Mein erster Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Karlsruhe liegt gut acht Jahre zurück: Ich hielt es geschätzte fünf Minuten aus, dann war ich kurz davor, Amok zu laufen und Leute zu erschlagen. Ich fühlte mich selbst wie ein intoleranter Trottel, aber ich kam nicht aus meiner Haut.
An diesem Wochenende öffnete der Weihnachtsmarkt in meiner Heimatstadt erneut, und zum ersten Mal seit gut drei Jahren war ich wieder da. Natürlich nicht allein, sondern in Begleitung, und ich war tapfer: Geschätzte dreißig Minuten hielt ich locker durch.
Vielleicht ging's, weil ich heiße Maronen futterte, die gut schmeckten, vielleicht bin ich aber auch nur ein gemütlicherer Mensch geworden. Oder wir waren früh dran, und die Zahl der vom Glühwein geröteten Gesichter und grölenden Affen hielt sich einfach in Grenzen.
Weihnachtsmärkte werden aber trotzdem nie zu meinen bevorzugten Aufenthaltsorten zählen, fürchte ich.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 November 2008
28 November 2008
Geheimes Buchprojekt
Da ich immer mal wieder geplaudert habe und mich immer mal wieder Leute fragen: In den letzten Wochen und Monaten arbeitete ich intensiver an meinem Buchprojekt. Vor allem in den November-Wochen habe ich relativ viel geschrieben und bin ein gutes Stück weitergekommen. Bis zur Fertigstellung dauert es aber noch einige Zeit ...
Um was es geht, möchte ich nicht verraten. Über ungelegte Eier rede ich ungern. Zudem gibt es ja einen hohen Grad an Wahrscheinlichkeit, dass ich das Ding erstens mal nicht fertig bekomme und dass es zweitens danach auch kein Mensch drucken und veröffentlichen will.
Nur so viel: Es ist keine Science Fiction und keine Fantasy, und mit Punkrock und anderem Krach hat es wenig zu tun. Im weitesten Sinn handelt es sich um einen Thriller, und ein wesentlicher Handlungsschauplatz ist Singapur. Kapitel spielen aber auch in Indonesien oder in Deutschland.
Um was es geht, möchte ich nicht verraten. Über ungelegte Eier rede ich ungern. Zudem gibt es ja einen hohen Grad an Wahrscheinlichkeit, dass ich das Ding erstens mal nicht fertig bekomme und dass es zweitens danach auch kein Mensch drucken und veröffentlichen will.
Nur so viel: Es ist keine Science Fiction und keine Fantasy, und mit Punkrock und anderem Krach hat es wenig zu tun. Im weitesten Sinn handelt es sich um einen Thriller, und ein wesentlicher Handlungsschauplatz ist Singapur. Kapitel spielen aber auch in Indonesien oder in Deutschland.
26 November 2008
Macht besessen
Wolfgang Clement hat die SPD verlassen. Nach fast vierzig Jahren ist der Mann kein Sozialdemokrat mehr - und das nach einer Karriere, die ihn vom Journalismus zum Ministerpräsident und Superminister führte.
Dabei war er vor allem in einem erfolgreich, wie viele andere auch, die zu der abgeschotteten Mannschaft in Berlin gehören: Mit der Agenda 2010 trat er fleißig nach unten und biederte sich bei der Industrie an. Und als er mit seiner Kritik an der Partei, die ihn jahrelang genährt hat, mal doch zu sehr nervte, gab's Tadel und Streß.
Fehler eingesehen hat der Mann nie. Warum auch: Er hielt sich ja anscheinend für Gottes Geschenk an die deutschsprachige Parteienlandschaft. Und in dieser Klientel gilt Eigenkritik offensichtlich als Verbrechen.
Jetzt isser nicht mehr in der SPD; mir kann's eigentlich egal sein. Wählbarer wird der Haufen dadurch nicht. Aber mit seinem Abgang hat Clement nochmal bewiesen, wie sehr ihm die Macht in den Kopf gestiegen ist und wie sehr ihn der Machtverlust - kein Minister mehr - unterm Strich getroffen hat.
Eigentlich auch eine arme Wurst, so ein Politiker.
Dabei war er vor allem in einem erfolgreich, wie viele andere auch, die zu der abgeschotteten Mannschaft in Berlin gehören: Mit der Agenda 2010 trat er fleißig nach unten und biederte sich bei der Industrie an. Und als er mit seiner Kritik an der Partei, die ihn jahrelang genährt hat, mal doch zu sehr nervte, gab's Tadel und Streß.
Fehler eingesehen hat der Mann nie. Warum auch: Er hielt sich ja anscheinend für Gottes Geschenk an die deutschsprachige Parteienlandschaft. Und in dieser Klientel gilt Eigenkritik offensichtlich als Verbrechen.
Jetzt isser nicht mehr in der SPD; mir kann's eigentlich egal sein. Wählbarer wird der Haufen dadurch nicht. Aber mit seinem Abgang hat Clement nochmal bewiesen, wie sehr ihm die Macht in den Kopf gestiegen ist und wie sehr ihn der Machtverlust - kein Minister mehr - unterm Strich getroffen hat.
Eigentlich auch eine arme Wurst, so ein Politiker.
25 November 2008
»Der junge Leier«
Die neue Ausgabe des famosen Punkrock-Heftes Pankerknacker ist erschienen, diesmal unter dem neuen Namen Shockstar. Warum das Ding für eine Ausgabe einen anderen Namen trägt, weiß ich nicht; es ist ein Gag des Herausgebers.
Freundlicherweise hat er auch bei mir angefragt, ob ich ihm nicht ein Textlein für sein Schmierheft liefern möchte. Und nach einigem Überlegen habe ich mich auf meinen Popo gesetzt und eine Story geliefert.
Sie trägt den Titel »Der junge Leier«. Nicht ganz einfach, der Titel. Im Inhaltsverzeichnis haben die Kollegen der Pankerknacker-Redaktion daraus einfach »Der alte Leier« gemacht. Nun ja, das Wortspiel ist vielleicht auch ein bißchen zu intellektuell, harhar.
Es geht um einen nicht mehr ganz so jungen Mann namens Markus Leiermann, der mit seinem Leben nicht so richtig klar kommt. Nein, Punkrock ist das nicht. Und so richtig lustig ist die Geschichte ebensowenig, wenn ich mir das so überlege. Aber vielleicht gefällt sie den Lesern trotzdem.
Brat Pack knallen in die 80er Jahre
Was ist denn das? Schon wieder eine holländische Band, die gnadenlos zurück in die 80er Jahre schielt und den Ami-Hardcore dieser Zeit ausbuddelt ... die Rede ist von Brat Pack, einer Band, die es gerade mal seit 2006 gibt. Na ja, die Mitglieder haben vorher schon in anderen Kapellen rumgeklampft, also alles in Butter, nix mit »jungen Leuten«.
Mit »Hate Your Neighbours« liegt die erste CD vor, superschick gestaltet mit Karton und Beiheft und allem drum und dran; sogar ein Vinyl-Fan wie ich freut sich über so eine Ausstattung. Nachdem ich die Stimme des Sängers am Anfang arg gewöhnungsbedürftig fand (sie erinnert mich an Jeff Dahl, und den mochte ich noch nie), gefiel mir die CD beim dritten und vierten Anhören immer besser.
Die Band mixt aus diversen Stilrichtungen der 80er Jahre ihren eigenen Sound zusammen, kann man auch schön auf der Myspace-Seite anhören; die Gitarre gibt gerne eine flotte Melodie am Anfang vor, bevor das Stück in Gebratze endet, und zwischendurch erlaubt sich die Band sogar Hardrock-Gitarrenläufe, bei denen ich normalerweise brechen muß. Mal Melodie, mal wuchtiges Geboller, die Texte meist rotzig und alles in allem das meiste auf den Punkt gebracht.
Eine gelungene Debüt-Platte, die neugierig auf den Rest macht. Gratulation ans Label!
Mit »Hate Your Neighbours« liegt die erste CD vor, superschick gestaltet mit Karton und Beiheft und allem drum und dran; sogar ein Vinyl-Fan wie ich freut sich über so eine Ausstattung. Nachdem ich die Stimme des Sängers am Anfang arg gewöhnungsbedürftig fand (sie erinnert mich an Jeff Dahl, und den mochte ich noch nie), gefiel mir die CD beim dritten und vierten Anhören immer besser.
Die Band mixt aus diversen Stilrichtungen der 80er Jahre ihren eigenen Sound zusammen, kann man auch schön auf der Myspace-Seite anhören; die Gitarre gibt gerne eine flotte Melodie am Anfang vor, bevor das Stück in Gebratze endet, und zwischendurch erlaubt sich die Band sogar Hardrock-Gitarrenläufe, bei denen ich normalerweise brechen muß. Mal Melodie, mal wuchtiges Geboller, die Texte meist rotzig und alles in allem das meiste auf den Punkt gebracht.
Eine gelungene Debüt-Platte, die neugierig auf den Rest macht. Gratulation ans Label!
24 November 2008
Giesa-Erinnerung
Werner Kurt Giesa war ein Unikum, einer der Autoren, die sicher nie in einem hochpreisigen Sachbuch über die deutschsprachige Literatur auftauchen werden, der aber über Jahre und Jahrzehnte hinweg Zigtausende von Leuten unterhielt. Ich kannte ihn, und ich war einigermaßen baff, als er vor gar nicht langer Zeit so plötzlich starb.
Sein wichtigstes Kind war die Heftromanserie »Professor Zamorra«. Von dieser Serie, die alle zwei Wochen erscheint und einen teilweise kruden Mix aus Horror, Fantasy und Sciende Fiction liefert, ist dieser Tage der Band 900 erschienen. Ein respektables Ergebnis, mit dem sicher vor zehn Jahren kein Mensch mehr gerechnet hätte.
Auf dem Cover des Romans, der passenderweise auch den Titel »Der Magier« trägt, ist Werner Kurt Giesa selbst noch mal abgebildet: als verschmitzt lächelnder Mann mit Cowboy-Hut. So inszenierte er sich gern, und es ist gut, daß dieses Bild ausgesucht wurde, aus einer Zeit, in der er noch nicht von Krankheiten gezeichnet war. Schön.
23 November 2008
Follow zum vierhundertersten
So ziemlich jeder subkulturelle Kram, der mich heute noch beschäftigt, begann für mich im Jahr 1979. Was mich davon seltsamerweise so gut wie gar nicht mehr reizt – und das war früher mal ganz anders –, ist der FantasyClub e.V. und die sogenannte Magira-Simulation. Ich merkte das heute, als ich die aktuelle FOLLOW-Ausgabe 401 durchlas und vor allem blätterte.
Es gab eine Zeit, da las ich all diese Clan-Berichte, all diese Informationen aus den verschiedenen Magira-Völkern, wo Menschen also ihrer Fantasie Ausdruck verleihen, um eine Fantasy-Welt zu konstruieren. Wo Drachen und Sumpfwesen, Piraten und Zwerge in Geschichten und Bildern ihre Welt präsentieren. Diese Zeit ist lange vorbei.
