Wie oft Punkrock und Hardcore in den vergangenen vierzig Jahren totgesagt worden ist, wissen nicht einmal die klügsten Wissenschaftler, die sich mit dieser Szene beschäftigen – die wissen sowieso nicht viel, wenn man mich fragt. Aber wenn ich mir anschaue, dass in Städten wie Kopenhagen auf einmal eine ganz neue Szene brodelt und eine Band nach der anderen entsteht, die den alten Sound wieder entdeckt, ist mir nicht bange vor der Zukunft.
Eine der vielen frischen Bands aus der dänischen Hauptstadt ist Brudte Lofter. Die vier Typen spielen seit den Zehnerjahren zusammen; sie gehören zu der neuen, sehr stark aufstrebenden Szene, die man ja schon als K-Town-Sound bezeichnet. Ich habe mir ihre erste EP gekauft, die im Herbst 2013 aufgenommen worden ist; mittlerweile gibt es weitere Tonträger.
Die vier Stücke sind nicht schreiend originell, sie sind weder besonders schnell, noch besonders melodisch. Es gibt halt rüpeligen HC-Sound, der aber nichts mit dem Metal zu tun hat, der zeitweise in die Szene eingekehrt ist; das alles klingt eher nach dem schroffen Hardcore der 80er-Jahre.
Der Sänger brüllt die Worte richtig raus, die Instrumente sind schroff, und alles klingt sehr knallig. Die Platte hat den schönen Titel »Ung dum & desperat«; da alle Texte auf dänisch sind und kein Textblatt mit einer anderen Sprache beiliegt, kann man nur raten, was das heißt – aber die Übersetzung liegt ja nahe.
Hin wie her: starker Einstieg für diese Band. Ich hole mir auch die anderen EPs von denen. (Veröffentlicht wird das alles bei dem Label Gummopunx Records – das klingt schon mal nett.)
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
29 September 2017
Märchenhaft-wunderschöne Kindergeschichte
Zu den Kinderbüchern, die eine phantastische Geschichte erzählen und die mich in jüngster Zeit echt begeisterten, zählt »Im Garten der Pusteblumen«. Verfasst wurde die Geschichte von Noelia Blanco, einer in Argentinien geborenen Autorin, die in Frankreich lebt und Kinderbücher verfasst. Die beeindruckenden Illustrationen stammen von Valeria Docampo, die ebenfalls aus Buenos Aires kommt und seit vielen Jahren für Kinderbuchverlage arbeitet.
Worum geht's in dem Buch? Um ein Tal, in dem es die Perfekten Maschinen gibt. Diese sind so perfekt, dass die Menschen sich nichts mehr wünschen müssen – alles ist perfekt, und die Maschinen befriedigen auf Knopfdruck alle Bedürfnisse. Alles versackt im drögen Einerlei, doch die Schneiderin Anna hat noch verborgene Wünsche.
Sie kommt in den Pusteblumengarten, sie trifft auf andere Menschen, und am Ende schafft sie es, dass sich die Windmühlen wieder drehen und die Menschen das Wünsche neu erlernen. Die Magie der Wünsche und der Worte wird in wenigen Sätzen erzählt, und sie berührt einen.
Dass wir uns klar verstehen: »Im Garten der Pusteblumen« ist ein Bilderbuch für Kinder, doch die doppelseitigen Illustrationen sind durchaus für Erwachsene spannend und ansprechend. Sie sind manchmal düster, sie vermitteln beeindruckende Stimmungen.
Es ist eine phantastische Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes, sie regt die Phantasie der Kinder an. Toll!
(Wer mir nicht glaubt, schaue sich die Internetseite des Mixtvision-Verlages an; dort steht sogar ein kleines Video zu dem außergewöhnlich schönen Buch zur Verfügung!)
Worum geht's in dem Buch? Um ein Tal, in dem es die Perfekten Maschinen gibt. Diese sind so perfekt, dass die Menschen sich nichts mehr wünschen müssen – alles ist perfekt, und die Maschinen befriedigen auf Knopfdruck alle Bedürfnisse. Alles versackt im drögen Einerlei, doch die Schneiderin Anna hat noch verborgene Wünsche.
Sie kommt in den Pusteblumengarten, sie trifft auf andere Menschen, und am Ende schafft sie es, dass sich die Windmühlen wieder drehen und die Menschen das Wünsche neu erlernen. Die Magie der Wünsche und der Worte wird in wenigen Sätzen erzählt, und sie berührt einen.
Dass wir uns klar verstehen: »Im Garten der Pusteblumen« ist ein Bilderbuch für Kinder, doch die doppelseitigen Illustrationen sind durchaus für Erwachsene spannend und ansprechend. Sie sind manchmal düster, sie vermitteln beeindruckende Stimmungen.
Es ist eine phantastische Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes, sie regt die Phantasie der Kinder an. Toll!
(Wer mir nicht glaubt, schaue sich die Internetseite des Mixtvision-Verlages an; dort steht sogar ein kleines Video zu dem außergewöhnlich schönen Buch zur Verfügung!)
28 September 2017
In La Bonne Auberge
Es ging ein feuchter Wind, als wir im September 2005 an der belgischen Küste entlangfuhren. Wir hatten nichts vorgebucht, wir waren »ganz spontan« unterwegs. Das mag zwar ganz romantisch sein, kann aber nerven, wenn man einen Pennplatz für die Nacht sucht. Ostende fanden wir ein wenig anstrengend und wenig ansprechend, also steuerten wir De Haan an; das Dorf sah ganz nett aus.
Viele Häuser wirkten, als seien sie aus der Zeit gefallen: Entweder hatte man sie in der modernen Zeit noch mal auf alt getrimmt, oder sie waren wirklich aus dem 19. Jahrhundert übrig geblieben. Die Dächer waren teilweise mit Reet gedeckt, die Fassaden der Häuser wirkten klassisch schön.
Wir fragten in zwei Gasthäusern, und in »La Bonne Auberge« bekamen wir das letzte Zimmer. Preiswert fand ich das nicht, aber die Lage war super, und die Zimmer hatten eine schöne Aussicht. Vom Gasthaus waren wir mit wenigen Schritten an den Dünen und damit an der Nordsee, die Restaurants des Ortes lagen ebenfalls in der Nähe.
Am Abend stromerten wir durch das Dorf, wir strandeten in einem Restaurant, wo wir lecker zu Abend futterten. Die Luft roch nach Salz und Fisch; für ein Landei wie mich war das recht exotisch. In der Dunkelheit bummelten wir am Strand entlang, die Dünen wie gestrandete Monstren in der Dämmerung.
Und später schlief ich wunderbar in unserem Zimmer, das Kreischen der Möwen und das Rauschen des Windes im Ohr. Nicht einmal der in der Nacht einsetzende Regen konnte meine prächtige Laune einbremsen.
Viele Häuser wirkten, als seien sie aus der Zeit gefallen: Entweder hatte man sie in der modernen Zeit noch mal auf alt getrimmt, oder sie waren wirklich aus dem 19. Jahrhundert übrig geblieben. Die Dächer waren teilweise mit Reet gedeckt, die Fassaden der Häuser wirkten klassisch schön.
Wir fragten in zwei Gasthäusern, und in »La Bonne Auberge« bekamen wir das letzte Zimmer. Preiswert fand ich das nicht, aber die Lage war super, und die Zimmer hatten eine schöne Aussicht. Vom Gasthaus waren wir mit wenigen Schritten an den Dünen und damit an der Nordsee, die Restaurants des Ortes lagen ebenfalls in der Nähe.
Am Abend stromerten wir durch das Dorf, wir strandeten in einem Restaurant, wo wir lecker zu Abend futterten. Die Luft roch nach Salz und Fisch; für ein Landei wie mich war das recht exotisch. In der Dunkelheit bummelten wir am Strand entlang, die Dünen wie gestrandete Monstren in der Dämmerung.
Und später schlief ich wunderbar in unserem Zimmer, das Kreischen der Möwen und das Rauschen des Windes im Ohr. Nicht einmal der in der Nacht einsetzende Regen konnte meine prächtige Laune einbremsen.
27 September 2017
Ein zu derber Einstieg?
Gleich mehrere Menschen sprachen mich in Wolfenbüttel an; sie fanden den Einstieg in meinen Roman »Das blutende Land« zu derb. Den Einstieg kann man seit einiger Zeit im Internet lesen, die Leseprobe steht mit über vierzig Seiten zur Verfügung. »Das ist mutig«, sagte eine Person, während eine andere meinte, damit schlösse ich Leser aus.
»Die Gedärme des Schafs glitzerten im Licht der zwei Monde wie silbrige Würste, ineinander verschlungen und von einer Schicht aus getrocknetem Blut bedeckt.« So lautet der erste Satz meines Romans. Ja, das klingt nicht nett, aber es ist doch auch nicht brutal. Es geht nicht um einen ermordeten oder zerstückelten Menschen, wie man das bei vielen Thrillern heutzutage liest.
Es geht zudem damit weiter, dass ich meine Hauptperson vorstelle: »Sardev starrte in die flache Senke hinunter, auf den Haufen aus totem Fleisch, Blut und Knochen, als habe er noch nie ein geschlachtetes Tier gesehen.« Das finde ich jetzt nicht übermäßig brutal und auch nicht mutig.
Und: »Er sog den metallischen Geruch ein, der aus der Senke drang.« Soweit der erste Absatz des Romans.
Wenige Wochen, bevor mein Fantasy-Roman erscheinen wird, bin ich glatt ein wenig verwirrt. Klar wollte ich mit dem ersten Satz eine »Tonality« vorgeben, wollte damit sagen, dass hier keine lustige Zwergengeschichte kommt. Aber als brutal empfand ich das nicht. Vielleicht deshalb, weil ich auf einem Dorf großgeworden bin, wo man als Junge auch mal mitbekam, wie ein Tier geschlachtet wurde ...
»Die Gedärme des Schafs glitzerten im Licht der zwei Monde wie silbrige Würste, ineinander verschlungen und von einer Schicht aus getrocknetem Blut bedeckt.« So lautet der erste Satz meines Romans. Ja, das klingt nicht nett, aber es ist doch auch nicht brutal. Es geht nicht um einen ermordeten oder zerstückelten Menschen, wie man das bei vielen Thrillern heutzutage liest.
Es geht zudem damit weiter, dass ich meine Hauptperson vorstelle: »Sardev starrte in die flache Senke hinunter, auf den Haufen aus totem Fleisch, Blut und Knochen, als habe er noch nie ein geschlachtetes Tier gesehen.« Das finde ich jetzt nicht übermäßig brutal und auch nicht mutig.
Und: »Er sog den metallischen Geruch ein, der aus der Senke drang.« Soweit der erste Absatz des Romans.
Wenige Wochen, bevor mein Fantasy-Roman erscheinen wird, bin ich glatt ein wenig verwirrt. Klar wollte ich mit dem ersten Satz eine »Tonality« vorgeben, wollte damit sagen, dass hier keine lustige Zwergengeschichte kommt. Aber als brutal empfand ich das nicht. Vielleicht deshalb, weil ich auf einem Dorf großgeworden bin, wo man als Junge auch mal mitbekam, wie ein Tier geschlachtet wurde ...
26 September 2017
Was tun nach diesem Sonntag?
Viele Menschen haben sich in den vergangenen eineinhalb Tagen zur Bundestagswahl geäußert, viele von ihnen haben sehr kluge Sätze von sich gegeben. Manche waren staatsmännisch und äußerten nachvollziehbare Gedankengänge. Da ich kein Politiker bin, gibt's hier nur einige wenige Gedanken von mir, die mir seit dem Sonntagabend durch den Kopf gehen.
Erstens: Ich hatte mir kurzfristig überlegt, in eine Partei einzutreten, um meinen Unmut über die aktuelle Politik endlich sinnvoll zu kanalisieren. Aber mit diesem Gedankengang wurde ich anfangs 1983 ein Mitglied der SPD, war eifriger Juso und bin heute noch fassungslos darüber, wie lange ich das alles mitmachte.
Zweitens: Ich bin sicher nicht »unpolitisch«, sehe aber nirgends eine sinnvolle Partei oder Organisation, in die ich mich einbringen möchte. Ich mag die Sprüche nicht mehr hören, ich möge mich halt da engagieren, wo ich am meisten Übereinstimmung finde. Es kann keiner ernsthaft der Linkspartei zumuten, mich als Mitglied aufnehmen zu müssen.
Drittens: Wenn mir jetzt alle möglichen Leute sagen, 87 Prozent seien doch gegen die AfD-Nazis, so stimmt das nicht. 87 Prozent haben vielleicht nicht die AfD gewählt. Sie haben aber auch nichts gegen die AfD und andere Nazi-Gruppierungen getan. (Wie oft stand ich in Demonstrationen von 250 Leuten gegen die zweiwöchentlichen Nazi-Aufmärsche in meiner Heimatstadt? Das hat zumeist weder die CDU noch die SPD interessiert.)
Viertens: Wenn es eine Sprache gibt, die Nazis verstehen, so ist es die der Gewalt. (Meist üben sie die Gewalt aus ...) Die Geschichte belegt das eindrucksvoll. Ob die Gewalt verbal oder sportlich ausgetragen wird, ist durchaus diskussionswürdig. Aber der alte Spruch »Nazis aufs Maul« als Reaktion bekommt in meinen Ohren neuerdings viel Sympathie.
Fünftens: Vielleicht schaffen es die 87 Prozent, die angeblich so tapfer gegen Nazis sind, beim nächsten Mal ihre Hintern in Bewegung zu versetzen. Dann könnte man Aufmärsche und Aktionen der Rechtsradikalen blockieren, verhindern, stören oder sonstwie als schwierig gestalten. Wenn nicht 250 Leutchen gegen die Nazis stehen, sondern 2500 ... nur mal so angedacht ...
