Bei Kommissar Maigret und seinen Schöpfer, den französischen Schriftsteller Georges Simenon, komme ich immer wieder ins Schwärmen. Der Autor schuf in zahlreichen Kriminalromanen die Figur des zähen Ermittlers, der ein wenig gemütlich wirkt, aber letztlich immer zum Erfolg kommt.
»Maigret und sein Neffe« sehe ich in gewisser Weise als eine Ausnahme. Maigret ist in diesem Roman nämlich längst pensioniert. Er wohnt auf dem Land, genießt seinen Ruhestand, und erst als sein Neffe bei ihm auftaucht – ein eher argloser Elsässer –, reist der Ex-Kommissar wieder nach Paris.
Dort stößt er auf den Widerwillen ehemaliger Kollegen, die etwas gegen seine eigenen Ermittlungen haben, und stochert rasch in ein Wespennest aus Bordell- und Nachtclubbesitzern. Selbstverständlich ist der Neffe unschuldig, und ebenso selbstverständlich wird der Mörder gefasst. Den Weg dahin schildert Simenon wieder einmal meisterhaft.
Ganz nebenbei erfährt man als Leser wieder ein wenig mehr über Maigret und sein Vorlieben. Erinnerungen an seine elsässische Frau werden wach, der Gegensatz zwischen schönem Dorf und anstrengender Stadt wird dargestellt, ebenso die Verlockungen – junge Frauen, frivoles Theater – der Metropolen.
Sprachlich bleibt Simenon wie immer sehr reduziert. Er legt Wert auf Dialoge und knappe Beschreibungen, die aber funktionieren auch mit wenigen Sätzen: »Die Luft war frisch, die Sonne strahlte, und das Menschengewimmel in Paris war so dicht und so munter wie ein wildes Ballett.« Bei so einem Satz muss ich nicht viel mehr wissen!
Mit gerade einmal 164 Seiten ist der Roman sehr kurz, ein kleines Meisterwerk gewissermaßen. Verfasst wurde er im Januar 1934, aber er wirkt frisch und modern, keine Sekunde lang ist das sprachlich oder inhaltlich antiquiert. (Versuche doch mal jemand, deutschsprachige Phantastik aus dieser Zeit zu lesen.) Toll!
Oh, das klingt gut. Auf den freue ich mich jetzt schon!
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