04 September 2017

Anders auf dem Turmberg

Aus gutem Grund sollte man Werbeaussagen aller Art misstrauen. Doch in einem hat »Anders auf dem Turmberg« immer recht: Das Restaurant ist – wie es auf seiner Internet-Seite offenbart – »einer der schönsten Plätze, um den herrlichen Ausblick auf unsere Stadt und Region zu genießen«.

Als wir dieser Tage nach längerer Zeit endlich einmal wieder in diesem Restaurant zu Abend aßen, hatte ich einen Platz, von dem aus ich tatsächlich einen wunderbaren Ausblick auf die Ränder des Schwarzwalds und hatte, mit einem Fernblick bis nach Baden-Baden in der einen und zum Pfälzerwald in der anderen Richtung (also quasi ums Eck). Das Lokal findet man auf dem Turmberg in Durlach, und das ist in der Tat eine wunderbare »Location«, um in Neusprech zu schreiben.

Wir gönnten uns ein Vier-Gang-Menü, allerdings ohne eine komplette Weinbegleitung – ich musste fahren. Also hielten wir uns an viel Wasser – was ich bei Preisen von 7,50 Euro für eine Flasche Schwarzwaldwasser, die so auch im Supermarkt gibt, schon hart finde – und tranken nur sehr wenig Wein. Bei einem Restaurant, das »auf Sterne-Niveau« kocht, darf man sich über preisliche Auswüchse beim Wasser sowieso nicht wundern.

Das Essen war toll. Ich hatte ein vegetarisches Menü, das durch die Bank wunderbar schmeckte. Man bekam zum eigentlichen Menü noch Zwischengänge und dergleichen, zum Abschluss gab's für mich ein schokoladiges Dessert. Zu meckern hatte ich nichts, die Gerichte waren sehr verfeinert und geschmackvoll. Toll!

Die Servicekräfte waren freundlich, das Drumherum stimmte. Dass der erste Wein verkehrt geliefert wurde (ich hatte ein 0,1-Glas Chardonnay bestellt, meine Begleitung ein 0,2-Glas Riesling; sie bekam ein 0,1-Glas Chardonnay und ich ein 0,1-Glas Riesling), fand ich schon wieder lustig. Immerhin hatte ich so viel rudimentäre Ahnung von Wein, um Riesling und Chardonnay auseinanderhalten zu können.

Preiswert ist und war anders; teuer ist so ein Menü angesichts der gebotenen Qualität allerdings auch nicht. Wie beim letzten Mal auch, empfanden wir den Besuch beim »Anders« als einen kulinarischen Höhepunkt. Das gönne ich mir eben alle zwei Jahre oder so – und dann passt das auch.

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