Erstens: Ich hatte mir kurzfristig überlegt, in eine Partei einzutreten, um meinen Unmut über die aktuelle Politik endlich sinnvoll zu kanalisieren. Aber mit diesem Gedankengang wurde ich anfangs 1983 ein Mitglied der SPD, war eifriger Juso und bin heute noch fassungslos darüber, wie lange ich das alles mitmachte.
Zweitens: Ich bin sicher nicht »unpolitisch«, sehe aber nirgends eine sinnvolle Partei oder Organisation, in die ich mich einbringen möchte. Ich mag die Sprüche nicht mehr hören, ich möge mich halt da engagieren, wo ich am meisten Übereinstimmung finde. Es kann keiner ernsthaft der Linkspartei zumuten, mich als Mitglied aufnehmen zu müssen.
Drittens: Wenn mir jetzt alle möglichen Leute sagen, 87 Prozent seien doch gegen die AfD-Nazis, so stimmt das nicht. 87 Prozent haben vielleicht nicht die AfD gewählt. Sie haben aber auch nichts gegen die AfD und andere Nazi-Gruppierungen getan. (Wie oft stand ich in Demonstrationen von 250 Leuten gegen die zweiwöchentlichen Nazi-Aufmärsche in meiner Heimatstadt? Das hat zumeist weder die CDU noch die SPD interessiert.)
Viertens: Wenn es eine Sprache gibt, die Nazis verstehen, so ist es die der Gewalt. (Meist üben sie die Gewalt aus ...) Die Geschichte belegt das eindrucksvoll. Ob die Gewalt verbal oder sportlich ausgetragen wird, ist durchaus diskussionswürdig. Aber der alte Spruch »Nazis aufs Maul« als Reaktion bekommt in meinen Ohren neuerdings viel Sympathie.
Fünftens: Vielleicht schaffen es die 87 Prozent, die angeblich so tapfer gegen Nazis sind, beim nächsten Mal ihre Hintern in Bewegung zu versetzen. Dann könnte man Aufmärsche und Aktionen der Rechtsradikalen blockieren, verhindern, stören oder sonstwie als schwierig gestalten. Wenn nicht 250 Leutchen gegen die Nazis stehen, sondern 2500 ... nur mal so angedacht ...
25 September 2017
Erster Rückblick auf die Eschbach-Tagung
Ich werde sicher noch einen genaueren Bericht schreiben, der die Details stärker würdigt. Hier und jetzt nur so viel: Die Tagung zu Andreas Eschbach an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel war spannend und unterhaltsam, sie enthielt tolle Vorträge und schöne Gespräche, und eigentlich hätte ich gern noch weiter mit den Autorinnen und Autoren geredet.
Ein wenig tat mir die Kollegin Kathrin Lange leid: Ihr Vortrag begann am Sonntagabend gegen 17.30 Uhr; ab 18 Uhr war es ein wenig unruhig im Raum. Manche Besucher starrten auf ihre Smartphones, andere redeten leise und aufgeregt miteinander, wieder andere stöhnten leise und unterdrückt auf. Trotzdem brachte Kathrin Lange ihren Vortrag über die »Enden« der Andreas-Eschbach-Romane mit Bravour zu Ende.
Beim gemeinsamen Abendessen gab es nur ein Thema: Die Bundestagswahl und ihre Folgen verdrängte die Literatur. Ich checkte zwischendurch Twitter und Facebook, telefonierte und trank ein schnelles Bier. Allgemein herrschte dann eine gewisse Betroffenheit – obwohl jeder erwartet hatte, dass das Ergebnis so ausgehen könnte, hatte doch jeder das Gegenteil erhofft.
Der Montag ging ein wenig angenehmer weiter, die Politik ließen wohl alle wie einen Grauschimmer hinter sich. Es gab noch drei Vorträge, darunter einen von mir, und gegen halb ein Uhr ging die Tagung in einer sehr positiven Stimmung zu Ende.
Ob Literatur angesichts solcher Entwicklungen noch wichtig ist, weiß keiner. Aber es freute zumindest mich, diese Zeit mit Kolleginnen und Kollegen zu verbringen, und ich nutzte diese Zeit, um mich nicht die ganze Zeit mit dem Hass mancher Nazis auseinanderzusetzen.
Ein wenig tat mir die Kollegin Kathrin Lange leid: Ihr Vortrag begann am Sonntagabend gegen 17.30 Uhr; ab 18 Uhr war es ein wenig unruhig im Raum. Manche Besucher starrten auf ihre Smartphones, andere redeten leise und aufgeregt miteinander, wieder andere stöhnten leise und unterdrückt auf. Trotzdem brachte Kathrin Lange ihren Vortrag über die »Enden« der Andreas-Eschbach-Romane mit Bravour zu Ende.
Beim gemeinsamen Abendessen gab es nur ein Thema: Die Bundestagswahl und ihre Folgen verdrängte die Literatur. Ich checkte zwischendurch Twitter und Facebook, telefonierte und trank ein schnelles Bier. Allgemein herrschte dann eine gewisse Betroffenheit – obwohl jeder erwartet hatte, dass das Ergebnis so ausgehen könnte, hatte doch jeder das Gegenteil erhofft.
Der Montag ging ein wenig angenehmer weiter, die Politik ließen wohl alle wie einen Grauschimmer hinter sich. Es gab noch drei Vorträge, darunter einen von mir, und gegen halb ein Uhr ging die Tagung in einer sehr positiven Stimmung zu Ende.
Ob Literatur angesichts solcher Entwicklungen noch wichtig ist, weiß keiner. Aber es freute zumindest mich, diese Zeit mit Kolleginnen und Kollegen zu verbringen, und ich nutzte diese Zeit, um mich nicht die ganze Zeit mit dem Hass mancher Nazis auseinanderzusetzen.
24 September 2017
Ich sah endlich Terrorfett
Die Band Terrorfett aus Karlsruhe hatte ich jetzt schon einige Male verpasst. Am Freitag, 22. September 2017, gelang es mir endlich, mit meinem Rad in die »Alte Hackerei« zu eiern, um mir die neue Punkrock-Hoffnung meiner Heimatstadt live anzuschauen. Präsentiert wurde bei der Gelegenheit im übrigen gleich die erste Langspielplatte der Band.
Als Vorgruppe stellten sich Auf Bewährung – wenn ich den Bandnamen richtig verstanden habe – auf die Bühne: Im Prinzip spielte die Band aus Leipzig einen sehr druckvollen Deutschpunk mit klaren Aussagen und vielen knackigen Melodien, bei dem die Gitarre gelegentlich in Emo-Geschepper abdriftete. Das meine ich nicht abschätzig, sondern positiv; die Band gefiel mir richtig gut, und ich werde mir von denen auch Tonträger besorgen.
Den Tronträger von Terrorfett nahm ich mir an diesem Abend gleich mit; die dreiköpfige Band, bei der der »Hackerei«-Chef persönlich trommelte, überzeugte mich mit ihrem knalligen Hardcore-Punk. Das klang musikalisch schwer nach dem frühen Ami-Hardcore, mit Stop and Go und schroffem Sound.
Textlich war man allerdings eher in Deutschpunkhausen unterwegs, was eine sehr gelungene Mischung ergab. Es wurde auch ein wenig gepogt, ich hüpfte altersgemäß ein wenig auf der Stelle. Die Band überzeugte, das klang alles sehr gut, und ich bekam mein breites Grinsen mal wieder nicht aus dem Gesicht.
Danach trank ich noch ein wenig Bier mit anderen Leuten, laberte viel zu viel, schaffte es aber trotzdem, die frisch gekaufte Schallplatte unfallfrei per Fahrrad nach Hause zu bringen. Ein gelungener Abend!
Als Vorgruppe stellten sich Auf Bewährung – wenn ich den Bandnamen richtig verstanden habe – auf die Bühne: Im Prinzip spielte die Band aus Leipzig einen sehr druckvollen Deutschpunk mit klaren Aussagen und vielen knackigen Melodien, bei dem die Gitarre gelegentlich in Emo-Geschepper abdriftete. Das meine ich nicht abschätzig, sondern positiv; die Band gefiel mir richtig gut, und ich werde mir von denen auch Tonträger besorgen.
Den Tronträger von Terrorfett nahm ich mir an diesem Abend gleich mit; die dreiköpfige Band, bei der der »Hackerei«-Chef persönlich trommelte, überzeugte mich mit ihrem knalligen Hardcore-Punk. Das klang musikalisch schwer nach dem frühen Ami-Hardcore, mit Stop and Go und schroffem Sound.
Textlich war man allerdings eher in Deutschpunkhausen unterwegs, was eine sehr gelungene Mischung ergab. Es wurde auch ein wenig gepogt, ich hüpfte altersgemäß ein wenig auf der Stelle. Die Band überzeugte, das klang alles sehr gut, und ich bekam mein breites Grinsen mal wieder nicht aus dem Gesicht.
Danach trank ich noch ein wenig Bier mit anderen Leuten, laberte viel zu viel, schaffte es aber trotzdem, die frisch gekaufte Schallplatte unfallfrei per Fahrrad nach Hause zu bringen. Ein gelungener Abend!
22 September 2017
Dragonbound zum ersten
Man kann mich mit Hörspielen mittlerweile echt »packen«, vor allem, wenn sie aus dem phantastischen Genre stammen. Entsprechend gespannt war ich auf »Dragonbound«; die Fantasy-Hörspielserie ist seit einigen Jahren recht erfolgreich und hat längst eingeschworene Fans. (Wer mehr über die Serie wissen will, checke die Website der Macher oder den kurzen und übersichtlichen Wikipedia-Eintrag.)
Ich hörte die erste Hörspielfolge, die als »Episode 1« vermarktet wird und den Titel »Drachenfeuer« trägt. Verantwortlich als Autor und Produzent ist Peter Lerf – ungeachtet meiner gleich kommenden Kritik bin ich von seiner Leistung sehr beeindruckt. Schließlich ist es nicht einfach, eine eigene Hörspielserie zu starten und auch einen langen Atem bei der Produktion und beim Vertrieb zu beweisen.
Die Handlung ist schnell erzählt: In einer nicht genau definierten Zukunftswelt arbeiten Wissenschaftler an einem Wurmloch, mit dem es offenbar möglich ist, durch die Zeit zu reisen. Lea, eine junge Frau, ist der erste Mensch, der sich dem Wurmloch anvertraut. Doch sie landet nicht in Paris, sondern in Chelandra, einer sehr typischen Fantasy-Welt. Dort wird sie schnell mit Magiern und Kritikern, mit fremdartigen Bösewichten und Drachen konfrontiert ...
Gut gemacht ist das Hörspiel, da kann ich nicht meckern. Die Sprecher sind professionell, die Geräusche überzeugen mich, die Geschichte läuft rasant ab; wenn man sich auf die Unlogik einer solchen Fantasywelt einlässt, macht das Ganze richtig Spaß. Man darf aber wirklich keine Sekunde lang nachdenken und sich fragen, wie die Welt eigentlich »funktioniert«.
Lea landet in einer fremden Welt – Sprachprobleme hat sie keine. Moderne Redewendungen benutzen die Einheimischen sowieso, recht schnell kann sie sich mit allen Gegebenheiten anfreunden. Sie lernt, mit dem Schwert zu kämpfen und auf einem Pferd zu reiten; sonderlich Verwunderung zeigt sie nicht.
Als Charakter ist sie eh seltsam, geradezu alterslos. Sie verhält sich wie ein Teenager, stolpert ahnungslos durch die Geschichte und schwärmt von einem Krieger; gleichzeitig soll sie aber eine Wissenschaftlerin sein.
Wenn man über solche Dinge hinweghören kann, ist das Hörspiel aber unterhaltsam.
Ich fand den Stil durchaus schwierig; hier hat sehr oft die Hand eines Lektors gefehlt. Man merkt, dass der Autor sich selbst produziert hat. Die Sätze sind voller Adjektive, die Dialoge wirken selten so richtig stimmig. Man hätte straffen müssen und gleichzeitig an einigen Stellen die dringend nötige Logik einarbeiten – dann wäre das ein richtig gutes Hörspiel geworden.
Wer sich aber »einfach nur unterhalten« möchte und auch kein Problem mit gedruckter Fantasy-Einheitsware hat – was ich völlig okay finde –, für den könnte »Dragonbound« ein großer Spaß sein. (Und ich werde bei Gelegenheit das zweite Hörspiel in den CD-Player legen ...)
Ich hörte die erste Hörspielfolge, die als »Episode 1« vermarktet wird und den Titel »Drachenfeuer« trägt. Verantwortlich als Autor und Produzent ist Peter Lerf – ungeachtet meiner gleich kommenden Kritik bin ich von seiner Leistung sehr beeindruckt. Schließlich ist es nicht einfach, eine eigene Hörspielserie zu starten und auch einen langen Atem bei der Produktion und beim Vertrieb zu beweisen.
Die Handlung ist schnell erzählt: In einer nicht genau definierten Zukunftswelt arbeiten Wissenschaftler an einem Wurmloch, mit dem es offenbar möglich ist, durch die Zeit zu reisen. Lea, eine junge Frau, ist der erste Mensch, der sich dem Wurmloch anvertraut. Doch sie landet nicht in Paris, sondern in Chelandra, einer sehr typischen Fantasy-Welt. Dort wird sie schnell mit Magiern und Kritikern, mit fremdartigen Bösewichten und Drachen konfrontiert ...
Gut gemacht ist das Hörspiel, da kann ich nicht meckern. Die Sprecher sind professionell, die Geräusche überzeugen mich, die Geschichte läuft rasant ab; wenn man sich auf die Unlogik einer solchen Fantasywelt einlässt, macht das Ganze richtig Spaß. Man darf aber wirklich keine Sekunde lang nachdenken und sich fragen, wie die Welt eigentlich »funktioniert«.