Ich lese die Texte an, manche lese ich auch zu Ende, und es gibt sogar welche, die mir richtig Spaß machen. Aber ich bin seltsam desinteressiert, ich blättere mehr und lege dann das 300 Seiten starke Fanzine irgendwann auf die Seite, mit einem Gefühl von Leere, als hätte ich irgendwas völlig belangloses getan, so eine Mischung aus Talkshow und Gerichtsshow.
Daran sind nicht nur die internen Streitereien schuld, von denen ich eh nie viel mitbekommen habe (ich kann manchmal sehr ignorant sein); es geht nicht darum, dass zu viele Kulturen mit zu wenig Fantasy-Elementen auskommen und ich längst den Überblick verloren habe. Es ist wahrscheinlich so, daß ich einfach keinen Bezug mehr habe.
Ich mag noch Fantasy-Literatur, ich schätze immer noch das gemütliche Beisammensein mit Freunden, und ich finde die Idee, eine fantastische Welt zu simulieren, nach wie vor toll. Aber Magira und ich, das sind irgendwie zwei sehr verschiedene Welten geworden.
Vielleicht mache ich die dreißig Jahre noch voll und höre im Jahr 2009 auf. Es wäre ohnehin ein ganz schön langer Zeitabschnitt ...
Es gab eine Zeit, da las ich all diese Clan-Berichte, all diese Informationen aus den verschiedenen Magira-Völkern, wo Menschen also ihrer Fantasie Ausdruck verleihen, um eine Fantasy-Welt zu konstruieren. Wo Drachen und Sumpfwesen, Piraten und Zwerge in Geschichten und Bildern ihre Welt präsentieren. Diese Zeit ist lange vorbei.
Ich lese die Texte an, manche lese ich auch zu Ende, und es gibt sogar welche, die mir richtig Spaß machen. Aber ich bin seltsam desinteressiert, ich blättere mehr und lege dann das 300 Seiten starke Fanzine irgendwann auf die Seite, mit einem Gefühl von Leere, als hätte ich irgendwas völlig belangloses getan, so eine Mischung aus Talkshow und Gerichtsshow.
Daran sind nicht nur die internen Streitereien schuld, von denen ich eh nie viel mitbekommen habe (ich kann manchmal sehr ignorant sein); es geht nicht darum, dass zu viele Kulturen mit zu wenig Fantasy-Elementen auskommen und ich längst den Überblick verloren habe. Es ist wahrscheinlich so, daß ich einfach keinen Bezug mehr habe.
Ich mag noch Fantasy-Literatur, ich schätze immer noch das gemütliche Beisammensein mit Freunden, und ich finde die Idee, eine fantastische Welt zu simulieren, nach wie vor toll. Aber Magira und ich, das sind irgendwie zwei sehr verschiedene Welten geworden.
Vielleicht mache ich die dreißig Jahre noch voll und höre im Jahr 2009 auf. Es wäre ohnehin ein ganz schön langer Zeitabschnitt ...
Team Tyson aus Berlin
Wie eine Band aus Berlin auf ein Label aus Wiesbaden kommt? Na ja, zwei von den Burschen haben ursprünglich in Wiesbaden bei Ten Buck Fuck gespielt, und Matula Records stammt nun mal aus der hessischen Landeshauptstadt. Paßt also.
Soundtechnisch paßt bei Team Tyson auch so einiges. Den Vergleich mit Black Flag, den das Label zieht, kann ich nicht teilen: Im Prinzip pendelt man zwischen dem Punkrock, den man in England irgendwann Ende der 70er Jahre spielte, und der ersten amerikanischen Punk-Welle. Das klingt durchaus eigenständig, das ist ruppig und melodisch und enthält hohe Hitqualitäten.
Team Tyson schaffen es, angesichts der aktuellen Früh-80er-Jahre-Retrowelle ein eigenes Soundgesicht zu bewahren, und das finde ich ziemlich klasse. Ihre Platte nennt sich »Jump Start My Head« und macht Spaß; die Stücke sind angenehm kurz und treffen immer den Punkt. Weiter so!
Soundtechnisch paßt bei Team Tyson auch so einiges. Den Vergleich mit Black Flag, den das Label zieht, kann ich nicht teilen: Im Prinzip pendelt man zwischen dem Punkrock, den man in England irgendwann Ende der 70er Jahre spielte, und der ersten amerikanischen Punk-Welle. Das klingt durchaus eigenständig, das ist ruppig und melodisch und enthält hohe Hitqualitäten.
Team Tyson schaffen es, angesichts der aktuellen Früh-80er-Jahre-Retrowelle ein eigenes Soundgesicht zu bewahren, und das finde ich ziemlich klasse. Ihre Platte nennt sich »Jump Start My Head« und macht Spaß; die Stücke sind angenehm kurz und treffen immer den Punkt. Weiter so!
22 November 2008
Antiamerikanismus
Auf einmal sind die Medien voll mit einer Tatsache, die so neu doch nicht sein sollte: Der amerikanische Einfluß in der Welt geht zurück, die östlichen Nationen wie China oder Indien werden wichtiger werden. Das alles steht in einem Bericht namens »Global Trends 2025: A transformed World«, aus dem von »Spiegel« bis »Zeit« und »taz« alle vernünftigen Medien zitieren.
Und dabei wird zumindest mir eins klar: So grausig ich den Dschordsch-Dabbelju auch finde, so gerne ich - wie alle anderen hierzulande - gerne Witze über die Dämlichkeit des Durschnitts-Amis mache oder so wütend ich - wie jeder BILD-Leser - über die Zocker-Mentalität an der Wall Street bin ... das amerikanische System ist mir mit all seinen Schwächen immer noch tausendmal lieber als das chinesische oder russische.
Mag sein, daß viele Freiheiten nur relativ sind, aber es gibt sie. Mag sein, daß die Medienmaschinerie den ernsthaften Widerstand gegen den Hardcore-Neoliberalismus komplett plattwalzt - aber wenn man ein bißchen guckt, findet man alles erdenkliche. Die amerikanische Freiheit ist mir dann doch lieber als vieler anderer Mist, den die Welt sonst an Segnungen bereithält.
Ich als Pro-Amerikaner ... Hätte mir das jemand vor zehn Jahren gesagt, hätte ich schallend gelacht.
Und dabei wird zumindest mir eins klar: So grausig ich den Dschordsch-Dabbelju auch finde, so gerne ich - wie alle anderen hierzulande - gerne Witze über die Dämlichkeit des Durschnitts-Amis mache oder so wütend ich - wie jeder BILD-Leser - über die Zocker-Mentalität an der Wall Street bin ... das amerikanische System ist mir mit all seinen Schwächen immer noch tausendmal lieber als das chinesische oder russische.
Mag sein, daß viele Freiheiten nur relativ sind, aber es gibt sie. Mag sein, daß die Medienmaschinerie den ernsthaften Widerstand gegen den Hardcore-Neoliberalismus komplett plattwalzt - aber wenn man ein bißchen guckt, findet man alles erdenkliche. Die amerikanische Freiheit ist mir dann doch lieber als vieler anderer Mist, den die Welt sonst an Segnungen bereithält.
Ich als Pro-Amerikaner ... Hätte mir das jemand vor zehn Jahren gesagt, hätte ich schallend gelacht.
20 November 2008
Gewaltdiskussion
Schaue ich mir den aktuellen Übersteiger an, die Nummer 90, fällt mir das starke Thema Gewalt auf. Die Unterzeile »Heavy-Metal-Pussies-Hetzblatt rund um den FC St. Pauli« weist eigenironisch noch mal darauf hin, das Cover ebenfalls. Inhaltlich geht's unter anderem um das Spiel in Rostock, wo die örtlichen Nazi-Hooligans im Oktober massiv versucht hatten, die Pauli-Fans anzugreifen. Sauber nachgearbeitet!
Daneben gibt's ein Interview mit Matthias Hain, dem Torwart des Fußballvereins; im Interview wirkt der Mann übrigens sympathisch. Selbstverständlich kommen Spielberichte dazu, ein Blick auf Fanclub-Interna, den Frauen- und Mädchenfußball oder die Entstehung des Liedes »Bullenwagen klaun und die Innenstadt demolieren«. Für mich als Karlsruher interessant: eine Abrechnung mit der TSG Hoffenheim.
Alles in allem wieder ein lesenswertes Fußball-Fanzine, dessen 36 Seiten ich praktisch komplett gelesen habe. Es kostet 1,60 Euro, Porto kommt dazu; aber die Homepage ist eh auch lesenswert.
Daneben gibt's ein Interview mit Matthias Hain, dem Torwart des Fußballvereins; im Interview wirkt der Mann übrigens sympathisch. Selbstverständlich kommen Spielberichte dazu, ein Blick auf Fanclub-Interna, den Frauen- und Mädchenfußball oder die Entstehung des Liedes »Bullenwagen klaun und die Innenstadt demolieren«. Für mich als Karlsruher interessant: eine Abrechnung mit der TSG Hoffenheim.
Alles in allem wieder ein lesenswertes Fußball-Fanzine, dessen 36 Seiten ich praktisch komplett gelesen habe. Es kostet 1,60 Euro, Porto kommt dazu; aber die Homepage ist eh auch lesenswert.
Visa on Arrival
Da ich mich in den letzten Tagen gedanklich sehr häufig mit Indonesien und Singapur beschäftigt habe – weil ich darüber was schreiben will –, fallen mir bewußt sehr viele Dinge in die Finger, die mich an meine letzte Reise dahin erinnern. Heute beispielsweise das »Visa On Arrival Receipt«, das mit am 4. Februar 2007 vom Zoll der Republik Indonesien ausgestellt wurde.
Zehn Dollar wollten die Herren dafür, als ich in Bintan aus der Fähre kam. Eigentlich galt es nur für einen Aufenthalt von drei Tagen, zumindest ist es so in dunkel- auf hellgrün gedruckt. Doch ein Stempel, der darauf gesetzt wurde, bestätigte mir, daß ich tatsächlich sieben Tage bleiben durfte.
Das nutzte ich ja nicht mal aus; ich blieb nur die drei Tage am wunderschönen Bintan-Strand. Da's außerhalb der Saison war, konnte ich dann allein am Strand rumgammeln, allein im Wasser planschen, bei durchaus heftigen Strömungen, und vor allem allein durch das Gelände rings um das Camp stromern.
Toll war's. Schaue ich mir den Zettel an einem Tag wie diesem 20. November 2008 an, bekomme ich fast die Krise: graues Novemberwetter vor dem Fenster, die Bäume ohne Blätter und die Menschen auf der Straße ohne Lächeln im Gesicht. Da wird's glatt Zeit für eine gepflegte November-Depression ...
Zehn Dollar wollten die Herren dafür, als ich in Bintan aus der Fähre kam. Eigentlich galt es nur für einen Aufenthalt von drei Tagen, zumindest ist es so in dunkel- auf hellgrün gedruckt. Doch ein Stempel, der darauf gesetzt wurde, bestätigte mir, daß ich tatsächlich sieben Tage bleiben durfte.
