05 November 2014

Wie ein Drill-Sergeant

Pfiffe gellten durch die Schwimmhalle. »Schneller!«, schrie die Frau am Beckenrand und beugte sich zu den Jugendlichen hinunter, die vor ihr ihre Bahnen zogen. »Ihr müsst euch mehr anstrengen.«

Sie kam mir vor wie ein Drill-Sergeant aus einem amerikanischen Spielfilm; der Ton der Frau war militärisch und streng, sie pfiff und schrie. Die Jugendlichen im Wasser folgten ihren Anweisungen, sie schwammen und schienen dabei um jeden Meter zu kämpfen.

Für mich wäre das nichts gewesen. Nicht nur wegen des Tons, sondern auch wegen der Tatsache, dass ich ein richtig schlechter Schwimmer war und bin. Bis vor einem Dutzend Jahren hätte ich mich als »Fast-Nichtschwimmer« bezeichnet, weil ich nie richtig gelernt hatte, mich im Wasser zu bewegen; mittlerweile schaffe ich immerhin einige Bahnen, ohne kläglich abzusaufen.

Die stramme Trainerin allerdings, die die jungen Leute zu mehr Leistung anspornte, war mir unheimlich. Darauf hätte ich als Jugendlicher keine Lust gehabt, als Erwachsener erst recht nicht. Mit wachsender Verachtung nahm ich die Szene wahr, während ich mit quälender Langsamkeit meine Bahnen zog.

Bis mir irgendwann eines klar wurde: Hätte mich in meiner Jugend auch so eine stramme Trainerin unter ihre Fittiche genommen, wäre aus mir vielleicht ein passabler Schwimmer geworden, kein lahmer Durchdaswasserpaddler. Aber jetzt war's einfach zu spät ...

2 Kommentare:

  1. Dafür ist es nie zu spät! :)
    Es ist nur eine Frage der richtigen Technik, die habe ich erst während des Studiums richtig gelernt. Zuvor schwamm ich auch nur wie eine bleierne Ente, obwohl ich in der Schule exakt einen solchen Drill-Sergeant hatte. Inzwischen sind für mich 25 Bahnen am Stück keine allzugroße Anstrengung mehr. Ein Grund, warum mein Mann nicht gern mit mir zum Schwimmen geht: Es ist die einzige Sportart, die ich besser beherrsche als er. ;)

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  2. Immerhin war ich mal bestern Rückenschwimmer der Marler Grundschulen 1993. Und beim 24h-Schwimmen ergatterte ich eine goldene Teilnehmermedaille für zurückgelegte 15.000m. ;-)

    Darum sage auch ich: Es ist selten zu früh uns niemals zu spät.

    Aber zum amerikanischen Drillseargent. Ich habe gestern im Spiegel einen Bericht über Kinderfußball in den USA gelesen. Dort werden nicht mal die Tore gezählt, Eltern dürfen ihre Kinder nicht ausschließlich anfeuern, wenn man vom Rand aus den Schiri beleidigt, erhält man die rote Karte, während es für Spieler nur gelbe Karten gibt.

    Versteh einer die Amerikaner. Der Bericht kam von deutschen Eltern, die dort mit ihren drei Kindern leben.

    Überall Leistungsprinzip, aber im Sport verboten? Das hat mich doch sehr überrascht, also nix mit Drillseargent. ;-)

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