Ich kannte Christine Prayon bisher nur von ihren Auftritten in der »heute show« her. Entsprechend gespannt war ich auf ihren Auftritt, den sie am Donnerstag abend, 27. November 2014, im Kulturhaus Osterfeld in Pforzheim absolvierte. Übrigens in einem vergleichsweise kleinen Saal – ich schätze, dass rund 120 Personen anwesend waren.
Den ersten Teil ihres Programms bestritt die Schauspielerin und Komikerin damit, dass sie aus »unveröffentlichten Werken« vorlas. Dazu zählten Briefe einer jungen Frau ebenso wie Einblicke ins Geschäft mit der Pornografie; mal haarsträubend absurd, dann wieder schräg und schenkelklopfer-witzig. Das war kein reines Kabarett-Programm, das mutete streckenweise eher wie einen Lesung der besonderen Art an.
In der zweiten Hälfte des Programms zog sich Christine Prayon auf der Bühne mal mehr oder weniger um und aus, natürlich nicht komplett. Sie wechselte zwischen schnellen Sketch-Nummern und einer Gedichte-Lesung zurück zu einer Carla-Bruni-Veräppelung und zu einem intellektuellen Seiltanz über das Thema Feminismus.
Der Beifall war reichlich, die Verblüffung im Publikum immer wieder auffällig. Auch ich saß bei mancher Kabarett- oder Schauspiel-Nummer da und überlegte mir, ob ich jetzt schallend lachen oder irritiert den Kopf schütteln sollte. Der Humor war schnell, oftmals von der subtilen Sorte, dann aber auch wieder schreiend blöd.
Selten habe ich ein so abwechslungsreiches und verblüffendes Programm auf der Bühne gesehen. Streng genommen präsentierte Christine Prayon ein Ein-Frau-Stück mit Lesung und kabarettistischen Einlagen – und das war absolut originell.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
28 November 2014
27 November 2014
Ich bin stolz auf mich
Die Autobahn zwischen Karlsruhe und Pforzheim; gefühlte zwanzig Kilometer Baustelle mit einer ständigen Gefahr von Unfällen und Staus. Die Fahrspuren sind verengt, die Geschwindigkeit ist auf 80 Stundenkilometer begrenzt. Dafür gibt es gute Gründe.
Weil auf der rechten Seite ein Lastwagen nach dem anderen kommt, fahre ich immer wieder auf die linke Spur, um zu überholen: rechts von mir jeweils ein LKW, links von mir die Absperrung aus Beton. Und weil ich überhole, habe ich im Schnitt Tempo hundert drauf.
Bis auf einmal ein weißer Porsche Cayenne hinter mir auftaucht. Ich bin ihm zu langsam. Er fährt so dicht auf, dass ich seine Scheinwerfer nicht mehr sehen kann. Ich fahre Tempo hundert, direkt vor mir kommen weitere Autos, die überholen, während rechts von mir ein LKW rollt.
Der Porschefahrer fährt noch dichter auf, gibt mir Fernlicht. Ich verkneife mir den Impuls, ihm den Finger zu zeigen, und fahre weiter. Tempo 100 in der Tempo-80-Schneise. Er gibt mir wieder Fernlicht.
Es nervt. Ich habe keine Lust auf einen albernen Krieg auf den Straßen. Bei der nächsten Gelegenheit fahre ich nach rechts, lasse ihn links vorbei. Er hupt wie ein Blöder, fuchtelt zu mir herüber. Dann ist er weiter.
Da vorne schon wieder ein LKW kommt, setze ich den Blinker und wechsle auf die linke Spur, überhole erneut. Mit Tempo hundert in der Tempo-80-Zone. Den Porsche Cayenne sehe ich vor mir; er gibt einem weiteren Fahrer das Fernlicht in den Rückspiegel.
Ich bin tatsächlich stolz auf mich, dass ich ruhig geblieben bin. Das ist wahrscheinlich eines der vielen untrüglichen Zeichen dafür, dass ich älter geworden bin ...
Weil auf der rechten Seite ein Lastwagen nach dem anderen kommt, fahre ich immer wieder auf die linke Spur, um zu überholen: rechts von mir jeweils ein LKW, links von mir die Absperrung aus Beton. Und weil ich überhole, habe ich im Schnitt Tempo hundert drauf.
Bis auf einmal ein weißer Porsche Cayenne hinter mir auftaucht. Ich bin ihm zu langsam. Er fährt so dicht auf, dass ich seine Scheinwerfer nicht mehr sehen kann. Ich fahre Tempo hundert, direkt vor mir kommen weitere Autos, die überholen, während rechts von mir ein LKW rollt.
Der Porschefahrer fährt noch dichter auf, gibt mir Fernlicht. Ich verkneife mir den Impuls, ihm den Finger zu zeigen, und fahre weiter. Tempo 100 in der Tempo-80-Schneise. Er gibt mir wieder Fernlicht.
Es nervt. Ich habe keine Lust auf einen albernen Krieg auf den Straßen. Bei der nächsten Gelegenheit fahre ich nach rechts, lasse ihn links vorbei. Er hupt wie ein Blöder, fuchtelt zu mir herüber. Dann ist er weiter.
Da vorne schon wieder ein LKW kommt, setze ich den Blinker und wechsle auf die linke Spur, überhole erneut. Mit Tempo hundert in der Tempo-80-Zone. Den Porsche Cayenne sehe ich vor mir; er gibt einem weiteren Fahrer das Fernlicht in den Rückspiegel.
Ich bin tatsächlich stolz auf mich, dass ich ruhig geblieben bin. Das ist wahrscheinlich eines der vielen untrüglichen Zeichen dafür, dass ich älter geworden bin ...
26 November 2014
Zombies im Weltraum
Eigentlich ist es naheliegend: Um das Science-Fiction-Genre ein wenig aufzumotzen, vermengt man es mit einem anderen Genre, das zumindest ein wenig Erfolg verspricht. Heraus kommt dann so etwas wie »Cryozone«, ein dynamischer Science-Fiction-Comic, in dem letztlich Zombies in einem Raumschiff unterwegs sind und versuchen, die Menschen an Bord zu fressen.
Doch erst einmal der Reihe nach ... Bei »Cryozone« handelt es sich um ein Frühwerk von Danis Bajram, der mittlerweile mit seiner Serie »Universal War One« einen echten Science-Fiction-Knaller in die Comic-Szene geschossen hat. Als Zeichner setzte er ein Konzept des Autoren Thierry Cailleteau um, der bereits zuvor einen guten Namen hatte.
Das gemeinsame Werk kam 1995 in Frankreich heraus: zwei Comic-Alben voller Science Fiction und Horror. 2005 erfolgte eine Neuauflage, und diese liegt seit 2011 als Gesamtausgabe bei Finix Comics auch in deutscher Sprache vor. Trotz einiger zeichnerischen Schwächen und trotz einer Handlung, die eher schlichten Abläufen folgt, ist es ein Comic, den sich Science-Fiction-Fans zumindest mal anschauen sollten.
Worum geht's? Ein Raumschiff ist von der Erde aus unterwegs zu einem fernen Planeten, und weil der Flug so lange dauert, reisen die Passagiere im Tiefschlaf. Dann geht aber etwas schief, und die Passagiere erwachen. Dummerweise hat man sie vor Beginn des Fluges falsch »imprägniert« – was sich jetzt von den Tiefschlafliegen erhebt, ist eine Meute von Zombies, die Jagd auf die »normalen« Besatzungsmitglieder machen.
Eine junge Ärztin und ein seltsamer Mann nehmen den Kampf gegen die Zombies auf. Sie sind nicht allein, denn die überlebenden Besatzungsmitglieder kämpfen ebenfalls – aber das unfreiwillige Duo hält den Schlüssel für eine gemeinsame Zukunft in den Händen ...
Krachige Action, knallige Bilder, nicht unbedingt viel Hirn und zum Abschluss noch schöne redaktionelle Ergänzungen: Wer Science Fiction mag und auch mal auf schlichtes Abenteuer setzen möchte, ist hier gut bedient. Mir hast »Cryzone« viel Spaß bereitet, das kann ich echt empfehlen!
25 November 2014
Sogenannte Autoren
Es gibt Anschreiben, bei denen kann ich nur den Kopf schütteln. Gelegentlich melden sich sogenannte Autoren bei mir, die für uns arbeiten wollen. Die meisten bereiten sich vernünftig vor, informieren sich im voraus und schicken dann klar formulierte Anschreiben an mich – damit kann man gut arbeiten.
Dieser Tage kam eine Mail, bei der nach einer unpersönlichen Standard-Anrede mit »sehr geehrte Damen und Herren« gleich ein starker Satz kam: »Mit großem Interesse«, so der Autor, verfolge er unser »Angebot«, um dann gleich zur Sache zu kommen.
»Haben Sie evtl. auch Interesse an Manuskripteinsendungen?«, fragte er. Er bot mir einen »Seine Fiction Roman« an, der immerhin in einem eigenständigen Universum spielte. Und dann endete die Mail mit einem freundlichen »Höre gerne von Ihnen«; ansonsten ohne Gruß oder dergleichen.
Wenn ich solche Mails erhalte, bin ich immer fassungslos. Was erwartet dieser sogenannte Autor denn jetzt? Dass ich ihn aufgeregt anrufe, um zu fragen, was er mir denn anzubieten hat? Dass ich ihm am liebsten gleich einen Vertrag zusende?
Ganz ernsthaft: Wenn jemand nicht mal in der Lage ist, Science Fiction richtig zu schreiben oder sich unser Veröffentlichungsprogramm genauer zu betrachten, brauche ich eigentlich gar nicht in sein Werk hineinzuschauen. Genau für solche Menschen wurden die sogenannten Formschreiben erfunden; in der heutigen Zeit erhält der sogenannte Autor dann eben eine Form-E-Mail.
