Früher, da war die Welt sicher nicht besser, aber sie kam mir einfacher vor. Ein schönes Beispiel: Nazis. Entweder waren das alte Säcke mit Schnauzbart und Seitenscheitel, die den Krieg noch mitgekriegt hatten und sich »den Adolf« zurückwünschten. Oder es waren junge Deppen mit Glatze und Bomberjacken, die sich einen Spaß daraus machten, »kleene Punker« oder harmlose Leute aller Art aufzumischen. Man wusste, wo man dran war.
Heutzutage tarnen sich die Nazis besser. Treten sie als Autonome Nationalisten auf, muss man dreimal hingucken, um festzustellen, ob sie Nazis oder Autonome sind. Agiieren sie im Gewand bürgerlicher Demokraten helfen sie gerne den Kindern bei den Hausarbeiten, veranstalten Straßenfeste und unterstützen einen bei der Steuererklärung. Man weiß heutzutage manchmal nicht mehr, woran man ist.
Umso lobenswerter sind da die Nazis in Dortmund; die reden nämlich Klartext. Wer seinen Laden ganz harmlos »Antisem Versand« nennt und sich die Adresse »antisem.it« gibt, der sagt klar, wo er er steht, gegen was er ist und was er denkt; man muss da nichts mehr interpretieren oder viel dazu sagen. (Rein juristisch dürfte es allerdings schwierig sein, hier einen Straftatsbestand hineinzukriegen.)
Endlich mal Nazis, die klar sagen, was sie denken und gern tun wollen! Diese Nazis tarnen sich nicht irgendwie hinter bürgerlichem Verhalten oder pseudointellektuellem Gedöns wie dem sogenannten Ethnobiologismus und anderen Lügenmärchen; die kommen nicht um die Ecke und wollen ernsthaft mit einem »über unsere unterschiedlichen Ansichten diskutieren«.
Vielleicht tut so eine Klarheit im sogenannten Diskurs mal ganz gut: Da gibt's dann bitteschön auch keine Diskussion mehr darüber, ob man »jede Meinung tolerieren« muss oder ob man »die paar Nazis doch nur aufwertet«, wenn man die Klappe gegenüber der braunen Brut aufreißt.
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