29 September 2022

Zukunftsperspektive Karlsruhe

Als ich durch die Innenstadt von Karlsruhe radelte, kam ich am Marktplatz vorbei und sah eine Reihe von großformatigen Plakaten. Sie standen unter dem Titel »Zukunftsperspektive« und stellten Menschen aus der Ukraine ins Zentrum. Ein großes Bild zeigte meist eine Person als Porträt, ein kleineres Bild dieselbe Person irgendwo in Karlsruhe, in Begleitung idealerweise.

Ich hielt an und sah mir die Bilder allesamt an, las auch die Texte dazu. Eine schöne Aktion der Jüdischen Gemeinde in Karlsruhe: Flüchtende Menschen aus der Ukraine werden hier vorgestellt, mit ihren Schicksalen (ausgebombt, geflüchtet, die ganzen Dramen) und ihren Träumen (Fuß fassen in Karlsruhe, Kinder auf die Schule schicken, eben solche Dinge).

Das fand ich gut: Ich weiß, dass in der Nähe des Hauses, in dem wir wohnen, Dutzende oder gar Hunderte von Flüchtlingen untergebracht sind. Man merkt es an den Autos mit ukrainischen Kennzeichen in der Nachbarschaft und an den Leuten, die neuerdings im Park oder auf der Straße unterwegs sind und in einer bislang unbekannten Sprache miteinander reden. Aber so bekommen viele Schicksale ein klareres Gesicht als bisher.

3 Kommentare:

My. hat gesagt…

Ich finde das seltsam. Die Ukraine und Syrien haben beide keine direkte Grenze zu Deutschland. Und trotzdem hat wohl niemand solches für syrische Flüchtlinge veranstaltet. Was ist schlechter an diesen? Weil sie nicht mit dem Auto kommen und damit offensichtlich nicht wohlhabend genug sind, um in Deutschland Fuß fassen zu dürfen? -- Ich habe nichts gegen solche Aktionen für Ukrainer. Aber ich finde - wenn, dann sollte man so was für alle Flüchtlinge veranstalten, die nach Deutschland kommen. Sie haben es alle verdient.

Enpunkt hat gesagt…

Dieser Kritik stimme ich grundsätzlich zu. Warum Flüchtlinge aus der Ukraine anders eingestuft werden als Flüchtlinge aus Syrien oder Gambia, hat natürlich die unterschiedlichsten Gründe ... Aber ich stimme zu: Deutschland sollte auch Menschen aus Syrien oder sonstwoher positiv in Empfang nehmen.

In dem von mir geschilderten Fall geht's – so habe ich das verstanden – vor allem um Flüchtlinge jüdischen Glaubens (nicht nur), die in der Jüdischen Gemeinde in Karlsruhe eine Zuflucht gefunden habe.

My. hat gesagt…

Klar, für Juden etwas zu tun, ist immer gut - ich meine das nicht hämisch, sondern durchaus ernst. Aber dann sollte gerade die Jüdische Gemeinde (nicht nur in Karlsruhe, sondern überall) nicht vergessen, dass es auch syrische Juden und afrikanische Juden gibt. Und das sind - wie überall - keine Einzelfälle.
Bleibt zu hoffen, dass das Engagement in Karlsruhe ein Anfang ist. Wofür auch immer.