Dieser Tage kam eine Mail, bei der nach einer unpersönlichen Standard-Anrede mit »sehr geehrte Damen und Herren« gleich ein starker Satz kam: »Mit großem Interesse«, so der Autor, verfolge er unser »Angebot«, um dann gleich zur Sache zu kommen.
»Haben Sie evtl. auch Interesse an Manuskripteinsendungen?«, fragte er. Er bot mir einen »Seine Fiction Roman« an, der immerhin in einem eigenständigen Universum spielte. Und dann endete die Mail mit einem freundlichen »Höre gerne von Ihnen«; ansonsten ohne Gruß oder dergleichen.
Wenn ich solche Mails erhalte, bin ich immer fassungslos. Was erwartet dieser sogenannte Autor denn jetzt? Dass ich ihn aufgeregt anrufe, um zu fragen, was er mir denn anzubieten hat? Dass ich ihm am liebsten gleich einen Vertrag zusende?
Ganz ernsthaft: Wenn jemand nicht mal in der Lage ist, Science Fiction richtig zu schreiben oder sich unser Veröffentlichungsprogramm genauer zu betrachten, brauche ich eigentlich gar nicht in sein Werk hineinzuschauen. Genau für solche Menschen wurden die sogenannten Formschreiben erfunden; in der heutigen Zeit erhält der sogenannte Autor dann eben eine Form-E-Mail.
24 November 2014
»Leben« von 1981
Am 8. März 1981 schrieb ich ein »Gedicht«, das ich direkt in die Schreibmaschine tippte: mit grünem Farbband auf ein Ringbuchblatt, darunter mein blauer Stempel, den ich mir damals extra anfertigen hatte lassen. Ich wollte experimentiell sein, und die Schriftfarbe gehörte ebenso dazu wie die Tatsache, dass ich alles konsequent in kleinen Buchstaben schrieb.
Schaue ich mir den Text heute an, wirkt er wie eine Blaupause für die Betroffenheit, die in den frühen 80er-Jahren vorherrschte, vor diesem »No Future«-Gedanken, den ich sicher nicht allein in mir verspürte. »sterne weinen in der morgendämmerung / manchmal« leitet den Text ein, und da spüre ich noch meine Science-Fiction-Begeisterung.
Dann aber kommt der übliche zeitkritische Geist, der sich mit Umweltzerstörung und einer »kalten Umwelt« beschäftigte; damals war das Stück »Eisbär« der Schweizer Band Grauzone nicht zufällig recht populär: »pflanzen zertrampelt unter / harten stiefeln« schrieb ich, und: »zerbrochener stein unter harter gewalt / wasserumspült umschäumt / glitzerndes eis in der sonne über / schneebegrabenen städten / leben / leben und leben lassen«.
Über den Sinn und Unsinn mancher Zeilenfall-Regeln möchte ich mir heute keinen Kopf mehr machen. Das war damals eindeutig von bekannteren Lyrikern abgeguckt, hatte keinen großen Sinn und fiele heute auch nicht auf.
Schaue ich mir den Text heute an, wirkt er wie eine Blaupause für die Betroffenheit, die in den frühen 80er-Jahren vorherrschte, vor diesem »No Future«-Gedanken, den ich sicher nicht allein in mir verspürte. »sterne weinen in der morgendämmerung / manchmal« leitet den Text ein, und da spüre ich noch meine Science-Fiction-Begeisterung.
Dann aber kommt der übliche zeitkritische Geist, der sich mit Umweltzerstörung und einer »kalten Umwelt« beschäftigte; damals war das Stück »Eisbär« der Schweizer Band Grauzone nicht zufällig recht populär: »pflanzen zertrampelt unter / harten stiefeln« schrieb ich, und: »zerbrochener stein unter harter gewalt / wasserumspült umschäumt / glitzerndes eis in der sonne über / schneebegrabenen städten / leben / leben und leben lassen«.
Über den Sinn und Unsinn mancher Zeilenfall-Regeln möchte ich mir heute keinen Kopf mehr machen. Das war damals eindeutig von bekannteren Lyrikern abgeguckt, hatte keinen großen Sinn und fiele heute auch nicht auf.
21 November 2014
Putzfrauengeschwader reloaded
Wie ich schon gelegentlich angedeutet habe, arbeite ich seit einiger Zeit an einer Sammlung von Kurzgeschichten, die alle im weitesten Sinne etwas mit Punkrock zu tun haben. Teilweise übernehme ich da Texte, die in den 90er- oder Nullerjahren in meinem Fanzine ENPUNKT erschienen sind, baue sie aber so stark um, dass sie als eigenständig Kurzgeschichten funktionieren können.
Dieser Tage beendete ich die Rohfassung an »Das Putzfrauengeschwader«, eine Geschichte, die aus den 90er-Jahren stammt und damals bei den ENPUNKT-Lesern sehr gut ankommt. Meine Neufassung begann ich am 28. März diesen Jahres; ich schrieb im Mai und im Oktober daran weiter. Aber erst am 20. November 2014 war der Rohtext mit 19.160 Anschlägen so weit, dass ich das Wort »Ende« darunter schreiben konnte.
Der Grund für all diese Verzögerungen war allerdings nicht meine Faulheit. Die viele Arbeit machte im Verlauf des Jahres nicht nur einmal einen Strich durch meine Rechnung – und so verzögerte sich allein die Vollendung einer einzigen Kurzgeschichte um einige Monate ... Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz, was weitere Schreibprojekte für mich angeht.
Dieser Tage beendete ich die Rohfassung an »Das Putzfrauengeschwader«, eine Geschichte, die aus den 90er-Jahren stammt und damals bei den ENPUNKT-Lesern sehr gut ankommt. Meine Neufassung begann ich am 28. März diesen Jahres; ich schrieb im Mai und im Oktober daran weiter. Aber erst am 20. November 2014 war der Rohtext mit 19.160 Anschlägen so weit, dass ich das Wort »Ende« darunter schreiben konnte.
Der Grund für all diese Verzögerungen war allerdings nicht meine Faulheit. Die viele Arbeit machte im Verlauf des Jahres nicht nur einmal einen Strich durch meine Rechnung – und so verzögerte sich allein die Vollendung einer einzigen Kurzgeschichte um einige Monate ... Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz, was weitere Schreibprojekte für mich angeht.
20 November 2014
Gelungener Urlaubstag
Wer Urlaub hat – so wie ich in dieser Woche –, kann sich Dinge erlauben, für die er häufig keine Zeit findet. Man kann ausschlafen, man kann im Bett herumgammeln und dort noch ein gutes Buch lesen (derzeit: »Der Ozean am Ende der Straße« von Neil Gaiman; ein Meisterwerk!), man kann laut Musik hören (heute mal wieder Offspring aus den 90er-Jahren), und man kann sich auch mal einen Tag Zeit nehmen und durch die Gegend fahren.
So am Mittwoch, 19. Oktober. Ich fuhr morgens in aller Gemütsruhe los, hörte unterwegs ein Hörspiel an (eine Folge von »Doktor Sonderberg« aus dem Zaubermond-Verlag) und erreichte fast auf die Minute genau ein Haus in Hochdahl, einem Ortsteil von Erkrath. Dort besuchte ich einen Mann, den ich als Science-Fiction-Experten seit vielen Jahren kenne und schätze; dazu kamen zwei weitere Männer, die ich persönlich und fachlich mag.
Was wir alles besprachen, kann hier nicht zusammengefasst werden. Wir sprangen thematisch wild herum, wechselten auch mal mitten im Satz das Thema: von persönlichen Geschichten zur klassischen Science Fiction, dann zur Zukunft des Verlagswesens und zu aktuellen Tratschgeschichten aus der internationalen Verlagslandschaft. Es ging kunterbunt hin und her, dazu aßen wir Pizza, tranken Kaffee und allerlei anderes Zeugs, und als ich Stunden später wieder ging, war mein Kopf voller neuer Ideen und Eindrücke.
Von Hochdahl fuhr ich nach Ohligs; wer mit diesen Örtlichkeiten nichts anfangen kann, den kann ich verstehen: Bis vor einigen Tagen hätte ich das auch nicht gewusst. Ohligs ist ein Ortsteil von Solingen, dort residiert das OX-Fanzine, dort besuchte ich die Redaktion, für die ich seit vielen Jahren meine »Peter Pank«-Fortsetzungsgeschichte schreibe. Ich lernte ein veganes Café kennen, in dem ich die Atmosphäre sehr positiv fand, und auch hier wurden im Schnelldurchlauf die Themen während des Gesprächs gewechselt, und hier ging ich ebenfalls mit einem Kopf voller neuer Impressionen.
Die Rückfahrt verlief ebenfalls ruhig. Ich hörte ein unglaublich packendes Krimi-Hörbuch (»Blutiges Erwachsen« von Roger Smith, gelesen von dem hervorragenden Schauspieler Matthias Brandt), das so spannend war, dass ich mir fast noch einen Stau gewünscht hätte, um mehr von der mitreißenden Geschichte mitzubekommen. Aber alles ging gut, und als ich kurz nach Mitternacht daheim war – wieder fast auf die Minute genau zur avisierten Zeit –, hatte ich das Gefühl, einen richtig schönen Urlaubstag verbracht zu haben.
So am Mittwoch, 19. Oktober. Ich fuhr morgens in aller Gemütsruhe los, hörte unterwegs ein Hörspiel an (eine Folge von »Doktor Sonderberg« aus dem Zaubermond-Verlag) und erreichte fast auf die Minute genau ein Haus in Hochdahl, einem Ortsteil von Erkrath. Dort besuchte ich einen Mann, den ich als Science-Fiction-Experten seit vielen Jahren kenne und schätze; dazu kamen zwei weitere Männer, die ich persönlich und fachlich mag.
Was wir alles besprachen, kann hier nicht zusammengefasst werden. Wir sprangen thematisch wild herum, wechselten auch mal mitten im Satz das Thema: von persönlichen Geschichten zur klassischen Science Fiction, dann zur Zukunft des Verlagswesens und zu aktuellen Tratschgeschichten aus der internationalen Verlagslandschaft. Es ging kunterbunt hin und her, dazu aßen wir Pizza, tranken Kaffee und allerlei anderes Zeugs, und als ich Stunden später wieder ging, war mein Kopf voller neuer Ideen und Eindrücke.
