Einer der vielen Leitsprüche, mit denen mein Leben gepflastert zu sein scheint, ist dieser: »Man muss sich von lieb gewonnenen Gewohnheiten trennen.« Gern wird er kombiniert mit: »Du häufst zu viele Dinge an.« Also fing ich damit an ein wenig Ballast aus meinen Büchrregalen und aus meinem Leben zu kippen, und stellte erstaunt fest, wie viele Bücher ich besaß, von deren Existenz ich nichts gewusst hatte ...
Dieser Tage hielt ich einen Hardcover-Band in den Händen, der einen roten Einband trug und schon sehr abgegriffen wirkte. Es war »Das neue Fremdwörter-Lexikon«; im Impressum stand leider kein Hinweis darauf, aus welchem Jahr es stammte. Ich erinnerte mich düster daran, dass meine Eltern es mir schenkten, als ich zwölf Jahre alt war – plusminus eins – und dass es deshalb bald vierzig Jahre auf dem Buckel haben musste.
Noch einmal blätterte ich das dickleibige Buch durch. Es roch nach altem Papier, es war ein wenig angebgilbt, und ich hatte meinen Namen in einer krakeligen Handschrift auf die Seite drei gepinselt. Wieder hatte ich das Gefühl, das ich als Junge gehabt hatte: Ich schaute mir einzelne Seiten an, ich stolperte über Begriffe, die ich nicht kannte, und las die kurze Erläuterung dazu durch. Das hatte mich damals unglaublich fasziniert.
Heutzutage brauche ich so ein Buch nicht mehr; ich habe es seit dem letzten Umzug nicht mehr angefasst. Es ist nicht unnötig geworden, weil ich alles wüsste, sondern deshalb, weil die Lexika, die online angeboten werden, viel umfassender sind. Will ich die Bedeutung eines Wortes wissen, schaue ich bei der »Wikipedia« nach, google ein wenig herum und habe innerhalb kürzester Zeit eine Antwort.
Nur aus rein romantischen Gründen, aus Gründen der Erinnerung oder dergleichen wollte ich das Buch allerdings nicht aufbewahren. Es wanderte in die Papiertonne – womit ich erfolgreich wieder einen Teil meiner Jugend-Erinnerungen entsorgt hatte ...
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