30 September 2012

Götter des Gemetzels

Ab und zu muss man sich Filme im Kino angucken, die objektiv bescheuert sind. Der Film »Expendables 2«, den wir am Samstag, 29. September 2012, besuchten, gehörte zu dieser Rubrik – aber es war völlig in Ordnung, das Geld dafür zu bezahlen und die Zeit dafür zu verschwenden.

Wann genau der erste Teil der »Expendables« im Kino gelaufen war, wusste keiner von uns. Wir erinnerten uns alle an unglaubliche Schießerien, völlig überzogene Dialoge und eine nicht mehr nachvollziehbare Action-Handlung. Aber wir hatten uns königlich amüsiert, haufenweise Alkoholika getrunken und uns zumindest für eineinhalb Stunden wie Pubertierende gefühlt.

Ganz so gut klappte es beim zweiten Aufguss des Action-Krachers nicht. Mit Silvester Stallone, Jason Statham, Bruce Willis, Chuck Norris, Arnold Schwarzenegger und anderen Granaten des nicht-intellektuellen Action-Kinos war der Film prominent besetzt. Es wurde weder an der technischen Ausstattung noch am Dialog-Blödsinn gespart.

Über die Handlung sollte ich nicht zu viele Worte verlieren, aber niemand rechnet bei so einem Film mit zu viel Hirn. Zuerst wurde die halbe Armee von Nepal aufgemischt, dann ging es einer riesigen Bande von albanisch-ukrainisch-bulgarischen Freischärlern an den Kragen. Es rappelte ohne Ende, und am Ende siegte das Gute.

Seien wir ehrlich: Es war mit Abstand der dümmste Film des Jahres, inklusive einiger Ausrutscher, die ich mir im Fernsehen angeguckt hatte. Aber wir unterhielten uns gut – das ist für einen Samstagabend-Gehirnwäsche-Vorgang gar nicht mal doof.

29 September 2012

Stadtbummel in Köln

Als ich in den 80er-Jahren die ersten Male nach Köln fuhr, geschah das immer per Anhalter; ich hatte kein Auto und auch kein Geld, um mir eine Bahnfahrkarte leisten zu können. Aber »mit dem Daumen« kam ich gut voran, und so stromerte ich häufig mit Freunden und Bekannten durch die Domstadt. Ich hatte sogar zeitweise das Gefühl, mich einigermaßen auszukennen.

Das ist lange her. Wenn ich heute nach Köln fahre, ist das beruflich bedingt. Und meist habe ich dann auch noch einen Zeitplan, der mich einengt. Das war am gestrigen Nachmittag ein wenig anders – zwischen dem Mittag- und dem Abendtermin hatte ich Luft, und ich wollte nicht nur im Hotelzimmer sitzen und an Manuskripten arbeiten.

Also bummelte ich gut eine Stunde durch die Innenstadt: ein wenig planlos, ein wenig im Zickzack, über die Ringe und durch die Grünanlagen, an alten Kirchen vorbei und über große Straßen hinweg, teilweise vorbei an Stellen, die ich früher besucht hatte, die mir heute aber so fremd vorkamen – etwa der Barbarossaplatz –, bis ich wieder im Hotel war. Das Wetter war angenehm, trotz des kühlen Windes schien ab und zu die Sonne.

Das alles empfand ich als sehr nett und angenehm. Köln sieht heute anders aus als vor dreißig Jahren – was natürlich keine Überraschung ist. Ich sehe auch ein wenig anders aus als vor dreißig Jahren, und mein Blick auf die Realität ist ebenfalls ein anderer. Schön war der Rundgang vielleicht gerade deshalb ...

28 September 2012

Wenn die Kohl-Show läuft

Derzeit ist Helmut Kohl anscheinend wieder in aller Munde: Eine Briefmarke mit seinem Konterfei wird präsentiert, die Christdemokraten erinnern sich mit Tränen in den Augen an seine lange Regentschaft, und unsereins fragt sich, warum man sich über den Dicken früher mal so aufgeregt hat. War es nur ein arrogantes Lachen wegen seines Dialekts, oder war es ein berechtigter Hass?

Dreißig Jahre ist es jetzt her, seit Helmut Kohl die Macht übernommen hatte; ich nannte den Regierungswechsel von SPD-FDP zu CDU-FDP damals gerne einen »Putsch«, was selbstverständlich völlig falsch war, aber in meinen Ohren reichlich cool klang. Und ebenso selbstverständlich hasste ich Helmut Kohl mit jeder Faser meines Herzens.

Ich fand seine Politik gar nicht mal so schlimm, zumindest nicht viel schlimmer als das, was die anderen an seiner Stelle gemacht hätten. In der peinlichen Phase, in der ich sogar Juso-Mitglied war, dachte ich ja, man könnte die Christdemokraten auf »demokratischem Weg« wieder loswerden.

Den alten Helmut Schmidt, den anderen Helmut, wollte ich allerdings nicht zurück; ich hatte seltsame Vorstellungen von einer solidarischen Gesellschaft, in der klassische sozialdemokratische Werte den Ton angeben sollten. Ich war naiv und glaubte daran, dass man mit Parteien etwas positives bewegen konnte; ich ging zu Demonstrationen, bei denen sogar Kerzen gehoben und Friedenslieder gesungen wurden.

Helmut Kohl bekamen wir auf die Methode nicht weg. Und irgendwann war meine Wut so groß und so unreflektiert, dass ich beschloss, endgültig unpolitisch zu werden. Aber das ist eine andere Geschichte ...

Was bleibt aber von Kohl? Heute kann ich mich über den Mann nicht mehr ärgern; das ist alles viel zu lange her. In den heutigen Parteien gibt es ebenso schreckliche Menschen, nur haben die teilweise ein anderes Parteibuch.

Immerhin war Helmut Kohl kein Nazi, denke ich in solchen Fällen immer. Und mit ihm hätte Deutschland nicht am Kosovo-Krieg teilgenommen. Heute bin ich ja schon für kleine Dinge dankbar.


27 September 2012

Schlangen-Alarm

Meine erste bewusste Begegnung mit Schlangen – oder eher angeblichen Schlangen – hatte ich als Kind. Es war ein Herbsttag, und er dürfte gut vierzig Jahre her sein. Meine Eltern, meine Schwester und ein Haufen anderer Familienangehöriger war dabei; es war eine richtige Menschenmenge, und wir taten das, was man im Schwarzwald im Spätsommer gerne tut.

Wir waren »en de Hoabeer«, anders gesagt, wir sammelten Heidelbeeren. Das war ein riesiges Vergnügen: Wir Kinder hatten innerhalb kürzester Zeit blau verschmierte Münder und unter lautem Getöse mit kleinen Blecheimern durch Wald und Busch. Die Erwachsenen – irgendwelche Onkels und Tanten – gingen systematisch die »guten Stellen« ab und pflückten unzählige der leckeren Beeren.

Bis auf einmal ein ganz anderes Getöse ertönte. »Schlangen!«, brüllte ein Onkel, und dann liefen die meisten Männer zusammen. Mit Prügeln schlugen sie gemeinsam auf etwas ein, das ich als Kind nicht sehen konnte.

Bis ich näher kam, war das Gemetzel vorüber. Meine Mutter nahm mich zur Seite, ich sollte das Ergebnis der gemeinschaftlichen Tat nicht sehen. Nur mein Vater wusste offensichtlich nicht so recht, ob er lachen oder weinen sollte: »Das waren doch bloß Blindschleichen«, murrte er.