Von Hochdahl fuhr ich nach Ohligs; wer mit diesen Örtlichkeiten nichts anfangen kann, den kann ich verstehen: Bis vor einigen Tagen hätte ich das auch nicht gewusst. Ohligs ist ein Ortsteil von Solingen, dort residiert das OX-Fanzine, dort besuchte ich die Redaktion, für die ich seit vielen Jahren meine »Peter Pank«-Fortsetzungsgeschichte schreibe. Ich lernte ein veganes Café kennen, in dem ich die Atmosphäre sehr positiv fand, und auch hier wurden im Schnelldurchlauf die Themen während des Gesprächs gewechselt, und hier ging ich ebenfalls mit einem Kopf voller neuer Impressionen.
Die Rückfahrt verlief ebenfalls ruhig. Ich hörte ein unglaublich packendes Krimi-Hörbuch (»Blutiges Erwachsen« von Roger Smith, gelesen von dem hervorragenden Schauspieler Matthias Brandt), das so spannend war, dass ich mir fast noch einen Stau gewünscht hätte, um mehr von der mitreißenden Geschichte mitzubekommen. Aber alles ging gut, und als ich kurz nach Mitternacht daheim war – wieder fast auf die Minute genau zur avisierten Zeit –, hatte ich das Gefühl, einen richtig schönen Urlaubstag verbracht zu haben.
19 November 2014
Atomarer Dreck – liegt bei mir ums Eck
Jetzt sind wieder alle ganz verblüfft: Deutschland hat seinen Atommüll überhaupt nicht im Griff. Und im Wald bei Karlsruhe – mit dem Fahrrad ist es von mir aus nicht mal eine Stunde bis dahin – lagern Tausende von Tonnen mit atomaren Abfällen, die in maroden Behältern liegen, die vor sich hinrosten. Das ist mal eine Überraschung!
Seit ich in Karlsruhe bin, spreche ich nicht vom »Forschungszentrum« oder vom »KIT Campus Nord«, wie es die offizielle Sprachregelung ist. Das Ding im Wald ist ein »Kernforschungszentrum«; hier wurde jahrelang an hochgefährlichen Dingen geforscht. Dagegen habe ich nicht das geringste – solche Grundlagenforschung halte ich für sinnvoll und richtig.
Dass dabei Müll anfällt, den man in irgendeiner Art und Weise »aufräumen« muss, war mir dabei stets klar. Offensichtlich muss man ein Schwabe sein, um sich paranoide Gedanken dazu zu machen, wo der Müll denn eigentlich bleibt – weder die Betreiber des Kernforschungszentrum, die den Müll einfach auf dem Gelände lagerten, noch die Politiker scheinen sich in den vergangenen Jahren darum gekümmert zu haben.
Wieder einmal wurde das Publikum erfolgreich getäuscht. Während man uns vorlügt, das Heil der – deutschen – Menschheit läge darin, für möglichst viel Geld möglichst aufwendige Trassen von der Nordsee nach Süddeutschland zu bauen, um den hochsubventionierten Strom zu uns herunterzuleiten, wird ein Fässchen Atomdreck zum anderen gestellt. Und keiner kümmert sich so richtig darum, was damit passiert – ist ja alles so schön bunt hier ...
Ich kann mich darüber schon gar nicht mehr aufregen. Es ist immer dasselbe Spiel: vorneherum die Nebelkerzen der Politiker, die alles schön vernebeln, hintendran der Schmutz und der Dreck. (Mit dem einen Unterschied: Dieser Dreck wird die nächsten Jahrhunderte und Jahrtausende nicht einfach verschwinden, den kann man zudem nicht einfach in die Müllverbrennungsanlage karren und durch den Schornstein entsorgen.)
Seit ich in Karlsruhe bin, spreche ich nicht vom »Forschungszentrum« oder vom »KIT Campus Nord«, wie es die offizielle Sprachregelung ist. Das Ding im Wald ist ein »Kernforschungszentrum«; hier wurde jahrelang an hochgefährlichen Dingen geforscht. Dagegen habe ich nicht das geringste – solche Grundlagenforschung halte ich für sinnvoll und richtig.
Dass dabei Müll anfällt, den man in irgendeiner Art und Weise »aufräumen« muss, war mir dabei stets klar. Offensichtlich muss man ein Schwabe sein, um sich paranoide Gedanken dazu zu machen, wo der Müll denn eigentlich bleibt – weder die Betreiber des Kernforschungszentrum, die den Müll einfach auf dem Gelände lagerten, noch die Politiker scheinen sich in den vergangenen Jahren darum gekümmert zu haben.
Wieder einmal wurde das Publikum erfolgreich getäuscht. Während man uns vorlügt, das Heil der – deutschen – Menschheit läge darin, für möglichst viel Geld möglichst aufwendige Trassen von der Nordsee nach Süddeutschland zu bauen, um den hochsubventionierten Strom zu uns herunterzuleiten, wird ein Fässchen Atomdreck zum anderen gestellt. Und keiner kümmert sich so richtig darum, was damit passiert – ist ja alles so schön bunt hier ...
Ich kann mich darüber schon gar nicht mehr aufregen. Es ist immer dasselbe Spiel: vorneherum die Nebelkerzen der Politiker, die alles schön vernebeln, hintendran der Schmutz und der Dreck. (Mit dem einen Unterschied: Dieser Dreck wird die nächsten Jahrhunderte und Jahrtausende nicht einfach verschwinden, den kann man zudem nicht einfach in die Müllverbrennungsanlage karren und durch den Schornstein entsorgen.)
18 November 2014
Disco Oslo zum Zweiten
Fragt mich heute jemand, wo der Deutschpunk der frühen 80er-Jahre geblieben ist, eiere ich immer ein wenig herum. Dann sage ich meist, dass die 80er-Jahre schon ganz schön lange vorüber sind. Die Bands von damals mag ich immer noch, aber heute wird Deutschpunk – auch wenn den Begriff so viele hassen – längst von ganz anderen Bands bestimmt.
Ein Beispiel dafür sind Disco/Oslo, von der ich dieser Tage endlich die aktuelle EP gehört habe. Dabei handelt es sich um ein schön gestaltetes Stück Vinyl in ebenso schönen Papp-Umschlag, an dessen Veröffentlichung gleich mehrere kleine Labels beteiligt waren. Und darauf sind vier Stücke, allesamt in deutscher Sprache, alle sehr gut.
Die musikalischen Eckpunkte sind geblieben, die lakonischen Texte ebenfalls, doch jetzt hat die Band einen Schuss Melodie dazu genommen, der die EP gegenüber der Langspielplatte als Fortschritt dastehen lässt. Der Sänger treibt die Stücke voran, die anderen Bandmitglieder bilden immer wieder einen Chor; das Tempo der Stücke ist nicht tierisch hoch, aber schnell genug, dass man dazu theoretisch pogen könnte.
Ich finde die Band super, ich freue mich sehr, dass so etwas aus Oldenburg kommt, und bin gespannt darauf, wie sich das alles weiter entwickeln wird. (Wer mehr über die Band wissen will, schaue auf ihre Internet-Seite. Da gibt es auch Musik zum Anhören.)
Ein Beispiel dafür sind Disco/Oslo, von der ich dieser Tage endlich die aktuelle EP gehört habe. Dabei handelt es sich um ein schön gestaltetes Stück Vinyl in ebenso schönen Papp-Umschlag, an dessen Veröffentlichung gleich mehrere kleine Labels beteiligt waren. Und darauf sind vier Stücke, allesamt in deutscher Sprache, alle sehr gut.
Die musikalischen Eckpunkte sind geblieben, die lakonischen Texte ebenfalls, doch jetzt hat die Band einen Schuss Melodie dazu genommen, der die EP gegenüber der Langspielplatte als Fortschritt dastehen lässt. Der Sänger treibt die Stücke voran, die anderen Bandmitglieder bilden immer wieder einen Chor; das Tempo der Stücke ist nicht tierisch hoch, aber schnell genug, dass man dazu theoretisch pogen könnte.
Ich finde die Band super, ich freue mich sehr, dass so etwas aus Oldenburg kommt, und bin gespannt darauf, wie sich das alles weiter entwickeln wird. (Wer mehr über die Band wissen will, schaue auf ihre Internet-Seite. Da gibt es auch Musik zum Anhören.)
17 November 2014
Der Horror der ewigen Schreie
Menschen, die sich selbst die Schlinge um den Hals legen und erhängen ... Leichen, die danach schreien, obwohl sie schon tot sind ... Was für ein finsteres Szenario! Man kann sich über den Horror, den die alten »John Sinclair«-Geschichten verbreiten, ja immer mal lustig machen; wenn das ganze als Hörspiel serviert wird, kann die Geschichte trotzdem völlig finster und gruselig sein.
Vom Anhören des Hörspiels »Ewige Schreie« – der Folge 84 der Gruselhörspiel-Serie – habe ich keinen Horror fürs Leben bekommen. Keine Sorge, so sensibel bin ich jetzt doch wieder nicht. Aber gepackt hat mich das Hörspiel trotzdem, und das sicher nicht wegen der vergleichsweise schlichten Handlung, sondern wegen der Machart des Hörspiels und der sorgsam aufgebauten Spannung.
Zur Handlung nur so viel: Vor einigen hundert Jahren wurde der Henker und Totengräber eines englischen Dorfes erhängt, nachdem man seine Frau und seine Kinder ermordet aufgefunden hatte. Man beschuldigte ihn, der Mörder zu sein, obwohl er völlig unschuldig war, und er schwor dem Dorf und seinen Bewohnern danach finstere Rache.
