Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Januar 2013
Junge Migranten können sehr wohl was
Bereits seit drei Jahren gibt es das Buch »KanakCultures«; ich habe es über die Feiertage endlich gelesen und komme jetzt dazu, einige Zeilen darüber zu schreiben. Es ist ein Sammelband, den die Projektgruppe JugendArt von der Hochschule Esslingen zusammengestellt hat, und er stellt sogenannte Jugendliche mit Migrationshintergrund ins Zentrum.
Allerdings werden die jungen Leute nicht – wie so oft – als Problemfälle betrachtet, sondern als Menschen, die kreativ sind, die sich in die deutsche Mehrheitsgesellschaft einbringen und die ihre Herkunft aus einer fremden Kultur nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung betrachten. Dieser Ansatz spiegelt sich in zahlreichen Porträts wieder.
Die Projektgruppe – alles Studenten – nähert sich den Jugendlichen in Form von ausführlichen Interviews, die durch zahlreiche Fotos in schwarzweiß ergänzt werden. HipHop und freies Radio, Poetry Slam und Fußball, Extremsport und Tanz: Die Bandbreite ist groß, die Jugendlichen wirken durch die Bank sympathisch und klar.
Erläuterungen zu diversen Organisationen sowie Texte aller Art ergänzen die Bilder und die Interviews. So entsteht ein Lesebuch, das informiert und unterhält; auf wissenschaftliches Vokabular irgendwelcher Soziologen wird verzichtet. Lesenswert!
»KanakCultures« hat einen Umfang von 200 Seiten und erschien im Archiv der Jugendkulturen. Es weist das quadratische Format auf, das viele Bücher dieses Verlages haben, und kostet 15 Euro. Mittlerweile gibt es auch eine E-Book-Version – bestellen kann man das jeweils bei diversen Versendern oder direkt im Shop des Archivs.
Ganz ehrlich: Ein solches Buch sollte Pflichtlektüre sein für die Leute, die ständig über die Multikulti-Gesellschaft jammern. Existierende Probleme sollen nicht weggeschubst werden, aber es hilft nichts, immer nur Kritik an den »Ausländer-Kids« zu üben.
30 Januar 2013
In den Dschungel geglotzt
Ich weiß, dass ich es nicht machen sollte: Wann immer ich bei einer Talkshow einschalte oder beim Herumzappen hängen bleibe, ärgere ich mich. Meist nerven mich die Plattitüden der Teilnehmer, oftmals sprachliche Entgleisungen, in erster Linie finde ich mich selbst doof, weil ich hängen bleibe und zugucke.
Bei der »Markus Lanz«-Sendung am Dienstag, 29. Januar 2013, schaue ich zu genau dem Moment zu, an dem die Runde zu entgleisen droht. Eine Schauspielerin, deren Name mir nichts sagte, schnauzte einen Mann an, dessen Gesicht ich nicht kannte – ihr Ton war rüde, sie kam mir besoffen vor, und ich fand sie unerträglich.
Teletext macht's möglich, anschließendes Googeln hilft weiter: Es war die Schauspielerin Katrin Sass, die wohl auch schon Preise kassiert hat, die auf Peer Kusmagk traf; der Mann hat wohl einmal im »Dschungelcamp« gewonnen. Sie regte sich über diese Fernsehsendung auf, über die Menschen, die in ein sogenanntes Dschungelcamp gehen und dies alles nur des Geldes wegen täten.
Ich verstand sie nicht. Kein Wunder: Da ich den Stein des Anstoßes im Fernsehen nie gesehen habe, kann ich mich darüber nicht ärgern. Ich verstehe aber sowieso niemanden, der offenkundigen Unsinn freiwillig anguckt, das auch noch über einen längeren Zeitraum hinweg, und sich dann öffentlich darüber empört.
So ein »Dschungelcamp« ist ja nicht mit einer Horde von Nazis vergleichbar, die einem in der Nacht mit Knüppeln gegenübersteht. Da habe ich ein Problem. Bei einer Fernsehsendung habe ich kein Problem: Ich mach' die erst gar nicht an.
Mein »Dschungelcamp«-Konsum im Jahr 2013 beläuft sich auf rund fünf Minuten, die sich wohl beim Durchzappen ergeben haben. Das genügte mir, damit ich wusste, dass ich es nicht interessant finde. Vielleicht hätte die Schauspielerin sich auch so verhalten sollen?
Andererseits: Ihretwegen guckte ich eine halbe Stunde »Markus Lanz«. Selbstverständlich war das völlige Zeitverschwendung – andererseits fühlte ich in dieser Zeit gut unterhalten ... zwar mit der Marke »Fremdschämen« unterlegt, aber immerhin. Wahrscheinlich sind solche Talkshows das für mich, was für andere Leute so ein Promi-Gammeln im australischen Urwald ist.
Bei der »Markus Lanz«-Sendung am Dienstag, 29. Januar 2013, schaue ich zu genau dem Moment zu, an dem die Runde zu entgleisen droht. Eine Schauspielerin, deren Name mir nichts sagte, schnauzte einen Mann an, dessen Gesicht ich nicht kannte – ihr Ton war rüde, sie kam mir besoffen vor, und ich fand sie unerträglich.
Teletext macht's möglich, anschließendes Googeln hilft weiter: Es war die Schauspielerin Katrin Sass, die wohl auch schon Preise kassiert hat, die auf Peer Kusmagk traf; der Mann hat wohl einmal im »Dschungelcamp« gewonnen. Sie regte sich über diese Fernsehsendung auf, über die Menschen, die in ein sogenanntes Dschungelcamp gehen und dies alles nur des Geldes wegen täten.
Ich verstand sie nicht. Kein Wunder: Da ich den Stein des Anstoßes im Fernsehen nie gesehen habe, kann ich mich darüber nicht ärgern. Ich verstehe aber sowieso niemanden, der offenkundigen Unsinn freiwillig anguckt, das auch noch über einen längeren Zeitraum hinweg, und sich dann öffentlich darüber empört.
So ein »Dschungelcamp« ist ja nicht mit einer Horde von Nazis vergleichbar, die einem in der Nacht mit Knüppeln gegenübersteht. Da habe ich ein Problem. Bei einer Fernsehsendung habe ich kein Problem: Ich mach' die erst gar nicht an.
Mein »Dschungelcamp«-Konsum im Jahr 2013 beläuft sich auf rund fünf Minuten, die sich wohl beim Durchzappen ergeben haben. Das genügte mir, damit ich wusste, dass ich es nicht interessant finde. Vielleicht hätte die Schauspielerin sich auch so verhalten sollen?
Andererseits: Ihretwegen guckte ich eine halbe Stunde »Markus Lanz«. Selbstverständlich war das völlige Zeitverschwendung – andererseits fühlte ich in dieser Zeit gut unterhalten ... zwar mit der Marke »Fremdschämen« unterlegt, aber immerhin. Wahrscheinlich sind solche Talkshows das für mich, was für andere Leute so ein Promi-Gammeln im australischen Urwald ist.
Der Schnee nach Afrika
Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«
Im Dezember 1987 fuhr ich nach Afrika: durch Deutschland, Frankreich und Spanien, dann durch Marokko, Algerien, Niger, Burkina Faso und Togo. Mit einem Bus, der unten verkauft wurde, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad oder per Anhalter; es war ein richtig begeisterndes Abenteuer.
Und als ich zurück kam, begann der März 1988. In meinem Heimatdorf schneite es ununterbrochen. Ich kam aus der tropischen Hitze Westafrikas in den verschneiten Winter des Nordschwarzwalds. Mein Elternhaus, alle Hecken und Zäune – alles versank unter Unmengen von Schnee.
Das Foto wurde am Vormittag aufgenommen, irgendwann in diesem März 1988; es zeigt mein Elternhaus. Es hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand den Schnee weggeschippt, es war noch kein Schneepflug gefahren, und es sollte an diesem Tag ununterbrochen weiter schneien ...
Irgendwann schaufelten wir einen Fußweg zur Hauptstraße, damit man wenigstens zur Bushaltestelle oder zum gehen konnte; wann der Schneepflug kam, weiß ich nicht mehr. Es war ein »Wechsel der Universen«, wie ich ihn seitdem nie wieder in dieser Intensität erlebt habe.
Im Dezember 1987 fuhr ich nach Afrika: durch Deutschland, Frankreich und Spanien, dann durch Marokko, Algerien, Niger, Burkina Faso und Togo. Mit einem Bus, der unten verkauft wurde, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad oder per Anhalter; es war ein richtig begeisterndes Abenteuer.
Und als ich zurück kam, begann der März 1988. In meinem Heimatdorf schneite es ununterbrochen. Ich kam aus der tropischen Hitze Westafrikas in den verschneiten Winter des Nordschwarzwalds. Mein Elternhaus, alle Hecken und Zäune – alles versank unter Unmengen von Schnee.
Das Foto wurde am Vormittag aufgenommen, irgendwann in diesem März 1988; es zeigt mein Elternhaus. Es hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand den Schnee weggeschippt, es war noch kein Schneepflug gefahren, und es sollte an diesem Tag ununterbrochen weiter schneien ...
Irgendwann schaufelten wir einen Fußweg zur Hauptstraße, damit man wenigstens zur Bushaltestelle oder zum gehen konnte; wann der Schneepflug kam, weiß ich nicht mehr. Es war ein »Wechsel der Universen«, wie ich ihn seitdem nie wieder in dieser Intensität erlebt habe.
29 Januar 2013
Arbeits-Erinnerungen 2012
Es gab eine Phase meiner Arbeit, in der ich es regelmäßig auf die Reihe bekam, meine Kolumnen unter dem Titel »Der Redakteur erinnert sich« zu verfassen und diese auf der PERRY RHODAN-Homepage zu veröffentlichen. Im vergangenen Jahr kam ich damit ordentlich ins Stocken. Dennoch habe ich seit November 2012 einige Texte auf die Seite hieven können – und da dies sehr viel mit mir und meinem Leben zu tun hat, passt es thematisch bestens in den ENPUNKT-Blog hinein.
Noch im Oktober kam der Text »Start zum Andromeda-Sechsteiler«. In diesem geht es um die ersten »echten« Planungen für die erste Staffel aus sechs Taschenbüchern, die wir in den Nuller-Jahren bei Heyne veröffentlichten. Die Ideen und die Konzeption lieferte damals Robert Feldhoff, und ich weiß noch, mit wieviel Energie wir an die Arbeit gingen.
Unter dem Titel »Konzeptarbeit für Andromeda« ging es darauf hin mit demselben Thema weiter. Ich stellte das Konzept vor, zumindest seinen Anfang, mit dem ich bei Heyne die Taschenbuchstaffel weiter vorantreiben wollte.
Um Kontroversen mit unserem eigenen Buchverlag, die Entwicklung einer neuen Paperback-Reihe im »eigenen Haus« und die zu überwindenden Widerstände ging es im Text »Schritte nach dem Schwarm«. In diesem Text blieb ich sehr zurückhaltend und ließ einen Teil der Wahrheit weiterhin »außen vor«; das kommt irgendwann in meinen Memoiren ...
Wie geht es eigentlich bei einer Exposé-Konferenz zu? Ich beleuchtete in meinem Text »Wie die Solare Residenz entstand ...« einen Teil der Konferenz vom Februar 1999; lang, lang ist es her, und damals arbeitete ich mit Ernst Vlcek und Robert Feldhoff zusammen. Wenn ich den Text heute lese, verspüre ich Wehmut: Die beiden Schriftsteller sind viel zu früh gestorben.
Weitere Texte sind in Vorbereitung. Ich würde ja mehr schreiben, zu erzählen gibt es genug; aber es hapert immer an der Zeit. Zudem ist das Feedback leider eher bescheiden ... aber egal.
Noch im Oktober kam der Text »Start zum Andromeda-Sechsteiler«. In diesem geht es um die ersten »echten« Planungen für die erste Staffel aus sechs Taschenbüchern, die wir in den Nuller-Jahren bei Heyne veröffentlichten. Die Ideen und die Konzeption lieferte damals Robert Feldhoff, und ich weiß noch, mit wieviel Energie wir an die Arbeit gingen.
Unter dem Titel »Konzeptarbeit für Andromeda« ging es darauf hin mit demselben Thema weiter. Ich stellte das Konzept vor, zumindest seinen Anfang, mit dem ich bei Heyne die Taschenbuchstaffel weiter vorantreiben wollte.
Um Kontroversen mit unserem eigenen Buchverlag, die Entwicklung einer neuen Paperback-Reihe im »eigenen Haus« und die zu überwindenden Widerstände ging es im Text »Schritte nach dem Schwarm«. In diesem Text blieb ich sehr zurückhaltend und ließ einen Teil der Wahrheit weiterhin »außen vor«; das kommt irgendwann in meinen Memoiren ...
Wie geht es eigentlich bei einer Exposé-Konferenz zu? Ich beleuchtete in meinem Text »Wie die Solare Residenz entstand ...« einen Teil der Konferenz vom Februar 1999; lang, lang ist es her, und damals arbeitete ich mit Ernst Vlcek und Robert Feldhoff zusammen. Wenn ich den Text heute lese, verspüre ich Wehmut: Die beiden Schriftsteller sind viel zu früh gestorben.
Weitere Texte sind in Vorbereitung. Ich würde ja mehr schreiben, zu erzählen gibt es genug; aber es hapert immer an der Zeit. Zudem ist das Feedback leider eher bescheiden ... aber egal.
28 Januar 2013
Junktones zwischen klasse und doof
Da gibt es also diese junge Band namens Junktones, und die stammt aus Heidelberg. Ich habe sie noch nie gesehen und noch nie von ihr gehört, dabei machen die vier Jungs knackigen Hardcore-Punk, der so klingt, als habe man ihn um 1982 herum in Kalifornien veröffentlicht – das finde ich dann schon einigermaßen frappierend.
Musikalisch ist das komplett meine Kante: Der Gesang ist energisch, der Sound knallt, die Musik lädt zum Pogo ein. Richtig gelungener Punk mit einer schönen Leck-Mich-Am-Arsch-Attitüde.
Die zweite Platte der Band heißt »American Paranoia«, die habe ich jetzt gehört, nachdem ich die erste vor einigen Jahren nie wahrgenommen habe. 16 Stücke sind drauf, das Titelstück ist echt ein Hit, und auch die anderen Stücke sind ziemlich klasse.
