Darf man sich klammheimlich darüber freuen, wenn eine Zeitung eingestellt wird? Eigentlich ja nicht: Jedes Blatt, das nicht mehr erscheint, lässt die Medienlandschaft schrumpfen, und Arbeitsplätze werden in solchen Fällen ebenfalls immer abgebaut. Das Ende des Wochenblattes »Boulevard Baden« kann ich allerdings kaum bedauern.
Die Röser Presse gab dieser Tage bekannt, dass sie »zum Jahresende 2013 den Geschäftsbetrieb« einstellen werde; aus diesem Grund werde man auch das Wochenblatt stoppen. Damit stirbt die wohl schlechteste und gleichzeitig lustigste Wochenzeitung in Karlsruhe, die ich kenne. Jedes Wochenende bekam ich sie in den Briefkasten gesteckt.
In fast jeder Ausgabe waren Artikel zu lesen, bei deren Lektüre ich aus dem Kopfschütteln und Grinsen nicht mehr herauskam. Gerne wurden Artikel aus dem Innern der Röser Presse geliefert oder Theaterauftritte eines Familienmitglieds der Verlegerfamilie bejubelt. Das ganze hatte gelegentlich – positiv gemeint – einen Fanzine-Charakter, meist aber hatte es etwas von »Fremdschämen«.
In ihrer Presseerklärung nennt die Firma als Grund »die Neuverteilung der Werbeumsätze zwischen traditionellen und neuen
digitalen Medien in einem stagnierenden heimischen Werbemarkt«. Auf die Idee, dass auch die dämlichsten Anzeigenkunden nicht in einem derart peinlichen redaktionellen Umfeld werben wollten, kommt man wohl nicht.
Wie immer tut's mir um die Mitarbeiter_innen leid. Ohne eine Person davon persönlich zu kennen, gehe ich davon aus, dass die meisten ihre Arbeit so gut wie möglich verrichtet haben. Sie sind Opfer einer – womöglich – verfehlten Firmenstrategie oder einer »Neuverteilung«.
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