Jetzt scheint der Geist des Ermordeten wieder gekommen zu sein. Ein monströses Wesen treibt sein Unwesen und zwingt die Menschen dazu, sich selbst zu töten, um dann als Untote die ewigen Schreie auszustoßen. Als der Scotland-Yard-Inspektor John Sinclair wegen einer Familienfeier eher zufällig in der Gegend unterwegs ist, wird er gegen seinen Willen in diesen unheimlichen Fall hineingezogen.
Klingt schlicht? Ist schlicht. Psychologische Finessen sucht man vergeblich in diesem Stoff. Das macht dann aber gar nichts, weil die Hörspiel-Umsetzung mit ihren Geräuschen, der wuchtigen Musik, der sehr gut eingesetzten Sprecher und der knalligen Schock-Effekte einfach überzeugt.
Zum wiederholten Mal: Respekt an die Macher bei Zaubermond-Audio, die den Original-Stoff so hervorragend in die Neuzeit übersetzt haben!
Vom Anhören des Hörspiels »Ewige Schreie« – der Folge 84 der Gruselhörspiel-Serie – habe ich keinen Horror fürs Leben bekommen. Keine Sorge, so sensibel bin ich jetzt doch wieder nicht. Aber gepackt hat mich das Hörspiel trotzdem, und das sicher nicht wegen der vergleichsweise schlichten Handlung, sondern wegen der Machart des Hörspiels und der sorgsam aufgebauten Spannung.
Zur Handlung nur so viel: Vor einigen hundert Jahren wurde der Henker und Totengräber eines englischen Dorfes erhängt, nachdem man seine Frau und seine Kinder ermordet aufgefunden hatte. Man beschuldigte ihn, der Mörder zu sein, obwohl er völlig unschuldig war, und er schwor dem Dorf und seinen Bewohnern danach finstere Rache.
Jetzt scheint der Geist des Ermordeten wieder gekommen zu sein. Ein monströses Wesen treibt sein Unwesen und zwingt die Menschen dazu, sich selbst zu töten, um dann als Untote die ewigen Schreie auszustoßen. Als der Scotland-Yard-Inspektor John Sinclair wegen einer Familienfeier eher zufällig in der Gegend unterwegs ist, wird er gegen seinen Willen in diesen unheimlichen Fall hineingezogen.
Klingt schlicht? Ist schlicht. Psychologische Finessen sucht man vergeblich in diesem Stoff. Das macht dann aber gar nichts, weil die Hörspiel-Umsetzung mit ihren Geräuschen, der wuchtigen Musik, der sehr gut eingesetzten Sprecher und der knalligen Schock-Effekte einfach überzeugt.
Zum wiederholten Mal: Respekt an die Macher bei Zaubermond-Audio, die den Original-Stoff so hervorragend in die Neuzeit übersetzt haben!
16 November 2014
Von Polizeiknüppeln und Schnöseln
Freitag abend, 14. November: Der Kabarettist Sebastian Pufpaff trat in Karlsruhe auf, im »Tollhaus«, und wir waren dabei. Am Anfang hatte ich nicht so viel erwartet, weil ich den Mann ja vor allem vom Namen her kannte – aber live überzeugte er mich sofort.
Er schaffte es, in seinem gut zwei Stunden umfassenden Programm die Waage zu halten. Sein Programm war mal politisch – wenn er sich lauthals über Ungerechtigkeiten empörte –, dann aber wieder bei irgendwelchen Wortspielereien schlichtweg blöd. Manchmal hampelte er auf der Bühne herum, dann wieder wirkte er seriös und klar; das Programm hatte eine Reihe von Biegungen und Wendungen, was ich sehr beeindruckend fand.
Zu lachen gab es genug, und im Verlauf des Programms steigerte sich Pufpaff. So erfuhr man beispielsweise, wie die Polizei an ihren Knüppeln ausgebildet wurde, lernte eine neue Geste für »eine Idee haben« oder wurde dazu aufgefordert, sich Gedanken darüber zu machen, wie es ist, hundert Jahre alt zu werden. Bei solchen Sequenzen wurde es kurzzeitig still im Saal; da war der Humor dann sehr bitter – aber genau solche Dinge machen für mich ein gutes Kabarett-Programm aus.
Pufpaff, über den es bei Youtube viele Videos zu gucken gibt, überzeugte voll und ganz. Der lange Applaus bestätigte, dass ich nicht der einzige war, der den Abend klasse fand. Gerne mal wieder ...
Er schaffte es, in seinem gut zwei Stunden umfassenden Programm die Waage zu halten. Sein Programm war mal politisch – wenn er sich lauthals über Ungerechtigkeiten empörte –, dann aber wieder bei irgendwelchen Wortspielereien schlichtweg blöd. Manchmal hampelte er auf der Bühne herum, dann wieder wirkte er seriös und klar; das Programm hatte eine Reihe von Biegungen und Wendungen, was ich sehr beeindruckend fand.
Zu lachen gab es genug, und im Verlauf des Programms steigerte sich Pufpaff. So erfuhr man beispielsweise, wie die Polizei an ihren Knüppeln ausgebildet wurde, lernte eine neue Geste für »eine Idee haben« oder wurde dazu aufgefordert, sich Gedanken darüber zu machen, wie es ist, hundert Jahre alt zu werden. Bei solchen Sequenzen wurde es kurzzeitig still im Saal; da war der Humor dann sehr bitter – aber genau solche Dinge machen für mich ein gutes Kabarett-Programm aus.
Pufpaff, über den es bei Youtube viele Videos zu gucken gibt, überzeugte voll und ganz. Der lange Applaus bestätigte, dass ich nicht der einzige war, der den Abend klasse fand. Gerne mal wieder ...
14 November 2014
Klaus-Bashing
Dass deutsche Nazis meist sehr schlicht reimen, dürfte allgemein bekannt sein. Also stellte ich mich darauf ein, mit breitem Grinsen einen Artikel über »Rechtsextremes Liedgut« zu lesen, der auf der Internet-Seite der Bundeszentrale für politische Bildung bereit gestellt wird. Schließlich will ich wissen, welches Liedgut die Kameraden von der anderen Feldpostnummer in diesen Zeiten an die Öffentlichkeit grölen.
Irritierenderweise gibt es – oder gab es – eine Band namens Selbstdarsteller, über die ich nicht sehr viel weiß. Die Band hat ein Lied, das den hübschen Titel »Klaus von der Antifa« trägt. Dabei handelt es sich um ein »Kommischwein«, das bei den Chaostagen dabei ist und irgendwie aus dem Wald zu kommen scheint.
»... ich werfe gerne Steine auch auf unschuldige Passanten«, wird hier rumpelgereimt, »und brauch ich Geld für Drogen, beklau ich meine Verwandten«; und so werden haufenweise Vorurteile gegen Punks und sogenannte Linke in einen Sack geworfen. Wie man das halt kennt.
Ich bin jetzt nicht so vermessen und glaube, dass mich irgendein Nazi-Rocker heutzutage mit der Antifa oder irgendwelchen Chaostage-Aktivitäten in eine Schublade steckt. Trotzdem guckt man da schon mal irritiert, wenn man so einen Liedtext liest ...
Irritierenderweise gibt es – oder gab es – eine Band namens Selbstdarsteller, über die ich nicht sehr viel weiß. Die Band hat ein Lied, das den hübschen Titel »Klaus von der Antifa« trägt. Dabei handelt es sich um ein »Kommischwein«, das bei den Chaostagen dabei ist und irgendwie aus dem Wald zu kommen scheint.
»... ich werfe gerne Steine auch auf unschuldige Passanten«, wird hier rumpelgereimt, »und brauch ich Geld für Drogen, beklau ich meine Verwandten«; und so werden haufenweise Vorurteile gegen Punks und sogenannte Linke in einen Sack geworfen. Wie man das halt kennt.
Ich bin jetzt nicht so vermessen und glaube, dass mich irgendein Nazi-Rocker heutzutage mit der Antifa oder irgendwelchen Chaostage-Aktivitäten in eine Schublade steckt. Trotzdem guckt man da schon mal irritiert, wenn man so einen Liedtext liest ...
13 November 2014
Ein bisschen Fröhlichkeit
Der Januar 1984 war ein ereignisreicher Tag: Ich schrieb in diesen Tagen mein Abitur, musste also vormittags zur Schule. Nachmittags arbeitete ich meist im Supermarkt, abends ging ich für die örtliche »Südwest-Presse« auf Veranstaltungen, und die Berichte dazu schrieb ich oftmals nachts in der Redaktion.
Oft ging ich ins Jugendzentrum »Murgtäler Hof«, zu dessen Berichterstatter ich im Verlauf der Monate zuvor geworden war. Ich schrieb über Jazz-Konzerte und politische Diskussionen, über Jugendgruppen und Jugendszenen – und so kam ich im Januar 1984 auch auf ein Konzert von Monika Pampuch.
Sie war als Liedermacherin unterwegs; nie zuvor oder danach hatte ich von ihr gehört. Ich litt einigermaßen unter ihrem Konzert und konnte wenig damit anfangen. Hinterher schrieb ich einen Artikel darüber, den ich unter den Titel »Ein bisschen Fröhlichkeit« stellte.
Ich bemühte mich nicht, die Liedermacherin bewusst in die Pfanne zu hauen. Aber es wurde sehr schnell ein Verriss der besonderen Art: ein wenig gemein, ein wenig süffisant, mit einer Reihe vergifteter Komplimente. Schön fand ich ihn trotzdem, und ich wurde danach von mehreren Leuten darauf angesprochen.
(Der Artikel steht im Kommentar zu desem Text; die Zeilen sind eins zu eins übernommen; es wurde nichts nachträglich redigiert oder geändert. Geändert wurde allerdings die Rechtschreibung – hier passte ich an die heutige Zeit an.)
Oft ging ich ins Jugendzentrum »Murgtäler Hof«, zu dessen Berichterstatter ich im Verlauf der Monate zuvor geworden war. Ich schrieb über Jazz-Konzerte und politische Diskussionen, über Jugendgruppen und Jugendszenen – und so kam ich im Januar 1984 auch auf ein Konzert von Monika Pampuch.