Lea landet in einer fremden Welt – Sprachprobleme hat sie keine. Moderne Redewendungen benutzen die Einheimischen sowieso, recht schnell kann sie sich mit allen Gegebenheiten anfreunden. Sie lernt, mit dem Schwert zu kämpfen und auf einem Pferd zu reiten; sonderlich Verwunderung zeigt sie nicht.
Als Charakter ist sie eh seltsam, geradezu alterslos. Sie verhält sich wie ein Teenager, stolpert ahnungslos durch die Geschichte und schwärmt von einem Krieger; gleichzeitig soll sie aber eine Wissenschaftlerin sein.
Wenn man über solche Dinge hinweghören kann, ist das Hörspiel aber unterhaltsam.
Ich fand den Stil durchaus schwierig; hier hat sehr oft die Hand eines Lektors gefehlt. Man merkt, dass der Autor sich selbst produziert hat. Die Sätze sind voller Adjektive, die Dialoge wirken selten so richtig stimmig. Man hätte straffen müssen und gleichzeitig an einigen Stellen die dringend nötige Logik einarbeiten – dann wäre das ein richtig gutes Hörspiel geworden.
Wer sich aber »einfach nur unterhalten« möchte und auch kein Problem mit gedruckter Fantasy-Einheitsware hat – was ich völlig okay finde –, für den könnte »Dragonbound« ein großer Spaß sein. (Und ich werde bei Gelegenheit das zweite Hörspiel in den CD-Player legen ...)
21 September 2017
Ein Textlein zum Thema Papier
Am 4. November 1980 schrieb ich einen Text mit dem Titel »Papier«. Ich betrachtete das als Gedicht, und wenn man den Text mit dem Abstand vieler Jahre anschaut, fällt auf, wie sehr ich damals experimentierte und nach meiner eigenen Form suchte.
Verfasst wurde der Text in konsequenter Kleinschreibung; das las man damals häufig in kleinauflagigen Literaturzeitschriften und auch politischen Schriften, die sogar an der Schule kursierten. (Wobei ich zu jener Zeit bereits meine Lehre als Bürokaufmann angefangen hatte, die mich unendlich frustrierte.) Trotzdem hielt ich mich an Absätze, versuchte dadurch, den Text sinnvoll zu gliedern.
Manche Formulierungen setzten auf den Effekt; wenn ein 16 Jahre alter Jugendlicher in einem Gedicht die Worte Arsch und Arschloch benutzt, kann man das nicht anders nennen. Manche Formulierungen gingen weiter: » wieviel worte / verschluckt eine weiße fläche / bis sie es nicht / mehr ertragen kann.«
Am Ende erklärte ich den Text sogar gewissermaßen. Ob Papier als Synonym herhalten könne, ob das ein schlechter Vergleich sei. Angehende Lyriker, die ihre Texte erklären – das allerdings war 1980 sicher mehr als modern ...
Verfasst wurde der Text in konsequenter Kleinschreibung; das las man damals häufig in kleinauflagigen Literaturzeitschriften und auch politischen Schriften, die sogar an der Schule kursierten. (Wobei ich zu jener Zeit bereits meine Lehre als Bürokaufmann angefangen hatte, die mich unendlich frustrierte.) Trotzdem hielt ich mich an Absätze, versuchte dadurch, den Text sinnvoll zu gliedern.
Manche Formulierungen setzten auf den Effekt; wenn ein 16 Jahre alter Jugendlicher in einem Gedicht die Worte Arsch und Arschloch benutzt, kann man das nicht anders nennen. Manche Formulierungen gingen weiter: » wieviel worte / verschluckt eine weiße fläche / bis sie es nicht / mehr ertragen kann.«
Am Ende erklärte ich den Text sogar gewissermaßen. Ob Papier als Synonym herhalten könne, ob das ein schlechter Vergleich sei. Angehende Lyriker, die ihre Texte erklären – das allerdings war 1980 sicher mehr als modern ...
20 September 2017
Ein Ständchen zum fünfhundertsten!
Es gibt wenige Comics aus dem deutschsprachigen Raum, die über einen längeren Zeitraum hinweg funktionierten und vor allem auch breitere Leserschichten ansprechen konnten. Ausgerechnet ein Heft aus der ehemaligen DDR hält sich im enger werdenden Markt für »Kinder«-Zeitschriften – es ist das »Mosaik«. Der Erfolg kommt sicher daher, dass genügend Altleser wie ich immer noch jeden Monat das Heft kaufen.
Im August feierte das Heft einen runden Geburtstag; die Ausgabe 500 kam in den Handel. Das ist eine respektable Leistung, die meiner Ansicht nach viel zu wenig gewürdigt wurde. Auch von mir – und das muss hiermit nachgeholt werden.
Ich kannte das »Mosaik« schon in den 80er-Jahren, las es aber nicht regelmäßig. Irgendwann in den 90er-Jahren, also nach der sogenannten Wiedervereinigung, schloss ich ein Abonnement ab, das ich bis heute nicht bereut habe. Klar ist »Mosaik« ein Heft, dessen Comics sich an Kinder richten – aber es ist mit meiner Raketenheftchenserie in mancherlei Hinsicht vergleichbar, was die Langlebigkeit und die vielen Wechsel angeht.
In der aktuellen Handlung geht es um Wittenberg und die Situation vor ziemlich genau 500 Jahren, um Martin Luther und andere Figuren, die man aus dem Geschichtsunterricht oder aktuelle Diskussionen kennt. Die Zeichnungen sind stets gefällig, die Geschichte wird flott erzählt, wenngleich ohne allzugroße Überraschungen – die drei Abrafaxe, also die Comic-Helden des Heftes, springen durch die Geschichte und erleben allerlei Abenteuer.
Damit hatten die Zeichner und Autoren schon im Januar 1976 angefangen, zu finsteren DDR-Zeiten also. Die Serie spielte seitdem in unterschiedlichen Zeiten und Weltregionen, enthielt immer historisch korrekte Details und wissenschaftlich fundierte Beilagen, erzählte stets munter und ideologiefrei.
Dass es so ein Heft auch heute noch gibt, vor allem nach all dem Verlags-Hickhack, grenzt wirklich an ein Wunder. Dafür allein ist schon den drei Abrafaxen zu gratulieren. Und dem Team, das heute für das »Mosaik« verantwortlich ist – nachträglich sage ich noch herzlichen Glückwunsch!
Im August feierte das Heft einen runden Geburtstag; die Ausgabe 500 kam in den Handel. Das ist eine respektable Leistung, die meiner Ansicht nach viel zu wenig gewürdigt wurde. Auch von mir – und das muss hiermit nachgeholt werden.
Ich kannte das »Mosaik« schon in den 80er-Jahren, las es aber nicht regelmäßig. Irgendwann in den 90er-Jahren, also nach der sogenannten Wiedervereinigung, schloss ich ein Abonnement ab, das ich bis heute nicht bereut habe. Klar ist »Mosaik« ein Heft, dessen Comics sich an Kinder richten – aber es ist mit meiner Raketenheftchenserie in mancherlei Hinsicht vergleichbar, was die Langlebigkeit und die vielen Wechsel angeht.
In der aktuellen Handlung geht es um Wittenberg und die Situation vor ziemlich genau 500 Jahren, um Martin Luther und andere Figuren, die man aus dem Geschichtsunterricht oder aktuelle Diskussionen kennt. Die Zeichnungen sind stets gefällig, die Geschichte wird flott erzählt, wenngleich ohne allzugroße Überraschungen – die drei Abrafaxe, also die Comic-Helden des Heftes, springen durch die Geschichte und erleben allerlei Abenteuer.
Damit hatten die Zeichner und Autoren schon im Januar 1976 angefangen, zu finsteren DDR-Zeiten also. Die Serie spielte seitdem in unterschiedlichen Zeiten und Weltregionen, enthielt immer historisch korrekte Details und wissenschaftlich fundierte Beilagen, erzählte stets munter und ideologiefrei.
Dass es so ein Heft auch heute noch gibt, vor allem nach all dem Verlags-Hickhack, grenzt wirklich an ein Wunder. Dafür allein ist schon den drei Abrafaxen zu gratulieren. Und dem Team, das heute für das »Mosaik« verantwortlich ist – nachträglich sage ich noch herzlichen Glückwunsch!
19 September 2017
Eine Leseprobe mit mehr als vierzig Seiten
Es sind nur noch wenige Wochen, bis mein Roman »Das blutende Land« bei Droemer Knaur erscheinen wird. Es ist sicher nachvollziehbar, dass ich einigermaßen nervös bin: Wie kommt das Buch an? Wie bringt es der Verlag in die Läden? Wird es überhaupt gekauft, und mögen es die Leser überhaupt?
Dass es eine längere Leseprobe zu meinem Buch geben würde, wusste ich. Dass sie uneinheitlich platziert werden würde, wundert mich. Aber man kann sie unter anderem auf der Seite von »buch.de« finden und sich dort dann durchklicken. Bei anderen Online-Shops habe ich sie bislang nicht gefunden.
Insgesamt stehen vierzig Seiten zur Verfügung – okay, man muss das Impressum und dergleichen abziehen. Aber wer mag, kann jetzt den Prolog meines Romans lesen, in dem die Hauptfigur eingeführt wird, ebenso die Kapitel eins und zwei, in denen weitere Hauptfiguren in die Handlung gebracht werden. Es gibt auch einen direkten Link zu dieser Leseprobe ...
Wer sich einlesen will, möge das tun. Es gibt in diesem Roman keine Orks und keine Elfen, keine Riesen und keine Zwerge, nicht einmal Drachen, wenn ich es mir richtig überlege. Die Leseprobe könnte einen ersten Eindruck vermitteln; ansonsten müssen sich die Leser bis Anfang November 2017 gedulden.
Dass es eine längere Leseprobe zu meinem Buch geben würde, wusste ich. Dass sie uneinheitlich platziert werden würde, wundert mich. Aber man kann sie unter anderem auf der Seite von »buch.de« finden und sich dort dann durchklicken. Bei anderen Online-Shops habe ich sie bislang nicht gefunden.
Insgesamt stehen vierzig Seiten zur Verfügung – okay, man muss das Impressum und dergleichen abziehen. Aber wer mag, kann jetzt den Prolog meines Romans lesen, in dem die Hauptfigur eingeführt wird, ebenso die Kapitel eins und zwei, in denen weitere Hauptfiguren in die Handlung gebracht werden. Es gibt auch einen direkten Link zu dieser Leseprobe ...
Wer sich einlesen will, möge das tun. Es gibt in diesem Roman keine Orks und keine Elfen, keine Riesen und keine Zwerge, nicht einmal Drachen, wenn ich es mir richtig überlege. Die Leseprobe könnte einen ersten Eindruck vermitteln; ansonsten müssen sich die Leser bis Anfang November 2017 gedulden.
18 September 2017
Auf der FLYING HORSE
Der Fernseher war auf Hochtouren aufgedreht, ein Fernsehprediger in viel zu eng sitzendem Anzug schrie auf uns ein. Ich vermutete zumindest, dass es ein Prediger war, denn mein Kisuaheli war auch nach vier Wochen in Tansania noch nicht wirklich gut geworden.
Er war laut, er fuchtelte mit den Händen, und immer wieder glaubte ich, das Wort »God« zu verstehen. Aber vielleicht war es auch ein Politiker. Ich war zu zermatscht, um mir darüber zu viele Gedanken machen zu wollen.
An diesem Abend war mir alles zu laut und zu heiß. Ich saß in der FLYING HORSE, der Fähre zwischen Sansibar und Dar-es-Salaam; meine Rückreise nach Deutschland war nur noch eine Frage von wenigen Tagen. Und eigentlich hätte ich gern geschlafen, aber es war kaum machbar. Das Schiff war voll, der Lärm zu laut.
Anfangs hielt ich mich auf dem Oberdeck auf, an der frischen Luft. Ich sah zu, wie das Schiff den Hafen von Stone Town verließ, wie die Häuser in der Dämmerung zurückblieben und wir auf den Indischen Ozean hinausfuhren.
Mir fiel nach einiger Zeit auf, dass ich der einzige Europäer auf dem Oberdeck war, aber das störte mich nicht. Ich saß mit meinem Seesack auf einem unbequemen Plastikstuhl und überlegte mir, ob ich auf dem Deck schlafen konnte. Viele Einheimische errichteten bereits ihre Lager; sie hatten wohl nicht die romantischen Empfindungen, die ich als Tourist angesichts der warmen Brise und der salzigen Luft hatte.
Dann kam ein Angestellter, erkennbar an seiner Uniform, und scheuchte mich ins Untergeschoss, in die erste Klasse. »Sie sind Europäer, Sie haben einen hohen Preis für die Überfahrt bezahlt«, belehrte er mich. »Für Sie gibt es bessere Plätze.«
Das Untergeschoss war stickig, aber immerhin gab es Matratzen. Ich reservierte mir eine, konnte aber nicht schlafen, weil der Fernseher so laut plärrte. Also ließ ich meinen Seesack zurück, kaufte mir an der Bar ein Bier und schaute eine Zeitlang das Programm an.
Der Prediger war schlimm, die afrikanische Soap-Opera danach noch schlimmer. Die Kulissen waren schlicht, die Kameraführung wirkte dilettantisch, die Schauspieler agierten steif und wenig engagiert – aber die Zuschauer waren fasziniert und starrten auf den Bildschirm. Das kam offenbar an; vielleicht weil die Serie im Gegensatz zu den üblichen Kinofilmen weder indisches noch westliches Leben wiederspiegelte, sondern aus einem afrikanischen Land stammte.
