(Der folgende Text wurde von mir für das OX-Fanzine geschrieben und erschien in der aktuellen Nummer 105; die gibt's überall im einschlägigen Handel. Hier wird diese Kolumne von mir nur dokumentiert. Wen es also interessiert ...)
»Ich bin doch kein Plattensammler«, verkünde ich immer wieder. Niemand glaubt mir, der jemals bei uns zu Hause war.
»Und was ist das?«, ruft die Dame meines Herzens und schleppt mich vor die Wand aus Vinyl. »Sind das etwa keine Schallplatten?« Sie zerrt mich an den Schrank mit den Schubfächern, zieht eine hervor, zeigt auf die Singles. »Und das? Ist das keine Sammlung?«
Nein, ist es nicht. Die Schallplatten haben sich im Lauf der Jahre sozusagen ange..., nun ja, eben angesammelt. Ich sammle nicht systematisch, und mir ist es egal, ob ich die Erst- oder Drittpressung habe. Und die Farbe des Vinyls ist mir egal, meistens zumindest.
Manchmal aber kommen Dinge um die Ecke, da verfalle ich in die Sabber-Status eines echten Sammlers: die Holzkiste der »KAOS conspiracy« ist so ein Fall. Sie kam beim Konzert von DANGERMAN aus Oslo und BONE IDLES aus Karlsruhe heraus und enthält – einigermaßen logisch – die aktuellen Platten der Bands, eine EP und eine LP nämlich.
In der handgemachten und schön bedruckten Holzkiste stecken darüber hinaus weitere Dinge, die man fürs tägliche Überleben braucht: Bierdeckel mit den Band-Logos, ein Kochlöffel und ein Küchentuch, natürlich alles im »Branding« der Bands. Einem gemütlichen Koch-Abend mit beschaulichem Hardcore-Punk steht nichts im Weg ...
Das kann man beknackt finden – muss man aber nicht. Ich find's super, und ich stelle die wunderbare Holzkiste mit breitem Grinsen ins Plattenregal. Ein tolles Stück für die ... nun ja ... für die Sammlung, das man zudem noch anhören kann.
Mit der Sammlung kann man notfalls in zwanzig Jahren das Haus heizen, wenn die Ölkrise richtig schlimm geworden ist. Und die Holzkiste dient als Anzünder für das Vinyl, das dann lustig vor sich hinkokeln darf.
Nein, ich bin doch kein Plattensammler! Ich doch nicht!
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 Dezember 2012
Me.Man.Machine klingt wie Wave der 80er
Wieder so eine ungewöhnliche Band aus der Schweiz: Me.Man.Machine machen eine Musik, die man im weitesten Sinne als IndiePop bezeichnen könnte, die immer wieder an die 80er-Jahre und deren poppigen Wave-Sound erinnert und die dennoch nicht nach einem Abklatsch klingt. Ich habe die CD »Reviver« gehört, die zum Jahresende 2012 herauskam und die elf Stücke enthält.
Meist ist die Musik ruhig, der Sound wirkt orchestral und geradezu getragen; die Melodien finde ich gelungen und schön. Auffallend ist der Gesang, der geradezu über den Stücken wabert, aber klar bleibt und die in den Liedern vermittelten Geschichten gut rüberbringt.
Man merkt's vielleicht an meinem Text hier an, dass ich mit der CD meine Schwierigkeiten hatte. Es ist eine Musik, mit der ich mich nicht gut auskennne, bei der ich sagen kann, dass sie mir durchaus gefällt, bei der ich aber auch weiß, dass sie für mich nicht »knallt«.
Man muss wahrscheinlich ein Fan des 80er-Jahre-Wave sein, um die Band so richtig zu würdigen; für mich ist es unterm Strich dann doch nicht meine Tasse Bier. Als Radiomusik ist der melancholische Sound von Me.Man.Machine kaum tauglich – aber ich würde so etwas lieber hören als den Großteil der gängigen Popmusik.
Meist ist die Musik ruhig, der Sound wirkt orchestral und geradezu getragen; die Melodien finde ich gelungen und schön. Auffallend ist der Gesang, der geradezu über den Stücken wabert, aber klar bleibt und die in den Liedern vermittelten Geschichten gut rüberbringt.
Man merkt's vielleicht an meinem Text hier an, dass ich mit der CD meine Schwierigkeiten hatte. Es ist eine Musik, mit der ich mich nicht gut auskennne, bei der ich sagen kann, dass sie mir durchaus gefällt, bei der ich aber auch weiß, dass sie für mich nicht »knallt«.
Man muss wahrscheinlich ein Fan des 80er-Jahre-Wave sein, um die Band so richtig zu würdigen; für mich ist es unterm Strich dann doch nicht meine Tasse Bier. Als Radiomusik ist der melancholische Sound von Me.Man.Machine kaum tauglich – aber ich würde so etwas lieber hören als den Großteil der gängigen Popmusik.
28 Dezember 2012
Verlagseinbrecher
Eigentlich war's eine richtig gute Idee: Wir fahren übers Wochenende weg, ich lasse mein Auto im Hof des Verlages stehen. Mit dem Büroschlüssel gehe ich am Sonntag abend dann durch den Personaleingang in den Hof des Verlages, dann öffne ich das Tor und fahre mit dem Auto hinaus – und einer fröhlichen Fahrt in die Weihnachtsfeiertage steht nichts im Wege.
Soweit der Plan. Dummerweise vergaß ich, den Büroschlüssel mitzunehmen.
Dieser steckte in meiner Arbeitstasche, die ich großzügig im Kofferraum liegen ließ, weil ich sie beim Wochenend-Trip schließlich nicht benötigte. Zwar war ich clever genug, das selbst zu merken, aber es war zu spät.
Und so stand ich am Sonntag abend, kurz vor Mitternacht quasi, vor dem verschlossenen Tor. Ich bin sicher, dass ich keine besonders gute Figur machte, aber mir blieb nichts anderes übrig, als über den Zaun zu klettern. Mit 49 Jahren versuche ich mich als Einbrecher, dachte ich.
Tatsächlich klappte alles. Ich kam gut über den Zaun, der in diesem Fall sehr stabil ist, und ging zu meinem Auto. Der Rest klappte ebenfalls: Das Tor öffnete sich unter infernalischen Geräuschen, ich konnte mit dem Auto aus dem Hof fahren. Niemand rief die Polizei, ich bekam keinen Ärger. Auch recht ...
Soweit der Plan. Dummerweise vergaß ich, den Büroschlüssel mitzunehmen.
Dieser steckte in meiner Arbeitstasche, die ich großzügig im Kofferraum liegen ließ, weil ich sie beim Wochenend-Trip schließlich nicht benötigte. Zwar war ich clever genug, das selbst zu merken, aber es war zu spät.
Und so stand ich am Sonntag abend, kurz vor Mitternacht quasi, vor dem verschlossenen Tor. Ich bin sicher, dass ich keine besonders gute Figur machte, aber mir blieb nichts anderes übrig, als über den Zaun zu klettern. Mit 49 Jahren versuche ich mich als Einbrecher, dachte ich.
Tatsächlich klappte alles. Ich kam gut über den Zaun, der in diesem Fall sehr stabil ist, und ging zu meinem Auto. Der Rest klappte ebenfalls: Das Tor öffnete sich unter infernalischen Geräuschen, ich konnte mit dem Auto aus dem Hof fahren. Niemand rief die Polizei, ich bekam keinen Ärger. Auch recht ...
27 Dezember 2012
Knallharter Vampyr-Krimi
Eigentlich gehören Geschichten, in denen Vampire eine wesentliche Rolle spielen, zu den Klassikern der phantastischen Literatur, und es spricht nichts dagegen, sie zu mögen. In den vergangenen Jahren sind allerdings die Kuschel-Vampire immer beliebter geworden und füllen in Buchhandlungen mittlerweile ganze Regale. Da ist es gut, ab und zu mal einen Roman zu lesen, in dem Blutsauger der gefährlichen Art mitwirken.
Ein solcher Blutsauger ist Joe Pitt. Der Mann ist Vampyr – was sich exakt so schreibt ... – und zugleich eine Art Ermittler. In Manhattan schlägt er sich durch; New York ist in verschiedene Bezirke unterteilt, in denen Vampyr-Clans regieren. Joe, der sich nicht an alle Regeln hält und stolz auf seine Unabhängigkeit ist, legt sich mit den falschen Leuten an – und dann beginnt ein knallharter Kampf ums Überleben.
So in etwa lässt sich die Handlung von »Stadt aus Blut« zusammenfassen. Geschrieben wurde der Roman von Charlie Huston, den ich von seinen Krimis her kenne: Die Trilogie um Hank Thompson, den »Prügelknaben«, las ich mit riesiger Begeisterung. In einem sehr ähnlichen Stil wurde der vorliegende Roman verfasst, der zugleich Auftakt zu einer fünf Bände umfassenden Blutsauger-Reihe ist.
Seine Vampyre sind Menschen, die an einer Virus-Infektion leiden, die sie dazu zwingt, regelmäßig frisches Blut zu sich zu nehmen und das Tageslicht zu meiden. Sie durchstreifen das nächtliche Manhattan, wo sie in Kneipen oder Bordellen arbeiten oder generell für die Unterwelt tätig sind.
Neben ihnen gibt es übrigens auch noch Zombies – und diese sind viel gefährlicher. Denn Gefahr ist allemal im Spiel, wenn Joe Pitt und die anderen Infizierten auf der Straße unterwegs sind ...
Ohne Schmarrn: »Stadt aus Blut« ist der Hammer. Der Roman ist gnadenlos spannend, zieht einen durch den rasanten Stil – alles im Präsens geschrieben – unweigerlich in die Handlung hinein und lässt einen nicht mehr los. Da hat der Heyne-Verlag einen echten Kracher im Programm, eine knallige Mischung aus Krimi und Horror.
Der Roman hat mich umgehauen, und ich lege ihn jedem ans Herz. Das Ding lohnt sich; es ist seit einigen Jahren auf dem Markt, kann aber noch regulär gekauft werden. Die 320 Taschenbuchseiten lassen sich ratzfatz lesen ...
Ein solcher Blutsauger ist Joe Pitt. Der Mann ist Vampyr – was sich exakt so schreibt ... – und zugleich eine Art Ermittler. In Manhattan schlägt er sich durch; New York ist in verschiedene Bezirke unterteilt, in denen Vampyr-Clans regieren. Joe, der sich nicht an alle Regeln hält und stolz auf seine Unabhängigkeit ist, legt sich mit den falschen Leuten an – und dann beginnt ein knallharter Kampf ums Überleben.
So in etwa lässt sich die Handlung von »Stadt aus Blut« zusammenfassen. Geschrieben wurde der Roman von Charlie Huston, den ich von seinen Krimis her kenne: Die Trilogie um Hank Thompson, den »Prügelknaben«, las ich mit riesiger Begeisterung. In einem sehr ähnlichen Stil wurde der vorliegende Roman verfasst, der zugleich Auftakt zu einer fünf Bände umfassenden Blutsauger-Reihe ist.
Seine Vampyre sind Menschen, die an einer Virus-Infektion leiden, die sie dazu zwingt, regelmäßig frisches Blut zu sich zu nehmen und das Tageslicht zu meiden. Sie durchstreifen das nächtliche Manhattan, wo sie in Kneipen oder Bordellen arbeiten oder generell für die Unterwelt tätig sind.
Neben ihnen gibt es übrigens auch noch Zombies – und diese sind viel gefährlicher. Denn Gefahr ist allemal im Spiel, wenn Joe Pitt und die anderen Infizierten auf der Straße unterwegs sind ...
