Am 4. November 1980 schrieb ich einen Text mit dem Titel »Papier«. Ich betrachtete das als Gedicht, und wenn man den Text mit dem Abstand vieler Jahre anschaut, fällt auf, wie sehr ich damals experimentierte und nach meiner eigenen Form suchte.
Verfasst wurde der Text in konsequenter Kleinschreibung; das las man damals häufig in kleinauflagigen Literaturzeitschriften und auch politischen Schriften, die sogar an der Schule kursierten. (Wobei ich zu jener Zeit bereits meine Lehre als Bürokaufmann angefangen hatte, die mich unendlich frustrierte.) Trotzdem hielt ich mich an Absätze, versuchte dadurch, den Text sinnvoll zu gliedern.
Manche Formulierungen setzten auf den Effekt; wenn ein 16 Jahre alter Jugendlicher in einem Gedicht die Worte Arsch und Arschloch benutzt, kann man das nicht anders nennen. Manche Formulierungen gingen weiter: » wieviel worte / verschluckt eine weiße fläche / bis sie es nicht / mehr ertragen kann.«
Am Ende erklärte ich den Text sogar gewissermaßen. Ob Papier als Synonym herhalten könne, ob das ein schlechter Vergleich sei. Angehende Lyriker, die ihre Texte erklären – das allerdings war 1980 sicher mehr als modern ...
Papier
AntwortenLöschengeschaffen zur
vielseitigen verwendung
für alles und jeden
die einen benutzen
es für ihre dreckigen
pamphlete
juden raus
ausländer raus
und so
andere brauchen
es auf der toilette
zum abwischen des vielzitierten
arsches und arschlochs
andere regen sich
auf ihm über
worte wie obige auf
wieviel worte
verschluckt eine weiße fläche
bis sie es nicht
mehr ertragen kann
bis dieses weiß
sich in ein dreckiges
grau verwandelt
bis diese weiße
seele beschmutzt
von dreck und abfall
sich auskotzt übergibt
und alles ablegt
papier als synonym
für einen sogenannten
menschlichen geist
ein
schlechter vergleich?