Mein Fanzine SAGITTARIUS, das ich Ende 1979 aus der Taufe gehoben hatte und von dem im Februar 1980 die erste Augabe erschienen war, wurde professioneller, nachdem Günther Freunek eingestiegen war. Das äußerte sich auch in einer klaren Planung der Inhalte und der Seiten.
Das belegt der Seitenspiegel, den ich für SAGITTARIUS 10 anlegte. Das Heft erschien im August 1984, es hatte einen starken Fantasy-Schwerpunkt und sollte insgesamt 36 Seiten im A4-Format umfassen. Diese wollte ich diesmal sauber planen.
In der Druckerei, in der Günther beschäftigt war, besorgte er Vordrucke für einen Satzspiegel. In diesen trug ich mit meiner engen und damals noch besser lesbaren Handschrift die Doppelseiten ein, ebenso die Seiten, auf denen ich Bilder platzieren wollte.
Ein Artikel über die Fantasy-Heftromanserie »Mythor« sollte drei Seiten umfassen, ein Artikel über die Fantasy-Serie »Gor« auf vier Seiten kommen. Einen Schwerpunkt sollten die Beiträge von professionellen Fantasy-Schaffenden einnehmen, um die sich vor allem Günther Freunek kümmerte.
Als ich die Planung fertig hatte, war ich sehr stolz auf mich. Und schaue ich mir nach all den Jahrzehnten das Fanzine an, bin ich immer noch sehr zufrieden mit der damaligen Arbeit ...
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Mai 2014
30 Mai 2014
Der calvinistische Impuls
Seit wie vielen Jahren ich nun ins Kieser-Training gehe, weiß ich gar nicht. Es sind mindestens sechs, wenn nicht sogar sieben Jahre. Und ich kann nicht behaupten, dass es mir Spaß macht, im Schnitt zweimal pro Woche in das Studio zu gehen und mich an grausig aussehenden Maschinen selbst zu quälen.
Ein befreundeter Autor, der ebenfalls »zum Kieser« geht, brachte es einmal auf den Punkt: »Es ist so schön calvinistisch.« Was er damit meinte: Im Kieser-Training steht nicht der Spaß im Vordergrund, sondern es geht um das Training.
Also läuft keine doofe »Bum-tschak-bum«-Musik, es gibt keine aufgedrehten Leute, es gibt keine lustigen Mixgetränke und keine Sauna. Man geht ins Training, zieht sich um, absolviert schweigend seine Übungen, sagt ab und zu mal zwischendurch »Hallo« oder – wenn man sich einige Jahre kennt – ein »na, auch wieder da?« und geht.
Ganz einfach. Mehr nicht. Ich glaube übrigens fest daran, dass mir das Training gut tut. Es stärkt meine Muskulatur, die ansonsten durch langes Sitzen am Schreibtisch unweigerlich erschlafft. (Und wer jetzt sagt, dass ein anständiger Box-Club oder wieder – wie früher – ordentlicher Kampfsport auch hülfe, vor allem gegen meine Aggressionen, hat natürlich recht. Nur bekomme ich das nicht auf die Reihe.)
Ein befreundeter Autor, der ebenfalls »zum Kieser« geht, brachte es einmal auf den Punkt: »Es ist so schön calvinistisch.« Was er damit meinte: Im Kieser-Training steht nicht der Spaß im Vordergrund, sondern es geht um das Training.
Also läuft keine doofe »Bum-tschak-bum«-Musik, es gibt keine aufgedrehten Leute, es gibt keine lustigen Mixgetränke und keine Sauna. Man geht ins Training, zieht sich um, absolviert schweigend seine Übungen, sagt ab und zu mal zwischendurch »Hallo« oder – wenn man sich einige Jahre kennt – ein »na, auch wieder da?« und geht.
Ganz einfach. Mehr nicht. Ich glaube übrigens fest daran, dass mir das Training gut tut. Es stärkt meine Muskulatur, die ansonsten durch langes Sitzen am Schreibtisch unweigerlich erschlafft. (Und wer jetzt sagt, dass ein anständiger Box-Club oder wieder – wie früher – ordentlicher Kampfsport auch hülfe, vor allem gegen meine Aggressionen, hat natürlich recht. Nur bekomme ich das nicht auf die Reihe.)
29 Mai 2014
Gelassener Folk-Punk
In den 80er-Jahren gehörten The Men They Couldn’t Hang zu den britischen Bands, die dazu beitrugen, dass die Mischung aus Punkrock und Folk auch in Mitteleuropa populär wurde. Seit ihrer Gründung im Jahr 1984 produzierte die Band mehrere Tonträger, ging häufig auf Tour und beeinflusste – zusammen mit den bekannteren Pogues – viele andere Bands.
Mit »Rain, Steam & Speed« wurde 1989 eine Maxi-EP veröffentlicht, eine »große Platte« also, auf der sich nur drei Stücke befanden, darunter das fünf Minuten lange Titelstück. Es behandelt – wie viele andere Stücke der Band auch – das Schicksal von Arbeitern, in diesem Fall an der Eisenbahn. Auch wenn es eher ruhig klingt und die Instrumentierung schwer in die Folk-Richtung geht, ist das Stück doch kraftvoll.
Auf der B-Seite sind zwei Live-Aufnahmen aus dem Jahr 1988, in denen es ebenfalls um Arbeiter und ihren Stolz geht. Erstaunlicherweise sind die Stücke nicht peinlich, trotz allem Arbeiterklasse-Pathos, und man macht sich beim Anhören irgendwann mal klar, dass solche Texte heutzutage fast ausgestorben sind – entweder ist man platt-politisch, oder alles versinkt in einer unpolitischen Party-Soße.
Die 12-Inch-Platte ist auf jeden Fall gut: keine Kracherplatte, aber eine, die man auch nach Jahrzehnten noch auflegen kann. Schön!
Mit »Rain, Steam & Speed« wurde 1989 eine Maxi-EP veröffentlicht, eine »große Platte« also, auf der sich nur drei Stücke befanden, darunter das fünf Minuten lange Titelstück. Es behandelt – wie viele andere Stücke der Band auch – das Schicksal von Arbeitern, in diesem Fall an der Eisenbahn. Auch wenn es eher ruhig klingt und die Instrumentierung schwer in die Folk-Richtung geht, ist das Stück doch kraftvoll.
Auf der B-Seite sind zwei Live-Aufnahmen aus dem Jahr 1988, in denen es ebenfalls um Arbeiter und ihren Stolz geht. Erstaunlicherweise sind die Stücke nicht peinlich, trotz allem Arbeiterklasse-Pathos, und man macht sich beim Anhören irgendwann mal klar, dass solche Texte heutzutage fast ausgestorben sind – entweder ist man platt-politisch, oder alles versinkt in einer unpolitischen Party-Soße.
Die 12-Inch-Platte ist auf jeden Fall gut: keine Kracherplatte, aber eine, die man auch nach Jahrzehnten noch auflegen kann. Schön!
28 Mai 2014
Romanheft-Seminar
»Heftromane zu schreiben ist eine handwerkliche Herausforderung.« So beginnt die Ausschreibung für ein Seminar, das für den Herbst 2014 geplant ist und in dem ich als Dozent wirken soll. »In kaum
einer anderen literarischen Gattung sind Zielgruppe, Handlungsrahmen und
Stil so exakt definiert. In diesem Rahmen Texte zu verfassen, fordert
von den Autoren die souveräne Beherrschung Ihres Handwerks.«
Das Seminar selbst ist am 22. November 2014; es findet in Frankfurt statt. Es ist also ein typisches Tagesseminar: Morgens geht's los, abends kommt man heim, ich hoffentlich dann ebenfalls. Wer sich dafür interessiert, findet auf der Seite der Romanmentoren weitere Informationen.
Ich bin selbst sehr gespannt auf das Seminar und seine Ergebnisse, natürlich auch auf seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Bisher habe ich noch nichts vorbereitet, das muss in diesem Fall aber sein. Damit ich auch zu solchen Genres vernünftige Informationen geben kann, von denen ich nicht so viel verstehe.
Das Seminar selbst ist am 22. November 2014; es findet in Frankfurt statt. Es ist also ein typisches Tagesseminar: Morgens geht's los, abends kommt man heim, ich hoffentlich dann ebenfalls. Wer sich dafür interessiert, findet auf der Seite der Romanmentoren weitere Informationen.
Ich bin selbst sehr gespannt auf das Seminar und seine Ergebnisse, natürlich auch auf seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Bisher habe ich noch nichts vorbereitet, das muss in diesem Fall aber sein. Damit ich auch zu solchen Genres vernünftige Informationen geben kann, von denen ich nicht so viel verstehe.
27 Mai 2014
Mal wieder eine Woche mit Krimis
Dass ich auf der PERRY RHODAN-Seite immer wieder Bücher bespreche, habe ich an dieser Stelle oft genug erwähnt. Zuletzt hatte ich eine »Woche der Krimi-Tipps«, auf die ich hier auch nohc mal eingehen möchte. Die meisten Bücher waren eh 2013 erschienen, was allerdings nix an der Qualität ändert.
Ich begann mit einem echten Bestseller: Hinter Robert Galbraith steckt die Bestsellerautorin J.K. Rowling; der Krimi »Der Ruf des Kuckucks« zeigt, dass die Autorin sich auch in anderen Genres gut zu bewegen weiß.
Den Roman »Freakshow« des Schriftstellers Jörg Juretzka fand ich echt witzig: Er paart einen schrägen Ruhrgebiets-Humor mit rasanter Spannung und erinnert in seinen besten Momenten an Kinky Friedman.
Wie es sich gehört, guckte ich mir sogar einen Klassiker an. So las ich tatsächlich mal wieder einen originalen »Sherlock«-Roman. Den »Hund der Baskervilles« finde ich auch heute noch gut.
Warren Ellis wurde vor allem als Comic-Autor bekannt. Seinen abgedrehten Krimi »Gun Machine« – mit phantastischen Anteilen – mochte ich ebenfalls. Ein ausgefallenes Ding, echt!
Wenn drei italienische »Schwergewichte« im literarischen Bereich – nämlich Andrea Camilleri, Giancarlo De Cataldo und Carlo Lucarelli – gemeinsam ein Buch veröffentlichen, kommt so etwas wie »Richter« heraus. Ich fand's stark, aber ich mag die drei Autoren sowieso.
Ich begann mit einem echten Bestseller: Hinter Robert Galbraith steckt die Bestsellerautorin J.K. Rowling; der Krimi »Der Ruf des Kuckucks« zeigt, dass die Autorin sich auch in anderen Genres gut zu bewegen weiß.
Den Roman »Freakshow« des Schriftstellers Jörg Juretzka fand ich echt witzig: Er paart einen schrägen Ruhrgebiets-Humor mit rasanter Spannung und erinnert in seinen besten Momenten an Kinky Friedman.
Wie es sich gehört, guckte ich mir sogar einen Klassiker an. So las ich tatsächlich mal wieder einen originalen »Sherlock«-Roman. Den »Hund der Baskervilles« finde ich auch heute noch gut.
Warren Ellis wurde vor allem als Comic-Autor bekannt. Seinen abgedrehten Krimi »Gun Machine« – mit phantastischen Anteilen – mochte ich ebenfalls. Ein ausgefallenes Ding, echt!
Wenn drei italienische »Schwergewichte« im literarischen Bereich – nämlich Andrea Camilleri, Giancarlo De Cataldo und Carlo Lucarelli – gemeinsam ein Buch veröffentlichen, kommt so etwas wie »Richter« heraus. Ich fand's stark, aber ich mag die drei Autoren sowieso.
26 Mai 2014
Politische Hochburgen
»Spiegel-Online« hat am heutigen Tag einige Aussagen zur Europawahl getroffen, die mich amüsieren und nicht einmal so sehr überraschen. Einige Kommentare dazu kann ich mir nicht verkneifen – es passt eigentlich alles gut zusammen.
So ist es beispielsweise kein Schock für mich, wenn ich lese, dass die Alternative für Deutschland ausgerechnet in Pforzheim erzielt hat – dort stimmten 14,5 Prozent für die Partei, die sich gerne gegen Charakterisierungen wie »rechts« und »links« sperrt und die für mich auch einfach nur unter »widerwärtig« läuft. Pforzheim ist eine konservative Stadt mit teilweise erschütternd spießigen Bürgern.
Nazis machen dort alljährlich einen Fackelmarsch, um an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg zu erinnern; konservative CDU-Politiker à la Mappus prägen die Region. Dass es in Pforzheim über Jahrzehnte hinweg ein rebellisches und rotziges Autonomes Jugendzentrum gab, in dem haufenweise starke Punkrock-Konzerte veranstaltet wurden, ist hier kein Widerspruch – bei so viel Spießigkeit hatten die Jugendlichen einen echt guten Grund, Punk zu werden.
Wenig überraschend ist übrigens das Abschneiden der FDP in meiner ehemaligen Heimatstadt Freudenstadt – übrigens nur wenige Dutzend Kilometer von Pforzheim entfernt. Zumindest in den Jahren, wo ich die Kommunalpolitik in Freudenstadt mitbekam, hatten die Liberalen eine Reihe von honorigen Bürgern in ihren Reihen, die allgemein akzeptiert waren und gute Werbung für die eigene Partei machten. Das scheint heute noch so zu sein ...
Dass die SPD in Gelsenkirchen so stark ist, wundert mich übrigens nicht mehr. Im vergangenen Jahr hatte ich eine Lesung in der Stadt, lernte einen wichtigen örtlichen Sozialdemokraten kennen und hatte hinterher echt das Gefühl, das eigentliche Machtzentrum der Stadt getroffen zu haben. In Gelsenkirchen ist die SPD das, was in Landshut die CSU ist – eben eine echte Volkspartei mit allem, was nun mal dazu gehört.
So ist es beispielsweise kein Schock für mich, wenn ich lese, dass die Alternative für Deutschland ausgerechnet in Pforzheim erzielt hat – dort stimmten 14,5 Prozent für die Partei, die sich gerne gegen Charakterisierungen wie »rechts« und »links« sperrt und die für mich auch einfach nur unter »widerwärtig« läuft. Pforzheim ist eine konservative Stadt mit teilweise erschütternd spießigen Bürgern.