Ohne Schmarrn: »Stadt aus Blut« ist der Hammer. Der Roman ist gnadenlos spannend, zieht einen durch den rasanten Stil – alles im Präsens geschrieben – unweigerlich in die Handlung hinein und lässt einen nicht mehr los. Da hat der Heyne-Verlag einen echten Kracher im Programm, eine knallige Mischung aus Krimi und Horror.
Der Roman hat mich umgehauen, und ich lege ihn jedem ans Herz. Das Ding lohnt sich; es ist seit einigen Jahren auf dem Markt, kann aber noch regulär gekauft werden. Die 320 Taschenbuchseiten lassen sich ratzfatz lesen ...
21 Dezember 2012
Ordentlich getankt
Ich stand an der Theke und trank mein Feierabendbier; einige Schritt entfernt saßen einige Männer und eine Frau, die miteinander sehr fröhlich tafelten. Es war eine der vielen Weihnachtsfeiern, über die ich in den vergangenen Wochen beständig stolperte, und sie schien besonders feuchtfröhlich zu sein.
Irgendwann standen die Männer auf. Taxifahrer kamen und holten die Dame sowie einen Mann ab, und irgendwann war nur noch einer der Männer übrig. Er schwankte leicht. Wie ich später erfuhr, hatte er fünf Gläser Rotwein getrunken, also über einen Liter.
»Ich fahr' dann mal in die Bereitschaft«, sagte er so laut, dass ich es ebenfalls hören konnte. Dann ging er zur Tür.
Der Mann war Chirurg, wie ich später erfuhr. Und ich stellte mir vor, wie er in dieser Nacht noch in seinem Zustand irgendwelche Unfallopfer verarzten würde ...
Irgendwann standen die Männer auf. Taxifahrer kamen und holten die Dame sowie einen Mann ab, und irgendwann war nur noch einer der Männer übrig. Er schwankte leicht. Wie ich später erfuhr, hatte er fünf Gläser Rotwein getrunken, also über einen Liter.
»Ich fahr' dann mal in die Bereitschaft«, sagte er so laut, dass ich es ebenfalls hören konnte. Dann ging er zur Tür.
Der Mann war Chirurg, wie ich später erfuhr. Und ich stellte mir vor, wie er in dieser Nacht noch in seinem Zustand irgendwelche Unfallopfer verarzten würde ...
20 Dezember 2012
Christopher Gould und sein Indie-Pop
Von dem Musiker Christopher Gould hatte ich bis vor kurzem nichts gehört. Das hat nichts zu bedeuten, ich kann mir nicht alles merken – und mit der allgemeinen Pop-Musik habe ich so viel nicht zu tun. Aber jetzt bekam ich zwei CDs des Musikers, und ich hörte sie mir beide an.
Das eine ist die Single »Cosy Black Hole In My Soul«, eine Auskopplung aus der topaktuellen CD des Musikers: Im Prinzip handelt es sich um normale Pop-Musik, die durch schwere Gitarren wuchtiger wirkt und dank der ausdrucksstarken Stimme des Sängers gewinnt. Das ganze hat eine Spur von Nachdenklich, hört sich gut an, haut mich aber nicht um.
Mehr in die Reggae-Richtung gehen Stücke wie »At Your Service«, das sich mit »Be King« auf einer weiteren CD-Single befindet: ein schleppender, gleichzeitig angenehmer Rhythmus, eine fröhliche Melodie und ein sehr angenehmer - ansprechend!
Kurzgefasstes Fazit der beiden CDs: Christopher Goulds Musik ist absolut okay, hat mir aber zu wenig Dampf – das aber ist rein geschmäcklerisch.
Das eine ist die Single »Cosy Black Hole In My Soul«, eine Auskopplung aus der topaktuellen CD des Musikers: Im Prinzip handelt es sich um normale Pop-Musik, die durch schwere Gitarren wuchtiger wirkt und dank der ausdrucksstarken Stimme des Sängers gewinnt. Das ganze hat eine Spur von Nachdenklich, hört sich gut an, haut mich aber nicht um.
Mehr in die Reggae-Richtung gehen Stücke wie »At Your Service«, das sich mit »Be King« auf einer weiteren CD-Single befindet: ein schleppender, gleichzeitig angenehmer Rhythmus, eine fröhliche Melodie und ein sehr angenehmer - ansprechend!
Kurzgefasstes Fazit der beiden CDs: Christopher Goulds Musik ist absolut okay, hat mir aber zu wenig Dampf – das aber ist rein geschmäcklerisch.
19 Dezember 2012
F.A.N. wird hundert
Als ich vor vielen Jahren mit der Science Fiction infiziert wurde, kam ich bald mit der Fan-Szene in Kontakt. Es gab Fan-Zeitschriften, es gab Clubs, und es gab haufenweise alte Streitereien, die zu einer Zeit begonnen hatten, als ich noch nicht mal geboren war. Die alten Herren, auf die ich in den frühesten 80er-Jahren traf, waren durchaus wechselhaft in ihren Ansichten und Meinungen.
Zu einer Legende gehörte damals schon F.A.N.. Diese obskure Abkürzung stand für »Futurian Amateur News«, und es handelte sich um eine sogenannte APA, was meiner Erinnerung nach für »Amateur Press Association« steht. Wohlgemerkt: Ich spreche jetzt von den 60er-Jahren, zu einer Zeit also, in der ich noch nicht geboren oder des Lesens nicht mächtig war.
In diesem legendären F.A.N. diskutierten die Fans untereinander. Sie schrieben und vervielfältigten ihre eigenen Mini-Fanzines, schickten diese an einen Organisator, dieser tackerte sie zusammen und schickte sie dann an alle Diskussionsteilnehmer raus. Die wiederum reagierten mit ihren eigenen Fanzines auf die Kommentare der anderen, und so entstand eine Diskussion. So etwas wie eine Facebook-Gruppe also, bloß ohne Computer und viel-viel-viel langsamer.
Mir geht es jetzt nicht um die Geschichte von F.A.N., die ich gerne mal aufarbeiten würde; mir geht es um das Hier und Heute. Das F.A.N. gibt es nämlich seit einigen Jahren wieder. Vor über zwanzig Jahren wurde das Ding wieder ins Leben gerufen, damals sauber kopiert, aber immer noch nach den gleichen Prinzipien gestaltet und verschickt.
Dieser Tage erschien die Nummer 100. Ich bin seit einigen Jahren Mitglied und schreibe selbst Beiträge. Im Zeitalter der sozialen Netzwerke kommt mir das manchmal selbst sehr antiquiert und rückwärtsgewandt vor, andererseits finde ich diese Sammlung von Science-Fiction-Fans, die auf altmodische Weise kommunizieren und diskutieren, schon wieder richtig toll.
Hundert Ausgaben F.A.N. – wer hätte das gedacht, als die ersten Ausgaben in den 60er-Jahren mit Umdruckern hergestellt und vertrieben wurden? Ich finde es richtig gut, dass es dieses Heft noch gibt und dass ich mitwirken darf. Auch wenn die Science Fiction dadurch heute keine Impulse mehr erhalten wird – es macht Spaß und ist einfach ... na ja ... einfach schön.
Zu einer Legende gehörte damals schon F.A.N.. Diese obskure Abkürzung stand für »Futurian Amateur News«, und es handelte sich um eine sogenannte APA, was meiner Erinnerung nach für »Amateur Press Association« steht. Wohlgemerkt: Ich spreche jetzt von den 60er-Jahren, zu einer Zeit also, in der ich noch nicht geboren oder des Lesens nicht mächtig war.
In diesem legendären F.A.N. diskutierten die Fans untereinander. Sie schrieben und vervielfältigten ihre eigenen Mini-Fanzines, schickten diese an einen Organisator, dieser tackerte sie zusammen und schickte sie dann an alle Diskussionsteilnehmer raus. Die wiederum reagierten mit ihren eigenen Fanzines auf die Kommentare der anderen, und so entstand eine Diskussion. So etwas wie eine Facebook-Gruppe also, bloß ohne Computer und viel-viel-viel langsamer.
Mir geht es jetzt nicht um die Geschichte von F.A.N., die ich gerne mal aufarbeiten würde; mir geht es um das Hier und Heute. Das F.A.N. gibt es nämlich seit einigen Jahren wieder. Vor über zwanzig Jahren wurde das Ding wieder ins Leben gerufen, damals sauber kopiert, aber immer noch nach den gleichen Prinzipien gestaltet und verschickt.
Dieser Tage erschien die Nummer 100. Ich bin seit einigen Jahren Mitglied und schreibe selbst Beiträge. Im Zeitalter der sozialen Netzwerke kommt mir das manchmal selbst sehr antiquiert und rückwärtsgewandt vor, andererseits finde ich diese Sammlung von Science-Fiction-Fans, die auf altmodische Weise kommunizieren und diskutieren, schon wieder richtig toll.
Hundert Ausgaben F.A.N. – wer hätte das gedacht, als die ersten Ausgaben in den 60er-Jahren mit Umdruckern hergestellt und vertrieben wurden? Ich finde es richtig gut, dass es dieses Heft noch gibt und dass ich mitwirken darf. Auch wenn die Science Fiction dadurch heute keine Impulse mehr erhalten wird – es macht Spaß und ist einfach ... na ja ... einfach schön.
18 Dezember 2012
Knappe Gedichte
»Überdachte Haltestelle / einer steht im Weg / trägt dick auf // telefoniert sich auf / die andere Seite.« Das ist ein kurzes Gedicht von Matthias Kehle, und es entstammt dem schmalen aber sehr schicken Hardcover-Band »Drahtamseln«, der im Rimbaud-Verlag erschienen ist und den ich unlängst endlich mal gelesen habe.
Kehle, den ich persönlich kenne, wohnt in Karlsruhe, wo er als Journalist und Autor tätig ist. In seinen Gedichten ist er sparsam, was die Worte angeht, und großzügig, was die Einladungen an die Leser betrifft, sich auf seine Zeilen einzulassen, auf seine Sicht der Dinge und der Welt.
In knappen Zeilen wirft er einen Blick auf Karlsruhe, auf den Zoo oder ein Einkaufszentrum; er verbindet Landschaftsbeschreibungen oder die Betrachtung von Graffiti mit kurzen Wortspielen. Das ist manchmal sehr lapidar, sehr trocken, dann wieder augenzwinkernd und ausgesprochen geschickt.
Manchmal hatte ich als Leser das Gefühl, den Autor vor mir zu sehen: Den Stift in der Hand, quasi vor den Mund gehalten, angespannt auf die Welt und ihre Wunder schauend.
Das Buch ist richtig schön, und man wird nicht dümmer davon, wenn man über einen längeren Zeitraum immer mal wieder ein Gedicht aus den »Drahtamseln« liest. So machte ich es zumindest: immer morgens, bevor es an die Trivialdeutsch-Front ging.
Kehle, den ich persönlich kenne, wohnt in Karlsruhe, wo er als Journalist und Autor tätig ist. In seinen Gedichten ist er sparsam, was die Worte angeht, und großzügig, was die Einladungen an die Leser betrifft, sich auf seine Zeilen einzulassen, auf seine Sicht der Dinge und der Welt.
In knappen Zeilen wirft er einen Blick auf Karlsruhe, auf den Zoo oder ein Einkaufszentrum; er verbindet Landschaftsbeschreibungen oder die Betrachtung von Graffiti mit kurzen Wortspielen. Das ist manchmal sehr lapidar, sehr trocken, dann wieder augenzwinkernd und ausgesprochen geschickt.