Bei den Texten zucke ich gelegentlich zusammen. Zwar wird mit »I Don't Give A Shit« klare Kante gezeigt, zum Ausgleich wird darüber gesungen, dass ein »Girlfriend« eine »Slut« ist oder dass man »addicted to porn« ist, dass man Sex haben möchte und dergleichen. In den frühen 80er-Jahren war es sicher noch frech und aufmüpfig, wenn man als junge Band über Sex sang; heute finde ich das albern und aufgesetzt.
Schaue ich mir zudem die Band-Homepage an, wird mir die Band fast ein wenig suspekt. Das wirkt alles ein wenig arg großkotzig, fast so, als wolle man mit aller Gewalt einen wie auch immer gearteten Durchbruch schaffen. Und das sorgt dafür, dass die eigentlich gute CD bei mir gar nicht mehr so gut klingen mag ...
Hier noch der Link zum Youtube-Video ...
Musikalisch ist das komplett meine Kante: Der Gesang ist energisch, der Sound knallt, die Musik lädt zum Pogo ein. Richtig gelungener Punk mit einer schönen Leck-Mich-Am-Arsch-Attitüde.
Die zweite Platte der Band heißt »American Paranoia«, die habe ich jetzt gehört, nachdem ich die erste vor einigen Jahren nie wahrgenommen habe. 16 Stücke sind drauf, das Titelstück ist echt ein Hit, und auch die anderen Stücke sind ziemlich klasse.
Bei den Texten zucke ich gelegentlich zusammen. Zwar wird mit »I Don't Give A Shit« klare Kante gezeigt, zum Ausgleich wird darüber gesungen, dass ein »Girlfriend« eine »Slut« ist oder dass man »addicted to porn« ist, dass man Sex haben möchte und dergleichen. In den frühen 80er-Jahren war es sicher noch frech und aufmüpfig, wenn man als junge Band über Sex sang; heute finde ich das albern und aufgesetzt.
Schaue ich mir zudem die Band-Homepage an, wird mir die Band fast ein wenig suspekt. Das wirkt alles ein wenig arg großkotzig, fast so, als wolle man mit aller Gewalt einen wie auch immer gearteten Durchbruch schaffen. Und das sorgt dafür, dass die eigentlich gute CD bei mir gar nicht mehr so gut klingen mag ...
Hier noch der Link zum Youtube-Video ...
Addiere ein Drama
Ich mag gut gemachte Werbung. Und wenn sie dann so cool gemacht ist wie in dem Spot »A Dramatic Surprise On A Quiet Square« vom April 2012, kann ich sie mir auch mehrfach anschauen. Das mache ich sogar, obwohl ich weiß, dass es sich um irgendwelche Fernsehwerbung aus den Benelux-Staaten handelt, die mir am Hintern vorbeigeht.
Das Schöne: Dieselbe Agentur hat jetzt für denselben Sender eine Fortsetzung erstellt. »A dramatic surprise on an ice-cold day« spielt mit denselben Action- und Show-Elementen, hat noch einen deftige Prügelei zwischen Polizisten und irgendwelchen Angreifern zu bieten und unterhält auf hohem Niveau. Coole Sache.
Das Schöne: Dieselbe Agentur hat jetzt für denselben Sender eine Fortsetzung erstellt. »A dramatic surprise on an ice-cold day« spielt mit denselben Action- und Show-Elementen, hat noch einen deftige Prügelei zwischen Polizisten und irgendwelchen Angreifern zu bieten und unterhält auf hohem Niveau. Coole Sache.
27 Januar 2013
Einige Worte zum Thema Quote
Das Thema »Frauen-Quote« beherrscht viele Diskussionen; erstaunlicherweise findet die rechtskonservative Zeitschrift »Focus« sogar genügend Frauen, die sich gegen eine Quote aussprechen und auf dem Cover abbilden lassen, während auf der anderen Seite haufenweise Menschen klar sagen, dass eine Quote sinnvoll sein dürfte. Da möchte ich meine Klappe ebenfalls ein wenig aufreißen.
Als die Quote in den 80er-Jahren erstmals stark diskutiert wurde, fand ich sie affig. Mein Argument war damals: Wenn man eine Quote einführt, muss man haufenweise Frauen in Jobs zwingen, auf die sie keine Lust haben. Zudem hat man dann haufenweise Frauen in Führungspositionen, auf denen sie nicht gut sein werden.
Mittlerweile sind dreißig Jahre vergangen, und ich habe meine Meinung geändert. Wenn nichts getan wird, kommen nicht mehr Frauen in Führungspositionen. Es täte diesem Staat gut, wenn es mehr Frauen in diesen Positionen gäbe – und damit meine ich nicht nur die Bundeskanzlerin oder diverse Ministerinnen. Erstaunlich finde ich, dass im Jahr 2013 viele Leute auf meinem Stand von 1983 sind ...
Selbstverständlich gibt es viele unfähige Frauen. Ich muss mir nur die aktuelle Ministerinnenriege in Berlin anschauen, um dafür Bestätigungen zu finden. Andererseits gibt es einen irrsinnig hohen Prozentsatz an unfähigen Männern – in der Politik, in der Wirtschaft, einfach überall. Ich muss nur an meinem Arbeitsplatz ein wenig um mich schauen, und ich finde genug Männer, die nichts können, aber viel zu melden haben.
Um es klar zu sagen: Wenn mehr Frauen in Spitzenpositionen sind, verlieren zumindest mehr unfähige Männer ihren Job. Das kann nicht schaden. Und irgendwann wird es ausgeglichen sein: gleich viel unfähige, gleich viel fähige Frauen und Männer.
Wenn man, um diesen Zustand zu erreichen, eine Quote braucht, dann ist das so. Also brauchen wir eine Frauen-Quote. Alle Ängste vor »zu viel Weiblichkeit« sind albern, alle Ängste vor »unfähigen« Frauen verdecken nur, dass Männer Angst vor einem Verlust ihrer eigenen Macht haben.
Als die Quote in den 80er-Jahren erstmals stark diskutiert wurde, fand ich sie affig. Mein Argument war damals: Wenn man eine Quote einführt, muss man haufenweise Frauen in Jobs zwingen, auf die sie keine Lust haben. Zudem hat man dann haufenweise Frauen in Führungspositionen, auf denen sie nicht gut sein werden.
Mittlerweile sind dreißig Jahre vergangen, und ich habe meine Meinung geändert. Wenn nichts getan wird, kommen nicht mehr Frauen in Führungspositionen. Es täte diesem Staat gut, wenn es mehr Frauen in diesen Positionen gäbe – und damit meine ich nicht nur die Bundeskanzlerin oder diverse Ministerinnen. Erstaunlich finde ich, dass im Jahr 2013 viele Leute auf meinem Stand von 1983 sind ...
Selbstverständlich gibt es viele unfähige Frauen. Ich muss mir nur die aktuelle Ministerinnenriege in Berlin anschauen, um dafür Bestätigungen zu finden. Andererseits gibt es einen irrsinnig hohen Prozentsatz an unfähigen Männern – in der Politik, in der Wirtschaft, einfach überall. Ich muss nur an meinem Arbeitsplatz ein wenig um mich schauen, und ich finde genug Männer, die nichts können, aber viel zu melden haben.
Um es klar zu sagen: Wenn mehr Frauen in Spitzenpositionen sind, verlieren zumindest mehr unfähige Männer ihren Job. Das kann nicht schaden. Und irgendwann wird es ausgeglichen sein: gleich viel unfähige, gleich viel fähige Frauen und Männer.
Wenn man, um diesen Zustand zu erreichen, eine Quote braucht, dann ist das so. Also brauchen wir eine Frauen-Quote. Alle Ängste vor »zu viel Weiblichkeit« sind albern, alle Ängste vor »unfähigen« Frauen verdecken nur, dass Männer Angst vor einem Verlust ihrer eigenen Macht haben.
26 Januar 2013
Frühstück im Langhe
Rückblick auf den Piemont-Trip im August 2012
Der Morgen war herrlich: Die Sonne erwärmte das Land, die Vögel zwitscherten, aus den Lautsprechern im Frühstücksraum trank dezente Klassik-Musik, und ich blickte durch große Glasfenster hinaus in den Garten. Wir waren im Hotel Langhe in Alba, der schönen Stadt mitten im Piemont, und der Tag begann so richtig gut.
Für italienische Hotels war das Frühstück in dem Hotel sensationell: Kaffee, Tee, Saft, allerlei Brot, Süßigkeiten, Käse, Wurst und so weiter. Ich war sehr davon angetan. Immer wieder stand ich auf, schlängelte mich durch die chaotisch arrangierten Tische und Stühle im Frühstücksraum und holte Nachschub.
Überall stand Kunst, die ich mir im Vorbeigehen anguckte. Bilder hingen an den Wänden, Plastiken standen herum, Weinkisten waren im Wintergarten gestapelt, das Weinregal war prall gefüllt – und die Weinflaschen mit ihren schönen Etiketten wirkten selbst wie kleine Kunstwerke. Ich fühlte mich rundherum wohl.
Wir saßen da, futterten gemütlich, redeten wenig und dann eher leise, tranken einen Kaffee nach dem anderen, blätterten im Reisefürer, schauten uns einheimische Zeitschriften an oder stöberten in der Landkarte. Ich fand das alles gemütlich, im allerschönsten Kaffeehaus-Stil also.
Bis die amerikanischen Touristen kamen. Auf einmal war der Raum von Lärm erfüllt. Lautstark wurden Fragen und Antworten durch den Raum gebrüllt, jemand telefonierte mit schreiender Argumentationsstärke und hielt sein Mobiltelefon gerne so weit weg von sich, dass wir am Nachbartisch sogar mitbekamen, was der andere antwortete. Die dezente Musik war nicht mehr wahrzunehmen.
Der Tag war nicht verdorben, er wurde noch schön. Aber das Frühstück war vorbei, die Realität hatte einen Knacks aus fremdem Lärm und eigener Genervtheit erhalten ...
Der Morgen war herrlich: Die Sonne erwärmte das Land, die Vögel zwitscherten, aus den Lautsprechern im Frühstücksraum trank dezente Klassik-Musik, und ich blickte durch große Glasfenster hinaus in den Garten. Wir waren im Hotel Langhe in Alba, der schönen Stadt mitten im Piemont, und der Tag begann so richtig gut.
Für italienische Hotels war das Frühstück in dem Hotel sensationell: Kaffee, Tee, Saft, allerlei Brot, Süßigkeiten, Käse, Wurst und so weiter. Ich war sehr davon angetan. Immer wieder stand ich auf, schlängelte mich durch die chaotisch arrangierten Tische und Stühle im Frühstücksraum und holte Nachschub.
Überall stand Kunst, die ich mir im Vorbeigehen anguckte. Bilder hingen an den Wänden, Plastiken standen herum, Weinkisten waren im Wintergarten gestapelt, das Weinregal war prall gefüllt – und die Weinflaschen mit ihren schönen Etiketten wirkten selbst wie kleine Kunstwerke. Ich fühlte mich rundherum wohl.
Wir saßen da, futterten gemütlich, redeten wenig und dann eher leise, tranken einen Kaffee nach dem anderen, blätterten im Reisefürer, schauten uns einheimische Zeitschriften an oder stöberten in der Landkarte. Ich fand das alles gemütlich, im allerschönsten Kaffeehaus-Stil also.
Bis die amerikanischen Touristen kamen. Auf einmal war der Raum von Lärm erfüllt. Lautstark wurden Fragen und Antworten durch den Raum gebrüllt, jemand telefonierte mit schreiender Argumentationsstärke und hielt sein Mobiltelefon gerne so weit weg von sich, dass wir am Nachbartisch sogar mitbekamen, was der andere antwortete. Die dezente Musik war nicht mehr wahrzunehmen.
Der Tag war nicht verdorben, er wurde noch schön. Aber das Frühstück war vorbei, die Realität hatte einen Knacks aus fremdem Lärm und eigener Genervtheit erhalten ...
25 Januar 2013
Kaffee in Mailand
Eine Erinnerung an den Italien-Trip im Frühsommer 2007
Wenn man nach Italien fährt, sollte man unbedingt Milano – oder auf deutsch: Mailand – besuchen; zumindest steht das in allen nur erdenklichen Reiseempfehlungen. Selbstverständlich hielten wir uns an diesen guten Rat, zumindest einmal. Im Mai 2007 steuerten wir Milano an.
Reden wir nicht über den Verkehrsstau in der Innenstadt. Reden wir nicht über das nicht sonderlich ansprechende Parkhaus. Reden wir auch nicht über die vergleichsweise enttäuschende Fußgängerzone – von einigen zentralen Passagen abgesehen, hat die Stadt so viel gar nicht zu bieten.
Der Dom ist wunderschön, und wer sich Museen und klassische Gebäude anschauen möchte, kommt in der Stadt selbstverständlich auf seine Kosten. Das alles hat allerdings seinen Preis: Hält man sich im Zentrum von Milano aus, ist sogar ein Kaffee eine vergleichsweise teure Angelegenheit.
In Italien schätze ich es normalerweise, dass man sich einfach an die Theke stellen und einen Espresso im Stehen trinken kann. Das bekommt auch jemand auf die Reihe, der kein Italienisch spricht und sich mit einigen Wörtern und vielerlei Gesten verständigt. Also sogar ich ...
Ein solcher Espresso im Stehen ist preiswert, und da es an der Theke meist irgendwelche kleinen Leckereien gibt, macht das Spaß: Espresso plus Gebäckstück für wenig Geld und großen Geschmack. Was das Essen angeht, sind die Italiener großartig.
Setzt man sich in Milano aber in ein Straßencafé, wird es teuer. Von unserem Platz am Rande der Fußgängerzone sahen wir den Dom immerhin aus großer Entfernung, das genügte wohl. Der winzige Espresso war teuer, der Bediener wirkte muffig und angefressen, und die Süßigkeiten schmeckten klebrig.
Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die einen Eindruck ausmachen. Denke ich seitdem an Milano, denke ich an dieses Café. Nicht an den Dom, nicht an den Jongleur in der Fußgängerzone, nicht an den sonnigen Tag. Ich denke an das Café und mag Milano nicht mehr sehen.
Wenn man nach Italien fährt, sollte man unbedingt Milano – oder auf deutsch: Mailand – besuchen; zumindest steht das in allen nur erdenklichen Reiseempfehlungen. Selbstverständlich hielten wir uns an diesen guten Rat, zumindest einmal. Im Mai 2007 steuerten wir Milano an.
Reden wir nicht über den Verkehrsstau in der Innenstadt. Reden wir nicht über das nicht sonderlich ansprechende Parkhaus. Reden wir auch nicht über die vergleichsweise enttäuschende Fußgängerzone – von einigen zentralen Passagen abgesehen, hat die Stadt so viel gar nicht zu bieten.