Nazis machen dort alljährlich einen Fackelmarsch, um an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg zu erinnern; konservative CDU-Politiker à la Mappus prägen die Region. Dass es in Pforzheim über Jahrzehnte hinweg ein rebellisches und rotziges Autonomes Jugendzentrum gab, in dem haufenweise starke Punkrock-Konzerte veranstaltet wurden, ist hier kein Widerspruch – bei so viel Spießigkeit hatten die Jugendlichen einen echt guten Grund, Punk zu werden.
Wenig überraschend ist übrigens das Abschneiden der FDP in meiner ehemaligen Heimatstadt Freudenstadt – übrigens nur wenige Dutzend Kilometer von Pforzheim entfernt. Zumindest in den Jahren, wo ich die Kommunalpolitik in Freudenstadt mitbekam, hatten die Liberalen eine Reihe von honorigen Bürgern in ihren Reihen, die allgemein akzeptiert waren und gute Werbung für die eigene Partei machten. Das scheint heute noch so zu sein ...
Dass die SPD in Gelsenkirchen so stark ist, wundert mich übrigens nicht mehr. Im vergangenen Jahr hatte ich eine Lesung in der Stadt, lernte einen wichtigen örtlichen Sozialdemokraten kennen und hatte hinterher echt das Gefühl, das eigentliche Machtzentrum der Stadt getroffen zu haben. In Gelsenkirchen ist die SPD das, was in Landshut die CSU ist – eben eine echte Volkspartei mit allem, was nun mal dazu gehört.
25 Mai 2014
Polnisches Kochbuch gesucht
Ernsthafte Frage, liebe Leute – vielleicht kann mir hier von euch jemand helfen: Ich benötige ein Kochbuch in polnischer Sprache (kann selbst kein Wort polnisch), das einigermaßen »gesunde Küche« bringen soll.
Bevor ich mir einen Ast suche, frage ich hier: Weiß jemand, wo ich solche Kochbücher finden und kaufen kann? Gedruckt muss es sein, E-Book funktioniert nicht.
Wäre schön, wenn mir jemand helfen könnte.
Bevor ich mir einen Ast suche, frage ich hier: Weiß jemand, wo ich solche Kochbücher finden und kaufen kann? Gedruckt muss es sein, E-Book funktioniert nicht.
Wäre schön, wenn mir jemand helfen könnte.
Noch einmal zu den Wahlen
Ich schleppte meinen müden Körper die paar hundert Meter zum Wahllokal. Ich machte mein Kreuz bei der Europawahl, und ich schob einen Wahlzettel für eine Partei in die Wahlurne – ohne dort für einzelne Kandidaten panaschiert oder kumuliert zu haben. Zu mehr konnte ich mich an diesem Sonntag nicht aufraffen: Ich erfüllte meine Wahlpflicht, weil ich es für richtig halte, wählen zu gehen.
Bei der Europawahl stimmte ich für eine Partei, die mich schon oft enttäuscht hat und deren Spitzenpersonal ich ziemlich grausig finde – die Grünen. Aber damit meine Stimme nicht ganz verschenkt wird, bekommen's zumindest die, bei denen ein Rest von Chance besteht, dass Umweltschutz nicht komplett untergeht.
Bei der Kommunalwahl votierte ich nach langem Nachdenken tatsächlich für einen Partei, die ich im Bund, im Land und in Europa für völlig unwählbar halte – für die Sozialdemokraten. Nicht weil ich die neuerdings wieder gut fände, eigentlich nur deshalb, damit der sozialdemokratische Oberbürgermeister, der einen ganz vernünftigen Eindruck macht, in dieser Stadt zumindest einen Hauch von Chance hat, seine Ziele umzusetzen.
Und dann schleppte ich meinen Körper wieder nach Hause. Nach einem Wahlkampf, in dem ich mal abgestoßen war und mich mal amüsierte, hatte ich meine Bürgerpflicht erfüllt. Mich interessieren politische Vorgänge tatsächlich – aber so schlimm wie diesmal war's schon lange nicht mehr gewesen.
Bei der Europawahl stimmte ich für eine Partei, die mich schon oft enttäuscht hat und deren Spitzenpersonal ich ziemlich grausig finde – die Grünen. Aber damit meine Stimme nicht ganz verschenkt wird, bekommen's zumindest die, bei denen ein Rest von Chance besteht, dass Umweltschutz nicht komplett untergeht.
Bei der Kommunalwahl votierte ich nach langem Nachdenken tatsächlich für einen Partei, die ich im Bund, im Land und in Europa für völlig unwählbar halte – für die Sozialdemokraten. Nicht weil ich die neuerdings wieder gut fände, eigentlich nur deshalb, damit der sozialdemokratische Oberbürgermeister, der einen ganz vernünftigen Eindruck macht, in dieser Stadt zumindest einen Hauch von Chance hat, seine Ziele umzusetzen.
Und dann schleppte ich meinen Körper wieder nach Hause. Nach einem Wahlkampf, in dem ich mal abgestoßen war und mich mal amüsierte, hatte ich meine Bürgerpflicht erfüllt. Mich interessieren politische Vorgänge tatsächlich – aber so schlimm wie diesmal war's schon lange nicht mehr gewesen.
24 Mai 2014
Driving Mrs Satan sind super
Das ist ja mal genial: Zwei Italiener und eine Italienerin nehmen Klassiker aus dem Heavy-Metal-Umfeld der vergangenen Jahrzehnte und machen was neues draus, nämlich liebliche IndiePop-Klänge mit deenter Gitarre, feinem Gesang und allerlei schönen Klängen. Das ist mal witzig, mal schräg, aber immer klasse. Die Band nennt sich Driving Mrs. Satan, kommt aus Neapel und hat mit »Popscotch« jetzt die erste Platte raus.
Klar, das ist nicht mehr so schreiend neu, seit vor einigen Jahren die Franzosen von Nouvelle Vague sich drangemacht haben, Klassiker des Punkrock und der New Wave in Bossanova und Elektro-Pop zu verwandeln. Da war's für mich allerdings einfacher, die Originalstücke zu erkennen – diesmal habe ich es deshalb nicht so einfach, weil ich mich mit Metal nicht so gut ausken
ne.
Wer es aber schafft, »Caught In The Mosh« von Anthrax zu nehmen und zu einem piepsig-klimpernden Melodiegesäusel umzubauen, das komplett eigenständig klingt, ist echt klasse. Die Band nimmt auch Motörhead oder AC/DC, verwurstet Slayer und Metallica und andere Bands, die ich nur vom Namen her kenne.
Wer jetzt denkt, dass albern sei, irrt – die Band scheint die Originale zu mögen und macht daraus eben sehr eigenwillige Interpretationen. Viel bleibt von der Original-Melodie nicht übrig, meist werden die Texte und die Struktur übernommen, aber das ist dennoch unterhaltsam und absolut gelungen. Derzeit meine liebste Pop-CD, ohne Schmarrn!
Klar, das ist nicht mehr so schreiend neu, seit vor einigen Jahren die Franzosen von Nouvelle Vague sich drangemacht haben, Klassiker des Punkrock und der New Wave in Bossanova und Elektro-Pop zu verwandeln. Da war's für mich allerdings einfacher, die Originalstücke zu erkennen – diesmal habe ich es deshalb nicht so einfach, weil ich mich mit Metal nicht so gut ausken
ne.
Wer es aber schafft, »Caught In The Mosh« von Anthrax zu nehmen und zu einem piepsig-klimpernden Melodiegesäusel umzubauen, das komplett eigenständig klingt, ist echt klasse. Die Band nimmt auch Motörhead oder AC/DC, verwurstet Slayer und Metallica und andere Bands, die ich nur vom Namen her kenne.
Wer jetzt denkt, dass albern sei, irrt – die Band scheint die Originale zu mögen und macht daraus eben sehr eigenwillige Interpretationen. Viel bleibt von der Original-Melodie nicht übrig, meist werden die Texte und die Struktur übernommen, aber das ist dennoch unterhaltsam und absolut gelungen. Derzeit meine liebste Pop-CD, ohne Schmarrn!
Alarmstufe rot für Kids
Als ich vor vielen Jahren, eher Jahrzehnten, die ersten Romane las, in denen die »drei Fragezeichen« als Hauptfiguren auftraten, glaubte ich selbstverständlich daran, dass Alfred Hitchcock höchstpersönlich die Romane verfasst hatte. Das ist lange her – und in den Jahren danach hatte ich wenig mit den »???« zu tun.
Seit mein Kollege Christoph Dittert alias Christian Montillon aber für die Kinderkrimiserie schreibt, ist mein Interesse daran erwacht. Und deshalb las ich in den vergangenen Tagen den Band »Alarmstufe rot!« aus der Reihe »'Die drei ??? Kids«.
Wie der Reihentitel schon nahelegt, handelt es sich hierbei um die Kinderausgabe der Jugendbuchserie; am Prinzip hat sich aber nichts geändert: Justus, Peter und Bob sind neunmalkluge Detektive, die in Rocky Beach so ziemlich jeden Fall lösen, bei dem die Täter nicht bei drei auf dem Baum sind. Das fand ich vor vierzig Jahren toll, und das finden heutige Kinder ebenfalls toll – na also.
Das vorliegende Buch fasst zwei kurze Fälle zusammen, die vorher als Mini-Büchlein erschienen sind. Jetzt wurden sie zu einem Hardcover mit 192 Seiten vereint: großzügig gesetzt, reichhaltig illustriert, optimal für Jungs und Mädels im Alter von acht bis zehn Jahren. In »Monster-Trucks« haben's die Burschen mit Truckrennfahrern zu tun, in »Insekten-Alarm« mit ekligen kleinen Viechern.
Ohne Schmarrn: Das war stets unterhaltsam zu lesen und ist spannend gemacht. Für einen Erwachsenen sind die Fälle leicht zu lösen, für die Kinder dürften genug Wendungen enthalten sind. Die Dialoge sind schnell, die drei jungen Helden sind ständig in Bewegung, und am Ende wendet sich alles zum Guten.
Das alles gefällt mir gut, das macht sogar einem Erwachsenen so richtig Spaß. Und wenn die Serie so dazu beiträgt, dass einige »drei Fragezeichen«-Fans auch Spaß am Lesen bekommen, ist das gleich doppelt gut. Sehr schön!
Seit mein Kollege Christoph Dittert alias Christian Montillon aber für die Kinderkrimiserie schreibt, ist mein Interesse daran erwacht. Und deshalb las ich in den vergangenen Tagen den Band »Alarmstufe rot!« aus der Reihe »'Die drei ??? Kids«.
Wie der Reihentitel schon nahelegt, handelt es sich hierbei um die Kinderausgabe der Jugendbuchserie; am Prinzip hat sich aber nichts geändert: Justus, Peter und Bob sind neunmalkluge Detektive, die in Rocky Beach so ziemlich jeden Fall lösen, bei dem die Täter nicht bei drei auf dem Baum sind. Das fand ich vor vierzig Jahren toll, und das finden heutige Kinder ebenfalls toll – na also.
Das vorliegende Buch fasst zwei kurze Fälle zusammen, die vorher als Mini-Büchlein erschienen sind. Jetzt wurden sie zu einem Hardcover mit 192 Seiten vereint: großzügig gesetzt, reichhaltig illustriert, optimal für Jungs und Mädels im Alter von acht bis zehn Jahren. In »Monster-Trucks« haben's die Burschen mit Truckrennfahrern zu tun, in »Insekten-Alarm« mit ekligen kleinen Viechern.
Ohne Schmarrn: Das war stets unterhaltsam zu lesen und ist spannend gemacht. Für einen Erwachsenen sind die Fälle leicht zu lösen, für die Kinder dürften genug Wendungen enthalten sind. Die Dialoge sind schnell, die drei jungen Helden sind ständig in Bewegung, und am Ende wendet sich alles zum Guten.
Das alles gefällt mir gut, das macht sogar einem Erwachsenen so richtig Spaß. Und wenn die Serie so dazu beiträgt, dass einige »drei Fragezeichen«-Fans auch Spaß am Lesen bekommen, ist das gleich doppelt gut. Sehr schön!
23 Mai 2014
Selfpublishing als Erfolgsrezept
In jüngster Zeit nimmt das Thema »Selfpublishing« einen immer breiteren Raum ein. (Warum es hier noch keinen vernünftig klingenden deutschsprachigen Begriff gibt?) Ich selbst finde das höchst interessant und überlege mir immer wieder, eigenes Zeugs einfach selbst zu veröffentlichen. Aus Zeitgründen habe ich hierfür derzeit keinen Plan.
Mit Interesse lese ich aber, dass die Kolleegen von Lübbe jetzt die Firma BookRix übernommen haben. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Selfpublishing-Plattform, also eine Firma, die allerlei Dienstleistungen für Autoren anbietet und dafür sorgt, dass deren Werke als E-Book veröffentlicht werden. Man wolle, so ein Lübbe-Vorstandsmitglied, »konsequent in einen innovativen und wachstumsstarken digitalen Bereich« investieren.
Die Entwicklung klingt spannend: Bei Lübbe gibt es bereits eine Autorenschule, wo angehende Autoren von Bestsellerautoren unterrichtet werden. Ihre eigenen Bücher können sie dann bei Lübbe auf der eigenen Buchplattform veröffentlichen. Im Idealfall bindet der Verlag so die Autoren an sich, im schlimmsten Fall kassiert man zumindest die Vermittlungsgebühren.
Wenn das dann gut klappt, kann Lübbe aus den Romanen auch Heftromane, Taschenbücher oder gebundene Ausgaben in praktisch jedem Genre machen. Und die Geschenkartikel dazu bastelt dann ebenfalls eine Lübbe-Tochter, die man vor einigen Jahren übernommen hat.
Ob das alles so funktioniert, wie man sich das bei Lübbe vorstellt, wird sich in den nächsten drei, vier Jahren zeigen. Die Kollegen in Köln gehen auf jeden Fall in eine Richtung, die ich moderner finde als die in vielen anderen Buchverlagen. Schön.
Mit Interesse lese ich aber, dass die Kolleegen von Lübbe jetzt die Firma BookRix übernommen haben. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Selfpublishing-Plattform, also eine Firma, die allerlei Dienstleistungen für Autoren anbietet und dafür sorgt, dass deren Werke als E-Book veröffentlicht werden. Man wolle, so ein Lübbe-Vorstandsmitglied, »konsequent in einen innovativen und wachstumsstarken digitalen Bereich« investieren.