Manchmal hatte ich als Leser das Gefühl, den Autor vor mir zu sehen: Den Stift in der Hand, quasi vor den Mund gehalten, angespannt auf die Welt und ihre Wunder schauend.
Das Buch ist richtig schön, und man wird nicht dümmer davon, wenn man über einen längeren Zeitraum immer mal wieder ein Gedicht aus den »Drahtamseln« liest. So machte ich es zumindest: immer morgens, bevor es an die Trivialdeutsch-Front ging.
17 Dezember 2012
Von Hobbits und Zwergen
Ich bin Science-Fiction- und Fantasy-Fan, und ich habe »Der kleine Hobbit« vor über dreißig Jahren erstmals gelesen. Das Buch habe ich in bester Erinnerung, die Trilogie »Der Herr der Ringe« fand ich richtig klasse, also musste ich in den neuen Peter-Jackson-Film gehen – ich war gewissermaßen gezwungen.
Wir schauten uns »Der Hobbit: Eine unerwartete Reise« in dem neuen HFR-Format an. Dieses neue Format, das die Kinokarten ganz schön verteuert, zeigt Drei-D-Filme in besserer Qualität – das ist so. Die Bilder waren bestechend klar, das sah alles dermaßen toll aus, dass ich oft völlig begeistert war. Drei-D-Filme halte ich oftmals über überzogen und für unnötig; mit dem neuen Format kann man sich die ohne Ruckeln und ohne Flimmern anschauen. Das ist schon klasse – ob man so was allerdings braucht, ist die andere Frage.
Und die Handlung? Ach ja, die Handlung ... Sagen wir so: Wenn man aus einem Kinderbuch einen Dreiteiler macht, der aus jeweils drei Stunden besteht, muss man als Produzent und Regisseur die Handlung einfach dehnen, damit der Stoff ausreicht.
Genau das hat der Regisseur getan, und das führt zu sehr gedehnten Handlungen. Die Bilder sind wunderschön, die Landschaften sind beeindruckend, und die Ork-Stadt in den Bergen begeisterte mich beim Zuschauen. Aber ein wenig langatmig war das ganze schon.
Dazu kam die Unentschlossenheit beim Regisseur und Produzenten. Man wusste wohl nicht, ob man einen Film für Erwachsene – mit blutigen Schlachten – oder für Kinder – mit kuscheligen Kleintieren – machen wollte. Und dieses Lavieren zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen ging mir streckenweise auf die Nerven.
Gut war der Film. Ich fühlte mich drei Stunden lang gut unterhalten. Den »Boah, ey!«-Effekt wie beim »Herrn der Ringe« gab es nicht, dafür hat man die Bilder eben schon mal gesehen. Aber es ist sehr ordentliche Kino-Unterhaltung, und ich werde mir den zweiten »Hobbit«-Teil auf jeden Fall anschauen.
Wir schauten uns »Der Hobbit: Eine unerwartete Reise« in dem neuen HFR-Format an. Dieses neue Format, das die Kinokarten ganz schön verteuert, zeigt Drei-D-Filme in besserer Qualität – das ist so. Die Bilder waren bestechend klar, das sah alles dermaßen toll aus, dass ich oft völlig begeistert war. Drei-D-Filme halte ich oftmals über überzogen und für unnötig; mit dem neuen Format kann man sich die ohne Ruckeln und ohne Flimmern anschauen. Das ist schon klasse – ob man so was allerdings braucht, ist die andere Frage.
Und die Handlung? Ach ja, die Handlung ... Sagen wir so: Wenn man aus einem Kinderbuch einen Dreiteiler macht, der aus jeweils drei Stunden besteht, muss man als Produzent und Regisseur die Handlung einfach dehnen, damit der Stoff ausreicht.
Genau das hat der Regisseur getan, und das führt zu sehr gedehnten Handlungen. Die Bilder sind wunderschön, die Landschaften sind beeindruckend, und die Ork-Stadt in den Bergen begeisterte mich beim Zuschauen. Aber ein wenig langatmig war das ganze schon.
Dazu kam die Unentschlossenheit beim Regisseur und Produzenten. Man wusste wohl nicht, ob man einen Film für Erwachsene – mit blutigen Schlachten – oder für Kinder – mit kuscheligen Kleintieren – machen wollte. Und dieses Lavieren zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen ging mir streckenweise auf die Nerven.
Gut war der Film. Ich fühlte mich drei Stunden lang gut unterhalten. Den »Boah, ey!«-Effekt wie beim »Herrn der Ringe« gab es nicht, dafür hat man die Bilder eben schon mal gesehen. Aber es ist sehr ordentliche Kino-Unterhaltung, und ich werde mir den zweiten »Hobbit«-Teil auf jeden Fall anschauen.
16 Dezember 2012
Mit der Penang-Eisenbahn
Eine Erinnerung an den Malaysia-Trip im Dezember 1998 und Januar 1999
Es brauchte gut einen halben Tag, bis ich den verdammten Penang Hill bestiegen hatte, und es kostete nur drei Ringgit, um hinterher wieder vom Berg herunterzukommen: Ich benutzte nämlich schlicht und ergreifend die Bahn. Alles in allem war es aber ein toller Ausflug an diesem 5. Januar 1999 ...
Ich brach am frühen Morgen auf, verließ die Stadt George Town mit dem Bus, fuhr mit diesem bis zum sogenannten Moon Gate und betrat dort den Dschungel. Da ich keine Lust hatte, mich irgendwelchen Treppen anzuvertrauen, verließ ich mich auf kleinere Markierungen und folgte den schmalen Pfaden, die sich den Berg hinaufzogen. Es war schon am frühen Morgen warm, und es wurde im Verlauf des Tages brüllend heiß.
Und es wurde feucht: Der Penang Hill ist mehrere hundert Meter hoch, mein Aufstieg begann von Normalhöhe Null, und der Berg ist zu einem großen Teil von Regenwald bedeckt. Ich war schon nach einer Stunde triefend nass.
Aber es war großartig. Ich genoss die Wanderung durch den Bergwald, ich liebte die seltenen Ausblicke über die Insel Penang und hinaus auf das Meer zwischen Malaysia und Sumatra, und ich machte gelegentlich Pausen auf Baumstämmen oder den seltenen Felsbrocken. Zweimal kreuzte ich die Schienen der Bahn und entschloss mich dabei, den Weg nicht zurückzugehen.
Als ich an der Bergstation ankam, war ich ziemlich kaputt. An einem Brunnen wusch ich mich und zog mir das trockene T-Shirt an, das ich schlauerweise mit mir geschleppt hatte. Ich fühlte mich richtig gut.
Und dann fuhr ich mit der roten Bahn zurück, die zwar auf Schienen läuft, aber ansonsten an einem Stahlseil gezogen wird. Ich fand sie wenig vertrauenserweckend, aber sie brachte mich in einer vergleichsweise geringen Zeit zurück auf den Boden der Tatsache, zur Talstation eben. Es war ein toller Ausflug, an den ich gern zurückdenke ...
Es brauchte gut einen halben Tag, bis ich den verdammten Penang Hill bestiegen hatte, und es kostete nur drei Ringgit, um hinterher wieder vom Berg herunterzukommen: Ich benutzte nämlich schlicht und ergreifend die Bahn. Alles in allem war es aber ein toller Ausflug an diesem 5. Januar 1999 ...
Ich brach am frühen Morgen auf, verließ die Stadt George Town mit dem Bus, fuhr mit diesem bis zum sogenannten Moon Gate und betrat dort den Dschungel. Da ich keine Lust hatte, mich irgendwelchen Treppen anzuvertrauen, verließ ich mich auf kleinere Markierungen und folgte den schmalen Pfaden, die sich den Berg hinaufzogen. Es war schon am frühen Morgen warm, und es wurde im Verlauf des Tages brüllend heiß.
Und es wurde feucht: Der Penang Hill ist mehrere hundert Meter hoch, mein Aufstieg begann von Normalhöhe Null, und der Berg ist zu einem großen Teil von Regenwald bedeckt. Ich war schon nach einer Stunde triefend nass.
Aber es war großartig. Ich genoss die Wanderung durch den Bergwald, ich liebte die seltenen Ausblicke über die Insel Penang und hinaus auf das Meer zwischen Malaysia und Sumatra, und ich machte gelegentlich Pausen auf Baumstämmen oder den seltenen Felsbrocken. Zweimal kreuzte ich die Schienen der Bahn und entschloss mich dabei, den Weg nicht zurückzugehen.
Als ich an der Bergstation ankam, war ich ziemlich kaputt. An einem Brunnen wusch ich mich und zog mir das trockene T-Shirt an, das ich schlauerweise mit mir geschleppt hatte. Ich fühlte mich richtig gut.
Und dann fuhr ich mit der roten Bahn zurück, die zwar auf Schienen läuft, aber ansonsten an einem Stahlseil gezogen wird. Ich fand sie wenig vertrauenserweckend, aber sie brachte mich in einer vergleichsweise geringen Zeit zurück auf den Boden der Tatsache, zur Talstation eben. Es war ein toller Ausflug, an den ich gern zurückdenke ...
15 Dezember 2012
Japanischer Mythos als illustriertes Märchen
Seit gut zwanzig Jahren begleiten mich die »Sandman«-Comics: zuerst in Form vereinzelter amerikanischer Comic-Hefte, später in Form der Paperbacks bei Ehapa, dann in Form der deutschsprachigen Ausgaben bei Panini. Und immer wieder weiß die Reihe zu überraschen, selbst dann, wenn es ausgefallen Sonderausgaben sind.
So eine ist »Traumjäger«, die ursprünglich zum zehnten Geburtstag der Serie erschien. Das Ding lag schon seit einiger Zeit bei mir daheim, jetzt habe ich es endlich gelesen. Kein Wunder – es ist kein Comic, sondern eine Kurzgeschichte. Der Text ist von Neil Gaiman, dem britischen Fantasy-Genie, und illustriert wurde das ganze sehr künstlerisch von Yoshitaka Amano.
Gaiman hatte sich dafür vor zehn Jahren eine klassisch-japanische Geschichte vorgenommen und diese nacherzählt. Es geht um Liebe und Träume, um einen jungen Mönch und eine verliebte Füchsin, um einen reichen Magier und den Herrn der Träume; es ist eine traurige Geschichte, eine Mixtur aus Märchen und Fantasy, die auf ein Ende zusteuert, mit dem man eigentlich schon früh rechnen muss.
Der Text ist märchenhaft, wie nicht anders zu erwarten, die Zeichnungen sehr künstlerisch: weit entfernt von einem Comic, wenig anschaulich, eher verfremdet, aber dennoch ... ja, träumerisch. Okay, ich stehe auf den »Sandman«, weshalb mir das Ding auch gefällt. Mehrheitsfähig dürfte es nicht sein ...
So eine ist »Traumjäger«, die ursprünglich zum zehnten Geburtstag der Serie erschien. Das Ding lag schon seit einiger Zeit bei mir daheim, jetzt habe ich es endlich gelesen. Kein Wunder – es ist kein Comic, sondern eine Kurzgeschichte. Der Text ist von Neil Gaiman, dem britischen Fantasy-Genie, und illustriert wurde das ganze sehr künstlerisch von Yoshitaka Amano.
Gaiman hatte sich dafür vor zehn Jahren eine klassisch-japanische Geschichte vorgenommen und diese nacherzählt. Es geht um Liebe und Träume, um einen jungen Mönch und eine verliebte Füchsin, um einen reichen Magier und den Herrn der Träume; es ist eine traurige Geschichte, eine Mixtur aus Märchen und Fantasy, die auf ein Ende zusteuert, mit dem man eigentlich schon früh rechnen muss.
