Nichtraucher bin ich seit Urzeiten, und die Einführung der Nichtraucherregelung in Restaurants und Kneipen finde ich nach wie vor sehr angenehm. Andererseits fehlt es mir manchmal durchaus, in einer verrauchten Umgebung zu sitzen – wenngleich der Gestank in den Klamotten nach einem Punk-Konzert in der »Alten Hackerei« oftmals nicht auszuhalten ist.
Zu einem Highlight meines letzten Buchmesse-Aufenthaltes gehörte ein Besuch in »Harry's Bar«; in diesem Fall ist der ansonsten dämliche Apostroph total berechtigt. Die Bar gehört zu dem Lindner-Hotel, in dem ich abgestiegen war, und ich bereute hinterher, nur einen Abend dort versackt zu sein.
Die Bar ist extrem klassisch eingerichtet: viel Holz und Polster, alles orientiert sich bewusst an den Klischees der frühen amerikanischen Bars. Dezente Musik klimperte im Hintergrund, die Kellner trugen weiße Hemden und Fliegen, und die Getränke waren super.
Ich hatte zwei knallige Cocktails auf Gin-Basis, einige andere versuchten sich an anderen Cocktails – alle waren zufrieden. Sogar die vegetarischen, ähm, alkohlfreien Cocktails schienen zu munden, wenn ich mir das Lob der Kolleginnen und Kollegen so anhörte. Und preislich war das ganze nicht jenseits von Eden, sondern im Bereich des Gewohnten.
Frankfurt wird mir langsam sympathisch. Wenn man in der Stadt auch noch gepflegt saufen kann, ist das nicht mal blöd. Das Problem ist nur: Üblicherweise bin ich mit dem Auto in der Stadt unterwegs. Aber an dem Problem lässt sich gelegentlich ja arbeiten ...
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
25 Oktober 2013
24 Oktober 2013
Gelungene Pop-Perlen
Immer wieder höre ich gern Pop-Musik – den Begriff fasse ich bewusst sehr weit, und ich meine damit nicht nur das Geschlonze, das zu jeder Tages- und Nachtzeit in den Radios läuft. Gelegentlich erhalte ich sogar CD-Singles und dergleichen zugeschickt. So auch in diesem Fall ...
Christopher Gould ist schon seit vielen Jahren im Geschäft; seine aktuelle Platte heißt »The Power Of Will«, und die gleichnamige CD-Single mit zwei Stücken dazu habe ich mir gern angehört. Das Titelstück selbst ist ausgesprochen schöne Pop-Musik, die nicht sofort ins Ohr geht, die ein bisschen sperrig ist, dann aber immer besser klingt.
Das andere Stück mit dem hübschen Titel »Till Party Do Us Deaf« ist eingängiger und origineller; der Sänger klingt streckenweise wie Ian Dury, und das meine ich angesichts des Sprechgesangs sehr positiv. Musikalisch ist es aufwendig produzierter Pop, in den sich Frauengesang mischt – das hat echt was, und ich frage mich zum wiederholten Mal, warum so etwas nicht im Radio läuft, sondern alte Phil-Collins-Stücke einem zum tausendsten Mal in die Ohren geplärrt werden.
In Berlin fand Scott McCall sein Glück, glaubt man der Presse-Information. Die vielen kleinen Clubs sprachen ihn, seine Musik wurde dadurch beliebt, und jetzt gibt es ein Album namens »Trading With Devil«, von dem ich zwei Stücke abbekam. Was der Mann mit seiner Begleitkapelle The Tenderspots macht, ist eigentlich ein sehr netter Indie-Folk-Pop.
Seine Stimme ist ein wenig knödelig und erinnert mich an Bob Dylan; der Vergleich ist positiv gemeint. Seine Musik klingt wie Südstaaten-Geklimper, wie eine moderne Variante irgendwelcher Country-Soungs – das ist ausgesprochen nett anzuhören und wird sicher seine Fans finden.
Von beiden Künstlern plus ihren Begleitbands werde ich sicher nie der große Fan werden. Musikalisch ist das aber jeweils gelungene Pop-Musik – was will man eigentlich mehr?
Christopher Gould ist schon seit vielen Jahren im Geschäft; seine aktuelle Platte heißt »The Power Of Will«, und die gleichnamige CD-Single mit zwei Stücken dazu habe ich mir gern angehört. Das Titelstück selbst ist ausgesprochen schöne Pop-Musik, die nicht sofort ins Ohr geht, die ein bisschen sperrig ist, dann aber immer besser klingt.
Das andere Stück mit dem hübschen Titel »Till Party Do Us Deaf« ist eingängiger und origineller; der Sänger klingt streckenweise wie Ian Dury, und das meine ich angesichts des Sprechgesangs sehr positiv. Musikalisch ist es aufwendig produzierter Pop, in den sich Frauengesang mischt – das hat echt was, und ich frage mich zum wiederholten Mal, warum so etwas nicht im Radio läuft, sondern alte Phil-Collins-Stücke einem zum tausendsten Mal in die Ohren geplärrt werden.
In Berlin fand Scott McCall sein Glück, glaubt man der Presse-Information. Die vielen kleinen Clubs sprachen ihn, seine Musik wurde dadurch beliebt, und jetzt gibt es ein Album namens »Trading With Devil«, von dem ich zwei Stücke abbekam. Was der Mann mit seiner Begleitkapelle The Tenderspots macht, ist eigentlich ein sehr netter Indie-Folk-Pop.
Seine Stimme ist ein wenig knödelig und erinnert mich an Bob Dylan; der Vergleich ist positiv gemeint. Seine Musik klingt wie Südstaaten-Geklimper, wie eine moderne Variante irgendwelcher Country-Soungs – das ist ausgesprochen nett anzuhören und wird sicher seine Fans finden.
Von beiden Künstlern plus ihren Begleitbands werde ich sicher nie der große Fan werden. Musikalisch ist das aber jeweils gelungene Pop-Musik – was will man eigentlich mehr?
Swetlana Alexijewitsch
Ich habe von der weißrussischen Autorin Swetlana Alexijewitsch erst erfahren, als sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat. Während der Buchmesse bekam ich davon leider nur mit, wer den Preis erhalten hatte, mehr aber nicht – man ist bei einer solchen Veranstaltung eh viel zu sehr damit beschäftigt, seinen eigenen Kram auf die Reihe zu bekommen.
Umso erfreulicher ist, dass die Rede der Preisträgerin nebst anderen Beiträgen in einem schönen Heft des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels dokumentiert worden ist. Am gestrigen Abend nahm ich mir die Zeit und las sie – auf Papier, konservativ wie ich bin.
Auszüge aus diesen Reden finden sich haufenfach im Internet; wer mag, kann googeln oder sonstwie suchen. Mich hat die Art der Autorin berührt, sich auf künstlerische Art den wirklich fiesen Themen ihrer Heimat zu nähern: Tschernobyl, die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, Afghanistan, dazu die Verelendung und Vereinsamung zahlreicher Menschen.
Ich habe das Gefühl, es gäbe hier eine Autorin zu entdecken, die sich nicht in literarischer Nabelschau verliert, sondern wirklich etwas zu sagen hat. Mal schauen, ob und wann ich dazu komme, mich mit dem Werk dieser Autorin zu beschäftigen ...
Umso erfreulicher ist, dass die Rede der Preisträgerin nebst anderen Beiträgen in einem schönen Heft des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels dokumentiert worden ist. Am gestrigen Abend nahm ich mir die Zeit und las sie – auf Papier, konservativ wie ich bin.
Auszüge aus diesen Reden finden sich haufenfach im Internet; wer mag, kann googeln oder sonstwie suchen. Mich hat die Art der Autorin berührt, sich auf künstlerische Art den wirklich fiesen Themen ihrer Heimat zu nähern: Tschernobyl, die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, Afghanistan, dazu die Verelendung und Vereinsamung zahlreicher Menschen.
Ich habe das Gefühl, es gäbe hier eine Autorin zu entdecken, die sich nicht in literarischer Nabelschau verliert, sondern wirklich etwas zu sagen hat. Mal schauen, ob und wann ich dazu komme, mich mit dem Werk dieser Autorin zu beschäftigen ...
23 Oktober 2013
Dieter Pfaff und ich
Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«
Am 5. März 2013 starb der beliebte Schauspieler Dieter Pfaff in Hamburg; ich hatte einige Filme gesehen, in denen er die Hauptrolle spielte. Und als ich heute einmal wieder einige alte Fotos zur Seite räumte, fiel mir ein Motiv in die Hände, das mich mit ihm zeigt. Das Bild ist bereits elf Jahre alt, aber ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Tag.
Der Regisseur und Produzent Marcus O. Rosenmüller drehte an einem warmen Tag im September einige Szenen im Hauptfriedhof von Karlsruhe, und ich hatte die Gelegenheit, mir das mal genauer anzuschauen. Es war tatsächlich das erste Mal, dass ich bei Dreharbeiten zu einem Spielfilm dabei war und mal »live« mitbekam, wie die Profis eine Szene drehen.
Es handelte sich um eine Folge der Serie »Bloch«, die vom Südwestrundfunk in Baden-Baden produziert wurde. Dabei spielte Dieter Pfaff den Psychotherapeuten Dr. Maximilian Bloch, und die Kritik bescheinigte dem Schauspieler stets, die Rolle sei ihm »auf den Leib geschrieben«.