Der Dom ist wunderschön, und wer sich Museen und klassische Gebäude anschauen möchte, kommt in der Stadt selbstverständlich auf seine Kosten. Das alles hat allerdings seinen Preis: Hält man sich im Zentrum von Milano aus, ist sogar ein Kaffee eine vergleichsweise teure Angelegenheit.
In Italien schätze ich es normalerweise, dass man sich einfach an die Theke stellen und einen Espresso im Stehen trinken kann. Das bekommt auch jemand auf die Reihe, der kein Italienisch spricht und sich mit einigen Wörtern und vielerlei Gesten verständigt. Also sogar ich ...
Ein solcher Espresso im Stehen ist preiswert, und da es an der Theke meist irgendwelche kleinen Leckereien gibt, macht das Spaß: Espresso plus Gebäckstück für wenig Geld und großen Geschmack. Was das Essen angeht, sind die Italiener großartig.
Setzt man sich in Milano aber in ein Straßencafé, wird es teuer. Von unserem Platz am Rande der Fußgängerzone sahen wir den Dom immerhin aus großer Entfernung, das genügte wohl. Der winzige Espresso war teuer, der Bediener wirkte muffig und angefressen, und die Süßigkeiten schmeckten klebrig.
Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die einen Eindruck ausmachen. Denke ich seitdem an Milano, denke ich an dieses Café. Nicht an den Dom, nicht an den Jongleur in der Fußgängerzone, nicht an den sonnigen Tag. Ich denke an das Café und mag Milano nicht mehr sehen.
24 Januar 2013
London juckt mich
Nur Science-Fiction-Fans können wahrscheinlich verstehen, warum ich derzeit intensiv darüber nachdenke, im August 2014 für eine Woche – damit es sich auch lohnt – nach London zu reisen. Dann findet dort nämlich der Science-Fiction-WorldCon statt, die größte Veranstaltung für SF-Freunde weltweit. Nach 2005, als der WorldCon in Glasgow veranstaltet wurde, ist es das erste Mal, dass er »so nahe« ist.
Ich habe einige WorldCons besucht: zweimal Glasgow, einmal Den Haag, dann San Antonio, Philadelphia, Chicago und Anaheim in den USA. Manche Begegnungen fand ich seltsam; so konnte ich mich beispielsweise an den Anblick mancher übergewichtiger Amerikaner einfach nicht gewöhnen. Und da mein Englisch nicht unbedingt gesellschaftsfähig ist, war ich bei manchen Veranstaltungen nicht unbedingt in der optimalen Position.
Aber es hat immer viel Spaß gemacht: Ich lernte Autoren und Herausgeber kennen, redete mit Fans und Künstlern, kaufte Krimskrams und trank Bier, besuchte irgendwelche Veranstaltungen nebenbei und amüsierte mich zumeist königlich. Eigentlich spricht nichts dagegen, 2014 nach London zu reisen.
Und eigentlich stellt sich nur noch die eine Frage: Fliege ich privat und genieße das ganze, muss es dafür aber komplett selbst zahlen, oder reise ich geschäftlich und mache dann den Herrn Wichtig ausm Verlag. Das sind Entscheidungen ...
Ich habe einige WorldCons besucht: zweimal Glasgow, einmal Den Haag, dann San Antonio, Philadelphia, Chicago und Anaheim in den USA. Manche Begegnungen fand ich seltsam; so konnte ich mich beispielsweise an den Anblick mancher übergewichtiger Amerikaner einfach nicht gewöhnen. Und da mein Englisch nicht unbedingt gesellschaftsfähig ist, war ich bei manchen Veranstaltungen nicht unbedingt in der optimalen Position.
Aber es hat immer viel Spaß gemacht: Ich lernte Autoren und Herausgeber kennen, redete mit Fans und Künstlern, kaufte Krimskrams und trank Bier, besuchte irgendwelche Veranstaltungen nebenbei und amüsierte mich zumeist königlich. Eigentlich spricht nichts dagegen, 2014 nach London zu reisen.
Und eigentlich stellt sich nur noch die eine Frage: Fliege ich privat und genieße das ganze, muss es dafür aber komplett selbst zahlen, oder reise ich geschäftlich und mache dann den Herrn Wichtig ausm Verlag. Das sind Entscheidungen ...
Jägerin an der Amalfi-Küste
Was mir an den aktuellen »Batman«-Randprojekten immer öfter gefällt, ist die Tatsache, dass die Macher vor zeitaktuellen Themen nicht zurückschrecken. Ganz im Gegenteil: Die Realität wird nicht ausgeblendet, sondern immer mehr ins Zentrum gerückt. Ein schönes Beispiel dafür ist der »Batman Sonderband« mit der Nummer 39, der den schlichten Titel »Huntress« trägt und bei Panini erschienen ist. Enthalten sind die Hefte eins bis sechs der amerikanischen »Huntress«-Ausgabe.
Huntress ist eine Amerikanerin mit italienischen Wurzeln; sie sieht supergut aus und gehört zur Riege um Batman, kämpft also in ihrer Maske gegen allerlei Bösewichter. Aus Gründen, die nichts zur Sache tun und die im vorliegenden Paperback erst gar nicht lange erläutert werden, fliegt sie nach Neapel und legt sich dort mit dem organisierten Verbrechen an.
Es geht um Drogen- und Waffenhandel, das Ganze in Verbindung mit Zwangsprostitution; so ganz nebenbei werden der Arabische Frühling und die andauernde Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer thematisiert. Für einen amerikanischen Comic ist das sehr politisch und nahe an der Realität. Dass die Story nicht zu sehr unter die Oberfläche gehen kann, verwundert allerdings nicht – das Publikum darf nicht mit zu viel Politik überfordert werden.
Autor des Paperbacks ist Paul Levitz, offensichtlich ein altgedienter Texter des Comic-Verlags DC, dessen Name mir aber nichts sagte. Er schafft es, eine packende Story zu entwickeln, die genre-typische Action ebenso umfasst wie schnelle Dialoge und viele Schauplatzwechsel.
Richtig klasse sind die Illustrationen von Marcus To. Stadtansichten von Neapel, die faszinierende Amalfi-Küste, aber auch die attraktive Huntress und die gedemütigten Zwangsprostituierten – er hat's einfach drauf. Der Zeichner bleibt im Stil der aktuell sehr angesagten Ami-Comics, der mir sehr gut gefällt und der immer sehr realistisch wirkt.
»Huntress« ist ein toll gemachter Action-Comic, der mich rundum gut unterhalten hat: schnell erzählt, brillant gezeichnet, sauber übersetzt. So mag ich's!
23 Januar 2013
Unter den Arkaden von Turin
Erinnerung an den Piemont-Trip vom August 2012
Dachte ich bis vor einem halben Jahr an Turin, fiel mir eigentlich nur Industrie ein. Die norditalienische Stadt hatte ich als Sitz des Autobauers Fiat abgespeichert, und ich ging davon aus, dass sie vor allem aus Industriegebieten bestand. Wie falsch dieser Glaube war, bemerkte ich bei unserem Stadtbummel im August.
Bei knalligen Hochsommer-Temperaturen bummelten wir durch die Innenstadt, nachdem wir unser Auto in einer Tiefgarage abgestellt hatten. Anfangs »bewunderten« wir die faschistische Architektur, mit denen in der Mussolini-Ära die Innenstadt zugestellt worden war: wuchtige Klotzbauten, die einen in ihren Dimensionen fast erschlagen.
Dann aber kam die eigentliche Innenstadt, eine Abfolge von großen Plätzen, auf denen die Hitze lastete, und wunderschönen Arkaden, unter denen man bummeln konnte. Dort gibt's haufenweise Cafés, in denen wir Espresso schlürften und kleine Leckereien futterten, und Buchhandlungen, in denen ich mangels italienischer Sprachkenntnisse zwar nichts kaufte, aber dennoch gerne herumstöberte, selbstverständlich gab's ebenso Klamottenläden und Läden für allerlei Schnickschnack. Wer gerne »shoppen« geht, dürfte Turin lieben.
Später verließen wir das absolute Zentrum und gingen in die Altstadt, wo wir uns in den Gassen ein wenig verliefen: Erst nach einem langen Umweg durch zahllose kleine Straßen kamen wir zur Tiefgarage zurück, nachdem wir das Mittagessen in einer Gasse eingenommen hatte, die so gar nichts von einer Großstadt verspüren ließ.
Turin ist eine Reise wert, vielleicht beim nächsten Mal ein wenig planvoller ... Turin ist vor allem auch eine Reise wert, die aus zwei, drei Tagen besteht: Es wimmelt von Museen, Konzertorten und anderen Dingen, die man sich gut angucken kann. Gern wieder!
Dachte ich bis vor einem halben Jahr an Turin, fiel mir eigentlich nur Industrie ein. Die norditalienische Stadt hatte ich als Sitz des Autobauers Fiat abgespeichert, und ich ging davon aus, dass sie vor allem aus Industriegebieten bestand. Wie falsch dieser Glaube war, bemerkte ich bei unserem Stadtbummel im August.
Bei knalligen Hochsommer-Temperaturen bummelten wir durch die Innenstadt, nachdem wir unser Auto in einer Tiefgarage abgestellt hatten. Anfangs »bewunderten« wir die faschistische Architektur, mit denen in der Mussolini-Ära die Innenstadt zugestellt worden war: wuchtige Klotzbauten, die einen in ihren Dimensionen fast erschlagen.
Dann aber kam die eigentliche Innenstadt, eine Abfolge von großen Plätzen, auf denen die Hitze lastete, und wunderschönen Arkaden, unter denen man bummeln konnte. Dort gibt's haufenweise Cafés, in denen wir Espresso schlürften und kleine Leckereien futterten, und Buchhandlungen, in denen ich mangels italienischer Sprachkenntnisse zwar nichts kaufte, aber dennoch gerne herumstöberte, selbstverständlich gab's ebenso Klamottenläden und Läden für allerlei Schnickschnack. Wer gerne »shoppen« geht, dürfte Turin lieben.
Später verließen wir das absolute Zentrum und gingen in die Altstadt, wo wir uns in den Gassen ein wenig verliefen: Erst nach einem langen Umweg durch zahllose kleine Straßen kamen wir zur Tiefgarage zurück, nachdem wir das Mittagessen in einer Gasse eingenommen hatte, die so gar nichts von einer Großstadt verspüren ließ.
Turin ist eine Reise wert, vielleicht beim nächsten Mal ein wenig planvoller ... Turin ist vor allem auch eine Reise wert, die aus zwei, drei Tagen besteht: Es wimmelt von Museen, Konzertorten und anderen Dingen, die man sich gut angucken kann. Gern wieder!
22 Januar 2013
Brillanter Roman über einen seltsamen Jungen
Was ist das für ein seltsamer Roman? Der Ich-Erzähler hat eine Gedankenwelt, in die man sich erst einfühlen muss; die Kapitel werden nicht nacheinander nummeriert, sondern folgen den Primzahlen von 2 bis 233; enthalten sind Zeichnungen und Skizzen, und der Anhang besteht aus der Erläuterung einer mathematischen Frage.
Dennoch ist dieser Roman brillant, zog mich unweigerlich in seinen Bann – die Rede ist von »Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone«, verfasst von dem englischen Schriftsteller Mark Haddon. Er ist schon einige Jahre im Handel, es gibt ihn in den unterschiedlichsten Varianten; ich las in einem Rutsch die Taschenbuch-Ausgabe durch, die es für kleines Geld im Goldmann-Verlag gibt.
Hauptfigur des Romans ist ein 15 Jahre alter Junge namens Christopher. Er ist Autist, gleichzeitig super-intelligent. Aus seinen Augen betrachtet er die Welt, und diese ist für ihn sowohl fremdartig als auch gefährlich. Mit Gefühlsregungen kann er ebensowenig anfangen wie mit Metaphern oder Wortspielen; er versteht sie entweder gar nicht oder völlig falsch.
Als in der Nachbarschaft ein Hund getötet wird, beschließt er, den Mörder zu jagen. Dabei kommt er aber nicht nur dem Täter auf die Spur, sondern auch dem Geheimnis um seine angeblich tote Mutter. Zuletzt beginnt der Junge, der sein Leben zwischen Ängsten und strengen Regeln eingerichtet hat, eine mutige Reise in das ferne London: ohne Plan, ohne Geld und ohne jegliche Menschenkenntnis.
»Supergute Tage« ist kein Jugendroman, auch wenn der Held ein Jugendlicher ist. Selbstverständlich kann der Roman von Jugendlichen verstanden werden, darum geht's nicht, aber er richtet sich eigentlich nicht an ein junges Publikum. Ganz im Gegenteil: Der Autor nimmt den autistischen Jugendlichen und hält ihn den erwachsenen Lesern wie einen Spiegel vor.
Das ist manchmal witzig, oftmals dramatisch, gelegentlich todtraurig und immer wieder spannend. Das Buch wurde seit seinem ersten Erscheinen von praktisch allen Kritikern sowie vielen Schriftstellern gelobt, und diesem Lob möchte ich mich anschließen.
Der Roman kann nicht zu einem Genre gezählt werden, obwohl er Krimi-Elemente aufweist. Wer ungewöhnliche Literatur schätzt, wird ihn lieben. Absolut empfehlenswert, sehr eigenständig und sehr unterhaltsam!
21 Januar 2013
Humanglobaler Zufall
Erinnert sich noch jemand an die Zeitschrift »Humanglobaler Zufall«? Wahrscheinlich nicht. Von diesem Heft kamen 2008 exakt vier Exemplare heraus, dann wurde es auch schon wieder eingestellt. Kürzlich habe ich die vier Exemplare noch einmal durchgeschaut und dann nicht weggeworfen, sondern in mein Archiv gesteckt. Das sind Zeitdokumente, die ich mir vielleicht in einem Jahrzehnt angucke.
Denn ich stellte wieder einmal fest, was das für ein tolles Magazin war. »Humanglobaler Zufall« ging aus einem Wettbewerb hervor, wurde vom Axel Springer Verlag komplett subventioniert und enthielt praktisch nur Reportagen.
Die wiederum waren miteinander verknüpft: verschiedene Menschen und ihre Weltentwürfe, die durch gemeinsame Bekannte alle miteinander verbunden waren. Gute Bilder, schöne Reportagen, gelungene Mini-Interviews, einige Rand-Texte, alles in allem abwechslungsreich und hochwertig zugleich.