Aber da hatte der Reflex irgendwelcher Waldbewohner sich längst ausgetobt: Was im Wald aussah wie eine giftige Schlange, wurde als Feind betrachtet und totgeschlagen. Kein Wunder, dass ich seitdem kein sonderlich gutes Verhältnis zu Schlangen habe ...

26 September 2012

2012 war unsportlich

Es hilft nichts, ich muss den Tatsachen ins Auge sehen: Der Sommer 2012 ist herum, damit die eigentliche Radfahr-Saison; jetzt kommt die Herbst- und Winterzeit, in der ich zwar auch mit dem Rad fahre, garantiert aber keine Radtour beginne. Das ist eine Sache für die warme Jahreszeit.

In dieser Zeit habe ich das allerdings im Jahr 2012 nicht hinbekommen. Wie auch, wenn man die Abende im Büro oder auf dem heimischen Balkon und hinter einem Packen Manuskripte verbringt?

Sehen wir es aus sportlicher Sicht, war 2012 eine Katastrophe: null Mal fuhr ich in den Schwarzwald, ein Mal fuhr ich über die Rheinbrücke in die Pfalz, ein Mal fuhr ich in Richtung Mannheim, null Mal in Richtung Frankreich oder gen Süden, null Mal in das Pfinztal oder ins Kraichgau – um mal einige Radfahr-Ziele für Kurzstrecken um die 30, 40 Kilometer zu nennen.

Dass ich unter diesen Bedingungen nicht komplett verfettet bin und nur noch unbeweglich im Sessel rumgammle, wundert mich selbst. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ständige schlechte Laune und Stress einfach dazu führen, dass man kein »guter Futterverwerter« ist.

25 September 2012

Gitarrengeklimper aus Deutschland

Grundsätzlich mag ich Gitarrenmusik; es müssen gar keine Wände aus Krachmusik sein, sondern darf auch mal nett vor sich hin klimpern. Deshalb höre ich mir gern auch mal neue Bands an und freue mich über Promo-CDs. Dass die dann bei mir ein wenig gammeln, ist peinlich – und deshalb gibt's heute zwei Bands, die im vergangenen Herbst ihre Platten präsentiert haben.

Nette Lala-Musik kommt beispielsweise von der Band Tri State Corner, die laut Info einen »Schmelztiegel zeitgemäßer Rockmusik« präsentiert. Vier Leute sind es, die laut Info mit »hartem und ehrlichem Sound« in Verbindung gebracht werden.

Unterm Strich ist es nette Pop-Musik, bei der gelegentlich die Gitarren ein bisschen wuchtig werden, bei der nett geklimpert und noch netter gesungen wird. Ich finde zumindest das Stück »Sooner Or Later«, das ist auf einer Promo-CD erhalten habe, sehr langweilig und lahm.

Man muss auch das Gitarrengeklimper mögen, das Boris Odenkirchen und Jochen Grösbrink gemeinsam anstimmen: Die beiden haben genügend Erfahrungen in kommerziellen Bands gesammelt und starten als JoBo! jetzt eine eigene Karriere. Mit »200 Miles« liegt eine erste CD mit zwei Stücken vor.

Geboten wird zweimal angenehmer Gitarrenpop mit gelungenen englischen Texten, alles sehr ruhig und eingängig. Theroetisch wäre das auch radiotauglich; es wäre um einiges angenehmer als das, was uns hierzulande als »Pop« serviert wird. Mal schauen, wie sich die Zwei-Mann-Band weiter entwickelt; eine »große« Platten ist fürs Ende des Jahres geplant.

24 September 2012

Sehr geruhsam pausiert

Fahre ich nach Italien, halte ich meist noch mal im südlichsten Deutschland an – bevor es durch die Schweiz geht, wo man entweder Geld tauschen muss oder einen schlechten Umtauschkurs bekommt. In diesem Jahr steuerten wir Rheinfelden an, an dem ich in all den Jahren nur vorbeigefahren war. Wir wollten einen Kaffee trinken und nochmal das Auto auftanken.

Den Kaffee nahmen wir in der Innenstad ein. Rheinfelden ist eine echte Kleinstadt; die Fußgängerzone war sehr ruhig, fast schon verschlafen. In der »City Lounge« fanden wir Plätze in der Sonne, wo wir unseren Kaffee bekamen und ich auch noch mal die Toilette aufsuchen konnte.

Ich genieße es, in einer Fußgängerzone zu sitzen und den Leuten zuzuschauen. In Rheinfelden war an diesem Sonntag nicht viel zu gucken. Ab und zu bummelte jemand vorbei, ansonsten herrschte die geruhsame Stille, die ich in Karlsruhes Innenstadt nur morgens gegen sechs Uhr erleben kann.

Fast wäre ich eingedöst. Der Wind blies eine leere Plastiktüte vorbei, gelegentlich kam ein Passant, zwei Leute an einem Nachbartisch unterhielten sich mit halblauter Stimme, an den Spielautomaten saß ein einzelner Mann und stopfte immer mal wieder ein Geldstück hinein – es war fast zu ruhig, um wahr zu sein. Aber dann fuhren wir doch weiter ...

23 September 2012

Poetischer Elektro-Beat


In den 90er-Jahren kaufte ich mir einige deutschsprachige HipHop-Platten, weil ich die Texte so gut fand; mit der Musik konnte ich nichts anfangen. Ähnliches gilt für die Band Beatpoeten, deren Tonträger »Man müsste Klavier spielen können« jetzt mehrfach auf meinem Plattenspieler kreiste – natürlich auf Vinyl.

Die Texte sind richtig schlau und reimen sich manchmal echt klasse, erinnern manchmal an alte Neue Deutsche Welle und knallen immer wieder: »Du bist nur ein Gimmick / Mittel zum Zweck / Manchmal machst du nur Spaß / meistens wirft man dich weg.« Manche Texte sind rotzig, manche eher nachdenklich; allesamt sind sie recht lang, wenngleich die Refrains oft knallen.

Das Problem ist die Musik: Es ist halt so Elektro-Gedöns. Rhythmisch und knallig, aber häufig nur Computer-Gezirpe mit zusätzlichen Geräuschen, über die dann mehr geschrien als gesungen wird. Die Stimme des Sängers kippt gern, vor allem dann, wenn er seine Slogans ruft, und das muss man mögen.

Ärgern muss man sich über die Platte nicht, sie hat definitiv einen Coolness-Faktor. Der liegt aber vor allem an den gelungenen Texten. Mit der Musik kann ich trotzdem nicht viel anfangen.

22 September 2012

Trockener Sarkasmus in Comic-Form


Seit ich den ersten Band der Comic-Reihe »Canardo« gelesen habe, bin ich ein Fan der depressiven Ente, die meist einen Trenchcoat am Leib und eine Zigarette im Mundwinkel trägt. Hierzulande hat es die Figur nie in den Comic-Mainstream geschafft und ist außerhalb der Szene völlig unbekannt. Schade! Zuletzt las ich Band 20 der Reihe, der den Titel »Entspiel« trägt.

Die Story: Inspektor Garenni, einer der wenigen Freunde, die Canardo hat, ist zum Alkoholiker geworden. Im Vollsuff kommt er zu einem Banküberfall mit anschließender Schießerei; am Ende wird ein Kollege durch einen Schuss aus Garennis Waffe niedergestreckt. Der einzige, der an Garennis Unschuld zu glauben scheint, ist Canardo. Also ermittelt er – im Polizei- und im Mafia-Milieu.

Die Zusammenfassung kann nur ansatzweise wiedergeben, was im Comic tatsächlich passiert. Es gibt Sex und Schießereien, sehr lakonische Dialoge und eine Reihe völlig absurder Szenen. Die Geschichte wird schnell erzählt, hält sich nicht mit zuviel Blabla auf und kommt zu einem völlig überraschenden Höhepunkt.