Die Entwicklung klingt spannend: Bei Lübbe gibt es bereits eine Autorenschule, wo angehende Autoren von Bestsellerautoren unterrichtet werden. Ihre eigenen Bücher können sie dann bei Lübbe auf der eigenen Buchplattform veröffentlichen. Im Idealfall bindet der Verlag so die Autoren an sich, im schlimmsten Fall kassiert man zumindest die Vermittlungsgebühren.
Wenn das dann gut klappt, kann Lübbe aus den Romanen auch Heftromane, Taschenbücher oder gebundene Ausgaben in praktisch jedem Genre machen. Und die Geschenkartikel dazu bastelt dann ebenfalls eine Lübbe-Tochter, die man vor einigen Jahren übernommen hat.
Ob das alles so funktioniert, wie man sich das bei Lübbe vorstellt, wird sich in den nächsten drei, vier Jahren zeigen. Die Kollegen in Köln gehen auf jeden Fall in eine Richtung, die ich moderner finde als die in vielen anderen Buchverlagen. Schön.
22 Mai 2014
Das erste Weizen
Wir spazierten durch den Park, es dämmerte bereits, aber es war immer noch sommerlich-warm. Ich bewunderte den Mammutbaum, den man so gar nicht am Rand des Schwarzwaldes vermutet hätte, und kam in bester Laune in den Biergarten des »Watt's« in Ettlingen. Dort saßen wir dann später bequem in Sommerstühlen, aßen und tranken, amüsierten uns bei mehr oder weniger gelungenen Gesprächen und ärgerten uns nicht einmal über die Insekten.
Das Essen war gut, Fisch- und Fleischesser kamen ebenso auf ihre Kosten wie Vegetarier. Preislich war man nicht unbedingt auf dem Billigpreis-Sektor unterwegs, ich fand das ganze aber auch nicht überteuert. Die Weinkarte probierte ich nicht durch, die Weißweine wurden aber als ordentlich bewertet.
Ich hielt mich lieber ans Bier – und trank das erste Weizenbier in diesem Jahr. Weizenbier ist ein Sommergetränk, in der kalten Jahreszeit halte ich mich lieber an Pils. Aber bei den herrlichen Temperaturen – mittags hatten wir 26 Grad, abends immer noch über 20 – im Großraum Karlsruhe rief ich einfach mal fürsorglich den Sommer aus und wechselte das Hauptgetränk.
Als Biergarten-Tipp würde ich das »Watt's« jederzeit empfehlen. Der Schnöselfaktor hält sich im Rahmen, die übliche Ansammlung von Karrieristen und Jungunionisten, die man in Karlsruher Biergärten viel zu oft antrifft, blieb im Rahmen. Und so konnte ich das Essen, das Trinken, die gute Gesellschaft und das schöne Wetter so richtig genießen.
Wunderbar!
Das Essen war gut, Fisch- und Fleischesser kamen ebenso auf ihre Kosten wie Vegetarier. Preislich war man nicht unbedingt auf dem Billigpreis-Sektor unterwegs, ich fand das ganze aber auch nicht überteuert. Die Weinkarte probierte ich nicht durch, die Weißweine wurden aber als ordentlich bewertet.
Ich hielt mich lieber ans Bier – und trank das erste Weizenbier in diesem Jahr. Weizenbier ist ein Sommergetränk, in der kalten Jahreszeit halte ich mich lieber an Pils. Aber bei den herrlichen Temperaturen – mittags hatten wir 26 Grad, abends immer noch über 20 – im Großraum Karlsruhe rief ich einfach mal fürsorglich den Sommer aus und wechselte das Hauptgetränk.
Als Biergarten-Tipp würde ich das »Watt's« jederzeit empfehlen. Der Schnöselfaktor hält sich im Rahmen, die übliche Ansammlung von Karrieristen und Jungunionisten, die man in Karlsruher Biergärten viel zu oft antrifft, blieb im Rahmen. Und so konnte ich das Essen, das Trinken, die gute Gesellschaft und das schöne Wetter so richtig genießen.
Wunderbar!
Ultraman von 1988
Es war ein großartiges Konzert im »Z« in Filderstadt-Bernhausen: Die Band tobte über die Bühne, im Jugendzentrum tobte der Pogo, Bier spritzte, und die ausgelassene Stimmung hielt noch Stunden nach dem Auftritt an. Ultraman aus dem Mittleren Westen der USA räumte in den späten 80er-Jahren ziemlich ab. (Später sah ich die Band noch einmal; in dem fast leeren »Komma« in Esslingen.)
Der rasante Skate-Punk, den die Band zelebrierte, gibt die Platte »Freezing Inside« hervorragend wieder. Sie kam 1988 raus, ich hörte sie dieser Tage wieder mal an und verliebte mich erneut in den treibenden Sound.
Die Gitarren singen geradezu, der Sänger presst die Stücke hervor, lässt die Textzeilen gelegentlich richtig explodieren, und das alles wird mit einer knalligen Energie präsentiert, die mich in den späten 80er-Jahren umriss. Dass man so einen Sound damals unter »Hardcore« rubrizierte, kommt einem heute echt irritierend vor – ein Beleg dafür, wie unnötig manche Genre-Eingrenzung ist.
Der rasante Skate-Punk, den die Band zelebrierte, gibt die Platte »Freezing Inside« hervorragend wieder. Sie kam 1988 raus, ich hörte sie dieser Tage wieder mal an und verliebte mich erneut in den treibenden Sound.
Die Gitarren singen geradezu, der Sänger presst die Stücke hervor, lässt die Textzeilen gelegentlich richtig explodieren, und das alles wird mit einer knalligen Energie präsentiert, die mich in den späten 80er-Jahren umriss. Dass man so einen Sound damals unter »Hardcore« rubrizierte, kommt einem heute echt irritierend vor – ein Beleg dafür, wie unnötig manche Genre-Eingrenzung ist.
21 Mai 2014
Weitere Geschichten aus der Asimov-Kellerbar
Nachdem bereits vor zwei Jahren das gelungene Taschenbuch »Geschichten aus der Asimov-Kellerbar« erschienen ist, liegt seit einigen Monaten nun eine zweite Sammlung mit satirischen Texten von Klaus Marion vor. Unter dem Titel »Kein Raumhelm an der Bar«, der auf mich und meinen Beruf anspielt, gibt es hier zahlreiche Geschichten über Science-Fiction-Fans und deren Sitten sowie Unsitten.
Man muss ein wenig Ahnung von der Szene haben, um alle Witze und Anspielungen zu verstehen. Und man sollte viel Spaß an der Science Fiction haben, um wenigstens einen Teil überhaupt mitzubekommen. Alle Menschen, die völlig »außenstehend« sind, dürften ihre Probleme haben.
Dabei sind die Geschichten gelungen. Mit augenzwinkerndem Humor greift Klaus Marion die Themen auf, die Science-Fiction-Fans im Verlauf der letzten Jahrzehnte beschäftigt haben. Wie gründet man einen Club, wie veranstaltet man einen Con, welche Arbeiten sind für ein Fanzine zu erledigen?
Bei der Lektüre musste ich mehrfach schmunzeln; ich erkannte mich und mein eigenes Verhalten mehrfach wieder. Dass ich auch »in persona« ein wenig durch den Kakao gezogen werde, liegt an meinem Arbeitsplatz.
Ergänzt wird das Buch durch einige ernsthafte Science-Fiction-Texte, beispielsweise von dem bekannten Schriftsteller John Varley, einigen hintergründigen Artikeln zur Asimov-Kellerbar sowie einem Beitrag meines ehemaligen Kollegen Horst Hoffmann. Alles i
n allem eine sehr gelungene Lektüre.
Das Taschenbuch ist 230 Seiten stark, wurde als Print On Demand veröffentlicht und kostet 12,80 Euro. Wer sich dafür interessiert, kann es mithilfe der ISBN 978-3-7322-4429-4 überall im Buchhandel bestellen, ebenso bei amazon.de. Eine Edition für den Kindle gibt es übrigens für 6,99 Euro.
Man muss ein wenig Ahnung von der Szene haben, um alle Witze und Anspielungen zu verstehen. Und man sollte viel Spaß an der Science Fiction haben, um wenigstens einen Teil überhaupt mitzubekommen. Alle Menschen, die völlig »außenstehend« sind, dürften ihre Probleme haben.
Dabei sind die Geschichten gelungen. Mit augenzwinkerndem Humor greift Klaus Marion die Themen auf, die Science-Fiction-Fans im Verlauf der letzten Jahrzehnte beschäftigt haben. Wie gründet man einen Club, wie veranstaltet man einen Con, welche Arbeiten sind für ein Fanzine zu erledigen?
Bei der Lektüre musste ich mehrfach schmunzeln; ich erkannte mich und mein eigenes Verhalten mehrfach wieder. Dass ich auch »in persona« ein wenig durch den Kakao gezogen werde, liegt an meinem Arbeitsplatz.
Ergänzt wird das Buch durch einige ernsthafte Science-Fiction-Texte, beispielsweise von dem bekannten Schriftsteller John Varley, einigen hintergründigen Artikeln zur Asimov-Kellerbar sowie einem Beitrag meines ehemaligen Kollegen Horst Hoffmann. Alles i
n allem eine sehr gelungene Lektüre.
Das Taschenbuch ist 230 Seiten stark, wurde als Print On Demand veröffentlicht und kostet 12,80 Euro. Wer sich dafür interessiert, kann es mithilfe der ISBN 978-3-7322-4429-4 überall im Buchhandel bestellen, ebenso bei amazon.de. Eine Edition für den Kindle gibt es übrigens für 6,99 Euro.
20 Mai 2014
Europa find ich toll, aber ...
Seit Wochen fahre ich tagtäglich an Wahlplakaten vorbei, die mich dazu auffordern, an der Europawahl teilzunehmen. Da sie sich alle ähneln, was mangelnde Aussagen und blödsinnige Versprechungen angeht, finde ich sie durch die Bank widerlich. Dabei bin ich überzeugt davon, dass Europa »unsere« Zukunft ist, und würde sehr gern wählen – doch bin ich diesmal genauso frustriert und angeekelt wie vor der Bundestagswahl.
Europa ist eine derart begeisternde Sache, dass ich gar nicht sagen kann, wie sehr mich der geeinte Kontinent freut und fasziniert. Mein Großvater und mein Vater mussten im Ersten und Zweiten Weltkrieg noch auf andere Europäer schießen, wahrscheinlich auch mein Urgroßvater, bei dem ich es nicht genau weiß – seit Jahrzehnten leben wir im Frieden, haben es mehrheitlich sehr gut und genießen so Dinge wie Reisefreiheit.
Will ich nach Frankreich oder nach Belgien, benötige ich keine Reisedokumente; ich kann grenzüberschreitend reisen und Leute besuchen. Die Freiheit, italienischen Wein, belgische Waffeln oder französischen Käse ohne jegliches ernsthaftes Problem genießen zu können, ist unglaublich klasse. Dass die europäischen Behörden manchen Schwachsinn ausgeheckt haben – ich sag' nur Energiesparlampen –, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Nur: Wo steht die Partei, die für dieses Europa kämpft? Wo sehe ich eine positive Utopie, eine Vision von einem geeinten Europa, in dem es friedlich und weitestgehend gerecht zugeht? Auf Wahlplakaten nicht, in den Fernsehspots nicht, wahrscheinlich irgendwo versteckt in den Wahlprogrammen.
Da man keine Stimme verschenken soll und viele Leute dafür gestorben sind, dass wir heute überhaupt wählen dürfen, werde ich zur Wahl gehen. Ich werde irgendwo mein Kreuz setzen, zähneknirschend und im festen Bewusstsein, dass ich nicht will, dass diese Parteien an die Macht kommen, aber weil ich will, dass zumindest die Opposition ein bisschen stärker wird.
Derzeit schwanke ich ernsthaft noch zwischen den Linken (nicht, dass ich die gut fände – aber irgend jemand muss doch für Gerechtigkeit einstehen) und den Grünen (bei denen muss ich eigentlich brechen – aber irgend jemand muss doch für die Natur streiten). Vielleicht muss ich in der Wahlkabine spontan wieder das »große Kreuz« über den ganzen Wahlzettel machen; ich weiß es noch nicht.
Ist das nicht frustrierend?
Europa ist eine derart begeisternde Sache, dass ich gar nicht sagen kann, wie sehr mich der geeinte Kontinent freut und fasziniert. Mein Großvater und mein Vater mussten im Ersten und Zweiten Weltkrieg noch auf andere Europäer schießen, wahrscheinlich auch mein Urgroßvater, bei dem ich es nicht genau weiß – seit Jahrzehnten leben wir im Frieden, haben es mehrheitlich sehr gut und genießen so Dinge wie Reisefreiheit.
Will ich nach Frankreich oder nach Belgien, benötige ich keine Reisedokumente; ich kann grenzüberschreitend reisen und Leute besuchen. Die Freiheit, italienischen Wein, belgische Waffeln oder französischen Käse ohne jegliches ernsthaftes Problem genießen zu können, ist unglaublich klasse. Dass die europäischen Behörden manchen Schwachsinn ausgeheckt haben – ich sag' nur Energiesparlampen –, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Nur: Wo steht die Partei, die für dieses Europa kämpft? Wo sehe ich eine positive Utopie, eine Vision von einem geeinten Europa, in dem es friedlich und weitestgehend gerecht zugeht? Auf Wahlplakaten nicht, in den Fernsehspots nicht, wahrscheinlich irgendwo versteckt in den Wahlprogrammen.
Da man keine Stimme verschenken soll und viele Leute dafür gestorben sind, dass wir heute überhaupt wählen dürfen, werde ich zur Wahl gehen. Ich werde irgendwo mein Kreuz setzen, zähneknirschend und im festen Bewusstsein, dass ich nicht will, dass diese Parteien an die Macht kommen, aber weil ich will, dass zumindest die Opposition ein bisschen stärker wird.
Derzeit schwanke ich ernsthaft noch zwischen den Linken (nicht, dass ich die gut fände – aber irgend jemand muss doch für Gerechtigkeit einstehen) und den Grünen (bei denen muss ich eigentlich brechen – aber irgend jemand muss doch für die Natur streiten). Vielleicht muss ich in der Wahlkabine spontan wieder das »große Kreuz« über den ganzen Wahlzettel machen; ich weiß es noch nicht.
Ist das nicht frustrierend?