Im Gespräch (ich bin der mit dem grünen Hemd, Bloch ist der Mann in der Mitte, rechts im Bild sieht man Marcus O. Rosenmüller) erwies er sich als witzig und gut gelaunt. Er klopfte allerlei Sprüche und ließ sich auch dadurch nicht stressen, dass eine Szene mehrfach wiederholt werden musste.
Am 5. März 2013 starb der beliebte Schauspieler Dieter Pfaff in Hamburg; ich hatte einige Filme gesehen, in denen er die Hauptrolle spielte. Und als ich heute einmal wieder einige alte Fotos zur Seite räumte, fiel mir ein Motiv in die Hände, das mich mit ihm zeigt. Das Bild ist bereits elf Jahre alt, aber ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Tag.
Der Regisseur und Produzent Marcus O. Rosenmüller drehte an einem warmen Tag im September einige Szenen im Hauptfriedhof von Karlsruhe, und ich hatte die Gelegenheit, mir das mal genauer anzuschauen. Es war tatsächlich das erste Mal, dass ich bei Dreharbeiten zu einem Spielfilm dabei war und mal »live« mitbekam, wie die Profis eine Szene drehen.
Es handelte sich um eine Folge der Serie »Bloch«, die vom Südwestrundfunk in Baden-Baden produziert wurde. Dabei spielte Dieter Pfaff den Psychotherapeuten Dr. Maximilian Bloch, und die Kritik bescheinigte dem Schauspieler stets, die Rolle sei ihm »auf den Leib geschrieben«.
Im Gespräch (ich bin der mit dem grünen Hemd, Bloch ist der Mann in der Mitte, rechts im Bild sieht man Marcus O. Rosenmüller) erwies er sich als witzig und gut gelaunt. Er klopfte allerlei Sprüche und ließ sich auch dadurch nicht stressen, dass eine Szene mehrfach wiederholt werden musste.
22 Oktober 2013
Fan von Philip Maloney
In der Hörbuchserie »Große Stimmen starke Krimis«, die ich wegen einer PERRY RHODAN-Zuarbeit erhalten habe, ist auch ein Hörbuch dabei, das auf Erzählungen des Schriftstellers Roger Graf beruht: Philip Maloney ist der Held dieser Erzählungen, und die Krimifälle sind super.
Ich finde sie total witzig, sie werden in einem lakonischen Ton erzählt, und die Hörbuchversion ist dank der trockenen Artikulation des Schauspielers Armin Rohde zusätzlich sehr witzig. Soweit so gut – aber jetzt habe ich festgestellt, dass es Philip Maloney auch als Film gibt: drei Folgen, die man bei Youtube anschauen kann.
Wer mag, nehme sich die Zeit: Die Filme sind nämlich absolut ungewöhnlich. Es handeln Lego-Figuren, die sich in einer Lego-Umgebung bewegen. Das ist originell gemacht und macht einen richtig guten Eindruck: ein Beispiel dafür, wie man aus einer Geschichte ein cooles Hörbuch und einen coolen Film machen kann.
Ich finde sie total witzig, sie werden in einem lakonischen Ton erzählt, und die Hörbuchversion ist dank der trockenen Artikulation des Schauspielers Armin Rohde zusätzlich sehr witzig. Soweit so gut – aber jetzt habe ich festgestellt, dass es Philip Maloney auch als Film gibt: drei Folgen, die man bei Youtube anschauen kann.
Wer mag, nehme sich die Zeit: Die Filme sind nämlich absolut ungewöhnlich. Es handeln Lego-Figuren, die sich in einer Lego-Umgebung bewegen. Das ist originell gemacht und macht einen richtig guten Eindruck: ein Beispiel dafür, wie man aus einer Geschichte ein cooles Hörbuch und einen coolen Film machen kann.
21 Oktober 2013
Zimmer mit Main-Blick
Ich habe nichts gegen ein richtig gutes Hotel, wenngleich ich mir das privat normalerweise nicht leisten kann – wobei ich dank geschickter Internet-Recherche im Verlauf der Jahre schon das eine oder andere superschicke und teure Hotel besuchen konnte. Während der Frankfurter Buchmesse war ich im Lindner-Hotel Main-Plaza untergebracht, und der Schuppen brachte es tatsächlich hin, schick zu wirken, ohne protzig zu sein.
Eine beeindruckende Fassade hatte das Ding schon mal: wie ein Turm, der direkt am Main steht und über die Innenstadt blickt. Von meinem Fenster im zweiten Stock konnte ich leider nur hinaus in den Nieselregen schauen, aber bei schönem Wetter und einem höheren Stockwerk hatte das sicher einen Hauch von New-York-Gefühl. Es fehlte nur noch ein Mann am Klavier, der mit schwarzem Anzug an der Rezeption saß und »NewYork New York« trällerte.
Mein Zimmer – alle Räume waren recht individuell geschnitten – erwies sich als mittelgroßer Tanzsaal. Im Verlauf der vergangenen dreißig Jahre hatte ich genug Konzerte in kleineren Räumlichkeiten gesehen. Alles war sauber und piekfein, aber eben nicht übertrieben: Sitzecke und Kochecke, Schreibtisch und kleiner Bistrotisch, großes Bett und praktischer Schrank.
Was ich nicht nutzte, waren das Schwimmbad und die Sauna. Mir genügte, dass ich von meinem Fenster aus auf das Schwimmbecken hinunterschauen konnte; aber eigentlich war ich selbst doof, dass ich es nicht besuchte. Dafür trank ich leckere Cocktails in der Bar und frühstückte im schönen Frühstückssaal.
Ich weiß, das klingt jetzt alles so, als wollte ich unbedingt als Jubelperser in die Geschichte eingehen. Aber mir fällt bei diesem Hotel nichts ein, was mir missfiel. Sogar die Leute, die dort arbeiteten, vermittelten das Gefühl, dass es ihnen Spaß machte – soviel Professionalität finde ich super.
Anders gesagt: Wer in Frankfurt schick absteigen will, sollte sich den Namen »Main Plaza« mal merken. (Wer in Frankfurt auf Punkrock-Konzerte gehen möchte, kann von mir im übrigen ebenfalls wertvolle Tipps erhalten ...)
Eine beeindruckende Fassade hatte das Ding schon mal: wie ein Turm, der direkt am Main steht und über die Innenstadt blickt. Von meinem Fenster im zweiten Stock konnte ich leider nur hinaus in den Nieselregen schauen, aber bei schönem Wetter und einem höheren Stockwerk hatte das sicher einen Hauch von New-York-Gefühl. Es fehlte nur noch ein Mann am Klavier, der mit schwarzem Anzug an der Rezeption saß und »NewYork New York« trällerte.
Mein Zimmer – alle Räume waren recht individuell geschnitten – erwies sich als mittelgroßer Tanzsaal. Im Verlauf der vergangenen dreißig Jahre hatte ich genug Konzerte in kleineren Räumlichkeiten gesehen. Alles war sauber und piekfein, aber eben nicht übertrieben: Sitzecke und Kochecke, Schreibtisch und kleiner Bistrotisch, großes Bett und praktischer Schrank.
Was ich nicht nutzte, waren das Schwimmbad und die Sauna. Mir genügte, dass ich von meinem Fenster aus auf das Schwimmbecken hinunterschauen konnte; aber eigentlich war ich selbst doof, dass ich es nicht besuchte. Dafür trank ich leckere Cocktails in der Bar und frühstückte im schönen Frühstückssaal.
Ich weiß, das klingt jetzt alles so, als wollte ich unbedingt als Jubelperser in die Geschichte eingehen. Aber mir fällt bei diesem Hotel nichts ein, was mir missfiel. Sogar die Leute, die dort arbeiteten, vermittelten das Gefühl, dass es ihnen Spaß machte – soviel Professionalität finde ich super.
Anders gesagt: Wer in Frankfurt schick absteigen will, sollte sich den Namen »Main Plaza« mal merken. (Wer in Frankfurt auf Punkrock-Konzerte gehen möchte, kann von mir im übrigen ebenfalls wertvolle Tipps erhalten ...)
19 Oktober 2013
Was für ein Krimi-Kracher!
Ich könnte ja jetzt großkotzig behaupten, dass ich auf der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr den amerikanischen Schriftsteller Joe R. Lansdale kennengelernt habe. Das wäre aber gelogen. Der Mann war da, und ich war auch am Stand des Golkonda-Verlages, als er dort Autogramme gab – aber dann ließ ich es sein, dort anzustehen, und ging zu meiner eigentlichen Arbeit zurück.
Eigentlich bin ich ja glücklich damit, seine Romane zu lesen. So schnappte ich mir dieser Tage endlich »Wilder Winter«, der hierzulande schon 2006 im Shayol-Verlag erschienen ist, bei mir bisher aber im Lesestapel vergammelte. Es handelt sich um den ersten Band einer Reihe um die Helden Hap und Leonard – und der Band hat es echt in sich.
Hauptfiguren sind Hap Collins, ein heterosexueller Weißer, der den Krieg verweigert hat, und Leonard Pine, ein schwarzer und schwuler Veteran des Vietnamkrieges. Die beiden schlagen sich als mies bezahlte Saisonarbeiter in Texas durch, streiten sich immer wieder, sind aber die besten Freunde.
Als Trudy auftaucht, eine gutaussehende Blondine und zugleich die Ex-Frau Haps, verändert sich das arbeitsreiche, aber eigentlich gemütliche Leben der beiden. Auf einmal geht es um eine Million Dollar, die auf dem Grund eines Flusses liegen, und um ehemalige Revolutionäre, die auf das »große Geld« scharf sind.