Aber vielleicht sind deutsche Soap-Operas ebenso schrecklich, überlegte ich. Da ich keinen Fernseher besaß, konnte ich das nicht beurteilen. In vier Wochen Tansania hatte ich mehr ferngesehen als in vier Jahren Deutschland, allerdings nicht gerade freiwillig.
Irgendwann hatte ich meine Bierflasche geleert und legte mich auf die Matratze. Ein Action-Film kam, einer von den Streifen mit viel Geballer und Schlägereien, die ich in fast allen Bussen im Land gesehen hatte. Ob er aus Shanghai oder Hongkong, aus Japan oder Korea stammte – es war mir gleichgültig: Die Schauspieler wirkten asiatisch und rückten sich mit allen nur erdenklichen Schlag- und Schusswaffen zu Leibe.
Das Bier zeigte Wirkung, die warme Luft ebenso wie das sanfte Schaukeln der Fähre, die sich mit langsamer Fahrt durch den Ozean bewegte. Das letzte, was ich an diesem Abend an Bord der FLYING HORSE wahrnahm, war eine Schießerei im Video; dann schlief ich ein und verließ in tiefem Schlummer die Gewässer von Sansibar.
Er war laut, er fuchtelte mit den Händen, und immer wieder glaubte ich, das Wort »God« zu verstehen. Aber vielleicht war es auch ein Politiker. Ich war zu zermatscht, um mir darüber zu viele Gedanken machen zu wollen.
An diesem Abend war mir alles zu laut und zu heiß. Ich saß in der FLYING HORSE, der Fähre zwischen Sansibar und Dar-es-Salaam; meine Rückreise nach Deutschland war nur noch eine Frage von wenigen Tagen. Und eigentlich hätte ich gern geschlafen, aber es war kaum machbar. Das Schiff war voll, der Lärm zu laut.
Anfangs hielt ich mich auf dem Oberdeck auf, an der frischen Luft. Ich sah zu, wie das Schiff den Hafen von Stone Town verließ, wie die Häuser in der Dämmerung zurückblieben und wir auf den Indischen Ozean hinausfuhren.
Mir fiel nach einiger Zeit auf, dass ich der einzige Europäer auf dem Oberdeck war, aber das störte mich nicht. Ich saß mit meinem Seesack auf einem unbequemen Plastikstuhl und überlegte mir, ob ich auf dem Deck schlafen konnte. Viele Einheimische errichteten bereits ihre Lager; sie hatten wohl nicht die romantischen Empfindungen, die ich als Tourist angesichts der warmen Brise und der salzigen Luft hatte.
Dann kam ein Angestellter, erkennbar an seiner Uniform, und scheuchte mich ins Untergeschoss, in die erste Klasse. »Sie sind Europäer, Sie haben einen hohen Preis für die Überfahrt bezahlt«, belehrte er mich. »Für Sie gibt es bessere Plätze.«
Das Untergeschoss war stickig, aber immerhin gab es Matratzen. Ich reservierte mir eine, konnte aber nicht schlafen, weil der Fernseher so laut plärrte. Also ließ ich meinen Seesack zurück, kaufte mir an der Bar ein Bier und schaute eine Zeitlang das Programm an.
Der Prediger war schlimm, die afrikanische Soap-Opera danach noch schlimmer. Die Kulissen waren schlicht, die Kameraführung wirkte dilettantisch, die Schauspieler agierten steif und wenig engagiert – aber die Zuschauer waren fasziniert und starrten auf den Bildschirm. Das kam offenbar an; vielleicht weil die Serie im Gegensatz zu den üblichen Kinofilmen weder indisches noch westliches Leben wiederspiegelte, sondern aus einem afrikanischen Land stammte.
Aber vielleicht sind deutsche Soap-Operas ebenso schrecklich, überlegte ich. Da ich keinen Fernseher besaß, konnte ich das nicht beurteilen. In vier Wochen Tansania hatte ich mehr ferngesehen als in vier Jahren Deutschland, allerdings nicht gerade freiwillig.
Irgendwann hatte ich meine Bierflasche geleert und legte mich auf die Matratze. Ein Action-Film kam, einer von den Streifen mit viel Geballer und Schlägereien, die ich in fast allen Bussen im Land gesehen hatte. Ob er aus Shanghai oder Hongkong, aus Japan oder Korea stammte – es war mir gleichgültig: Die Schauspieler wirkten asiatisch und rückten sich mit allen nur erdenklichen Schlag- und Schusswaffen zu Leibe.
Das Bier zeigte Wirkung, die warme Luft ebenso wie das sanfte Schaukeln der Fähre, die sich mit langsamer Fahrt durch den Ozean bewegte. Das letzte, was ich an diesem Abend an Bord der FLYING HORSE wahrnahm, war eine Schießerei im Video; dann schlief ich ein und verließ in tiefem Schlummer die Gewässer von Sansibar.
17 September 2017
Ein phantastisches Skizzenbuch
Man muss kein Fan des Historiencomics »Murena« sein, um zu erkennen, wie genial das Skizzenbuch dazu ist. Es erschien im Rahmen der Reihe »10 Jahre Splitter« als wunderschöner Prachtband und überzeugt durch herrliche Bilder in Farbe sowie in Schwarzweiß.
Der Comic spielt im »alten Rom«, soviel kann man wissen, ohne wirklich die Geschichten zu kennen. Die Motive sind entsprechend: Es gibt viel Erotik zu bestaunen, halbnackte oder ganz nackte Frauendarstellungen, durchaus auch halbnackte Männer, die viel Muskeln zeigen. Das ist alles lebensecht gezeichnet, in einem Stil, der weniger voyeuristisch als realistisch ist.
Generell finde ich die Art und Weise, wie in diesem Skizzenbuch die Figuren präsentiert werden, sehr beeindruckend. Gesichter wirken ausdrucksstark, Action sieht glaubwürdig aus, jede Faser an einem Körper hat den Anschein, als entstamme sie der Wirklichkeit. Viele Bilder lassen einen Betrachter erstaunen, man guckt sie an und ist verblüfft.
Das »Murena-Skizzenbuch« präsentiert Comic-Zeichnungen auf einem hohen Niveau. Sogar die »Fingerübungen« wirken – obwohl sie mit leichter Hand »hingemalt« wurden – fast schon perfekt. Tolles Buch!
Wobei es einen traurigen Hintergrund hat. Philippe Delaby, der belgische Schöpfer all dieser Zeichnungen, starb im Januar 2014; er wurde gerade einmal 53 Jahre alt. Zusammen mit Jean Dufaux, der die Texte schrieb, war er für den großen Erfolg von »Murana« verantwortlich. Selbst wer die Geschichten zu hart fand, konnte nur wenig am künstlerischen Anspruch der Zeichnungen auszusetzen haben.
So ist das Skizzenbuch ein schöner, wenngleich trauriger Rückblick auf einen Künstler, der ein faszinierendes Werk hinterließ. (Auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages kann man sich einige der Seiten anschauen.) Das Buch ist übrigens auf 1111 Exemplare limitiert!
Der Comic spielt im »alten Rom«, soviel kann man wissen, ohne wirklich die Geschichten zu kennen. Die Motive sind entsprechend: Es gibt viel Erotik zu bestaunen, halbnackte oder ganz nackte Frauendarstellungen, durchaus auch halbnackte Männer, die viel Muskeln zeigen. Das ist alles lebensecht gezeichnet, in einem Stil, der weniger voyeuristisch als realistisch ist.
Generell finde ich die Art und Weise, wie in diesem Skizzenbuch die Figuren präsentiert werden, sehr beeindruckend. Gesichter wirken ausdrucksstark, Action sieht glaubwürdig aus, jede Faser an einem Körper hat den Anschein, als entstamme sie der Wirklichkeit. Viele Bilder lassen einen Betrachter erstaunen, man guckt sie an und ist verblüfft.
Das »Murena-Skizzenbuch« präsentiert Comic-Zeichnungen auf einem hohen Niveau. Sogar die »Fingerübungen« wirken – obwohl sie mit leichter Hand »hingemalt« wurden – fast schon perfekt. Tolles Buch!
Wobei es einen traurigen Hintergrund hat. Philippe Delaby, der belgische Schöpfer all dieser Zeichnungen, starb im Januar 2014; er wurde gerade einmal 53 Jahre alt. Zusammen mit Jean Dufaux, der die Texte schrieb, war er für den großen Erfolg von »Murana« verantwortlich. Selbst wer die Geschichten zu hart fand, konnte nur wenig am künstlerischen Anspruch der Zeichnungen auszusetzen haben.
So ist das Skizzenbuch ein schöner, wenngleich trauriger Rückblick auf einen Künstler, der ein faszinierendes Werk hinterließ. (Auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages kann man sich einige der Seiten anschauen.) Das Buch ist übrigens auf 1111 Exemplare limitiert!
16 September 2017
Lesung im Pfälzer Wald
Da ich nicht tätowiert bin und keine Piercings trage, schaue ich eher selten in Tattoo- und Piercing-Studios vorbei. Am Freitag, 15. September 2017, war das allerdings ganz anders: Ich absolvierte eine Lesung in »Piiix-Tattooart« in Münchweiler.
(Wer den Ort nicht kennt, braucht sich nicht zu grämen – obwohl ich daran im Verlauf der Jahrzehnte oft vorbeigefahren war, hatte ich dort nie angehalten. Er gehört zum Einzugsbereich von Pirmasens und liegt im südlichen Rheinland-Pfalz, rund 75 Kilometer von Karlsruhe entfernt.)
Das Studio erwies sich als eine Reihe schöner Räume, neu gestaltet und in einem Wohngebiet von Münchweiler liegend. Ich wurde sehr freundlich empfangen, mit Pizza und Bier versorgt, und weil sich eh schon alle kannten und durcheinander redeten, wurde ich recht schnell in eine Reihe von ständig wechselnder Gespräche verwickelt.
Das hätte man ja eigentlich den ganzen Abend so fortsetzen wollen, aber irgendwann begannen wir doch mit dem Programm. Ein wenig mehr als zwei Dutzend Leute saßen auf Stühlen und Bänken, und die »Vorgruppe« begann: Andreas Cräck las zwei Kurzgeschichten, die er in Fanzines wie dem »Pankerknacker« veröffentlicht hatte.
Danach war ich dran; ich las diverse Texte aus dem Buch »Für immer Punk?«, bekam viel Gelächter an den richtigen Stellen zu hören und erntete Applaus und Gelächter. Die versammelte Runde war sehr lustig, es mangelte weder an Zwischenrufen noch an launigen Bemerkungen. Entsprechend schnell raste die Zeit vorüber.
Als Zugabe las ich noch eine Science-Fiction-Geschichte, weil sich die Veranstalter als SF-Fans herausgestellt hatten; da herrschte dann fast andächtiges Schweigen. Ich verließ Münchweiler in einem absolut positiven Gefühl, geradezu euphorisiert. Nicht einmal der streckenweise fiese Nebel auf den Landstraßen im hügeligen Pfälzer Wald konnte mich da ernüchtern. Ein schöner Abend!
(Wer den Ort nicht kennt, braucht sich nicht zu grämen – obwohl ich daran im Verlauf der Jahrzehnte oft vorbeigefahren war, hatte ich dort nie angehalten. Er gehört zum Einzugsbereich von Pirmasens und liegt im südlichen Rheinland-Pfalz, rund 75 Kilometer von Karlsruhe entfernt.)
Das Studio erwies sich als eine Reihe schöner Räume, neu gestaltet und in einem Wohngebiet von Münchweiler liegend. Ich wurde sehr freundlich empfangen, mit Pizza und Bier versorgt, und weil sich eh schon alle kannten und durcheinander redeten, wurde ich recht schnell in eine Reihe von ständig wechselnder Gespräche verwickelt.
Das hätte man ja eigentlich den ganzen Abend so fortsetzen wollen, aber irgendwann begannen wir doch mit dem Programm. Ein wenig mehr als zwei Dutzend Leute saßen auf Stühlen und Bänken, und die »Vorgruppe« begann: Andreas Cräck las zwei Kurzgeschichten, die er in Fanzines wie dem »Pankerknacker« veröffentlicht hatte.
Danach war ich dran; ich las diverse Texte aus dem Buch »Für immer Punk?«, bekam viel Gelächter an den richtigen Stellen zu hören und erntete Applaus und Gelächter. Die versammelte Runde war sehr lustig, es mangelte weder an Zwischenrufen noch an launigen Bemerkungen. Entsprechend schnell raste die Zeit vorüber.
Als Zugabe las ich noch eine Science-Fiction-Geschichte, weil sich die Veranstalter als SF-Fans herausgestellt hatten; da herrschte dann fast andächtiges Schweigen. Ich verließ Münchweiler in einem absolut positiven Gefühl, geradezu euphorisiert. Nicht einmal der streckenweise fiese Nebel auf den Landstraßen im hügeligen Pfälzer Wald konnte mich da ernüchtern. Ein schöner Abend!
15 September 2017
Unschlüssige Wähler
Glaubt man derzeit den Demoskopen, sind sehr viele Wähler noch völlig unentschlossen, wo sie ihr Kreuz bei der Bundestagswahl machen sollen. Um es klar zu sagen: Es geht mir genauso. Ich würde gern bewusst und mit gutem Willen mein Kreuz bei einer Partei machen, mit der ich wenigstens eine vernünftige Übereinkunft fststellen kann.
Und ich lasse mich dafür ungern öffentlich beschimpfen. Ich kann das Gerede nicht mehr hören, man solle »das kleinere Übel« wählen und man solle durch seine Wahl verhindern, dass Nazis im Parlament sitzen. Klar, Parteien vom rechten Rand sind nicht diskutabel.