Benoît Sokal, der Autor und Zeichner der Serie, ist Jahrgang 1954; sein »Canardo« setzt sich über allerlei Grenzen von Raum und Zeit hinweg. Der Mann kann toll zeichnen und sehr cool erzählen. Sein Held ist ein Detektiv, der schon viel gesehen hat, der traurig und melancholisch zugleich durchs Leben schleicht und vom Leben nicht mehr viel erwartet. Aber er hat immer noch eine Moral, die er in jedem Fall verteidigt.

Das skurrile Dekor der Geschichten – einerseits halbwegs realistisch Szenen, andererseits aufrecht gehende Tiere als Hauptfiguren – muss man mögen; ich stehe darauf und halte »Canardo« für einen der Höhepunkte aktueller Comic-Kultur. Die meisten Geschichten sind richtig cool und vor allem für sich verständlich; hier ist »Entspiel« keine Ausnahme.

Das Comic-Album ist 48 Seiten stark; man bekommt es überall Comic-Fachhandel und kann es über die einschlägigen Versender auch erhalten. Wer einigermaßen clever ist, kann auf der Homepage des Verlages Schreiber und Leser auch mal die Leseprobe bestaunen ...

21 September 2012

Nachruf im Jahrbuch

Das neue Kompendium für die deutschsprachige Science-Fiction-Szene ist erschienen, und ich bin mit einem Artikel vertreten. Die Rede ist von »Das Science-Fiction-Jahr 2012«, das die Kollegen vom Heyne-Verlag publiziert haben; mein Artikel ist nicht übermäßig lang und trägt den Titel »Ein Münchner im Atlan Village«.

Es handelt sich um einen Nachruf auf Hans Kneifel, den PERRY RHODAN-Autoren, der in diesem Jahr viel zu früh verstorben ist. Ich verweise auf das Leben und das Werk des ungewöhnlichen Mannes, dessen Romane ich als Jugendlicher sehr schätzte und zu dessen Werk ich als Erwachsener einen völlig neuen Zugang fand.

20 September 2012

Ich und das Vice


Kennt jemand die Zeitschrift »Vice«? Ich habe sie schon gelegentlich in den Fingern gehabt: eher zeitgeistig orientiert, mal mit Mode, mal mit Musik, mal mit abgefahrenen Themen. In der aktuellen Ausgabe ist wohl meine Nase zu finden; es geht um meinen Job.

Freundlicherweise haben die »Vice«-Macher das ausführliche Interview, das mit mir geführt worden ist, auch auf ihre eigene Homepage gestellt. Da kann man es jetzt kostenfrei und ohne jegliche Probleme nachlesen.

Unter der Rubrik »Stuff« und dem Titel »Das unendliche Märchen« geht es um die Vergangenheit einer sogenannten Raketenheftchenserie, um irrwitzige politische Vorwürfe und meine Stellung dazu. Ich war recht ehrlich und bin sehr gespannt, wie die Leser das dann finden. Prügel gibt's garantiert zu einigen Aussagen.

19 September 2012

Im Cascina Spinerola

Rückblick auf den Piemont-Trip im August 2012

Während unserer Reise durch die Piemont-Region war das Cascina Spinerola der schönste und beeindruckendste Ort, um einige Tage und Nächte zu verbringen. Das umgebaute Bauernhaus liegt zwischen den Weinbergen, keinen Kilometer von der kleinen Stadt Moncalvo entfernt.

Zu dem Anwesen gehören ein schöner Swimming-Pool, ein gut ausgestatteter Weinkeller sowie ein vorzügliches Restaurant, das auf Anfrage auch vegetarische Gerichte anbietet. Die Zimmer waren behaglich, sehr ordentlich und gut ausgestattet, der Service durch die Bank hervorragend.

Wir verbrachten nur einige Nächte in dem Hotel und genossen den Aufenthalt von Anfang bis Ende. Das Frühstück und die jeweiligen Abendessen waren klasse, die Ruhe war erholsam – und wenn wir wollten, waren wir mit dem Auto ruckzuck in einer nahe gelegenen Stadt. Den Aufenthalt im Cascina Spinerola kann ich allen Piemont-Reisenden nur empfehlen!

Ganz wichtig: Die Leute in dem Hotel waren unglaublich freundlich; wir hatten recht schnell das Gefühl, gewissermaßen zur Familie zu gehören.

18 September 2012

Absurde Piraten

Herrlich absurd: Die unnötigste Partei der vielen unnötigen Parteien macht mal wieder klar, wes Geistes Kind ein großer Teil der sogenannten Führungsspitze ist. Wer Julia Schramm ist, wusste ich bis vor kurzem nicht: Sie gehört zum Vorstand der Piratenpartei und hat jetzt ein Buch geschrieben, das den schönen Titel »Klick mich« trägt.

Ohne auch nur reingeguckt zu haben, gehe ich mal großzügig davon aus, dass ich es nicht lesen muss. Die Dame hat dafür einen ordentlichen Vorschuss bekommen, der ihr gegönnt sei, und sie lässt jetzt Urheberrechtsverletzungen verfolgen. Das ist heuchlerisch, wenn auf der anderen Seite bei jeder Gelegenheit über die angebliche Content-Mafia geschimpft und die Freiheit des Internets bejubelt wird.

Den Höhepunkt der laufenden Debatte bildet ein Text auf dem Blog »Neue Modelle«, der mit »Sehr geehrte Julia Schramm« beginnt. Der Autor bittet die Autorin um die Nennung eines Links, wo er das Buch »kostenlos herunterladen« könne; er müsse »ja irgendwie entscheiden« können, ob er es kaufen wolle.

Er kommt mit einem großartigen Piratenpartei-Argument: »Selbstverständlich zahle ich freiwillig irgendwann mal eine absolut angemessene Entschädigung an Sie, falls mir das Buch nachhaltig etwas wert ist.« Sehr schöner Text – absolut empfehlenswert!

Medizinisches Phänomen

Der Arzt betrachtete diverse Ausdrucke, die auf dem Stehtisch lagen, dann schaute er mich an. »Herr Frick, Sie sind ein medizinisches Phänomen.« Er meinte es ironisch, wie sich durch sein Grinsen abzeichnete.

Ich habe eine Reihe von lästigen Allergien: Birke, Pappel, Eiche und Buche, die sogenannten Frühblüher also, dazu Hund, Katze und Pferd. Während ich Pferden gut ausweichen kann, ist es bei Birken und Pappeln eher schlecht. Anders gesagt: Im Frühjahr bin ich eine rotzende und schniefende Plage, allen Anti-Histaminen zum Trotz.

Aus diesem Grund nahm ich an einer recht teuren, drei Jahre gehenden Kur teil: Hyposensibilisierung nicht mit Spritzen, sondern mit kleinen Protein-Tinkturen, die man morgens zu sich nehmen muss. Am Ende der drei Jahre musste ich mich zu Tests und einer Sprechstunde einfinden.

Um es kurz zu machen: Laut Test habe ich mit Hunden keine Probleme; was Quatsch ist, da man mich im »wirklichen Leben« als Hundespürer einstellen könnte, der schon rotzt, wenn er nur in einen Raum kommt, in dem vor einem Tag ein Hund rumgammelte. Laut Test habe ich alle Frühblüher-Allergien weiterhin; mein Gefühl sagt mir, dass es weniger schlimm ist.