Das nutzte ich ja nicht mal aus; ich blieb nur die drei Tage am wunderschönen Bintan-Strand. Da's außerhalb der Saison war, konnte ich dann allein am Strand rumgammeln, allein im Wasser planschen, bei durchaus heftigen Strömungen, und vor allem allein durch das Gelände rings um das Camp stromern.
Toll war's. Schaue ich mir den Zettel an einem Tag wie diesem 20. November 2008 an, bekomme ich fast die Krise: graues Novemberwetter vor dem Fenster, die Bäume ohne Blätter und die Menschen auf der Straße ohne Lächeln im Gesicht. Da wird's glatt Zeit für eine gepflegte November-Depression ...
19 November 2008
Geschichtsstunde für Historienmuffel
Ich freue mich immer wieder, wenn Leute, mit denen ich in Kontakt stehe oder mal in Kontakt stand, was auf die Reihe kriegen, was ich selbst richtig gut finde. Meist ist das ja Musik, ich gesteh's, gelegentlich aber sind's auch Bücher. Und »Novembertod« von Iris Leister – wir lernten uns auf einem Seminar kennen – ist so ein Buch, das mir richtig Spaß machte.
Es spielt im November und Dezember 1918 in Berlin, also in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg: Demonstrationen und Schießereien, Hektik und Stress, Hunger und Not. Dazwischen ein Bulle, der einen Mord aufklären soll.
Ganz richtig: »Novembertod« ist ein Krimi, sogar ein historischer Krimi. Aber er unterscheidet sich von den meisten historischen Krimis durch seinen Blick: Die Autorin guckt die Welt aus den Augen der »kleinen Leute« an, und das gibt eine andere Perspektive. Selten so eine unterhaltsame Geschichtsstunde erhalten.
Coole Sache. Wer auf Krimis mit politischem Anspruch steht, sollte sich das Ding unbedingt mal anschauen. Ist im Jaron-Verlag erschienen, gibt's für nicht mal acht Euro als Taschenbuch in jeder vernünftigen Buchhandlung (zu bestellen) oder über die einschlägigen Versandhändler.
Es spielt im November und Dezember 1918 in Berlin, also in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg: Demonstrationen und Schießereien, Hektik und Stress, Hunger und Not. Dazwischen ein Bulle, der einen Mord aufklären soll.
Ganz richtig: »Novembertod« ist ein Krimi, sogar ein historischer Krimi. Aber er unterscheidet sich von den meisten historischen Krimis durch seinen Blick: Die Autorin guckt die Welt aus den Augen der »kleinen Leute« an, und das gibt eine andere Perspektive. Selten so eine unterhaltsame Geschichtsstunde erhalten.
Coole Sache. Wer auf Krimis mit politischem Anspruch steht, sollte sich das Ding unbedingt mal anschauen. Ist im Jaron-Verlag erschienen, gibt's für nicht mal acht Euro als Taschenbuch in jeder vernünftigen Buchhandlung (zu bestellen) oder über die einschlägigen Versandhändler.
18 November 2008
Mein neuer Polit-Liebling
Ich liebe manche Politiker. Sie sagen so klar, was sie wirklich denken und was sie von der sogenannten Demokratie halten. Das machen sie klar und deutlich – da erspart man sich kritisches Nachfragen, was auch viel bequemer ist.
Mein aktuelles Lieblingsbeispiel ist Hans-Peter Uhl. Der Mann ist CSU-Mitglied und trägt den mehr oder weniger offiziellen Titel eines »innenpolitischen Sprechers der Unionsfraktion im Bundestag«. Der ist also ganz schön wichtig.
Und zur aktuellen Entscheidung der sächsischen SPD, gewisse Einzelheiten der geplanten Sicherheitsgesetze nicht so hundertprozentig mitzutragen, sagt er: »Mit diesem linken Gerülpse aus Sachsen lässt sich doch nichts anfangen.«
Endlich mal einer, der sagt, woran unsereins ist: Demokratie ist dann gut, wenn sie den Herrschenden nutzt. Dankeschön, Herr Uhl, für diese kleine Belehrung. Ich werde dann auch weiterhin mit »ungültig« abstimmen.
Mein aktuelles Lieblingsbeispiel ist Hans-Peter Uhl. Der Mann ist CSU-Mitglied und trägt den mehr oder weniger offiziellen Titel eines »innenpolitischen Sprechers der Unionsfraktion im Bundestag«. Der ist also ganz schön wichtig.
Und zur aktuellen Entscheidung der sächsischen SPD, gewisse Einzelheiten der geplanten Sicherheitsgesetze nicht so hundertprozentig mitzutragen, sagt er: »Mit diesem linken Gerülpse aus Sachsen lässt sich doch nichts anfangen.«
Endlich mal einer, der sagt, woran unsereins ist: Demokratie ist dann gut, wenn sie den Herrschenden nutzt. Dankeschön, Herr Uhl, für diese kleine Belehrung. Ich werde dann auch weiterhin mit »ungültig« abstimmen.
Kein Dickbauch-Nerd
Zu den unausrottbaren Vorurteilen über Science-Fiction- und Comic-Fans gehört ja, daß es sich bei dieser Spezies um dickbäuchige Männer handelt, die völlig in ihren Fan-Welten versacken und sonst nichts auf die Reihe kriegen. Solche Fälle gibt's natürlich, und wer viel rumsitzt und liest, wird üblicherweise auch ein wenig rundlich. (Ich schaue mir gerade meinen Wohlstands-Schwimmring an. Aber ... hey, ich habe dieses Jahr abgenommen!)
Ein Mann trat an, das Gegenteil zu bewiesen. Den Beleg dafür liefert das ohnehin hervorragende Fanzine »Fandom Observer« mit seiner Nummer 233. Auf der Titelseite dieses Heftes sieht man den laufenden Chefredakteur: Olaf Funke hat tatsächlich an einem Marathon-Lauf teilgenommen, wie er auch stolz berichtet.
Zwar nach Kilometer 35 abgebrochen, wie er fairerweise hinzufügt, aber immerhin. Respektable Leistung. Bei mir reicht's dazu, ab und zu mit dem Rad in die Innenstadt zu fahren ...
Ein Mann trat an, das Gegenteil zu bewiesen. Den Beleg dafür liefert das ohnehin hervorragende Fanzine »Fandom Observer« mit seiner Nummer 233. Auf der Titelseite dieses Heftes sieht man den laufenden Chefredakteur: Olaf Funke hat tatsächlich an einem Marathon-Lauf teilgenommen, wie er auch stolz berichtet.
Zwar nach Kilometer 35 abgebrochen, wie er fairerweise hinzufügt, aber immerhin. Respektable Leistung. Bei mir reicht's dazu, ab und zu mit dem Rad in die Innenstadt zu fahren ...
17 November 2008
Das vierte Trend-Werk
Die ziemlich durchgeknallten Pfälzer sind zurück! Von Trend, einer der derzeit besten und eigenständigsten Bands der deutschsprachigen Szene, kam vor einigen Wochen »vier« ins Haus – die neue Platte gibt es als CD und als Langspielplatte. Zwölfmal gibt es hektischen deutschsprachigen Punkrock-/Wave-Sound, der sich an den späten 70er Jahren orientiert, aber selbstbewusst genug ist, sich komplett im Jahr 2008 zu verankern.
Einen Teil der Stücke wie den »Prinz von Homburg« kannte ich schon von Singles, die aktuelle Platte faßt also auch ein wenig die aktuelle »Backlist« zusammen. Es gibt das eine oder andere schwächere Stück, das ist normal; dafür gibt es Kracher wie »Herzblut«, die durch eine Sängerin aufgewertet werden.
Alles in allem wieder eine starke Platte. Ich bin gespannt, wie es mit dieser Band weitergeht – irgendwann muß da doch die Luft raus sein. Wollen wir's mal nicht hoffen!
Einen Teil der Stücke wie den »Prinz von Homburg« kannte ich schon von Singles, die aktuelle Platte faßt also auch ein wenig die aktuelle »Backlist« zusammen. Es gibt das eine oder andere schwächere Stück, das ist normal; dafür gibt es Kracher wie »Herzblut«, die durch eine Sängerin aufgewertet werden.
Alles in allem wieder eine starke Platte. Ich bin gespannt, wie es mit dieser Band weitergeht – irgendwann muß da doch die Luft raus sein. Wollen wir's mal nicht hoffen!
16 November 2008
Bei den Emo-Gründungsvätern
Als ich am Samstag abend, 15. November, mit meinem Rad vor der Fleischmarkthalle ankam, war es kalt – und mir kam es vor, als sei ich mal wieder in eine Zeitmaschine: viele Bekannte vor der Tür, viele Punks von auswärts, eine bunte Mischung aus jungen Leuten und alten Szene-Recken.
Die Fleischmarkthalle selbst empfand ich als einen Spitzen-Laden: hoch und groß, zwar mit einer miesen Akustik, dafür aber richtig geräumig. Großartig übrigens: Es kostete gerade mal zehn Euro, ein lobenswert niedriger Preis – einige hundert Leute fanden sich dann bei guter Laune ein.
Zwei Schlagzeuger, ein Haufen Gitarren und ein Bass: Als erste Band verbreiteten Action Beat aus England einen fürchterlichen Lärm von der Bühne herunter, einen echten »Wall ouf Sound« mit wehenden Haaren. Das hatte sicher was, aber ich fand's einfach nur nervig und ging hinaus.
Erfrischend anders waren Anavan aus Los Angeles: ein Trio, das eine Mischung aus Punk, Disco und hektischen Sounds aller Arten spielte. Zu einer anderen Gelegenheit und in einer anderen Lokalität hätte ich das sicher toll gefunden; an diesem Abend nutzte ich dann doch die Gelegenheit, draußen in der Kälte zu stehen und ein Bier nach dem anderen runterzustellen.
Und dann EA80, die ich in den 80er und frühen 90er Jahren auch ein halbes Dutzend mal gesehen habe, unter anderem in Weltstädten wie Herrenberg und Bonn, wahrscheinlich auch mal Filderstadt oder Leonberg. Ich bin kein riesiger Fan der Band, habe aber absolute Hochachtung vor ihrer »Lebensleistung« und der Eigenständigkeit, die sich in all den Jahrzehnten bewahrt hat.
Das zeigte sich auch bei diesem Auftritt: Auf die großen Hits verzichtete die Band, es ging anfangs eher lahm und ruhig zu, und erst gegen Ende kamen einige Kracher. Keines der Weltklasse-Konzerte der Band, unterm Strich echt kein Kracher, aber gut.
Ich schüttete mir den ganzen abend fleißig Biere in den Schlund und war hinterher sehr ... ähm ... angetrunken. Aber was soll ich machen, wenn so viele alte Bekannte da sind, mit denen ich anstoßen will? Deshalb ging's hinterher auch noch in die »Alte Hackerei«, wo krachig-geile Musik lief. Und gegen halb fünf brachte mich mein Radl durch den feuchten Nieselregen nach Hause – bingo!
Die Fleischmarkthalle selbst empfand ich als einen Spitzen-Laden: hoch und groß, zwar mit einer miesen Akustik, dafür aber richtig geräumig. Großartig übrigens: Es kostete gerade mal zehn Euro, ein lobenswert niedriger Preis – einige hundert Leute fanden sich dann bei guter Laune ein.