Und alles war miteinander verknüpft. Eben durch Zufall, eben human, eben global. Selten passten ein Konzept, ein Titel und ein Inhalts-Mix so gut zusammen. Wahrscheinlich war das der Grund, warum die Zeitschrift am Kiosk nicht lange durchhielt, sicher trug auch der Titel dazu bei.
Ich fand »Humanglobaler Zufall« brillant: ein Magazin, das sich nicht den Ansprüchen der Anzeigenkunden unterordnete, sondern dem Interesse von Lesern und Journalisten an ungewöhnlichen Geschichten und deren Verbindung. Eigentlich schade, dass so ein Magazin am Kiosk keine Chance hat, während gleichzeitig eine hirn- und geistlose Zeitschrift nach der anderen aus dem Boden sprießt. Lustigerweise ist die Internet-Seite noch vorhanden, während das Magazin den Weg alles Zeitlichen gegangen ist ...
Denn ich stellte wieder einmal fest, was das für ein tolles Magazin war. »Humanglobaler Zufall« ging aus einem Wettbewerb hervor, wurde vom Axel Springer Verlag komplett subventioniert und enthielt praktisch nur Reportagen.
Die wiederum waren miteinander verknüpft: verschiedene Menschen und ihre Weltentwürfe, die durch gemeinsame Bekannte alle miteinander verbunden waren. Gute Bilder, schöne Reportagen, gelungene Mini-Interviews, einige Rand-Texte, alles in allem abwechslungsreich und hochwertig zugleich.
Und alles war miteinander verknüpft. Eben durch Zufall, eben human, eben global. Selten passten ein Konzept, ein Titel und ein Inhalts-Mix so gut zusammen. Wahrscheinlich war das der Grund, warum die Zeitschrift am Kiosk nicht lange durchhielt, sicher trug auch der Titel dazu bei.
Ich fand »Humanglobaler Zufall« brillant: ein Magazin, das sich nicht den Ansprüchen der Anzeigenkunden unterordnete, sondern dem Interesse von Lesern und Journalisten an ungewöhnlichen Geschichten und deren Verbindung. Eigentlich schade, dass so ein Magazin am Kiosk keine Chance hat, während gleichzeitig eine hirn- und geistlose Zeitschrift nach der anderen aus dem Boden sprießt. Lustigerweise ist die Internet-Seite noch vorhanden, während das Magazin den Weg alles Zeitlichen gegangen ist ...
20 Januar 2013
Zehn Jahre »fünf«
Meine Stammkneipe feierte, und ich feierte mit: Seit zehn Jahren gibt es das »fünf« nun in der Nordstadt. Man kann dort richtig lecker essen, auch mehrgängige Menüs, und das auf hohem Niveau. Man kann sich aber auch an die Theke stellen und sein Feierabendbier trinken – wie man mag.
Am Samstag, 19. Januar 2013, stieg die Party. Als wir in der Nordstadt eintrafen, war die Kneipe schon rappelvoll, und Heavy Gummi aus Düsseldorf spielten bereits. Bei schweißtreibenden Temperaturen verwandelten die Jungs die Kneipe in einen Tanzsaal: Ska, Mestizo und ein bisschen Rock-Musik, das alles in einem furiosen Mix serviert, der einfach Spaß machte.
Das schien auch bei Leuten zu funktionieren, denen ich nicht zugetraut hätte, dass sie sich überhaupt bewegen können. Das Durchschnittsalter lag über vierzig, und typisches Szene-Publikum war kaum zugegen, eher die Stammgäste des Lokals; trotzdem stieg die Stimmung immer weiter an.
Heavy Gummi spielten gut drei Stunden, und ich trank in dieser Zeit das eine oder andere Bier. Danach übernahm das DJ-Team der »Alten Hackerei« und pfefferte gute Musik in den Saal. Zu Ska, allerlei Indie-Sounds und ein wenig Punkrock wurde ebenfalls getanzt, der Saal leerte sich dann langsam.
Als später auch Dead Kennedys oder Lard gespielt wurde, hüpfte ich ein wenig durch die Gegend und räumte – weil ich zu dieser weit vorgerückten Zeit schon Schlagseite hatte – einen Tisch mit leeren Gläsern ab. Sehr peinlich. Danach hielt ich mich in der Nähe der Theke auf, wo ich einen direkten Zugang zu frischem Bier hatte.
Wir gingen recht früh, gegen vier Uhr lag ich dann im Bett. Es war eine schöne Party – und ich freue mich auf die nächsten zehn Jahre »fünf«.
19 Januar 2013
Ein Abend mit Conmoto
Drei Männer und eine Frau: Wer Conmoto einmal auf der Bühne erlebt hat, vergisst die Band so schnell nicht wieder. Das erlebte ich auch am Freitag, 18. Januar 2013, als ich die Band in der »Alten Hackerei« zum dritten Mal innerhalb weniger Monate sah.
Man merkte der Sängerin an, dass sie vorher einen Schnaps getrunken hatte. Entweder ist sie eine verdammt gute Schauspielerin, oder sie bekam wirklich einen Teil der Alk-Wirkung ab: Die Ansagen waren skurril und lustig, teilweise auch nicht komplett kapierbar.
Dafür knallte die Band live wieder einmal. Die Musik ist Punk oder Hardcore, aber derart eigenständig, dass mir kein vernünftiger Vergleich einfällt. Bei dieser Band gibt es kein »die klingen so wie ...«, weil sie ihr eigenes Ding macht: zwischen Melodie und Gerotze, zwischen Hardcore und Noise-Rock, zwischen Gebrüll und richtigem Gesinge – ein kunterbunter Mix, der aber eine spielerische Einheit bildet.
Die vier können allesamt gut spielen, man merkt ihnen den Spaß auf der Bühne an, sie springen herum und strahlen ungemein viel Energie aus. Aufs Publikum sprang die Energie leider nicht so sehr über; es wurde mit dem Popo gewackelt und eifrig applaudiert, aber viel mehr passierte nicht. Dafür aber kann die Band nichts; manchmal sind die Karlsruher einfach schlapp; ich ja auch.
Man merkte der Sängerin an, dass sie vorher einen Schnaps getrunken hatte. Entweder ist sie eine verdammt gute Schauspielerin, oder sie bekam wirklich einen Teil der Alk-Wirkung ab: Die Ansagen waren skurril und lustig, teilweise auch nicht komplett kapierbar.
Dafür knallte die Band live wieder einmal. Die Musik ist Punk oder Hardcore, aber derart eigenständig, dass mir kein vernünftiger Vergleich einfällt. Bei dieser Band gibt es kein »die klingen so wie ...«, weil sie ihr eigenes Ding macht: zwischen Melodie und Gerotze, zwischen Hardcore und Noise-Rock, zwischen Gebrüll und richtigem Gesinge – ein kunterbunter Mix, der aber eine spielerische Einheit bildet.
Die vier können allesamt gut spielen, man merkt ihnen den Spaß auf der Bühne an, sie springen herum und strahlen ungemein viel Energie aus. Aufs Publikum sprang die Energie leider nicht so sehr über; es wurde mit dem Popo gewackelt und eifrig applaudiert, aber viel mehr passierte nicht. Dafür aber kann die Band nichts; manchmal sind die Karlsruher einfach schlapp; ich ja auch.
18 Januar 2013
Geisterjäger mit Jubiläum
Ich bin ja alles andere als ein Fan der Gruselserie »John Sinclair«. Als Jugendlicher schmwärmte ich eher für Science-Fiction-Heftromane und konnte mir nicht vorstellen, dass ich das Veröffentlichen solcher Romane im »hohen Alter« als meinen Beruf betrachten würde. Als Erwachsener mochte ich das Thema bei »John Sinclair« nicht sonderlich.
Aber ich muss immer wieder feststellen, dass die Serie erfolgreich ist und läuft und läuft und läuft. Gerne wird über den literarischen Gehalt der Serie gelästert, gerne machen sich Kritiker über mancherlei Details lustig. Möglicherweise haben sie damit recht; ich kann es nicht beurteilen, weil ich schon lange keinen »John Sinclair« mehr gelesen habe.
Mit Band 1800 kann die Serie in diesem Monat auf jeden Fall ein Jubiläum feiern. Das ist respektabel. Und ein durchaus zwiespältig formulierter Titel wie »Die Hoffnung der Hölle« lässt sogar einen Nicht-Fan wie mich aufmerksam werden.
Gratulation an die Kollegen in Köln! So einen Erfolg muss einem erst einmal jemand nachmachen!
Aber ich muss immer wieder feststellen, dass die Serie erfolgreich ist und läuft und läuft und läuft. Gerne wird über den literarischen Gehalt der Serie gelästert, gerne machen sich Kritiker über mancherlei Details lustig. Möglicherweise haben sie damit recht; ich kann es nicht beurteilen, weil ich schon lange keinen »John Sinclair« mehr gelesen habe.
Mit Band 1800 kann die Serie in diesem Monat auf jeden Fall ein Jubiläum feiern. Das ist respektabel. Und ein durchaus zwiespältig formulierter Titel wie »Die Hoffnung der Hölle« lässt sogar einen Nicht-Fan wie mich aufmerksam werden.
Gratulation an die Kollegen in Köln! So einen Erfolg muss einem erst einmal jemand nachmachen!
17 Januar 2013
Disco in Oslo
Dass ich nicht mehr »up to date« bin, was aktuelle Entwicklungen und Bands in der Punkrock-Szene angeht, weiß ich selbst. Und so stellte ich dieser Tage verblüfft fest, dass die Band Disco//Oslo – die schreibt sich wirklich so – seit 2008 existiert und in der Zeit diverse Tonträger veröffentlicht hat. Mir ist die Band erst durch ihre Langspielplatte aufgefallen, die Sommer 2012 erschienen und offensichtlich bereits vergriffen ist. (Die Nachpressung kommt aber bald.)
Disco//Oslo stammen aus Oldenburg, sind vier eher normal aussehende Männer und machen Punk mit deutschen Texten; meinetwegen hat dieser Punk auch noch einen Schuss Emo, aber für diese Formulierung bekomme ich womöglich demnächst Prügel. Tatsache ist: Die Platte rockt wie Sau; die Texte sind lakonisch und kurz, der Sound treibend und aggressiv, dazu ein immer nach vorne gebrüllter Gesang.
Es ist ja tatsächlich so, dass es derzeit eine Reihe von Bands aus deutschen Landen gibt, die so ähnlich klingen: Das ist Deutschpunk der neuesten Generation, der so viel nichts mehr zu tun hat mit den 80er-Jahren, der eigenständig daher kommt und von manchen Hörern vielleicht sogar als »studentisch« abqualifiziert wird, rasant und auftrumpfend, nicht stumpf, aber auch nicht weinerlich und schlapp.
Die Band aus Oldenburg gehört zu den besten der neuen, die ich in letzter Zeit gehört habe. Ich will die jetzt auch mal live sehen.
Jakob Arjouni ist gestorben
In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar 2013 starb der Schriftsteller Jakob Arjouni in Berlin; das vermeldete heute der Diogenes-Verlag, und die Nachricht hat mich tatsächlich getroffen. Ich habe Arjouni nie kennengelernt, mochte aber seine Romane sehr; zudem sind wir altersmäßig nicht weit auseinander, ziemlich genau zehn Monate.
Arjouni wurde vor allem durch seine Reihe um den Privatdetektiv Kemal Kayankaya: ein türkischer Ermittler im Multikulti-Frankfurt, der gelegentlich ganz schön »politisch nicht-korrekt« unterwegs ist, aus seiner Ablehnung gegenüber Nazis und Bonzen aber keinen Hehl macht. Ich habe nicht alle Kayankaya-Romane durchgeschmökert, mochte die Lektüre aber sehr; der aktuelle Roman liegt noch ungelesen im Stapel.
Mit »Chez Max« schrieb der Autor auch einen Science-Fiction-Roman, und sein Berlin-Roman »Magic Hoffmann« zeigt das Leben eines tragisch gescheiterten Menschen – es ging ihm immer wieder um Menschen, die am Rand des normalen Daseins stehen. Seine Theaterstücke kenne ich leider nicht.
Schade.
16 Januar 2013
Tippen auf der Messe
Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«
Es ist jedes Jahr dasselbe Spiel: Ich nehme meinen Computer mit auf die Buchmesse, weil ich vorhabe, den »Leerraum« zwischen zwei Terminen sinnvoll zu nutzen. In dieser Zeit könnte man beispielsweise die aufgelaufenen Mails beantworten oder zumindest lesen, man könnte bloggen, twittern oder im Forum irgendwelchen Unfug verbreiten.
Aber es klappt nie so richtig: Kaum habe ich den Computer aufgestellt, steht garantiert jemand neben meinem Tisch. »Da du ja gerade nicht so viel zu tun hast ...«, ist ein besonders gern gehörter Gesprächsanfang. Und selbstverständlich widme ich mich dann meinen Besuchern am Messestand.
Im Oktober 2012 versuchte ich es mal anders: Ich setzte mich auf einen Stuhl, nahm den Computer auf den Schoß und drückte mich so in die Kaffee-Ecke unseres Standes, dass ich weniger auffiel. Auf dem Foto sieht man, dass das weder intelligent noch cool wirkte. Man sieht vor allem auch, welch unbequeme Kleidung ich als seriöser Verlagsangestellter zu tragen pflege, wenn ich im »Auftrag der Herrn« unterwegs bin.
Es ist jedes Jahr dasselbe Spiel: Ich nehme meinen Computer mit auf die Buchmesse, weil ich vorhabe, den »Leerraum« zwischen zwei Terminen sinnvoll zu nutzen. In dieser Zeit könnte man beispielsweise die aufgelaufenen Mails beantworten oder zumindest lesen, man könnte bloggen, twittern oder im Forum irgendwelchen Unfug verbreiten.
Aber es klappt nie so richtig: Kaum habe ich den Computer aufgestellt, steht garantiert jemand neben meinem Tisch. »Da du ja gerade nicht so viel zu tun hast ...«, ist ein besonders gern gehörter Gesprächsanfang. Und selbstverständlich widme ich mich dann meinen Besuchern am Messestand.
Im Oktober 2012 versuchte ich es mal anders: Ich setzte mich auf einen Stuhl, nahm den Computer auf den Schoß und drückte mich so in die Kaffee-Ecke unseres Standes, dass ich weniger auffiel. Auf dem Foto sieht man, dass das weder intelligent noch cool wirkte. Man sieht vor allem auch, welch unbequeme Kleidung ich als seriöser Verlagsangestellter zu tragen pflege, wenn ich im »Auftrag der Herrn« unterwegs bin.