Zum Ausgleich habe ich jetzt auch die Gräser und die Herbstblüher. Anders gesagt: Was bisher eine zünftig-mainstreamige Frühjahrs-Allergie war, hat sich zu einer Ganzjahres-Allergie ausgeweitet. Ich bin voll der Trendsetter ... Fehlt nur noch, dass ich auch gegen Schnee allergisch bin!

17 September 2012

Bombe Nummer 80

Das Plastic Bomb hat die Nummer 80 erreicht. Mit diesem kleinen Jubiläum hätte vor all den Jahren niemand gerechnet, sicher nicht einmal die Macher selbst. Längst ist das Heft eine Institution in der deutschsprachigen Punk-Szene, und ich lese es immer gern. Leider reicht es selten, ein Heft komplett durchzuschmökern; bei der aktuellen Nummer 80 habe ich es aber mal wieder geschafft.

Gedruckt wird das A4-Heft seit längerem auf einem sehr dünnen Öko-Papier, das leicht in der Hand liegt. Das gibt dem Heft etwas schlabberiges, allerdings wirkt es dadurch auch eher wie ein Fanzine. Den Magazin-Effekt liefert dann die gratis beigelegte CD, die ich mir stets treu und brav anhöre – wie immer gibt es Licht und Schatten darauf.

Das Heft selbst ist gelungen: Befragt werden unter anderem Bands wie Beyond Pink aus Schweden oder Rasta Knast aus Deutschland, die alten Helden von Verbal Abuse oder die lockeren Ska-Kumpels von Buster Shuffle, die City Rats aus Israel oder No White Rag aus Italien – das ist ein ziemlicher Rundumschlag durch die Szene. Die Interviews sind ausführlich, gehen auch auf politische Details ein, beispielsweise zu Israel, und stellen immer wieder die Lebenseinstellung der Musiker ins Zentrum; es geht also nicht nur um Musik.

Der Autor des Buches »Out Of Step« wird interviewt, der sich mit den Nazis in der Hardcore-Szene beschäftigt. Zu Wort kommt in einem anderen Interview der Macher des coolen tschechischen Punk-Labels Voltage Records.

Daneben geht es in dem Heft um »anderes Leben«, um politische Propaganda oder die ständige Auseinandersetzung mit Nazis und anderen heiklen Leuten am Rande oder in der Szene. Dazu kommen viele Besprechungen von Platten sowie anderem Zeugs, meist sachkundig und auf jeden Fall streng subjektiv – wie es sich für ein Fanzine gehört.

Und ein Fanzine ist das Plastic Bomb 80 auf jeden Fall: Das Layout ist ordentlich und gut lesbar, die Seiten sehen trotzdem punkig aus; der Gebrauch von Kraftausdrücken und der Mangel an perfekter Rechtschreibung tragen zu dem Gesamtausdruck bei.

Alles in allem eine sehr gelungene Lektüre! Wer das Heft noch nicht kennt, kann's im Bahnhofsbuchhandel kaufen oder bei jedem vernünftigen Punk-Mailorder. Die 80 Seiten kosten schlappe dreieinhalb Euro.

16 September 2012

Schwein gehabt im Ostpark


Das Gelände in Karlsruhe, an dem über hundert Jahre lang Tiere massakriert worden sind, entwickelt sich immer mehr zu einem »Kreativpark«; es könnte die erste Idee der Karlsruher Stadtführung sein, aus der etwas Sinnvolles wird. Nicht weil sich die Stadt beteiligt, sondern weil sie sich größtenteils heraushält. Und so gab es am Samstag abend die Veranstaltung »Schwein gehabt«, zu der ich mit dem Rad pilgerte.

In allen möglichen Gebäuden gab es Kunstausstellungen oder eine Filmnacht, Bands spielten auf dem Gelände, Fressstände waren aufgebaut, und in den Musik-Clubs gab's Konzerte. Das alles für sieben Euro. Nur stellte ich nach einem Spaziergang fest, dass ich dann doch bei der »Alten Hackerei« landete, um dort dann Stunden mit viel Bier und Krachmusik zu verbringen.

Ich versuchte es immerhin, mir im »Substage« die Monsters Of Liedermaching anzugucken. Die Band ist derzeit sehr beliebt, der Laden war auch gut gefüllt, und viele Leute konnten die Lieder mitsingen. Ich fand die sechs Typen auf der Bühne, die auf Stühlen saßen und Lieder über »Salamander-Vorhaut« und andere Themen zum besten gaben, aber ziemlich grausig und verschwand bald wieder.

Bei der »Alten Hackerei« stand der Karaoke-Bus aus der Schweiz, der schon gelegentlich in Karlsruhe gesichtet wurde. Auf der Bühne wurde eifrig gesungen: zu Motörhead und den Sex Pistols genauso wie zu Abba oder Boney M., eine wunderbare Mischung, bei der es viel zu lachen und zu jubeln gab.

Gegen Mitternacht ging es in der Punkrock-Bar los: Die Gorilla Bierkids aus Bremen boten Live-Karaoke mit Live-Band. Wer wollte, konnte sich als Karaoke-Star zu Stücken von Slime, Black Flag oder auch Alice Cooper auf der Bühne austoben.

Ich konnte es mir verkneifen, mich auf der Bühne zu blamieren; wenn ich eines so richtig gar nicht kann, ist es singen. Aber es gab genug, die es wagten, und manche waren sogar richtig gut. Dazu die Band, die einen Kracher nach dem anderen in den Saal pfefferte; kein Wunder, dass die feuchtfröhliche Stimmung auch noch um drei Uhr nachts anhielt, als ich mich langsam, sehr langsam mit dem Rad auf den Heimweg machte ...

15 September 2012

Eine Stadt in Reportagen

Rückblick auf den Venedig-Trip im Frühjahr 2012

Ich liebe die Reihe der »Gebrauchsanweisungen«, die im Piper-Verlag erscheint, und habe im Verlauf der Jahre immer wieder welche davon gekauft und gelesen. Es handelt sich dabei um Taschenbücher, schick gestaltet mit Klappenbroschur und einem schmutzabweisendem Umschlag, so dass man sie auch in die Reisetasche stecken kann.

Für den Venedig-Trip im Frühjahr besorge ich mir »Gebrauchsanweisung für Venedig«, den die Journalistin Dorette Deutsch verfasst hat. Um es vorwegzunehmen: Es war ein gelungenes Buch, dessen Kapitel ich während meines Aufenthaltes in der Lagunenstadt mit viel Vergnügen las.

Selbstverständlich ist es kein Reiseführer, den man in die Hand nimmt, um dann zu den historischen Plätzen der Stadt oder ihren künstlerischen Höhepunkten aufzubrechen. Es ist eine Sammlung von persönlich gefärbten Reportagen, die viel von der Sicht der Journalistin auf diese Stadt erzählen – das wiederum ist aber so unterhaltsam und informativ, das es eine Reise bereichert.

Dorette Deutsch trifft sich mit Bewohnern der Stadt, lässt sich von ihnen Details aus ihrer Geschichte erzählen und bummelt mit ihnen über die Inseln und Brücken. Dialoge und persönliche Aussagen wechseln sich ab; Reiseführer-Details sind eher selten zu finden.

Wer nach Tipps für Restaurants oder Kunstdenkmäler sucht, benötigt das Buch nicht unbedingt. Wer aber gerne durch Straßen und Gassen stromert und sich dabei treiben lässt, für den ist es eine unterhaltsame und ergänzende Lektüre. Ich habe es geliebt, und ich werde sicher immer mal wieder das eine oder andere Kapitel lesen.