Zwei Schlagzeuger, ein Haufen Gitarren und ein Bass: Als erste Band verbreiteten Action Beat aus England einen fürchterlichen Lärm von der Bühne herunter, einen echten »Wall ouf Sound« mit wehenden Haaren. Das hatte sicher was, aber ich fand's einfach nur nervig und ging hinaus.
Erfrischend anders waren Anavan aus Los Angeles: ein Trio, das eine Mischung aus Punk, Disco und hektischen Sounds aller Arten spielte. Zu einer anderen Gelegenheit und in einer anderen Lokalität hätte ich das sicher toll gefunden; an diesem Abend nutzte ich dann doch die Gelegenheit, draußen in der Kälte zu stehen und ein Bier nach dem anderen runterzustellen.
Und dann EA80, die ich in den 80er und frühen 90er Jahren auch ein halbes Dutzend mal gesehen habe, unter anderem in Weltstädten wie Herrenberg und Bonn, wahrscheinlich auch mal Filderstadt oder Leonberg. Ich bin kein riesiger Fan der Band, habe aber absolute Hochachtung vor ihrer »Lebensleistung« und der Eigenständigkeit, die sich in all den Jahrzehnten bewahrt hat.
Das zeigte sich auch bei diesem Auftritt: Auf die großen Hits verzichtete die Band, es ging anfangs eher lahm und ruhig zu, und erst gegen Ende kamen einige Kracher. Keines der Weltklasse-Konzerte der Band, unterm Strich echt kein Kracher, aber gut.
Ich schüttete mir den ganzen abend fleißig Biere in den Schlund und war hinterher sehr ... ähm ... angetrunken. Aber was soll ich machen, wenn so viele alte Bekannte da sind, mit denen ich anstoßen will? Deshalb ging's hinterher auch noch in die »Alte Hackerei«, wo krachig-geile Musik lief. Und gegen halb fünf brachte mich mein Radl durch den feuchten Nieselregen nach Hause – bingo!
15 November 2008
Bunte Punkrock-Mischung
Die jahrelange Ausbildung Mannheimer Jung-Punks in der »Pogopresse« und in den Kaderschmieden der APPD während der 90er Jahre hat offensichtlich gewirkt: Das Fanzine Punkrock! gehört zu den erfreulichsten Publikationen hierzulande, die »Punks und Bundesgenossen« (ich liebe diese 80er-Jahre-Formulierung, weil sie halt mittlerweile wieder optimal auf mich zutrifft) ein gerüttelt Maß an Unterhaltung und Information spendieren. Die aktuelle Ausgabe 7 beweist das aufs Vortrefflichste.
Da gibt's Interviews unter anderem mit den göttlichen Gewapend Beton aus Holland, die auch auf dem Cover zu bewundern sind, mit den Crimson Ghosts aus Köln oder der mir unbekannten Band Obtrusive aus Ravensburg. Bücher und Fanzines werden durchgeharkt, und launige Bemerkungen finden sich überall.
Historisch und durchaus punk-kritisch wird's in einem Artikel, der die Bands anguckt, die sich auf den Film »A Clockwork Orange« beziehen, oder in einem hervorragenden Rückblick auf Public Image Ltd., der mir nach geschlagenen 25 Jahren endlich mal die Augen darüber öffnete, warum die Platten der Band so überhaupt nicht zusammen passen.
Die Band SS-Kaliert (Scheißname, cooles Aussehen) darf über ihre Japan-Tour berichten (total strange ...), die Stage Bottles feiern 15 Jahre, Jan Off lästert wundervoll über das Punkrock!-Team, und natürlich werden auch versoffene Erlebnisberichte von Festivals abgedruckt. Sehr schön, sehr vielfältig, bingo!
Übrigens merkt man die Vielfalt im Autorinnen- und Autorenteam auch bei den Plattenbesprechungen; hier herrscht weder stilistische noch geschmackliche Einöde. Skapunk findet der eine scheiße, der andere klasse, dasselbe gilt für Hardcore oder Deutschpunk; entsprechend fröhlich mischen sich gnadenlose Verrisse und subjektives Hochjubeln.
Das mit 100 Seiten richtig fette Fanzine kann für unschlagbare zwoeinhalb Euro bei allen einschlägigen Mailordern bestellt werden, sicher ebenso bei Konzerten und natürlich direkt über die Homepage. Lohnt sich, tut das!
14 November 2008
Knutige Punkrock-Thesen
Ich kenne Tobias Rapp nicht persönlich, lese aber seit einiger Zeit seine Artikel und Kolumnen in der »taz«, die ich abonniert habe. Der Mann schreibt da gern über Musik und Popkultur. In der Ausgabe vom Freitag, 14. November, nimmt er sich die Punks vor: »Die dümmste Jugendkultur« ist sein Artikel überschrieben, und er läßt kein Klischee aus.
Daß Journalisten immer dann ihr Gehirn besonders gründlich ausschalten, wenn es um Punkrock geht, wissen wir ja spätestens seit den Chaostagen. Tobias Rapp macht da keine Ausnahme: »Punk hat der Gegenwart nichts mehr mitzuteilen«, argumentiert er altklug.
(Mir wär's ja recht, wenn die Punk-Bands, die sozialdemokratische Gemeinplätze in die Weltgeschichte plärren und glauben, sie hätten der Gegenwart wirklich was mitzuteilen, sich endlich auflösen würden; stattdessen plädiere ich für ein Hammerhead-Nachzücht-Programm, damit sich Punk mal wieder so richtig klar und eindeutig positioniert. Aber das ist ja ein ganz anderes Thema.)
Der Artikel ist herrlich, so daß ich ihn zur Lektüre empfehlen werde. Keine Ahnung, wie lange das Ding auf der »taz«-Seite noch gratis zum Lesen vorhanden ist. Mit Google und der zitierten Überschrift dürfte sich das Ding aber auch sonstwo finden lassen. Empfehlenswert übrigens auch die Diskussion – da teilen einige Leute schön aus, unter anderem finden sich Punkrock-Promis wie Swen Bock vom Plastic Bomb in der Menge.
Daß Journalisten immer dann ihr Gehirn besonders gründlich ausschalten, wenn es um Punkrock geht, wissen wir ja spätestens seit den Chaostagen. Tobias Rapp macht da keine Ausnahme: »Punk hat der Gegenwart nichts mehr mitzuteilen«, argumentiert er altklug.
(Mir wär's ja recht, wenn die Punk-Bands, die sozialdemokratische Gemeinplätze in die Weltgeschichte plärren und glauben, sie hätten der Gegenwart wirklich was mitzuteilen, sich endlich auflösen würden; stattdessen plädiere ich für ein Hammerhead-Nachzücht-Programm, damit sich Punk mal wieder so richtig klar und eindeutig positioniert. Aber das ist ja ein ganz anderes Thema.)
Der Artikel ist herrlich, so daß ich ihn zur Lektüre empfehlen werde. Keine Ahnung, wie lange das Ding auf der »taz«-Seite noch gratis zum Lesen vorhanden ist. Mit Google und der zitierten Überschrift dürfte sich das Ding aber auch sonstwo finden lassen. Empfehlenswert übrigens auch die Diskussion – da teilen einige Leute schön aus, unter anderem finden sich Punkrock-Promis wie Swen Bock vom Plastic Bomb in der Menge.
Tränen gelacht
Glaubt man der Presse, haben in Frankreich über zwanzig Millionen Menschen den Film »Willkommen bei den Sch'tis« gesehen. Wir waren jetzt auch drin, immerhin hat unsereins durch die Grenznähe eine besondere Beziehung zu dem Nachbarland.
Die Handlung ist schnell erzählt: Ein in Südfrankreich wohnender Postbote wird unfreiwillig in den Norden des Landes versetzt, ins Pas-de-Calais. Die Menschen dort werden als »Sch'tis« bezeichnet (im Original: »Chtimi«), weil sie einen entsprechenden Dialekt mit Sprachfehler benutzen. Und natürlich findet der Postbote seine Verbannung schrecklich; er wird daran leiden.
Ebenso natürlich gewöhnt er sich an die manchmal groben, aber ansonsten super-gastfreundlichen und lustigen Nachbarn und Kollegen. Er hilft Kollegen bei Liebesproblemen, entdeckt, wieviel Spaß es machen kann, besoffen mit dem Rad zu fahren – und andere Dinge. Soweit so gut, bis seine Frau auf die Idee kommt, ihm in den Norden zu folgen, dorthin, wo es immer eisig kalt ist und die Menschen fürchterlich primitiv sind.
Die Szenen, in denen die Post-Kollegen der Frau aus dem Süden ein primitives Nordländerleben vorspielen, wie man es sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen kann, ist einer der Höhepunkte des Films. Wir lagen schreiend und mit Tränen in den Augen in den Kinosesseln, ich konnte wirklich nicht mehr. Auch sonst hat der Film großartige Lacher zu bieten und kommt nach einem etwas lahmen Anfang immer schneller in Fahrt. Wunderbare Kino-Unterhaltung ohne jeglichen Tiefgang, dafür aber mit extrem viel Spaß.
Besser wäre sicher, den Film im Original anzuschauen, die vielen Wortspiele kommen in französischer Sprache mit entsprechenden Dialekten garantiert viel komischer rüber. Schade nur, daß mein Französisch trotz diverser Reisen hundsmiserabel ist und ich daher der Handlung nicht folgen könnte ...
Machen wir uns nichts vor: Einen solchen Film könnte man mit ähnlichen Gags sicher auch hierzulande drehen; man müsste eben einen Hamburger in den Schwarzwald schicken oder einen Berliner in den bayerischen Wald. Was dabei herauskommt, sieht man bei Fernsehserien, in denen es Bayern nach Rügen verschlägt: deutscher, schlechter Humor, bei dem ich nicht mal schenkenklopfenderweise amüsiert werde. Aber vielleicht ist das auch gut so ...
Die Handlung ist schnell erzählt: Ein in Südfrankreich wohnender Postbote wird unfreiwillig in den Norden des Landes versetzt, ins Pas-de-Calais. Die Menschen dort werden als »Sch'tis« bezeichnet (im Original: »Chtimi«), weil sie einen entsprechenden Dialekt mit Sprachfehler benutzen. Und natürlich findet der Postbote seine Verbannung schrecklich; er wird daran leiden.
Ebenso natürlich gewöhnt er sich an die manchmal groben, aber ansonsten super-gastfreundlichen und lustigen Nachbarn und Kollegen. Er hilft Kollegen bei Liebesproblemen, entdeckt, wieviel Spaß es machen kann, besoffen mit dem Rad zu fahren – und andere Dinge. Soweit so gut, bis seine Frau auf die Idee kommt, ihm in den Norden zu folgen, dorthin, wo es immer eisig kalt ist und die Menschen fürchterlich primitiv sind.