15 Januar 2013
Ich war Lokaljournalist
Die Zeitungen sind in der Krise, und im Internet wimmelt's von mehr oder weniger gelungenen Beiträgen zum Thema. Dass ich gerne Zeitung lese, habe ich an dieser Stelle schon verlautbart; es muss nicht unbedingt auf Papier sein, aber es geht um die Empfindung, mich von einer möglichst guten Redaktion auf Themen bringen zu lassen, auf die ich selbst vielleicht gar nicht gekommen wäre.
Womöglich ist an meiner Vorliebe für Zeitungen und Journalismus die Tatsache schuld, dass ich selbst jahrelang für Lokalzeitungen geschrieben habe. Ich war ein sogenannter Lokaljournalist – und ich war es gern. Wahrscheinlich verkläre ich das ganze mit dem Abstand von rund dreißig Jahren, aber in meiner Erinnerung ist es so.
Ich erinnere mich sogar noch an mein »Bewerbungsgespräch« in einer Kneipe in Freudenstadt. Der Redakteur der örtlichen »Südwest Presse« sprach mich an, weil er dringend einen freien Mitarbeiter für Themen suchte, die »eher jugendorientiert« waren. Und so fing ich im Frühjahr 1983 damit an, mein Geld mit Schreiben zu verdienen.
Das ist lange her ...
Aber: In den 80er-Jahren fand ich es superspannend, Lokaljournalist zu sein. Das ging sogar politisch: Streiks, sogenannte Friedensdemos, all der Kram – man konnte und durfte sich engagieren, sogar als »Freier«. Einige Tabuthemen gab's allerdings, das ist jedoch eine andere Geschichte.
Kaninchenzüchtervereine durfte ich gelegentlich besuchen; lustiger fand ich jedes Jahr die Hauptversammlung des Camping-Clubs. Und aus einer kreuzlangweiligen Sportvereins-Jahreshauptversammlung in einem 2000-Seelen-Dorf mit »Gerangel um den Schriftführer« eine fast schon spannende Reportage zu machen – das fand ich richtig cool.
Leider war ich nicht sehr gründlich mit dem Archivieren eigener Texte; die meisten der vielen hundert Artikel sind einfach weggeflogen. Dankenswerterweise hatte meine Mutter einige »große« Artikel ausgeschnitten, und meine Schwester fand sie in ihrem Nachlass. Ich hoffe auf einige schöne Gelegenheiten, meine Texte von vor 25 oder 30 Jahren noch einmal zu lesen ...
Womöglich ist an meiner Vorliebe für Zeitungen und Journalismus die Tatsache schuld, dass ich selbst jahrelang für Lokalzeitungen geschrieben habe. Ich war ein sogenannter Lokaljournalist – und ich war es gern. Wahrscheinlich verkläre ich das ganze mit dem Abstand von rund dreißig Jahren, aber in meiner Erinnerung ist es so.
Ich erinnere mich sogar noch an mein »Bewerbungsgespräch« in einer Kneipe in Freudenstadt. Der Redakteur der örtlichen »Südwest Presse« sprach mich an, weil er dringend einen freien Mitarbeiter für Themen suchte, die »eher jugendorientiert« waren. Und so fing ich im Frühjahr 1983 damit an, mein Geld mit Schreiben zu verdienen.
Das ist lange her ...
Aber: In den 80er-Jahren fand ich es superspannend, Lokaljournalist zu sein. Das ging sogar politisch: Streiks, sogenannte Friedensdemos, all der Kram – man konnte und durfte sich engagieren, sogar als »Freier«. Einige Tabuthemen gab's allerdings, das ist jedoch eine andere Geschichte.
Kaninchenzüchtervereine durfte ich gelegentlich besuchen; lustiger fand ich jedes Jahr die Hauptversammlung des Camping-Clubs. Und aus einer kreuzlangweiligen Sportvereins-Jahreshauptversammlung in einem 2000-Seelen-Dorf mit »Gerangel um den Schriftführer« eine fast schon spannende Reportage zu machen – das fand ich richtig cool.
Leider war ich nicht sehr gründlich mit dem Archivieren eigener Texte; die meisten der vielen hundert Artikel sind einfach weggeflogen. Dankenswerterweise hatte meine Mutter einige »große« Artikel ausgeschnitten, und meine Schwester fand sie in ihrem Nachlass. Ich hoffe auf einige schöne Gelegenheiten, meine Texte von vor 25 oder 30 Jahren noch einmal zu lesen ...
14 Januar 2013
Jack und Tom
Ich habe zwei Romane gelesen, in denen Jack Reacher eine Hauptrolle spielt; verfasst wurden sie von dem britischen Schriftsteller Lee Child, und ich fand sie ziemlich klasse. Kein Wunder, dass ich sehr gespannt darauf war, wie der eher schmale Hollywood-Schauspieler Tom Cruise die Rolle des kräftigen Kämpfers bringen würde – und deshalb waren wir gestern im Kinofilm »Jack Reacher«.
Die Handlung ist schnell erzählt: Reacher ist eine Legende, ein Mann, von dem auch die Polizei nicht viel weiß. Man kennt über ihn zahlreiche Geschichten, aber es gibt weder eine Adresse noch einen festern Wohnsitz. Doch als ein ehemaliger US-Soldat der Polizei vorgeführt wird, weil er nach allen Indizien fünf Menschen erschossen hat, verlangt der Killer nur, Jack Reacher zu treffen.
Reacher taucht auf, lernt die superhübsche Rechtsanwältin kennen, die den Killer verteidigen soll, und wird ruckzuck in Schwierigkeiten verwickelt. Recht schnell merkt er, dass an dem Fall einiges nicht stimmt, worauf sich die Geschehnisse beschleunigen – bis hin zu einem Showdown in einem Steinbruch.
Beschleunigen ist relativ: Der Film ist zwar schnell erzählt, verzichtet aber weitestgehend auf die Hektik moderner Videoclip-Atmosphäre oder gar nerviger Wackelkameras. Tom Cruise spielt gut, Werner Herzog als Bösewicht spielt besser, und die Handlung ist spannend, abwechslungsreich und mitreißend; ich langweilte mich während der über zwei Stunden keine Sekunde lang. Um einen Vergleich zu ziehen: Den »Skyfall« fand ich gedehnter und bei aller Brillanz nicht so packend.
Wer Bock auf einen spannenden Thriller hat, wird an »Jack Reacher« seine Freude haben. Ich hatte sie.
Die Handlung ist schnell erzählt: Reacher ist eine Legende, ein Mann, von dem auch die Polizei nicht viel weiß. Man kennt über ihn zahlreiche Geschichten, aber es gibt weder eine Adresse noch einen festern Wohnsitz. Doch als ein ehemaliger US-Soldat der Polizei vorgeführt wird, weil er nach allen Indizien fünf Menschen erschossen hat, verlangt der Killer nur, Jack Reacher zu treffen.
Reacher taucht auf, lernt die superhübsche Rechtsanwältin kennen, die den Killer verteidigen soll, und wird ruckzuck in Schwierigkeiten verwickelt. Recht schnell merkt er, dass an dem Fall einiges nicht stimmt, worauf sich die Geschehnisse beschleunigen – bis hin zu einem Showdown in einem Steinbruch.
Beschleunigen ist relativ: Der Film ist zwar schnell erzählt, verzichtet aber weitestgehend auf die Hektik moderner Videoclip-Atmosphäre oder gar nerviger Wackelkameras. Tom Cruise spielt gut, Werner Herzog als Bösewicht spielt besser, und die Handlung ist spannend, abwechslungsreich und mitreißend; ich langweilte mich während der über zwei Stunden keine Sekunde lang. Um einen Vergleich zu ziehen: Den »Skyfall« fand ich gedehnter und bei aller Brillanz nicht so packend.
Wer Bock auf einen spannenden Thriller hat, wird an »Jack Reacher« seine Freude haben. Ich hatte sie.
13 Januar 2013
Männer im Schlafanzug
Ins »Kohi« in der Südstadt komme ich viel zu selten, und das bedauere ich immer wieder. Der Laden ist klein, die Eintrittspreise sind niedrig, und das Programm überrascht mich stets aufs neue: Lesungen, Kunst, Konzerte aller Art – aber leider kriege ich es nicht auf die Reihe, zu allen Konzerten zu gehen, die mich reizen.
Am Samstag, 11. Januar 2013, schaffte ich es, verpasste aber gleich mal die Vorgruppe. Immerhin war ich zeitig genug da, um die Salty Pajamas zu sehen, eine dreiköpfige Band vom Typ »Studenten mit Bart«, die zumindest teilweise aus Karlsruhe kommt.
Der Sänger und Gitarrist trug einen hellblauen Schlafanzug und stand barfuß auf der Bühne. Der Basser sah aus wie »Ron« aus den »Harry Potter«-Filmen und hatte ebenfalls einen Schlafanzug an, während der Schlagzeuger aussah, als wollte er einen Popper der frühen 80er-Jahre imitieren. Aber dass Optik allein nichts über die Musik aussagen muss, belegte die Band im positiven Sinn.
Im Prinzip gab's schrammeligen Indie-Folk auf die Ohren, der sich tatsächlich anhörte wie die Violent Femmes aus den frühen 80er-Jahren, nur ohne deren Genialität und Wahnsinn: sehr nette Stücke, mal durchaus schnell, dann wieder ruhig und gefühlvoll, immer schön schräg präsentiert. Die vielleicht fünfzig Leute im »Kohi« spendeten freundlich Beifall, einige tanzten, auch ich klatschte immer brav.
Seien wir ehrlich: Ein Kracherkonzert war's nicht, aber für einen Samstag abend boten die mir vorher völlig unbekannten Salty Pajamas eine sehr ordentliche Show. Die Band kann man sich anschauen, das ist angenehm.
Weil ich nach dem Konzert das Gefühl hatte, mich noch bewegen zu müssen, radelte ich durch die saukalte Nacht von der Süd- in die Oststadt, wo ich die »Alte Hackerei« ansteuerte. Dort kreuzten laute Musik, einige Flaschen Bier und drei Schnäpse meinen Weg, und wie ich anschließend heimkam, das ist fast schon wieder eine Abenteuergeschichte für sich ...
Am Samstag, 11. Januar 2013, schaffte ich es, verpasste aber gleich mal die Vorgruppe. Immerhin war ich zeitig genug da, um die Salty Pajamas zu sehen, eine dreiköpfige Band vom Typ »Studenten mit Bart«, die zumindest teilweise aus Karlsruhe kommt.
Der Sänger und Gitarrist trug einen hellblauen Schlafanzug und stand barfuß auf der Bühne. Der Basser sah aus wie »Ron« aus den »Harry Potter«-Filmen und hatte ebenfalls einen Schlafanzug an, während der Schlagzeuger aussah, als wollte er einen Popper der frühen 80er-Jahre imitieren. Aber dass Optik allein nichts über die Musik aussagen muss, belegte die Band im positiven Sinn.
Im Prinzip gab's schrammeligen Indie-Folk auf die Ohren, der sich tatsächlich anhörte wie die Violent Femmes aus den frühen 80er-Jahren, nur ohne deren Genialität und Wahnsinn: sehr nette Stücke, mal durchaus schnell, dann wieder ruhig und gefühlvoll, immer schön schräg präsentiert. Die vielleicht fünfzig Leute im »Kohi« spendeten freundlich Beifall, einige tanzten, auch ich klatschte immer brav.
Seien wir ehrlich: Ein Kracherkonzert war's nicht, aber für einen Samstag abend boten die mir vorher völlig unbekannten Salty Pajamas eine sehr ordentliche Show. Die Band kann man sich anschauen, das ist angenehm.
Weil ich nach dem Konzert das Gefühl hatte, mich noch bewegen zu müssen, radelte ich durch die saukalte Nacht von der Süd- in die Oststadt, wo ich die »Alte Hackerei« ansteuerte. Dort kreuzten laute Musik, einige Flaschen Bier und drei Schnäpse meinen Weg, und wie ich anschließend heimkam, das ist fast schon wieder eine Abenteuergeschichte für sich ...
12 Januar 2013
Rise Against zum ersten
In den letzten Tagen hörte ich mehrmals bei längeren Autofahrten die CD »The Unraveling« von Rise Against; ich finde die nach wie vor großartig. Zwischendurch erreichte die Band kommerzielle Weihen und verdiente mit ihrer Mixtur aus MelodyCore und knalligem Hardcore-Punk auch ordentlich Geld – das sei den vier Burschen aus Chicago und Umgebung absolut gegönnt.
Im Prinzip ist »The Unraveling« die erste Platte der Band; 2001 erstmals veröffentlicht und 2006 oder so noch mal mit einigen Bonusstücken neu herausgebracht. Zu der Zeit war das noch eindeutig Hardcore mit einem Schuss Emo, mit einem ebensolchen Schuss Melodie, immer knallig und auf den Punkt, schnell und aggressiv, mit gelungenen Chören und Gitarrensounds ohne zu viel Metal-Anleihen.
Richtig klasse! Immer noch!
Im Prinzip ist »The Unraveling« die erste Platte der Band; 2001 erstmals veröffentlicht und 2006 oder so noch mal mit einigen Bonusstücken neu herausgebracht. Zu der Zeit war das noch eindeutig Hardcore mit einem Schuss Emo, mit einem ebensolchen Schuss Melodie, immer knallig und auf den Punkt, schnell und aggressiv, mit gelungenen Chören und Gitarrensounds ohne zu viel Metal-Anleihen.
Richtig klasse! Immer noch!
Wenn Pinguine leiden
Ich bin »Batman«-Fan, das lässt sich kaum bestreiten. Ich kaufe mir die aktuellen Publikationen, in denen Geschichten rings um den »Dunklen Ritter« erzählt werden, nahezu komplett – nicht alle sind immer überzeugend, aber ich mag das Universum, das die Kreativen bei der amerikanischen Comic-Schmiede DC um diese Figur gebaut haben.
Dabei gilt für mich die Regel: Je weniger »superheldig« die Figur ist, desto eher schätze ich die Geschichte. Deshalb lasse ich die »Justice League«-Geschichten praktisch alle weg, und aus diesem Grund liebe ich Geschichten wie »Pinguin – Schmerz und Vorurteil«. Die erschien hierzulande im November 2012 als ein Paperback; als »Batman Sonderband« 38.