Musik für coole Festivals


Glaubt man den Infos des Labels, handelt es sich bei der Band Kung Fu Kitty um drei Geschwister plus noch mal einen Menschen, die aus Niederösterreich kommen. Die Geschichte klingt gut, also glauben wir sie mal – es kommt letztlich eh auf die Musik an. Und die lässt sich gut anhören.

Mit »Unleashed« liegt seit dem Sommer 2012 die erste Platte der Band vor, die es seit 2009 gibt. Und vor allem das Auftakt-Stück »In 7 Days« knallt gleich richtig: eifrig polternder, ein wenig glattgebügelter Punkrock mit starkem Frauengesang und wuchtigen Melodien – so was höre ich ja immer gern.

Leider lässt die Energie auf den folgenden Stücken ein wenig nach. Die Band macht im Prinzip das, was man früher mal Alternative-Rock nannte, spielt also einen schmissigen Sound, der zwischen melodischem Hardrock und einem Schuss Punk pendelt, bei dem immer eine gute Melodie im Vordergrund steht, das Stück aber gerne ein wenig zu lang ausgewalzt wird.

Kein Stück auf dieser CD ist schlecht, jedes reißt mit; für meinen Geschmack ist das ganze ein wenig zu glatt und schielt zu offensichtlich auf den kommerziellen Erfolg. Höre ich mir die CD an, kann ich mir die Band allerdings sehr gut auf einer großen Bühne vorstellen, auf einem der großen Open-Air-Festivals beispielsweise. Es klingt, als wollte man genau da hin – und auf dem Weg dahin wünsche ich der Band alles gute.

Für Leute, die auf die Donots oder die Beatsteaks stehen, ist Kung Fu Kitty eine absolute Empfehlung. Wer's gerne hardcoriger hat oder nur auf klar definierten und eindeutigen Punkrock steht, für den ist die Band sicher zu kommerziell.

14 September 2012

Zamorra zum Tausendsten

Ich bin kein Fan der Heftromanserie »Professor Zamorra«, und früher fand ich die Serie sogar richtig doof. Seit ich aber die meisten Autoren kenne, gucke ich immer wieder in die einzelnen Bände hinein, lese sie an oder informiere mich ein wenig über Handlungsverläufe und Ideen. Das ist ein interessantes Thema, und es gibt immer wieder Perlen in dieser Serie.

Und jetzt erreicht sie die Nummer 1000. »Luzifers Plan« erscheint dieser Tage, ich habe bereits ein Exemplar erhalten. Verfasst wurde es von den Autoren Christian Schwarz und Manfred H. Rückert, die ich natürlich beide kenne; gelesen habe ich den Band bislang nicht.

Der Verlag hat die Gestaltung geändert, was gut aussieht. Und man hat dem Roman ein umlaufendes Titelbild spendiert, das meiner Ansicht nach von Arndt Drechsler stammt, mit dem ich ebenfalls schon zusammengearbeitet habe. Das ist sehr eindrucksvoll geworden.

Auf der Rückseite hat der Künstler das Profilbild eines Schriftstellers verarbeitet, der die Serie über Jahre hinweg geprägt hat: Volker Krämer. Der Autor schaut geradezu visionär in die Ferne – eine schöne Erinnerung an einen viel zu früh verstorbenen Kollegen.

»Zamorra«-Fan werde ich sicher keiner werden. Aber zu diesem Band 1000 gratuliere ich den Kollegen gern und herzlich!

13 September 2012

Fun und Pogo aus den 80ern


Wenn ich mich recht erinnere, habe ich die Band Schließmuskel im Dezember 1986 zum ersten Mal gesehen: Die Veranstaltung nannte sich »Nikolaus-Pogo« oder so, fand im Jugendhaus in Geislingen statt und bot neben der Band aus Hamminkeln noch die Spermbirds und Leberwohlstand auf – eine seltsame Mischung aus Funpunk und Hardcore, die aber gut ankam.

In den folgenden Jahren sah ich Schließmuskel mehrfach, stets in Weltstädten wie Waiblingen oder Calw (dort wurde ich eine kurze, aber dafür hässliche Schlägerei verwickelt); irgendwann löste sich die Band auf. Ihre Platten hörte ich gern, aber irgendwann war das Thema Funpunk für mich ziemlich erledigt.

Bis das Label Plastic Bomb Records zu meiner großen Freude eine CD veröffentlichte, auf der sich die drei Tonträger der Band befinden. Aus den zwei Originaltiteln »Sehet, welch ein Mensch« von 1989 und »Untergang der abendländischen Kultur« von 1987 wurde jetzt »Sehet, welch ein Untergang«. Das ist jetzt kein genialer Witz, aber es ist augenzwinkernd genug.

Neben den zwei Langspielplatten ist noch die EP »Komm, setz dich zu uns« von 1986 enthalten, die ich damals hoch und runter gehört habe. Damit sind insgesamt 36 Stücke auf der CD, das ist viel – und es ist erstaunlich abwechslungsreiches Material.

Vor allem in ihrer Anfangsphase ließ es die Band kräftig rappeln. Die Stücke waren abenteuerlich schnell, die Texte häufig von außergewöhnlicher Schlichtheit – gerne sang man vom Onanieren und schimpft über »peinliche Prolos«. Gleichzeitig aber gab's immer wieder eine tüchtige Prise voll anarchistischem Humors.

Die CD habe ich mir seit ihrem Erscheinen immer wieder angehört. Die 80er-Jahre sind lange vorbei, und Funpunk mag ich nicht mehr. Schließmuskel waren damals eine besondere Band, und wenn ich mir heute die Musik anhöre, merke ich, dass es immer noch ausgefallen klingt und kein Einheitsbrei ist.

Nennt es Deutschpunk, nennt es Funpunk, nennt es, wie ihr wollt – aber die CD oder eben die Original-Platten gehören einfach in jeden anständigen Punkrock-Haushalt ... So.

12 September 2012

Nix los in Vigevano

Rückblick auf den Piemont-Trip im August 2012

Dass wir nach Vigevano fuhren, war in gewisser Weise Zufall: Im Reiseführer wurde die Stadt als besuchenswert, aber nicht spektakulär bezeichnet; sie lag aber gewissermaßen auf dem Weg. Und sie gilt als ein Zentrum der italienischen Schuh-Industrie. Also fuhren wir gewissermaßen beim Passieren auch in die Stadt hinein.

Vigevano war leer. Nur wenige Menschen waren auf den Straßen, die meisten Ladengeschäfte hatten geschlossen. Bars und Restaurants hatten teilweise die Rolläden unten, und wenn Stühle und Tische im Freien standen, saß niemand dort.

Wir bummelten durch die riesigen Gänge der alten Schlossanlage, des Castells Sforzesco, das ich sehr beeindruckend fand: Die Gänge waren breit, buchstäblich für Pferdefuhrwerke oder Reitpferde ausgelegt, und man konnte aus den Fenstern über die Stadt gucken – außer bei einem unterirdischen Gang selbstverständlich, der aus dem Castell hinaus in einen kleinen Park führte.

Und es gab einen wunderschönen Platz: Der Piazza Ducale ist tatsächlich hübsch, lauter alte Gebäude, die sich um ihn gruppieren, in den Gebäuden drin einige Cafés und Restaurants. Als wir uns vor einem Café an einen Tisch setzten, waren wir anfangs die einzigen Gäste ...

Den Müllmann störte das nicht. Lautstark fuhr er mit seinem kleinen Auto über den Platz, lautstark unterhielt er sich mit Passanten, lautstark knallte er die Mülltonnen wieder auf den Asphalt. Wenigstens einer, der gegen die Stille in der hübschen Stadt ankämpft, dachte ich.