»Wilder Winter« ist lakonisch erzählt und richtig spannend. Knappe Dialoge und ebenso knappe Beschreibungen treiben die Handlung voran; sowohl Hap als auch Leonard sind überzeugende und sehr coole Figuren, die mit Waffen ebensogut umzugehen wissen wie mit dem Mundwerk.
Dabei bleibt Lansdale den Tugenden treu, die ich als Lansdale-Fan schon seit zwei Jahrzehnten kenne: Der Humor ist extrem trocken, und notfalls spritzt das Blut auch quer über die Seiten eines Buches. Er schildert realitätsnah und drastisch und spart nicht an Seitenhieben aller Art; wer gerne »politisch korrekt« liest, kommt bei dieser Ansammlung von wüsten Sprüchen NICHT auf seine Kosten.
Der Roman ist ebenso klasse wie alle anderen Lansdale-Krimis; als klassischer Kriminalroman kann man ihn nicht bezeichnen. Aber er ist raffiniert geschriebenes und mitreißendes Lesefutter auf hohem Niveau – super!
Eigentlich bin ich ja glücklich damit, seine Romane zu lesen. So schnappte ich mir dieser Tage endlich »Wilder Winter«, der hierzulande schon 2006 im Shayol-Verlag erschienen ist, bei mir bisher aber im Lesestapel vergammelte. Es handelt sich um den ersten Band einer Reihe um die Helden Hap und Leonard – und der Band hat es echt in sich.
Hauptfiguren sind Hap Collins, ein heterosexueller Weißer, der den Krieg verweigert hat, und Leonard Pine, ein schwarzer und schwuler Veteran des Vietnamkrieges. Die beiden schlagen sich als mies bezahlte Saisonarbeiter in Texas durch, streiten sich immer wieder, sind aber die besten Freunde.
Als Trudy auftaucht, eine gutaussehende Blondine und zugleich die Ex-Frau Haps, verändert sich das arbeitsreiche, aber eigentlich gemütliche Leben der beiden. Auf einmal geht es um eine Million Dollar, die auf dem Grund eines Flusses liegen, und um ehemalige Revolutionäre, die auf das »große Geld« scharf sind.
»Wilder Winter« ist lakonisch erzählt und richtig spannend. Knappe Dialoge und ebenso knappe Beschreibungen treiben die Handlung voran; sowohl Hap als auch Leonard sind überzeugende und sehr coole Figuren, die mit Waffen ebensogut umzugehen wissen wie mit dem Mundwerk.
Dabei bleibt Lansdale den Tugenden treu, die ich als Lansdale-Fan schon seit zwei Jahrzehnten kenne: Der Humor ist extrem trocken, und notfalls spritzt das Blut auch quer über die Seiten eines Buches. Er schildert realitätsnah und drastisch und spart nicht an Seitenhieben aller Art; wer gerne »politisch korrekt« liest, kommt bei dieser Ansammlung von wüsten Sprüchen NICHT auf seine Kosten.
Der Roman ist ebenso klasse wie alle anderen Lansdale-Krimis; als klassischer Kriminalroman kann man ihn nicht bezeichnen. Aber er ist raffiniert geschriebenes und mitreißendes Lesefutter auf hohem Niveau – super!
18 Oktober 2013
Noch eine Buchmessegeschichte
Freitag mittag in der »Rotisserie«: Mit Autoren und Literaturagenten treffen wir uns, um ein wenig über das laufende Geschäft zu reden. Die »Rotisserie« ist das Restaurant direkt neben der Halle für die ausländischen Verlage, es herrscht also ein mehrsprachiges Stimmengewirr. Bei uns am Tisch wird Deutsch in unterschiedlichen Dialektvarianten gesprochen, wir sind alle recht lustig und überdreht.
Bei der Bedienung bestelle ich das einzig vegetarische Gericht auf der Karte: irgendein Kartoffelpuffer mit einer grünen Soße, angeblich etwas typisches für Frankfurt. Es dauert ewig, bis die gestresste Dame wieder auftaucht. Sie offeriert Schnitzel mit grüner Soße, aber niemand möchte es: Die einen am Tisch hatten schon vor mir bestellt und gegessen, der Hungrige – also ich – erweist sich seit zwanzig Jahren als Vegetarier.
Die Dame ist sichtlich sauer, das sei doch bestellt worden. Ich erinnere sie daran, dass ich sogar mit dem Finger auf die Zeile in der Speisekarte gezeigt haben; so was mache ich gern, um Missverständnisse auszuschließen. Die Dame ist sehr im Stress; dass sie mich nicht vor versammelter Mannschaft anschnauzt ist alles.
Frustriert rauscht die Dame ab. Der Geschäftsführer erscheint, ein Mann in dunklem Anzug. Er fragt nach dem Schnitzel, ich erkläre ihm alles, sekundiert von mehreren Menschen am Tisch. Der Herr entschuldigt sich wortreich und verschwindet.
Im Spiegel sehe ich, wie er und die Dame aufeinander treffen. Es gibt Geschrei und ein hektisches Gestikulieren – ich befürchte bereits, dass Teller und Besteck durch die Gegend fliegen. Aber alles bleibt heil.
Als die Dame mein bestelltes Essen bringt, ist sie höflich-professionell. Ebenso höflich-professionell bedanke ich mich. Es schmeckt gut, es ist mein bestes Essen während dieser Messetage – was leider keine besonders gute Auszeichnung ist. Danach halte ich mich wieder an Kekse und Schokoriegel bei uns am Messestand ...
Bei der Bedienung bestelle ich das einzig vegetarische Gericht auf der Karte: irgendein Kartoffelpuffer mit einer grünen Soße, angeblich etwas typisches für Frankfurt. Es dauert ewig, bis die gestresste Dame wieder auftaucht. Sie offeriert Schnitzel mit grüner Soße, aber niemand möchte es: Die einen am Tisch hatten schon vor mir bestellt und gegessen, der Hungrige – also ich – erweist sich seit zwanzig Jahren als Vegetarier.
Die Dame ist sichtlich sauer, das sei doch bestellt worden. Ich erinnere sie daran, dass ich sogar mit dem Finger auf die Zeile in der Speisekarte gezeigt haben; so was mache ich gern, um Missverständnisse auszuschließen. Die Dame ist sehr im Stress; dass sie mich nicht vor versammelter Mannschaft anschnauzt ist alles.
Frustriert rauscht die Dame ab. Der Geschäftsführer erscheint, ein Mann in dunklem Anzug. Er fragt nach dem Schnitzel, ich erkläre ihm alles, sekundiert von mehreren Menschen am Tisch. Der Herr entschuldigt sich wortreich und verschwindet.
Im Spiegel sehe ich, wie er und die Dame aufeinander treffen. Es gibt Geschrei und ein hektisches Gestikulieren – ich befürchte bereits, dass Teller und Besteck durch die Gegend fliegen. Aber alles bleibt heil.
Als die Dame mein bestelltes Essen bringt, ist sie höflich-professionell. Ebenso höflich-professionell bedanke ich mich. Es schmeckt gut, es ist mein bestes Essen während dieser Messetage – was leider keine besonders gute Auszeichnung ist. Danach halte ich mich wieder an Kekse und Schokoriegel bei uns am Messestand ...
17 Oktober 2013
Channel 3 wieder gehört
Heute ist es für mich unverständlich, aber es gab zu Beginn der 90er-Jahre eine Phase, in der ich bewusst CDs gekauft habe. Der Grund lag
auf der Hand: Es handelte sich um ein neues Format, auf dem unter anderem alte Schallplatten neu aufgelegt wurden, vor allem Platten, die man nur für teures Geld kaufen konnte, wenn man sie anno dunnemals verpasst hatte.
Aus diesem Grund erstand ich von der kalifornischen Band Channel 3 eine CD, die 1991 von Anagram Records veröffentlicht worden war. Sie enthielt die Schallplatten »I've Got A Gun« von 1982 und »After The Lights Go Out« von 1983. Weil ich die Band heuer zum ersten Mal gesehen habe, kramte ich die CD aus dem Stapel hervor und hörte sie mal wieder an.
Sie blieb lange im CD-Player im Auto, begleitete mich auf die Buchmesse nach Frankfurt und zurück und über diverse andere Strecken. Denn die Musik ist nach wie vor richtig gut: Was anfangs der 80er-Jahre dazu beitrug den speziellen Hardcore-Punk in Kalifornien mitzubegründen, hörte sich 1991 immer noch gut an und klingt 2013 erst recht klasse. Die Musik ist schnell und energiegeladen, die Stücke werden dynamisch vorangetrieben.
Heute haut einen das nicht mehr vom Sockel, heute ist der Hardcore eh in der metallischen Ecke gelandet. Damals war dieser treibende Sound mit der charakteristischen Stimme aber sehr eindrucksvoll – und auch heute noch finde ich das stark. Aus nachvollziehbaren Gründen erinnert mich das an Bad Religion zu der Zeit, als sie ihr Meisterwerk »Suffer« veröffentlichten.
Sagen wir's so: Diesmal wird die CD nicht mehr so lange in einem Stapel versacken; ich habe festgestellt, dass sie hervorragend als Autofahrermusik taugt.
auf der Hand: Es handelte sich um ein neues Format, auf dem unter anderem alte Schallplatten neu aufgelegt wurden, vor allem Platten, die man nur für teures Geld kaufen konnte, wenn man sie anno dunnemals verpasst hatte.