Die Szenen, in denen die Post-Kollegen der Frau aus dem Süden ein primitives Nordländerleben vorspielen, wie man es sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen kann, ist einer der Höhepunkte des Films. Wir lagen schreiend und mit Tränen in den Augen in den Kinosesseln, ich konnte wirklich nicht mehr. Auch sonst hat der Film großartige Lacher zu bieten und kommt nach einem etwas lahmen Anfang immer schneller in Fahrt. Wunderbare Kino-Unterhaltung ohne jeglichen Tiefgang, dafür aber mit extrem viel Spaß.
Besser wäre sicher, den Film im Original anzuschauen, die vielen Wortspiele kommen in französischer Sprache mit entsprechenden Dialekten garantiert viel komischer rüber. Schade nur, daß mein Französisch trotz diverser Reisen hundsmiserabel ist und ich daher der Handlung nicht folgen könnte ...
Machen wir uns nichts vor: Einen solchen Film könnte man mit ähnlichen Gags sicher auch hierzulande drehen; man müsste eben einen Hamburger in den Schwarzwald schicken oder einen Berliner in den bayerischen Wald. Was dabei herauskommt, sieht man bei Fernsehserien, in denen es Bayern nach Rügen verschlägt: deutscher, schlechter Humor, bei dem ich nicht mal schenkenklopfenderweise amüsiert werde. Aber vielleicht ist das auch gut so ...
13 November 2008
Ein Buch zum Nichthören
Und gleich noch mal ein Buch, in dem ich mit einem Text vertreten bin; es hat diesmal Monate gedauert, bis es bei mir eingetroffen ist. Titel des Werks: »Kopfhörer – Kritik der ungehörten Platten«.
Das Buch hat den Sinn, dem Leser vorzuführen, wie blöd manchmal Plattenkritiken sind, wie subjekt und manchmal auch unnötig. Schöner Satz vom Back-Cover: »Man muss Phil Collins nicht gehört haben, um zu wissen, dass er scheiße klingt.« Und so wurden einige Dutzend Schreiberlinge dazu eingeladen, über Musik zu schreiben, die sie nicht kennen.
Ich besprach Peter Alexander mit »Leben heißt Leben«, und ich tat es ziemlich euphorisch. Na ja, wie auch sonst: Ich kenne die Platte ja schließlich nicht.
Andere Autoren machten sich über aktuelle Bands her, besprachen beispielsweise Tocotronic (hier ganz toll: Martin Büsser) oder Madonna; eine ziemlich bunte Mischung. Und Promi-Autoren waren auch noch haufenweise dabei: Wiglaf Droste und Oliver Uschmann als Schreiberlinge, aber auch der Radio-Journalist Klaus Walter – ebenfalls eine ziemlich bunte Mischung.
Erschienen ist das Buch, das ich leider noch gar nicht gelesen habe, im kleinen, aber feinen Salon Alter Hammer. Mit der ISBN 978-3-940349-04-0 gibt's das 184 Seiten starke Taschenbuch für 11,90 Euro in jeder Buchhandlung.
12 November 2008
»Die Rhein-Linie« in einem schicken Buch
Heute fischte ich das Belegexemplar aus meinem Postfach: Erfreut hielt ich die Anthologie »Phantastischer Oberrhein« in meinen Händen, erschienen im Schillinger-Verlag in Freiburg. Es ist ein sehr schönes Hardcover geworden, bei dem das Cover von Rainer Schorm stammt – vor vielen, vielen Jahren hat der Mann seine ersten Gehversuche in Fanzines unter anderem in meinem Fanzine »Sagittarius« zurückgelegt.
Herausgegeben hat das Buch der Publizist und Autor Dr. Jörg Weigand, der sich seit Jahrzehnten in der Science-Fiction-Szene tummelt. In den 80er Jahren brachte er unter anderem einen Kurzgeschichten-Band mit Texten französischer Autoren heraus, die ich damals mit großem Interesse las; dazu schrieb er haufenweise Artikel und auch eigene Kurzgeschichten.
Kein Wunder, daß er in dem Buch vertreten ist. Mit dabei sind auch mein Kollege Frank Borsch, der französische Schriftsteller Daniel Walther oder Helmut Ehls und Manfred Borchard, die in den 70er Jahren das Fanzine »Phalanx« veröffentlichten, das mich damals stark prägte.
Von mir stammt die Kurzgeschichte »Die Rhein-Linie«, die schon ein bißchen älter ist, gut 15 Jahre, die auch schon mal in einer Ausgabe des Fanzines »Exodus« Verwendung fand, die in dieses Buch aber ganz gut hineinpaßt. Sehr schön!
Wer sich für das 168 Seiten starke Buch interessiert, muß dafür 18,80 Euro hinblättern; die ISBN lautet 978-3-89155-339-8. Wenn ich's irgendwann gelesen habe, schreibe ich sicher noch mal was darüber.
11 November 2008
Schließmuskel in der Zeitmaschine
Es war Dezember 1986, der Nikolaus-Pogo in Geislingen an der Steige. Neben den Spermbirds, die damals noch recht unbekannt waren, der Band Schlimme Kindheit aus Stuttgart (wann bringt endlich mal jemand die EP mit den besten Stücken dieser Band heraus) und Leberwohlstand aus Wilhelmshaven spielten Schließmuskel. Die Burschen waren damals noch sehr jung, kamen mit Wandergitarren auf die improvisierte Bühne und bollerten ihren rasanten Funpunk ins Publikum – das fand ich cool.
Danach sah ich die Band noch einige Male, ich fand ihre Tonträger aber nie so gut wie die Platten. Und eigentlich hatte ich Schließmuskel fast schon vergessen. »Fast« deshalb, weil immer mal wieder von ihnen im Plastic Bomb zu lesen war – nun ja, das liegt nahe, weil der Bomben-Macher Micha aus dem gleichen Kuhkaff kam wie die Bandmitglieder.
Jetzt kam bei Plastic Bomb Records eine CD raus, die den hübschen Titel »Sehet, welch ein Untergang« trägt und die ersten drei Tonträger zusammenfasst. Interessanterweise hat man die erste und einzige EP ans Ende der CD gepackt; na ja, damals klang die Band halt auch noch sehr schlicht, aber »Peinliche Prolos« war um 1987 schon ein Hit in unseren Kreisen ...
Die Langspielplatten »Untergang der Abendländischen Kultur« von 1987 und »Sehet, welch ein Mensch!« von 1989 überzeugen dafür umso mehr: rasanter Funpunk, mal blöd, mal gut, dabei erstaunlich literarische Texte. Im Nachhinein finde ich die Band wieder gut, nachdem ich sie in den 90er Jahren irgendwann mal gedanklich als »grausig« zu den Hannen Alks und anderem Mist in die Funpunk-Schublade gesteckt hatte.
Für die Nachgeborenen ein absoluter Tip: So klang Funpunk in seiner Blütezeit, und das war gar nicht mal schlecht. Und für die alten Säcke auch ein Tip: Wer die Tonträger nicht mehr hat oder sie zu oft abspielte, kann sich jetzt die CD sichern. Das ist Punkrock-Geschichtsunterricht, sehr schön!
Danach sah ich die Band noch einige Male, ich fand ihre Tonträger aber nie so gut wie die Platten. Und eigentlich hatte ich Schließmuskel fast schon vergessen. »Fast« deshalb, weil immer mal wieder von ihnen im Plastic Bomb zu lesen war – nun ja, das liegt nahe, weil der Bomben-Macher Micha aus dem gleichen Kuhkaff kam wie die Bandmitglieder.
Jetzt kam bei Plastic Bomb Records eine CD raus, die den hübschen Titel »Sehet, welch ein Untergang« trägt und die ersten drei Tonträger zusammenfasst. Interessanterweise hat man die erste und einzige EP ans Ende der CD gepackt; na ja, damals klang die Band halt auch noch sehr schlicht, aber »Peinliche Prolos« war um 1987 schon ein Hit in unseren Kreisen ...
Die Langspielplatten »Untergang der Abendländischen Kultur« von 1987 und »Sehet, welch ein Mensch!« von 1989 überzeugen dafür umso mehr: rasanter Funpunk, mal blöd, mal gut, dabei erstaunlich literarische Texte. Im Nachhinein finde ich die Band wieder gut, nachdem ich sie in den 90er Jahren irgendwann mal gedanklich als »grausig« zu den Hannen Alks und anderem Mist in die Funpunk-Schublade gesteckt hatte.
Für die Nachgeborenen ein absoluter Tip: So klang Funpunk in seiner Blütezeit, und das war gar nicht mal schlecht. Und für die alten Säcke auch ein Tip: Wer die Tonträger nicht mehr hat oder sie zu oft abspielte, kann sich jetzt die CD sichern. Das ist Punkrock-Geschichtsunterricht, sehr schön!
Bond-Trilogie, Mittelteil
Eine hektische Autojagd in Norditalien, ein Kampf in den Kulissen der Bregenzer See-Festspiele, eine fiese Prügelei in Haiti und gegen Ende ein Showdown im russischen Kasan: Wieder einmal führt ein aktueller Kino-Film mit James Bond um die Welt.
Ja, wir waren gestern in »Ein Quantum Trost«, den mittlerweile zweiundzwanzigsten Streifen aus der »007«-Serie. Und was wurde alles wieder im Vorfeld über den Film geschrieben! Mannomann: Er sei nicht mehr so witzig, und der Sex habe ebenso wenig Platz wie die üblichen coolen Sprüche. Stattdessen bekomme man viel Action.
Das allerdings stimmt, die Action war gnadenlos und fast unaufhörlich – was anderes hatte ich nicht erwartet. Daß die Love-Story extrem kurz war und die früher so beliebten sexistischen Witzeleien fehlten, störte mich dann überhaupt gar nicht.
Anscheinend muß man mittlerweile wirklich von einer Trilogie sprechen: Nach »Casino Royale« geht es mit »Ein Quantrum Trost« weiter, und es wird noch ein Teil kommen, bevor die aktuelle Handlungslinie abgeschlossen ist. So komplex war James Bond noch nie, und da stört es nicht, daß der aktuelle Streifen vergleichsweise kurz war.
Hervorragende Kino-Unterhaltung mit viel Rambazamba; genau das richtige für einen Herbstabend mit viel Wind und einem leichten Nieselregen.
Ja, wir waren gestern in »Ein Quantum Trost«, den mittlerweile zweiundzwanzigsten Streifen aus der »007«-Serie. Und was wurde alles wieder im Vorfeld über den Film geschrieben! Mannomann: Er sei nicht mehr so witzig, und der Sex habe ebenso wenig Platz wie die üblichen coolen Sprüche. Stattdessen bekomme man viel Action.
Das allerdings stimmt, die Action war gnadenlos und fast unaufhörlich – was anderes hatte ich nicht erwartet. Daß die Love-Story extrem kurz war und die früher so beliebten sexistischen Witzeleien fehlten, störte mich dann überhaupt gar nicht.
Anscheinend muß man mittlerweile wirklich von einer Trilogie sprechen: Nach »Casino Royale« geht es mit »Ein Quantrum Trost« weiter, und es wird noch ein Teil kommen, bevor die aktuelle Handlungslinie abgeschlossen ist. So komplex war James Bond noch nie, und da stört es nicht, daß der aktuelle Streifen vergleichsweise kurz war.