Vorlage ist eine fünfbändige Miniserie aus den USA, die eine komplette Geschichte erzählt: »Penguin: Pain and Prejudice«. Es geht um die Vorgeschichte eines der populärsten Gegner des Helden Batman. Oswald Cobblepot ist ein Fiesling reinsten Wassers, der als Pinguin zu einem führenden Gangster geworden ist und dabei immer bemüht bleibt, eine bürgerliche Fassade aufrecht zu erhalten.
Wie er dazu wurde, das erzählen der Autor Gregg Hurwitz und der Zeichner Szymon Kudranski in packender und nachvollziehbarer Weise; im Prinzip handelt es sich um ein Sozialdrama. Schon als Kind und Jugendlicher muss Cobblepot kämpfen, um seine Defizite – er ist kleinwüchsig und sieht hässlich aus – auszugleichen, und das zieht sich durch sein ganzes Leben.
Die Geschichte wird allerdings nicht zu moralisch, und man hält sich auch nicht damit auf, den Gangster zu verharmlosen. Der Pinguin ist ein Bösewicht, und das wird er bleiben, aber es gibt eben selbst für einen Bösewicht finsterster Natur eine Vorgeschichte. Für einen Comic, der aus dem Superhelden-Milieu kommt, in dem ansonsten immer wieder drastische Rachegeschichten erzählt werden, ist das eine bemerkenswert aufgeschlossene Sicht der Dinge.
Die Story wird superspannend erzählt, die Bilder sind klasse; die Stimmung ist meist düster. Dunkle Bilder, schnelle Dialoge, immer wieder knallige Action – dieser »Batman Sonderband« zeigt, wie modern heutzutage in den USA erzählt wird, wie sich die Ästhetik aktueller Kinofilme auch in Comics wiederfindet (und andersrum).
Ich fand's toll. Ich las den Comic-Band in einem Rutsch – und danach blätterte ich ihn Seite um Seite noch mal durch. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Ach ja, und weil ich ihn hier so empfehle: Irgendwelche Vorkenntnisse sind nicht erforderlich; es hilft allerdings, zumindest die »Batman«-Filme zu kennen.
Dabei gilt für mich die Regel: Je weniger »superheldig« die Figur ist, desto eher schätze ich die Geschichte. Deshalb lasse ich die »Justice League«-Geschichten praktisch alle weg, und aus diesem Grund liebe ich Geschichten wie »Pinguin – Schmerz und Vorurteil«. Die erschien hierzulande im November 2012 als ein Paperback; als »Batman Sonderband« 38.
Vorlage ist eine fünfbändige Miniserie aus den USA, die eine komplette Geschichte erzählt: »Penguin: Pain and Prejudice«. Es geht um die Vorgeschichte eines der populärsten Gegner des Helden Batman. Oswald Cobblepot ist ein Fiesling reinsten Wassers, der als Pinguin zu einem führenden Gangster geworden ist und dabei immer bemüht bleibt, eine bürgerliche Fassade aufrecht zu erhalten.
Wie er dazu wurde, das erzählen der Autor Gregg Hurwitz und der Zeichner Szymon Kudranski in packender und nachvollziehbarer Weise; im Prinzip handelt es sich um ein Sozialdrama. Schon als Kind und Jugendlicher muss Cobblepot kämpfen, um seine Defizite – er ist kleinwüchsig und sieht hässlich aus – auszugleichen, und das zieht sich durch sein ganzes Leben.
Die Geschichte wird allerdings nicht zu moralisch, und man hält sich auch nicht damit auf, den Gangster zu verharmlosen. Der Pinguin ist ein Bösewicht, und das wird er bleiben, aber es gibt eben selbst für einen Bösewicht finsterster Natur eine Vorgeschichte. Für einen Comic, der aus dem Superhelden-Milieu kommt, in dem ansonsten immer wieder drastische Rachegeschichten erzählt werden, ist das eine bemerkenswert aufgeschlossene Sicht der Dinge.
Die Story wird superspannend erzählt, die Bilder sind klasse; die Stimmung ist meist düster. Dunkle Bilder, schnelle Dialoge, immer wieder knallige Action – dieser »Batman Sonderband« zeigt, wie modern heutzutage in den USA erzählt wird, wie sich die Ästhetik aktueller Kinofilme auch in Comics wiederfindet (und andersrum).
Ich fand's toll. Ich las den Comic-Band in einem Rutsch – und danach blätterte ich ihn Seite um Seite noch mal durch. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Ach ja, und weil ich ihn hier so empfehle: Irgendwelche Vorkenntnisse sind nicht erforderlich; es hilft allerdings, zumindest die »Batman«-Filme zu kennen.
11 Januar 2013
Loch in der Wüste
Ein Rückblick auf Botswana im Jahr 2004
Mein Versuch, aus dem hohen Norden Botswanas in den Nordwesten zu kommen, gestaltete sich als gar nicht einfach. Entweder hätte ich mit einer organisierten Tour durch einen Nationalpark fahren müssen, oder ich nahm die öffentlichen Verkehrsmittel: zuerst nach Süden, dann nach Westen und wieder nach Norden.
Ich entschied mich für Busse, was sich als sehr spannend erwies: inklusive der Begegnung mit Elefanten beim Pinkeln und anderer Dinge. Und so kam ich nach Nata, eine kleine Landgemeinde mitten in Botswana.
Das Kaff entpuppte sich tatsächlich als das »Loch in der Wüste«, wie es ein Südafrikaner im voraus formuliert hatte: zwei Tankstellen, jeweils mit einer Kneipe garniert, ein sehr schlichtes Gasthaus, ein miefiger Nachtclub und einige Dutzend Häuser, die sich im Steppengebiet verloren. Ich aß in der Tankstelle zu Abend, ich schlenderte an den bescheidenen Behausungen der sogenannten Buschleute vorbei, sah den Arbeitern zu, die vorbeikommende Lastwagen ausrüsteten, und schlief in dem Gasthaus ausgesprochen gut.
Aber als ich am nächsten Morgen weiterkam, war ich froh darüber. Sonderlich ruhig war es in dem Kaff nämlich nicht: Ständig fuhren Lastwagen und Busse durch, es war eigentlich ständig etwas los.
Mein Versuch, aus dem hohen Norden Botswanas in den Nordwesten zu kommen, gestaltete sich als gar nicht einfach. Entweder hätte ich mit einer organisierten Tour durch einen Nationalpark fahren müssen, oder ich nahm die öffentlichen Verkehrsmittel: zuerst nach Süden, dann nach Westen und wieder nach Norden.
Ich entschied mich für Busse, was sich als sehr spannend erwies: inklusive der Begegnung mit Elefanten beim Pinkeln und anderer Dinge. Und so kam ich nach Nata, eine kleine Landgemeinde mitten in Botswana.
Das Kaff entpuppte sich tatsächlich als das »Loch in der Wüste«, wie es ein Südafrikaner im voraus formuliert hatte: zwei Tankstellen, jeweils mit einer Kneipe garniert, ein sehr schlichtes Gasthaus, ein miefiger Nachtclub und einige Dutzend Häuser, die sich im Steppengebiet verloren. Ich aß in der Tankstelle zu Abend, ich schlenderte an den bescheidenen Behausungen der sogenannten Buschleute vorbei, sah den Arbeitern zu, die vorbeikommende Lastwagen ausrüsteten, und schlief in dem Gasthaus ausgesprochen gut.
Aber als ich am nächsten Morgen weiterkam, war ich froh darüber. Sonderlich ruhig war es in dem Kaff nämlich nicht: Ständig fuhren Lastwagen und Busse durch, es war eigentlich ständig etwas los.
10 Januar 2013
Schiffbruch mit Tiger
Wir waren jetzt auch in dem Film, der derzeit landauf, landab für seine Optik abgefeiert wird: »Life of Pi«, oder eben auch, wie die deutschsprachige Ausgabe des Roman-Bestsellers, »Schiffbruch mit Tiger«. Wir wählten die 3D-Version, und das fand ich im Nachhinein richtig gut.
Über den Inhalt des Films muss man nicht so viele Worte verlieren, er dürfte im Informations-Overkill dieser Tage einigermaßen geläufig sein. Die Geschichte eines jungen Inders, der den Untergang eines Schiffes überlebt und dann einige hundert Tage auf dem Pazifischen Ozean überlebt, nur mit einem Rettungsboot und dazu in Gesellschaft eines ausgewachsenen Tigers, ist richtig klasse, und sie wird auch klasse erzählt.
Der Film ist nicht unbedingt spannend, weil man ja weiß, wie es ausgeht, aber er schwelgt in großartigen Bildern. Die Tiere des Meeres, der unglaublich beeindruckende Tiger, der nächtliche Himmel über dem Ozean – das alles wird so toll gezeigt, dass es im Kino zeitweise mucksmäuschenstill war und alle andächtig auf die Bilder stierten. Das kann echt nur das Kino, nach wie vor ...
Seit einiger Zeit geht mir der Hype um 3D einigermaßen auf die Nerven; bei diesem Film aber passte das alles hervorragend. Die Bilder wirken sicher auch im konventionellen 2D, entfalten in manchen Einstellungen aber erst mit der 3D-Ansicht ihre komplette Wirkung. Ein toller Film, ich kann ihn nur empfehlen!
Über den Inhalt des Films muss man nicht so viele Worte verlieren, er dürfte im Informations-Overkill dieser Tage einigermaßen geläufig sein. Die Geschichte eines jungen Inders, der den Untergang eines Schiffes überlebt und dann einige hundert Tage auf dem Pazifischen Ozean überlebt, nur mit einem Rettungsboot und dazu in Gesellschaft eines ausgewachsenen Tigers, ist richtig klasse, und sie wird auch klasse erzählt.
Der Film ist nicht unbedingt spannend, weil man ja weiß, wie es ausgeht, aber er schwelgt in großartigen Bildern. Die Tiere des Meeres, der unglaublich beeindruckende Tiger, der nächtliche Himmel über dem Ozean – das alles wird so toll gezeigt, dass es im Kino zeitweise mucksmäuschenstill war und alle andächtig auf die Bilder stierten. Das kann echt nur das Kino, nach wie vor ...
Seit einiger Zeit geht mir der Hype um 3D einigermaßen auf die Nerven; bei diesem Film aber passte das alles hervorragend. Die Bilder wirken sicher auch im konventionellen 2D, entfalten in manchen Einstellungen aber erst mit der 3D-Ansicht ihre komplette Wirkung. Ein toller Film, ich kann ihn nur empfehlen!
09 Januar 2013
Abwechslungsreicher Fantasy-Comic
Ich mag phantastische Welten aller Art, so natürlich auch im Comic. Ein schönes Beispiel für eine gelungene Fantasy-Welt ist Dandalos: Dabei handelt es sich um einen Planeten, der von einer riesigen Stadt bedeckt wird. Es gibt praktisch kein gewöhnliches Festland mehr, sogar die Meere und Seen sind überbaut worden – die einzelnen Reiche auf dem Planeten gehen direkt ineinander über, die Grenzen sind Stadttore und dergleichen.
In dieser Welt sind die Meisterkartographen diejenigen, die versuchen, sich einen Überblick zu verschaffen. Das wiederum ist der Ausgangspunkt für die Serie »Die Meisterkartographen« des französischen Comic-Autors Christophe Arleston.
In den vergangenen zwanzig Jahren hat er sich international einen großen Namen gemacht; auch hierzulande sind viele der von ihm getexteten Comics erschienen. Besonders bekannt wurde er mit den Geschichten um die Fantasy-Welt Troy und den leicht vertrottelten Helden Lanfeust.
Einzelne Comic-Bände Serie der »Die Meisterkartographen« erschienen bereits anfangs der Nuller-Jahre im Arboris-Verlag; wenn ich es recht im Sinn habe, gab es zudem eine teilweise Veröffentlichung bei Carlsen. Dem Splitter-Verlag ist es zu verdanken, dass die Serie jetzt endlich komplett vorliegt: alle sechs Alben in drei großformatigen, dicken Hardcover-Bänden, super gedruckt und richtig schön gestaltet.
Ich habe alle drei Alben, die von Splitter bereits 2010 und 2011 veröffentlicht worden sind, über die Feiertage endlich mal gelesen. Seien wir fair: Die Story ist nicht schreiend originell, aber sie ist rundum unterhaltsam. Arleston schickt seine Helden in haarsträubende Abenteuer, in denen sich Humor, Sex und Action abwechseln, dazu kommen viele phantastische Abenteuer.
Zeichnerisch zeigt sein Kompagnon Paul Glaudel, dass er sein Handwerk versteht, wenngleich auch er nicht ein begeisterndes Werk vorlegt. Die Zeichnungen sind stimmig, wirken aber in vielen Details wie hingeschludert. Während ich die Alben las, fiel mir das allerdings nicht sonderlich negativ aus – die Geschichten zogen mich in ihren Bann. Na also.
»Die Meisterkartographen« ist kein Fantasy-Comic, den man gelesen haben muss, aber eine rundum gelungene Unterhaltungsserie. Wer sich ein wenig über die Serie informieren mag, kann sich auf der Homepage des Splitter-Verlages zu jedem Doppelband eine zehn Seiten umfassende und kostenfreie Leseprobe angucken.
In dieser Welt sind die Meisterkartographen diejenigen, die versuchen, sich einen Überblick zu verschaffen. Das wiederum ist der Ausgangspunkt für die Serie »Die Meisterkartographen« des französischen Comic-Autors Christophe Arleston.
In den vergangenen zwanzig Jahren hat er sich international einen großen Namen gemacht; auch hierzulande sind viele der von ihm getexteten Comics erschienen. Besonders bekannt wurde er mit den Geschichten um die Fantasy-Welt Troy und den leicht vertrottelten Helden Lanfeust.
Einzelne Comic-Bände Serie der »Die Meisterkartographen« erschienen bereits anfangs der Nuller-Jahre im Arboris-Verlag; wenn ich es recht im Sinn habe, gab es zudem eine teilweise Veröffentlichung bei Carlsen. Dem Splitter-Verlag ist es zu verdanken, dass die Serie jetzt endlich komplett vorliegt: alle sechs Alben in drei großformatigen, dicken Hardcover-Bänden, super gedruckt und richtig schön gestaltet.
Ich habe alle drei Alben, die von Splitter bereits 2010 und 2011 veröffentlicht worden sind, über die Feiertage endlich mal gelesen. Seien wir fair: Die Story ist nicht schreiend originell, aber sie ist rundum unterhaltsam. Arleston schickt seine Helden in haarsträubende Abenteuer, in denen sich Humor, Sex und Action abwechseln, dazu kommen viele phantastische Abenteuer.