Der Text ist märchenhaft, wie nicht anders zu erwarten, die Zeichnungen sehr künstlerisch: weit entfernt von einem Comic, wenig anschaulich, eher verfremdet, aber dennoch ... ja, träumerisch. Okay, ich stehe auf den »Sandman«, weshalb mir das Ding auch gefällt. Mehrheitsfähig dürfte es nicht sein ...
14 Dezember 2012
Mystery Press gelesen
Richtig gern schmökere ich stets in der aktuellen »Mystery Press«; gestern landete die aktuelle Dezember-Ausgabe auf meinem Schreibtisch, und ich las sie gleich am selben Abend durch. Wer nicht weiß, um was es sich hierbei handelt: Es ist das Kundenmagazin des Zaubermond-Verlages, und es richtet sich vor allem an Kunden dieses Verlages. Ich bin nicht unbedingt Kunde, sondern eher ein Partner, aber ich mag das Magazin trotzdem.
Auf zwölf Seiten im A4-Format, die sich hinter einem schönen Cover von Arndt Drechsler (er trägt neuerdings eine Art Irokesenhaarschnitt; nach langen Jahren mit Glatze sieht das schräg aus ..) verbergen, gibt es Informationen zu den aktuellen Verlagsprodukten. Unter anderem gibt Manfred Weinland, mit dem ich in den 90er-Jahren schon einmal zusammengearbeitet haben, einen Ausblick auf die Science-Fiction-Serie »Bad Earth«, bei der die junge Autorin Carolina Möbis – sie hat auch einmal für uns geschrieben – mittlerweile richtig fest eingestiegen ist.
Schön finde ich das Interview mit Claudia Urbschat-Mingues. Sie ist vor allem Synchronsprecherin, unter anderem für Angelina Jolie, mischte bei den PERRY RHODAN-Hörspielen mit, wo ich sie einmal kennenlernte, und spricht jetzt Horror-Hörspiele wie »Dorian Hunter« oder »John Sinclair«. Solche Hintergrundberichte mag ich.
Insgesamt ist die aktuelle Ausgabe wieder einmal gelungen: zwar dünn, aber dafür kostenlos und schön zugleich. Na also!, so schön kann Verlagswerbung sein.
Auf zwölf Seiten im A4-Format, die sich hinter einem schönen Cover von Arndt Drechsler (er trägt neuerdings eine Art Irokesenhaarschnitt; nach langen Jahren mit Glatze sieht das schräg aus ..) verbergen, gibt es Informationen zu den aktuellen Verlagsprodukten. Unter anderem gibt Manfred Weinland, mit dem ich in den 90er-Jahren schon einmal zusammengearbeitet haben, einen Ausblick auf die Science-Fiction-Serie »Bad Earth«, bei der die junge Autorin Carolina Möbis – sie hat auch einmal für uns geschrieben – mittlerweile richtig fest eingestiegen ist.
Schön finde ich das Interview mit Claudia Urbschat-Mingues. Sie ist vor allem Synchronsprecherin, unter anderem für Angelina Jolie, mischte bei den PERRY RHODAN-Hörspielen mit, wo ich sie einmal kennenlernte, und spricht jetzt Horror-Hörspiele wie »Dorian Hunter« oder »John Sinclair«. Solche Hintergrundberichte mag ich.
Insgesamt ist die aktuelle Ausgabe wieder einmal gelungen: zwar dünn, aber dafür kostenlos und schön zugleich. Na also!, so schön kann Verlagswerbung sein.
13 Dezember 2012
Die letzte Steuer
Im April 1988 kam es zu meiner wohl letzten Begegnung mit dem Finanzamt Freudenstadt wegen des kleinen Verlages, den ich mit meiner Schwester und drei Science-Fiction-Freunden gegründet hatte: Die edition bogenschütze wurde aufgelöst, das semiprofessionelle Magazin SAGITTARIUS war nach einigen sehr aufreibenden und stressigen Jahren dann auch Geschichte.
Aus der Sicht des Jahres 2012 wirken die Steuerunterlagen komplett anarchronistisch. Von mir waren beispielsweise die Besteuerungsgrundlagen für unsere Gesellschaft bürgerlichen Rechtes mit einer Schreibmaschine ausgefüllt worden; das Finanzamt machte seine Erläuterungen dazu handschriftlich. Immerhin erwies sich der eigentliche Bescheid als ein Computer-Ausdruck; so weit war man in diesem Jahr dann doch schon.
Noch einmal mussten Vorsteuer und Umsatzsteuer, Einfuhr-Umsatzsteuer (wir verkauften auch ins Ausland) und andere kleinen Dinge gegeneinander gerechnet werden – dann konnte ich daran gehen, jedem Gesellschafter seinen Anteil auszuzahlen. Dann war meine Rechnung mit dem Finanzamt fertig.
Wir hatten in den drei Jahren keinen Verlust gemacht und auch keinen Gewinn eingefahren; wir hatten unzählige Stunden gearbeitet, ohne damit Geld verdient oder verloren zu haben. Als ich diese letzten Unterlagen ablieferte, blieb bei mir vor allem ein Gefühl unendlicher Erleichterung.
Die Trauer, dass ich mein Science-Fiction-Fanzine nicht mehr weiter herausgeben konnte, kam erst später. Und was ich dann als nächstes plante, ist sowieso eine ganz andere Geschichte ...
Aus der Sicht des Jahres 2012 wirken die Steuerunterlagen komplett anarchronistisch. Von mir waren beispielsweise die Besteuerungsgrundlagen für unsere Gesellschaft bürgerlichen Rechtes mit einer Schreibmaschine ausgefüllt worden; das Finanzamt machte seine Erläuterungen dazu handschriftlich. Immerhin erwies sich der eigentliche Bescheid als ein Computer-Ausdruck; so weit war man in diesem Jahr dann doch schon.
Noch einmal mussten Vorsteuer und Umsatzsteuer, Einfuhr-Umsatzsteuer (wir verkauften auch ins Ausland) und andere kleinen Dinge gegeneinander gerechnet werden – dann konnte ich daran gehen, jedem Gesellschafter seinen Anteil auszuzahlen. Dann war meine Rechnung mit dem Finanzamt fertig.
Wir hatten in den drei Jahren keinen Verlust gemacht und auch keinen Gewinn eingefahren; wir hatten unzählige Stunden gearbeitet, ohne damit Geld verdient oder verloren zu haben. Als ich diese letzten Unterlagen ablieferte, blieb bei mir vor allem ein Gefühl unendlicher Erleichterung.
Die Trauer, dass ich mein Science-Fiction-Fanzine nicht mehr weiter herausgeben konnte, kam erst später. Und was ich dann als nächstes plante, ist sowieso eine ganz andere Geschichte ...
12 Dezember 2012
Todeskommando Atomsturm krachen!
Hölle, ist das eine gute Band! Trotz des Namens, bei dem man entweder auf stumpfen Schlappiro-Deutschpunk oder ironischen Intellektuellen-Punkrock schließen könnte, überzeugt die erste Platte der aus München stammenden Todeskommando Atomsturm von vorne bis hinten. Das Ding heißt »Zeit zu pöbeln« und enthält vierzehn Stücke; die sind abwechslungsreich und gut gleichermaßen.
Musikalisch klingt das ganze sehr modern; hier kann man keine Spur vom klassischen Deutschpunk ausmachen. Die Band hat ihre Dosis an aktuellen Bands wie Pascow gehört, bringt aber längst eine eigene Note ein.
Dazu kommt die ausdrucksstarke Stimme der Sängerin, die alle Stücke trägt. Mal singt sie richtig, dann rotzt sie wieder ihre Wut hinaus – immer wieder wechselnd, immer gut knallend. Wer Stücke wie »Popcorn, Cola, Revolution« singen kann, ist auf der richtigen Seite der Macht ...
Sehr schön!
Musikalisch klingt das ganze sehr modern; hier kann man keine Spur vom klassischen Deutschpunk ausmachen. Die Band hat ihre Dosis an aktuellen Bands wie Pascow gehört, bringt aber längst eine eigene Note ein.
Dazu kommt die ausdrucksstarke Stimme der Sängerin, die alle Stücke trägt. Mal singt sie richtig, dann rotzt sie wieder ihre Wut hinaus – immer wieder wechselnd, immer gut knallend. Wer Stücke wie »Popcorn, Cola, Revolution« singen kann, ist auf der richtigen Seite der Macht ...
Sehr schön!
Ein Ex-Kommissar, sein Neffe und ein Mord
Bei Kommissar Maigret und seinen Schöpfer, den französischen Schriftsteller Georges Simenon, komme ich immer wieder ins Schwärmen. Der Autor schuf in zahlreichen Kriminalromanen die Figur des zähen Ermittlers, der ein wenig gemütlich wirkt, aber letztlich immer zum Erfolg kommt.
»Maigret und sein Neffe« sehe ich in gewisser Weise als eine Ausnahme. Maigret ist in diesem Roman nämlich längst pensioniert. Er wohnt auf dem Land, genießt seinen Ruhestand, und erst als sein Neffe bei ihm auftaucht – ein eher argloser Elsässer –, reist der Ex-Kommissar wieder nach Paris.
Dort stößt er auf den Widerwillen ehemaliger Kollegen, die etwas gegen seine eigenen Ermittlungen haben, und stochert rasch in ein Wespennest aus Bordell- und Nachtclubbesitzern. Selbstverständlich ist der Neffe unschuldig, und ebenso selbstverständlich wird der Mörder gefasst. Den Weg dahin schildert Simenon wieder einmal meisterhaft.
Ganz nebenbei erfährt man als Leser wieder ein wenig mehr über Maigret und sein Vorlieben. Erinnerungen an seine elsässische Frau werden wach, der Gegensatz zwischen schönem Dorf und anstrengender Stadt wird dargestellt, ebenso die Verlockungen – junge Frauen, frivoles Theater – der Metropolen.
Sprachlich bleibt Simenon wie immer sehr reduziert. Er legt Wert auf Dialoge und knappe Beschreibungen, die aber funktionieren auch mit wenigen Sätzen: »Die Luft war frisch, die Sonne strahlte, und das Menschengewimmel in Paris war so dicht und so munter wie ein wildes Ballett.« Bei so einem Satz muss ich nicht viel mehr wissen!
Mit gerade einmal 164 Seiten ist der Roman sehr kurz, ein kleines Meisterwerk gewissermaßen. Verfasst wurde er im Januar 1934, aber er wirkt frisch und modern, keine Sekunde lang ist das sprachlich oder inhaltlich antiquiert. (Versuche doch mal jemand, deutschsprachige Phantastik aus dieser Zeit zu lesen.) Toll!
»Maigret und sein Neffe« sehe ich in gewisser Weise als eine Ausnahme. Maigret ist in diesem Roman nämlich längst pensioniert. Er wohnt auf dem Land, genießt seinen Ruhestand, und erst als sein Neffe bei ihm auftaucht – ein eher argloser Elsässer –, reist der Ex-Kommissar wieder nach Paris.
Dort stößt er auf den Widerwillen ehemaliger Kollegen, die etwas gegen seine eigenen Ermittlungen haben, und stochert rasch in ein Wespennest aus Bordell- und Nachtclubbesitzern. Selbstverständlich ist der Neffe unschuldig, und ebenso selbstverständlich wird der Mörder gefasst. Den Weg dahin schildert Simenon wieder einmal meisterhaft.