Aber ich kann auch beim besten Willen keine CDU wählen. Frau Merkel hat im Spätsommer 2015 mal etwas richtig gemacht – wie ich ja finde –, aber das ist kein Grund, den Rest ihrer Arbeit und ihrer Partei neuerdings gut zu finden. Das gleiche gilt für die FDP, die offenbar wieder ins Parlament kommt: Ich halte Arbeitnehmerrechte und dergleichen für sehr wichtig und finde, dass eine neuerliche Koalition aus diesen beiden Parteien nicht gerade fortschrittlich wäre.
Leider sind die Sozialdemokraten ebensowenig fortschrittlich. Wer fortwährend in die sogenannte Mitte schielt, wie es die SPD tut, darf sich nicht wundern, dass einen das »Prekariat« nicht wählt. Es genügt nicht, von Gerechtigkeit zu faseln; man muss auch etwas dafür tun.
Oder die Grünen? Die wissen nicht einmal, was Gerechtigkeit ist. Ich habe sie bei der letzten Landtagswahl gewählt, ärgere mich täglich über sie und erwarte im nächsten baden-württembergischen Parlament – leider erwartbar – eine fette CDU-Mehrheit. Und im Bundestag? Ach herrje ...
Was bleibt? Die Linkspartei, in der es vor irrlichternden Leuten auch nur so wimmelt. Kann ich eine Partei gut finden, die sich an Regimes in Russland und Venezuela anbiedert? Man würde mein Zähneknirschen sehr weit hören.
Freunde empfehlen mir »Die Partei«, die ich nur mäßig witzig finde. Es ist ein Gestalt gewordener Studenten-Ulk mit eingeschränkter Humorqualität. Angesichts einer maroden Gesellschaft ist »nicht wählen« eine bessere Option als sein Kreuz bei Leuten zu machen, die sich offenbar für superschlau halten.
Falls jetzt jemand den Vergleich mit der APPD bringen sollte: Die Anarchistische Pogo-Partei hatte ein klares Programm. Als ich mich in den 90er-Jahren für diese Partei engagierte, geschah dies nicht nur, weil es amüsant war. Hinter Parolen wie »Arbeit ist scheiße« steckte mehr an Sozialrealität, als die anderen Parteien derzeit erkennen lassen.
Und nun? Ich gehe zur Wahl. Ich setze meine Kreuze. Aber was von all diesen Übeln nun wirklich das kleinste ist, weiß ich bis heute nicht. (Einen Wahl-O-Mat brauche ich nicht. Noch kann ich selbst lesen und denken.)
Und ich lasse mich dafür ungern öffentlich beschimpfen. Ich kann das Gerede nicht mehr hören, man solle »das kleinere Übel« wählen und man solle durch seine Wahl verhindern, dass Nazis im Parlament sitzen. Klar, Parteien vom rechten Rand sind nicht diskutabel.
Aber ich kann auch beim besten Willen keine CDU wählen. Frau Merkel hat im Spätsommer 2015 mal etwas richtig gemacht – wie ich ja finde –, aber das ist kein Grund, den Rest ihrer Arbeit und ihrer Partei neuerdings gut zu finden. Das gleiche gilt für die FDP, die offenbar wieder ins Parlament kommt: Ich halte Arbeitnehmerrechte und dergleichen für sehr wichtig und finde, dass eine neuerliche Koalition aus diesen beiden Parteien nicht gerade fortschrittlich wäre.
Leider sind die Sozialdemokraten ebensowenig fortschrittlich. Wer fortwährend in die sogenannte Mitte schielt, wie es die SPD tut, darf sich nicht wundern, dass einen das »Prekariat« nicht wählt. Es genügt nicht, von Gerechtigkeit zu faseln; man muss auch etwas dafür tun.
Oder die Grünen? Die wissen nicht einmal, was Gerechtigkeit ist. Ich habe sie bei der letzten Landtagswahl gewählt, ärgere mich täglich über sie und erwarte im nächsten baden-württembergischen Parlament – leider erwartbar – eine fette CDU-Mehrheit. Und im Bundestag? Ach herrje ...
Was bleibt? Die Linkspartei, in der es vor irrlichternden Leuten auch nur so wimmelt. Kann ich eine Partei gut finden, die sich an Regimes in Russland und Venezuela anbiedert? Man würde mein Zähneknirschen sehr weit hören.
Freunde empfehlen mir »Die Partei«, die ich nur mäßig witzig finde. Es ist ein Gestalt gewordener Studenten-Ulk mit eingeschränkter Humorqualität. Angesichts einer maroden Gesellschaft ist »nicht wählen« eine bessere Option als sein Kreuz bei Leuten zu machen, die sich offenbar für superschlau halten.
Falls jetzt jemand den Vergleich mit der APPD bringen sollte: Die Anarchistische Pogo-Partei hatte ein klares Programm. Als ich mich in den 90er-Jahren für diese Partei engagierte, geschah dies nicht nur, weil es amüsant war. Hinter Parolen wie »Arbeit ist scheiße« steckte mehr an Sozialrealität, als die anderen Parteien derzeit erkennen lassen.
Und nun? Ich gehe zur Wahl. Ich setze meine Kreuze. Aber was von all diesen Übeln nun wirklich das kleinste ist, weiß ich bis heute nicht. (Einen Wahl-O-Mat brauche ich nicht. Noch kann ich selbst lesen und denken.)
14 September 2017
Auf den September 2007 geblickt
Wenn ich in meinem eigenen Blog in die Vergangenheit schaue, stelle ich viel zu oft fest, wie sich manche Dinge einfach wiederholen. Und ich merke, dass ich mich an gewisse Ereignisse tatsächlich dann bildhaft erinnere, wenn ich die entsprechenden Blogtexte lese. Vor allem, wenn es sich um solche Texte geht, die eigentlich schon Kürzestgeschichten sind oder die Eindrücke wiedergeben.
Ein schönes Beispiel dafür ist der Text über »Schwäbische Ulknudeln« – solche Leute gibt es immer, und die Damen waren zumindest unterhaltsam und nicht offen rassistisch. In dieselbe Kategorie fällt der Text »Ein Alptraum in Pink« – ich stelle fest, dass ich früher viel öfter Texte schrieb, die von Zügen und Zugfahrten handelten.
Über Essen und Trinken schrieb ich schon immer gern, und das wunderbare Café in Dortmund, das ich in »Im netten Oma-Café« beschrieb, würde ich gern mal wieder besuchen. Zum Ausgleich schreibe ich nach wie vor über Punk-Konzerte; schon vor zehn Jahren brachte ich es aber fertig, erst aufzutauchen, als die Bands schon fertig waren. Siehe in »After Show Trinken« ...
In »Keinerlei Zusammenhänge« behandle ich eher ein gesellschaftlich-politisches Thema, eher locker und absichtlich nicht komplett durchdacht. In »Mein Freund Günther O.« geht es um einen ehemaligen Ministerpräsidenten aus Baden-Württemberg, der sich derzeit im Wahlkampf auf die Marktplätze im Südwesten der Republik stellt. Unglaublich, aber wahr!
Tja ... dann aber »Karlsruhe, ein Fußball-Märchen?« ... was soll ich zu einem Text sagen, der den Fußballfans heute eher ironisch vorkommen dürfte? Der KSC steht derzeit fast auf einem Platz, der zum Abstieg aus der dritten Liga berechtigen könnte; damals war er wieder frisch in der Bundesliga. Da hat sich in zehn Jahren doch einiges getan, nicht unbedingt positiv.
Bleibt noch eine Buchbesprechung: »Was zum Teufel ist denn Juggern?« schrieb ich. Das Schöne daran: Der Autor und ich arbeiten mittlerweile geschäftlich zusammen. Inwiefern sein Lieblingssport und meine Lieblingsraketenheftchenserie kompatibel sein werden, muss sich noch herausstellen ...
Ein schönes Beispiel dafür ist der Text über »Schwäbische Ulknudeln« – solche Leute gibt es immer, und die Damen waren zumindest unterhaltsam und nicht offen rassistisch. In dieselbe Kategorie fällt der Text »Ein Alptraum in Pink« – ich stelle fest, dass ich früher viel öfter Texte schrieb, die von Zügen und Zugfahrten handelten.
Über Essen und Trinken schrieb ich schon immer gern, und das wunderbare Café in Dortmund, das ich in »Im netten Oma-Café« beschrieb, würde ich gern mal wieder besuchen. Zum Ausgleich schreibe ich nach wie vor über Punk-Konzerte; schon vor zehn Jahren brachte ich es aber fertig, erst aufzutauchen, als die Bands schon fertig waren. Siehe in »After Show Trinken« ...
In »Keinerlei Zusammenhänge« behandle ich eher ein gesellschaftlich-politisches Thema, eher locker und absichtlich nicht komplett durchdacht. In »Mein Freund Günther O.« geht es um einen ehemaligen Ministerpräsidenten aus Baden-Württemberg, der sich derzeit im Wahlkampf auf die Marktplätze im Südwesten der Republik stellt. Unglaublich, aber wahr!
Tja ... dann aber »Karlsruhe, ein Fußball-Märchen?« ... was soll ich zu einem Text sagen, der den Fußballfans heute eher ironisch vorkommen dürfte? Der KSC steht derzeit fast auf einem Platz, der zum Abstieg aus der dritten Liga berechtigen könnte; damals war er wieder frisch in der Bundesliga. Da hat sich in zehn Jahren doch einiges getan, nicht unbedingt positiv.
Bleibt noch eine Buchbesprechung: »Was zum Teufel ist denn Juggern?« schrieb ich. Das Schöne daran: Der Autor und ich arbeiten mittlerweile geschäftlich zusammen. Inwiefern sein Lieblingssport und meine Lieblingsraketenheftchenserie kompatibel sein werden, muss sich noch herausstellen ...
13 September 2017
Moskito Spezial lieben offenbar Kung Fu
In den Nuller-Jahren gab es auf einmal eine Welle von Bands aus Deutschland, die sich bewusst an dem schrabbeligen Punkrock der späten 70er-Jahren orientierten. Die bekanntesten dürften wohl die Shocks aus Berlin gewesen sein, in deren Schatten sich Moskito Spezial nur mühsam aus der Deckung pirschen konnten.
Das mag auch an ihrer LP und deren Gestaltung gelegen haben. Wer 2005 eine Platte aufnimmt, die den hübschen Titel »Kung Fu Fighting« trägt und eine entsprechende Gestaltung verpasst bekommt, wird möglicherweise in eine seltsame Schublade gepackt. Für mich war die Band irgendwas mit Funpunk, und ich brauchte einige Zeit, bis mir klar wurde, dass die zwei Männer und eine Frau eigentlich ziemlich cool sind.
Der Sound ist schrabbelig und erinnert insofern ständig an die Shocks, die Texte in deutscher Sprache sind lakonisch und werden in einem schnodderigen Ton in die Welt gespuckt. Weil man sie nicht gut versteht, führt das sicher dazu, dass man sie nicht so ernst nimmt – dabei sind sie ziemlich clever, beschäftigen sich mit alltäglichen Problemen, bringen aber viele Themen auf den Punkt.
Und sind ganz schön sarkastisch: »Lächelnde Menschen am Wegesrand / sind sie glücklich oder sind sie krank?« Eine kluge Frage.
Alles in allem eine der vielen Deutschpunk-Platten, die komplett untergegangen sind. Kein Muss, aber ein Tonträger, den man sich zehn Jahre danach noch ohne Fremdschämen anhören kann. (Moskito Spezial haben übrigens 2017 eine neue Platte aufgenommen; die muss ich dann wohl anchecken.)
Das mag auch an ihrer LP und deren Gestaltung gelegen haben. Wer 2005 eine Platte aufnimmt, die den hübschen Titel »Kung Fu Fighting« trägt und eine entsprechende Gestaltung verpasst bekommt, wird möglicherweise in eine seltsame Schublade gepackt. Für mich war die Band irgendwas mit Funpunk, und ich brauchte einige Zeit, bis mir klar wurde, dass die zwei Männer und eine Frau eigentlich ziemlich cool sind.
Der Sound ist schrabbelig und erinnert insofern ständig an die Shocks, die Texte in deutscher Sprache sind lakonisch und werden in einem schnodderigen Ton in die Welt gespuckt. Weil man sie nicht gut versteht, führt das sicher dazu, dass man sie nicht so ernst nimmt – dabei sind sie ziemlich clever, beschäftigen sich mit alltäglichen Problemen, bringen aber viele Themen auf den Punkt.
Und sind ganz schön sarkastisch: »Lächelnde Menschen am Wegesrand / sind sie glücklich oder sind sie krank?« Eine kluge Frage.
Alles in allem eine der vielen Deutschpunk-Platten, die komplett untergegangen sind. Kein Muss, aber ein Tonträger, den man sich zehn Jahre danach noch ohne Fremdschämen anhören kann. (Moskito Spezial haben übrigens 2017 eine neue Platte aufgenommen; die muss ich dann wohl anchecken.)
Zur Vor- und Nachbereitung gut geeignet!
Als Illustrator machte sich Christian Moser in den Nuller-Jahren vor allem einen Namen mit seinen »Monster«-Büchern; sie verkauften sich sehr gut und landeten auf entsprechenden Bestsellerlisten. Dass er 2013 im Alter von nur 47 Jahren plötzlich verstarb, schockierte seine Leser geradezu. Was von ihm blieb, war und ist ein ungewöhnliches Werk.
Zuletzt hatte ich »Monster der Weihnacht« auf dem Nachttisch. Man kann das Buch locker vor Weihnachten lesen, um sich darüber zu amüsieren, oder man kann es nach Weihnachten erneut zur Hand nehmen, um noch mal in Erinnerungen zu schwelgen. Im Hochsommer ist es womöglich keine optimale Lektüre, auch wenn Alltagsmonster wie die »Scheinheiligkeit« in dieser Jahreszeit ebenfalls anzutreffen sind.