Pascow begeistern wieder
Ich weiß ja nicht, wie die Burschen aus dem Saarland das machen – aber mit ihrer fünften Langspielplatte (oder CD) haben Pascow ein echtes Meisterwerk vorgelegt. Das ist nach den hervorragenden Tonträgern, die es von der Band davor schon gibt und gab, eine echte Überraschung ...
»Diene der Party« setzt die bisherige Tendenz fort, originellen Punk mit deutschen Texten zu spielen, sich der Deutschpunk-Tradition zu verweigern, ohne zu verkopft durch die Gegend zu schippern. Klar sind Pascow echte Schlauköpfe, das merkt man immer wieder, aber sie schmeißenn einem originelle Reime und Metaphern so vor die Füße, dass es wie »nebenbei« wirkt und nicht wie harte Arbeit.
Musikalisch geht die Band auch mal neue Wege: Das Schlagzeug und der Bass bleiben so stoisch wie zuvor, klingen streckenweise nach dem frühen Wave der späten 70er-Jahre, monoton und immer auf den Punkt. Dazu die rasante Gitarre und der auffallende Gesang, dazwischen aber gelegentlich mal ein geringeres Tempo oder irgendwelche Soundeffekte.
Punk bleibt das noch immer, aber eben Punk für das Jahr 2014, der seine Herkunft aus den 80er-Jahren nicht verleugnet, aber nicht die ganze Zeit nach hinten guckt. Starke Platte, starke Band, bisher ist das für mich die Platte des Jahres.
»Diene der Party« setzt die bisherige Tendenz fort, originellen Punk mit deutschen Texten zu spielen, sich der Deutschpunk-Tradition zu verweigern, ohne zu verkopft durch die Gegend zu schippern. Klar sind Pascow echte Schlauköpfe, das merkt man immer wieder, aber sie schmeißenn einem originelle Reime und Metaphern so vor die Füße, dass es wie »nebenbei« wirkt und nicht wie harte Arbeit.
Musikalisch geht die Band auch mal neue Wege: Das Schlagzeug und der Bass bleiben so stoisch wie zuvor, klingen streckenweise nach dem frühen Wave der späten 70er-Jahre, monoton und immer auf den Punkt. Dazu die rasante Gitarre und der auffallende Gesang, dazwischen aber gelegentlich mal ein geringeres Tempo oder irgendwelche Soundeffekte.
Punk bleibt das noch immer, aber eben Punk für das Jahr 2014, der seine Herkunft aus den 80er-Jahren nicht verleugnet, aber nicht die ganze Zeit nach hinten guckt. Starke Platte, starke Band, bisher ist das für mich die Platte des Jahres.
19 Mai 2014
1975er-Horror frisch vertont
In Ägypten findet man bei Ausgrabungsarbeiten die Mumie eines Pharao, die ein düsteres Geheimnis umgibt. Der Chefarchäologe schmuggelt die Mumie in ihrem Sarg – über alle Regeln und Gesetze hinweg – nach England, wo sie in einem Museum in London der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Doch die Mumie ist nicht völlig tot; der Pharao wurde damals lebendig mumifiziert und erwacht zu unheiligem Leben. Einen Amoklauf – wie im Titel – gibt es nicht, aber die Mumie hinterlässt eine Reihe von Leichen. Doch glücklicherweise kann John Sinclair von Scotland Yard das monströse Wesen stoppen – bei einem finalen Duell in einem Sumpf.
Soweit die Handlung des Hörspiels »Amoklauf der Mumie«, das ich dieser Tage gehört habe. Grundlage ist ein 1975 veröffentlichter Heftroman, der als Band 85 der »Gespenster-Krimi« erschienen war. Im Rahmen der Reihe »Sinclair Classics« wurde der olle Roman von Zaubermond-Audio für die heutige Hörergeneration aufgemotzt.
Meist ist das ganze herrlich trashig, vor allem die beschreibenden Passagen; mich wundert, dass die Erzählerin beim Vorlesen der Texte nicht einen Lachkrampf nach dem anderen bekommt. Gut sind aber die Dialoge, die trotz des inhaltlichen Unfugs erstaunlich klar und glaubhaft klingen, ergänzt durch die sehr guten Geräusche.
Mir hat auch dieses »John Sinclair«-Hörspiel tatsächlich gefallen – vor allem im Auto und bei entsprechender Lautstärke entfaltet so ein Stück echt seine Faszination. Gruselstimmung kommt bei mir nicht auf, die akustischen Schockeffekte sind mir manchmal zu derb (wenn etwa ein Kopf abgerissen wird), aber es schockiert natürlich nicht.
Spaß machte es trotzdem, und mir wird immer klarer, warum die »John Sinclair«-Hörspiele so gut funktionieren. So kann man den klassischen Heftroman-Horror aus alten Zeiten genießen ...
Doch die Mumie ist nicht völlig tot; der Pharao wurde damals lebendig mumifiziert und erwacht zu unheiligem Leben. Einen Amoklauf – wie im Titel – gibt es nicht, aber die Mumie hinterlässt eine Reihe von Leichen. Doch glücklicherweise kann John Sinclair von Scotland Yard das monströse Wesen stoppen – bei einem finalen Duell in einem Sumpf.
Soweit die Handlung des Hörspiels »Amoklauf der Mumie«, das ich dieser Tage gehört habe. Grundlage ist ein 1975 veröffentlichter Heftroman, der als Band 85 der »Gespenster-Krimi« erschienen war. Im Rahmen der Reihe »Sinclair Classics« wurde der olle Roman von Zaubermond-Audio für die heutige Hörergeneration aufgemotzt.
Meist ist das ganze herrlich trashig, vor allem die beschreibenden Passagen; mich wundert, dass die Erzählerin beim Vorlesen der Texte nicht einen Lachkrampf nach dem anderen bekommt. Gut sind aber die Dialoge, die trotz des inhaltlichen Unfugs erstaunlich klar und glaubhaft klingen, ergänzt durch die sehr guten Geräusche.
Mir hat auch dieses »John Sinclair«-Hörspiel tatsächlich gefallen – vor allem im Auto und bei entsprechender Lautstärke entfaltet so ein Stück echt seine Faszination. Gruselstimmung kommt bei mir nicht auf, die akustischen Schockeffekte sind mir manchmal zu derb (wenn etwa ein Kopf abgerissen wird), aber es schockiert natürlich nicht.
Spaß machte es trotzdem, und mir wird immer klarer, warum die »John Sinclair«-Hörspiele so gut funktionieren. So kann man den klassischen Heftroman-Horror aus alten Zeiten genießen ...
18 Mai 2014
Ein Haufen Hits aus Berlin
Keine Ahnung, wie viele Punk-Bands es mit dem Namen Offenders gab; in meinem Schrank habe ich auf jeden Fall jetzt mal zwei Bands mit diesem Namen. Hier und heute geht es um vier Italiener, die in Berlin leben und dort ihre großartige Musik machen. Ich habe »Generation Nowhere« gehört; das ist die fünfte Platte der Band, die es als CD und Langspielplatte gibt und die mich echt begeistert hat.
Laut Info wurde die Band 2005 in Italien gegründet, seit 2009 sitzen die Jungs in Berlin. Das Label bezeichnet das ganze als Ska und Soulpunk, was nicht falsch ist; wer gern einen Vergleich hat, darf The Movement hinzuziehen.
Die Offenders beweisen auf dieser Platte ein Herz für Melodien, schlaue Texte und auch augenzwinkernden Humor. Zwölfmal zeigen sie, was sie selbst komponieren und schreiben; mit »Pogo in Togo« liefern sie zudem eine witzige Coverversion.
Der Sänger wirkt oft atemlos, der Bass hört sich zum Ausgleich auffallend unabhängig an. Dazu kommen eine wummernde Orgel, klassische Gitarrenläufe und ein gut dazu passendes Schlagzeug – insgesamt entsteht so ein Gebräu, das mich gut gepackt hat. Die anderen Platten der Band werde ich mir wohl auch besorgen müssen.
Laut Info wurde die Band 2005 in Italien gegründet, seit 2009 sitzen die Jungs in Berlin. Das Label bezeichnet das ganze als Ska und Soulpunk, was nicht falsch ist; wer gern einen Vergleich hat, darf The Movement hinzuziehen.
Die Offenders beweisen auf dieser Platte ein Herz für Melodien, schlaue Texte und auch augenzwinkernden Humor. Zwölfmal zeigen sie, was sie selbst komponieren und schreiben; mit »Pogo in Togo« liefern sie zudem eine witzige Coverversion.
Der Sänger wirkt oft atemlos, der Bass hört sich zum Ausgleich auffallend unabhängig an. Dazu kommen eine wummernde Orgel, klassische Gitarrenläufe und ein gut dazu passendes Schlagzeug – insgesamt entsteht so ein Gebräu, das mich gut gepackt hat. Die anderen Platten der Band werde ich mir wohl auch besorgen müssen.
16 Mai 2014
Schreibschulen und dergleichen
Als ich im Mai 1995 zum ersten Mal nach Wolfenbüttel fuhr, um an der dortigen Bundesakademie für kulturelle Bildung als Dozent zu arbeiten, war ich schrecklich nervös. Ich hatte noch nie zuvor über das Schreiben von Romanen referiert und zog mich während des Seminars vor allem auf die Position zurück, die Sicht des Redakteurs zu bilden.
Das ist lange her, und damals wollten wir im deutschsprachigen Raum »so etwas ähnliches wie die Clarion Workshops« anbieten. Zumindest war das meine Vision. Ob uns das in Wolfenbüttel gelungen ist, mögen bitteschön andere Leute beurteilen.
Nur: Mittlerweile gibt es überall in der Republik allerlei Schreibschulen, in Österreich gibt es darüber hinaus beispielsweise das Schreibcamp. Und mittlerweile steigen auch die Verlage in das Thema ein, was ich höchst interessant finde. Waren es bislang vor allem amerikanische Verlage, die sich im Bereich der »Autorenschulung« tummelten, gibt es jetzt mindestens zwei deutsche Anbieter.
Die Rowohlt Krimischule richtet sich – wie der Name schon nahelegt – vor allem an Autorinnen und Autoren, die Krimis schreiben wollen. Bisher fand sie einmal statt; man muss gespannt sein, wie das weitergeht.
Wesentlich »breiter« ist die Bastei Lübbe Academy (nur echt mit englischem Begriff und fehlenden Bindestrichen) aufgestellt. Hier unterrichten bekannte Schriftsteller und Verlagslektoren in den unterschiedlichsten Genres.
Die Richtung finde ich interessant: Autoren werden auf diese Weise vielleicht professioneller, vielleicht werden sie auch dazu erzogen, »stromlinienförmig« zu schreiben. Es mangelt nicht an kritischen Stimmen, die darüber lauthals jammern und wehklagen.
Ich sehe es eh entspannt. Der Untergang des Abendlandes wird nicht kommen, nicht dadurch ... Wenn es mehr deutschsprachige Autoren gibt, die packende Romane liefern, ist sicher öfter einer dabei, dessen Werke ich ebenfalls gerne lese.
Das ist lange her, und damals wollten wir im deutschsprachigen Raum »so etwas ähnliches wie die Clarion Workshops« anbieten. Zumindest war das meine Vision. Ob uns das in Wolfenbüttel gelungen ist, mögen bitteschön andere Leute beurteilen.
Nur: Mittlerweile gibt es überall in der Republik allerlei Schreibschulen, in Österreich gibt es darüber hinaus beispielsweise das Schreibcamp. Und mittlerweile steigen auch die Verlage in das Thema ein, was ich höchst interessant finde. Waren es bislang vor allem amerikanische Verlage, die sich im Bereich der »Autorenschulung« tummelten, gibt es jetzt mindestens zwei deutsche Anbieter.
Die Rowohlt Krimischule richtet sich – wie der Name schon nahelegt – vor allem an Autorinnen und Autoren, die Krimis schreiben wollen. Bisher fand sie einmal statt; man muss gespannt sein, wie das weitergeht.
Wesentlich »breiter« ist die Bastei Lübbe Academy (nur echt mit englischem Begriff und fehlenden Bindestrichen) aufgestellt. Hier unterrichten bekannte Schriftsteller und Verlagslektoren in den unterschiedlichsten Genres.
Die Richtung finde ich interessant: Autoren werden auf diese Weise vielleicht professioneller, vielleicht werden sie auch dazu erzogen, »stromlinienförmig« zu schreiben. Es mangelt nicht an kritischen Stimmen, die darüber lauthals jammern und wehklagen.
Ich sehe es eh entspannt. Der Untergang des Abendlandes wird nicht kommen, nicht dadurch ... Wenn es mehr deutschsprachige Autoren gibt, die packende Romane liefern, ist sicher öfter einer dabei, dessen Werke ich ebenfalls gerne lese.
15 Mai 2014
Mit dem Bus nach Kribi
Erinnerung an Kamerun im November 1999
Zum ersten Mal in meinem Leben kam ich bei einer Busfahrt in einem afrikanischen Land in Zeitdruck: Das war am 4. November 1999 in Douala, der Hauptstadt von Kamerun. Ich war zum Busbahnhof geschlendert, nachdem ich mich von einem Moped-Taxi eine gute Strecke hatte fahren lassen, und war gemütlich zum richtigen Bus gebummelt.
In einem Kassenhaus löste ich das Ticket nach Kribi, einer kleinen Stadt am Atlantik. Und während ich noch durch die Gegend schlenderte, kam auf einmal ein gewisser Stress auf: Die Leute eilten zum Bus, stiegen ein, und bevor ich mich versah, stand auch schon ein Junge vor mit und drängelte, ich solle bitteschön auch einsteigen.
Ultrapünktlich fuhr der Bus los. Man hatte mein Gepäck auf dem Dach korrekt verstaut, ich hatte einen Sitz für mich allein, den ich mir nicht mit Ziegen, Kleinkindern oder irgendwelchen Mehlsä-cken teilen musste, und der Fahrer schien sich ernsthaft an Zeitpläne zu handeln.
Und so trat ich meine erste Fahrt durch Kamerun an: bei großer Hitze und bei bester Laune, begierig darauf, dieses große afrikanische Land zu durchreisen. Es sollte meine schönste und beeindruckendste Afrikareise werden, und der Ticketkauf in Douala war in gewisser Weise der Einstieg dazu.