Ganz nebenbei erfährt man als Leser wieder ein wenig mehr über Maigret und sein Vorlieben. Erinnerungen an seine elsässische Frau werden wach, der Gegensatz zwischen schönem Dorf und anstrengender Stadt wird dargestellt, ebenso die Verlockungen – junge Frauen, frivoles Theater – der Metropolen.
Sprachlich bleibt Simenon wie immer sehr reduziert. Er legt Wert auf Dialoge und knappe Beschreibungen, die aber funktionieren auch mit wenigen Sätzen: »Die Luft war frisch, die Sonne strahlte, und das Menschengewimmel in Paris war so dicht und so munter wie ein wildes Ballett.« Bei so einem Satz muss ich nicht viel mehr wissen!
Mit gerade einmal 164 Seiten ist der Roman sehr kurz, ein kleines Meisterwerk gewissermaßen. Verfasst wurde er im Januar 1934, aber er wirkt frisch und modern, keine Sekunde lang ist das sprachlich oder inhaltlich antiquiert. (Versuche doch mal jemand, deutschsprachige Phantastik aus dieser Zeit zu lesen.) Toll!
11 Dezember 2012
Geschlechterklischee in rot und blond
Eine Blondine im engen roten Kleid, ein Bibliothekar mit Studienrat-Bart und entsprechendem Pullover: Das gibt ein Duell der besonderen Art. Die Dame klappert mit den Absätzen, sie lässt ihren Stuhl unangenehme Geräusche von sich geben, und all das ärgert den auf Stille bedachten Bibliothekar ...
Eine kurze Geschichte in eineinhalb Minuten, ein Werbespot der besonderen Art. Dahinter steckt die sogenannte Initiative Clean Energy Partnership, also die Autoindustrie ... Wenn aber Werbung so schön präsentiert, finde ich das klasse. Das Filmchen gibt's auf Youtube.
Eine kurze Geschichte in eineinhalb Minuten, ein Werbespot der besonderen Art. Dahinter steckt die sogenannte Initiative Clean Energy Partnership, also die Autoindustrie ... Wenn aber Werbung so schön präsentiert, finde ich das klasse. Das Filmchen gibt's auf Youtube.
Bert der Säufer und andere Bekannte
Die aktuelle Ausgabe 105 des OX-Fanzines ist erschienen, und wieder einmal ist eine aktuelle Fortsetzung meines Romans »Und: Hardcore!« erschienen, dem dritten Teil meiner »Peter Pank«-Saga. Die Geschichten um den von mir erdachten Punkrocker beschäftigen mich jetzt auch schon bald zwanzig Jahre.
Noch einmal geht es um Stuttgart und um einen Abschied ohne Tränen, dann wechselt die Handlung zurück in das kleine Dorf am Rand der Schwäbischen Alb. Dort hat sich in der Abwesenheit des jungen, gelegentlich ganz schön verstrahlten Helden einiges getan – nicht immer und unbedingt zum Positiven.
Eine alte Nebenfigur taucht wieder auf, die ich zu Beginn des Fortsetzungsromans eingeführt, aber seither so gut wie nicht mehr erwähnt habe: Es ist Bert der Säufer, der im Assi-Haus in der Nähe des Bauwagens wohnt, in dem Peter Pank sonst haust. Und wie so oft, so ist der lottobegeisterte Säufer auch jetzt wieder über einige Dinge erstaunlich gut informiert ...
Noch einmal geht es um Stuttgart und um einen Abschied ohne Tränen, dann wechselt die Handlung zurück in das kleine Dorf am Rand der Schwäbischen Alb. Dort hat sich in der Abwesenheit des jungen, gelegentlich ganz schön verstrahlten Helden einiges getan – nicht immer und unbedingt zum Positiven.
Eine alte Nebenfigur taucht wieder auf, die ich zu Beginn des Fortsetzungsromans eingeführt, aber seither so gut wie nicht mehr erwähnt habe: Es ist Bert der Säufer, der im Assi-Haus in der Nähe des Bauwagens wohnt, in dem Peter Pank sonst haust. Und wie so oft, so ist der lottobegeisterte Säufer auch jetzt wieder über einige Dinge erstaunlich gut informiert ...
10 Dezember 2012
Peer und die seinen
»Zum Glück gibt es die SPD.« So sarkastisch formulierte es die Bonner Punkrock-Band Hammerhead vor gut einem Dutzend Jahren auf einer ihrer Platten. Und damit ist ja eigentlich alles gesagt ... Heute wollte ich eigentlich über Peer Steinbrück und diesen Kandidaten der Sozialdemokraten für die Bundestagswahl im nächsten Jahr schreiben.
Aber es ist sinnlos, sich mit den Argumenten des Kandidaten, seiner zwei Stunden dauernden Rede, den zehn Minuten Applaus oder den mehr als neunzig Prozent Zustimmung abzuarbeiten. Die Energie, die ich hierfür aufbringen müsste, wäre verschwendet; nach diesem Wochenende ist zumindest mir klar, dass wir Angela Merkel noch länger als Bundeskanzlerin ertragen müssen.
Die Sozialdemokratie richtet sich in einer Rolle ein, die man höchstens mit einem »nicht so gemeint« oder auch einem »sowohl als auch« bezeichnen könnte. Man wollte mit den Hartz-Gesetzen eigentlich etwas ganz positives erreichen, hat stattdessen aber zu einer Verelendung der Unterschicht und einer flächendeckenden Entsolidarisierung der Mittelschicht beigetragen.
Mit einer Lockerung diverser anderer Gesetze wollte man den »Wettbewerb« in Deutschland vereinfachen und hat damit dem Raubtier-Kapitalismus erst recht die Türen aufgerissen. Und mit der sogenannten Riester-Rente wurde das gesetzliche Rentensystem ausgehöhlt, wurden private Versicherungsdienstleister stinkereich gemacht und wurde die Altersarmut zementiert.
Eine tolle Bilanz, die sich die SPD in ihrer Regierungszeit unter dem Kanzler Schröder und der Kanzlerin Merkel eingebrockt hat. Dass man sich von diesen Erfolgen nicht distanzieren möchte, leuchtet mir ein. Dass man für den weiteren Kampf »gegen unten« dann ausgerechnet einen wichtigen Protagonisten des bisherigen Kampfes an die Spitze setzt, ist ebenfalls nachvollziehbar.
Wieso man diese Bande jetzt wählen soll, ist mir allerdings nicht klargeworden. Wer Steinbrück wählt, kann doch auch gleich sein Kreuzchen bei der FDP machen. Das wäre zumindest ehrlicher ...
Aber es ist sinnlos, sich mit den Argumenten des Kandidaten, seiner zwei Stunden dauernden Rede, den zehn Minuten Applaus oder den mehr als neunzig Prozent Zustimmung abzuarbeiten. Die Energie, die ich hierfür aufbringen müsste, wäre verschwendet; nach diesem Wochenende ist zumindest mir klar, dass wir Angela Merkel noch länger als Bundeskanzlerin ertragen müssen.
Die Sozialdemokratie richtet sich in einer Rolle ein, die man höchstens mit einem »nicht so gemeint« oder auch einem »sowohl als auch« bezeichnen könnte. Man wollte mit den Hartz-Gesetzen eigentlich etwas ganz positives erreichen, hat stattdessen aber zu einer Verelendung der Unterschicht und einer flächendeckenden Entsolidarisierung der Mittelschicht beigetragen.
Mit einer Lockerung diverser anderer Gesetze wollte man den »Wettbewerb« in Deutschland vereinfachen und hat damit dem Raubtier-Kapitalismus erst recht die Türen aufgerissen. Und mit der sogenannten Riester-Rente wurde das gesetzliche Rentensystem ausgehöhlt, wurden private Versicherungsdienstleister stinkereich gemacht und wurde die Altersarmut zementiert.
Eine tolle Bilanz, die sich die SPD in ihrer Regierungszeit unter dem Kanzler Schröder und der Kanzlerin Merkel eingebrockt hat. Dass man sich von diesen Erfolgen nicht distanzieren möchte, leuchtet mir ein. Dass man für den weiteren Kampf »gegen unten« dann ausgerechnet einen wichtigen Protagonisten des bisherigen Kampfes an die Spitze setzt, ist ebenfalls nachvollziehbar.
Wieso man diese Bande jetzt wählen soll, ist mir allerdings nicht klargeworden. Wer Steinbrück wählt, kann doch auch gleich sein Kreuzchen bei der FDP machen. Das wäre zumindest ehrlicher ...
09 Dezember 2012
Gelungen und phantastisch
Dass ich ein Freund der Zeitschrift »phantastisch!« bin, habe ich schon oft verlautbart: Es ist das derzeit einzige Magazin für Science Fiction und Fantasy im deutschsprachigen Raum, das zumindest semiprofessionellen Standards standhält und in Farbe kommt. Seit das Heft im Atlantis-Verlag erscheint, hat sich das positiv ausgewirkt, und die aktuelle Ausgabe 48 hat mir erneut gefallen.
Ich mag die Interviews, die diesmal einen Fantasy-Schwerpunkt aufweisen: Der deutsche Autor Michael Peinkofer wird sehr kurz präsentiert, dazu kommen aber unter anderem Jesse Burlington, der mit seiner humoristischen Fantasy schon seine Fans gefunden hat. Manchmal hätte ich die Interviews gern ein wenig journalistischer als nur in den bekannten Frage-Antwort-Spielchen; sie sind aber jeweils lesenswert.
Bei den Artikeln kann mir nicht alles gefallen; das ist bei einem Magazin von 76 Seiten weder sinnvoll noch zu erwarten. Halbwegs wissenschaftlich kommt Bernd Robkers Abriss über die Unterschiede zwischen Fantasy und Science Fiction daher, interessant ist die Präsentation von Jugendlichen, die gern schreiben, neugierig macht die Vorstellung der Autorin Gioconda Belli.
Dazu kommen natürlich Buchbesprechungen, Informationen, Comics und haufenweise anderer Lesestoff, der mich zeitweise gut unterhält und meist gut informiert. Ich finde, dieses Magazin ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich mit phantastischer Literatur sowie den Randbereichen beschäftigen, und die aktuelle Ausgabe ist ein besonders gelungenes Beispiel dafür.
Ich mag die Interviews, die diesmal einen Fantasy-Schwerpunkt aufweisen: Der deutsche Autor Michael Peinkofer wird sehr kurz präsentiert, dazu kommen aber unter anderem Jesse Burlington, der mit seiner humoristischen Fantasy schon seine Fans gefunden hat. Manchmal hätte ich die Interviews gern ein wenig journalistischer als nur in den bekannten Frage-Antwort-Spielchen; sie sind aber jeweils lesenswert.
Bei den Artikeln kann mir nicht alles gefallen; das ist bei einem Magazin von 76 Seiten weder sinnvoll noch zu erwarten. Halbwegs wissenschaftlich kommt Bernd Robkers Abriss über die Unterschiede zwischen Fantasy und Science Fiction daher, interessant ist die Präsentation von Jugendlichen, die gern schreiben, neugierig macht die Vorstellung der Autorin Gioconda Belli.
Dazu kommen natürlich Buchbesprechungen, Informationen, Comics und haufenweise anderer Lesestoff, der mich zeitweise gut unterhält und meist gut informiert. Ich finde, dieses Magazin ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich mit phantastischer Literatur sowie den Randbereichen beschäftigen, und die aktuelle Ausgabe ist ein besonders gelungenes Beispiel dafür.