Wer mit den »Monstern des Alltags« nichts anfangen kann, dem versuche ich es an dieser Stelle zu erläutern. Moser stellt Eigenheiten des menschlichen Verhaltens in Form von skurrilen Comic-Figuren dar: Die Bilder sind amüsant, und sie treffen erstaunlich gut. Ergänzt werden sie durch Texte pseudowissenschaftlicher Art, die den jeweiligen Monstern beispielsweise lateinische Fachbegriffe verleihen.
Mit seinen »Monstern« war der Künstler vor allem in den Nuller-Jahren so erfolgreich, dass es auch Kalender, T-Shirts, Poster und andere Artikel gab. Die »Monster der Weihnacht« sind gewissermaßen ein Abschlussband seiner Arbeit, sein Vermächtnis.
Wenn ich dieses Buch durchschaue und immer mal wieder eine Seite lese, muss ich einerseits oft lächeln – weil die Figuren so herrlich skurril sind –, und denke andererseits oft daran, dass die Welt durch Christian Mosers frühen Tod einen Künstler verloren hat, von dem man noch viel hätte erwarten können. Aber der Tod ist leider kein witziges »Monster des Alltags«, sondern ein Teil der harten Realität.
Es bleiben die Bilder, es bleiben die Geschichten. Und deshalb werde ich das Buch auch im Vorfeld zur nächsten Weihnacht wieder zur Hand nehmen, darin blättern und einzelne Seiten mit Wehmut und einem Lächeln zugleich lesen ...
Zuletzt hatte ich »Monster der Weihnacht« auf dem Nachttisch. Man kann das Buch locker vor Weihnachten lesen, um sich darüber zu amüsieren, oder man kann es nach Weihnachten erneut zur Hand nehmen, um noch mal in Erinnerungen zu schwelgen. Im Hochsommer ist es womöglich keine optimale Lektüre, auch wenn Alltagsmonster wie die »Scheinheiligkeit« in dieser Jahreszeit ebenfalls anzutreffen sind.
Wer mit den »Monstern des Alltags« nichts anfangen kann, dem versuche ich es an dieser Stelle zu erläutern. Moser stellt Eigenheiten des menschlichen Verhaltens in Form von skurrilen Comic-Figuren dar: Die Bilder sind amüsant, und sie treffen erstaunlich gut. Ergänzt werden sie durch Texte pseudowissenschaftlicher Art, die den jeweiligen Monstern beispielsweise lateinische Fachbegriffe verleihen.
Mit seinen »Monstern« war der Künstler vor allem in den Nuller-Jahren so erfolgreich, dass es auch Kalender, T-Shirts, Poster und andere Artikel gab. Die »Monster der Weihnacht« sind gewissermaßen ein Abschlussband seiner Arbeit, sein Vermächtnis.
Wenn ich dieses Buch durchschaue und immer mal wieder eine Seite lese, muss ich einerseits oft lächeln – weil die Figuren so herrlich skurril sind –, und denke andererseits oft daran, dass die Welt durch Christian Mosers frühen Tod einen Künstler verloren hat, von dem man noch viel hätte erwarten können. Aber der Tod ist leider kein witziges »Monster des Alltags«, sondern ein Teil der harten Realität.
Es bleiben die Bilder, es bleiben die Geschichten. Und deshalb werde ich das Buch auch im Vorfeld zur nächsten Weihnacht wieder zur Hand nehmen, darin blättern und einzelne Seiten mit Wehmut und einem Lächeln zugleich lesen ...
12 September 2017
Eine Lesung in der Pfalz
Es wird wirklich Zeit, dass ich mal wieder eine Lesung absolviere, in der es um mein Punkrock-Geschichtenbuch »Für immer Punk?« gehen wird. Aus diesem Grund fahre ich am Freitag dieser Woche in die Pfalz, genauer gesagt, geht es nach Münchweiler an der Rodalb – im Prinzip also in die Gegend von Pirmasens. Die Gegend ist mir aus den späten 80er- und frühen 90er-Jahren durchaus vertraut: Wenn ich nach Homburg an der Saar fuhr, kam ich immer durch die entsprechenden Gemeinden.
Veranstaltet wird die Lesung von »wie-ein-junger-jedi concerts«, was ich für einen sehr schönen Namen halte. Der Ort nennt sich PiiX-Tattooart (Am Herdpfad 9, 66981 Münchweiler Rodalb), und los geht es am Freitag, 15. September 2017, um 20 Uhr. Lesen werde ich allerlei Punkrock-Geschichten, dazu erzähle ich mehr oder weniger intelligente Dinge.
Ich habe eine »Vorgruppe«; das ist der Kollege Andreas Cräck, der ab Ende der 90er-Jahre selbst allerlei Punkrock-Hefte veröffentlicht hat und sich schreibtechnisch durch diverse Fanzine bewegte. Ich kann nur sagen: Ich bin sehr gespannt auf alles und habe keine Ahnung, was mich erwartet. Na dann ...
Veranstaltet wird die Lesung von »wie-ein-junger-jedi concerts«, was ich für einen sehr schönen Namen halte. Der Ort nennt sich PiiX-Tattooart (Am Herdpfad 9, 66981 Münchweiler Rodalb), und los geht es am Freitag, 15. September 2017, um 20 Uhr. Lesen werde ich allerlei Punkrock-Geschichten, dazu erzähle ich mehr oder weniger intelligente Dinge.
Ich habe eine »Vorgruppe«; das ist der Kollege Andreas Cräck, der ab Ende der 90er-Jahre selbst allerlei Punkrock-Hefte veröffentlicht hat und sich schreibtechnisch durch diverse Fanzine bewegte. Ich kann nur sagen: Ich bin sehr gespannt auf alles und habe keine Ahnung, was mich erwartet. Na dann ...
11 September 2017
Neues vom geheimen Geheimprojekt
Dass ich die Füße nicht stillhalten kann und ständig an neuen Projekten herumbastle, habe ich gelegentlich schon ausgeplaudert. Seit Jahren wird – vor allem in einer ganz bestimmten Kneipe in Karlsruhe – immer wieder darüber geredet, dass »der Volker« zusammen mit »dem Klaus« an einem Buch basteln. Das ist in der Tat wahr, und wenn ich nicht so eine Trantüte wäre und andere Bücher schreiben würde, hätten wir es dieses Jahr sicher schon veröffentlicht.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben wir bei vielen Bieren über den aktuellen Stand des Geheimprojekts geredet, natürlich auch über andere Dinge. Das Buch steckt in der dritten Phase, wenn man so will: Volker hatte sehr viele Texte geliefert, ich hatte sie bearbeitet, er hatte in meinen Bearbeitungen herumgemalt, und jetzt versuche ich, das alles sinnvoll zusammenzufügen. Danach gehen wir noch einmal intensiv drüber, und dann endlich geht das Manuskript an den Verlag.
Das Bild zeigt, wie hart und intentiv wir an dem Buch arbeiten. Dem Kollegen Volker sind bei der Arbeit schon alle Haare ausgefallen, meine stehen ständig zu Berge. Und wir hoffen beide, dass das streng geheime Geheimprojekt – das nichts mit Science Fiction und nichts mit Punkrock zu tun hat – dann auch seine Käufer finden wird ...
In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben wir bei vielen Bieren über den aktuellen Stand des Geheimprojekts geredet, natürlich auch über andere Dinge. Das Buch steckt in der dritten Phase, wenn man so will: Volker hatte sehr viele Texte geliefert, ich hatte sie bearbeitet, er hatte in meinen Bearbeitungen herumgemalt, und jetzt versuche ich, das alles sinnvoll zusammenzufügen. Danach gehen wir noch einmal intensiv drüber, und dann endlich geht das Manuskript an den Verlag.
Das Bild zeigt, wie hart und intentiv wir an dem Buch arbeiten. Dem Kollegen Volker sind bei der Arbeit schon alle Haare ausgefallen, meine stehen ständig zu Berge. Und wir hoffen beide, dass das streng geheime Geheimprojekt – das nichts mit Science Fiction und nichts mit Punkrock zu tun hat – dann auch seine Käufer finden wird ...
09 September 2017
Ein Abend in Darmstadt
Wenn ich mit Menschen in meinem sozialen Umfeld darüber spreche, dass ich Grundlagenforschung für sehr wichtig halte und die Weltraumfahrt ebenfalls als relevant betrachte, ernte ich oft verwirrte Blicke: »Es gibt doch so viele Probleme auf der Erde, und da interessierst du dich für das All und den Mars und so Zeugs. Zuerst sollte man doch die Probleme hier lösen, bevor man in die Ferne vorstößt.«
Die Ansicht ist nicht falsch – es gibt irrsinnig viele Probleme auf der Erde, die dringend in die Hände genommen werden müssten. Sieht man davon ab, dass dies auch dann nicht schneller ginge, wenn man auf einmal die Weltraumfahrt einstellen würde, halte ich die Denkweise für verkürzt.
Vielleicht liegt es daran, dass ich immer noch der pickelige Science-Fiction-Leser von früher bin. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich glaube, dass man angesichts der verfahren wirkenden Situation auf der Erde auf jeden Fall wissenschaftliche Erkenntnisse benötigt, um eine mögliche Lösung zu finden.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Menschheit eine Vision fehlt: eine Vision von der Unendlichkeit, von den Möglichkeiten, die »hinter dem Mond« und im Universum auf die Menschheit warten. Angesichts dieser Herausforderungen verblassen die Unterschiede zwischen einzelnen Nationen, Religionen und Hautfarben auf der Erde zu einem absoluten Nichts.
Deshalb fühlte ich mich wohl am Freitagabend so gut aufgehoben, als ich in Darmstadt bei der Veranstaltung zu fünfzig Jahren ESOC teilnehmen konnte. Astronauten und Techniker aus allen europäischen Nationen arbeiten zusammen, hell- und dunkelhäutige Menschen bunt gemischt. Das ist ein Ansatz für die Vision, die ich mir gelegentlich wünsche ...
Die Ansicht ist nicht falsch – es gibt irrsinnig viele Probleme auf der Erde, die dringend in die Hände genommen werden müssten. Sieht man davon ab, dass dies auch dann nicht schneller ginge, wenn man auf einmal die Weltraumfahrt einstellen würde, halte ich die Denkweise für verkürzt.
Vielleicht liegt es daran, dass ich immer noch der pickelige Science-Fiction-Leser von früher bin. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich glaube, dass man angesichts der verfahren wirkenden Situation auf der Erde auf jeden Fall wissenschaftliche Erkenntnisse benötigt, um eine mögliche Lösung zu finden.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Menschheit eine Vision fehlt: eine Vision von der Unendlichkeit, von den Möglichkeiten, die »hinter dem Mond« und im Universum auf die Menschheit warten. Angesichts dieser Herausforderungen verblassen die Unterschiede zwischen einzelnen Nationen, Religionen und Hautfarben auf der Erde zu einem absoluten Nichts.
Deshalb fühlte ich mich wohl am Freitagabend so gut aufgehoben, als ich in Darmstadt bei der Veranstaltung zu fünfzig Jahren ESOC teilnehmen konnte. Astronauten und Techniker aus allen europäischen Nationen arbeiten zusammen, hell- und dunkelhäutige Menschen bunt gemischt. Das ist ein Ansatz für die Vision, die ich mir gelegentlich wünsche ...
08 September 2017
Im Märchengarten unterwegs
Als Kind war ich geradezu besessen von Märchen. Ich ließ sie mir von meiner Mutter vorlesen, und kaum konnte ich selbst lesen, schmökerte ich in den Geschichten der Brüder Grimm. Ich hatte sogar Märchen-Schallplatten, und wenn es sich irgendwie machen ließ, fuhren meine Eltern mit mir in einen Märchengarten in der Nähe von Calw. Den gibt es leider nicht mehr.
Aber es gibt einen Märchengarten in Ludwigsburg – er gehört zur Ausstellung »Blühendes Barock« –, und dieser Tage ergab es sich, dass ich dort einmal einen halben Tag verbringen konnte. Um es gleich zu sagen: Zwischen all den Kindern kam ich mir manchmal selbst wie ein Kind vor. Es wimmelte ohnehin von Touristen: Inder und Chinesen, Japaner und Amerikaner, dazwischen Familien, die eher nach Russen oder Polen klangen.
Der Park schaffte es irgendwie, ein Deutschland zu vermitteln, dass es so nie gab: kleine Fachwerkhäuser, beschauliche Wohnzimmer darin, die man von außen angucken konnte. Figuren, die sich bewegten, Schilder, auf denen alles erklärt wurde, die altertümliche Sprache, die benutzt wird – die Märchen schufen ein Deutschlandbild, das auf Touristen aus fernen Ländern möglicherweise seltsam wirkt.
Für mich als Besucher war es wie eine Reise in meine eigene Kindheit, zurück zu den Märchen, die ich als Junge so geliebt hatte. Ich schaute mir die Streiche von Max und Moritz an – auf mehrere Häuser verteilt –, ich erfreute mich am kleinen Zug, der durch das Gelände fuhr, und an den Booten, die sogar durch Tunnel gondelten. Da fuhr ich zwar nicht mit, aber ich sah die Begeisterung der Kinder und ihre strahlenden und staunenden Gesichter.
Keine Ahnung, wie pädagogisch das Ganze war. Keine Ahnung, ob Märchen wirklich so toll sind, die ein fiktives Deutschland des 19. Jahrhunderts in die heutige Zeit transportieren. An diesem Tag fand ich es toll. Und: Wer sich für Phantastik und Fantasy interessiert, darf um die Märchen sowieso keinen Bogen machen – die sind bekanntlich der Anfang von alledem ...