Hervorragende Kino-Unterhaltung mit viel Rambazamba; genau das richtige für einen Herbstabend mit viel Wind und einem leichten Nieselregen.
10 November 2008
Führender Internet-Kritiker
Man lernt ja nie aus. So benötige ich heutzutage schon den Golem-Newsletter, um herauszufinden, wer Andrew Keen ist – allerdings habe ich den Namen unlängst schon mal gelesen, allerdings gleich wieder vergessen. Der in den USA lebende Brite beschäftigt sich hauptberuflich mit dem Internet im besonderen und Medien im allgemeinen, und er wurde zuletzt durch seine kritischen Äußerungen bekannt.
Frei nach der Terrorgruppe, die noch in gepflegtem Sarkasmus »die Gesellschaft ist schuld, daß ich so bin« trällerte, argumentiert Keen mit bitterstem Ernst, daß das Web 2.0 an allem Schuld sei und letztlich zu einer Massenverdummung führe. Das Internet produziere nämlich – aufgepaßt! – eine »Kakophonie unkontrollierter, personalisierter, oft anonymer Meinungsäußerungen«.
Da hat er ja nicht unrecht: Der Prozentsatz an Deppen, die sich im Internet tummeln, dürfte sich nicht grundsätzlich von dem unterscheiden, den es außerhalb im »wirklichen Leben« gibt. Aber ist das ein Grund, derart in die Öffentlichkeit zu jammern?
Keen beklagt die »Umsonstkultur«, der »Internetkult um Amateurschreiber« sei eine Gefahr. Mannomann, der Mann hat Probleme – oder er vermarktet sich halt gut in Zeiten, wo Leute wirklich sehen, daß sich manche Dinge ändern.
Das Internet hat in den letzten zehn Jahren enorm viel verändert; da hat er recht. Und die Veränderungen sind noch lange nicht am Ende. Gerade das sogenannte Web 2.0, also das Internet, an dem auch normale Leute wie unsereiner was produzieren können, hat dazu beigetragen.
Da hat er recht. Bis in die 70er Jahre hinein war Öffentlichkeit nur mit viel Mühe herzustellen; man brauchte mindestens eine Druckerei oder einen Radiosender. Dann kamen nacheinander der Fotokopierer, der Offsetdrucker und irgendwann eben das Internet – seither ist die Verbreitung von Nachrichten und Informationen super-einfach geworden. (Klar nutzen das auch Nazis oder Perverse; junge Leute in Staaten wie dem Iran erhalten durchs Netz aber einen Blick in die Welt.)
Machen wir uns nichts vor: Das Internet ist ein Stückweit Demokratie. Und wenn man dem Volk ein wenig Freiheit gibt, kommt nicht nur Geistvolles dabei heraus. Das sollte auch Mr. Keen irgendwann mal gelernt haben.
Frei nach der Terrorgruppe, die noch in gepflegtem Sarkasmus »die Gesellschaft ist schuld, daß ich so bin« trällerte, argumentiert Keen mit bitterstem Ernst, daß das Web 2.0 an allem Schuld sei und letztlich zu einer Massenverdummung führe. Das Internet produziere nämlich – aufgepaßt! – eine »Kakophonie unkontrollierter, personalisierter, oft anonymer Meinungsäußerungen«.
Da hat er ja nicht unrecht: Der Prozentsatz an Deppen, die sich im Internet tummeln, dürfte sich nicht grundsätzlich von dem unterscheiden, den es außerhalb im »wirklichen Leben« gibt. Aber ist das ein Grund, derart in die Öffentlichkeit zu jammern?
Keen beklagt die »Umsonstkultur«, der »Internetkult um Amateurschreiber« sei eine Gefahr. Mannomann, der Mann hat Probleme – oder er vermarktet sich halt gut in Zeiten, wo Leute wirklich sehen, daß sich manche Dinge ändern.
Das Internet hat in den letzten zehn Jahren enorm viel verändert; da hat er recht. Und die Veränderungen sind noch lange nicht am Ende. Gerade das sogenannte Web 2.0, also das Internet, an dem auch normale Leute wie unsereiner was produzieren können, hat dazu beigetragen.
Da hat er recht. Bis in die 70er Jahre hinein war Öffentlichkeit nur mit viel Mühe herzustellen; man brauchte mindestens eine Druckerei oder einen Radiosender. Dann kamen nacheinander der Fotokopierer, der Offsetdrucker und irgendwann eben das Internet – seither ist die Verbreitung von Nachrichten und Informationen super-einfach geworden. (Klar nutzen das auch Nazis oder Perverse; junge Leute in Staaten wie dem Iran erhalten durchs Netz aber einen Blick in die Welt.)
Machen wir uns nichts vor: Das Internet ist ein Stückweit Demokratie. Und wenn man dem Volk ein wenig Freiheit gibt, kommt nicht nur Geistvolles dabei heraus. Das sollte auch Mr. Keen irgendwann mal gelernt haben.
09 November 2008
Als die Mauer fiel ...
Es heißt ja: Bei manchen Ereignissen wüßten die Menschen noch Jahre und Jahrzehnte danach, was sie zu dem Zeitpunkt getan hätten. Die Kennedy-Ermordung. Der Fall der Berliner Mauer. Der Nine-Eleven in New York.
Zumindest teilweise halte ich das für Mumpitz. Ich weiß nämlich beim besten Willen nicht mehr, was ich am 9. November 1989 gemacht habe. Da fehlt mir jegliche Erinnerung.
Ich erinnere mich gut an das Wochenende, als wir in Freudenstadt ein Punk-Konzert veranstalteten und verduzt auf DDR-Bürger schauten, die uns ihren DDR-Ausweis zeigten und darum baten, das Konzert besuchen zu dürfen. Ich erinnere mich auch an die Nacht, als auf einmal einige hundert Leute in der Turn- und Festhalle einquartiert werden mußten.
Aber ich weiß nicht mehr, was ich an diesem »bedeutenden Tag der deutschen Geschichte« tat und machte. Da ich keinen Fernseher hatte, saß ich garantiert nicht vor der Glotze, um mir die Sache dort anzuschauen. Womöglich habe ich Notizen darüber angefertigt, einen Tagebuch-Eintrag verfaßt oder ähnliches. Ich weiß es nicht mehr, egal wie sehr ich mein Hirn anstrenge.
Ich erinnere mich noch gut, daß ich im Dezember dann in die DDR einreiste, durch Ostberlin ging und über die Mauer am Brandenburger Tor zurück kletterte. Dabei zerriß ich mir meine schwarze Jeans und lief dann die ganze Zeit mit halbnacktem Arsch durch Berlin - ganz toll! Aber ich weiß nichts mehr vom 9. November.
So verpassen und vergessen manchen Leute irgendwelche historischen Ereignisse. Manchmal bin ich über mich selbst erschüttert.
Zumindest teilweise halte ich das für Mumpitz. Ich weiß nämlich beim besten Willen nicht mehr, was ich am 9. November 1989 gemacht habe. Da fehlt mir jegliche Erinnerung.
Ich erinnere mich gut an das Wochenende, als wir in Freudenstadt ein Punk-Konzert veranstalteten und verduzt auf DDR-Bürger schauten, die uns ihren DDR-Ausweis zeigten und darum baten, das Konzert besuchen zu dürfen. Ich erinnere mich auch an die Nacht, als auf einmal einige hundert Leute in der Turn- und Festhalle einquartiert werden mußten.
Aber ich weiß nicht mehr, was ich an diesem »bedeutenden Tag der deutschen Geschichte« tat und machte. Da ich keinen Fernseher hatte, saß ich garantiert nicht vor der Glotze, um mir die Sache dort anzuschauen. Womöglich habe ich Notizen darüber angefertigt, einen Tagebuch-Eintrag verfaßt oder ähnliches. Ich weiß es nicht mehr, egal wie sehr ich mein Hirn anstrenge.
Ich erinnere mich noch gut, daß ich im Dezember dann in die DDR einreiste, durch Ostberlin ging und über die Mauer am Brandenburger Tor zurück kletterte. Dabei zerriß ich mir meine schwarze Jeans und lief dann die ganze Zeit mit halbnacktem Arsch durch Berlin - ganz toll! Aber ich weiß nichts mehr vom 9. November.
So verpassen und vergessen manchen Leute irgendwelche historischen Ereignisse. Manchmal bin ich über mich selbst erschüttert.
08 November 2008
Munterer Melodie-Abend
Freitag, 7. November 2008: In der »Alten Hackerei« in Karlsruhe war mal wieder ein Punk-Konzert. Ich schaffe es, maximal jedes fünfte Konzert in dem Laden zu besuchen; die organisieren dort ein mörderisches Programm, das mir Bewunderung abnötigt. An diesem Freitag mußte ich tatsächlich hin, ein Ausweichen hätte ich mir nicht verziehen.
Als erstes spielte Sedlmeier. Ich gestehe, den Burschen auf seinen Platten bisher eher doof gefunden zu haben: ein Mann in schwarzen Klamotten mit Krawatte, der mit einer Gitarre auf der Bühne steht und deutschsprachige Lieder singt und brüllt, während aus dem Hintergrund die anderen Instrumente aus den Boxen kommen. Früher gab's so was auch schon; Drum-Computer waren in den 80er Jahren bereits beliebt.
Live funktionierte Sedlmeier auf jeden Fall besser als auf Platte: Vielen im nur einige Dutzend Köpfe zählenden Publikum gefiel das, und sie guckten sich den Alleinunterhalter gern an; auch ich blieb einige Stücke lang vor der Bühne stehen, bevor ich mich dem Labern mit alten Bekannten widmete.
Dazu zählten auch einige Herren von Kick Joneses, die dann spielten. Anno 1987 hatte ich ein Konzert mit Walter Elf organisiert, und die Band war jetzt quasi die Nachfolge-Combo. Allerdings kein Funpunk, sondern England-Punk, wie man ihn zwischen 1977 und 1980 spielte, melodiös und schmissig, gelegentlich mit Trompeten, gelegentlich mit Orgel und immer mal wieder mit Bass-Gewummer.
Mir gefällt das schon seit vielen Jahren, so auch am gestrigen Freitag. Kopfwackelnd und fußwippend stand ich zwischen den anderen Zuschauer und jubelte nach jedem Stück frenetisch, trank haufenweise Bier, grinste wahrscheinlich wie ein Trottel und freute mich wie ein kleines Kind. Eine Band, die gegen Ende Wire und Angry Samoans covert, ist eh auf der richtigen Seite der Macht - und die neuen Stücke machen Lust auf die demnächst kommende neue Platte.
Ein sehr schöner Abend, der mit viel Gelaber und noch mehr Bier einen krönend-dröhnenden Abschluß hatte. Gerne mal wieder!
Als erstes spielte Sedlmeier. Ich gestehe, den Burschen auf seinen Platten bisher eher doof gefunden zu haben: ein Mann in schwarzen Klamotten mit Krawatte, der mit einer Gitarre auf der Bühne steht und deutschsprachige Lieder singt und brüllt, während aus dem Hintergrund die anderen Instrumente aus den Boxen kommen. Früher gab's so was auch schon; Drum-Computer waren in den 80er Jahren bereits beliebt.