Aus diesem Grund erstand ich von der kalifornischen Band Channel 3 eine CD, die 1991 von Anagram Records veröffentlicht worden war. Sie enthielt die Schallplatten »I've Got A Gun« von 1982 und »After The Lights Go Out« von 1983. Weil ich die Band heuer zum ersten Mal gesehen habe, kramte ich die CD aus dem Stapel hervor und hörte sie mal wieder an.
Sie blieb lange im CD-Player im Auto, begleitete mich auf die Buchmesse nach Frankfurt und zurück und über diverse andere Strecken. Denn die Musik ist nach wie vor richtig gut: Was anfangs der 80er-Jahre dazu beitrug den speziellen Hardcore-Punk in Kalifornien mitzubegründen, hörte sich 1991 immer noch gut an und klingt 2013 erst recht klasse. Die Musik ist schnell und energiegeladen, die Stücke werden dynamisch vorangetrieben.
Heute haut einen das nicht mehr vom Sockel, heute ist der Hardcore eh in der metallischen Ecke gelandet. Damals war dieser treibende Sound mit der charakteristischen Stimme aber sehr eindrucksvoll – und auch heute noch finde ich das stark. Aus nachvollziehbaren Gründen erinnert mich das an Bad Religion zu der Zeit, als sie ihr Meisterwerk »Suffer« veröffentlichten.
Sagen wir's so: Diesmal wird die CD nicht mehr so lange in einem Stapel versacken; ich habe festgestellt, dass sie hervorragend als Autofahrermusik taugt.
16 Oktober 2013
Artikel im AN 243
Ooooookay, es ist »nur« ein Artikel über meinen Job, aber immerhin: In der aktuellen Ausgabe 243 des Fanzines »Andromeda Nachrichten« ist ein Beitrag von mir erschienen; dabei geht es um die Science-Fiction-Serie PERRY RHODAN NEO, an deren Erscheinen ich nicht unbeteiligt bin. Die erste Ausgabe kam im Oktober 2011 heraus, in meinem Beitrag würdige ich diese zwei Jahre.
Das passt zum Inhalt des gesamten Heftes, das der Science-Fiction-Club Deutschland herausgibt. Die gesamte Bandbreite des Genres wird zwar nicht dargestellt, dafür ist es zu sehr ein Programmheft für den diesjährigen BuchmesseCon – aber man kann ja nicht alles haben. Geschmeichelt wurde ich auf jeden Fall auch durch ein Porträt.
Das passt zum Inhalt des gesamten Heftes, das der Science-Fiction-Club Deutschland herausgibt. Die gesamte Bandbreite des Genres wird zwar nicht dargestellt, dafür ist es zu sehr ein Programmheft für den diesjährigen BuchmesseCon – aber man kann ja nicht alles haben. Geschmeichelt wurde ich auf jeden Fall auch durch ein Porträt.
15 Oktober 2013
Peter Pank als Einbrecher
In der aktuellen Folge 46 meines Fortsetzungsromans »Und: Hardcore!« geht es erneut um einen Einbruch: Peter Meißner, den alle nur Peter Pank nennen, ist mit einem dicklichen Journalisten und einer ziemlich coolen Frau in ein Haus eingedrungen, das dem örtlichen Nazi-Anführer gehört. Dort suchen sie nach Schlüsseln.
Soweit die kurze Zusammenfassung für diesen Text-Teil, der in der Ausgabe 110 des Ox-Fanzines veröffentlicht worden ist. Ich bin selbst immer wieder völlig baff, wie lange diese Fortsetzungsgeschichte schon läuft.
Gelegentlich werde ich von Lesern danach gefragt; es scheint die Leute also zu interessieren, was aus dem guten Peter und seinen Bekannten und Freunden so wird. Soviel kann ich verraten: Die Geschichte ist bereits in der Zielgeraden; es geht nicht mehr lange bis zu ihrem Ende.
Soweit die kurze Zusammenfassung für diesen Text-Teil, der in der Ausgabe 110 des Ox-Fanzines veröffentlicht worden ist. Ich bin selbst immer wieder völlig baff, wie lange diese Fortsetzungsgeschichte schon läuft.
Gelegentlich werde ich von Lesern danach gefragt; es scheint die Leute also zu interessieren, was aus dem guten Peter und seinen Bekannten und Freunden so wird. Soviel kann ich verraten: Die Geschichte ist bereits in der Zielgeraden; es geht nicht mehr lange bis zu ihrem Ende.
14 Oktober 2013
Gelsenkirchen wartet
Wer mich unbedingt mal wieder auf einer Bühne sehen will, muss sich bis November gedulden. Dann sind nämlich die »Tage der Populären Kultur« in Gelsenkirchen; neben Koryphäen wie Andreas Eschbach und Denis Scheck werde ich ebenfalls mal auf einer Vortragsbühne zu sehen sein. Allerdings nicht privat, sondern nur in meiner Funktion als Redakteur der PERRY RHODAN-Serie.
Wenn ich mich recht erinnere, wird es mein zweiter Besuch überhaupt in dieser Stadt sein. In den 80er-Jahren wohnte in Gelsenkirchen der Science-Fiction- und Fantasy-Fan Michael Bergmann, der zudem ein Herz für Krachmusik hatte. Mit ihm zog ich einmal ein Wochenende lang durch einige Kneipen der Stadt; das fand ich damals sowohl seltsam als auch irgendwie sehr spannend.
Jetzt also wieder Gelsenkirchen, diesmal sicher seriöser. Wer Lust auf diese »Tage« hat, kann sich geistig-moralisch schon einmal darauf einstellen. Einen schönen Vorbericht dazu gibt es auf der Seite »Der Westen«.
Wenn ich mich recht erinnere, wird es mein zweiter Besuch überhaupt in dieser Stadt sein. In den 80er-Jahren wohnte in Gelsenkirchen der Science-Fiction- und Fantasy-Fan Michael Bergmann, der zudem ein Herz für Krachmusik hatte. Mit ihm zog ich einmal ein Wochenende lang durch einige Kneipen der Stadt; das fand ich damals sowohl seltsam als auch irgendwie sehr spannend.
Jetzt also wieder Gelsenkirchen, diesmal sicher seriöser. Wer Lust auf diese »Tage« hat, kann sich geistig-moralisch schon einmal darauf einstellen. Einen schönen Vorbericht dazu gibt es auf der Seite »Der Westen«.
Der Nachdermesseblues
Eigentlich ist eine Buchmesse eine ganz schön stressige Angelegenheit, und wenn die Geschichte vorüber ist, kann man nur froh sein: Mehrere Tage lang erträgt man schlechtes Essen und schlechte Luft, den teilweise fürchterlichen Mundgeruch einiger Gesprächspartner und ihr manchmal irritierendes Verhalten (im Wissen, dass man auf andere ebenso wirken könnte ...), eine ununterbrochene Geräuschkulisse und ein Mehr an Kommunikation, das zumindest ich auf Dauer nicht mag.
Also war ich heilfroh, als ich am Samstag abend nach dem BuchmesseCon – zu diesem sollte ich auch noch einiges schreiben – den Weg in Richtung Heimat antreten konnte. Ich war müde, ich hätte im Stehen schlafen können, und auf der Rückfahrt verfiel ich zuerst in einen Laber-Flash, den meine Mitfahrerinnen tapfer ertrugen, und dann in ein vergleichsweise lange andauerndes Schweigen.
Der Samstag endete geruhsam, der Sonntag begann ebenso. Und ich stellte fest, dass ich am liebsten noch einmal auf die Buchmesse gefahren wäre. Den Ausstellerausweis hatte ich noch, ich wäre also kostenlos hineingekommen.
Ach, wäre das schön!, dachte ich. Einfach mal so ganz privat durch die Hallen schlendern und schöne Bücher angucken. Bekannte aus anderen Verlagen treffen, ohne Termindruck mal hierhin, mal dorthin gucken. Aber dann unterdrückte ich diesen Gedanken. Es wurde trotz des Buchmesse-Blues ein schöner Sonntag ...
Also war ich heilfroh, als ich am Samstag abend nach dem BuchmesseCon – zu diesem sollte ich auch noch einiges schreiben – den Weg in Richtung Heimat antreten konnte. Ich war müde, ich hätte im Stehen schlafen können, und auf der Rückfahrt verfiel ich zuerst in einen Laber-Flash, den meine Mitfahrerinnen tapfer ertrugen, und dann in ein vergleichsweise lange andauerndes Schweigen.
Der Samstag endete geruhsam, der Sonntag begann ebenso. Und ich stellte fest, dass ich am liebsten noch einmal auf die Buchmesse gefahren wäre. Den Ausstellerausweis hatte ich noch, ich wäre also kostenlos hineingekommen.
Ach, wäre das schön!, dachte ich. Einfach mal so ganz privat durch die Hallen schlendern und schöne Bücher angucken. Bekannte aus anderen Verlagen treffen, ohne Termindruck mal hierhin, mal dorthin gucken. Aber dann unterdrückte ich diesen Gedanken. Es wurde trotz des Buchmesse-Blues ein schöner Sonntag ...