Zum ersten Mal in meinem Leben kam ich bei einer Busfahrt in einem afrikanischen Land in Zeitdruck: Das war am 4. November 1999 in Douala, der Hauptstadt von Kamerun. Ich war zum Busbahnhof geschlendert, nachdem ich mich von einem Moped-Taxi eine gute Strecke hatte fahren lassen, und war gemütlich zum richtigen Bus gebummelt.
In einem Kassenhaus löste ich das Ticket nach Kribi, einer kleinen Stadt am Atlantik. Und während ich noch durch die Gegend schlenderte, kam auf einmal ein gewisser Stress auf: Die Leute eilten zum Bus, stiegen ein, und bevor ich mich versah, stand auch schon ein Junge vor mit und drängelte, ich solle bitteschön auch einsteigen.
Ultrapünktlich fuhr der Bus los. Man hatte mein Gepäck auf dem Dach korrekt verstaut, ich hatte einen Sitz für mich allein, den ich mir nicht mit Ziegen, Kleinkindern oder irgendwelchen Mehlsä-cken teilen musste, und der Fahrer schien sich ernsthaft an Zeitpläne zu handeln.
Und so trat ich meine erste Fahrt durch Kamerun an: bei großer Hitze und bei bester Laune, begierig darauf, dieses große afrikanische Land zu durchreisen. Es sollte meine schönste und beeindruckendste Afrikareise werden, und der Ticketkauf in Douala war in gewisser Weise der Einstieg dazu.
14 Mai 2014
Erinnerungen an den Observer
Eigentlich klingt es nach einer einfachen Aufgabe: Schreib doch etwas über die 300 Ausgaben des Fanzines »Fandom Observer«, schildere vielleicht einige nette und lustige Szenen und stelle sie ins Netz. So in etwa lautet die Aufforderung durch die Macher des noch existierenden Fanzines – und mir will einfach nichts richtig Lustiges und Wichtiges einfallen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich mit dem »Fandom Observer« viel verbinde. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich zum ersten Mal von diesem Fanzine etwas mitbekam: Das war in Freudenstadt, im Jugendzentrum »Murgtäler Hof«, im Rahmen eines FreuCons – irgendwann im Frühjahr 1989.
Markus Sämisch und Martin Kempf, zwei junge und recht clevere Fans, plakatierten überall im Jugendzentrum, dass sie ein neues Fanzine herausgeben würden. Es sollte »Fandom Observer« heißen, jeden Monat erscheinen und über die Science-Fiction-Szene berichten, mit einem schönen Schwerpunkt auf die Fan-Szene. Die A4-Flugblätter klebten überall, sogar in der Kloschüssel – als ich am Sonntag den ganzen Kram aufräumte, fluchte ich nicht nur einmal.
Seitdem erschien das Fanzine tatsächlich jeden Monat. An einigen Dutzend Ausgaben arbeitete ich mit, indem ich Artikel und Rezensionen lieferte. In einigen Ausgaben wurde auch über mich berichtet – spätestens nachdem ich Redakteur einer gewissen Raketenheftchenserie wurde.
Und in all den Jahren mochte ich den »Fandom Observer«. Nicht jede Ausgabe, nicht jeden Beitrag, aber doch das Gesamtkunstwerk. Das wird in wenigen Wochen zu Ende sein. Die Nummer 300 erscheint anfangs Juni, wenn ich richtig gerechnet habe, und dann ist rum. Das finde ich echt traurig, aber ich muss damit leben.
Nur ... mir fällt nichts Witziges ein, das ich dazu schreiben kann. Dazu ist der Anlass zu ernst: Ein lieb gewonnenes Fachblatt verschwindet, und es ist kein Nachfolgeprojekt in Sicht. Ich verdrückte jetzt erst mal wieder einige Tränen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich mit dem »Fandom Observer« viel verbinde. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich zum ersten Mal von diesem Fanzine etwas mitbekam: Das war in Freudenstadt, im Jugendzentrum »Murgtäler Hof«, im Rahmen eines FreuCons – irgendwann im Frühjahr 1989.
Markus Sämisch und Martin Kempf, zwei junge und recht clevere Fans, plakatierten überall im Jugendzentrum, dass sie ein neues Fanzine herausgeben würden. Es sollte »Fandom Observer« heißen, jeden Monat erscheinen und über die Science-Fiction-Szene berichten, mit einem schönen Schwerpunkt auf die Fan-Szene. Die A4-Flugblätter klebten überall, sogar in der Kloschüssel – als ich am Sonntag den ganzen Kram aufräumte, fluchte ich nicht nur einmal.
Seitdem erschien das Fanzine tatsächlich jeden Monat. An einigen Dutzend Ausgaben arbeitete ich mit, indem ich Artikel und Rezensionen lieferte. In einigen Ausgaben wurde auch über mich berichtet – spätestens nachdem ich Redakteur einer gewissen Raketenheftchenserie wurde.
Und in all den Jahren mochte ich den »Fandom Observer«. Nicht jede Ausgabe, nicht jeden Beitrag, aber doch das Gesamtkunstwerk. Das wird in wenigen Wochen zu Ende sein. Die Nummer 300 erscheint anfangs Juni, wenn ich richtig gerechnet habe, und dann ist rum. Das finde ich echt traurig, aber ich muss damit leben.
Nur ... mir fällt nichts Witziges ein, das ich dazu schreiben kann. Dazu ist der Anlass zu ernst: Ein lieb gewonnenes Fachblatt verschwindet, und es ist kein Nachfolgeprojekt in Sicht. Ich verdrückte jetzt erst mal wieder einige Tränen.
13 Mai 2014
Auf den Bühnen von Düsseldorf
Dass ich die Hörspiel-Serie »Sonderberg & Co« sehr mag, habe ich schon gelegentlich bekannt gegeben: in meinem Blog oder in längeren Besprechungen für die PERRY RHODAN-Homepage. Wie Dennis Ehrhardt es schafft, historische Krimis, die am Ende des 19. Jahrhunderts in Düsseldorf spielen, so in Hörspiele zu verwandeln, dass sie einen auch wirklich packen, das finde ich immer noch klasse.
Mit »Sonderberg & Co. und faustische Pakt« geht's diesmal ins Theatermilieu. Ein bekannter Schauspieler kommt ums Leben, es stellt sich heraus, dass er ermordet wurde, und Dr. Friedrich Sonderberg muss in diesem Fall ermitteln. Wie immer hilft ihm dabei seine Assistentin Minnie Cogner, die zu mancherlei Methoden ihre ganz eigene Meinung hat.
Den Fall fand ich diesmal nicht so packend wie die vorherige Folge, dafür hatte er mehr witzige Momente. Die Dialoge zwischen Detektiv und Assistentin sind erfrischend, die Einblicke in das Theatermilieu lassen einen immer wieder schmunzeln. Im Hörspiel prallen unterschiedliche Charaktere aufeinander, sie alle sind auf ihre Art flott und haben einen »eigenen Kopf«.
Der Anhang »Aus Sonderbergs Notizen« dürfte übrigens für Theaterfreunde interessant sein: Es gibt einen Traum, garniert mit allerlei »Faust«-Anspielungen. Er schließt einen »Sonderberg«-Fall ab, der ungewöhnlich wirkt und mir nicht so gut gefiel wie andere Folgen, aber dennoch prächtig unterhielt.
Mit »Sonderberg & Co. und faustische Pakt« geht's diesmal ins Theatermilieu. Ein bekannter Schauspieler kommt ums Leben, es stellt sich heraus, dass er ermordet wurde, und Dr. Friedrich Sonderberg muss in diesem Fall ermitteln. Wie immer hilft ihm dabei seine Assistentin Minnie Cogner, die zu mancherlei Methoden ihre ganz eigene Meinung hat.
Den Fall fand ich diesmal nicht so packend wie die vorherige Folge, dafür hatte er mehr witzige Momente. Die Dialoge zwischen Detektiv und Assistentin sind erfrischend, die Einblicke in das Theatermilieu lassen einen immer wieder schmunzeln. Im Hörspiel prallen unterschiedliche Charaktere aufeinander, sie alle sind auf ihre Art flott und haben einen »eigenen Kopf«.
Der Anhang »Aus Sonderbergs Notizen« dürfte übrigens für Theaterfreunde interessant sein: Es gibt einen Traum, garniert mit allerlei »Faust«-Anspielungen. Er schließt einen »Sonderberg«-Fall ab, der ungewöhnlich wirkt und mir nicht so gut gefiel wie andere Folgen, aber dennoch prächtig unterhielt.
12 Mai 2014
Einige Anmerkungen zu Boko Haram
Ich bin weit davon entfernt, mich ernsthaft zur aktuellen Situation im Norden von Nigeria äußern zu können: Nigeria habe ich nie besucht. Aber ich lese seit Jahren immer wieder die Artikel, in denen über die Machenschaften von Boko Haram berichtet wird, jener angeblichen Sekte, die im Nordosten des Landes immer wieder Attentate verübt, Menschen hinrichtet oder – wie unlängst – Mädchen und junge Frauen entführt.
Immerhin war ich im Norden von Kamerun (in den 90er-Jahren) und im Süden von Niger (in den 80er-Jahren), wo ich mit vielen Einheimischen gesprochen habe. Damals war von islamistischem Terror keine Rede, in den 80er-Jahren sowieso nicht und später ebensowenig. Ich sah die Armut in der Gegend, bekam mit, wie hart die Leute dort arbeiten müssen, um sich einen kleinen Lebensstandard zu sichern.
Die meisten Leute, die ich traf, waren freundlich und aufgeschlossen; der Islam erschien mir als vergleichsweise offen. Man konnte mit Muslimen offen über allerlei Themen reden. Wie sehr sich eine Bevölkerungsgruppe in so kurzer Zeit radikalisieren kann, bereitet mir Unbehagen.
(Okay, gewisse Themen lässt man als Europäer auch weg ... Homosexualität ist in Afrika zu schwierig, als dass man so ein Thema einfach im Gespräch quasi nebenbei bringen könnte. Und irgenwelche Golfstaaten finanzierten schon in den 90er-Jahren massiv allerlei islamistische Prediger in der Region. Das wusste jeder, der dort unterwegs war.)
Bei meiner Reise durch den Norden Kameruns war ich rund 200 Kilometer von der Gemeinde entfernt, wo unlängst die Mädchenschule überfallen wurde. Ich fuhr mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Dörfer in Kamerun, auch mal mit dem Fahrrad, und ich fühlte mich stets sicher; ich hatte nie das Gefühl, dass irgend jemand in dieser Gegend eine echte Gefahr drohte. (Die übliche Kriminalität gab's selbstverständlich, ebenso korrupte Polizisten und andere Beamte.)
Wenn ich jetzt in den Medien verfolge, wie die Terroristen von Boko Haram die Region terrorisieren, wenn ich lese, wie es zu grenzüberschreitenden Aktionen kommt (direkt neben Garoua und Maroua, den Städten, die ich unter anderem besuchte, liegt quasi die Grenze zur Zentralafrikanischen Republik, wo es zuletzt Gemetzel gab), macht mich das ganz elend und so hilflos.
Ich habe keine Lösung. Ich habe keine Antwort. Ich habe nur Fragen. Und ich glaube nicht, dass man dem Problem dort mit rein militärischen Aktionen beheben kann. Irgend jemand rüstet diese Terroristen aus, von irgendwoher bekommen sie ihre Waffen, ihr Geld und ihre Informationen. Vielleicht wäre es besser, nach den Hintermännern zu fahnden.
Ob es den entführten Mädchen nutzt, denen mutmaßlich ein schreckliches Schicksal droht, ist fraglich. Schaue ich auf meine Karte von Westafrika, fühle ich mich betroffen und hilflos ...
Immerhin war ich im Norden von Kamerun (in den 90er-Jahren) und im Süden von Niger (in den 80er-Jahren), wo ich mit vielen Einheimischen gesprochen habe. Damals war von islamistischem Terror keine Rede, in den 80er-Jahren sowieso nicht und später ebensowenig. Ich sah die Armut in der Gegend, bekam mit, wie hart die Leute dort arbeiten müssen, um sich einen kleinen Lebensstandard zu sichern.
Die meisten Leute, die ich traf, waren freundlich und aufgeschlossen; der Islam erschien mir als vergleichsweise offen. Man konnte mit Muslimen offen über allerlei Themen reden. Wie sehr sich eine Bevölkerungsgruppe in so kurzer Zeit radikalisieren kann, bereitet mir Unbehagen.
(Okay, gewisse Themen lässt man als Europäer auch weg ... Homosexualität ist in Afrika zu schwierig, als dass man so ein Thema einfach im Gespräch quasi nebenbei bringen könnte. Und irgenwelche Golfstaaten finanzierten schon in den 90er-Jahren massiv allerlei islamistische Prediger in der Region. Das wusste jeder, der dort unterwegs war.)
Bei meiner Reise durch den Norden Kameruns war ich rund 200 Kilometer von der Gemeinde entfernt, wo unlängst die Mädchenschule überfallen wurde. Ich fuhr mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Dörfer in Kamerun, auch mal mit dem Fahrrad, und ich fühlte mich stets sicher; ich hatte nie das Gefühl, dass irgend jemand in dieser Gegend eine echte Gefahr drohte. (Die übliche Kriminalität gab's selbstverständlich, ebenso korrupte Polizisten und andere Beamte.)
Wenn ich jetzt in den Medien verfolge, wie die Terroristen von Boko Haram die Region terrorisieren, wenn ich lese, wie es zu grenzüberschreitenden Aktionen kommt (direkt neben Garoua und Maroua, den Städten, die ich unter anderem besuchte, liegt quasi die Grenze zur Zentralafrikanischen Republik, wo es zuletzt Gemetzel gab), macht mich das ganz elend und so hilflos.
Ich habe keine Lösung. Ich habe keine Antwort. Ich habe nur Fragen. Und ich glaube nicht, dass man dem Problem dort mit rein militärischen Aktionen beheben kann. Irgend jemand rüstet diese Terroristen aus, von irgendwoher bekommen sie ihre Waffen, ihr Geld und ihre Informationen. Vielleicht wäre es besser, nach den Hintermännern zu fahnden.
Ob es den entführten Mädchen nutzt, denen mutmaßlich ein schreckliches Schicksal droht, ist fraglich. Schaue ich auf meine Karte von Westafrika, fühle ich mich betroffen und hilflos ...