Aber es gibt einen Märchengarten in Ludwigsburg – er gehört zur Ausstellung »Blühendes Barock« –, und dieser Tage ergab es sich, dass ich dort einmal einen halben Tag verbringen konnte. Um es gleich zu sagen: Zwischen all den Kindern kam ich mir manchmal selbst wie ein Kind vor. Es wimmelte ohnehin von Touristen: Inder und Chinesen, Japaner und Amerikaner, dazwischen Familien, die eher nach Russen oder Polen klangen.
Der Park schaffte es irgendwie, ein Deutschland zu vermitteln, dass es so nie gab: kleine Fachwerkhäuser, beschauliche Wohnzimmer darin, die man von außen angucken konnte. Figuren, die sich bewegten, Schilder, auf denen alles erklärt wurde, die altertümliche Sprache, die benutzt wird – die Märchen schufen ein Deutschlandbild, das auf Touristen aus fernen Ländern möglicherweise seltsam wirkt.
Für mich als Besucher war es wie eine Reise in meine eigene Kindheit, zurück zu den Märchen, die ich als Junge so geliebt hatte. Ich schaute mir die Streiche von Max und Moritz an – auf mehrere Häuser verteilt –, ich erfreute mich am kleinen Zug, der durch das Gelände fuhr, und an den Booten, die sogar durch Tunnel gondelten. Da fuhr ich zwar nicht mit, aber ich sah die Begeisterung der Kinder und ihre strahlenden und staunenden Gesichter.
Keine Ahnung, wie pädagogisch das Ganze war. Keine Ahnung, ob Märchen wirklich so toll sind, die ein fiktives Deutschland des 19. Jahrhunderts in die heutige Zeit transportieren. An diesem Tag fand ich es toll. Und: Wer sich für Phantastik und Fantasy interessiert, darf um die Märchen sowieso keinen Bogen machen – die sind bekanntlich der Anfang von alledem ...
07 September 2017
Capricorn Journal 1 von 1991
Ich habe mal wieder in einem alten Fanzine geblättert, in einem allerdings, in dem ich selbst als Mitarbeiter vertreten bin. Die Rede ist von der Nummer eins des »Capricorn Journal«; wenn ich mich recht erinnere, gab es nie eine Ausgabe zwei. Herausgegeben wurde das Fanzine im November 1991 von Hans und Monika Herrmann sowie Robert Goetzke.
Die drei kannte ich zu jener Zeit schon lange. Mit Robert und einigen anderen hatte ich 1980 versucht, das sogenannte Club-Kontakt-Netz zu gründen – eine typisch törichte Entscheidung, wie sie junge Science-Fiction-Fans zu allen Zeiten in die Wege leiteten. Hans und Monika hatte ich auf dem PERRY RHODAN-WeltCon 1980 in Mannheim kennengelernt. Das Fanzine »Capricorn«, das diese Redaktion in den 80er-Jahren veröffentlichte, zählte zu den Heften, die ich stets gern las und in denen ich auch veröffentlichte.
Mit dem »Journal« wollte das »Capricorn«-Team andere Wege gehen. Ziel war, weg von den Kurzgeschichten zu gehen und sich stärker auf Artikel zu verlegen. In einer Zeit, in der professionelle Science-Fiction-Magazine im deutschsprachigen Raum als echte Mangelware galten und es noch kein Internet mit allen Informationen gab, war das ein spannendes Ziel.
Amüsanterweise kam das Fanzine auf seinen insgesamt 64 Seiten nicht ohne Kurzgeschichten aus – es wurden zwei veröffentlicht. Der Großteil bestand allerdings aus Artikeln, einer davon stammte von mir. Ich plauderte auf neun Seiten über die Geschichte meines Fanzines »Sagittarius« sowie dessen Höhen und Tiefen.
Weitere Texte beschäftigten sich mit einer gewisse Raketenheftchenserie — »PR auf den Spuren des Flowerpower« – und berichteten vom WeltCon im Sommer 1991. Eher philosophisch war ein Artikel über »Evolution oder Schöpfung«, als pragmatisch erwiesen sich redaktionelle Vor- und Nachworte.
Alles in allem eine Ausgabe, die man auch ein Vierteljahrhundert danach noch gut durchblättern kann; das Heft zeigt in gewisser Weise den Stand der Fan-Szene jener Jahre auf: Man war »erwachsen« geworden, blickte mit einer gewissen Eigenkritik auf bisherige Ereignisse zurück, war aber noch nicht völlig abgeklärt und im privaten Bereich verschwunden.
Die drei kannte ich zu jener Zeit schon lange. Mit Robert und einigen anderen hatte ich 1980 versucht, das sogenannte Club-Kontakt-Netz zu gründen – eine typisch törichte Entscheidung, wie sie junge Science-Fiction-Fans zu allen Zeiten in die Wege leiteten. Hans und Monika hatte ich auf dem PERRY RHODAN-WeltCon 1980 in Mannheim kennengelernt. Das Fanzine »Capricorn«, das diese Redaktion in den 80er-Jahren veröffentlichte, zählte zu den Heften, die ich stets gern las und in denen ich auch veröffentlichte.
Mit dem »Journal« wollte das »Capricorn«-Team andere Wege gehen. Ziel war, weg von den Kurzgeschichten zu gehen und sich stärker auf Artikel zu verlegen. In einer Zeit, in der professionelle Science-Fiction-Magazine im deutschsprachigen Raum als echte Mangelware galten und es noch kein Internet mit allen Informationen gab, war das ein spannendes Ziel.
Amüsanterweise kam das Fanzine auf seinen insgesamt 64 Seiten nicht ohne Kurzgeschichten aus – es wurden zwei veröffentlicht. Der Großteil bestand allerdings aus Artikeln, einer davon stammte von mir. Ich plauderte auf neun Seiten über die Geschichte meines Fanzines »Sagittarius« sowie dessen Höhen und Tiefen.
Weitere Texte beschäftigten sich mit einer gewisse Raketenheftchenserie — »PR auf den Spuren des Flowerpower« – und berichteten vom WeltCon im Sommer 1991. Eher philosophisch war ein Artikel über »Evolution oder Schöpfung«, als pragmatisch erwiesen sich redaktionelle Vor- und Nachworte.
Alles in allem eine Ausgabe, die man auch ein Vierteljahrhundert danach noch gut durchblättern kann; das Heft zeigt in gewisser Weise den Stand der Fan-Szene jener Jahre auf: Man war »erwachsen« geworden, blickte mit einer gewissen Eigenkritik auf bisherige Ereignisse zurück, war aber noch nicht völlig abgeklärt und im privaten Bereich verschwunden.
06 September 2017
Eine Lesung in Dreieich im Plan
Mein Fantasy-Roman »Das blutende Land« wird, wenn nichts grundlegend Schlimmes passiert, im November 2017 im Droemer-Knaur-Verlag erscheinen. Das Lektorat ist abgeschlossen, die Satzfahne sah schon mal sehr ordentlich aus, und vom Titelbild bin ich nach wie vor begeistert. Derzeit wird sogar ein Hörbuch vorbereitet, worauf ich mich besonders freue.
Die erste Lesung werde ich wohl mithilfe der Satzfahne bestreiten. Sie findet auf dem BuchmesseCon in Dreieich statt, der Fan-Veranstaltung, die parallel zur Buchmesse ausgetragen wird. Welchen Raum ich dort füllen soll, weiß ich noch nicht; ich bin gewissermaßen ein Debütant und muss schauen, wohin man mich stecken wird.
Nach bisherigem Stand der Dinge ist meine Lesung am Samstag, 14. Oktober 2017, ab 18 Uhr. Auf der Internet-Seite der Veranstalter füllt sich der Programmplan langsam und beständig; dort wird man hoffentlich bald alles ein wenig genauer nachlesen können.
Ich gestehe, dass ich sehr gespannt bin. Seit vielen Jahren bin ich ein mehr oder weniger regelmäßiger Gast auf dem BuchmesseCon, ich habe auch oft am Programm teilgenommen: meist in meiner Funktion als Redakteur einer Raketenheftchenserie, einmal als Co-Moderator des Deutschen Phantastik-Preises (als dieser noch nicht so professionell wie heute war). Zum ersten Mal trete ich als Autor mit eigenem Werk in Erscheinung ...
Die erste Lesung werde ich wohl mithilfe der Satzfahne bestreiten. Sie findet auf dem BuchmesseCon in Dreieich statt, der Fan-Veranstaltung, die parallel zur Buchmesse ausgetragen wird. Welchen Raum ich dort füllen soll, weiß ich noch nicht; ich bin gewissermaßen ein Debütant und muss schauen, wohin man mich stecken wird.
Nach bisherigem Stand der Dinge ist meine Lesung am Samstag, 14. Oktober 2017, ab 18 Uhr. Auf der Internet-Seite der Veranstalter füllt sich der Programmplan langsam und beständig; dort wird man hoffentlich bald alles ein wenig genauer nachlesen können.
Ich gestehe, dass ich sehr gespannt bin. Seit vielen Jahren bin ich ein mehr oder weniger regelmäßiger Gast auf dem BuchmesseCon, ich habe auch oft am Programm teilgenommen: meist in meiner Funktion als Redakteur einer Raketenheftchenserie, einmal als Co-Moderator des Deutschen Phantastik-Preises (als dieser noch nicht so professionell wie heute war). Zum ersten Mal trete ich als Autor mit eigenem Werk in Erscheinung ...
05 September 2017
Die Nummer 123 der »Comixene«
In den frühen 80er-Jahren war ich ein Abonnent der Zeitschrift »Comixene«; das Heft war damals eine unverzichtbare Informationsquelle für jeden, der sich im damals recht übersichtlichen und trotzdem ständig wandelnden Comicmarkt informieren wollte. Sowohl internationale als auch deutschsprachige Comics wurden präsentiert, man guckte immer mal wieder in die Geschichte oder stellte spannende neue Themen vor.
Das ist heute nicht anders. Der »Boah ey«-Effekt der frühen 80er-Jahre stellt sich bei mir nicht mehr ein – das liegt aber an mir. Das Heft ist heute nämlich viel journalistischer als früher, es gibt Reportagen und umfangreiche Interviews, wenig Fastfood-Journalismus, mehr Texte, die in die Tiefe gehen. Die Qualität stimmt also.
Das merkt man auch an der Ausgabe 123, die schon im Frühsommer erschienen ist, die ich aber erst am Vorabend zu Ende gelesen habe. Sie ist mit ihren 104 farbigen Seiten sehr umfangreich und steckt voller interessanter Texte – das braucht dann bei mir einfach seine Zeit.
Das Cover wird vielleicht der eine oder andere Mensch als »sexistisch« brandmarken. Aber ... es ist ein Auszug aus einem Comic von Uli Oesterle, der im vorliegenden Heft porträtiert wird – da passt das. Wem der Name nichts sagt: Von Oesterle stammt der coole »Hector Umbra«, die Hauptfigur eines Comics, den man als Urban Fantasy einstufen könnte.
Und sonst? Das »MAD-Magazin« wird abgefeiert, es gibt einen Bericht über den diesjährigen »D.O.N.A.L.D.«-Kongress, der Comic-Held Andy Morgan wird ebenso abgefeiert wie der Comic-Künstler André Franquin, und natürlich dürfen haufenweise Informationen und Rezensionen nicht fehlen. Die Mixtur ist altmodisch im positiven Sinn: Die Redaktion stellt verschiedene Themen zusammen und serviert sie mir als Leser, und ich wähle aus, was mich interessiert.
Ein gelungenes Heft! Wer sich für Comics interessiert, macht mit einem Abonnement der »Comixene« sicher nichts falsch. Auch im Jahr 2017 nicht ...
Das ist heute nicht anders. Der »Boah ey«-Effekt der frühen 80er-Jahre stellt sich bei mir nicht mehr ein – das liegt aber an mir. Das Heft ist heute nämlich viel journalistischer als früher, es gibt Reportagen und umfangreiche Interviews, wenig Fastfood-Journalismus, mehr Texte, die in die Tiefe gehen. Die Qualität stimmt also.
Das merkt man auch an der Ausgabe 123, die schon im Frühsommer erschienen ist, die ich aber erst am Vorabend zu Ende gelesen habe. Sie ist mit ihren 104 farbigen Seiten sehr umfangreich und steckt voller interessanter Texte – das braucht dann bei mir einfach seine Zeit.
Das Cover wird vielleicht der eine oder andere Mensch als »sexistisch« brandmarken. Aber ... es ist ein Auszug aus einem Comic von Uli Oesterle, der im vorliegenden Heft porträtiert wird – da passt das. Wem der Name nichts sagt: Von Oesterle stammt der coole »Hector Umbra«, die Hauptfigur eines Comics, den man als Urban Fantasy einstufen könnte.
Und sonst? Das »MAD-Magazin« wird abgefeiert, es gibt einen Bericht über den diesjährigen »D.O.N.A.L.D.«-Kongress, der Comic-Held Andy Morgan wird ebenso abgefeiert wie der Comic-Künstler André Franquin, und natürlich dürfen haufenweise Informationen und Rezensionen nicht fehlen. Die Mixtur ist altmodisch im positiven Sinn: Die Redaktion stellt verschiedene Themen zusammen und serviert sie mir als Leser, und ich wähle aus, was mich interessiert.
Ein gelungenes Heft! Wer sich für Comics interessiert, macht mit einem Abonnement der »Comixene« sicher nichts falsch. Auch im Jahr 2017 nicht ...