11 Oktober 2013
Die Essens-Galaxis
Der Regen tröpfelte auf Sachsenhausen herab, das Kopfsteinpflaster glänzte im Schein der Lampen; nur wenige Passanten waren unterwegs. Ich hatte an diesem Donnerstag abend das Bedürfnis, mich zu bewegen, und eilte durch die Seitenstraßen unweit unseres Messehotels. Der Kapuzenpulli durchnässte langsam, einen Regenschirm besaß ich nicht, und meine Stoffturnschuhe sogen sich mit Feuchtigkeit voll.
Recht spontan entschloss ich mich, einen Schnellimbiss aufzusuchen: Ich hatte Hunger, und der Nieselregen nervte. Ich landete in der Food-Galaxy, wo ich der einzige Gast war. Was mich normalerweise eher abgeschreckt hatte, fand ich an dem Abend angebracht, ich wollte meine Ruhe, hatte keine Lust auf ausufernde Gespräche und starrte lieber in die Zeitung, die ich mitgebracht hatte.
Das Essen war erstaunlich gut. Ich futterte ein indisches Pilzgericht, das mir schmeckte. Dazu reichte man mir ein Pils, das passenderweise in einem Weizenbierglas serviert wurde; der Stilbruch störte nicht. Der Spaß war preiswert, alles war in Ordnung, und als ich wieder in die Nacht von Sachsenhausen hinaustrat, hatte bereits der Regen aufgehört.
So verbrachte ich meinen Donnerstag. Nicht spannend, ganz und gar nicht, eher eine Spur von langweilig. Aber mir war danach, und die Vorstellung, zu cooler Clubmusik auf einer Verlagsparty herumzustehen, bescherte mir kein wohliges Seufzen ...
Recht spontan entschloss ich mich, einen Schnellimbiss aufzusuchen: Ich hatte Hunger, und der Nieselregen nervte. Ich landete in der Food-Galaxy, wo ich der einzige Gast war. Was mich normalerweise eher abgeschreckt hatte, fand ich an dem Abend angebracht, ich wollte meine Ruhe, hatte keine Lust auf ausufernde Gespräche und starrte lieber in die Zeitung, die ich mitgebracht hatte.
Das Essen war erstaunlich gut. Ich futterte ein indisches Pilzgericht, das mir schmeckte. Dazu reichte man mir ein Pils, das passenderweise in einem Weizenbierglas serviert wurde; der Stilbruch störte nicht. Der Spaß war preiswert, alles war in Ordnung, und als ich wieder in die Nacht von Sachsenhausen hinaustrat, hatte bereits der Regen aufgehört.
So verbrachte ich meinen Donnerstag. Nicht spannend, ganz und gar nicht, eher eine Spur von langweilig. Aber mir war danach, und die Vorstellung, zu cooler Clubmusik auf einer Verlagsparty herumzustehen, bescherte mir kein wohliges Seufzen ...
10 Oktober 2013
Latino-Jazz-Gedudel
Zum Höhepunkt des zweiten Messetages fährt die Frankfurter Buchmesse noch mal alles auf, was einen so richtig nerven kann: An einem Verlagsstand, keine zwanzig Meter Luftlinie von meinem Arbeitsplatz entfernt, spielt eine Band, nein, eine Combo müsste man in diesem Fall sagen. Der Sound ist laut, er übertönt das übliche Stimmengesumme, das durch die Halle wabert, und wenn man sich unterhalten will, muss man ganz schön laut sein.
Der Stil erweist sich als eine Mixtur aus irgendwelchen lateinamerikanischen Zeugs – ich höre zeitweise sogar eine Steeldrum heraus oder bilde mir das ein – und Jazz, gemischt mit einem netten Frauengesang. Womöglich ist die Band gar nicht mal schlecht, aber nach einem langen Messetag ist so etwas eine harte Belastung.
Immerhin gab es heute ein gesundes Mittagessen: Verteilt auf zwei Mahlzeiten verspeiste ich je ein »Snickers« gegen den Hunger und einen Apfel für die Gesundheit. Und zur 17-Uhr-Besprechung gab es ein gefühltes halbes Pfund mit Erdnuss-Flips. Mahlzeit!
Der Stil erweist sich als eine Mixtur aus irgendwelchen lateinamerikanischen Zeugs – ich höre zeitweise sogar eine Steeldrum heraus oder bilde mir das ein – und Jazz, gemischt mit einem netten Frauengesang. Womöglich ist die Band gar nicht mal schlecht, aber nach einem langen Messetag ist so etwas eine harte Belastung.
Immerhin gab es heute ein gesundes Mittagessen: Verteilt auf zwei Mahlzeiten verspeiste ich je ein »Snickers« gegen den Hunger und einen Apfel für die Gesundheit. Und zur 17-Uhr-Besprechung gab es ein gefühltes halbes Pfund mit Erdnuss-Flips. Mahlzeit!
09 Oktober 2013
Der Messe-Schlepper
Ich kann niemanden dafür verantwortlich machen, es war und ist meine eigene Doofheit: »Ich kann ja einige Sachen mit auf die Messe nehmen«, schlug ich großartig vor. Das hatte ich dann davon: Vom Parkplatz aus schleppte ich neben meiner Laptoptasche noch einen Bananenkarton mit Prospekten sowie eine Metallstange mit mir durch das Gelände der Frankfurter Buchmesse. Ich hatte einen Anzug an, wie immer, und die Krawatte umgebunden, und ich kam ordentlich ins Schwitzen.
Es fehlte nicht an wohlmeinenden Ratschlägen der Bekannten, die ich schon auf den ersten 800 Metern traf: Ich solle mir doch einen Wagen nehmen, ich könnte doch zweimal gehen, und so weiter. Ganz schön auch: »Musst du das tragen? Du bist doch der Chefredakteur.«
Ich schaffte es, und ich behielt die Laune. Danach war ich auch geschafft. Einen Kaffee später ging es mir wieder besser. Und so konnte ab 10 Uhr morgens das diesjährige Buchmesse-Abenteuer beginnen ...
Es fehlte nicht an wohlmeinenden Ratschlägen der Bekannten, die ich schon auf den ersten 800 Metern traf: Ich solle mir doch einen Wagen nehmen, ich könnte doch zweimal gehen, und so weiter. Ganz schön auch: »Musst du das tragen? Du bist doch der Chefredakteur.«
Ich schaffte es, und ich behielt die Laune. Danach war ich auch geschafft. Einen Kaffee später ging es mir wieder besser. Und so konnte ab 10 Uhr morgens das diesjährige Buchmesse-Abenteuer beginnen ...
08 Oktober 2013
Japan, Indien, Pakistan, China
Warum japanische Punkrock-Bands gerne Bandnamen haben, in denen der englische Begriff »cocks« vorkommt, will ich hier nicht weiter diskutieren. In meiner Radiosendung am Sonntag abend, 6. Oktober 2013, hatte ich es mit Punkrock, Oi! und Hardcore aus Asien zu tun, und ich begann mit Japan.
Die Cockney Cocks und die Discocks standen für klassischen Oi!-Punk, dann aber ließ ich Beyond Description mit ihrem Crust-Geprügel auf die Hörer los. Japan wurde somit schön präsentiert, finde ich.
Pakistan und Indien haben mittlerweile auch eine Punkrock-Szene, was man hierzulande kaum wahrnimmt. Das feine Label Tian An Men Records veröffentlicht entsprechende Platten; da die Bands eh niemandem etwas sagen, verweise ich halt darauf, dass ich von der Sampler-Platte »Never Mind The Taqwacores, Here is The Real Deal« allerlei Punk aus Pakistan spielte und von der LP »Disenfranchised in India« allerlei Punkrock- und Indie-Bands aus Indien zu Gehör brachte.
Zum Abschluss dann noch Oi! aus China: Brain Failure und Mi San Dao sehen aus wie Skinheads, machen eine entsprechende Musik und haben ein teilweise wunderliches Englisch – aber das hat ja auch was. Und als allerletztes Stück servierte ich noch metallischen Hardcore von Recover aus Singapur.
Die Cockney Cocks und die Discocks standen für klassischen Oi!-Punk, dann aber ließ ich Beyond Description mit ihrem Crust-Geprügel auf die Hörer los. Japan wurde somit schön präsentiert, finde ich.
Pakistan und Indien haben mittlerweile auch eine Punkrock-Szene, was man hierzulande kaum wahrnimmt. Das feine Label Tian An Men Records veröffentlicht entsprechende Platten; da die Bands eh niemandem etwas sagen, verweise ich halt darauf, dass ich von der Sampler-Platte »Never Mind The Taqwacores, Here is The Real Deal« allerlei Punk aus Pakistan spielte und von der LP »Disenfranchised in India« allerlei Punkrock- und Indie-Bands aus Indien zu Gehör brachte.
Zum Abschluss dann noch Oi! aus China: Brain Failure und Mi San Dao sehen aus wie Skinheads, machen eine entsprechende Musik und haben ein teilweise wunderliches Englisch – aber das hat ja auch was. Und als allerletztes Stück servierte ich noch metallischen Hardcore von Recover aus Singapur.
Turbostaat machen halt Brillenpunk
Fand ich früher eine Band bei einem Konzert so richtig klasse, kaufte ich mir eine Platte von denen – das Geld reichte nicht viel weiter. Heute überlege ich mir beim Anhören einer gekauften Platte, ob ich mir die Band vielleicht einmal live anschauen soll. So ändern sich die Zeiten ...
Ich bekomme gelegentlich CDs, die ich besprechen oder im Radio spielen soll. Finde ich die Platte gut, nehme ich die CD fürs Radio und kaufe mir die Vinylscheibe für die Sammlung. Das halte ich für einen fairen Deal.
