06 November 2024

Eine Bahnhofshalle in Frankreich

Ich liebe es immer wieder, Science Fiction zu lesen, die ein bisschen älter ist. Das kann manchmal schiefgehen, weil die Charaktere in früheren Zeiten oft arg flach gezeichnet wurden, kann aber auch große Freude machen. So las ich zuletzt eine Geschichte von Joanna Russ, die den schönen Titel »Die außergewöhnlichen Reisen der Amelie Bertrand« trägt und in der Anthologie »Insekten im Bernstein« veröffentlicht wurde.

Die Anthologie erschien 1980 in der Reihe »Die besten Stories aus The Magazine of Fantasy and Science Fiction«, es war die Folge 57 dieser Reihe, in der sich immer wieder Perlen entdecken lassen. Zusammengestellt wurde sie von Manfred Kluge, und ich trauere ein wenig den Zeiten nach, in denen ständig hochwertige Anthologien mit internationaler Science Fiction veröffentlicht wurden.

Die Geschichte spielt in Frankreich – für amerikanische Leser dürfte das exotisch genug gewesen sein – und irgendwann im 20. Jahrhundert. Ohne ins Detail zu gehen: Ein Durchgang in einer Bahnhofshalle führt offensichtlich in andere Dimensionen. Dort kann man unglaubliche Abenteuer erleben und kehrt dann, ohne Zeit verloren zu haben, in die eigene Welt zurück.

Das ist vielleicht nicht schreiend originell, aber Joanna Russ macht daraus eine elegant geschriebene, sehr unterhaltsame Geschichte, die wunderbar unterhält und sehr leichtfüßig daherkommt. Ob das nun Science Fiction oder Fantasy ist, darüber mögen die Gelehrten schreiben – in ihrer klassischen Art hat mich die Geschichte auf jeden Fall überzeugt.

Manchmal ist so ein Traum von anderen Welten sowieso zu begrüßen. Vielleicht ist das ein eskapistischer Gedanke, vielleicht ist es sogar weltfremd, solche Träume zu haben. An manchen Tagen aber finde ich sie sehr postitiv.

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