26 Juli 2016

Flanieren bei Nacht

Es war gegen Mitternacht, und ich war mit dem Rad unterwegs. Vom Punk-Konzert war ich noch total aufgeputscht, mein Körper von Adrenalin und guter Laune geschwemmt, der Kopf voller Musik und Energie. Ich hätte mich nicht ins Bett legen können, ich musste mich bewegen. Also fuhr ich nicht direkt nach Hause, sondern flanierte mit dem Rad durch stille Innenstadtstraßen.

Ich radelte nicht schnell, trödelte aber nicht. Während ich in die Pedale trat, nahm ich meine Umgebung bewusst wahr, ließ sie an mir vorbeigleiten, genoss die unterschiedlichen Eindrücke. Es war eine laue Nacht, die Hitze des Tages war verschwunden, oder mein Körper war so übertourt, dass ich die Temperaturen falsch einordnete.

Es war praktisch niemand unterwegs, in der Stunde nach Mitternacht ist die Stadt oft leer und still, vor allem in den Nebenstraßen. Ich glitt durch die Oststadt, die Stadtmitte, die Weststadt und Mühlburg, in einem riesigen Bogen, der mehrere Kilometer länger war als jeder direkte Weg, und ich genoss jeden Meter davon.

Meine Reifen rollten fast lautlos, ich atmete gleichmäßig, und auf diese Weise saugte ich die wenigen Geräusche dieser Nacht in mich auf. Aus der Ferne dröhnte die Autobahn herüber, irgendwo hörte ich Autos durch die Hauptstraßen der Stadt rollen. Aber in den Nebenstraßen, die ich benutzte, war es angenehm ruhig.

Hinter den Fenstern schimmerte manchmal noch Licht oder flackerte ein Fernseher, meist aber waren sie dunkel. Autos schienen am Straßenrand zu schlafen, die Stadt hielt den Atem an.

Es würde eine neue Woche kommen, nur noch wenige Stunden trennten mich von ihr – aber in diesen Minuten der Dunkelheit, der Ruhe und der Einsamkeit fühlte ich mich mit meinem Fahrrad und der Stadt verbunden, sicher und ruhig.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Welche Band schafft es, noch solche Gefühle hervorzulocken?