13 September 2012

Fun und Pogo aus den 80ern


Wenn ich mich recht erinnere, habe ich die Band Schließmuskel im Dezember 1986 zum ersten Mal gesehen: Die Veranstaltung nannte sich »Nikolaus-Pogo« oder so, fand im Jugendhaus in Geislingen statt und bot neben der Band aus Hamminkeln noch die Spermbirds und Leberwohlstand auf – eine seltsame Mischung aus Funpunk und Hardcore, die aber gut ankam.

In den folgenden Jahren sah ich Schließmuskel mehrfach, stets in Weltstädten wie Waiblingen oder Calw (dort wurde ich eine kurze, aber dafür hässliche Schlägerei verwickelt); irgendwann löste sich die Band auf. Ihre Platten hörte ich gern, aber irgendwann war das Thema Funpunk für mich ziemlich erledigt.

Bis das Label Plastic Bomb Records zu meiner großen Freude eine CD veröffentlichte, auf der sich die drei Tonträger der Band befinden. Aus den zwei Originaltiteln »Sehet, welch ein Mensch« von 1989 und »Untergang der abendländischen Kultur« von 1987 wurde jetzt »Sehet, welch ein Untergang«. Das ist jetzt kein genialer Witz, aber es ist augenzwinkernd genug.

Neben den zwei Langspielplatten ist noch die EP »Komm, setz dich zu uns« von 1986 enthalten, die ich damals hoch und runter gehört habe. Damit sind insgesamt 36 Stücke auf der CD, das ist viel – und es ist erstaunlich abwechslungsreiches Material.

Vor allem in ihrer Anfangsphase ließ es die Band kräftig rappeln. Die Stücke waren abenteuerlich schnell, die Texte häufig von außergewöhnlicher Schlichtheit – gerne sang man vom Onanieren und schimpft über »peinliche Prolos«. Gleichzeitig aber gab's immer wieder eine tüchtige Prise voll anarchistischem Humors.

Die CD habe ich mir seit ihrem Erscheinen immer wieder angehört. Die 80er-Jahre sind lange vorbei, und Funpunk mag ich nicht mehr. Schließmuskel waren damals eine besondere Band, und wenn ich mir heute die Musik anhöre, merke ich, dass es immer noch ausgefallen klingt und kein Einheitsbrei ist.

Nennt es Deutschpunk, nennt es Funpunk, nennt es, wie ihr wollt – aber die CD oder eben die Original-Platten gehören einfach in jeden anständigen Punkrock-Haushalt ... So.

1 Kommentar:

  1. Ich weiß: Über die Band und diese Platte habe ich 2008 schon mal geschrieben. Aber es ist doch interessant, dass sich - und mir war das nicht bewusst - in vier Jahren soo viel nicht an meiner Meinung geändert hat ...

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