11 September 2012

Die Fortsetzung eines kühn gedachten SF-Romans


Von dem kanadischen Schriftsteller Robert Charles Wilson las ich in den vergangenen Jahren mehrere Science-Fiction-Romane – vor allem sein Roman »Spin« begeisterte mich. Die direkte Fortsetzung dazu heißt »Axis«, erschien bereits vor einigen Jahren und wurde hierzulande in der Fan-Presse völlig verrissen. Deshalb lag der Roman lange Zeit im Stapel ungelesener Bücher.

Bis zum Urlaub. Bis zum Swimming-Pool im Piemont. Bis zu einem faszinierenden Lese-Erlebnis. Ich fand den Roman nämlich gut. Er ist kein Kracher wie »Spin«, aber weit davon entfernt, die Katastrophe zu sein, als die er bezeichnet wurde.

Kleines Problem: Man kann »Axis« nur richtig kapieren, wenn man »Spin« gelesen hat. Zwar ist der Roman theoretisch eigenständig, aber eben nur in der Theorie: Er baut direkt auf seinem Vorgänger auf – und spielt in der fremden Welt, die seit der »Spin«-Geschichte von den Menschen besiedelt wird.

Eine junge Frau sucht ihren Vater, der in der Fremde verschollen ist. Ein Pilot, der selbst nicht so recht weiß, wohin er mit seinem Leben möchte, hilft ihr bei der Suche. Und in der Wüste des Planeten lebt ein besonderes Kind, auf das sich die Bemühungen vieler Menschen konzentrieren.

Klingt seltsam, ist auch seltsam. Der Roman ist nichts anderes als die Geschichte von Menschen, die nach ihrer Bestimmung suchen, die dabei auch buchstäblich über Leichen gehen. Und ganz nebenbei präsentiert »Axis« einen Planeten, der langsam von den Menschen erkundigt wird.

Ich fand das sehr unterhaltsam, folgte fasziniert der Handlung und war durchgehend gefesselt. Und danach war mir klar, warum der Roman bei den Fans nicht gut angekommen ist: Eigentlich schreibt Robert Charles Wilson keine Science Fiction, sondern eher »normale Literatur«. Im Zentrum seiner Geschichten stehen ganz gewöhnliche Menschen, eigentlich sogar Familien.

Die Familien zerfallen wie in »Quarantäne«, die Menschen kämpfen für ihre Heimat wie in »Julian Comfort«, sie verhalten sich zu unerklärlichen Phänomenen wie in »Spin« oder sie suchen verschollene Angehörige wie in »Axis«. Es sind packende Geschichten, jede für sich, und im Zentrum steht stets der Mensch.

Das ist womöglich für einen durchschnittlichen Science-Fiction-Fan nicht »spacig« genug. Zumindest lassen sich so die fürchterlichen Verrisse für »Axis« nicht anders erklären ... Science Fiction ist für manche Leser eben eine besonders konservative Art von Literatur.

10 September 2012

Stresa mit Jazz

Rückblick auf den Piemont-Trip im August 2012

Wir kamen aus dem Gassengewirr von Stresa heraus, den Bauch gut gefüllt mit einem ansprechenden Abendessen und gutem Wein. Die Luft war lau und erfüllt von zahllosen Stimmen in mindestens einem halben Dutzend europäischer Sprachen.

Wir überquerten die Straße, die um diese Zeit nicht mehr so stark befahren war, und kamen an die Uferpassage. Dort blieben wir stehen, genossen den Blick über den Lago Maggiore und die dahinter aufragenden Alpen, auf die Borromäischen Inseln, die wie glitzernde Kaskaden aus dem schwarzen Wasser reagten – und dann hörten wir die Musik.

Wir folgten den Klängen und kamen an einen kleinen Platz. Eine Jazz-Kapelle spielte: ein Mann am Klavier, ein Mann am Schlagzeug, ein Mann am Bass und ein Mann mit wechselnden Blasinstrumenten, der wohl der Chef des ganzen war. Bei einigen Stücken wurden die Männer von einer Sängerin unterstützt.

Spontan ließen wir uns auf einer Mauer nieder, ließen die Beine baumeln und guckten uns die Band an. Es war angenehmer Jazz, kein Swing-Gedudel, schon ein wenig moderner. Als Nicht-Experte hätte ich gesagt, dass es melodisch und abwechslungsreich war, weit entfernt vom Free-Jazz oder gar zu abgefahrenem Zeugs, schöne Soli eben und immer wieder gelungene Melodien.

Das auf Stühlen sitzende Publikum war praktisch komplett grauhaarig. Auf der Mauer saßen die jüngeren Leute, und ich fühlte mich spontan wieder sehr jung ... Angesichts der positiven Stimmung passte das.

Und es passte wirklich: nette Musik, wunderbares Wetter, der Sternehimmel über dem nachtdunklen See. Es war ein gelungener Abschluss zu einer schönen Reise.

09 September 2012

Ziemlich abgefunkt


Wieso es uns nach Mitternacht noch ins »Mikado« verschlug, ist eine möglicherweise leicht komplizierte Geschichte. Deshalb lasse ich sie weg. Tatsache ist, dass wir im Kulturhaus in der Nordstadt zu einer Zeit landeten, als die Stimmung schon ziemlich am Köcheln war.

Auf der Bühne stand eine Band: acht junge Männer, die eifrig musizierten und dabei in schwarzweiß-einheitliche Klamotten gewandet war. Die Band nannte sich Funk Up, was ich als nettes Wortspiel empfand, und sie spielte allerlei Funk- und Pop-Klassiker.

Der Saal, in dem ich auch schon TV Smith oder die Real Turds gesehen hatte, war nur mäßig gefüllt. Vielleicht drei, vier Dutzend Menschen waren da, die meisten im mittleren Alter – aber gut zwei Drittel tanzten enthusiastisch. Es war kein Konzert, sondern eine Party, was ich erst daran merkte, dass ich für das Bier nicht bezahlen musste.

Seien wir fair: Ich konnte mit der Band nichts anfangen. Funk wird nie »meine Musik« werden. Und wer Billy Idol so verwurschdet wie die acht jungen Männer, den werde ich wohl nie gut finden ...

What We Feel mit russischem MetalCore


Die russische Band What We Feel ist hierzulande mit ihrem ruppigen Hardcore-Punk mittlerweile recht bekannt geworden. Zuletzt hörte ich die CD »naschi 14 slov«, die bereits Ende 2009 erschienen ist, bei mir aber bislang untergegangen war. Dabei ist sie richtig schön gestaltet, mit einem kartonierten Paketumschlag gewissermaßen.

Musikalisch enthält zu einem großen Teil Stücke, mit denen ich nicht viel anzufangen weiß: röhrender Hardcore mit viel Metal-Einfluss, das alles nicht mal besonders schnell, dafür aber mit Grunzgesang. Die Stücke, die mir am besten gefielen, erwiesen sich nach Lektüre des Label-Infoblattes als Cover-Versionen anderer Bands: im Prinzip Streetpunk mit schönen Chören.

So bleibt eine zwiespältige Reaktion zurück: einerseits richtig klasse, andererseits eher nervig. Konsequent klingt die Band auf jeden Fall.

08 September 2012

Todesbilder in der Kirche

Rückblick auf den Piemont-Trip im August 2012

Wir hatten den Spaziergang über die zwei Dutzend Kapellen des Heiligen Berges von Crea hinter uns gebracht. Jetzt wollten wir uns – wenn wir schon mal da waren – auch die eigentliche Kirche anschauen. Es handelte sich schließlich um einen streng katholischen Wallfahrtsort, und die Frömmigkeit italienischer Katholiken war mir immer wieder eine besondere Beachtung wert.

