27 Mai 2025

Gesamtausgabe eines Phantastik-Klassikers

Zu den Comics, mit denen mich seit langem etwas verbindet, gehört der Dreiteiler »L’état morbide«, der in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Da seine Hauptfiguren allesamt Punks sind oder zumindest aus der Punk-Szene kommen, während die Geschichte zur Phantastik gezählt werden kann, fand ich die drei Bände großartig – auch wenn ich die komplette Handlung nicht so richtig kapierte.

Ich lieh die drei Bände oft aus, irgendwann waren sie völlig zerfleddert, und irgendwann waren sie verschwunden. Deshalb war ich sehr froh, als beim Splitter-Verlag eine schicke Hardcover-Ausgabe erschien, die nicht nur die drei originalen Alben enthält, sondern auch ein umfangreiches Nachwort mit Texten und Bildern – ich mag so etwas ja sehr.

Die Geschichte lässt sich sehr kompliziert und detailreich erzählen, oder man beschränkt sich auf die grundlegenden Motive. Das will ich versuchen: Charles ist ein Comic-Künstler, der ein wenig punkig aussieht und sich vor allem mit Leuten umgibt, die ebenfalls punkig aussehen, entsprechende Frisuren haben und auf ihren Jacken provokante Aussagen oder Buttons spazierentragen. Er bezieht eine düstere Wohnung in einem eigentlich schönen Viertel von Brüssel, wo er in immer seltsamere Visionen verfällt und langsam – wie es aussieht – den Verstand verliert …

Hat er es mit echten Geistern zu tun, bildet er sich alles nur ein? Seine Freunde, die ihm helfen wollen, werden ebenfalls in den Bann des Gebäudes gezogen. Die alptraumhaften Szenen halten bis zum Ende an, eine echte Auflösung gibt es nicht.

»L’état morbide« ist nach allen Jahren immer noch klasse: Die Geschichte ist mysteriös und spannend, als Leser tappt man ebenso im Dunkeln wie die Hauptfigur. Die unheimlichen Elemente gestalten die Handlung gruselig, und das liest sich nach wie vor faszinierend.

Die grafische Gestaltung überzeugt ebenfalls. Daniel Hulet hat einen Stil, der realistisch wirkt, auch und gerade bei den phantastischen Szenen; seine Figuren sehen glaubhaft aus, das alte Haus wirkt dämonisch, manche Szenen sind voller Fratzen, die man mit großem Staunen betrachtet.

»L’état morbide« ist immer noch ein überragender Phantastik-Comic. Starke Gesamtausgabe – unbedingt empfehlenswert!

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Hier geht’s zur Verlagsseite zu »L’état morbide«, wo man sich auch eine Leseprobe anschauen kann:
https://www.splitter-verlag.de/letat-morbide-gesamtausgabe.html