11 Mai 2014
Sieben Jahre zu feiern
Seit sieben Jahren gibt es die »gepflegte Punkrock-Bar« in der Oststadt von Karlsruhe, seit sieben Jahren veranstaltet die »Alte Hackerei« Punkrock-Konzerte und Disco-Abende, Lesungen und sonstige Veranstaltungen. Ich bin nicht so oft dort, wie ich es gerne wäre, würde mich aber schon als Stammgast – wenngleich in großen Abständen – bezeichnen. Und so war es selbstverständlich, dass ich am Samstag, 10. Mai 2014, zur Jahresfeier in dem Punkrock-Schuppen auftauchte.
Als ich eintraf, waren schon Hunderte von Leuten da. Ich verlaberte mich völlig im Nieselregen vor dem Eingang und kam erst rein, als die erste Gruppe schon vorbei war. Aber zumindest kam ich in den Genuss, den kompletten Fondükotze-Auftritt mitzubekommen.
Die Band aus Zürich und Karlsruhe kam mir an dem Abend kompakter und druckvoller vor; mit viel Energie wurden die Stücke ins Publikum gepfeffert, Hardcore-Punk eben mit viel Wumms, vor der Bühne entstand sogar ein bisschen Pogo-Bewegung. Und am Ende wurde als Zugabe sogar G.B.H. geliefert – das passte.
Danach verlaberte ich mich. Da es die ganze Zeit regnete, machte es wenig Spaß, den neuen Biergarten aufzusuchen, den es jetzt hinter der »Alten Hackerei« gibt. Der Punkrock-Karaoke-Bus aus der Schweiz stand einsam im Regen, ein Mikrofon auf der kleinen Bühne wirkte wie ein trotziges Statement im Nass ...
Dann aber die Sex Pistols Experience, vier junge Männer, die sich redlich Mühe gaben, wie die Originale aus dem Jahr 1977 zu klingen. Mit dem Aussehen klappte das gut, die englischsprachigen Ansagen waren auch nett, ansonsten aber wirkte die Interpretation sehr konservativ: Die Stücke wurden so lahm heruntergespielt, wie sie auch auf Platte klingen; auf Bühne klang das vor 37 Jahren sicher aggressiver.
Ein netter Auftritt war das, es wurde in den vorderen Reihen fleißig gehüpft und getrunken; eine kurze körperliche Auseinandersetzung wurde energisch beendet, und dann feierten die meisten weiter. Mit dem Feiern hatte ich es an diesem Abend nicht so sehr, ich trank sogar alkohlfreies Bier, und gegen halb drei Uhr verließ ich die Oststadt – zu diesem Zeitpunkt tobte das Volk bereits euphorisch zur Punkrock-Disco. Na also ...
Als ich eintraf, waren schon Hunderte von Leuten da. Ich verlaberte mich völlig im Nieselregen vor dem Eingang und kam erst rein, als die erste Gruppe schon vorbei war. Aber zumindest kam ich in den Genuss, den kompletten Fondükotze-Auftritt mitzubekommen.
Die Band aus Zürich und Karlsruhe kam mir an dem Abend kompakter und druckvoller vor; mit viel Energie wurden die Stücke ins Publikum gepfeffert, Hardcore-Punk eben mit viel Wumms, vor der Bühne entstand sogar ein bisschen Pogo-Bewegung. Und am Ende wurde als Zugabe sogar G.B.H. geliefert – das passte.
Danach verlaberte ich mich. Da es die ganze Zeit regnete, machte es wenig Spaß, den neuen Biergarten aufzusuchen, den es jetzt hinter der »Alten Hackerei« gibt. Der Punkrock-Karaoke-Bus aus der Schweiz stand einsam im Regen, ein Mikrofon auf der kleinen Bühne wirkte wie ein trotziges Statement im Nass ...
Dann aber die Sex Pistols Experience, vier junge Männer, die sich redlich Mühe gaben, wie die Originale aus dem Jahr 1977 zu klingen. Mit dem Aussehen klappte das gut, die englischsprachigen Ansagen waren auch nett, ansonsten aber wirkte die Interpretation sehr konservativ: Die Stücke wurden so lahm heruntergespielt, wie sie auch auf Platte klingen; auf Bühne klang das vor 37 Jahren sicher aggressiver.
Ein netter Auftritt war das, es wurde in den vorderen Reihen fleißig gehüpft und getrunken; eine kurze körperliche Auseinandersetzung wurde energisch beendet, und dann feierten die meisten weiter. Mit dem Feiern hatte ich es an diesem Abend nicht so sehr, ich trank sogar alkohlfreies Bier, und gegen halb drei Uhr verließ ich die Oststadt – zu diesem Zeitpunkt tobte das Volk bereits euphorisch zur Punkrock-Disco. Na also ...
10 Mai 2014
Redakteur erinnert sich öffentlich
Seit einigen Jahren habe ich eine Kolumnenreihe auf der PERRY RHODAN-Seite, die den schönen Titel »Der Redakteur erinnert sich« trägt. Darin schreibe ich über Geschichten aus früheren Jahren – mal über Arbeit, mal über die Fan-Zeit.
Ich gestehe, dass ich gerne in der Vergangenheit wühle und mich darüber amüsiere, was unsereins früher spannend oder toll gefunden hat. Dann schreibe ich auch gern einen Text dazu. Im Verlauf der Jahre sind Dutzende von Texten entstanden.
Wenn ich es richtig überblicke, sind es bereits einige 100.000 Zeichen; man könnte theoretisch ein Buch daraus machen, vom Umfang her ginge das. Aber es wäre im jetzigen Stadium sinnlos, da zu viele »Löcher« in der Historie enthalten sind. Dennoch trage ich mich so langsam mit dem Gedanken, eine Art Biografie zu schreiben – die Biografie eines Menschen, der vom Science-Fiction-Fan zum Science-Fiction-Redakteur wurde.
Bevor sich jetzt einige gruseln: So schnell wird das nicht geschehen – es fehlt an der Zeit und am nötigen Elan, die vielen Lücken zu stopfen. Und so werde ich weiterhin in unregelmäßigen Abständen etwas in »Der Redakteur erinnert sich« schreiben. Solange es mir gefällt ...
Ich gestehe, dass ich gerne in der Vergangenheit wühle und mich darüber amüsiere, was unsereins früher spannend oder toll gefunden hat. Dann schreibe ich auch gern einen Text dazu. Im Verlauf der Jahre sind Dutzende von Texten entstanden.
Wenn ich es richtig überblicke, sind es bereits einige 100.000 Zeichen; man könnte theoretisch ein Buch daraus machen, vom Umfang her ginge das. Aber es wäre im jetzigen Stadium sinnlos, da zu viele »Löcher« in der Historie enthalten sind. Dennoch trage ich mich so langsam mit dem Gedanken, eine Art Biografie zu schreiben – die Biografie eines Menschen, der vom Science-Fiction-Fan zum Science-Fiction-Redakteur wurde.
Bevor sich jetzt einige gruseln: So schnell wird das nicht geschehen – es fehlt an der Zeit und am nötigen Elan, die vielen Lücken zu stopfen. Und so werde ich weiterhin in unregelmäßigen Abständen etwas in »Der Redakteur erinnert sich« schreiben. Solange es mir gefällt ...
09 Mai 2014
Feministische Superheldin?
Wer derzeit wissen möchte, wo die amerikanischen Superhelden-Comics stehen, kommt kaum drum herum, sich die aktuellen Hefte und Sonderbände der »Batman«-Familie anzusehen. Wie da Geschichten erzählt werden, ist oftmals sensationell, und es zeigt, dass man auch alte Heldenfiguren gut entstauben kann.
Wobei mir persönlich vor allem die Frauenfiguren gefallen – in diesem Fall geht's um Batgirl, die schon in den ursprünglichen »Batman«-Serien eine Rolle spielte, in der Neuauflage aber wesentlich aufgefrischter, moderner und selbständiger wirkt. Schuld daran ist vor allem die Autorin Gail Simone, die – wenn man den aktuellen Hintergrundberichten glaubt – durchaus ihre Probleme mit dem Management bei DC Comics hat, aber ihre Comic-Geschichten auf höchstmöglichem Niveau liefert.
Zur Story, für diejenigen, die sich im Universum von Batman und Gotham City nicht so gut auskennen: Batgirl heißt in Wirklichkeit Barbara Gordon, ist die Tochter des örtlichen Polizeichefs und geht nachts in der Maskierung als Batgirl auf die Jagd nach Verbrechern. Dabei arbeitet sie gelegentlich mit Batman zusammen, hat aber auch ihre eigenen Ziele – und gerät immer wieder in Beziehungskonflikte.
Zuletzt las ich das vierte Paperback, das hierzulande erschienen ist und aktuelle Hefte der amerikanischen Originalausgabe zusammenfasst. Batgirl schlägt sich nicht nur mit allerlei Gaunern herum, sondern auch mit ihrem psychopathischen Bruder – am Ende schleudert sie ihn von einer Brücke hinunter in die Tiefe. Ihr Vater, der nicht weiß, wer sich hinter ihrer Maske verbirgt, schwört in der Folge Rache und will künftig Batgirl jagen.
Das klingt recht einfach, ist auch nicht unbedingt super-psychologisch gelöst. Für eine Superhelden-Geschichte verbindet sich in diesem »Batgirl«-Band ein mitreißender, sehr »realistisch« anmutender Zeichenstil mit einer rasanten Erzählweise. Da spielen Beziehungsprobleme eine wichtige Rolle, da geht die Superheldin auch mal mit einem ehemaligen Gauner ganzen oder hat Stress mit ihrem Vater.
Superhelden-Comics zeichnen sich durch die dynamische Geschichte aus, da bildet »Batgirl« keine Ausnahme. Gail Simone erzählt das alles aber so packend und spannend, dass gelegentliche Klischees – die unvermeidbar sind – überhaupt nicht stören. Ich fand's super und freue mich schon auf den nächsten Band.
Mein Tipp: Schaut euch mal die Leseprobe an!
Wobei mir persönlich vor allem die Frauenfiguren gefallen – in diesem Fall geht's um Batgirl, die schon in den ursprünglichen »Batman«-Serien eine Rolle spielte, in der Neuauflage aber wesentlich aufgefrischter, moderner und selbständiger wirkt. Schuld daran ist vor allem die Autorin Gail Simone, die – wenn man den aktuellen Hintergrundberichten glaubt – durchaus ihre Probleme mit dem Management bei DC Comics hat, aber ihre Comic-Geschichten auf höchstmöglichem Niveau liefert.
Zur Story, für diejenigen, die sich im Universum von Batman und Gotham City nicht so gut auskennen: Batgirl heißt in Wirklichkeit Barbara Gordon, ist die Tochter des örtlichen Polizeichefs und geht nachts in der Maskierung als Batgirl auf die Jagd nach Verbrechern. Dabei arbeitet sie gelegentlich mit Batman zusammen, hat aber auch ihre eigenen Ziele – und gerät immer wieder in Beziehungskonflikte.
Zuletzt las ich das vierte Paperback, das hierzulande erschienen ist und aktuelle Hefte der amerikanischen Originalausgabe zusammenfasst. Batgirl schlägt sich nicht nur mit allerlei Gaunern herum, sondern auch mit ihrem psychopathischen Bruder – am Ende schleudert sie ihn von einer Brücke hinunter in die Tiefe. Ihr Vater, der nicht weiß, wer sich hinter ihrer Maske verbirgt, schwört in der Folge Rache und will künftig Batgirl jagen.
Das klingt recht einfach, ist auch nicht unbedingt super-psychologisch gelöst. Für eine Superhelden-Geschichte verbindet sich in diesem »Batgirl«-Band ein mitreißender, sehr »realistisch« anmutender Zeichenstil mit einer rasanten Erzählweise. Da spielen Beziehungsprobleme eine wichtige Rolle, da geht die Superheldin auch mal mit einem ehemaligen Gauner ganzen oder hat Stress mit ihrem Vater.
Superhelden-Comics zeichnen sich durch die dynamische Geschichte aus, da bildet »Batgirl« keine Ausnahme. Gail Simone erzählt das alles aber so packend und spannend, dass gelegentliche Klischees – die unvermeidbar sind – überhaupt nicht stören. Ich fand's super und freue mich schon auf den nächsten Band.
Mein Tipp: Schaut euch mal die Leseprobe an!
08 Mai 2014
Sichere Zukunft in Tübingen
Beim Aufräumen fiel mir eine Ausgabe von »S-Aktuell« in die Hände. Das war eine ganz spezielle Zeitschrift, für die ich als Redakteur mitverantwortlich zeichnete. Herausgegeben wurde sie von der Kreissparkasse Tübingen, ich trug den Inhalt zusammen und sorgte dafür, dass das Blatt regelmäßig erschien.
Ich arbeitete in einer Agentur für Öffentlichkeitsarbeit; von meinem Büro aus hatte ich es einige hundert Meter zu Fuß bis zu dem Büro der Sparkasse, in dem die Immobilienleute saßen. Und für die wurde die Zeitschrift gemacht.
Die Ausgabe vom Oktober 1992 hatte lustigerweise das Thema »Sichere Zukunft« als Titelgeschichte. Es ging um Geldanlagen, und damals empfahl man allen Ernstes so Dinge wie das »Vorzugssparen«, für die man zehn Jahre später in den Banken ausgelacht wurde. Aber die Zinssituation war in diesen Tagen eine andere, und Aktien waren etwas für einige Experten ...
Neben Texten zu aktuellen Immobilien und Spar-Tipps hatte ich immer ein wenig Raum für Kultur. Unter anderem empfahl ich Konzerte – in dieser Ausgabe waren das unter anderem Alice Cooper einerseits und Philip Boa & The Voodoo Club anderseits.
Wegen dieser Empfehlung bekam die Sparkasse später Beschwerden aufgeregter Eltern, und ich musste bei den Verantwortlichen in der Öffentlichkeitsarbeit antanzen: Alice Cooper sei schließlich Satanist, und Voodoo sei eine Teufelsreligion ... aber das wiederum ist eine andere Geschichte.
Ich arbeitete in einer Agentur für Öffentlichkeitsarbeit; von meinem Büro aus hatte ich es einige hundert Meter zu Fuß bis zu dem Büro der Sparkasse, in dem die Immobilienleute saßen. Und für die wurde die Zeitschrift gemacht.