08 Dezember 2012
Nach einem Viertel aufgegeben
Ich bin nicht mehr so leidensfähig wie früher. Das merke ich unter anderem bei der Lektüre von Romanen: Früher biss ich mich auch durch Bücher, die mir nicht so lagen, und hoffte darauf, dass sie mir irgendwann gefielen. Dieser Tage gab ich einem Werk immerhin fast hundert Druckseiten lang eine Chance nach der anderen, bevor ich die Waffen streckte.
Die Rede ist von dem Science-Fiction-Roman »Genom«, den der amerikanische Schriftsteller Alan Dean Foster verfasst hat und der als Taschenbuch im Bastei-Lübbe-Verlag erschienen ist. In früheren Jahren las ich Foster-Romane recht gern, und jetzt wollte ich buchstäblich nach Jahrzehnten endlich mal wieder ein aktuelles Buch lesen.
Das Thema klang und klingt interessant: In einer nahen Zukunft ist die Klimakatastrophe längst Wirklichkeit geworden. Amerikanische Küstenregionen sind überschwemmt worden, die Menschen haben haufenweise Probleme, mit denen heute noch niemand rechnet. Auf der anderen Seite haben sich Millionen von Menschen genetisch anpassen lassen: mit zusätzlichen Gliedmaßen oder allerlei mechanischen Ergänzungen.
Vor diesem Hintergrund siedelt Foster seine Geschichte an, und das klingt alles super-interessant. Das Problem ist nur: Da er die ganze Zeit die Hintergründe vermitteln möchte, verzichtet er darauf, eine nachvollziehbare Geschichte zu erzählen – das nervte mich irgendwann echt. Zudem störten mich unmotivierte Perspektivwechsel (aus der Innensicht der Figur auf die Außensicht und zurück), was mich immer aus der Lektüre schmeißt.
Wahrscheinlich ist der Roman für andere Leser ein echtes Vergnügen; mich hat er einfach nicht gepackt. Die vielen Ideen klingen interessant, und manche Szenen schildert der Autor sehr gut – insgesamt ergibt sich aber keine spannende Lektüre. Schade.
Die Rede ist von dem Science-Fiction-Roman »Genom«, den der amerikanische Schriftsteller Alan Dean Foster verfasst hat und der als Taschenbuch im Bastei-Lübbe-Verlag erschienen ist. In früheren Jahren las ich Foster-Romane recht gern, und jetzt wollte ich buchstäblich nach Jahrzehnten endlich mal wieder ein aktuelles Buch lesen.
Das Thema klang und klingt interessant: In einer nahen Zukunft ist die Klimakatastrophe längst Wirklichkeit geworden. Amerikanische Küstenregionen sind überschwemmt worden, die Menschen haben haufenweise Probleme, mit denen heute noch niemand rechnet. Auf der anderen Seite haben sich Millionen von Menschen genetisch anpassen lassen: mit zusätzlichen Gliedmaßen oder allerlei mechanischen Ergänzungen.
Vor diesem Hintergrund siedelt Foster seine Geschichte an, und das klingt alles super-interessant. Das Problem ist nur: Da er die ganze Zeit die Hintergründe vermitteln möchte, verzichtet er darauf, eine nachvollziehbare Geschichte zu erzählen – das nervte mich irgendwann echt. Zudem störten mich unmotivierte Perspektivwechsel (aus der Innensicht der Figur auf die Außensicht und zurück), was mich immer aus der Lektüre schmeißt.
Wahrscheinlich ist der Roman für andere Leser ein echtes Vergnügen; mich hat er einfach nicht gepackt. Die vielen Ideen klingen interessant, und manche Szenen schildert der Autor sehr gut – insgesamt ergibt sich aber keine spannende Lektüre. Schade.
07 Dezember 2012
Die Nasen im Dorf
Es gibt Geschichten aus meiner Kindheit, an die erinnere ich mich, als seien sie gestern geschehen; zumindest habe ich eine sehr dichte Erinnerung an ein Ereignis. An das hier erinnerte ich mich in den vergangenen Tagen mehrfach: immer dann, wenn es um die aktuelle Diskussion um ein Verbot der Nazi-Organistion NPD geht.
Ich war mit meinem Vater unterwegs, ich war ein kleiner Junge, und es muss in den späten 60er-Jahren gewesen sein. Wir gingen über die Talstraße mitten im Dorf, an der es damals noch die Molkerei, einen kleinen Laden und vor allem eine Tankstelle gab.
An einem Holzschuppen, der an der Talstraße aufragte, hatte jemand mit weißer Farbe und in großen Lettern ein »N«, ein »P« und ein »D« geschmiert. Das »NPD« sah ziemlich wuchtig aus und strahlte auf Dutzende von Metern über die Dorfstraße. Es war nicht die einzige Nazi-Schmiererei im Dorf, weil die Nazis damals ziemlich massiv auftraten – aber es ist die einzige, die mir in Erinnerung geblieben ist.
Ich fragte meinen Vater, was denn das »NPD« bedeute. Seine Antwort war kurz und knapp: »Das sind die, die den Hitler wiederhaben wollen.« Weitere Diskussionen waren überflüssig.
Politische Aufklärung im Jahr 1969; mehr musste man damals nicht sagen, und mehr muss man zu Nazis auch heute nicht sagen. Irgendwelche Diskussionen über Verbot oder Nicht-Verbot einer Nazi-Partei sind da fast schon egal.
Mein Vater war kein sonderlich politischer Mensch, er war weder in einer Partei, noch äußerte er groß seine politische Meinung. Aber was Nazis anging, hatte er mit wenigen Worten den Nagel auf den Punkt getroffen. In der aktuellen Diskussion fehlt mir das manchmal ...
Ich war mit meinem Vater unterwegs, ich war ein kleiner Junge, und es muss in den späten 60er-Jahren gewesen sein. Wir gingen über die Talstraße mitten im Dorf, an der es damals noch die Molkerei, einen kleinen Laden und vor allem eine Tankstelle gab.
An einem Holzschuppen, der an der Talstraße aufragte, hatte jemand mit weißer Farbe und in großen Lettern ein »N«, ein »P« und ein »D« geschmiert. Das »NPD« sah ziemlich wuchtig aus und strahlte auf Dutzende von Metern über die Dorfstraße. Es war nicht die einzige Nazi-Schmiererei im Dorf, weil die Nazis damals ziemlich massiv auftraten – aber es ist die einzige, die mir in Erinnerung geblieben ist.
Ich fragte meinen Vater, was denn das »NPD« bedeute. Seine Antwort war kurz und knapp: »Das sind die, die den Hitler wiederhaben wollen.« Weitere Diskussionen waren überflüssig.
Politische Aufklärung im Jahr 1969; mehr musste man damals nicht sagen, und mehr muss man zu Nazis auch heute nicht sagen. Irgendwelche Diskussionen über Verbot oder Nicht-Verbot einer Nazi-Partei sind da fast schon egal.
Mein Vater war kein sonderlich politischer Mensch, er war weder in einer Partei, noch äußerte er groß seine politische Meinung. Aber was Nazis anging, hatte er mit wenigen Worten den Nagel auf den Punkt getroffen. In der aktuellen Diskussion fehlt mir das manchmal ...
06 Dezember 2012
Weihnachten in Rastatt
Aus Gründen, die hier keine Rolle spielen, verschlug es mich im Verlauf dieser Woche auf ein Territorium, wo ich mich so richtig fremd fühlte: Ich war auf dem Weihnachtsmarkt in Rastatt. Gefühlte zwei Dutzend Buden aus Holz und Verkaufskram waren aufgebaut, dazwischen gab es eine Bühne, von der herunter einige Männer in Winterjacken mit ihren Blasinstrumenten eine seltsame Musik verbreiteten.
Weil ich mir die seltsame Veranstaltung genauer angucken wollte, bummelte ich einmal zwischen den Ständen hindurch. Es gab haufenweise zu essen und zu trinken; dazwischen konnte man Andenken, Wintermützen und Holzspielzeug kaufen; das Zeugs also, das man auf jedem Weihnachtsmarkt vermutet und auch bekommt.
Mir fiel vor allem das Publikum auf: Es war noch recht früh am Abend, noch keine 18 Uhr, aber wegen der Jahreszeit schon dunkel. Und zwischen den Kleinfamilien und Rentnergruppen sah ich immer wieder einzelne Männer.
Sie waren stets allein, trugen einen verkniffenen Gesichtsausdruck, gerne eine Zigarette im Mundwinkel und eine Alkoholfahne mit sich durch die Gegend. Selten hatte ich eine derartige Ansammlungen von Ruinen auf zwei Beinen gesehen, die anscheinend nur durch Alkohol und schlechte Laune zusammengehalten wurden.
Beeindruckt verließ ich die Innenstadt von Rastatt. Nicht zum ersten Mal wunderte ich mich, dass ich in dieser Stadt schon zwei Jahrzehnte arbeitete, und nicht zum ersten Mal freute ich mich, dass ich außer dem Verlag, der Pizzeria und dem Bahnhof praktisch nichts von der Stadt mitbekomme.
Weil ich mir die seltsame Veranstaltung genauer angucken wollte, bummelte ich einmal zwischen den Ständen hindurch. Es gab haufenweise zu essen und zu trinken; dazwischen konnte man Andenken, Wintermützen und Holzspielzeug kaufen; das Zeugs also, das man auf jedem Weihnachtsmarkt vermutet und auch bekommt.
Mir fiel vor allem das Publikum auf: Es war noch recht früh am Abend, noch keine 18 Uhr, aber wegen der Jahreszeit schon dunkel. Und zwischen den Kleinfamilien und Rentnergruppen sah ich immer wieder einzelne Männer.
Sie waren stets allein, trugen einen verkniffenen Gesichtsausdruck, gerne eine Zigarette im Mundwinkel und eine Alkoholfahne mit sich durch die Gegend. Selten hatte ich eine derartige Ansammlungen von Ruinen auf zwei Beinen gesehen, die anscheinend nur durch Alkohol und schlechte Laune zusammengehalten wurden.
Beeindruckt verließ ich die Innenstadt von Rastatt. Nicht zum ersten Mal wunderte ich mich, dass ich in dieser Stadt schon zwei Jahrzehnte arbeitete, und nicht zum ersten Mal freute ich mich, dass ich außer dem Verlag, der Pizzeria und dem Bahnhof praktisch nichts von der Stadt mitbekomme.
Oscar Louise singt toll
Hinter dem ungewöhnlichen Namen Oscar Louise verbirgt sich eine Frau: Die Sängerin Rachel Hamel arbeitet laut Info in Wirklichkeit als Sängerin am Opernhaus in Lausanne, hat jetzt aber mit »Empty House« ihre erste Platte aufgenommen. Und diese Platte ist ihr ausgesprochen gut gelungen.
Die Sängerin wird von einer Handvoll richtig guter Musiker unterstützt, die allesamt aus der Szene der Westschweiz stammen und dort gut bekannt sind; die Stücke werden aber in erster Linie von ihrer Stücke getragen. Und diese hat es in sich: Zwischen Pop und Jazz wandelt die Sängerin, sie bringt Tragik und Gefühle, ohne dass dies auch nur eine Sekunde lang schmalzig oder kitschig wirken könnte.
Die Stücke sind sanft, stecken aber stets voller Spannung; langweilig wird einem beim Zuhören nie. Mit der Knallbummbeng-Musik, wie ich sie sonst die meiste Zeit höre, hat das wenig zu tun, eher mit der Musik einer Tori Amos – wobei der Vergleich hier natürlich hinkt. Die CD eignet sich zum intensiven Zuhören ebenso wie als Untermalung für eine lange Autofahrt.