Live funktionierte Sedlmeier auf jeden Fall besser als auf Platte: Vielen im nur einige Dutzend Köpfe zählenden Publikum gefiel das, und sie guckten sich den Alleinunterhalter gern an; auch ich blieb einige Stücke lang vor der Bühne stehen, bevor ich mich dem Labern mit alten Bekannten widmete.
Dazu zählten auch einige Herren von Kick Joneses, die dann spielten. Anno 1987 hatte ich ein Konzert mit Walter Elf organisiert, und die Band war jetzt quasi die Nachfolge-Combo. Allerdings kein Funpunk, sondern England-Punk, wie man ihn zwischen 1977 und 1980 spielte, melodiös und schmissig, gelegentlich mit Trompeten, gelegentlich mit Orgel und immer mal wieder mit Bass-Gewummer.
Mir gefällt das schon seit vielen Jahren, so auch am gestrigen Freitag. Kopfwackelnd und fußwippend stand ich zwischen den anderen Zuschauer und jubelte nach jedem Stück frenetisch, trank haufenweise Bier, grinste wahrscheinlich wie ein Trottel und freute mich wie ein kleines Kind. Eine Band, die gegen Ende Wire und Angry Samoans covert, ist eh auf der richtigen Seite der Macht - und die neuen Stücke machen Lust auf die demnächst kommende neue Platte.
Ein sehr schöner Abend, der mit viel Gelaber und noch mehr Bier einen krönend-dröhnenden Abschluß hatte. Gerne mal wieder!
Nummer 1000
Das hier ist, wenn Blogger richtig gezählt hat, mein eintausendster Eintrag in diesen Blog. Eintausend Einträge, seit ich im Herbst 2005 diesen Blog gestartet habe - also in drei Jahren.
Das ist ganz schön viel; ich bin mir nicht ganz sicher, ob man darauf stolz sein kann, oder ob das eher peinlich ist: Ein Mensch, der so viel Zeit im Netz verbringt, hat ja möglicherweise den einen oder anderen Defekt.
(Wobei's im Schnitt pro Tag fünf Minuten sind, die ich mit dem ENPUNKT-Blog zubringe; das geht. In drei Jahren sind's aber auch einige tausend Minuten, sprich, irgendwas zwischen drei und vier kompletten Tagen. Whow.)
Egal: Der ENPUNKT-Blog ist die Fortsetzung des ENPUNKT-Fanzines, nichts anderes. Wie hoch die Verbreitung ist, bleibt dabei zweitrangig. Und die Diskussionen in der sogenannten Blogosphäre bekomme ich zu 99,9 Prozent nicht einmal recht.
Und mehr gibt's zu diesem Jubiläum von meiner Seite eigentlich auch nicht zu sagen ...
Das ist ganz schön viel; ich bin mir nicht ganz sicher, ob man darauf stolz sein kann, oder ob das eher peinlich ist: Ein Mensch, der so viel Zeit im Netz verbringt, hat ja möglicherweise den einen oder anderen Defekt.
(Wobei's im Schnitt pro Tag fünf Minuten sind, die ich mit dem ENPUNKT-Blog zubringe; das geht. In drei Jahren sind's aber auch einige tausend Minuten, sprich, irgendwas zwischen drei und vier kompletten Tagen. Whow.)
Egal: Der ENPUNKT-Blog ist die Fortsetzung des ENPUNKT-Fanzines, nichts anderes. Wie hoch die Verbreitung ist, bleibt dabei zweitrangig. Und die Diskussionen in der sogenannten Blogosphäre bekomme ich zu 99,9 Prozent nicht einmal recht.
Und mehr gibt's zu diesem Jubiläum von meiner Seite eigentlich auch nicht zu sagen ...
07 November 2008
Langsamfahrer-Klischee
Die B 36 zwischen Karlsruhe und Rastatt, von mir fast jeden Morgen und fast jeden Abend befahren, ist streckenweise gerade; eigentlich eine tolle »Rennstrecke«, auf der aber nach einigen fiesen Unfällen Tempo 80 eingeführt wurde.
Heute morgen zuckelte ich mit Tempo 60 oder 70 über die Landstraße, es war leicht nebelig, und ich war zermatscht. Zwar liefen D.O.A. im CD-Player, aber das half nicht viel. Vor mir waren drei PKWs, dann kam ein Lastwagen.
Ein paarmal wollte ich zackig überholen, aber es ging nicht: Im Gegenverkehr waren Autos, die das Licht nicht anhatten, so daß ich sie kaum sah. (Warum macht man bei so einem Scheißwetter sein Licht aus?) Ich zog jedesmal wieder auf meine Spur zurück.
Auf einmal aber ging's – ein LKW im Gegenverkehr, weit genug entfernt. Ich zog auf die Gegenfahrbahn, beschleunigte und zog an den drei PKWs vorbei; hinter dem Lastwagen scherte ich wieder ein.
Aber ich hatte gesehen, daß nicht er der Langsamnervfahrer war: Vor ihm zuckelte ein weiterer PKW dahin. Ich kochte: Freitag morgens, ich war spät dran, und ein Langsamfahrer guckte sich die Landschaft an.
Als ich endlich sowohl den LKW als auch den PKW überholen konnte, sah ich, dass der Rastatter Kennzeichen hatte. Wieder mal ein Klischee erfüllt, dachte ich, während ich die letzten paar Kilometer mit flotten Tempo-85 zurücklegte.
Heute morgen zuckelte ich mit Tempo 60 oder 70 über die Landstraße, es war leicht nebelig, und ich war zermatscht. Zwar liefen D.O.A. im CD-Player, aber das half nicht viel. Vor mir waren drei PKWs, dann kam ein Lastwagen.
Ein paarmal wollte ich zackig überholen, aber es ging nicht: Im Gegenverkehr waren Autos, die das Licht nicht anhatten, so daß ich sie kaum sah. (Warum macht man bei so einem Scheißwetter sein Licht aus?) Ich zog jedesmal wieder auf meine Spur zurück.
Auf einmal aber ging's – ein LKW im Gegenverkehr, weit genug entfernt. Ich zog auf die Gegenfahrbahn, beschleunigte und zog an den drei PKWs vorbei; hinter dem Lastwagen scherte ich wieder ein.
Aber ich hatte gesehen, daß nicht er der Langsamnervfahrer war: Vor ihm zuckelte ein weiterer PKW dahin. Ich kochte: Freitag morgens, ich war spät dran, und ein Langsamfahrer guckte sich die Landschaft an.
Als ich endlich sowohl den LKW als auch den PKW überholen konnte, sah ich, dass der Rastatter Kennzeichen hatte. Wieder mal ein Klischee erfüllt, dachte ich, während ich die letzten paar Kilometer mit flotten Tempo-85 zurücklegte.
Deutschpunk lebe!
Hölle und Teufel!, sage mir noch einer, der gute alte Deutschpunk sei irgendwo tot oder verstaubt. Ich lästere ja gern über manche der neuen Bands, die entweder völlig verheult sind oder sich in irgendwelchem Hardrock-Gewichse verlieren. Aber es gibt großartige neue Bands, die auf ihren Platten stets zeigen, daß Deutschpunk immer noch lebt.
Damit meine ich nicht nur Nein Nein Nein, die auf ihrer EP »Endstation Bullshit« (erschienen bei Twisted Chords) laut über Deutschpunk und Skapunk schimpfen, sondern eine Reihe anderer krachiger Bands. Ziemliches Geruppe gibt's beispielsweise auch von Feindbild aus Hamburg, deren Platte »Rührt euch« bei Klartext Records erschienen ist und die eine einzige Pogo-Granate ist.
Oder die Split-EP der Kölner Band KSM40 und der rheinländischen Band Ablärm (ehemals Leute von Blutkeks, wenn ich's richtig kapiert habe): rotzige Aussagen, knüppeliger Sound, der immer nach vorne bolzt. Hammer!
Und von der Sorte gibt's ja noch mehr; ich habe dieser Tage mal wieder Supabond gehört, deren rotziger Spät-70er-Jahre-Sound richtig gut knallt. Sge keiner, Deutschpunk seit nach bald dreißig Jahren ein Auslaufmodell ...
Damit meine ich nicht nur Nein Nein Nein, die auf ihrer EP »Endstation Bullshit« (erschienen bei Twisted Chords) laut über Deutschpunk und Skapunk schimpfen, sondern eine Reihe anderer krachiger Bands. Ziemliches Geruppe gibt's beispielsweise auch von Feindbild aus Hamburg, deren Platte »Rührt euch« bei Klartext Records erschienen ist und die eine einzige Pogo-Granate ist.
Oder die Split-EP der Kölner Band KSM40 und der rheinländischen Band Ablärm (ehemals Leute von Blutkeks, wenn ich's richtig kapiert habe): rotzige Aussagen, knüppeliger Sound, der immer nach vorne bolzt. Hammer!
Und von der Sorte gibt's ja noch mehr; ich habe dieser Tage mal wieder Supabond gehört, deren rotziger Spät-70er-Jahre-Sound richtig gut knallt. Sge keiner, Deutschpunk seit nach bald dreißig Jahren ein Auslaufmodell ...
06 November 2008
Persönliche Öko-Bilanz
Das war teuer, mein Schwabenherz rebelliert geradezu: Eigentlich hätte ich am Freitag nach Hamburg sollen, dann wurde das kurzfristig geändert, und ich mußte meinen Flug umbuchen lassen.
Also jettete ich am heutigen Donnerstag: morgens hin, abends zurück. Aufgrund der Umbucherei kostete der Flug jetzt mit allem Drum-und-dran rund 400 Euro.
Das ist richtig viel, dafür machen andere eine Woche Urlaub auf Malle. Ich halte dafür einen Vortrag von etwa einer halben Stunde Länge. Manchmal denke ich schon, daß Geld manchmal ganz schön blöd verplempert wird.
Und von meiner ganz privaten Öko-Bilanz will ich mal schweigen. Da muß ich ganz schön viele Bäume dafür pflanzen, fürchte ich.
Also jettete ich am heutigen Donnerstag: morgens hin, abends zurück. Aufgrund der Umbucherei kostete der Flug jetzt mit allem Drum-und-dran rund 400 Euro.
Das ist richtig viel, dafür machen andere eine Woche Urlaub auf Malle. Ich halte dafür einen Vortrag von etwa einer halben Stunde Länge. Manchmal denke ich schon, daß Geld manchmal ganz schön blöd verplempert wird.
Und von meiner ganz privaten Öko-Bilanz will ich mal schweigen. Da muß ich ganz schön viele Bäume dafür pflanzen, fürchte ich.
05 November 2008
Obama-Gucken
Da packte es mich dann doch: Dienstag auf Mittwoch nacht guckte ich relativ lang in die Röhre, um mich über die Wahl zum amerikanischen Präsidenten zu informieren. Da sich die deutschen Fernsehsender hier alle gut plaziert hatten, war das durchaus spannend. Zudem konnte man zwischendurch auch ein bißchen durch die Gegend zappen.