04 September 2017
Anders auf dem Turmberg
Aus gutem Grund sollte man Werbeaussagen aller Art misstrauen. Doch in einem hat »Anders auf dem Turmberg«
immer recht: Das Restaurant ist – wie es auf seiner Internet-Seite
offenbart – »einer der schönsten Plätze, um den herrlichen Ausblick auf
unsere Stadt und Region zu genießen«.
Als wir dieser Tage nach längerer Zeit endlich einmal wieder in diesem Restaurant zu Abend aßen, hatte ich einen Platz, von dem aus ich tatsächlich einen wunderbaren Ausblick auf die Ränder des Schwarzwalds und hatte, mit einem Fernblick bis nach Baden-Baden in der einen und zum Pfälzerwald in der anderen Richtung (also quasi ums Eck). Das Lokal findet man auf dem Turmberg in Durlach, und das ist in der Tat eine wunderbare »Location«, um in Neusprech zu schreiben.
Als wir dieser Tage nach längerer Zeit endlich einmal wieder in diesem Restaurant zu Abend aßen, hatte ich einen Platz, von dem aus ich tatsächlich einen wunderbaren Ausblick auf die Ränder des Schwarzwalds und hatte, mit einem Fernblick bis nach Baden-Baden in der einen und zum Pfälzerwald in der anderen Richtung (also quasi ums Eck). Das Lokal findet man auf dem Turmberg in Durlach, und das ist in der Tat eine wunderbare »Location«, um in Neusprech zu schreiben.
Wir
gönnten uns ein Vier-Gang-Menü, allerdings ohne eine komplette
Weinbegleitung – ich musste fahren. Also hielten wir uns an viel Wasser –
was ich bei Preisen von 7,50 Euro für eine Flasche Schwarzwaldwasser,
die so auch im Supermarkt gibt, schon hart finde – und tranken nur sehr
wenig Wein. Bei einem Restaurant, das »auf Sterne-Niveau« kocht, darf
man sich über preisliche Auswüchse beim Wasser sowieso nicht wundern.
Das
Essen war toll. Ich hatte ein vegetarisches Menü, das durch die Bank
wunderbar schmeckte. Man bekam zum eigentlichen Menü noch Zwischengänge
und dergleichen, zum Abschluss gab's für mich ein schokoladiges Dessert.
Zu meckern hatte ich nichts, die Gerichte waren sehr verfeinert und
geschmackvoll. Toll!
Die
Servicekräfte waren freundlich, das Drumherum stimmte. Dass der erste
Wein verkehrt geliefert wurde (ich hatte ein 0,1-Glas Chardonnay
bestellt, meine Begleitung ein 0,2-Glas Riesling; sie bekam ein 0,1-Glas
Chardonnay und ich ein 0,1-Glas Riesling), fand ich schon wieder
lustig. Immerhin hatte ich so viel rudimentäre Ahnung von Wein, um
Riesling und Chardonnay auseinanderhalten zu können.
Preiswert ist und war anders; teuer ist so ein Menü angesichts der gebotenen Qualität allerdings auch nicht. Wie beim letzten Mal auch, empfanden wir den Besuch beim »Anders« als einen kulinarischen Höhepunkt. Das gönne ich mir eben alle zwei Jahre oder so – und dann passt das auch.
Preiswert ist und war anders; teuer ist so ein Menü angesichts der gebotenen Qualität allerdings auch nicht. Wie beim letzten Mal auch, empfanden wir den Besuch beim »Anders« als einen kulinarischen Höhepunkt. Das gönne ich mir eben alle zwei Jahre oder so – und dann passt das auch.
02 September 2017
Die Tante und der Küchentisch
Die späten 70er-Jahre, ein Kaffeekränzchen bei meiner Mutter: Am Tisch saßen meine Tante, meine Mutter und ich; mein Vater war unterwegs, meine Schwester bei Freundinnen. Es gab selbstgebackenen Kuchen, der mir immer sehr gut schmeckte, mit viel Schlagsahne und Kaffee, den ich zu der Zeit erst so richtig für mich entdeckte.
Wie meine Tante und meine Mutter auf das Thema Ausländer kamen, wusste ich nicht. Auf einmal war es am Tisch. Meine Tante mochte keine Ausländer. Die seien so dunkel und so heimtückisch, sie seien schmutzig und hätten schlechte Gedanken; sie seien faul und lägen dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche, sie würden zudem den Arbeitern die Arbeitsplätze wegnehmen.
»Aber das stimmt doch nicht«, wandte ich vorsichtig ein. »Wenn sie faul sind, nehmen sie niemandem die Arbeit weg. Und andersrum.«
Mit Fakten kam ich nicht weiter, das merkte ich schnell. Das Gespräch entgleiste in Sekunden. Die Tante wurde laut. Was denn ein »jonger Soicher« wie ich am Tisch zu melden hätte, wenn sich die Erwachsenen unterhielten? Wie ich dazu käme, ihr Vorhaltungen zu machen? »I schwätz wie ich denk.«
Ich wurde auch laut. »Nicht an einem Tisch, an dem ich sitze«, forderte ich. »Kein Nazigeschwätz in meiner Nähe.« Ich schwitzte vor Wut und Ärger.
Meine Mutter, die der Eskalation sprachlos zugeschaut hatte, maßregelte mich. Ich könnte ihrer Schwester nicht den Platz am Tisch verbieten, das ginge nicht. Familienzusammengehörigkeit, blablabla ...
Ich hörte mir die Predigt an, stand auf und ging. Einer musste den Tisch verlassen, in diesem Fall war ich es. Ich ging in mein Zimmer, las einen Science-Fiction-Heftroman, in dem alle Menschen die gleichen Rechte hatten und unter Leitung eines weisen Großadministrators in fremde Galaxien vorstießen. Das war mir dann doch lieber.
Die 70er-Jahre waren schon seltsam. Ausländer galten flächendeckend als minderwertig. Das wird gern verdrängt.
Wie meine Tante und meine Mutter auf das Thema Ausländer kamen, wusste ich nicht. Auf einmal war es am Tisch. Meine Tante mochte keine Ausländer. Die seien so dunkel und so heimtückisch, sie seien schmutzig und hätten schlechte Gedanken; sie seien faul und lägen dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche, sie würden zudem den Arbeitern die Arbeitsplätze wegnehmen.
»Aber das stimmt doch nicht«, wandte ich vorsichtig ein. »Wenn sie faul sind, nehmen sie niemandem die Arbeit weg. Und andersrum.«
Mit Fakten kam ich nicht weiter, das merkte ich schnell. Das Gespräch entgleiste in Sekunden. Die Tante wurde laut. Was denn ein »jonger Soicher« wie ich am Tisch zu melden hätte, wenn sich die Erwachsenen unterhielten? Wie ich dazu käme, ihr Vorhaltungen zu machen? »I schwätz wie ich denk.«
Ich wurde auch laut. »Nicht an einem Tisch, an dem ich sitze«, forderte ich. »Kein Nazigeschwätz in meiner Nähe.« Ich schwitzte vor Wut und Ärger.
Meine Mutter, die der Eskalation sprachlos zugeschaut hatte, maßregelte mich. Ich könnte ihrer Schwester nicht den Platz am Tisch verbieten, das ginge nicht. Familienzusammengehörigkeit, blablabla ...
Ich hörte mir die Predigt an, stand auf und ging. Einer musste den Tisch verlassen, in diesem Fall war ich es. Ich ging in mein Zimmer, las einen Science-Fiction-Heftroman, in dem alle Menschen die gleichen Rechte hatten und unter Leitung eines weisen Großadministrators in fremde Galaxien vorstießen. Das war mir dann doch lieber.
Die 70er-Jahre waren schon seltsam. Ausländer galten flächendeckend als minderwertig. Das wird gern verdrängt.
01 September 2017
PowerPop aus Schweden
Als ich anfing, mich bewusst für Musik zu interessieren, war der Begriff PowerPop schon nicht genau definiert; darunter fielen im Prinzip alle möglichen Bands, die druckvolle Musik spielten, die man nicht unbedingt zum Punk schieben konnte, die aber auch keine Rock-Klischees verarbeiteten. Heute ist das noch schwieriger – ich will an dieser Stelle erst gar nicht versuchen, irgendwelche Schubladen zu definieren.
Die schwedische Band The Sigourney Weavers wird auf jeden Fall ständig in die Schublade des PowerPop geschoben. Das ist nicht falsch und auch nicht richtig. Tatsache ist – und das höre ich halt auf ihrer Langspielplatte »Blockbuster« sehr gut –, dass die fünfköpfige Band ein Händchen für schmissige Melodien hat, die sich dann einer klaren Kategorisierung entziehen.
Für normale Popmusik ist das zu knallig, Punkrock ist es auch nicht, und so richtig normale Rockmusik klingt einfach anders. Die zwölf Stücke auf der Platte, die im Herbst 2014 veröffentlicht wurde, sind auf jeden Fall gelungen, mal mehr, mal weniger. Meist gehen sie beim ersten Hören nicht gut rein, man muss sie zwei- und dreimal laufen lassen, dann packen sie einen.
Klar erfindet auch diese Band weder die Rockmusik noch den PowerPop irgendwie neu, aber das erwartet letztlich keiner. »Blockbuster« ist die erste »große« Platte der Band, von der man sicher noch mehr hören wird. Freut mich!
Die schwedische Band The Sigourney Weavers wird auf jeden Fall ständig in die Schublade des PowerPop geschoben. Das ist nicht falsch und auch nicht richtig. Tatsache ist – und das höre ich halt auf ihrer Langspielplatte »Blockbuster« sehr gut –, dass die fünfköpfige Band ein Händchen für schmissige Melodien hat, die sich dann einer klaren Kategorisierung entziehen.
Für normale Popmusik ist das zu knallig, Punkrock ist es auch nicht, und so richtig normale Rockmusik klingt einfach anders. Die zwölf Stücke auf der Platte, die im Herbst 2014 veröffentlicht wurde, sind auf jeden Fall gelungen, mal mehr, mal weniger. Meist gehen sie beim ersten Hören nicht gut rein, man muss sie zwei- und dreimal laufen lassen, dann packen sie einen.
Klar erfindet auch diese Band weder die Rockmusik noch den PowerPop irgendwie neu, aber das erwartet letztlich keiner. »Blockbuster« ist die erste »große« Platte der Band, von der man sicher noch mehr hören wird. Freut mich!
Wenn viele Comics verwurstet werden
Ich bin ein großer Fan des Splitter-Verlages und seiner Comics; ob diese nun bei Splitter oder im hauseigenen Tochterunternehmen Toonfish veröffentlicht werden, ist mir dabei egal. Selbstverständlich kann mir nicht alles gefallen, was die Kollegen veröffentlichen. Ein schönes Beispiel hierfür ist der Band »Die Parodie«, der zwar viele Gags enthält, bei mir aber nicht im Geringsten zünden kann.
Doch erst einmal der Reihe nach ... »Die Parodie« ist genau das, was der Name auch schon aussagt. Es werden andere Comics auf die Schippe genommen und durch den Kakao gezogen, sprich, sie werden parodiert. Vor allem sind die Comics »Thorgal« und »XIII« in der Schusslinie.
Und damit habe ich schon das Problem dieses Comics genannt. Wenn man die genannten Geschichten nicht gut genug kennt, kann man nicht bemerken, worin der Gag liegt, wenn Wikinger einen Säugling am Strand finden. Aus dem Säugling wird ein junger Mann namens Thorax, der dann allerlei Abenteuer erlebt. Die wirken, als seien sie aus einem Geheimdienst-Abenteuer geklaut – und das sind dann eben die Anspielungen auf »XIII«.
Humor ist Geschmackssache, keine Frage. Aber in diesem Comic ist er für meinen Geschmack zu platt, zu albern und zu überzogen. Michel Rodrigue ist ein guter Zeichner, und seine Figuren »funktionieren« – aber sein Witz kommt bei mir einfach nicht an.
Das ist nicht weiter schlimm; sicher wird es Comic-Fans geben, die das mögen. Wer die genannten Serien kennt, könnte auf jeden Fall auf seine Kosten kommen; alle anderen verstehen höchstens ein Viertel der Anspielungen.
(Wer sich für die Optik des Parodie-Albums interessiert, gehe auf die Internet-Seite des Verlages. Dort können zehn Seiten als Leseprobe angeschaut werden.)
Doch erst einmal der Reihe nach ... »Die Parodie« ist genau das, was der Name auch schon aussagt. Es werden andere Comics auf die Schippe genommen und durch den Kakao gezogen, sprich, sie werden parodiert. Vor allem sind die Comics »Thorgal« und »XIII« in der Schusslinie.
Und damit habe ich schon das Problem dieses Comics genannt. Wenn man die genannten Geschichten nicht gut genug kennt, kann man nicht bemerken, worin der Gag liegt, wenn Wikinger einen Säugling am Strand finden. Aus dem Säugling wird ein junger Mann namens Thorax, der dann allerlei Abenteuer erlebt. Die wirken, als seien sie aus einem Geheimdienst-Abenteuer geklaut – und das sind dann eben die Anspielungen auf »XIII«.
Humor ist Geschmackssache, keine Frage. Aber in diesem Comic ist er für meinen Geschmack zu platt, zu albern und zu überzogen. Michel Rodrigue ist ein guter Zeichner, und seine Figuren »funktionieren« – aber sein Witz kommt bei mir einfach nicht an.
Das ist nicht weiter schlimm; sicher wird es Comic-Fans geben, die das mögen. Wer die genannten Serien kennt, könnte auf jeden Fall auf seine Kosten kommen; alle anderen verstehen höchstens ein Viertel der Anspielungen.
(Wer sich für die Optik des Parodie-Albums interessiert, gehe auf die Internet-Seite des Verlages. Dort können zehn Seiten als Leseprobe angeschaut werden.)