Sie war als Liedermacherin unterwegs; nie zuvor oder danach hatte ich von ihr gehört. Ich litt einigermaßen unter ihrem Konzert und konnte wenig damit anfangen. Hinterher schrieb ich einen Artikel darüber, den ich unter den Titel »Ein bisschen Fröhlichkeit« stellte.
Ich bemühte mich nicht, die Liedermacherin bewusst in die Pfanne zu hauen. Aber es wurde sehr schnell ein Verriss der besonderen Art: ein wenig gemein, ein wenig süffisant, mit einer Reihe vergifteter Komplimente. Schön fand ich ihn trotzdem, und ich wurde danach von mehreren Leuten darauf angesprochen.
(Der Artikel steht im Kommentar zu desem Text; die Zeilen sind eins zu eins übernommen; es wurde nichts nachträglich redigiert oder geändert. Geändert wurde allerdings die Rechtschreibung – hier passte ich an die heutige Zeit an.)
12 November 2014
Fremdwörter im Lexikon
Einer der vielen Leitsprüche, mit denen mein Leben gepflastert zu sein scheint, ist dieser: »Man muss sich von lieb gewonnenen Gewohnheiten trennen.« Gern wird er kombiniert mit: »Du häufst zu viele Dinge an.« Also fing ich damit an ein wenig Ballast aus meinen Büchrregalen und aus meinem Leben zu kippen, und stellte erstaunt fest, wie viele Bücher ich besaß, von deren Existenz ich nichts gewusst hatte ...
Dieser Tage hielt ich einen Hardcover-Band in den Händen, der einen roten Einband trug und schon sehr abgegriffen wirkte. Es war »Das neue Fremdwörter-Lexikon«; im Impressum stand leider kein Hinweis darauf, aus welchem Jahr es stammte. Ich erinnerte mich düster daran, dass meine Eltern es mir schenkten, als ich zwölf Jahre alt war – plusminus eins – und dass es deshalb bald vierzig Jahre auf dem Buckel haben musste.
Noch einmal blätterte ich das dickleibige Buch durch. Es roch nach altem Papier, es war ein wenig angebgilbt, und ich hatte meinen Namen in einer krakeligen Handschrift auf die Seite drei gepinselt. Wieder hatte ich das Gefühl, das ich als Junge gehabt hatte: Ich schaute mir einzelne Seiten an, ich stolperte über Begriffe, die ich nicht kannte, und las die kurze Erläuterung dazu durch. Das hatte mich damals unglaublich fasziniert.
Heutzutage brauche ich so ein Buch nicht mehr; ich habe es seit dem letzten Umzug nicht mehr angefasst. Es ist nicht unnötig geworden, weil ich alles wüsste, sondern deshalb, weil die Lexika, die online angeboten werden, viel umfassender sind. Will ich die Bedeutung eines Wortes wissen, schaue ich bei der »Wikipedia« nach, google ein wenig herum und habe innerhalb kürzester Zeit eine Antwort.
Nur aus rein romantischen Gründen, aus Gründen der Erinnerung oder dergleichen wollte ich das Buch allerdings nicht aufbewahren. Es wanderte in die Papiertonne – womit ich erfolgreich wieder einen Teil meiner Jugend-Erinnerungen entsorgt hatte ...
Dieser Tage hielt ich einen Hardcover-Band in den Händen, der einen roten Einband trug und schon sehr abgegriffen wirkte. Es war »Das neue Fremdwörter-Lexikon«; im Impressum stand leider kein Hinweis darauf, aus welchem Jahr es stammte. Ich erinnerte mich düster daran, dass meine Eltern es mir schenkten, als ich zwölf Jahre alt war – plusminus eins – und dass es deshalb bald vierzig Jahre auf dem Buckel haben musste.
Noch einmal blätterte ich das dickleibige Buch durch. Es roch nach altem Papier, es war ein wenig angebgilbt, und ich hatte meinen Namen in einer krakeligen Handschrift auf die Seite drei gepinselt. Wieder hatte ich das Gefühl, das ich als Junge gehabt hatte: Ich schaute mir einzelne Seiten an, ich stolperte über Begriffe, die ich nicht kannte, und las die kurze Erläuterung dazu durch. Das hatte mich damals unglaublich fasziniert.
Heutzutage brauche ich so ein Buch nicht mehr; ich habe es seit dem letzten Umzug nicht mehr angefasst. Es ist nicht unnötig geworden, weil ich alles wüsste, sondern deshalb, weil die Lexika, die online angeboten werden, viel umfassender sind. Will ich die Bedeutung eines Wortes wissen, schaue ich bei der »Wikipedia« nach, google ein wenig herum und habe innerhalb kürzester Zeit eine Antwort.
Nur aus rein romantischen Gründen, aus Gründen der Erinnerung oder dergleichen wollte ich das Buch allerdings nicht aufbewahren. Es wanderte in die Papiertonne – womit ich erfolgreich wieder einen Teil meiner Jugend-Erinnerungen entsorgt hatte ...
11 November 2014
Leib und Seele und die Literatur
Wie lange ich schon die Literaturzeitschrift »Am Erker« kenne, weiß ich nicht mehr genau. Irgendwann zu Beginn der 80er-Jahre hatte ich sie schon einmal abonniert, dann verlor ich sie aus den Augen; seit mehreren Jahren habe ich sie wieder im Abonnement. Mittlerweile erscheint das Magazin im »buchigen« Paperback-Format und wird von einem Verein namens »Fiktiver Alltag« herausgegeben; immerhin stammt sie immer noch aus Münster.
Die aktuelle Ausgabe 67 ist schon wieder einige Monate als, sie stand unter dem Titel »Leib und Seele«. Erstaunlich oft wird dabei das Thema der Nachkriegszeit variiert, als hierzulande zum letzten Mal eine Hungersnot herrschte; andere Kurzgeschichten und Gedichte streifen das Thema nur am Rande oder ignorieren es.
Das macht nichts: Auf den 136 Seitenvon »Am Erker« geht es nicht nur um das zentrale Thema; es gibt ganz normale Texte, und es gibt Artikel sowie Buchbesprechungen. Das alles wird sparsam illustriert, das Layout ist ebenfalls sparsam, weil eher »buchig« zu betrachten.
Die Mixtur ist interessant, nicht alles gefällt mir – und das gilt ebenso für die sekundären Texte: Manchmal driften die Rezensenten in intellektuelle Bereiche ab, die sich mir nicht erschließen, dann aber wieder gibt es handfeste Besprechungen zu Themen, die ich interessant finde und auf die ich ohne eine solche Zeitschrift nicht gekommen wäre.
Wie immer habe ich mich durch »Am Erker« gut unterhalten gefühlt, wenngleich ich nicht alles gelesen habe. Bei manchen Texten genügen mir die ersten paar Sätze, um zu erkennen, dass sie nichts für mich sind. Aber eine solche Zeitschrift ist stets wie eine Wundertüte.
Ich kann sie jederzeit und immerzu empfehlen. Die aktuelle Ausgabe gibt's für neun Euro; idealerweise bezieht man sie direkt bei dem Redaktionsverein. Der eine oder andere Literaturladen könnte sie auch führen – die Qualität einer Buchhandlung erkennt man eh daran, dass sie sogar Literaturzeitschriften im Programm hat.
Die aktuelle Ausgabe 67 ist schon wieder einige Monate als, sie stand unter dem Titel »Leib und Seele«. Erstaunlich oft wird dabei das Thema der Nachkriegszeit variiert, als hierzulande zum letzten Mal eine Hungersnot herrschte; andere Kurzgeschichten und Gedichte streifen das Thema nur am Rande oder ignorieren es.
Das macht nichts: Auf den 136 Seitenvon »Am Erker« geht es nicht nur um das zentrale Thema; es gibt ganz normale Texte, und es gibt Artikel sowie Buchbesprechungen. Das alles wird sparsam illustriert, das Layout ist ebenfalls sparsam, weil eher »buchig« zu betrachten.
Die Mixtur ist interessant, nicht alles gefällt mir – und das gilt ebenso für die sekundären Texte: Manchmal driften die Rezensenten in intellektuelle Bereiche ab, die sich mir nicht erschließen, dann aber wieder gibt es handfeste Besprechungen zu Themen, die ich interessant finde und auf die ich ohne eine solche Zeitschrift nicht gekommen wäre.
Wie immer habe ich mich durch »Am Erker« gut unterhalten gefühlt, wenngleich ich nicht alles gelesen habe. Bei manchen Texten genügen mir die ersten paar Sätze, um zu erkennen, dass sie nichts für mich sind. Aber eine solche Zeitschrift ist stets wie eine Wundertüte.
Ich kann sie jederzeit und immerzu empfehlen. Die aktuelle Ausgabe gibt's für neun Euro; idealerweise bezieht man sie direkt bei dem Redaktionsverein. Der eine oder andere Literaturladen könnte sie auch führen – die Qualität einer Buchhandlung erkennt man eh daran, dass sie sogar Literaturzeitschriften im Programm hat.
10 November 2014
Keegan zelebrieren melodische Rockmusik
Die Band Keegan aus Köln macht einen richtig multinationalen Eindruck: Der Schlagzeuger kommt aus Österreich, der Basser aus Holland, der Gitarrist ist Ire, und der Sänger ist Brite – das finde ich schon mal witzig. Die Musik der Band ist zudem international in dem Sinne, dass die vier Musiker eben »klassische Rockmusik« machen, die keinerlei nationalen Grenzen folgt.
Ich habe die aktuelle Platte »Underdogs Are Go« angehört; mehrfach hintereinander übrigens. Es ist die dritte Platte der Band bereits, und man merkt ihr an, dass die Musiker wissen, was sie tun – und das seit Jahren.