Als es gegen viertel nach eins allerdings »18 zu 3« für McCain stand, wurde ich leicht unruhig. Nicht, dass ich glaube, dass Mr Obama so viele Wohltaten für unsereins haben wird - aber die Vorstellung, der olle Vietnam-Veteran und die Robbenkillerin aus Alaska würden die größte Militärmacht der Welt regieren, bescherte mir nun mal erst recht keine Freundstänze.
Irgendwann kippte das ganze, Obama gewann einen Staat nach dem anderen, und gegen halb drei Uhr reichte es so langsam. Müde genug war ich immerhin, und das Bier war auch leer. Ich kam mir vor wie bei der Weltmeisterschaft, wo ich auch immer vor der Glotze saß (oder stand), um Ergebnisse abzuwarten.
Und heute morgen? Gleich um acht Uhr nach dem Aufstehen wieder vor die Glotze, gleich wieder eine halbe Stunde. Ich kam mir schon vor wie ein Junkie. Aber spannend war's allemal, von daher schämte ich mich nicht mehr als nötig ...
Als es gegen viertel nach eins allerdings »18 zu 3« für McCain stand, wurde ich leicht unruhig. Nicht, dass ich glaube, dass Mr Obama so viele Wohltaten für unsereins haben wird - aber die Vorstellung, der olle Vietnam-Veteran und die Robbenkillerin aus Alaska würden die größte Militärmacht der Welt regieren, bescherte mir nun mal erst recht keine Freundstänze.
Irgendwann kippte das ganze, Obama gewann einen Staat nach dem anderen, und gegen halb drei Uhr reichte es so langsam. Müde genug war ich immerhin, und das Bier war auch leer. Ich kam mir vor wie bei der Weltmeisterschaft, wo ich auch immer vor der Glotze saß (oder stand), um Ergebnisse abzuwarten.
Und heute morgen? Gleich um acht Uhr nach dem Aufstehen wieder vor die Glotze, gleich wieder eine halbe Stunde. Ich kam mir schon vor wie ein Junkie. Aber spannend war's allemal, von daher schämte ich mich nicht mehr als nötig ...
Wehleidiger Pop
Emo ist schwer im Trend; es klingt mal punkig, mal poppig, mal weinerlich, mal kreischig. Und gar nicht mal schlecht ist eigentlich Interstate 5. Die Band aus Leipzig macht laut Info »Wave-Punk-Pop«, und ich würde Indie-Pop mit Emo-Touch dazu sagen, um auch noch eine Schublade für die Kapelle zu finden.
Neun Stücke sind auf der Platte »Im Erklärton«, alle relativ lang, alle mal dudelig, mal gitarrenschwer-krachig, immer mit schlau klingenden Texten in deutscher Sprache, für Lyrik-Studenten im ersten Semester: »Der Horizont bleibt unverändert stehen, wackelt nur manchmal, wenn wir kein Land mehr sehen.« Das könnte auch von Pur stammen ...
Seien wir fair: Die Band ist ganz okay, die Platte tut nicht weh – und jetzt fange ich glatt noch an zu dichten. Da hat das Label Rookie Records mindestens ein Dutzend besserer Pferde im Stall.
Neun Stücke sind auf der Platte »Im Erklärton«, alle relativ lang, alle mal dudelig, mal gitarrenschwer-krachig, immer mit schlau klingenden Texten in deutscher Sprache, für Lyrik-Studenten im ersten Semester: »Der Horizont bleibt unverändert stehen, wackelt nur manchmal, wenn wir kein Land mehr sehen.« Das könnte auch von Pur stammen ...
Seien wir fair: Die Band ist ganz okay, die Platte tut nicht weh – und jetzt fange ich glatt noch an zu dichten. Da hat das Label Rookie Records mindestens ein Dutzend besserer Pferde im Stall.
04 November 2008
Quasi »einer von uns«
Das finde ich interessant: Der neue Nobelpreisträger für Ökonomie war – und ist vielleicht noch – tatsächlich ein Science-Fiction-Fan. Bisher ging diese Information an mir vorüber, neuerdings stolpere ich ständig über sie.
Als Jugendlicher verschlang er SF-Romane wohl gleich im Dutzend. Besonders beeindruckend fand er Isaac Asimovs »Foundation«-Romane, die hierzulande in verschiedenen Verlagen auf den Markt gekommen sind und im wesentlichen eine Zukunftsgeschichte der Menschheit liefern.
»Ich wollte ein Psychohistoriker werden, als ich aufwuchs«, sagte Krugman beispielsweise der New York Times. »Und Ökonomie war das, was am nächsten dran war.«
Stimmt: Guckt man sich ökonomische Überlegungen an, vor allem jene, die weit abseits irgendwelcher Zocker-Mentalität liegen, geht's darum, die Zukunft quasi vorauszuberechnen. Nichts anderes machen die Psychohistoriker in der legendären Asimov-Trilogie aus den fünfziger Jahren.
Die ist übrigens auch heute noch empfehlenswert, wenngleich das Menschen- und vor allem Frauenbild ein wenig arg angestaubt ist. Als Jugendlicher hat's mich schwer beeindruckt, aber als Erwachsener kann ich mich der Faszination nicht entziehen. Klassische Science Fiction eben.
Als Jugendlicher verschlang er SF-Romane wohl gleich im Dutzend. Besonders beeindruckend fand er Isaac Asimovs »Foundation«-Romane, die hierzulande in verschiedenen Verlagen auf den Markt gekommen sind und im wesentlichen eine Zukunftsgeschichte der Menschheit liefern.
»Ich wollte ein Psychohistoriker werden, als ich aufwuchs«, sagte Krugman beispielsweise der New York Times. »Und Ökonomie war das, was am nächsten dran war.«
Stimmt: Guckt man sich ökonomische Überlegungen an, vor allem jene, die weit abseits irgendwelcher Zocker-Mentalität liegen, geht's darum, die Zukunft quasi vorauszuberechnen. Nichts anderes machen die Psychohistoriker in der legendären Asimov-Trilogie aus den fünfziger Jahren.
Die ist übrigens auch heute noch empfehlenswert, wenngleich das Menschen- und vor allem Frauenbild ein wenig arg angestaubt ist. Als Jugendlicher hat's mich schwer beeindruckt, aber als Erwachsener kann ich mich der Faszination nicht entziehen. Klassische Science Fiction eben.
03 November 2008
Essen und vergessen
Nach einem anstrengenden Sonntag landeten wir in der Karlsruher Südweststadt an einer Straßenecke. Von der anderen Straßenseite aus sah das Lokal ehr bescheiden aus; wir überlegten eine Weile, ob wir überhaupt hineingehen sollten.
Aber schon im Innern sahen wir, dass das »Sole d’Oro« seine Qualitäten haben musste: Es war gerammelt voll, und wir mussten einen Augenblick warten, bis wir einen Platz bekamen. Das Lokal sah sehr traditionell aus: viel Holz, wie eine Pizzeria früher eben auszusehen hatte.
Das »Sole d’Oro« erwies sich nicht als Feinschmeckerlokal - aber es war ein Restaurant, in dem es anständiges Essen zu korrekten Preisen gab. Der Vorspeisenteller schmeckte gut und war reichhaltig; am Salat hätte mich die zu dicke Soße ein wenig gestört, unseren Begleitern gefiel das aber sehr gut.
Wir aßen alle Pizza, und die waren durch die Bank gut bis sehr gut: leckerer Teig, großzügige Ausmaße, anständig belegt. Sehr schön, genau das, was man von einer Pizzeria erwartet! Der Service war korrekt, aber weder überschäumend vor Begeisterung noch unterkühlt; alles kam freundlich und zügig, und die Preise waren auch in Ordnung.
Und bei alledem vergaß ich, dass ich an diesem Sonntag eigentlich eine Radiosendung hätte im Querfunk machen sollen. Mannomann ... die dritte Sendung in über einem Dutzend Jahren, die ich verpeilt hatte. Einmal war ich besoffen, einmal lag ich im Krankenhaus – und gestern hatte ich keinen Gedanken ans Radio verschwendet.
Wahrscheinlich wird es Zeit, daß ich mit dem ENPUNKT-Radio auch irgendwann aufhöre ...
Aber schon im Innern sahen wir, dass das »Sole d’Oro« seine Qualitäten haben musste: Es war gerammelt voll, und wir mussten einen Augenblick warten, bis wir einen Platz bekamen. Das Lokal sah sehr traditionell aus: viel Holz, wie eine Pizzeria früher eben auszusehen hatte.
Das »Sole d’Oro« erwies sich nicht als Feinschmeckerlokal - aber es war ein Restaurant, in dem es anständiges Essen zu korrekten Preisen gab. Der Vorspeisenteller schmeckte gut und war reichhaltig; am Salat hätte mich die zu dicke Soße ein wenig gestört, unseren Begleitern gefiel das aber sehr gut.
Wir aßen alle Pizza, und die waren durch die Bank gut bis sehr gut: leckerer Teig, großzügige Ausmaße, anständig belegt. Sehr schön, genau das, was man von einer Pizzeria erwartet! Der Service war korrekt, aber weder überschäumend vor Begeisterung noch unterkühlt; alles kam freundlich und zügig, und die Preise waren auch in Ordnung.
Und bei alledem vergaß ich, dass ich an diesem Sonntag eigentlich eine Radiosendung hätte im Querfunk machen sollen. Mannomann ... die dritte Sendung in über einem Dutzend Jahren, die ich verpeilt hatte. Einmal war ich besoffen, einmal lag ich im Krankenhaus – und gestern hatte ich keinen Gedanken ans Radio verschwendet.
Wahrscheinlich wird es Zeit, daß ich mit dem ENPUNKT-Radio auch irgendwann aufhöre ...
Rubbeln mit Letraset
Die Kolumne, die Ende Oktober 2008 beim Internet-Angebot der Zeitschrift STERN ins Netz ging, ist nicht brandaktuell; die hat Carsten Scheibe schon vor Jahren publiziert. Schön liest sie sich immer noch: wie das damals war, als wir Jungs in unseren Kinder- und Jugendzimmern irgendwo in der Republik unsere Fanzines bastelten.
Mit Letraset wurden Buchstaben gerubbelt, dann wurde verschickt, und hinterher war man super-stolz. Im Artikel werde ich auch erwähnt, und ich erinnere mich immer noch gern an den Stolz, den ich empfand, als ich mein erstes SAGITTARIUS-Heft in den Händen hielt.
Februar 1980 war das; ich war 16 Jahre alt und stolz wie Harry. Eine myspace-Seite oder ein Blog – wie dieser hier – können das nicht ersetzen.
Mit Letraset wurden Buchstaben gerubbelt, dann wurde verschickt, und hinterher war man super-stolz. Im Artikel werde ich auch erwähnt, und ich erinnere mich immer noch gern an den Stolz, den ich empfand, als ich mein erstes SAGITTARIUS-Heft in den Händen hielt.
Februar 1980 war das; ich war 16 Jahre alt und stolz wie Harry. Eine myspace-Seite oder ein Blog – wie dieser hier – können das nicht ersetzen.