Was uns in dieser Kirche erwartete, hatte ich so aber noch nie gesehen: In einem Gang, der parallel zum eigentlichen Kirchenschiff verlief, also quasi zur Sakristei, der aber offen zugänglich war. Der Gang war schmal und lang, und seine Wände waren von oben bis unten mit Bildern bedeckt.

Und diese Bilder hatten es in sich: Sie zeigten Menschen, wie sie starben. Sie waren gemalt oder gestickt, teilweise waren es sogar Fotografien – aber es waren immer Todesdarstellungen, häufig in einer sehr realistischen Anmutung.

Männer, die von Autos überfahren wurden. Eine Frau, die von einem Schrank erschlagen wurde. Ein Mann, den ein Weinfass zerquetschte. Eine Frau, die an einer Krankheit sterben musste. Darstellungen kriegerischer Tode und durch ein Erdbeben.

Dutzende von Bilder, die Dutzende von sterbenden Menschen zeigten: Es war eine makabre Ansammlung, die mich beeindruckte. Alle Bilder waren mit dem Sterbedatum versehen, alle Bilder trugen einen Hinweis auf die Jungfrau Maria oder irgendwelche Heiligen.

Wir verbrachten recht viel Zeit in dem schmalen Gang und schauten uns viele der Bilder an. Und als wir die kühle Kirche verließen, um hinauszutreten in die nachmittägliche Hitze des Piemont, waren wir gebührend beeindruckt.

07 September 2012

Starbuck und seine Kinder

David Wozniak ist ein gemütlicher Mann mit Bauchansatz, der ein freundliches Lächeln im Gesicht trägt und sonst nicht so viel auf die Reihe bekommt. Weil er Schulden hat, verfolgen ihn skrupellose Geldeintreiber, und weil er seine Gefühlswelt nicht auf die Reihe bekommt, wechselt das Verhältnis zu seiner Freundin von »hü« zu »hott« und zurück.

Das ist der Ausgangspunkt für den Film »Starbuck«, den wir uns gestern angesehen haben. Eigentlich wollten wir in den dritten »Batman«, aber dafür waren wir zu spät – dann entschieden wir uns für »Starbuck«, und ich habe es keine Sekunde lang bereut.

Der Film kommt aus Kanada, und irgendwie interessiert er keinen Menschen. Es waren exakt elf Personen im Kinosaal ... Aber ich hatte das Gefühl, diese Kinobesucher litten und lebten alle mit: An den richtigen Stellen wurde gelacht, an den ebenso richtigen Stellen herrschte Stille, und wahrscheinlich hatten da alle Tränen in den Augenwinkeln.

Es ist ein herzzereißender Film: In seinen jungen Jahren hat der »Held« nämlich eifrig Samen gesendet – und jetzt ist er unverhofft der Vater von 533 Kindern. Insgesamt 142 dieser Kinder, allesamt junge Erwachsene, möchten jetzt seine Identität wissen und endlich ihren biologischen Vater kennenlernen.

Und während Davids Freundin ein »echtes« Kind von ihm erhält, muss sich der leicht vertrottelte, aber grundsympathische David damit auseinandersetzen, dass seine nicht geplanten Kinder alle unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Wie er diese Welten kennenlernt, wie er sie erforscht und wie er immer mehr an diesen Leben teilnimmt – das ist so wunderbar geschildert, dass es mich echt mitnahm.

Na klar, das ist ein »Feelgood-Movie« oder wie immer man das neudeutsch nennt. Aber »Starbuck« ist zugleich ein Film, der mich nicht kaltgelassen hat. Von irgendwelchen hochdramatischen Superhelden-Filmen kann ich das nicht unbedingt sagen ...
 

06 September 2012

Gewinner aus Hannover


Ob es die Band Andthewinneris noch gibt, weiß ich gar nicht. Ihre erste Platte nannten die fünf Leute aus Hannover im Jahr 2004 noch »The Punch And Judy Show«, und das ist die einzige, die ich habe. In den letzten Tagen habe ich sie recht oft gehört – obwohl ich bei weitem nicht alles so richtig gut fand.

Die Band macht melodischen Punkrock, der schwer nach dem Versuch klingt, damit kommerziell erfolgreich zu werden. Man stelle sich eine Mischung aus kalifornischem Kommerz-Punk und den Donots her, das dürfte passen: Man ist an den Instrumenten sehr versiert, man lässt es immer ordentlich knallen, und die Gitarren hängen bei Live-Auftritten sicher ziemlich tief.

Das ist auch schon die Schwäche: Weil die Jungs so gut spielen können, klingt das ganze manchmal ganz schön hardrockig. Das ist breitwandig produziert, der Sound ist wuchtig, und manche Stücke sind auch viel zu lang.

Dafür überzeugt der weibliche Gesang, wobei ich vor allem die krachigen Stücke gut finde, diejenigen, in denen nicht der »Lalala«-Gehalt vorherrscht, sondern in denen gründlich auf die Pauke gehauen wird. Da knallen dann auch die Melodien, das ist alles ziemlich cool; da stört mich nicht einmal der Versuch, kommerziell zu sein.

So bleibt unterm Strich eine sehr unterhaltsame Platte, die zwischen großer Rock-Geste, gut gemachter Pop-Musik und einem Schuss Punkrock pendelt. Fürs Autofahren im Sommer 2012 war die Platte bestens geeignet – jetzt kommt sie aus dem Auto und ins Archiv ...

05 September 2012

Knallharte 68er

Ich hatte schon immer den Verdacht, dass ich in meiner Kindheit und frühester Jugend ein echter Revoluzzer war. Also bereits 1968 ... Ach lassen wir die schlechten Sprüche: Als in Berlin die Studenten demonstrierten, da sah es im heimatlichen Schwarzwald noch sehr beschaulich aus. Das belegt das Foto, das ich hier zeige.

Das Bild zeigt meine Schwester und mich; es ist hoffentlich klar, wer von uns beiden eigentlich wer ist. Mehr oder weniger stolz präsentieren wir auf diesem Bild unser damaliges Lieblings-Spielzeug – wir hatten große Plastik-Lastwagen, mit denen wir selbst fahren konnten oder mit denen wir allerlei Lasten durch den Garten transportierten.

Den Garten sieht man im Hintergrund, vor allem erkennt man den Sandkasten, in dem wir viele Stunden verbrachten. Das Haus selbst sah 1968 noch sehr schlicht aus: Der große Umbau sollte wenige Jahre später beginnen.

Der »Schopf«, also der Werkzeugschuppen, der im Bild zwischen den Kinderköpfen zu sehen ist, war nichts anderes als ein Bretterverschlag. Und auch die Garage, die Jahrzehnte zuvor ein Stall gewesen war, sah aus wie eine Bretterbude.

1968 störte das keinen – die anderen Häuser im Dorf hatten ähnliche Anbauten, außer die der »Reing'schmeckten« auf dem anderen Hügel des Dorfes, die neu gebaut hatten. Und für die Revolution, die in den großen Städten versucht wurde, hatte man im Schwarzwald kein Verständnis ...

Krachiger Etepetete-Deutschrock

So richtig schlau werde ich aus der Band Etepetete nicht; die vier jungen Männer stammen aus Berlin, machen im weitesten Sinne Hardrock und bollern diesen mit deutschen Texten aus allen Boxen dieser Republik, die nicht bei »drei« auf den Bäumen sind. Ihre Platte mit Titel »Extrageil« kam bereits im Frühsommer 2011 raus, und ich kam jetzt erst dazu, sie bewusst anzuhören. Vor allem qualitativ ist das alles höchst unterschiedlich.