Die Texte sind englischsprachig, die Instrumentierung könnte aus den 60er-Jahren stammen, und viele Melodien hätten gut in die 70er- und 80er-Jahre gepasst. Mancher Leser meines Blogs knirscht jetzt vielleicht mit den Zähnen, aber: Manchmal klingt die Band nach dem Bubblegum-Pop, der in der Mitte der 70er-Jahre viele junge Leute begeisterte, manchmal aber klingt sie, als wollte man Toto, Billy Joel und Peter Frampton aus der Gruft holen.
Meist wird der Sänger nach vorne gemischt, die anderen Musiker bilden einen Hintergrund-Chor; die Melodien sind schmissig und gefällig. Die Produktion kommt mir recht aufwendig vor, das ist gut gemacht und sollte auch breite Massen ansprechen. Recht schnell gehen die Melodien in die Ohren, wenngleich ich den Über-Hit für mich nicht rausgehört habe.
Ich gestehe: Mir ist Keegan dann zu oft zu gut produziert, zu glatt. Für mich fehlt das Rotzige und Dreckige, das Punkrock oder Rockmusik im Allgemeinen auszeichnet. Die Band kann man supergut anhören; begeistert hat sie mich nicht. Wer aber melodische Rockmusik mag, die einen starken Pop-Einschlag hat, für den ist diese Band bestens geeignet.
Ich habe die aktuelle Platte »Underdogs Are Go« angehört; mehrfach hintereinander übrigens. Es ist die dritte Platte der Band bereits, und man merkt ihr an, dass die Musiker wissen, was sie tun – und das seit Jahren.
Die Texte sind englischsprachig, die Instrumentierung könnte aus den 60er-Jahren stammen, und viele Melodien hätten gut in die 70er- und 80er-Jahre gepasst. Mancher Leser meines Blogs knirscht jetzt vielleicht mit den Zähnen, aber: Manchmal klingt die Band nach dem Bubblegum-Pop, der in der Mitte der 70er-Jahre viele junge Leute begeisterte, manchmal aber klingt sie, als wollte man Toto, Billy Joel und Peter Frampton aus der Gruft holen.
Meist wird der Sänger nach vorne gemischt, die anderen Musiker bilden einen Hintergrund-Chor; die Melodien sind schmissig und gefällig. Die Produktion kommt mir recht aufwendig vor, das ist gut gemacht und sollte auch breite Massen ansprechen. Recht schnell gehen die Melodien in die Ohren, wenngleich ich den Über-Hit für mich nicht rausgehört habe.
Ich gestehe: Mir ist Keegan dann zu oft zu gut produziert, zu glatt. Für mich fehlt das Rotzige und Dreckige, das Punkrock oder Rockmusik im Allgemeinen auszeichnet. Die Band kann man supergut anhören; begeistert hat sie mich nicht. Wer aber melodische Rockmusik mag, die einen starken Pop-Einschlag hat, für den ist diese Band bestens geeignet.
09 November 2014
Im Pub zu Karlsruhe
Als ich vor gut zwanzig Jahren nach Karlsruhe zog, erfuhr ich recht früh, dass es das »Café Wien« gibt. Nicht nur einmal fuhr ich mit dem Rad an der Kneipe vorbei und bekam mit, dass eine Veranstaltung drin stattfand – in all den Jahren war ich allerdings auch nie drin. Kein Wunder: Das Café galt als Studentenkneipe, und ein Student war ich schließlich nie.
Mittlerweile ist in den Räumlichkeiten das »Oxford Pub« drin, und dieser Tage verschlug es mich in Gesellschaft einiger Freunde und mit einer ordentlichen Menge Alkohol im Kopf in diese Kneipe. Es war laut, es waren haufenweise Leute anwesend, die Bedienungen waren ordentlich im Stress, und wir kippten uns alle fleißig Alkohol in den Kopf.
Es wurde ein gelungener Abend, und ich stellte ganz nebenbei fest, dass ich den Seniorenpreis in der Kneipe kassieren würde, wenn es einen an diesem Abend gäbe: Nicht unbedingt studentisch wirkte das Publikum, aber es sah deutlich jünger aus als ich.
Unsympathisch fand ich das nicht. Wer Lust auf einen lauten bierseligen Abend hat, ist im »Oxford Pub« sicher nicht schlecht verortet. Es gibt verschiedene Biere, dazu kommt eine reichhaltige Auswahl an Schnäpsen, Whiskys, Gin und Wodka – den geschmacklichen Erkundungen bei einem ordentlichen Alkohol-Abend steht also nichts im Wege.
Ich bezweifle trotzdem, dass es mich so schnell wieder ins »Oxford Pub« verschlagen wird. Letztlich muss ich auf den Preis für einen ordentlichen Abend schließlich noch die Kosten für ein Taxi schlagen – allein hätte ich es sicher nicht so einfach und komfortabel nach Hause geschafft.
Mittlerweile ist in den Räumlichkeiten das »Oxford Pub« drin, und dieser Tage verschlug es mich in Gesellschaft einiger Freunde und mit einer ordentlichen Menge Alkohol im Kopf in diese Kneipe. Es war laut, es waren haufenweise Leute anwesend, die Bedienungen waren ordentlich im Stress, und wir kippten uns alle fleißig Alkohol in den Kopf.
Es wurde ein gelungener Abend, und ich stellte ganz nebenbei fest, dass ich den Seniorenpreis in der Kneipe kassieren würde, wenn es einen an diesem Abend gäbe: Nicht unbedingt studentisch wirkte das Publikum, aber es sah deutlich jünger aus als ich.
Unsympathisch fand ich das nicht. Wer Lust auf einen lauten bierseligen Abend hat, ist im »Oxford Pub« sicher nicht schlecht verortet. Es gibt verschiedene Biere, dazu kommt eine reichhaltige Auswahl an Schnäpsen, Whiskys, Gin und Wodka – den geschmacklichen Erkundungen bei einem ordentlichen Alkohol-Abend steht also nichts im Wege.
Ich bezweifle trotzdem, dass es mich so schnell wieder ins »Oxford Pub« verschlagen wird. Letztlich muss ich auf den Preis für einen ordentlichen Abend schließlich noch die Kosten für ein Taxi schlagen – allein hätte ich es sicher nicht so einfach und komfortabel nach Hause geschafft.
08 November 2014
Eier aus Stahl
Wenn man über einen Mann sagt, dass er sich hinter sein Thema stellt und engagiert für seine Inhalte streitet, sagt man oftmals »der hat aber Eier«. Wenn einer wankelmütig ist und nichts auf die Reihe bekommt, sagt man auch gern über ihn, er habe »keine Eier«. Das mag sexistisch sein, aber die Ausdrücke gibt es nun einmal.
Wenn es gerade einen Mann mit Eiern aus Stahl ist, kann das nur Claus Weselsky sein. Man kann zu den aktuellen Streiks der Lokführer stehen, wie man will – der Mann hat eiserne Nerven, hält alle möglichen Anfeindungen aus, und allein dafür gebührt ihm Respekt.
Kein Schmarrn: Ob der Streik berechtigt oder nicht, hat damit nichts zu tun. Es geht um sein Durchhaltevermögen, auf seine Teflonpfannen-Attitüde; das muss man erst einmal hinkriegen, und das finde ich komplett respektabel. Da ziehe ich echt den Hut!
Wenn es gerade einen Mann mit Eiern aus Stahl ist, kann das nur Claus Weselsky sein. Man kann zu den aktuellen Streiks der Lokführer stehen, wie man will – der Mann hat eiserne Nerven, hält alle möglichen Anfeindungen aus, und allein dafür gebührt ihm Respekt.
Kein Schmarrn: Ob der Streik berechtigt oder nicht, hat damit nichts zu tun. Es geht um sein Durchhaltevermögen, auf seine Teflonpfannen-Attitüde; das muss man erst einmal hinkriegen, und das finde ich komplett respektabel. Da ziehe ich echt den Hut!
07 November 2014
Adolescents können's immer noch
Eigentlich ist stets ein gesundes Misstrauen angebracht, wenn eine der »klassischen« Bands der frühen Punkrock-Tage wieder auftaucht. Zu oft erlebte ich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mein blaues Wunder, wenn alternde Rocker auf der Bühne standen und einen fürchterlich langweilten.
Glücklicherweise zählten die Adolescents nie dazu. Das war eine der ganz alten kalifornischen Bands, die ihre ersten Aufnahmen in den Jahren 1980 bis 1983 auf Platten presste; eigentlich begründeten sie diesen typischen Kalifornien-Sound, mit dem ab den 90er-Jahren richtig Geld zu verdienen war.
Aber das ist heute egal. Wenn ich die Adolescents in den vergangenen Jahren gesehen habe, waren das stets überzeugende Live-Konzerte: schweißtreibend und amüsant zugleich. Und ihre Platte »Presumed Insolent«, die 2013 aufgenommen worden ist, schlägt genau in die Kerbe: Die Band macht einfach das, was sie schon anfangs der 80er-Jahre machte.
Auf der Platte gibt's treibenden Hardcore-Punk der alten Schule mit viel Melodie und Schmackes, ohne jegliches Metal-Gewichsel oder irgendwelches Emo-Gewimmer. Es sind nicht die Hits der frühen 80er-Jahre, die einfach durch die Jahrzehnte hindurch reifen konnten, aber es sind richtig gute Punkrock-Stücke, die mir richtig gut gefallen. Sehr gelungen, echt empfehlenswert!
Glücklicherweise zählten die Adolescents nie dazu. Das war eine der ganz alten kalifornischen Bands, die ihre ersten Aufnahmen in den Jahren 1980 bis 1983 auf Platten presste; eigentlich begründeten sie diesen typischen Kalifornien-Sound, mit dem ab den 90er-Jahren richtig Geld zu verdienen war.
Aber das ist heute egal. Wenn ich die Adolescents in den vergangenen Jahren gesehen habe, waren das stets überzeugende Live-Konzerte: schweißtreibend und amüsant zugleich. Und ihre Platte »Presumed Insolent«, die 2013 aufgenommen worden ist, schlägt genau in die Kerbe: Die Band macht einfach das, was sie schon anfangs der 80er-Jahre machte.