Zeichnerisch zeigt sein Kompagnon Paul Glaudel, dass er sein Handwerk versteht, wenngleich auch er nicht ein begeisterndes Werk vorlegt. Die Zeichnungen sind stimmig, wirken aber in vielen Details wie hingeschludert. Während ich die Alben las, fiel mir das allerdings nicht sonderlich negativ aus – die Geschichten zogen mich in ihren Bann. Na also.
»Die Meisterkartographen« ist kein Fantasy-Comic, den man gelesen haben muss, aber eine rundum gelungene Unterhaltungsserie. Wer sich ein wenig über die Serie informieren mag, kann sich auf der Homepage des Splitter-Verlages zu jedem Doppelband eine zehn Seiten umfassende und kostenfreie Leseprobe angucken.
08 Januar 2013
Bewusst Zeitunglesen
Seit Monaten hält das Gejammer hierzulande an: Zeitschriften und Zeitungen sind kein lukratives Geschäft mehr, sie werden derzeit eher eingestellt, Journalisten werden entlassen. Als Grund wird immer wieder angegeben, dass die heutigen Mediennutzer ihre Informationen vor allem über das Internet erhalten und deshalb nicht bereit sind, für Zeitungen irgendwelches Geld auszugeben.
Das mag ja alles sein, ich glaube es allerdings nicht. Vielleicht muss man hierzulande mal wieder klarmachen, welchen Nutzen eine Zeitung haben kann. Nicht nur zum Einwickeln von frisch gekauften Blumen auf dem Wochenmarkt ... nein, sondern zu einer bewussten Entschleunigung von sowieso viel zu stressigen Tagesabläufen.
In Belgien hat eine Agentur einen hübschen Werbespot entworfen, der das Thema Zeitungssterben ironisch aufgreift. Das Newspaperswork, eine Art Marketing-Plattform für die belgischen Zeitungsverlage, hat die Agentur Dubal Guillaume beauftragt, einen Spot für die Zeitungskultur zu entwerfen. Die Agentur hat einen guten Namen, von den Leuten stammt das göttliche »Push To Add Drama«, das ich aller Welt empfehlen möchte.
Bei dem aktuellen Spot unter dem Titel »6 things you can miss while reading a newspaper« wurden drei Werbekunden von großen Firmen in ein Auto gesetzt, das durch die Gegend fuhr. Die Leute lasen eifrig die kostenlos ausliegende Zeitung und vergaßen dabei ganz die Welt um sich herum. Das ist witzig gemacht und bringt einen »Aha«-Effekt mit sich: Hat man eine gute Zeitung vor sich, liest man auch Dinge, die einen vielleicht gar nicht interessieren würden, und ignoriert einen Indianerhäuptling.
Ich kann das gut verstehen: Komme ich abends von der Arbeit heim, gehört es fast zum Ritual, irgendwann mit der Zeitung im Sessel herumzulungern und einen schönen Artikel zu lesen. Gern eine Reportage zu einem abseitigen Thema, gerne mal eine Glosse oder auch die Leserbriefe. Aktuelle News interessieren mich nicht, die bekomme ich über Twitter schneller vermittelt – aber wo kann ich in aller Ruhe schmökern und mich informieren lassen.
Ich hoffe, dass es auch weiterhin Qualitätszeitungen gibt, die ich lesen kann; mir würde sonst etwas fehlen. Ob und wie man das heutige Zeitungssystem nötigenfalls durch staatliche Subvention erhalten muss, ist eine andere Frage – die sollte ich vielleicht mal separat diskutieren ...
Das mag ja alles sein, ich glaube es allerdings nicht. Vielleicht muss man hierzulande mal wieder klarmachen, welchen Nutzen eine Zeitung haben kann. Nicht nur zum Einwickeln von frisch gekauften Blumen auf dem Wochenmarkt ... nein, sondern zu einer bewussten Entschleunigung von sowieso viel zu stressigen Tagesabläufen.
In Belgien hat eine Agentur einen hübschen Werbespot entworfen, der das Thema Zeitungssterben ironisch aufgreift. Das Newspaperswork, eine Art Marketing-Plattform für die belgischen Zeitungsverlage, hat die Agentur Dubal Guillaume beauftragt, einen Spot für die Zeitungskultur zu entwerfen. Die Agentur hat einen guten Namen, von den Leuten stammt das göttliche »Push To Add Drama«, das ich aller Welt empfehlen möchte.
Bei dem aktuellen Spot unter dem Titel »6 things you can miss while reading a newspaper« wurden drei Werbekunden von großen Firmen in ein Auto gesetzt, das durch die Gegend fuhr. Die Leute lasen eifrig die kostenlos ausliegende Zeitung und vergaßen dabei ganz die Welt um sich herum. Das ist witzig gemacht und bringt einen »Aha«-Effekt mit sich: Hat man eine gute Zeitung vor sich, liest man auch Dinge, die einen vielleicht gar nicht interessieren würden, und ignoriert einen Indianerhäuptling.
Ich kann das gut verstehen: Komme ich abends von der Arbeit heim, gehört es fast zum Ritual, irgendwann mit der Zeitung im Sessel herumzulungern und einen schönen Artikel zu lesen. Gern eine Reportage zu einem abseitigen Thema, gerne mal eine Glosse oder auch die Leserbriefe. Aktuelle News interessieren mich nicht, die bekomme ich über Twitter schneller vermittelt – aber wo kann ich in aller Ruhe schmökern und mich informieren lassen.
Ich hoffe, dass es auch weiterhin Qualitätszeitungen gibt, die ich lesen kann; mir würde sonst etwas fehlen. Ob und wie man das heutige Zeitungssystem nötigenfalls durch staatliche Subvention erhalten muss, ist eine andere Frage – die sollte ich vielleicht mal separat diskutieren ...
07 Januar 2013
Aktuelles aus deutschen Landen
Die erste Radiosendung im Querfunk, dem Freien Radio Karlsruhe, sollte einen ordentlichen Schwerpunkt bieten: aktuelle Platten aus dem deutschen Staatsgebiet ... Dummerweise reichte es wieder mal nicht dazu, eine vernünftige Vorbereitung mit Recherche und allem zu betreiben, weshalb ich eine Sendung nach dem Motto »mal gucken, was ich halbwegs aktuelle CDs habe« machte.
Immerhin spielte ich neue Stücke der alten Deutschpunk-Recken Slime. Zwar mag ich die das gar nicht, aber unter »musikjournalistischen« Aspekten muss die neue Platte der ollen Band einfach sein. Immerhin kombinierte ich mit den Dead Notes und Cashless – beides sind Bands aus dem südlichen Bayern –, die ebenfalls fleißig Punkrock mit groß geschriebenem Rock spielen. Das passte also zusammen.
Ska präsentierte Frau Doktor aus Wiesbaden, die sich ja leider aufgelöst haben, Alternative-Rock lieferten Etepetete aus Berlin, eine tüchtige Portion Oi! packten die Ghostbastardz aus Wetzlar auf den Tisch, und ziemlich metallisch deutschpunkerten Piratenpapst aus dem Osten der Republik. Eine ziemlich krude Mischung also – aber so vielseitig ist nun mal das, was ich in meiner Radiosendung gern spiele.
Immerhin spielte ich neue Stücke der alten Deutschpunk-Recken Slime. Zwar mag ich die das gar nicht, aber unter »musikjournalistischen« Aspekten muss die neue Platte der ollen Band einfach sein. Immerhin kombinierte ich mit den Dead Notes und Cashless – beides sind Bands aus dem südlichen Bayern –, die ebenfalls fleißig Punkrock mit groß geschriebenem Rock spielen. Das passte also zusammen.
Ska präsentierte Frau Doktor aus Wiesbaden, die sich ja leider aufgelöst haben, Alternative-Rock lieferten Etepetete aus Berlin, eine tüchtige Portion Oi! packten die Ghostbastardz aus Wetzlar auf den Tisch, und ziemlich metallisch deutschpunkerten Piratenpapst aus dem Osten der Republik. Eine ziemlich krude Mischung also – aber so vielseitig ist nun mal das, was ich in meiner Radiosendung gern spiele.
Bottrops spielen Hinterhofhits
Ich bin sicher, dass sich die Bottrops immer wieder über Vergleiche mit der Terrorgruppe ärgern. Das kann ich verstehen, aber sie liegen nun mal nahe: Es gibt personelle Verbindungen, und die Mixtur aus flottem Punkrock mit deutschen Texten aus Berlin gibt's nun mal nicht so häufig. Allerdings sind die Bottrops wesentlich ernsthafter, als die Terrorgruppe es jemals war.
Hin wie her: Die dritte »große« Platte liegt vor, die »Hinterhofhits« kamen Ende 2012 in den Handel. Musikalisch brauchen die 15 Stücke ein wenig, bis sie ins Ohr gehen, dann aber packt einen der abwechslungsreiche und clever gemachte Punkrock. Die »Hinterhofhits« hat allerdings nicht den »Boah ey«-Effekt den die erste Platte der Band bei mir auslöste.
Textlich hauen die Bottrops in eine Kerbe, die es selten gibt: Man ist politisch, ohne Parolen zu brüllen, man erzählt aus dem Alltag, ohne in Emo-Gewinsel zu verfallen, man bringt klare Aussagen, ohne dass diese peinlich sind.
Die Jungs aus Berlin schaffen das mit einem Trick, der zugegebenerweise schwierig ist: Man packt die sarkastische Zivilisationskritik in Aussagen, die in schnellen Wortfolgen auf das Publikum losgeschossen werden; dazu kommt eine – ja, echt! – manchmal echt lustvolle Umgangsweise mit Reimen. Dabei entstehen Formulierungen wie »zuviel Gered um den Planet« oder das zynische »Das Menschenmaterial ist unbrauchbar« (gemeint ist das tägliche Arbeiten ...).
Wenn man heuztzutage von »erwachsenem« Punkrock spricht, meint man häufig so etwas wie Emo-Einflüsse oder schwere Hardrock-Gitarren. Erwachsensen definiert sich bei dieser Band durch schlaue Texte, gute Melodien und eine Art von Kritik, die man auch hören kann, wenn man aus dem klassischen Punkrock-Alter raus ist.
Hin wie her: Die dritte »große« Platte liegt vor, die »Hinterhofhits« kamen Ende 2012 in den Handel. Musikalisch brauchen die 15 Stücke ein wenig, bis sie ins Ohr gehen, dann aber packt einen der abwechslungsreiche und clever gemachte Punkrock. Die »Hinterhofhits« hat allerdings nicht den »Boah ey«-Effekt den die erste Platte der Band bei mir auslöste.
Textlich hauen die Bottrops in eine Kerbe, die es selten gibt: Man ist politisch, ohne Parolen zu brüllen, man erzählt aus dem Alltag, ohne in Emo-Gewinsel zu verfallen, man bringt klare Aussagen, ohne dass diese peinlich sind.
Die Jungs aus Berlin schaffen das mit einem Trick, der zugegebenerweise schwierig ist: Man packt die sarkastische Zivilisationskritik in Aussagen, die in schnellen Wortfolgen auf das Publikum losgeschossen werden; dazu kommt eine – ja, echt! – manchmal echt lustvolle Umgangsweise mit Reimen. Dabei entstehen Formulierungen wie »zuviel Gered um den Planet« oder das zynische »Das Menschenmaterial ist unbrauchbar« (gemeint ist das tägliche Arbeiten ...).
Wenn man heuztzutage von »erwachsenem« Punkrock spricht, meint man häufig so etwas wie Emo-Einflüsse oder schwere Hardrock-Gitarren. Erwachsensen definiert sich bei dieser Band durch schlaue Texte, gute Melodien und eine Art von Kritik, die man auch hören kann, wenn man aus dem klassischen Punkrock-Alter raus ist.
06 Januar 2013
Fannischer Jahresrückblick
Dass ich den »Fandom Observer« – kurz FO genannt – gerne lese, erzähle ich seit über zwanzig Jahren. Die aktuelle Ausgabe 283 des besten Informations-Fanzines in Sachen Science Fiction, das es im deutschsprachigen Raum gibt, belegt mein dauerndes Lob wieder aufs neue: Das Heft ist wieder einmal sehr lesenswert.
Einen Schwerpunkt bildet der Jahresrückblick von Günther Freunek. Der Redakteur dieser Ausgabe blickt auf zwölf FO-Ausgaben zurück; zum wiederholten Mal stelle ich fest, dass ich während eines Jahres manchmal zweimal die Hälfte vergesse. Eigentlich würde ich nach Lektüre des Rückblickes am liebsten noch einmal die Ausgaben nachlesen. Allein die Beiträge zur sogenannten Rezi-Mafia ... ach je, das ist erst ein Jahr her?
Klasse ist auch der Bericht von Rainer Eisfeld, der schon in den fünfziger Jahren in der Science-Fiction-Szene aktiv war, über die Ausstellung in Bonn. Diese Ausstellung zum Thema Science Fiction im Haus der Geschichte muss ich mir bis März diesen Jahres unbedingt anschauen!
Als interessant betrachte ich die Ankündigung, dass künftig der »Fanzine-Kurier« mit dem FO quasi fusioniert: Der FO wird damit aufgewertet, der von mir immer gerne gelesene »Kurier« stirbt damit als eigenständige Publikation – das finde ich schade.
Hin wie her: Mit diesen Beiträgen, den Rezensionen und Film-Meldungen und einigem Kleinkram erweist sich der FO wieder mal als gelungenes Heft. Wer sich für Science Fiction interessiert, sollte ihn haben. Der aktuelle FO umfasst 18 Seiten, und wer das Fanzine herunterlädt – kostenlos! –, erhält es sogar als farbiges PDF.
Einen Schwerpunkt bildet der Jahresrückblick von Günther Freunek. Der Redakteur dieser Ausgabe blickt auf zwölf FO-Ausgaben zurück; zum wiederholten Mal stelle ich fest, dass ich während eines Jahres manchmal zweimal die Hälfte vergesse. Eigentlich würde ich nach Lektüre des Rückblickes am liebsten noch einmal die Ausgaben nachlesen. Allein die Beiträge zur sogenannten Rezi-Mafia ... ach je, das ist erst ein Jahr her?
Klasse ist auch der Bericht von Rainer Eisfeld, der schon in den fünfziger Jahren in der Science-Fiction-Szene aktiv war, über die Ausstellung in Bonn. Diese Ausstellung zum Thema Science Fiction im Haus der Geschichte muss ich mir bis März diesen Jahres unbedingt anschauen!
Als interessant betrachte ich die Ankündigung, dass künftig der »Fanzine-Kurier« mit dem FO quasi fusioniert: Der FO wird damit aufgewertet, der von mir immer gerne gelesene »Kurier« stirbt damit als eigenständige Publikation – das finde ich schade.
