13 November 2014

Ein bisschen Fröhlichkeit

Der Januar 1984 war ein ereignisreicher Tag: Ich schrieb in diesen Tagen mein Abitur, musste also vormittags zur Schule. Nachmittags arbeitete ich meist im Supermarkt, abends ging ich für die örtliche »Südwest-Presse« auf Veranstaltungen, und die Berichte dazu schrieb ich oftmals nachts in der Redaktion.

Oft ging ich ins Jugendzentrum »Murgtäler Hof«, zu dessen Berichterstatter ich im Verlauf der Monate zuvor geworden war. Ich schrieb über Jazz-Konzerte und politische Diskussionen, über Jugendgruppen und Jugendszenen – und so kam ich im Januar 1984 auch auf ein Konzert von Monika Pampuch.

Sie war als Liedermacherin unterwegs; nie zuvor oder danach hatte ich von ihr gehört. Ich litt einigermaßen unter ihrem Konzert und konnte wenig damit anfangen. Hinterher schrieb ich einen Artikel darüber, den ich unter den Titel »Ein bisschen Fröhlichkeit« stellte.

Ich bemühte mich nicht, die Liedermacherin bewusst in die Pfanne zu hauen. Aber es wurde sehr schnell ein Verriss der besonderen Art: ein wenig gemein, ein wenig süffisant, mit einer Reihe vergifteter Komplimente. Schön fand ich ihn trotzdem, und ich wurde danach von mehreren Leuten darauf angesprochen.

(Der Artikel steht im Kommentar zu desem Text; die Zeilen sind eins zu eins übernommen; es wurde nichts nachträglich redigiert oder geändert. Geändert wurde allerdings die Rechtschreibung – hier passte ich an die heutige Zeit an.)

1 Kommentar:

  1. Existenz-Philosophie für Anfänger:

    Ein bisschen Fröhlichkeit

    Sanfte Klänge und seichte Lieder im Kleinkunstforum

    Unter all den Musikern und Schauspielern, die bisher im Freudenstädter Jugendzentrum auftraten, nimmt Monika Pampuch schon eine besondere Rolle ein. Mit 46 Jahren ist sie wohl die bisher älteste Künstlerin, die im Kleinkunstforum auftrat. Sie selbst dagegen hält »diesen ganzen Rummel ums Alter« für »groben Unfug«, der »total unnötig« sei. Auf jeden Fall betrachtet sich die Liedermacherin noch nicht als »zum alten Eisen« gehörend. Konzerte sieht sie derzeit noch als »Training«, um Erfahrungen im Auftreten sammeln zu können. So auch am Freitag abend im Kleinkunstforum, wo sich bei mäßigem Besuch ein recht gemischtes Publikum eingefunden hatte.

    Man merkte Monika Pampuch ihre Unsicherheit in der Tat ab und zu an. Wie sie hinterher sagte, habe es sie irritiert, dass »immer wieder einige Leute einfach rumgelaufen sind«. Es mag an ihrer leisen Vortragsweise gelegen haben, an ihrem dezent klimpernden Gitarrenspiel, mit dem sie sich selbst begleitete, dass jedes Gespräch, das – typisch fürs KKF – im Hintergrund geführt wurde, zu einer Störung wurde.

    Mit etwas dünner, meist hoch klingender Stimme trug Monika Pampuch zwölf Lieder vor, die sie in drei Zyklen gliederte. »Lass jetzt erst einmal dich selber leben«, ist eine geradezu programmatische Aussage, die man auch als Grundtendenz eines großen Teils des ganzen Konzerts nehmen konnte. Der erste Lied-Zyklus, der unter diesem »Slogan« stand, beschäftigte sich denn auch schwerpunktmäßig mit vordergründiger Fröhlichkeit, mit der Aufforderung, es »doch nicht so schwer zu nehmen«. »In fünfzig Jahren ist alles vorbei«, so der Titel auch des ersten Stückes – vor allem die jugendlichen Zuhörer konnten damit nicht das geringste anfangen.

    Bei den Lied-Zyklen »Mensch mit trauriger Geschichte« und »Weiberlieder« setzte sich die Tendenz der ersten Lieder fort. Monika Pampuch erzählt in ihren Liedern kleine Geschichten von kleinen Menschen, die eigentlich unbedeutend sind. Und immer wieder taucht eine fast unpassend wirkende Fröhlichkeit auf, die den Liedern den Anschein von Zweck-Optimismus verpasst.

    Das sei sogar beabsichtigt, sagt die geborene Berlinerin, die derzeit als Gitarrenlehrerin in Wiesbaden lebt und arbeitet. Als Lehrer müsse sie ja fast Berufs-Optimistin sein, das spiele bei ihren Texten und Kompositionen mit hinein. Zudem sei es in der neueren Musik üblich, sich in düsteren Pessimismus zu flüchten. »Es ist schwieriger, Leuten Mut und Hoffnung zu machen«, meint Monika Pampuch, »es ist kein Problem, jemanden zu demoralisieren.« Deshalb könne man ihrem Programm auch den Untertitel »Existenz-Philosophie für Anfänger« geben.

    Monika Pampuch verband ihren Auftritt im Jugendzentrum mit einem kleinen Urlaub in Freudenstadt. Im letzten Jahr hat sie, als Kurgast in Tumlingen wohnend, an der Ausschreibung zum Kleinkunstpreis teilgenommen. Aus diesem Grund habe man ihr auch angeboten, einen Auftritt im Jugendzentrum – übrigens ohne Gage – zu machen.

    Dabei hat die Liedermacherin erst vor knapp drei Jahren damit begonnen, eigene Stücke zu spielen. Anfangs spielte sie »eben so im Bekanntenkreis Lieder von Reinhard Mey«, bis sie merkte, »dass etwas Neues« hermusste. Letztendlich habe jedermann »etwas zu sagen«, und sie wolle sich eben mit ihren Liedern ausdrücken.

    Zumindest teilweise hat das in Freudenstadt nicht geklappt: Viele jugendliche Zuhörer gingen lange vor Ende des Konzerts.

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