Auf der Platte gibt's treibenden Hardcore-Punk der alten Schule mit viel Melodie und Schmackes, ohne jegliches Metal-Gewichsel oder irgendwelches Emo-Gewimmer. Es sind nicht die Hits der frühen 80er-Jahre, die einfach durch die Jahrzehnte hindurch reifen konnten, aber es sind richtig gute Punkrock-Stücke, die mir richtig gut gefallen. Sehr gelungen, echt empfehlenswert!
06 November 2014
1989 wird wach
In diesen Tagen wird landauf, landab an den November 1989 erinnert. Ein Grund für mich, auch an diese Tage zurückzudenken, an die Ereignisse, die ich ab dem Sommer 1989 mit wachsendem Interesse beobachtete.
Ich hatte keinen Fernseher, ich las nur den »Spiegel« und meine Tageszeitung, und doch hatte ich das Gefühl, richtig »live« dabei zu sein. Wenn es ging, schaute ich bei Freunden und Bekannten die Nachrichten, weil ich die Bilder so aufregend fand: die Demonstrationen, die Botschaftsflüchtlinge in Prag und all die anderen Ereignisse in diesem Sommer und Herbst 1989.
Als die Mauer an diesem 9. November praktisch geöffnet wurde, bekam ich das recht schnell in Form von zwei Ereignissen mit: Sogar unsere Kleinstadt wurde von einer Welle von DDR-Bürgern überrollt. Über Nacht kamen über 200 Menschen an, die in einer Turnhalle untergebracht werden mussten. Ich schrieb dazu eine Reportage, weil mich das Thema so packte.
An diesem Wochenende hatten wir ein Punkrock-Konzert in unserem Jugendzentrum. Wenn ich mich recht erinnere, spielten Wizo aus Sindelfingen und Memento Mori aus Ludwigshafen. DDR-Bürger kamen, hielten ihre Ausweise hoch und baten darum, das Konzert anschauen zu dürfen. Wir ließen sie kostenlos rein, das war selbstverständlich.
Im Dezember kletterte ich dann über die Berliner Mauer, zerriss mir die Hose dabei, blieb auf der Mauer vor dem Brandenburger Tor stehen und genoss das Panorama. In meinem Reisepass hatte ich so einen Einreisestempel für die DDR mehr als einen Stempel für die Ausreise ... aber das ist eine andere Geschichte.
Ob das jetzt alles gut und richtig war, was 1989 und 1990 ablief, ist eine andere Frage. Mich bewegten die Ereignisse sehr, und ich schaue mit großem Interesse in diesen Tagen im Fernsehen – ich hab mittlerweile einen – die Dokumentationen an.
Ich hatte keinen Fernseher, ich las nur den »Spiegel« und meine Tageszeitung, und doch hatte ich das Gefühl, richtig »live« dabei zu sein. Wenn es ging, schaute ich bei Freunden und Bekannten die Nachrichten, weil ich die Bilder so aufregend fand: die Demonstrationen, die Botschaftsflüchtlinge in Prag und all die anderen Ereignisse in diesem Sommer und Herbst 1989.
Als die Mauer an diesem 9. November praktisch geöffnet wurde, bekam ich das recht schnell in Form von zwei Ereignissen mit: Sogar unsere Kleinstadt wurde von einer Welle von DDR-Bürgern überrollt. Über Nacht kamen über 200 Menschen an, die in einer Turnhalle untergebracht werden mussten. Ich schrieb dazu eine Reportage, weil mich das Thema so packte.
An diesem Wochenende hatten wir ein Punkrock-Konzert in unserem Jugendzentrum. Wenn ich mich recht erinnere, spielten Wizo aus Sindelfingen und Memento Mori aus Ludwigshafen. DDR-Bürger kamen, hielten ihre Ausweise hoch und baten darum, das Konzert anschauen zu dürfen. Wir ließen sie kostenlos rein, das war selbstverständlich.
Im Dezember kletterte ich dann über die Berliner Mauer, zerriss mir die Hose dabei, blieb auf der Mauer vor dem Brandenburger Tor stehen und genoss das Panorama. In meinem Reisepass hatte ich so einen Einreisestempel für die DDR mehr als einen Stempel für die Ausreise ... aber das ist eine andere Geschichte.
Ob das jetzt alles gut und richtig war, was 1989 und 1990 ablief, ist eine andere Frage. Mich bewegten die Ereignisse sehr, und ich schaue mit großem Interesse in diesen Tagen im Fernsehen – ich hab mittlerweile einen – die Dokumentationen an.
05 November 2014
Wie ein Drill-Sergeant
Pfiffe gellten durch die Schwimmhalle. »Schneller!«, schrie die Frau am Beckenrand und beugte sich zu den Jugendlichen hinunter, die vor ihr ihre Bahnen zogen. »Ihr müsst euch mehr anstrengen.«
Sie kam mir vor wie ein Drill-Sergeant aus einem amerikanischen Spielfilm; der Ton der Frau war militärisch und streng, sie pfiff und schrie. Die Jugendlichen im Wasser folgten ihren Anweisungen, sie schwammen und schienen dabei um jeden Meter zu kämpfen.
Für mich wäre das nichts gewesen. Nicht nur wegen des Tons, sondern auch wegen der Tatsache, dass ich ein richtig schlechter Schwimmer war und bin. Bis vor einem Dutzend Jahren hätte ich mich als »Fast-Nichtschwimmer« bezeichnet, weil ich nie richtig gelernt hatte, mich im Wasser zu bewegen; mittlerweile schaffe ich immerhin einige Bahnen, ohne kläglich abzusaufen.
Die stramme Trainerin allerdings, die die jungen Leute zu mehr Leistung anspornte, war mir unheimlich. Darauf hätte ich als Jugendlicher keine Lust gehabt, als Erwachsener erst recht nicht. Mit wachsender Verachtung nahm ich die Szene wahr, während ich mit quälender Langsamkeit meine Bahnen zog.
Bis mir irgendwann eines klar wurde: Hätte mich in meiner Jugend auch so eine stramme Trainerin unter ihre Fittiche genommen, wäre aus mir vielleicht ein passabler Schwimmer geworden, kein lahmer Durchdaswasserpaddler. Aber jetzt war's einfach zu spät ...
Sie kam mir vor wie ein Drill-Sergeant aus einem amerikanischen Spielfilm; der Ton der Frau war militärisch und streng, sie pfiff und schrie. Die Jugendlichen im Wasser folgten ihren Anweisungen, sie schwammen und schienen dabei um jeden Meter zu kämpfen.
Für mich wäre das nichts gewesen. Nicht nur wegen des Tons, sondern auch wegen der Tatsache, dass ich ein richtig schlechter Schwimmer war und bin. Bis vor einem Dutzend Jahren hätte ich mich als »Fast-Nichtschwimmer« bezeichnet, weil ich nie richtig gelernt hatte, mich im Wasser zu bewegen; mittlerweile schaffe ich immerhin einige Bahnen, ohne kläglich abzusaufen.
Die stramme Trainerin allerdings, die die jungen Leute zu mehr Leistung anspornte, war mir unheimlich. Darauf hätte ich als Jugendlicher keine Lust gehabt, als Erwachsener erst recht nicht. Mit wachsender Verachtung nahm ich die Szene wahr, während ich mit quälender Langsamkeit meine Bahnen zog.
Bis mir irgendwann eines klar wurde: Hätte mich in meiner Jugend auch so eine stramme Trainerin unter ihre Fittiche genommen, wäre aus mir vielleicht ein passabler Schwimmer geworden, kein lahmer Durchdaswasserpaddler. Aber jetzt war's einfach zu spät ...
04 November 2014
Die Federwelt als Sommerheft
Während in mitteleuropäischen Breitengraden der fiese Regenherbst hereingebrochen ist, zeigt die Zeitschrift »Federwelt« auf dem Titelbild ihrer Ausgabe 107 immer noch eine sommerliche Impression: diverse Sonnenschirme, ein Badesee und diverse Menschen in sehr leichter Bekleidung. Manchmal ist es schon blöd, dass ich Zeitschriften nicht gleich lese, sondern erst peu à peu dazu komme – da krieg' ich dann schon vom Angucken des Titelbildes ein schlechtes Gefühl.
Glücklicherweise ist der von Anke Gasch zusammengestellte Inhalt von positiver Natur. Wie immer gibt die »Zeitschrift für Autorinnen und Autoren« allerlei wichtige Hinweise für das tägliche Schreiben von Texten sowie die eigene Vermarktung. Wobei ich Text über »Schreibspaziergänge«, die sich auf den Satz »Autoren, geht auch mal vor die Tür!« reduzieren ließen, vernachlässigbar finde.
Spannender sind eher Texte, in denen eine Autorin beispielsweise über die richtige Erzählperspektive schreibt: »Ich oder Sie? Er oder Ich?« Ebenso sinnvoll finde ich Artikel, in denen Tipps fürs Selbstlektorieren gegeben werden, oder die »Textküche«, in er diesmal gezeigt wird, wie man »richtig« mit Adjektiven und Adverbien »würzt«.
Schade finde ich, dass offenbar die Texte von Autorinnen und Autoren fehlen. Früher enthielt die Zeitschrift gelegentlich kurze Geschichten und Gedichte – das gefiel mir nie komplett, war aber stets interessant. Aber die neue Richtung der »Federwelt« gefällt mir trotzdem, und ich kann das 68 Seiten umfassende und reichhaltig illustrierte Heft jedem empfehlen.
(Mittlerweile ist die Nummer 108 auch schon erschienen; die Lektüre habe ich allerdings bisher nicht begonnen. So lange sollte sich jeder Mensch, der gerne schreibt, zumindest mal Gedanken über ein »Federwelt«-Abonnement machen. Weitere Informationen dazu gibt's auf der Internet-Seite.)