Die neue Platte der Band Turbostaat mag ich. »Stadt der Angst« ist schlau gemacht und geht nach einiger Zeit gut ins Ohr. Die Band spielte am Samstag in Karlsruhe – ich ging aber nicht dahin.
Nicht, weil ich die Band oder die Platte neuerdings nicht mehr gut finde, sondern weil ich bei der Musik einfach weiß, welches Publikum ich bekomme: cool aussehende Studenten sowie Leute, die aussehen, als würden sie studieren. Brillen und Trainingsjacken, um zwei weitere Klischees aufzuzählen. Ich mag das nicht sehen – und deshalb blieb ich daheim.
Das ändert nichts an der Qualität der Platte: intelligente Texte, ein knackiger Rhythmus, dazu die flackernde Gitarre – das ist richtig ordentlich. »Stadt der Angst« hat viel Emo und wenig Punk, verzichtet aber auf jegliches Emo-Geheule. Damit dürfte es für den beinharten Deutschpunker nichts sein, durchaus aber etwas für Leute, deren Punk-Schublade ein wenig größer ist.
Eigentlich macht die Band alles richtig. Auch auf dieser Platte. Nur anschauen wollte ich mir das nicht. Ach ja: Die Vinylscheibe kaufe ich mir natürlich noch!
Ich bekomme gelegentlich CDs, die ich besprechen oder im Radio spielen soll. Finde ich die Platte gut, nehme ich die CD fürs Radio und kaufe mir die Vinylscheibe für die Sammlung. Das halte ich für einen fairen Deal.
Die neue Platte der Band Turbostaat mag ich. »Stadt der Angst« ist schlau gemacht und geht nach einiger Zeit gut ins Ohr. Die Band spielte am Samstag in Karlsruhe – ich ging aber nicht dahin.
Nicht, weil ich die Band oder die Platte neuerdings nicht mehr gut finde, sondern weil ich bei der Musik einfach weiß, welches Publikum ich bekomme: cool aussehende Studenten sowie Leute, die aussehen, als würden sie studieren. Brillen und Trainingsjacken, um zwei weitere Klischees aufzuzählen. Ich mag das nicht sehen – und deshalb blieb ich daheim.
Das ändert nichts an der Qualität der Platte: intelligente Texte, ein knackiger Rhythmus, dazu die flackernde Gitarre – das ist richtig ordentlich. »Stadt der Angst« hat viel Emo und wenig Punk, verzichtet aber auf jegliches Emo-Geheule. Damit dürfte es für den beinharten Deutschpunker nichts sein, durchaus aber etwas für Leute, deren Punk-Schublade ein wenig größer ist.
Eigentlich macht die Band alles richtig. Auch auf dieser Platte. Nur anschauen wollte ich mir das nicht. Ach ja: Die Vinylscheibe kaufe ich mir natürlich noch!
07 Oktober 2013
Jom Kippur vor vierzig Jahren
Wenn ich's mir recht überlege, hat mich vor vier Jahrzehnten ein Ereignis dazu gebracht, mich für Politik zu interessieren: Es war der sogenannte Jom-Kippur-Krieg, der vor fast genau vierzig Jahren begann. Am 6. Oktober 1973 griffen Syrien und Ägypten gleichzeitig ihren Erzfeind Israel an, ausgerechnet an einem der wichtigsten jüdischen Feiertage.
Es gab Zigtausende Tote, auch bei den Israelis war der Blutzoll sehr hoch, und ich war zum ersten Mal so gefesselt von der Weltpolitik, dass ich sehnsüchtig die Nachrichtensendungen im Radio verfolgte oder bei Verwandten versuchte, Nachrichten im Fernsehen anzugucken. In der Schule war dieser Krieg ein Thema, in der Kirche wurde er angesprochen, und die Erwachsenen redeten von nichts anderem mehr.
Es fehlte nicht an historisch-religiösen Schlichtheiten. »Die Israelis können nicht verlieren«, erklärte mir ein Nachbar die weltpolitische Sachlage. »Ihnen wurde von Gott zugesichert, sie seien das auserwählte Volk.« Mit damals neun Jahren war ich zu jung, um auf solchen Unfug adäquat zu reagieren.
Aber ich war fasziniert, als die Israelis endlich zurückschlugen und zum Marsch auf Damaskus und Kairo ansetzten. Und mir war nicht im geringstem bewusst, was ein solcher Krieg an Spätfolgen mit sich bringen könnte. Es tröstet mich heute wenig, dass es den Erwachsenen damals nicht anders ging ...
Es gab Zigtausende Tote, auch bei den Israelis war der Blutzoll sehr hoch, und ich war zum ersten Mal so gefesselt von der Weltpolitik, dass ich sehnsüchtig die Nachrichtensendungen im Radio verfolgte oder bei Verwandten versuchte, Nachrichten im Fernsehen anzugucken. In der Schule war dieser Krieg ein Thema, in der Kirche wurde er angesprochen, und die Erwachsenen redeten von nichts anderem mehr.
Es fehlte nicht an historisch-religiösen Schlichtheiten. »Die Israelis können nicht verlieren«, erklärte mir ein Nachbar die weltpolitische Sachlage. »Ihnen wurde von Gott zugesichert, sie seien das auserwählte Volk.« Mit damals neun Jahren war ich zu jung, um auf solchen Unfug adäquat zu reagieren.
Aber ich war fasziniert, als die Israelis endlich zurückschlugen und zum Marsch auf Damaskus und Kairo ansetzten. Und mir war nicht im geringstem bewusst, was ein solcher Krieg an Spätfolgen mit sich bringen könnte. Es tröstet mich heute wenig, dass es den Erwachsenen damals nicht anders ging ...
06 Oktober 2013
Holzfällerbuben in der Erinnerung
Es ist keine zwei Tage her: Ich zappte mich abends durch das Fernsehprogramm, blieb – ungelogen! – bei Arte hängen und stellte fest, dass »Monty Pythons Wunderbare Welt der Schwerkraft« kam. Mit dem Schlachtruf »Das ist super!« zwang ich alle Anwesenden dazu, sich die nächsten zwanzig Minuten anzuschauen.
Ich hätte es nicht tun sollen. Oder ich hätte zumindest noch mal gründlich nachdenken und meine Erinnerung überprüfen sollen. Machen wir uns nichts vor: Ich hatte den Film irgendwann in den frühen 80er-Jahren gesehen. In Stuttgart, in einem Programmkino. Wir hatten uns damals schlapp gelacht.
Jetzt saß ich vor der Glotze und wunderte mich von Minute zu Minute. Diese absonderliche Mixtur aus schrägen Witzen und lahmen Sketches hatte ich lustig gefunden? Und ich hatte die merkwürdig-dadaistischen Zwischenstücke ohne Hirnschädigungen überstanden? Ich glaubte es nicht und schob es einige Minuten lang auf eine schlechte Synchronisation; diese Ausrede zieht bekanntlich immer.
Nur: Es wurde nicht besser. Ich freute mich dann auf die Holzfäller, auf ihr Holzfäller-Lied und alles, was damit zusammenhängt – das erfreute sich in den 80er-Jahren derartiger Beliebtheit, dass es sogar bei Science-Fiction-Cons gesungen wurde. Um es klar zu sagen: Ich wusste nicht, dass wir in den 80er-Jahren derart Banane waren; der Witz erschloss sich mir 2013 überhaupt nicht.
Und dann bleibt nach zwanzig Minuten Monty Pythons vielleicht folgende Feststellung: Seit damals sind 30 Jahre vergangen, und das Humor-Verständnis hat sich einfach komplett gedreht. Nicht schlimm; höchstens ist verwunderlich, dass ich mich heutzutage darüber wundere ...
Ich hätte es nicht tun sollen. Oder ich hätte zumindest noch mal gründlich nachdenken und meine Erinnerung überprüfen sollen. Machen wir uns nichts vor: Ich hatte den Film irgendwann in den frühen 80er-Jahren gesehen. In Stuttgart, in einem Programmkino. Wir hatten uns damals schlapp gelacht.
Jetzt saß ich vor der Glotze und wunderte mich von Minute zu Minute. Diese absonderliche Mixtur aus schrägen Witzen und lahmen Sketches hatte ich lustig gefunden? Und ich hatte die merkwürdig-dadaistischen Zwischenstücke ohne Hirnschädigungen überstanden? Ich glaubte es nicht und schob es einige Minuten lang auf eine schlechte Synchronisation; diese Ausrede zieht bekanntlich immer.
Nur: Es wurde nicht besser. Ich freute mich dann auf die Holzfäller, auf ihr Holzfäller-Lied und alles, was damit zusammenhängt – das erfreute sich in den 80er-Jahren derartiger Beliebtheit, dass es sogar bei Science-Fiction-Cons gesungen wurde. Um es klar zu sagen: Ich wusste nicht, dass wir in den 80er-Jahren derart Banane waren; der Witz erschloss sich mir 2013 überhaupt nicht.
Und dann bleibt nach zwanzig Minuten Monty Pythons vielleicht folgende Feststellung: Seit damals sind 30 Jahre vergangen, und das Humor-Verständnis hat sich einfach komplett gedreht. Nicht schlimm; höchstens ist verwunderlich, dass ich mich heutzutage darüber wundere ...