Selbstverständlich passt sie zur Jahreszeit: Wer zum Fenster hinausschaut und den grauen Herbst und Winter beäugt, kann sich durch eine tüchtige Portion an Melancholie unterstützen lassen. Oscar Louise ist hier eine gute Wahl – ich finde die Platte echt stark!
Die Sängerin wird von einer Handvoll richtig guter Musiker unterstützt, die allesamt aus der Szene der Westschweiz stammen und dort gut bekannt sind; die Stücke werden aber in erster Linie von ihrer Stücke getragen. Und diese hat es in sich: Zwischen Pop und Jazz wandelt die Sängerin, sie bringt Tragik und Gefühle, ohne dass dies auch nur eine Sekunde lang schmalzig oder kitschig wirken könnte.
Die Stücke sind sanft, stecken aber stets voller Spannung; langweilig wird einem beim Zuhören nie. Mit der Knallbummbeng-Musik, wie ich sie sonst die meiste Zeit höre, hat das wenig zu tun, eher mit der Musik einer Tori Amos – wobei der Vergleich hier natürlich hinkt. Die CD eignet sich zum intensiven Zuhören ebenso wie als Untermalung für eine lange Autofahrt.
Selbstverständlich passt sie zur Jahreszeit: Wer zum Fenster hinausschaut und den grauen Herbst und Winter beäugt, kann sich durch eine tüchtige Portion an Melancholie unterstützen lassen. Oscar Louise ist hier eine gute Wahl – ich finde die Platte echt stark!
05 Dezember 2012
Prisca und ich
Der »Fandom Observer« ist mir seit Jahrzehnten ein treuer Wegbegleiter: Ich habe das Fanzine seit der ersten Ausgabe abonniert und habe jahrelang fest daran mitgearbeitet. Immer mal wieder wird über meinen Beruf berichtet oder auch gelästert, gelegentlich werde ich kritisiert. Aber ich freue mich über jede Ausgabe, weil ich stets lesenswerte Beiträge finde.
Ich hoffe, dass für die Leser in der aktuellen Ausgabe 282 genügend lesenswerte Beiträge zu finden sind. In gedruckter Form habe ich das Heft noch nicht, die wunderbare Download-Version gibt es aber bereits. Enthalten ist in der Ausgabe nämlich ein Interview von mir, das ich mit Prisca Burrows geführt habe.
»Der Fluch der Halblinge« ist der erste Roman der Autorin; er hat selbstverständlich etwas mit »Der Hobbit«zu tun. Und hinter Prisca Burrows verbirgt sich die Autorin Uschi Zietsch-Jambor, die ich seit geschätzten 28 Jahren kenne – es hat Spaß gemacht, mit ihr das kleine Interview zu führen. Ein Grund mehr also, sich die kostenlose PDF-Ausgabe des »Fandom Observers« zu holen ...
Ich hoffe, dass für die Leser in der aktuellen Ausgabe 282 genügend lesenswerte Beiträge zu finden sind. In gedruckter Form habe ich das Heft noch nicht, die wunderbare Download-Version gibt es aber bereits. Enthalten ist in der Ausgabe nämlich ein Interview von mir, das ich mit Prisca Burrows geführt habe.
»Der Fluch der Halblinge« ist der erste Roman der Autorin; er hat selbstverständlich etwas mit »Der Hobbit«zu tun. Und hinter Prisca Burrows verbirgt sich die Autorin Uschi Zietsch-Jambor, die ich seit geschätzten 28 Jahren kenne – es hat Spaß gemacht, mit ihr das kleine Interview zu führen. Ein Grund mehr also, sich die kostenlose PDF-Ausgabe des »Fandom Observers« zu holen ...
04 Dezember 2012
Misanthropen-Sammlung
Bei der Rückreise von der Leipziger Buchmesse schenkte mir mein Mitfahrer das Taschenbuch »Fickt euch alle«, an dem er als Autor mitgewirkt hatte. Nach einem halben Jahr, in dem das keine hundert Seiten starke Werk bei mir im Stapel ungelesener Bücher gelegen hatte, kam ich während eines verlängerten Wochenendes endlich zur Lektüre.
Der Klappentext verrät, dass das Buch »ultimativ menschenverachtend« und »herzzereißend soziophob« ist. Das trifft auf die Kurzgeschichten zu: Sie haben eine Underground-Attitüde, sie beschreiben das Leben von Außenseitern und sogenannten Losern, und sie sind in einer schnoddrigen Sprache geschrieben.
Leider kann ich mit den meisten Texten nicht viel anfangen: Den Autoren geht es teilweise darum, ihre Befindlichkeit in die Welt zu kotzen, nicht aber unbedingt eine Geschichte zu erzählen. Das aber hätte mich weitaus mehr interessiert.
Ziemlich klasse ist die Kurzgeschichte von Stefan Kalbers, den ich mir wohl merken muss: Der Stil ist sauber, die Entwicklung der Haupterson und ihre seltsame Verwandlung sind gut geschildert. Ebenso klasse ist der Text von Jan Off, der sich als Mischung aus Gedicht und Geschichte präsentiert und die Sprüche der linksradikalen Szene verhöhnt.
Das beste an dem Buch ist sicher der Preis: Es kostet fünf Euro, was unschlagbar günstig ist. Für den geringen Preis gibt's eine ordentliche Breitseite an aktuellen Autoren, die im weitesten Sinne etwas mit Punkrock und Underground zu tun haben.
Nicht jedem kann alles gefallen; was ich doof finde, wird jemand anders vielleicht lieben. Von daher möchte ich eine vorsichtige Empfehlung abgeben: Dank der Bandbreite der Texte ist das Buch auf jeden Fall unterhaltsam.
Erschienen ist es als Koproduktion von Unsichtbar und gONZo Verlag; es hat die ISBN 978-3-942920-49-0 und kann mit dieser in jeder Buchhandlung bestellt werden, auch im Internet.
Der Klappentext verrät, dass das Buch »ultimativ menschenverachtend« und »herzzereißend soziophob« ist. Das trifft auf die Kurzgeschichten zu: Sie haben eine Underground-Attitüde, sie beschreiben das Leben von Außenseitern und sogenannten Losern, und sie sind in einer schnoddrigen Sprache geschrieben.
Leider kann ich mit den meisten Texten nicht viel anfangen: Den Autoren geht es teilweise darum, ihre Befindlichkeit in die Welt zu kotzen, nicht aber unbedingt eine Geschichte zu erzählen. Das aber hätte mich weitaus mehr interessiert.
Ziemlich klasse ist die Kurzgeschichte von Stefan Kalbers, den ich mir wohl merken muss: Der Stil ist sauber, die Entwicklung der Haupterson und ihre seltsame Verwandlung sind gut geschildert. Ebenso klasse ist der Text von Jan Off, der sich als Mischung aus Gedicht und Geschichte präsentiert und die Sprüche der linksradikalen Szene verhöhnt.
Das beste an dem Buch ist sicher der Preis: Es kostet fünf Euro, was unschlagbar günstig ist. Für den geringen Preis gibt's eine ordentliche Breitseite an aktuellen Autoren, die im weitesten Sinne etwas mit Punkrock und Underground zu tun haben.
Nicht jedem kann alles gefallen; was ich doof finde, wird jemand anders vielleicht lieben. Von daher möchte ich eine vorsichtige Empfehlung abgeben: Dank der Bandbreite der Texte ist das Buch auf jeden Fall unterhaltsam.
Erschienen ist es als Koproduktion von Unsichtbar und gONZo Verlag; es hat die ISBN 978-3-942920-49-0 und kann mit dieser in jeder Buchhandlung bestellt werden, auch im Internet.
03 Dezember 2012
Wellenreuther verhindern
Noch nie war sich mein »soziales Umfeld« im Vorfeld einer Wahl so einig: Praktisch alle, mit denen ich mich unterhielt, kündigten an, ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel bei Frank Mentrup zu machen, dem Kandidaten der SPD, der Grünen und einiger kleinerer Gruppierungen. Ein Bekannter nutzte deshalb die Briefwahl, »damit ich's diesmal nicht schon wieder vergesse«.
Auch ich wählte den SPD-Mann, über den ich nicht viel mehr weiß als das, was ich in einer Fernsehsendung mitbekommen habe. Bei der letzten Oberbürgermeisterwahl hatte ich nicht abgestimmt, weil mir angesichts der Kandidaten völlig egal gewesen war, wer ans Ruder kommen würde.
Aber das war diesmal anders. Es war für mich keine Pro-Mentrup-Entscheidung. Es ging letztlich darum, den Kandidaten der CDU zu verhindern. Ingo Wellenreuther ist Präsident des örtlichen Fußballvereins, er ist Bundestagsabgeordneter und sitzt im Gemeinderat. In Karlsruhe tut er zumindest so, als sei er fest mit seiner Heimatstadt verwurzelt.
Aber man kann ihn nicht leiden; es gibt zu viele Geschichten über ihn und seine Intrigen. Zumindest können ihn gewisse Kreise nicht leiden. Als ich am Sonntag ins Wahllokal ging, kamen mir Leute entgegen, die ich für Wahl-Abstinenzler gehalten hätte. Viele junge Leute spazierten ins Lokal, die Beteiligung lag auch deutlich höher.
Die Zahlen sprachen für sich: rund 55 Prozent für Mentrup, rund 35 Prozent für Wellenreuther; bei uns im Viertel über 60 Prozent für Mentrup. Damit hätte ich nie gerechnet.
Ob man sich über Mentrups Wahlsieg freuen kann, ist noch nicht sicher: Am Wahlabend ließ er sich beim Feiern mit Niels Schmid sehen, dem SPD-Minister, den ich für einen der schlimmsten Fehlgriffe der Landes-SPD halte. Das lässt ja schlimmes befürchten ...
Auch ich wählte den SPD-Mann, über den ich nicht viel mehr weiß als das, was ich in einer Fernsehsendung mitbekommen habe. Bei der letzten Oberbürgermeisterwahl hatte ich nicht abgestimmt, weil mir angesichts der Kandidaten völlig egal gewesen war, wer ans Ruder kommen würde.
Aber das war diesmal anders. Es war für mich keine Pro-Mentrup-Entscheidung. Es ging letztlich darum, den Kandidaten der CDU zu verhindern. Ingo Wellenreuther ist Präsident des örtlichen Fußballvereins, er ist Bundestagsabgeordneter und sitzt im Gemeinderat. In Karlsruhe tut er zumindest so, als sei er fest mit seiner Heimatstadt verwurzelt.
Aber man kann ihn nicht leiden; es gibt zu viele Geschichten über ihn und seine Intrigen. Zumindest können ihn gewisse Kreise nicht leiden. Als ich am Sonntag ins Wahllokal ging, kamen mir Leute entgegen, die ich für Wahl-Abstinenzler gehalten hätte. Viele junge Leute spazierten ins Lokal, die Beteiligung lag auch deutlich höher.
Die Zahlen sprachen für sich: rund 55 Prozent für Mentrup, rund 35 Prozent für Wellenreuther; bei uns im Viertel über 60 Prozent für Mentrup. Damit hätte ich nie gerechnet.
Ob man sich über Mentrups Wahlsieg freuen kann, ist noch nicht sicher: Am Wahlabend ließ er sich beim Feiern mit Niels Schmid sehen, dem SPD-Minister, den ich für einen der schlimmsten Fehlgriffe der Landes-SPD halte. Das lässt ja schlimmes befürchten ...
