Swing mit frechem Auftreten und lauten Tanzveranstaltungen ausdrückten. Das böse Ende kam nach kurzen, rauschhaften Jahren: Die Gestapo löste die Tanzveranstaltungen auf, die Jugendlichen kamen zu einem großen Teil in Konzentrationslager.

Die »Swing Kids«, wie Jörg Ueberall die Jugendlichen im gleichnamigen Buch nennt, waren die Angehörigen der ersten selbständigen Jugendkultur in Deutschland. In einer Zeit, die ohne Übertreibung die finsterste der deutschen Geschichte ist, trotzten sie der Gleichmacherei und stellten sich rebellisch gegen Hitlerjugend und volkstümliche Marschmusik.

Das vorliegende Buch zeichnet die Geschichte der Swing-Jugendlichen nach, spezialisiert sich dabei stark auf die Szene in Hamburg. Beeindruckende Berichte über Tanzveranstaltungen, weniger fröhliche Aussagen über das Ende der Bewegung und ein hoffnungsvoller Blick auf die Zeit nach dem Krieg: Die Swing Kids waren echte Rebellen, vielleicht unpolitisch, aber auf jeden Fall antifaschistisch.

Die 110 Seiten lesen sich leicht, das Buch ist auf jeden Fall für diejenigen interessant, die mehr über Jugendkulturen wissen wollen. Gibt's mit der ISBN 3-936068-68-2 in jeder Buchhandlung oder direkt beim Archiv der Jugendkulturen.