07 Januar 2013

Bottrops spielen Hinterhofhits

Ich bin sicher, dass sich die Bottrops immer wieder über Vergleiche mit der Terrorgruppe ärgern. Das kann ich verstehen, aber sie liegen nun mal nahe: Es gibt personelle Verbindungen, und die Mixtur aus flottem Punkrock mit deutschen Texten aus Berlin gibt's nun mal nicht so häufig. Allerdings sind die Bottrops wesentlich ernsthafter, als die Terrorgruppe es jemals war.

Hin wie her: Die dritte »große« Platte liegt vor, die »Hinterhofhits« kamen Ende 2012 in den Handel. Musikalisch brauchen die 15 Stücke ein wenig, bis sie ins Ohr gehen, dann aber packt einen der abwechslungsreiche und clever gemachte Punkrock. Die »Hinterhofhits« hat allerdings nicht den »Boah ey«-Effekt den die erste Platte der Band bei mir auslöste.

Textlich hauen die Bottrops in eine Kerbe, die es selten gibt: Man ist politisch, ohne Parolen zu brüllen, man erzählt aus dem Alltag, ohne in Emo-Gewinsel zu verfallen, man bringt klare Aussagen, ohne dass diese peinlich sind.

Die Jungs aus Berlin schaffen das mit einem Trick, der zugegebenerweise schwierig ist: Man packt die sarkastische Zivilisationskritik in Aussagen, die in schnellen Wortfolgen auf das Publikum losgeschossen werden; dazu kommt eine – ja, echt! – manchmal echt lustvolle Umgangsweise mit Reimen. Dabei entstehen Formulierungen wie »zuviel Gered um den Planet« oder das zynische »Das Menschenmaterial ist unbrauchbar« (gemeint ist das tägliche Arbeiten ...).

Wenn man heuztzutage von »erwachsenem« Punkrock spricht, meint man häufig so etwas wie Emo-Einflüsse oder schwere Hardrock-Gitarren. Erwachsensen definiert sich bei dieser Band durch schlaue Texte, gute Melodien und eine Art von Kritik, die man auch hören kann, wenn man aus dem klassischen Punkrock-Alter raus ist.

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