Österreich im Radio
In der gestrigen ENPUNKT-Radiosendung im Freien Radio Karlsruhe, also dem Querfunk, ging es um Österreich; ich präsentierte allerlei Bands aus der Alpenrepublik. Das meiste davon war recht aktuell, diesmal gab's also keinen Griff in die Geschichtskiste – schließlich spielen derzeit auch genügend aktuelle Bands in Österreich eine Rolle.
Mit 7 Sioux war immerhin eine Band dabei, die ich schon in den 80er-Jahren gern gehört hatte und von denen es seit einigen Jahren eine aktuelle Platte gibt. Darüber hinaus gab's sehr melodischen Punk an der Grenze zum Alternative-Rock von Facelift und Kung Fu Kitty oder knalligen Hardcore von Rentokill und Bombsquad aus Wien.
Ein bisschen Oi!-Sound gab's von den Breakthrough Breakers, noch mal eine Spur Hardcore sevierten Redlightsflash und The Avayou. Und den Abschluss bildeten Kreisky, eine Band, die keinen Punkrock macht, die ich aber aufgrund ihrer guten Texte und ihres originellen Sounds sehr schätze.
Mit 7 Sioux war immerhin eine Band dabei, die ich schon in den 80er-Jahren gern gehört hatte und von denen es seit einigen Jahren eine aktuelle Platte gibt. Darüber hinaus gab's sehr melodischen Punk an der Grenze zum Alternative-Rock von Facelift und Kung Fu Kitty oder knalligen Hardcore von Rentokill und Bombsquad aus Wien.
Ein bisschen Oi!-Sound gab's von den Breakthrough Breakers, noch mal eine Spur Hardcore sevierten Redlightsflash und The Avayou. Und den Abschluss bildeten Kreisky, eine Band, die keinen Punkrock macht, die ich aber aufgrund ihrer guten Texte und ihres originellen Sounds sehr schätze.
02 Dezember 2012
Das Ende der Edition
Nur wenige Jahre lang existierte die edition bogenschütze, der von mir und einigen Mitstreitern gegründete Kleinverlag. Im Mai 1988 wurde der Verlag »abgewickelt« und formal aufgelöst; und nach bald einem Vierteljahrhundert entsorgte ich in den ersten Tagen des Dezembers 2012 endlich die Unterlagen des Finanzamtes.
Schaue ich mir die Details heute an, komme ich aus dem Staunen kaum heraus. Die Umsatzsteuer-Voranmeldungen und dergleichen, die ich für unseren »Buch- und Zeitschriftenverlag« ablieferte, als die sich die edition bogenschütze GbR bezeichnete, wurden damals noch handschriftlich erstellt.
Unglaublich, aber wahr! Heute kann man sich das kaum noch vorstellen. Ich sah keine Möglichkeit, die umfangreichen Formulare mit der Schreibmaschine auszufüllen, und computertaugliche Formulare gab es damals noch keine.
Der kleine Verlag diente vor allem dazu, die Veröffentlichung meines Fanzines SAGITTARIUS, das damals als semiprofessionelle Science-Fiction-Zeitschrift auch im Buch- und Zeitschriftenhandel gekauft werden konnte, rechtlich abzusichern. Meine vier Mitstreiter und ich brachten einige Ausgaben auf den Markt, die sich sogar im Nachhhinein ohne Schamesröte anschauen lassen.
Irgendwann aber war die Luft raus, und als ich im Frühjahr 1988 aus Westafrika zurückkam, sorgte ich für die Auflösung des Kleinverlages. Es gab eine Reihe von unangehmen Gesprächen mit dem Finanzamt, dessen Beamte teilweise nach Kleinstbeträgen forschten (»Sie haben hier 17,23 Mark verbucht, dafür aber keinen Beleg angegeben. Wo ist dieser Beleg?«).
Danach war mir auf jeden Fall klar: Als Finanzmensch war ich untauglich. Sollte ich jemals Unternehmer werden, würde ich als erste Person jemanden einstellen, der sich mit so einem Mist auskannte ...
Schaue ich mir die Details heute an, komme ich aus dem Staunen kaum heraus. Die Umsatzsteuer-Voranmeldungen und dergleichen, die ich für unseren »Buch- und Zeitschriftenverlag« ablieferte, als die sich die edition bogenschütze GbR bezeichnete, wurden damals noch handschriftlich erstellt.
Unglaublich, aber wahr! Heute kann man sich das kaum noch vorstellen. Ich sah keine Möglichkeit, die umfangreichen Formulare mit der Schreibmaschine auszufüllen, und computertaugliche Formulare gab es damals noch keine.
Der kleine Verlag diente vor allem dazu, die Veröffentlichung meines Fanzines SAGITTARIUS, das damals als semiprofessionelle Science-Fiction-Zeitschrift auch im Buch- und Zeitschriftenhandel gekauft werden konnte, rechtlich abzusichern. Meine vier Mitstreiter und ich brachten einige Ausgaben auf den Markt, die sich sogar im Nachhhinein ohne Schamesröte anschauen lassen.
Irgendwann aber war die Luft raus, und als ich im Frühjahr 1988 aus Westafrika zurückkam, sorgte ich für die Auflösung des Kleinverlages. Es gab eine Reihe von unangehmen Gesprächen mit dem Finanzamt, dessen Beamte teilweise nach Kleinstbeträgen forschten (»Sie haben hier 17,23 Mark verbucht, dafür aber keinen Beleg angegeben. Wo ist dieser Beleg?«).
Danach war mir auf jeden Fall klar: Als Finanzmensch war ich untauglich. Sollte ich jemals Unternehmer werden, würde ich als erste Person jemanden einstellen, der sich mit so einem Mist auskannte ...
01 Dezember 2012
Weihnachtsterror zum Monatsanfang
Manchmal habe ich das Gefühl, auf einer Insel der Seeligen zu wohnen und normalerweise nichts vom normalen Wahnsinn mitzubekommen. An diesem Samstag, 1. Dezember 2012, fiel mir das wieder ganz besonders voll: Karlsruhe und vor allem seine Innenstadt war voll mit Menschen, die ihre Weihnachtseinkäufe erledigen wollten oder auch mussten. Ich hatte damit nicht einmal gerechnet – ein Beleg dafür, dass ich ganz schön weltfremd sein kann – und war geradezu verwirrt.
Vor den Parkhäusern stauten sich die Autos, nicht nur über hundert Meter hinweg, sondern hinaus bis zu den großen Straßen. Vor dem Ettlinger Tor, der großen »Mall«, warteten mehrere Dutzend Autofahrer bei laufendem Motor darauf, dass ein Platz im Parkhaus frei wurde; derselbe Anblick erwartete mich bei den Zufahrten zur Postgalerie.
Dort wiederum kamen mir ständig junge Frauen entgegen, die nicht nur eine »Primark«-Papiertüte trugen. Eine transportierte in jeder Hand drei der großen Taschen; sie war wegen des Gewichts kaum noch in der Lage, das alles zu tragen.
Und in dem einen Fachgeschäft, wo ich eigentlich etwas einkaufen musste, stand alles voll. Schlechte Luft, schlecht gelaunte Menschen, schreckliche Musik – ich machte, dass ich hinauskam, kaufte dann noch Grundnahrungsmittel sowie Getränke, eben das, was wir unbedingt brauchten, und verließ den Bereich der Fußgängerzone.
Nicht zum ersten Mal freute ich mich schon Wochen im voraus auf den Tag nach Weihnachten ...
Vor den Parkhäusern stauten sich die Autos, nicht nur über hundert Meter hinweg, sondern hinaus bis zu den großen Straßen. Vor dem Ettlinger Tor, der großen »Mall«, warteten mehrere Dutzend Autofahrer bei laufendem Motor darauf, dass ein Platz im Parkhaus frei wurde; derselbe Anblick erwartete mich bei den Zufahrten zur Postgalerie.
Dort wiederum kamen mir ständig junge Frauen entgegen, die nicht nur eine »Primark«-Papiertüte trugen. Eine transportierte in jeder Hand drei der großen Taschen; sie war wegen des Gewichts kaum noch in der Lage, das alles zu tragen.
Und in dem einen Fachgeschäft, wo ich eigentlich etwas einkaufen musste, stand alles voll. Schlechte Luft, schlecht gelaunte Menschen, schreckliche Musik – ich machte, dass ich hinauskam, kaufte dann noch Grundnahrungsmittel sowie Getränke, eben das, was wir unbedingt brauchten, und verließ den Bereich der Fußgängerzone.
Nicht zum ersten Mal freute ich mich schon Wochen im voraus auf den Tag nach Weihnachten ...
Bizarre Leidenschaft
Anfangs der 80er-Jahre kam aus Hannover eine Reihe von interessanten Bands, nicht nur Punkrock, sondern ebenso auch die letzten Ausläufer der Neuen Deutschen Welle. Eine der Bands, über die ich so gut wie keine Informationen finden konnte, war Bizarre Leidenschaft: Vier sehr junge Burschen waren das, die auf dem Bandfoto erstaunlich ahnungslos und uncool in die Welt gucken, und sie machten den typischen Sound jener Tage.
Die Langspielplatte »Geheimnis«, die als einziges Ton-Dokument der Band übrig geblieben ist, enthält elf Stücke, die von einem Synthesizer, einer Gitarre und einem meist im Hintergrund den Takt vorgebenden Schlagzeug angetrieben werden. Dazu kommt die Stimme des Sängers, die sehr jung klingt und mit der er seine deutschsprachigen Texte säuselt. Ich hörte sie mir unlängst mal wieder an, garantiert zum ersten Mal seit zwanzig Jahren ...
Dabei kann sich die Band nicht aus dem Klischee befreien, zu dem im Jahr 1982 bereits die Neue Deutsche Welle geronnen war: Man ist ein wenig fröhlich, die Musik ist ein wenig hektisch, aber unterm Strich doch harmlos; das ganze klingt ein bisschen wie »UKW auf Speed«, um eine bekannte Band als Vergleich heranzuziehen.
Es gibt Gründe, warum Bizarre Leidenschaft so gut wie vergessen sind. Die Band kam zu einer Zeit, als die Neue Deutsche Welle ihren Höhepunkt erreicht hatte und man sie kaum noch ertragen konnte – unter dem Wust bekannter Bands dieser Tage ging sie mangels Originalität auch unter. Aber anhören kann man sich das Werk heute tatsächlich noch: als Zeitdokument vor allem ...
Die Langspielplatte »Geheimnis«, die als einziges Ton-Dokument der Band übrig geblieben ist, enthält elf Stücke, die von einem Synthesizer, einer Gitarre und einem meist im Hintergrund den Takt vorgebenden Schlagzeug angetrieben werden. Dazu kommt die Stimme des Sängers, die sehr jung klingt und mit der er seine deutschsprachigen Texte säuselt. Ich hörte sie mir unlängst mal wieder an, garantiert zum ersten Mal seit zwanzig Jahren ...
Dabei kann sich die Band nicht aus dem Klischee befreien, zu dem im Jahr 1982 bereits die Neue Deutsche Welle geronnen war: Man ist ein wenig fröhlich, die Musik ist ein wenig hektisch, aber unterm Strich doch harmlos; das ganze klingt ein bisschen wie »UKW auf Speed«, um eine bekannte Band als Vergleich heranzuziehen.
Es gibt Gründe, warum Bizarre Leidenschaft so gut wie vergessen sind. Die Band kam zu einer Zeit, als die Neue Deutsche Welle ihren Höhepunkt erreicht hatte und man sie kaum noch ertragen konnte – unter dem Wust bekannter Bands dieser Tage ging sie mangels Originalität auch unter. Aber anhören kann man sich das Werk heute tatsächlich noch: als Zeitdokument vor allem ...