05 Oktober 2013
Dem Punkrock-Millionär sein Sohn
Es gibt immer wieder Bücher, die gehen so richtig unter, obwohl sie eigentlich gut und witzig sind und obwohl Verlage hinter ihnen stehen, die eine anständige Marketing-Kampagne machen. Bei »Born To Rock« habe ich das Gefühl, dass es sich um genau so ein Buch handelt.
Dabei sollte der Roman über einen amerikanischen Jugendlichen, der seinen biologischen Vater kennenlernt, eigentlich in »popkulturellen« Kreisen zünden. Tut es aber nicht. Eine zugegebenermaßen oberflächliche Internet-Recherche fördert nur wenig Resonanz zutage; die meisten Medien scheinen das Buch ignoriert zu haben. Keine Kritik – auch bei mir versackte es über lange Zeit im Stapel der ungelesenen Bücher ...
Dabei ist der Roman sehr unterhaltsam. Hauptfigur ist ein junger Mann namens Leo, der eigentlich ziemlich spießig ist. Nachdem er in allerlei Probleme gerutscht ist, beschließt er, seinen leiblichen Vater kennenzulernen. Der ist stinkereich, weil er in den 80er-Jahren mit Punkrock buchstäblich Millionen verdient hat, und Leo hat nun vor, von dessen Geld ein wenig zu profitieren.
Ihm bleibt nichts anderes übrig, als mit einem alternden Punkrock-Sänger auf Tour zu gehen. Das führt zu einer Reihe skurriler Situationen mit lauter Musik, zuviel Alkohol und allerlei Drogen, und am Ende ist natürlich alles nicht mehr so, wie es am Anfang war ...
Sieht man davon ab, dass die Vorstellung, man hätte in den 80er-Jahren mit Punkrock ernsthaft Millionen verdienen können, sehr absurd ist, hat Gordon Korman ein sehr komisches Buch über Rockmusik geschrieben. Da er sich schlauerweise einen echten Spießer als Helden ausgesucht hat, kann er an diesem allerlei Exzesse beschreiben, die der angepeilten Zielgruppe – Leute, die schon das eine oder andere Krachmusikkonzert besucht haben – aus eigenem Erleben bekannt vorkommen dürfte.
Das schön gestaltete Paperback (mit Klappumschlag) ist gerade mal 204 Seiten stark und so großzügig gesetzt, dass auch lesefaule Menschen zackig mit der Lektüre fertig sein dürften. Wer Spaß an lauter Musik hat und in seiner Jugend von Drogenkonsum und alkoholbedingten Ausfällen zumindest gehört hat, dürfte an dem Werk seine Freude haben. Eigentlich hätte es mehr Leser und mehr Resonanz verdient ...
Erschienen ist »Born To Rock« schon 2010; es ist sicher keine Pflichtlektüre, aber es macht richtig Spaß. Besonders gut: Das Buch gibt's noch im Handel, der Verlag hat den Preis schön heruntergesetzt, und wer mag, kann's bei Amazon und anderen Firmen bestellen. Es gibt zudem eine Kindle-Version für diejenigen, die schon gar keine Totholz-Bücher mehr kaufen.
Dabei sollte der Roman über einen amerikanischen Jugendlichen, der seinen biologischen Vater kennenlernt, eigentlich in »popkulturellen« Kreisen zünden. Tut es aber nicht. Eine zugegebenermaßen oberflächliche Internet-Recherche fördert nur wenig Resonanz zutage; die meisten Medien scheinen das Buch ignoriert zu haben. Keine Kritik – auch bei mir versackte es über lange Zeit im Stapel der ungelesenen Bücher ...
Dabei ist der Roman sehr unterhaltsam. Hauptfigur ist ein junger Mann namens Leo, der eigentlich ziemlich spießig ist. Nachdem er in allerlei Probleme gerutscht ist, beschließt er, seinen leiblichen Vater kennenzulernen. Der ist stinkereich, weil er in den 80er-Jahren mit Punkrock buchstäblich Millionen verdient hat, und Leo hat nun vor, von dessen Geld ein wenig zu profitieren.
Ihm bleibt nichts anderes übrig, als mit einem alternden Punkrock-Sänger auf Tour zu gehen. Das führt zu einer Reihe skurriler Situationen mit lauter Musik, zuviel Alkohol und allerlei Drogen, und am Ende ist natürlich alles nicht mehr so, wie es am Anfang war ...
Sieht man davon ab, dass die Vorstellung, man hätte in den 80er-Jahren mit Punkrock ernsthaft Millionen verdienen können, sehr absurd ist, hat Gordon Korman ein sehr komisches Buch über Rockmusik geschrieben. Da er sich schlauerweise einen echten Spießer als Helden ausgesucht hat, kann er an diesem allerlei Exzesse beschreiben, die der angepeilten Zielgruppe – Leute, die schon das eine oder andere Krachmusikkonzert besucht haben – aus eigenem Erleben bekannt vorkommen dürfte.
Das schön gestaltete Paperback (mit Klappumschlag) ist gerade mal 204 Seiten stark und so großzügig gesetzt, dass auch lesefaule Menschen zackig mit der Lektüre fertig sein dürften. Wer Spaß an lauter Musik hat und in seiner Jugend von Drogenkonsum und alkoholbedingten Ausfällen zumindest gehört hat, dürfte an dem Werk seine Freude haben. Eigentlich hätte es mehr Leser und mehr Resonanz verdient ...
Erschienen ist »Born To Rock« schon 2010; es ist sicher keine Pflichtlektüre, aber es macht richtig Spaß. Besonders gut: Das Buch gibt's noch im Handel, der Verlag hat den Preis schön heruntergesetzt, und wer mag, kann's bei Amazon und anderen Firmen bestellen. Es gibt zudem eine Kindle-Version für diejenigen, die schon gar keine Totholz-Bücher mehr kaufen.
04 Oktober 2013
Mehr Lesegeräte
Man muss sich das einfach immer wieder klarmachen: Die Zahl der E-Book-Reader wächst unaufhörlich – aber es werden in diesem Jahr nicht einmal eine Million Lesegeräte verkauft. Zumindest sagt das eine Analyse des Hightech-Verbandes Bitkom.
Glaubt man dieser Analyse, die ich im »Börsenblatt des deutschen Buchhandels« gelesen habe, wird der Verkauf 2013 auf 832.000 Produkte steigen – das ist ein Zuwachs von 22 Prozent. Ursprünglich war man aber von 1,4 Millionen Exemplaren ausgegangen, die in Umlauf kommen.
Die E-Book-Produzenten brauchen deshalb nicht in Tränen auszubrechen, die Heerscharen von Selfpublishing-Autoren ebensowenig. Tablet-Rechner machen den reinen Lesegeräten immer mehr Konkurrenz ...
Und das heißt letztlich: Es wird immer mehr Menschen geben, die E-Books kaufen werden. Ob das dem Totholz-Büchern den Garaus machen wird, bezweifle ich zwar – aber das ist eine Glaubensfrage.
Glaubt man dieser Analyse, die ich im »Börsenblatt des deutschen Buchhandels« gelesen habe, wird der Verkauf 2013 auf 832.000 Produkte steigen – das ist ein Zuwachs von 22 Prozent. Ursprünglich war man aber von 1,4 Millionen Exemplaren ausgegangen, die in Umlauf kommen.
Die E-Book-Produzenten brauchen deshalb nicht in Tränen auszubrechen, die Heerscharen von Selfpublishing-Autoren ebensowenig. Tablet-Rechner machen den reinen Lesegeräten immer mehr Konkurrenz ...
Und das heißt letztlich: Es wird immer mehr Menschen geben, die E-Books kaufen werden. Ob das dem Totholz-Büchern den Garaus machen wird, bezweifle ich zwar – aber das ist eine Glaubensfrage.
03 Oktober 2013
Schunkelpunk aus Metz
Zu den erfolgreichsten Bands, die seit den 90er-Jahren den klassischen Irokesen-Punkrock in Frankreich wieder entdeckt und gespielt haben, zählen Charge 69. Obwohl die Band schon mehrfach in Deutschland gespielt hat, habe ich sie noch nie gesehen; dafür kenne ich einige ihrer Platten. Und zuletzt hörte ich mir die »Apparence jugée« an, die 1997 als erste »große« Platte der Band erschienen ist.
Schon das Cover ist großartig: vier absolut jung aussehende Rotznasen mit Glatze, Iro oder Stoppeln posieren mit entsprechenden T-Shirts. Das ganze sieht so dilettantisch und gleichzeitig authentisch aus, dass mir echt das Herz aufgeht.
Musikalisch geht das so weiter: Der Punkrock ist sehr klassisch, das ganze klingt wie aus den frühen 80er-Jahren, kurz vor der Explosion des Hard-Core, wie man das damals hierzulande schrieb. Das Tempo ist eher gemächlich, die Melodien sind schlicht, und sie gehen gut ins Ohr.
Da die Texte alle in französischer Sprache sind und das Label auf Luxusdinge wie ein Textblatt mit Übersetzungen verzichtet hat, habe ich keine Ahnung, worum es in den Stücken geht. Titel wie »sans compromis« oder »Politicians« deuten aber darauf an, dass politische Aussagen nicht ganz aus der Welt der Band sind.
Seien wir fair: Heutzutage klingen Charge 69 deutlich erwachsener. Aber das Frühwerk ist richtig ordentlich und macht auch viele Jahre danach immer noch Spaß.