Die Ausgabe vom Oktober 1992 hatte lustigerweise das Thema »Sichere Zukunft« als Titelgeschichte. Es ging um Geldanlagen, und damals empfahl man allen Ernstes so Dinge wie das »Vorzugssparen«, für die man zehn Jahre später in den Banken ausgelacht wurde. Aber die Zinssituation war in diesen Tagen eine andere, und Aktien waren etwas für einige Experten ...
Neben Texten zu aktuellen Immobilien und Spar-Tipps hatte ich immer ein wenig Raum für Kultur. Unter anderem empfahl ich Konzerte – in dieser Ausgabe waren das unter anderem Alice Cooper einerseits und Philip Boa & The Voodoo Club anderseits.
Wegen dieser Empfehlung bekam die Sparkasse später Beschwerden aufgeregter Eltern, und ich musste bei den Verantwortlichen in der Öffentlichkeitsarbeit antanzen: Alice Cooper sei schließlich Satanist, und Voodoo sei eine Teufelsreligion ... aber das wiederum ist eine andere Geschichte.
Front machen Front
Es ist eigentlich erstaunlich, dass ich Front unlängst erst zum allerersten Mal gesehen habe; die Platten der Band aus Mainz mag ich ja seit langem. Die aktuelle Langspielplatte, die schlicht »Front« betitelt ist, bildet da keine Ausnahme.
Nach wie vor ist die Band vom Uralt-Deutschpunk der späten 70er-Jahre beeinflusst – an diesem Erfolgsrezept wird nicht gerüttelt. An die alten Fehlfarben erinnern dann sogar Stücke wie »Onanie und Alltag«, wo die Annäherung an die Vorbilder sogar mittels eines Titels funktioniert.
Front ist eigenständig genug, keine Sorge. Man nimmt die Vorbilder und macht sein eigenes Ding draus – dabei entsteht ein zackiger Sound, der alle zwölf Stücke auf der Platte beherrscht. Textlich ist das alles große Klasse, man schwankt zwischen Ironie und durchaus ernsthaften Texten à la »Das geht vorbei / Wenn die Vorstadt brennt«.
Wer auf Titel wie »Sieg Smile« oder »Derrick SS« kommt, weiß auf jeden Fall zu texten; das ist nicht platt, auch wenn es auf manchen so nach dem ersten Blick wirken könnte. Und auf witzig getrimmt ist hier ebenfalls nichts. »Soviel Spaß und nichts zu lachen«, meinen Front dazu, und das passt bei dieser hervorragenden Platte wie die Faust aufs Auge.
Nach wie vor ist die Band vom Uralt-Deutschpunk der späten 70er-Jahre beeinflusst – an diesem Erfolgsrezept wird nicht gerüttelt. An die alten Fehlfarben erinnern dann sogar Stücke wie »Onanie und Alltag«, wo die Annäherung an die Vorbilder sogar mittels eines Titels funktioniert.
Front ist eigenständig genug, keine Sorge. Man nimmt die Vorbilder und macht sein eigenes Ding draus – dabei entsteht ein zackiger Sound, der alle zwölf Stücke auf der Platte beherrscht. Textlich ist das alles große Klasse, man schwankt zwischen Ironie und durchaus ernsthaften Texten à la »Das geht vorbei / Wenn die Vorstadt brennt«.
Wer auf Titel wie »Sieg Smile« oder »Derrick SS« kommt, weiß auf jeden Fall zu texten; das ist nicht platt, auch wenn es auf manchen so nach dem ersten Blick wirken könnte. Und auf witzig getrimmt ist hier ebenfalls nichts. »Soviel Spaß und nichts zu lachen«, meinen Front dazu, und das passt bei dieser hervorragenden Platte wie die Faust aufs Auge.
07 Mai 2014
Musik zur Ukraine
Wer sich derzeit mit der politischen Situation in der Ukraine und drumherum nicht zu helfen weiß, dem empfehle ich die wundere Band Ifa Wartburg, die in den 90er-Jahren die fulminante Platte »Im Dienste des Sozialismus« veröffentlichte. Jemand hat die Stücke der Band bei Youtube eingestellt, so dass man die sich heute noch anhören kann.
Schmissig ist beispielsweise »Volksfest in Ukraina«, unbedingt anhören! »Es ist nicht so schlimm auf der Insel Krim« passt politisch, wenngleich es geografisch durchaus heikel ist; musikalisch wird es ein wenig hibbelig.
Schmissig ist beispielsweise »Volksfest in Ukraina«, unbedingt anhören! »Es ist nicht so schlimm auf der Insel Krim« passt politisch, wenngleich es geografisch durchaus heikel ist; musikalisch wird es ein wenig hibbelig.
Der Henkel und ich
Auch wenn er es nicht weiß, verbindet mich mit Hans-Olaf Henkel von der merkwürdigen Partei AfD in gewisser Weise eine alte Geschichte. Sie war allerdings sehr einseitig – er hat von mir und meinen Aktivitäten in den frühen 80er-Jahren nichts mitbekommen.
Wenn mein Gedächtnis nicht trügt, hielt er vor gut dreißig Jahren einen Vortrag in Freudenstadt. Als Oberstufenschüler des Wirtschaftsgymnasiums war ich zu diesem Vortrag geladen – falsch!, es war Anwesenheitspflicht. Der Vortrag war schon damals wirtschaftsliberal: gegen die Gewerkschaften, gegen jegliche Neuerung der Arbeitnehmerrechte, knallhart auf die Industrielobby ausgerichtet.
Kein Vorwurf gegen Henkel; der Mann machte damals genau das, wofür er bezahlt wurde. Aber ich war empört und ärgerte mich. Das tat ich lautstark und schulöffentlich.
Ich forderte in Gespräch mit Mitschülern und Lehrern, dass die Veranstaltung unparteiisch gewesen sei. Man hätte mindestens einen Arbeitnehmervertreter oder einen Gewerkschaftler dazu laden müssen, damit wir Schüler nicht so indoktriniert werden könnten. Und ich kündigte lauthals an, einen Unterschriftensammlung unter den Schülern zu starten, um weitere einseitigen Vorträge dieser Art künftig verhindern zu können.
Soweit der Plan. Allerdings hatte ich nicht mit der politisch-gesellschaftlichen Macht der Jungen Union gerechnet.
Die jungen Politaktivisten, die auf unserer Schule in der Mehrheit waren, bekamen von meinen aufrührerischen Plänen sofort Wind. Und bevor ich überhaupt mit meiner Unterschriftenliste loslegen konnte, hatten die eine Liste gegen meine gestartet. Und bevor ich selbst eine Unterschrift auf meine Liste setzen konnte, hatten sie ihre Liste gegen meine bei der Schulleitung abgeliefert.
Dort staunte man sehr über die merkwürdigen Umtriebe an der Schule. Ich wurde später für mein Verhalten gerügt, meine Unterschriftenliste startete ich nie. Und Hans-Olaf Henkel fand ich danach nur noch blöd – obwohl der arme Mann nichts dafür konnte. Aber so war das damals in den 80er-Jahren ...
Wenn mein Gedächtnis nicht trügt, hielt er vor gut dreißig Jahren einen Vortrag in Freudenstadt. Als Oberstufenschüler des Wirtschaftsgymnasiums war ich zu diesem Vortrag geladen – falsch!, es war Anwesenheitspflicht. Der Vortrag war schon damals wirtschaftsliberal: gegen die Gewerkschaften, gegen jegliche Neuerung der Arbeitnehmerrechte, knallhart auf die Industrielobby ausgerichtet.
Kein Vorwurf gegen Henkel; der Mann machte damals genau das, wofür er bezahlt wurde. Aber ich war empört und ärgerte mich. Das tat ich lautstark und schulöffentlich.
Ich forderte in Gespräch mit Mitschülern und Lehrern, dass die Veranstaltung unparteiisch gewesen sei. Man hätte mindestens einen Arbeitnehmervertreter oder einen Gewerkschaftler dazu laden müssen, damit wir Schüler nicht so indoktriniert werden könnten. Und ich kündigte lauthals an, einen Unterschriftensammlung unter den Schülern zu starten, um weitere einseitigen Vorträge dieser Art künftig verhindern zu können.
Soweit der Plan. Allerdings hatte ich nicht mit der politisch-gesellschaftlichen Macht der Jungen Union gerechnet.
Die jungen Politaktivisten, die auf unserer Schule in der Mehrheit waren, bekamen von meinen aufrührerischen Plänen sofort Wind. Und bevor ich überhaupt mit meiner Unterschriftenliste loslegen konnte, hatten die eine Liste gegen meine gestartet. Und bevor ich selbst eine Unterschrift auf meine Liste setzen konnte, hatten sie ihre Liste gegen meine bei der Schulleitung abgeliefert.
Dort staunte man sehr über die merkwürdigen Umtriebe an der Schule. Ich wurde später für mein Verhalten gerügt, meine Unterschriftenliste startete ich nie. Und Hans-Olaf Henkel fand ich danach nur noch blöd – obwohl der arme Mann nichts dafür konnte. Aber so war das damals in den 80er-Jahren ...
06 Mai 2014
Arabrot aus Norwegen
Ich habe von Metal keine Ahnung und mag die Musikrichtung normalerweise nicht sonderlich. Zuletzt hörte ich aber eine Promo-CD der Band Arabrot, die aus Norwegen kommt und die ich am ehesten in die Metal-Ecke stecken würde – auch wenn die beinharten »Heavy-Fans« das sicher anders sehen würden. Was die Norweger machen, ist auf jeden Fall eine krachige Art von Rock-Musik, bei der schwere Gitarren und ein düsterer Gesang buchstäblich den Ton angeben.
Die Texte wiederum sind ebenfalls düster; was ich verstanden habe, wirkt durchaus intellektuell und klingt nicht nach deppenhaftem Metal. Aber wahrscheinlich benötigt man ein Lexikon, um alles richtig zu verstehen; da nützen herkömmliche englische Sprachkenntnisse offenbar kaum aus.
Manche Stücke – etwa »Blood On The Poet« – hören sich an wie ein stampfendes, langsames Mahlwerk mit dumpfem und eindrucksvollem Gesang. Das Schlagzeug und die Gitarren scheinen den Sänger zu umkreisen, und das klingt wuchtig und spannend zugleich.
Das Schlagzeug ist schnell, immer wieder wird auf Doublebass-Effekte gesetzt, aber auf Gitarrengewichse wird verzichtet. Brüllgesang und schmetternde Gitarren prägen die Stücke, dann wieder gibt es Effekte, die ein Stück – etwa bei »Drawing Down The Moon« – eher in die Richtung eines Marsches treiben. Dazu kommen Anleihen beim Industrial und anderen Richtungen.
Hin wie her: Arabrot ist keine Band, die ich mir täglich anhören kann. Ich finde es interessant, auch Musik zu hören, die jenseits meines üblichen Horizonts liegt. Die Norweger haben auf jeden Fall bewiesen, dass es Metal gibt, den sogar ich interessant finden kann.
Die Texte wiederum sind ebenfalls düster; was ich verstanden habe, wirkt durchaus intellektuell und klingt nicht nach deppenhaftem Metal. Aber wahrscheinlich benötigt man ein Lexikon, um alles richtig zu verstehen; da nützen herkömmliche englische Sprachkenntnisse offenbar kaum aus.
Manche Stücke – etwa »Blood On The Poet« – hören sich an wie ein stampfendes, langsames Mahlwerk mit dumpfem und eindrucksvollem Gesang. Das Schlagzeug und die Gitarren scheinen den Sänger zu umkreisen, und das klingt wuchtig und spannend zugleich.
Das Schlagzeug ist schnell, immer wieder wird auf Doublebass-Effekte gesetzt, aber auf Gitarrengewichse wird verzichtet. Brüllgesang und schmetternde Gitarren prägen die Stücke, dann wieder gibt es Effekte, die ein Stück – etwa bei »Drawing Down The Moon« – eher in die Richtung eines Marsches treiben. Dazu kommen Anleihen beim Industrial und anderen Richtungen.
Hin wie her: Arabrot ist keine Band, die ich mir täglich anhören kann. Ich finde es interessant, auch Musik zu hören, die jenseits meines üblichen Horizonts liegt. Die Norweger haben auf jeden Fall bewiesen, dass es Metal gibt, den sogar ich interessant finden kann.
05 Mai 2014
Sehr spontanes Radio
Seit 1995 mache ich jetzt Punkrock-Radio im freien Radio Querfunk in Karlsruhe – die meiste Zeit werden die Sendungen von mir so gut wie möglich vorbereitet und folgen einem klaren Thema. Am gestrigen Sonntag, 4. Mai 2014, war das aus verschiedenen Gründen nicht möglich, weshalb ich kurzerhand einen Stapel CDs aus dem Imperium des Ox-Fanzines packte und mit diesen ins Radio radelte.
Dann saß ich da und hangelte mich spontan durchs Programm. Zu den meisten Bands fällt mir glücklicherweise dank meiner vorherigen Notizen auch ohne echte Vorbereitung etwas ein, und so gestaltete sich eine bunte und abwechslungsreiche Radiosendung zwischen Punkrock, Hardcore und IndieRock, die mir zumindest sehr gut gefiel.
Unter anderem ließ ich Tinta Leal aus Konstanz oder Stigma aus New York mit ihrem jeweiligen Hardcore-Punk aus den Boxen bollern, knalliger Punkrock aus Schweden wie Baboon Show oder Mary's Kids sorgten für die passende Abrundung, und damit die Deutschpunk-Fraktion auf ihre Kosten gab, gab's beispielsweise Raptus aus Köln oder Kommando Sonne-nmilch aus Hamburg.
Das Ganze erwies sich als ganz schön anstrengend; ständig musste ich mir überlegen, was als nächstes wirklich sinnvoll war und gut zusammenpasste. Obwohl mir das spontane Vorgehen viel Spaß machte, werde ich die nächste Sendung doch klarer angehen – dann wohl hoffentlich mit Punk aus Brasilien.
Dann saß ich da und hangelte mich spontan durchs Programm. Zu den meisten Bands fällt mir glücklicherweise dank meiner vorherigen Notizen auch ohne echte Vorbereitung etwas ein, und so gestaltete sich eine bunte und abwechslungsreiche Radiosendung zwischen Punkrock, Hardcore und IndieRock, die mir zumindest sehr gut gefiel.
