18 Oktober 2023

Fieser und glaubhafter Polit-Thriller

Zu Beginn der 90er-Jahre verändert sich die politische Landkarte in den Vereinigten Staaten: Bill Clinton und die Demokratische Partei kommen an die Macht; viele Hinterlassenschaften der Republikaner stehen auf dem Prüfstand. Vor diesem Hintergrund, der nur am Rand erwähnt wird, spielt der Roman »Die im Dunkeln« von Ross Thomas. Der amerikanische Autor veröffentlichte seinen Thriller bereits 1994; ich las ihn in der gelungenen Neuausgabe im Alexander-Verlag, die seit 2005 im Handel ist.

Die Hauptfigur des Romans – der Begriff »Held« wäre hier unpassend – ist Edd Partain, ein ehemaliger Vietnam-Veteran, der in den 80er-Jahren an allerlei schmutzigen Geschäften in El Salvador beteiligt war und zur aktuellen Handlungszeit pleite ist. Er erhält einen Auftrag, nimmt an, hilft dann einer Frau, die vor allem im Spenden-Geschäft aktiv ist; sie kümmert sich also darum, dass die Demokraten an Parteispenden kommen, womit sie sich nicht nur Freunde macht.

Während Partain noch meint, er sei vielleicht eine Art Leibwächter, geschehen die ersten Morde. Und schnell wird klar, dass die Ereignisse in El Salvado und die Vergangenheit mancher Ex-Soldaten bis in die frühen 90er-Jahre hineinwirken ...

Übersetzt wurde der Roman von Gisbert Haefs, der auch ein Nachwort dazu schrieb. Der Autor und Übersetzer weist darin auf einige Besonderheiten des Romans hin; in einer separaten Übersicht erklärt er zudem einige Anspielungen, die heutigen Lesern nicht sofort geläufig sein dürften. Alles in allem ordnet er »Die im Dunkeln« somit sehr gut ins Zeitgeschehen ein und macht die Lektüre so im Nachhinein noch interessanter.

Dabei kann der Roman gut für sich allein stehen. Klar, es geht um die frühen 90er-Jahre, und eine Begrifflichkeit wie »Little Rock«, die ständig und ohne Erklärung erwähnt wird, ist heute nicht mehr geläufig (die Clintons kamen von dort). Aber darüber kann man flott hinweglesen. Ross Thomas zeigt die persönlichen Verwicklungen von Menschen, die mit den kriminellen Machenschaften von Politikern in einen zu engen Kontakt geraten. Das bezahlen sie teilweise sehr schnell mit dem Leben.

Der Autor führt viele Figuren durch seinen Roman; am Anfang hätte ich mir da ein Personenverzeichnis geführt. Aber man kommt gut rein, man kann sich mit den Figuren vertraut machen, und nach einiger Zeit hat man sie gut vor Augen. Knappe Beschreibungen, lakonische Dialoge, ein wenig Sex und Gewalt – eine unterm Strich rasante Handlung, die sich immer mal wieder steigert und am Ende knallig ausläuft.

Cool. Ich freue mich schon darauf, den nächsten Roman von Ross Thomas zu lesen!

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Informationen zu »Die im Dunkeln« gibt es unter anderem auf der Internet-Seite des Alexander-Verlags.
Hier:
https://www.alexander-verlag.com/programm/titel/die-im-dunkeln.html