23 Juli 2016

Medien und München

Mir ging es am Freitagabend, 22. Juli 2016, wahrscheinlich so wie vielen anderen Menschen in Deutschland auch: Ich bekam mit, dass es in München eine Schießerei gegeben hatte, hörte das Wort »Terror« und befürchtete das Schlimmste. Und wie viele andere auch, stürzte ich mich dann auf die Medien und versuchte herauszubekommen, was wirklich los war.

Wenig zweckdienlich war, sich auf das Fernsehen zu verlassen. Wenn dort allen Ernstes Twtter-Nachrichten als Quelle benutzt werden, kann ich auch gleich auf Twitter umschalten. Das machte ich dann, in der Hoffnung, dort mehr zu erfahren – immerhin kenne ich einige Leute in München und wollte gern wissen, was dort wirklich passiert.

Doch wenn man die Hashtags »München« oder »Munich« benutzte, kam leider haufenweise Unfug an. Damit meine ich nicht einmal den rechtsradikalen Dreck allein. Wer zum Stichwort »München« allen Ernstes ein Fotomontage von Angela Merkel in Umlauf bringt, das sie mit blutverschmiertem Gesicht und blutigen Händen zeigt, der ist in meinen Augen schlichtweg geisteskrank.

Auch diverse Falschmeldungen schlugen bei Twitter schnell durch: Liegende Menschen am Fuß einer Rolltreppe schockierten mich, bis die Meldung rasch verbreitet wurde, dass es sich bei diesem Bild um Aufnahmen aus Südafrika handelte. Da fragt man sich: Wer verbreitet so etwas – und warum tut er oder sie so etwas?

Immerhin sah ich bei Twitter das kurze Video von der Schießerei bei »McDonald's« lange Zeit, bevor es im Fernsehen verbreitet wurde. Auch die Szene auf dem Dach des Parkhauses, die mittlerweile überall im Fernsehen gezeigt wird, wurde mir via Twitter recht schnell zur Kenntnis gebracht.

Später gingen wir doch noch aus dem Haus, noch später setzen wir uns wieder vor die Glotze. Die Informationslage war auch nach Mitternacht dünn, spekuliert wurde aber munter über alles Mögliche. Der einzige, der an diesem Abend so wirkte, als hätte er alle Sinne beisammen, war der Polizeisprecher. (Und die Menschen, die ihre Türen für diejenigen öffneten, die in dieser Nacht keine Möglichkeit hatten, wegen der gesperrten Bahnen nach Hause zu kommen.)

Für mich stellte sich die Medienlandschaft sehr konfus dar. Die Situation war für die Menschen vor Ort schlimm, um die Toten und Verletzten tut es mir leid – die Polizei schien ihre Arbeit so gut wie möglich gemacht zu haben. Aber sich mithilfe von Sozialen Netzen ein objektives Bild zu machen, ist offenbar nicht so einfach ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Salut, Klaus.
Neben all der real angerichteten Tragik betrachtet...so muß die Live-Schalte der TV-Sender, das Stochern in dickem Spekulationsnebel ein erkleckliches Trauerspiel gewesen sein. Die Radio-Sender (auf meinem Speicher) hatten zumindest die Courage erst dann zu berichten (!) als es Fakten zu berichten gab.

Warum Zeitgenoßen soziale Medien mit Falschheit korrumpieren!? Der Fetisch, die eigene "Weltsicht" zu bedienen, Geltungssucht oder schlicht, weil man/frau keinen Sinn für Empathie mehr übrig hat.

Leider hat die Wortfluterei bei Twitter & Co viel von Latrinenparolen intus.

Zumindest - diverse Jungs & Mädels, von der Alternative für's selber Denken, haben sich mit ihren vorzeitigen Ergüssen wieder selbst das Knie penetriert.

bonté