Immerhin gibt sich die Band einige Mühe: Der Hardrock-Sound, bei dem sich manchmal sogar Balladen-Töne finden lassen, wird laut und rotzig präsentiert. Die dazu gehörigen Texte schwanken zwischen belanglosem Mist und klar formuliertem Ärger auf die Welt von heute – und zwar ohne stumpfem Parolengedresche.

Manchmal sind Text und Musik kaum auszuhalten, wenn die Band versucht, mit aller Gewalt witzig zu sein oder ein Liebeslied ironisch zu brechen; andere Stücke knallen ordentlich und gefallen mir. Eine richtige Linie finde ich zwischen all dem wuchtigen Sound höchstens mit Mühe.

So richtig gut finde ich nur das erste Stück der Platte, das zudem den wunderbaen Titel »Inge Goes To Hollywood« trägt. Da frage ich mich, ob's nicht sinnvoller gewesen wäre, erst mal eine Single mit vier Stücken zu produzieren ... (Wer sich von alledem überzeugen möchte, höre sich die Tonproben im Internet an.)

04 September 2012

August-Woche der Krimi-Tipps

Ende August servierte ich – nicht zum ersten Mal übrigens – den Lesern der PERRY RHODAN-Seite eine Reihe, die ich »Die Woche der Krimi-Tipps« nannte. Jeden Tag stellte ich einen neuen Krimi vor, und dabei hielt ich mich nicht unbedingt an detaillierte Genre-Grenzen. Hier ein kurzer Rückblick ...

Angefangen habe ich dabei mit John Le Carré und einem Hörbuch zu seinem Roman »Verräter wie wir« – ich fand das stark. Dabei bin ich kein Hörbuch-Experte ... ich nannte meine Rezension übrigens »Von Geldwäschern und Geheimdienstlern«.

Weiter ging es mit Italien ... Auch wer das Land nicht so gut kennt, wird seine Freude an der Anthologie »Denn dein ist das Böse« haben. Giancarlo De Cataldo und seine elf Mitautoren zeigen ein packendes Panorama Italiens – spannend und abwechslungsreich.

»Gauklersommer« ist ein richtig toller, ein richtig fieser Roman des amerikanischen Schriftstellers Joe R. Lansdale, den ich in früheren Jahren vor allem als Horror-Autor wahrgenommen habe. Den Horror hat der Mann immer noch im Blut – er packt ihn diesmal in einen Krimi.

Nicht gerade brandneu ist der autobiografische Roman »Der Flüchtling« des italienischen Schriftstellers Massimo Carlotto – das ändert ja nichts an seiner Qualität. Der Autor schreibt über sein Leben auf der Flucht: Er wurde des Mordes beschuldigt und hielt sich jahrelang nicht in seiner Heimat, sondern im Ausland auf.

Anthony Horowitz ist ein britischer Bestsellerautor, und er schrieb einen wunderbaren Sherlock-Holmes-Roman. »Das Geheimnis des weißen Bandes« ist richtig gut gelungen, und ich habe das Buch mit großem Vergnügen gelesen.

03 September 2012

Mit Hektik ins Radio

Es ist nie sinnvoll, zu viel Termine ins Leben zu packen. Das merkte ich wieder einmal, als ich am Sonntag, 3. September 2012, von Wolfenbüttel zurück nach Karlsruhe fuhr. Der Zug war sehr voll, ich konnte nicht vernünftig in Manuskripten lesen, und natürlich kam er auch ein wenig zu spät an.

Ich raste nach Hause, ich packte meine Schallplatten zusammen, ich fuhr ins »fünf«, und dort aß ich hektisch zu Abend. Ebenso hektisch ging es weiter, und trotz aller Stresserei kam ich nicht pünktlich ins Studio: Mit einer Verspätung von fünf Minuten begann ich meine Sendung im Querfunk, dem Freien Radio in Karlsruhe.

Das Thema war Punk aus Hamburg, und das brachte ich ganz gut über die Bühne. Slime wurden gespielt, was gut passt – die spielen demnächst in Karlsruhe. Dazu kamen Bands wie Oma Hans oder die Rubbermaids, Heimatglück oder die Soul Boys, eine ziemlich bunte Mischung zwischen Deutschpunk und Oi! und allem anderen. Eine unterm Strich doch gelungene Sendung ...

02 September 2012

Seminar finalisiert

Das Science-Fiction-Seminar in Wolfenbüttel endete am Sonntag, 2. September 2012, mittags gegen halb ein Uhr: Es gab noch einmal eine Schlussrunde, bei der alle Autorinnen und Autoren ihre Meinung äußerten; wir Dozenten sagten ebenfalls, wie uns was gefallen hatte. Die Stimmung war gut, die Leute wirkten alle positiv – das überträgt sich dann selbstverständlich auch auf Uwe Anton und mich.

Das Seminar bestand diesmal aus einer gelungenen Mixtur: Wir stellten Textaufgaben, die meist kurz und knapp waren und die wir schnell besprechen konnten; damit gab es für die Autoren sofort-sogleich eine Rückmeldung zu ihrer Arbeit. Das fand ich spannend, weil die meisten unter dem unverhofften Druck der »Ich muss jetzt schnell was liefern«-Vorgabe erstaunlich gute Texte lieferten.

Darüber hinaus gab's immer wieder Theorie, in dem Uwe Anton und ich aus unserer täglichen Arbeit erzählten, sowie umfangreiche Diskussionen über Science Fiction im Besonderen und Literatur im Allgemeinen, an denen sich die Teilnehmer beteiligten. Ich selbst lerne bei solchen Textarbeiten selbst immer dazu.

Nach einem durchaus arbeitsreichen und geistig anstrengenden Wochenende war ich dennoch heilfroh, als ich wieder nach Hause fahren konnte. Wolfenbüttel macht Spaß, vor allem, wenn das Wetter noch schön ist – aber es ist auch sehr schön, am Wochenende einfach mal auszuschlafen ...

01 September 2012

Ritterfest im Schlosshof

Das ist eine Überraschung am Samstag, 1. September 2012: Normalerweise erwartet mich, wenn ich in Wolfenbüttel bin, ein mieses Wetter. Die Seminare an der dortigen Bundesakademie für kulturelle Bildung, bei der ich zweimal im Jahr als Dozent wirke, finden häufig in der kalten Jahreszeit ab. Das führt dazu, dass ich dick vermummt und frierend durch die Straßen eile, um möglichst immer im Warmen zu sein.

Nicht so an diesem Wochenende. Es geht ein flotter Wind, aber die Sonne scheint. Und damit sich alles lohnt, ist vor dem Schloss der kleinen Fachwerkhäuser-Stadt – dort findet diesmal das Science-Fiction-Seminar statt – ein Flohmarkt aufgebaut worden. Ein unprofessioneller Flohmarkt, und das meine ich positiv: Es sind keine professionellen Händler zu sehen, Familien und Kinder mit ihrem Kleinkram beherrschen das Bild.

Es passt zum Bild, das der Hof des Schlosses bietet: Man hat ein Ritterfest für Kinder aufgebaut. Bunte Wimpel flattern, verkleidete Erwachsene bespaßen die Kleinen, und es gibt überall die unterschiedlichsten Aktivitäten zu bewundern. Es ist richtig etwas geboten.

Auch wenn ich nicht die Zielgruppe bin: Das gefällt mir, es ist ein schöner Gegensatz zu den phantastischen Welten, die wir im Chorsaal des Schlosses entwickeln und mit den Autoren vor Ort diskutieren. Und es schafft eine gelöste Stimmung, die mich zu einem immer wieder aufflackernden Lächeln bringt ...