11 April 2014

Phantastischer Film über eine surreale Welt

Ich habe den Roman »Der Schaum der Tage« nie gelesen. Meine Versuche, mich dem Werk des französischen Schriftstellers Boris Vian zu nähern, sind kläglich gescheitert. In Frankreich gilt der Mann als Kultautor, und »Der Schaum der Tage« gilt als sein Meisterwerk. Im vergangenen Jahr kam eine Neuverfilmung des Romans ins Kino, die ich allerdings verpasste – jetzt habe ich sie mir auf DVD angeschaut.

Verantwortlich für den Film ist Michel Gondry, der schon einen Oscar kassiert hat und dessen Film »Science Of Sleep« ich genial fand. Als Hauptdarsteller hat er Stars wie Romain Duris, Audrey Tatou und Omar Sy verpflichtet, die er durch eine absurde bis surreale Welt schickt – letztlich erzählt er aber eine unglaublich tragische Liebesgeschichte, bei der man am Ende eigentlich weinen möchte.

Die Bilder, die der Regisseur mit seinem Team findet, sind beeindruckend: Wenn getanzt wird, verlängern sich die Beine der Tanzenden in grotesker Weise. Die Türklingel ist ein herumkrabbelndes Insekt, das – nachdem man es erbost zerstört hat – in zahlreiche kleinere Insekten zerfällt, zur Tür zurückflitzt und sich dort wieder zusammensetzt.

Das Liebespaar lässt sich von einer Wolke über die Dächer von Paris tragen, während ein Kranführer dazu Musik von einer alten Schallplatte laufen lässt. Bei einem Picknick im Freien wird die Welt in zwei Hälften geteilt, exakt an einer Trennlinie: Auf der einen Seite scheint die Sonne, auf der anderen Seite regnet es in Strömen.

Als Zuschauer blieb mir nicht nur einmal der Mund vor Staunen offen stehen, ich war fasziniert von den Bildern und begeistert von der überschäumenden Phantasie der Filmproduzenten. Das ist Fantasy ohne jegliches Fantasy-Klischee, wie man sie bisher noch nie gesehen hat.

Allerdings hat der Film aber einfach seine Längen. Letztlich handelt es sich um eine tragische Liebesgeschichte, die in bizarren Szenen beginnt, über längere Strecken hinweg amüsant bleibt und dann immer düsterer wird. Während die junge Frau krank und kränker wird, während der junge Held die dümmsten Arbeiten annehmen muss, damit beide weiter durchhalten können, verändern sich die Bilder: Großzügige Wohnungen werden zu Müllhalden, der Film ist am Ende nur noch schwarzweiß.

Man muss den Film wohl nicht gesehen haben, die Längen nerven sicher den einen oder anderen auch – unterm Strich ist es aber ein beeindruckendes Werk mit vielen tollen Sequenzen. (Vielleicht sollte ich die Kinoversion mit eineinhalb Stunden empfehlen; ich schaute mir die komplette Zwei-Stunden-Version an ...) Aber Freunde des phantastischen Films sollten diesen Streifen mal auf die Liste der noch anzuguckenden Filme setzen und stattdessen lieber mal eine aktuelle Superhelden-Geschichte auslassen ...

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Wen es interessiert – hier der direkte Link zum Trailer von »Der Schaum der Tage«:
http://www.youtube.com/watch?v=g7WFaIqjWVI