Glücklicherweise ist der von Anke Gasch zusammengestellte Inhalt von positiver Natur. Wie immer gibt die »Zeitschrift für Autorinnen und Autoren« allerlei wichtige Hinweise für das tägliche Schreiben von Texten sowie die eigene Vermarktung. Wobei ich Text über »Schreibspaziergänge«, die sich auf den Satz »Autoren, geht auch mal vor die Tür!« reduzieren ließen, vernachlässigbar finde.
Spannender sind eher Texte, in denen eine Autorin beispielsweise über die richtige Erzählperspektive schreibt: »Ich oder Sie? Er oder Ich?« Ebenso sinnvoll finde ich Artikel, in denen Tipps fürs Selbstlektorieren gegeben werden, oder die »Textküche«, in er diesmal gezeigt wird, wie man »richtig« mit Adjektiven und Adverbien »würzt«.
Schade finde ich, dass offenbar die Texte von Autorinnen und Autoren fehlen. Früher enthielt die Zeitschrift gelegentlich kurze Geschichten und Gedichte – das gefiel mir nie komplett, war aber stets interessant. Aber die neue Richtung der »Federwelt« gefällt mir trotzdem, und ich kann das 68 Seiten umfassende und reichhaltig illustrierte Heft jedem empfehlen.
(Mittlerweile ist die Nummer 108 auch schon erschienen; die Lektüre habe ich allerdings bisher nicht begonnen. So lange sollte sich jeder Mensch, der gerne schreibt, zumindest mal Gedanken über ein »Federwelt«-Abonnement machen. Weitere Informationen dazu gibt's auf der Internet-Seite.)
03 November 2014
Spencer aus der Schweiz
Dass die Schweiz eine lebendig-lebhafte Musik-Szene hat, weiß unsereins im »Großen Kanton« eh viel zu selten. Und dann kann ich eine Band mit einem für mich ungewöhnlichen Sound wie Spencer »entdecken«, weil ich ihre aktuelle Platte erhalten habe. Die dreiköpfige Band stammt aus Zürich und macht etwas, das man vielleicht als Mischung aus Britpop der 90er-Jahre und den Wave-Sound der 80er-Jahre bezeichnen könnte.
Die Musik ist rockig, ganz klar, sie bleibt in einer mittleren Geschwindigkeit und bringt einen als Hörer ohne Stress durch die gefällig instrumentierten Stücke. Was sich hier so negativ anhört, ist gar nicht so gemeint: Die Musiker wissen, was sie tun, sie können mit ihren Instrumenten umgehen und schaffen es, richtig gute Melodien zu schreiben, die sie sehr gut präsentieren. Dass das wenig von der Rasanz einer Hardcore-Band hat, liegt auf der Hand.
Bei den englischsprachigen Texten bleibt die Band auf der sicheren Seite: keine politischen Parolen, was nicht überrascht, aber auch keine sülzig-süßlichen Texte, eher nachdenkliche Aussagen und an die Wave der 80er-Jahre erinnernde Zeilen. Wer von den »Shadows Through The Curtains« singt, hat in seiner Jugend sicher viel The Cure und Nick Cave gehört.
Die Band ist trotz aller Vergleiche eigenständig genug, die Platte bietet einiges an Hitqualität. Warum läuft eigentlich so was nicht im Radio?
Die Musik ist rockig, ganz klar, sie bleibt in einer mittleren Geschwindigkeit und bringt einen als Hörer ohne Stress durch die gefällig instrumentierten Stücke. Was sich hier so negativ anhört, ist gar nicht so gemeint: Die Musiker wissen, was sie tun, sie können mit ihren Instrumenten umgehen und schaffen es, richtig gute Melodien zu schreiben, die sie sehr gut präsentieren. Dass das wenig von der Rasanz einer Hardcore-Band hat, liegt auf der Hand.
Bei den englischsprachigen Texten bleibt die Band auf der sicheren Seite: keine politischen Parolen, was nicht überrascht, aber auch keine sülzig-süßlichen Texte, eher nachdenkliche Aussagen und an die Wave der 80er-Jahre erinnernde Zeilen. Wer von den »Shadows Through The Curtains« singt, hat in seiner Jugend sicher viel The Cure und Nick Cave gehört.
Die Band ist trotz aller Vergleiche eigenständig genug, die Platte bietet einiges an Hitqualität. Warum läuft eigentlich so was nicht im Radio?
Bunt gemischte Radiosendung
Wieder einmal musste ich meine Radiosendung für den örtlichen Sender Querfunk mit heißer Nadel stricken. Ich hatte für den Sonntag, 2. November, ein vergleichsweise schlichtes Thema geplant: Punk/HC aus deutschen Landen, sehr bunt gemischt – so sollte es sein, und so wurde es auch. Aber dass ich die Sendung sehr kurzfristig zusammenstellte, bereitete mir in der Vorbereitung einigen Stress.
Musikalisch ging es dann eine Stunde lang ebenso quer durchs Gelände wie geografisch: Bands aus Norddeutschland herrschten allerdings vor, der Süden war unterrepräsentiert. Immerhin gab's mit Light Your Anchor starken Hardcore-Punk aus Hamburg und Escapado sehr guten Emocore aus Flensburg.
Für die Melodie-Freunde schickte ich Kick Joneses aus Kaiserslautern, Köln und anderswo auf den Plattenteller. Wer eher Deutschpunk mag, dem bescherte ich Rasta Knast aus Hannover und Hamburg sowie Pascow aus dem Saarland.
Sogar Oi! sowie Streetpunk gab's auf die Ohren: eine tüchtige Dosis Riot Company aus Hildesheim und die rotzigen Detectors aus Neumünster. Ganz zu Schluss ließ ich Bonehouse mit ihrem metallischen Sound aus den Boxen rotzen – danach klang die Jazz-Sendung umso melodischer und feinsinniger.
Eine schöne Mischung war's unterm Strich doch: vielleicht nicht konzeptionell und technisch auf der Höhe der Zeit, aber mir machte es Spaß. Hoffentlich dann auch den Hörerinnen und Hörern.
Musikalisch ging es dann eine Stunde lang ebenso quer durchs Gelände wie geografisch: Bands aus Norddeutschland herrschten allerdings vor, der Süden war unterrepräsentiert. Immerhin gab's mit Light Your Anchor starken Hardcore-Punk aus Hamburg und Escapado sehr guten Emocore aus Flensburg.
Für die Melodie-Freunde schickte ich Kick Joneses aus Kaiserslautern, Köln und anderswo auf den Plattenteller. Wer eher Deutschpunk mag, dem bescherte ich Rasta Knast aus Hannover und Hamburg sowie Pascow aus dem Saarland.
Sogar Oi! sowie Streetpunk gab's auf die Ohren: eine tüchtige Dosis Riot Company aus Hildesheim und die rotzigen Detectors aus Neumünster. Ganz zu Schluss ließ ich Bonehouse mit ihrem metallischen Sound aus den Boxen rotzen – danach klang die Jazz-Sendung umso melodischer und feinsinniger.
Eine schöne Mischung war's unterm Strich doch: vielleicht nicht konzeptionell und technisch auf der Höhe der Zeit, aber mir machte es Spaß. Hoffentlich dann auch den Hörerinnen und Hörern.
02 November 2014
Ruhe versus Unruhe
Gelegentlich packt mich in diesen Tagen die Empfindung, dass mein Leben ganz schön brav und langweilig geworden ist – man könnte auch sagen, es sei bürgerlich geworden: Ich gehe zur Arbeit, ich kümmere mich abends meist auch um arbeitstechnische Dinge und verbringe viele Wochenenden damit, Manuskripte und andere Texte zu lesen oder sie zu bearbeiten. Sonderlich »punkig« ist das nun wirklich nicht.
Schaue ich zwanzig Jahre in die Vergangenheit, erkenne ich, wie sich vieles verändert hat. Bei vielen Wochenenden wusste ich nicht, wo ich am Sonntag morgen aufwachen würde – vielleicht in einer Polizeizelle oder in einer Absturz-WG? –, und die gelegentlichen körperlichen Auseinandersetzungen in Verbindung mit viel zu viel Alkohol brachten es mit sich, dass ich wenig Hirn für teures Essen und schönen Rotwein aufbringen konnte.
Schöner Nebeneffekt: Vor zwanzig Jahren futterte ich wie ein Scheunendrescher und nahm nicht zu ... Der schöne Nebeneffekt heute: Ich schleppe mich montags nicht mit Beulen auf dem Hinterkopf oder grüngetretenen Schienbeinen zur Arbeit. Und ich muss nicht dienstags anrufen und mir für mein Fehlen am Vortag eine schlaue Entschuldigung ausdenken.
Wahrscheinlich ist das normal: Wer älter wird, bekommt eine gewisse Ruhe, der Bauch scheint unweigerlich zu wachsen. Dass ich nicht so richtig zufrieden bin, ist da doch geradezu beruhigend ...
Schaue ich zwanzig Jahre in die Vergangenheit, erkenne ich, wie sich vieles verändert hat. Bei vielen Wochenenden wusste ich nicht, wo ich am Sonntag morgen aufwachen würde – vielleicht in einer Polizeizelle oder in einer Absturz-WG? –, und die gelegentlichen körperlichen Auseinandersetzungen in Verbindung mit viel zu viel Alkohol brachten es mit sich, dass ich wenig Hirn für teures Essen und schönen Rotwein aufbringen konnte.
Schöner Nebeneffekt: Vor zwanzig Jahren futterte ich wie ein Scheunendrescher und nahm nicht zu ... Der schöne Nebeneffekt heute: Ich schleppe mich montags nicht mit Beulen auf dem Hinterkopf oder grüngetretenen Schienbeinen zur Arbeit. Und ich muss nicht dienstags anrufen und mir für mein Fehlen am Vortag eine schlaue Entschuldigung ausdenken.
Wahrscheinlich ist das normal: Wer älter wird, bekommt eine gewisse Ruhe, der Bauch scheint unweigerlich zu wachsen. Dass ich nicht so richtig zufrieden bin, ist da doch geradezu beruhigend ...