Unter anderem ließ ich Tinta Leal aus Konstanz oder Stigma aus New York mit ihrem jeweiligen Hardcore-Punk aus den Boxen bollern, knalliger Punkrock aus Schweden wie Baboon Show oder Mary's Kids sorgten für die passende Abrundung, und damit die Deutschpunk-Fraktion auf ihre Kosten gab, gab's beispielsweise Raptus aus Köln oder Kommando Sonne-nmilch aus Hamburg.
Das Ganze erwies sich als ganz schön anstrengend; ständig musste ich mir überlegen, was als nächstes wirklich sinnvoll war und gut zusammenpasste. Obwohl mir das spontane Vorgehen viel Spaß machte, werde ich die nächste Sendung doch klarer angehen – dann wohl hoffentlich mit Punk aus Brasilien.
04 Mai 2014
Im Doktorenhof
Venningen ist eine Landgemeinde in der südlichen Pfalz, die man eigentlich nicht zu kennen braucht. Von Karlsruhe aus können die paar Dutzend Kilometer mit dem Auto rasch zurückgelegt werden; dann ist man in der Gemeinde, die zwischen zahlreichen Weinbergen liegt. Und dort wiederum gibt es den Doktorenhof, dem wir am Samstag einen Besuch abstatteten.
Es handelt sich um ein sogenanntes Weinessiggut; hier werden Essige hergestellt und abgefüllt, die sich von herkömmlichen Supermarktprodukten stark unterscheiden. Sie sind individueller, sie gehen in die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, und sie sind natürlich hochpreisiger. Zudem sind sie zum Genuss geeignet – man kann sie als Aperitiv genießen oder nach einer Mahlzeit trinken.
Der Hof selbst bietet Führungen an, und an einer solchen nahmen wir teil: durch den Keller, in dem es verführerisch nach Essig roch, durch unterschiedliche Bereiche des Kellers und zuletzt in eine Art Veranstaltungsraum. Für die Führung musste man sich eine altertümliche Dokturenkutte überziehen, was dem Ganzen eine würdevolle Note verlieh.
Im Veranstaltungsraum gab es eine Essig-Verkostung: Alle fünf Essige schmeckten sehr individuell und waren lecker; dazu durften wir von den Essig-Pralinen probieren. Selbstverständlich war das im Prinzip eine Verkaufsveranstaltung, aber sie war unterhaltsam gemacht und wurde witzig gestaltet – zudem mundete alles sehr gut.
Und es funktionierte für uns. Wir kauften nämlich diverse Essige ein, die wir jetzt für Mahlzeiten benutzen werden. Wie sich das alles auf meine Geschmacksnerven dauerhaft auswirken wird, muss ich noch sehen – als Anfang fand ich das Essig-Showprogramm schon mal witzig.
Es handelt sich um ein sogenanntes Weinessiggut; hier werden Essige hergestellt und abgefüllt, die sich von herkömmlichen Supermarktprodukten stark unterscheiden. Sie sind individueller, sie gehen in die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, und sie sind natürlich hochpreisiger. Zudem sind sie zum Genuss geeignet – man kann sie als Aperitiv genießen oder nach einer Mahlzeit trinken.
Der Hof selbst bietet Führungen an, und an einer solchen nahmen wir teil: durch den Keller, in dem es verführerisch nach Essig roch, durch unterschiedliche Bereiche des Kellers und zuletzt in eine Art Veranstaltungsraum. Für die Führung musste man sich eine altertümliche Dokturenkutte überziehen, was dem Ganzen eine würdevolle Note verlieh.
Im Veranstaltungsraum gab es eine Essig-Verkostung: Alle fünf Essige schmeckten sehr individuell und waren lecker; dazu durften wir von den Essig-Pralinen probieren. Selbstverständlich war das im Prinzip eine Verkaufsveranstaltung, aber sie war unterhaltsam gemacht und wurde witzig gestaltet – zudem mundete alles sehr gut.
Und es funktionierte für uns. Wir kauften nämlich diverse Essige ein, die wir jetzt für Mahlzeiten benutzen werden. Wie sich das alles auf meine Geschmacksnerven dauerhaft auswirken wird, muss ich noch sehen – als Anfang fand ich das Essig-Showprogramm schon mal witzig.
03 Mai 2014
Kriegsgefahren, ernsthaft?
Seit Beginn der aktuellen Ukraine-Krise (ich erinnere mich an frühere Krisen in den Nuller-Jahren, die seltsamerweise bei den meisten Leuten verdrängt scheinen) wundere ich mich über die Berichterstattung. Ich glaube nicht, dass die Medien gleichgeschaltet sind, sondern begrüße es, dass hierzulande erstaunlich differenziert berichtet wird; im Fernsehen kommen oft kluge Leute zu Wort.
Aber manchmal wundere ich mich schon, dass die Gewalt, die in der Westukraine gegen die Staatsmacht ausgeübt worden ist, als positiv dargestellt wurde, während die Gewalt, die in der Ostukraine gegen die Staatsmacht ausgeübt wird, nun auf einmal als gefährlich gilt. Als Fernsehzuschauer und Zeitungsleser, der wenig Einblick in die wirklichen Ereignisse hat, kann man nur den Medien vertrauen – oder nicht.
Deshalb fnde ich es immer wieder erfrischend, wenn Leute einen Blick auf die Ereignisse werfen, die auf mich vernünftig wirken. Einer davon ist der 76 Jahre alte Stephen F. Cohen, der als Russlandforscher gilt und der in der »taz« ein Interview gab. In diesem schiebt er einen großen Teil der Schuld an der aktuellen Krise in der Ukraine auf den Westen.
»Die Ukrainekrise ist ein kolossales Scheitern der US-Außenpolitik«, argumentiert er. »Sie hat uns an den Rand eines Krieges gebracht.« Man muss seine Schlussfolgerungen nicht teilen – aber ich finde sie sehr lesenswert.
Aber manchmal wundere ich mich schon, dass die Gewalt, die in der Westukraine gegen die Staatsmacht ausgeübt worden ist, als positiv dargestellt wurde, während die Gewalt, die in der Ostukraine gegen die Staatsmacht ausgeübt wird, nun auf einmal als gefährlich gilt. Als Fernsehzuschauer und Zeitungsleser, der wenig Einblick in die wirklichen Ereignisse hat, kann man nur den Medien vertrauen – oder nicht.
Deshalb fnde ich es immer wieder erfrischend, wenn Leute einen Blick auf die Ereignisse werfen, die auf mich vernünftig wirken. Einer davon ist der 76 Jahre alte Stephen F. Cohen, der als Russlandforscher gilt und der in der »taz« ein Interview gab. In diesem schiebt er einen großen Teil der Schuld an der aktuellen Krise in der Ukraine auf den Westen.
»Die Ukrainekrise ist ein kolossales Scheitern der US-Außenpolitik«, argumentiert er. »Sie hat uns an den Rand eines Krieges gebracht.« Man muss seine Schlussfolgerungen nicht teilen – aber ich finde sie sehr lesenswert.
02 Mai 2014
Respektable Steine
Als ich anfing, mich für Rock-Musik im weitesten Sinne zu interessieren, waren die »Bravo« und das Radio die ersten Informationsquellen. Die Rolling Stones wurden vor allem in den Zeitschriften als die »lauteste Rock-Band« bezeichnet, und ich fand sie recht schnell lahm: alte Männer, die altmodische Musik machten; dann kam eh Punk, und alles wurde anders.
In all den Jahrzehnten seitdem gehörten die Stones dazu. Ich kenne natürlich die einschlägigen Stücke, finde manche davon richtig gut, hatte aber beispielsweise nie das Bedürfnis, die Band live anzugucken und dafür hundert oder zweihundert Euro auszugeben. Dieser Tage sah ich endlich den Film »Shine a Light« und kann zumindest verstehen, warum so viele Leute die Band immer noch faszinierend finden.
Der Konzertfilm wurde 2008 von Martin Scorsese produziert, gedreht wurde 2006 im genial aussehenden Beacon Theatre in New York – eine beeindruckende Kulisse, vor der die alten Männer richtig Gas gaben. Keith Richards, der auf der Bühne auch mal locker rauchte, grinste oft, während Charlie Watts am Schlagzeuger und Ron Wood die meiste Zeit recht cool wirkten. Mick Jagger spielte Mundharmonike und Gitarre, rannte auf der Bühne hin und her und zappelte die meiste Zeit – das war beeindruckend und mitreißend.
Aber das Publikum ... Himmel hilf! Ich nehme an, dass die Eintrittspreise entspreche gesalzen waren und sich deshalb nur die High Society der Ostküste den Eintritt leisten konnte. Rock'n'Roll ist auf jeden Fall nicht, lahm herumzustehen und ständig in die Hände zu klatschen; wären noch Stühle dagestanden, hätte es ausgesehen wie so eine alberne Volksmusiksendung mit Carmen Nebel.
Die Band überzeugte mich dennoch, das war gut gespielte Rock-Musik, häufig mit starkem Blues-Einschlag. Und zumindest bei diesen Aufnahmen hatte ich das Gefühl, dass die vier Herren das nicht nur des Geldes wegen machen, sondern auch gehörig Spaß an den Backen haben.
In all den Jahrzehnten seitdem gehörten die Stones dazu. Ich kenne natürlich die einschlägigen Stücke, finde manche davon richtig gut, hatte aber beispielsweise nie das Bedürfnis, die Band live anzugucken und dafür hundert oder zweihundert Euro auszugeben. Dieser Tage sah ich endlich den Film »Shine a Light« und kann zumindest verstehen, warum so viele Leute die Band immer noch faszinierend finden.
Der Konzertfilm wurde 2008 von Martin Scorsese produziert, gedreht wurde 2006 im genial aussehenden Beacon Theatre in New York – eine beeindruckende Kulisse, vor der die alten Männer richtig Gas gaben. Keith Richards, der auf der Bühne auch mal locker rauchte, grinste oft, während Charlie Watts am Schlagzeuger und Ron Wood die meiste Zeit recht cool wirkten. Mick Jagger spielte Mundharmonike und Gitarre, rannte auf der Bühne hin und her und zappelte die meiste Zeit – das war beeindruckend und mitreißend.
Aber das Publikum ... Himmel hilf! Ich nehme an, dass die Eintrittspreise entspreche gesalzen waren und sich deshalb nur die High Society der Ostküste den Eintritt leisten konnte. Rock'n'Roll ist auf jeden Fall nicht, lahm herumzustehen und ständig in die Hände zu klatschen; wären noch Stühle dagestanden, hätte es ausgesehen wie so eine alberne Volksmusiksendung mit Carmen Nebel.
Die Band überzeugte mich dennoch, das war gut gespielte Rock-Musik, häufig mit starkem Blues-Einschlag. Und zumindest bei diesen Aufnahmen hatte ich das Gefühl, dass die vier Herren das nicht nur des Geldes wegen machen, sondern auch gehörig Spaß an den Backen haben.
01 Mai 2014
Tag der Arbeit
In den 80er-Jahren ging ich gelegentlich zu den Mai-Kundgebungen der Gewerkschaft in Freudenstadt – weil ich darüber als Lokaljournalist berichtete oder weil ich genügend Menschen kannte. In den 90er-Jahren ging ich gelegentlich zur Revolutionären Mai-Demo, unter anderem in Mannheim, oder zum Aufmarsch der Pogoanarchisten in Hamburg – das war oftmals sehr spannend und witzig.
Im Jahr 2014 nutze ich den sogenannten Tag der Arbeit, um auszuschlafen und später dann private Arbeiten zu verrichten: Planungen in der Wohnung, Schreibarbeiten am Computer. Das ist alles sehr bürgerlich und sehr privat und meilenweit entfernt von jeder Arbeiterklassen-Solidarität. Dabei wäre es gerade in diesen Zeiten so wichtig, solidarisch zu sein und zusammenzustehen.
Aber ich bekomme den Hintern nicht hoch – wie Millionen weiterer. Es geht praktisch niemand mehr zu den Mai-Aufmärschen, das Thema ist offensichtlich nicht mehr interessant. Millionen von Menschen sind in diesem Land (und international sowieso) aus finanziellen Gründen ausgegrenzt oder werden weiter ausgegrenzt; diejenigen, die eine Arbeit haben, flüchten sich ins Private oder nutzen den Feiertag dazu, einen auf gemütlich zu machen.
Eine Lösung oder einen gesellschaftlichen Ratschlag habe ich nicht anzubieten; ich stelle nur fest, dass ich genauso trantütig bin wie alle anderen. Obwohl ich Gewerkschaftsmitglied bin (allerdings unglaublich passiv – ich war in all den Jahren in Karlsruhe bei keiner einzigen Veranstaltung), bewege ich mich keinen Millimeter.
Auffällig finde ich das. Vielleicht sollte ich darüber mal nachdenken. Irgendwann. Nachdem ich den Hintern hochgekriegt habe, versteht sich ...
Im Jahr 2014 nutze ich den sogenannten Tag der Arbeit, um auszuschlafen und später dann private Arbeiten zu verrichten: Planungen in der Wohnung, Schreibarbeiten am Computer. Das ist alles sehr bürgerlich und sehr privat und meilenweit entfernt von jeder Arbeiterklassen-Solidarität. Dabei wäre es gerade in diesen Zeiten so wichtig, solidarisch zu sein und zusammenzustehen.
Aber ich bekomme den Hintern nicht hoch – wie Millionen weiterer. Es geht praktisch niemand mehr zu den Mai-Aufmärschen, das Thema ist offensichtlich nicht mehr interessant. Millionen von Menschen sind in diesem Land (und international sowieso) aus finanziellen Gründen ausgegrenzt oder werden weiter ausgegrenzt; diejenigen, die eine Arbeit haben, flüchten sich ins Private oder nutzen den Feiertag dazu, einen auf gemütlich zu machen.
Eine Lösung oder einen gesellschaftlichen Ratschlag habe ich nicht anzubieten; ich stelle nur fest, dass ich genauso trantütig bin wie alle anderen. Obwohl ich Gewerkschaftsmitglied bin (allerdings unglaublich passiv – ich war in all den Jahren in Karlsruhe bei keiner einzigen Veranstaltung), bewege ich mich keinen Millimeter.
Auffällig finde ich das. Vielleicht sollte ich darüber mal nachdenken. Irgendwann. Nachdem ich den Hintern hochgekriegt habe, versteht sich ...