Hin wie her: Mit diesen Beiträgen, den Rezensionen und Film-Meldungen und einigem Kleinkram erweist sich der FO wieder mal als gelungenes Heft. Wer sich für Science Fiction interessiert, sollte ihn haben. Der aktuelle FO umfasst 18 Seiten, und wer das Fanzine herunterlädt – kostenlos! –, erhält es sogar als farbiges PDF.
05 Januar 2013
Eindeutige Nazis
Früher, da war die Welt sicher nicht besser, aber sie kam mir einfacher vor. Ein schönes Beispiel: Nazis. Entweder waren das alte Säcke mit Schnauzbart und Seitenscheitel, die den Krieg noch mitgekriegt hatten und sich »den Adolf« zurückwünschten. Oder es waren junge Deppen mit Glatze und Bomberjacken, die sich einen Spaß daraus machten, »kleene Punker« oder harmlose Leute aller Art aufzumischen. Man wusste, wo man dran war.
Heutzutage tarnen sich die Nazis besser. Treten sie als Autonome Nationalisten auf, muss man dreimal hingucken, um festzustellen, ob sie Nazis oder Autonome sind. Agiieren sie im Gewand bürgerlicher Demokraten helfen sie gerne den Kindern bei den Hausarbeiten, veranstalten Straßenfeste und unterstützen einen bei der Steuererklärung. Man weiß heutzutage manchmal nicht mehr, woran man ist.
Umso lobenswerter sind da die Nazis in Dortmund; die reden nämlich Klartext. Wer seinen Laden ganz harmlos »Antisem Versand« nennt und sich die Adresse »antisem.it« gibt, der sagt klar, wo er er steht, gegen was er ist und was er denkt; man muss da nichts mehr interpretieren oder viel dazu sagen. (Rein juristisch dürfte es allerdings schwierig sein, hier einen Straftatsbestand hineinzukriegen.)
Endlich mal Nazis, die klar sagen, was sie denken und gern tun wollen! Diese Nazis tarnen sich nicht irgendwie hinter bürgerlichem Verhalten oder pseudointellektuellem Gedöns wie dem sogenannten Ethnobiologismus und anderen Lügenmärchen; die kommen nicht um die Ecke und wollen ernsthaft mit einem »über unsere unterschiedlichen Ansichten diskutieren«.
Vielleicht tut so eine Klarheit im sogenannten Diskurs mal ganz gut: Da gibt's dann bitteschön auch keine Diskussion mehr darüber, ob man »jede Meinung tolerieren« muss oder ob man »die paar Nazis doch nur aufwertet«, wenn man die Klappe gegenüber der braunen Brut aufreißt.
Heutzutage tarnen sich die Nazis besser. Treten sie als Autonome Nationalisten auf, muss man dreimal hingucken, um festzustellen, ob sie Nazis oder Autonome sind. Agiieren sie im Gewand bürgerlicher Demokraten helfen sie gerne den Kindern bei den Hausarbeiten, veranstalten Straßenfeste und unterstützen einen bei der Steuererklärung. Man weiß heutzutage manchmal nicht mehr, woran man ist.
Umso lobenswerter sind da die Nazis in Dortmund; die reden nämlich Klartext. Wer seinen Laden ganz harmlos »Antisem Versand« nennt und sich die Adresse »antisem.it« gibt, der sagt klar, wo er er steht, gegen was er ist und was er denkt; man muss da nichts mehr interpretieren oder viel dazu sagen. (Rein juristisch dürfte es allerdings schwierig sein, hier einen Straftatsbestand hineinzukriegen.)
Endlich mal Nazis, die klar sagen, was sie denken und gern tun wollen! Diese Nazis tarnen sich nicht irgendwie hinter bürgerlichem Verhalten oder pseudointellektuellem Gedöns wie dem sogenannten Ethnobiologismus und anderen Lügenmärchen; die kommen nicht um die Ecke und wollen ernsthaft mit einem »über unsere unterschiedlichen Ansichten diskutieren«.
Vielleicht tut so eine Klarheit im sogenannten Diskurs mal ganz gut: Da gibt's dann bitteschön auch keine Diskussion mehr darüber, ob man »jede Meinung tolerieren« muss oder ob man »die paar Nazis doch nur aufwertet«, wenn man die Klappe gegenüber der braunen Brut aufreißt.
04 Januar 2013
Blogpost 2500
Gestern veröffentlichte ich tatsächlich mein zweitausendfünfhundertstes Posting in diesem Blog – das finde ich schon heftig. Seit dem 1. November 2005, als ich zum ersten Mal bloggte und damit dem Beispiel des Berliner Autors und Übersetzers Frank Böhmert folgte, sind über sieben Jahre vergangen; die Zeit verging rasch.
In meinem ersten Blog-Eintrag schrieb ich noch über das Schreiben und meine eigenen Pläne. Das Buch, an dem ich damals arbeitete, ist längst erschienen; an dem dritten »Peter Pank«-Teil arbeite ich seit Jahren.
An der grundsätzlichen Ausrichtung meines Blogs hat sich nicht viel geändert, und das ist gut so. Im Prinzip ist es nach wie vor eine Fortsetzung meiner Egozines (ENPUNKT oder »Der Freak« anfangs der 80er-Jahre oder »Der Ge-Eichelte Bote« oder »Hampfel«), die ich in den 80er-Jahren bereits per Umdruck oder per kopiertem Fanzine unter die Leute brachte.
Die Themen, die mich interessieren, veröffentliche ich jetzt eben im Blog: Science Fiction, Punkrock, Dosenbier ... so stand es vor zwanzig Jahren auf dem ENPUNKT-Fanzine. Heute geht es noch um einige andere Dinge, und Dosenbier habe ich seit Jahren keines mehr getrunken.
Und natürlich gibt es Themen, die in diesem Blog nicht stattfinden: Wenn es zu privat wird, bringe ich das nicht ins Internet. Bislang zumindest habe ich persönliche Bilder, private Einblicke oder gar Betrachtungen zu meinem Beziehungsleben vermieden, und dabei soll es bleiben.
Hin wie her: auf die nächsten 2500 Blog-Einträge!
In meinem ersten Blog-Eintrag schrieb ich noch über das Schreiben und meine eigenen Pläne. Das Buch, an dem ich damals arbeitete, ist längst erschienen; an dem dritten »Peter Pank«-Teil arbeite ich seit Jahren.
An der grundsätzlichen Ausrichtung meines Blogs hat sich nicht viel geändert, und das ist gut so. Im Prinzip ist es nach wie vor eine Fortsetzung meiner Egozines (ENPUNKT oder »Der Freak« anfangs der 80er-Jahre oder »Der Ge-Eichelte Bote« oder »Hampfel«), die ich in den 80er-Jahren bereits per Umdruck oder per kopiertem Fanzine unter die Leute brachte.
Die Themen, die mich interessieren, veröffentliche ich jetzt eben im Blog: Science Fiction, Punkrock, Dosenbier ... so stand es vor zwanzig Jahren auf dem ENPUNKT-Fanzine. Heute geht es noch um einige andere Dinge, und Dosenbier habe ich seit Jahren keines mehr getrunken.
Und natürlich gibt es Themen, die in diesem Blog nicht stattfinden: Wenn es zu privat wird, bringe ich das nicht ins Internet. Bislang zumindest habe ich persönliche Bilder, private Einblicke oder gar Betrachtungen zu meinem Beziehungsleben vermieden, und dabei soll es bleiben.
Hin wie her: auf die nächsten 2500 Blog-Einträge!
03 Januar 2013
Zynisch-witzige Gewalt
Auch wenn ich die »Schauburg« in Karlsruhe geradezu hasse, zeigt dieses Kino doch gerne jene Filme, die im »Filmpalast« nicht zu sehen sind oder ruckzuck wieder aus dem Programm verschwinden. Aus diesem Grund waren wir am gestrigen Mittwoch, 2. Januar 2013, in dem Film »7 Psychos« des Regisseurs Martin McDonagh.
Über die Handlung muss man nicht unbedingt viel erzählen: Ein etwas fauler und vor allem dauernd besoffener Autor schreibt an einem Drehbuch für einen Hollywood-Film und kommt damit nicht so richtig voran. Sein Kumpel, der dabei hilft, Hunde zu entführen, um sie später für viel Geld an ihre Besitzer zurückzugeben, will an dem Film mitwirken. Und ein Killer treibt in Hollywood sein Unwesen, der sich darauf spezialisiert hat, andere Killer zu töten ...
Eine Riege brillanter Schauspieler zeigt in dem Film, wie absurd man Gewalt darstellen kann. Leute werden erschossen und geköpft, es wird geballert ohne Ende, und dazu gibt es Dialoge, bei denen man als Zuschauer nicht weiß, ob man lachen oder schreien soll.
Ich unterhielt mich königlich und fand den Film super. Man kann sich natürlich durchaus Gedanken machen, was wir eigentlich für eine Gesellschaft sind, in dem man es witzig findet, Leuten in einem Film zuzusehen, wie sie andere Leute umbringen – aber spätestens seit »Pulp Fiction« sind grobe Scherze über Killer und ihr Beziehungsleben ein ganz normales Element im Kino.
Mit »Pulp Fiction« oder mit »Schweine und Diamanten« lässt sich der Streifen übrigens gut vergleichen: Es ist ein Film im Film, die Handlung verläuft sprunghaft, und erzählte Geschichten wechseln sich mit »wirklicher« Handlung ab. Es ist keine Mediensatire wie »Natural Born Killers« und keine Psychostudie, es ist ein Ballerfilm mit unglaublichen Dialogen, einer richtig guten Musik und vielen eindrucksvollen Bildern.
Absolut empfehlenswert – aber nur für Menschen, die groben Humor schätzen können.
Über die Handlung muss man nicht unbedingt viel erzählen: Ein etwas fauler und vor allem dauernd besoffener Autor schreibt an einem Drehbuch für einen Hollywood-Film und kommt damit nicht so richtig voran. Sein Kumpel, der dabei hilft, Hunde zu entführen, um sie später für viel Geld an ihre Besitzer zurückzugeben, will an dem Film mitwirken. Und ein Killer treibt in Hollywood sein Unwesen, der sich darauf spezialisiert hat, andere Killer zu töten ...
Eine Riege brillanter Schauspieler zeigt in dem Film, wie absurd man Gewalt darstellen kann. Leute werden erschossen und geköpft, es wird geballert ohne Ende, und dazu gibt es Dialoge, bei denen man als Zuschauer nicht weiß, ob man lachen oder schreien soll.
Ich unterhielt mich königlich und fand den Film super. Man kann sich natürlich durchaus Gedanken machen, was wir eigentlich für eine Gesellschaft sind, in dem man es witzig findet, Leuten in einem Film zuzusehen, wie sie andere Leute umbringen – aber spätestens seit »Pulp Fiction« sind grobe Scherze über Killer und ihr Beziehungsleben ein ganz normales Element im Kino.
Mit »Pulp Fiction« oder mit »Schweine und Diamanten« lässt sich der Streifen übrigens gut vergleichen: Es ist ein Film im Film, die Handlung verläuft sprunghaft, und erzählte Geschichten wechseln sich mit »wirklicher« Handlung ab. Es ist keine Mediensatire wie »Natural Born Killers« und keine Psychostudie, es ist ein Ballerfilm mit unglaublichen Dialogen, einer richtig guten Musik und vielen eindrucksvollen Bildern.
Absolut empfehlenswert – aber nur für Menschen, die groben Humor schätzen können.
02 Januar 2013
Rasch organisierte Krachmusik
Schlecht vorbereitet und trotzdem ordentlich geknallt: So ließe sich das Motto meiner Radiosendung am Sonntag, 30. Dezember 2012, formulieren. Ich fuhr sehr spät mit dem Rad los, weil ich unbedingt noch »Tatort« gucken wollte, kam aber immer noch zeitig genug ins Studio im Freien Radio Querfunk in Karlsruhe.
Dort wurde es eine nette Sendung, die ich mit einer Handvoll Sampler-CDs aus den Häusern Flight 13, OX-Fanzine und Twisted Chords bestritt. Damit kann man eine erstaunlich abwechslungsreiche Sendung machen und auch viel Zeugs zu den Bands erzählen – die meisten hatte ich im Verlauf der vergangenen zwei, drei Jahrzehnte ja auch gesehen.
Und so bollerte ich RKL und Youth Brigade aus frühen Hardcore-Jahren auf die Zuhörer los, rasch kombiniert mit Disco/Oslo und Pascow aus heutigen Deutschpunk-Zeiten. Rifu aus Norwegen und Police Bastard aus England kann man eh immer ins Radio bringen, und mit den ollen Skaos brachte ich sogar ein wenig 80er-Jahre-Ska in den Äther. Und so weiter ... quer durch den Punkrock-undsoweiter-Gemüsegarten.
Ein wenig unstrukturiert war die Sendung vielleicht schon, aber die Hitqualität war gleichzeitig sehr hoch. Vielleicht sollte ich künftig meine Radiosendungen immer so unstrukturiert machen – das scheint sich ja auf meine Radio-Laune positiv auszuwirken. Am Sonntag, 6. Januar 2013, geht's dann prompt weiter ...
Dort wurde es eine nette Sendung, die ich mit einer Handvoll Sampler-CDs aus den Häusern Flight 13, OX-Fanzine und Twisted Chords bestritt. Damit kann man eine erstaunlich abwechslungsreiche Sendung machen und auch viel Zeugs zu den Bands erzählen – die meisten hatte ich im Verlauf der vergangenen zwei, drei Jahrzehnte ja auch gesehen.
Und so bollerte ich RKL und Youth Brigade aus frühen Hardcore-Jahren auf die Zuhörer los, rasch kombiniert mit Disco/Oslo und Pascow aus heutigen Deutschpunk-Zeiten. Rifu aus Norwegen und Police Bastard aus England kann man eh immer ins Radio bringen, und mit den ollen Skaos brachte ich sogar ein wenig 80er-Jahre-Ska in den Äther. Und so weiter ... quer durch den Punkrock-undsoweiter-Gemüsegarten.
Ein wenig unstrukturiert war die Sendung vielleicht schon, aber die Hitqualität war gleichzeitig sehr hoch. Vielleicht sollte ich künftig meine Radiosendungen immer so unstrukturiert machen – das scheint sich ja auf meine Radio-Laune positiv auszuwirken. Am Sonntag, 6. Januar 2013, geht's dann prompt weiter ...