Schon das Cover ist großartig: vier absolut jung aussehende Rotznasen mit Glatze, Iro oder Stoppeln posieren mit entsprechenden T-Shirts. Das ganze sieht so dilettantisch und gleichzeitig authentisch aus, dass mir echt das Herz aufgeht.
Musikalisch geht das so weiter: Der Punkrock ist sehr klassisch, das ganze klingt wie aus den frühen 80er-Jahren, kurz vor der Explosion des Hard-Core, wie man das damals hierzulande schrieb. Das Tempo ist eher gemächlich, die Melodien sind schlicht, und sie gehen gut ins Ohr.
Da die Texte alle in französischer Sprache sind und das Label auf Luxusdinge wie ein Textblatt mit Übersetzungen verzichtet hat, habe ich keine Ahnung, worum es in den Stücken geht. Titel wie »sans compromis« oder »Politicians« deuten aber darauf an, dass politische Aussagen nicht ganz aus der Welt der Band sind.
Seien wir fair: Heutzutage klingen Charge 69 deutlich erwachsener. Aber das Frühwerk ist richtig ordentlich und macht auch viele Jahre danach immer noch Spaß.
02 Oktober 2013
Boulevard der zerbrochenen Zeitungen
Darf man sich klammheimlich darüber freuen, wenn eine Zeitung eingestellt wird? Eigentlich ja nicht: Jedes Blatt, das nicht mehr erscheint, lässt die Medienlandschaft schrumpfen, und Arbeitsplätze werden in solchen Fällen ebenfalls immer abgebaut. Das Ende des Wochenblattes »Boulevard Baden« kann ich allerdings kaum bedauern.
Die Röser Presse gab dieser Tage bekannt, dass sie »zum Jahresende 2013 den Geschäftsbetrieb« einstellen werde; aus diesem Grund werde man auch das Wochenblatt stoppen. Damit stirbt die wohl schlechteste und gleichzeitig lustigste Wochenzeitung in Karlsruhe, die ich kenne. Jedes Wochenende bekam ich sie in den Briefkasten gesteckt.
In fast jeder Ausgabe waren Artikel zu lesen, bei deren Lektüre ich aus dem Kopfschütteln und Grinsen nicht mehr herauskam. Gerne wurden Artikel aus dem Innern der Röser Presse geliefert oder Theaterauftritte eines Familienmitglieds der Verlegerfamilie bejubelt. Das ganze hatte gelegentlich – positiv gemeint – einen Fanzine-Charakter, meist aber hatte es etwas von »Fremdschämen«.
In ihrer Presseerklärung nennt die Firma als Grund »die Neuverteilung der Werbeumsätze zwischen traditionellen und neuen digitalen Medien in einem stagnierenden heimischen Werbemarkt«. Auf die Idee, dass auch die dämlichsten Anzeigenkunden nicht in einem derart peinlichen redaktionellen Umfeld werben wollten, kommt man wohl nicht.
Wie immer tut's mir um die Mitarbeiter_innen leid. Ohne eine Person davon persönlich zu kennen, gehe ich davon aus, dass die meisten ihre Arbeit so gut wie möglich verrichtet haben. Sie sind Opfer einer – womöglich – verfehlten Firmenstrategie oder einer »Neuverteilung«.
Die Röser Presse gab dieser Tage bekannt, dass sie »zum Jahresende 2013 den Geschäftsbetrieb« einstellen werde; aus diesem Grund werde man auch das Wochenblatt stoppen. Damit stirbt die wohl schlechteste und gleichzeitig lustigste Wochenzeitung in Karlsruhe, die ich kenne. Jedes Wochenende bekam ich sie in den Briefkasten gesteckt.
In fast jeder Ausgabe waren Artikel zu lesen, bei deren Lektüre ich aus dem Kopfschütteln und Grinsen nicht mehr herauskam. Gerne wurden Artikel aus dem Innern der Röser Presse geliefert oder Theaterauftritte eines Familienmitglieds der Verlegerfamilie bejubelt. Das ganze hatte gelegentlich – positiv gemeint – einen Fanzine-Charakter, meist aber hatte es etwas von »Fremdschämen«.
In ihrer Presseerklärung nennt die Firma als Grund »die Neuverteilung der Werbeumsätze zwischen traditionellen und neuen digitalen Medien in einem stagnierenden heimischen Werbemarkt«. Auf die Idee, dass auch die dämlichsten Anzeigenkunden nicht in einem derart peinlichen redaktionellen Umfeld werben wollten, kommt man wohl nicht.
Wie immer tut's mir um die Mitarbeiter_innen leid. Ohne eine Person davon persönlich zu kennen, gehe ich davon aus, dass die meisten ihre Arbeit so gut wie möglich verrichtet haben. Sie sind Opfer einer – womöglich – verfehlten Firmenstrategie oder einer »Neuverteilung«.
Serienjunkie-Gefahr?
Whow ... ich hab gestern zum zweiten Mal »Person Of Interest« geguckt, auch versehentlich. Das finde ich richtig gut; die Serie erweist sich als eine Mixtur aus Science Fiction und Krimi, und ich finde sie spannend und intelligent gemacht.
Da ich aber kein Serienjunkie werden möchte, bin ich echt am Überlegen, ob ich mir so eine DVD-Box besorgen soll. (Oder doch so ein Entertainment-Paket?) Wobei ... andererseits hat es ja auch was, »versehentlich« in solche Serien zu stolpern.
Da ich aber kein Serienjunkie werden möchte, bin ich echt am Überlegen, ob ich mir so eine DVD-Box besorgen soll. (Oder doch so ein Entertainment-Paket?) Wobei ... andererseits hat es ja auch was, »versehentlich« in solche Serien zu stolpern.
01 Oktober 2013
Jürgen Rambo 2014
Aus der Serie »Ein Ausblick auf 2014«
Zu einem riesigen Erfolg wird im Sommer 2014 der Kinofilm »Jürgen Rambo«. Er wird als Remake des 80er-Jahre-Erfolgsstreifens »Rambo« angekündigt, spielt aber – angesichts der gewachsenen Bedeutung Deutschlands – nicht in den USA, sondern in den Sumpfwäldern der ehemaligen DDR.
Ein deutscher Afghanistan-Veteran – natürlich gespielt von Till Schweiger – will eigentlich nach Hause zu seiner Tochter (bekannt aus »Kokowäh« und anderen Filmen), verirrt sich aber beim Trampen im Wald. Ein örtlicher Polizist (gespielt von Jürgen Vogel) gabelt ihn auf und schleppt ihn zum schmierigen Bürgermeister einer Lausitz-Gemeinde (gespielt von Oliver Kalkofe).
Der Polizist und der Bürgermeister schikanieren den armen Veteranen, lachen über Handy-Videos seiner Tochter und treiben ihn zu einem Wutanfall. Er verprügelt sie und flüchtet in den Wald. Zwischen den Wäldern der Lausitz und den vielen Sumpfgewässern entlang der Spree kommt es zum Showdown: Bundeswehr-Oberst Klein (gespielt von Dirk Niebel, der damit nach der Polit- seine Schauspieler-Karriere startet) will den Flüchtigen eigentlich mit Napalm bombardieren lassen, besinnt sich aber eines Besseren, weil er sich in die Tochter verliebt.
Das herzzerreißende Happyend vor den Toren Berlins bewegt Millionen von Menschen. Der Film bricht alle Rekorde und gewinnt als erster nicht-amerikanischer Film nicht nur den »Sonder-Oscar«, sondern auch den Preis für die beste Regie, den besten Hauptdarsteller und die besten Kulissen. (Weil die Amis glauben, man hätte den Spreewald extra für den Film so hergerichtet.)
Zu einem riesigen Erfolg wird im Sommer 2014 der Kinofilm »Jürgen Rambo«. Er wird als Remake des 80er-Jahre-Erfolgsstreifens »Rambo« angekündigt, spielt aber – angesichts der gewachsenen Bedeutung Deutschlands – nicht in den USA, sondern in den Sumpfwäldern der ehemaligen DDR.
Ein deutscher Afghanistan-Veteran – natürlich gespielt von Till Schweiger – will eigentlich nach Hause zu seiner Tochter (bekannt aus »Kokowäh« und anderen Filmen), verirrt sich aber beim Trampen im Wald. Ein örtlicher Polizist (gespielt von Jürgen Vogel) gabelt ihn auf und schleppt ihn zum schmierigen Bürgermeister einer Lausitz-Gemeinde (gespielt von Oliver Kalkofe).
Der Polizist und der Bürgermeister schikanieren den armen Veteranen, lachen über Handy-Videos seiner Tochter und treiben ihn zu einem Wutanfall. Er verprügelt sie und flüchtet in den Wald. Zwischen den Wäldern der Lausitz und den vielen Sumpfgewässern entlang der Spree kommt es zum Showdown: Bundeswehr-Oberst Klein (gespielt von Dirk Niebel, der damit nach der Polit- seine Schauspieler-Karriere startet) will den Flüchtigen eigentlich mit Napalm bombardieren lassen, besinnt sich aber eines Besseren, weil er sich in die Tochter verliebt.
Das herzzerreißende Happyend vor den Toren Berlins bewegt Millionen von Menschen. Der Film bricht alle Rekorde und gewinnt als erster nicht-amerikanischer Film nicht nur den »Sonder-Oscar«, sondern auch den Preis für die beste Regie, den besten Hauptdarsteller und die besten Kulissen. (Weil die Amis glauben, man hätte den Spreewald extra für den Film so hergerichtet.)