»Herr Frick, welches Sternzeichen haben Sie eigentlich?« Die Frage klang nett, sie war auch nett gemeint, und ich wusste, dass die Person, die sie mir stellte, nicht bösartig war.
Mein Problem ist, dass ich Sternzeichen und alle damit zusammenhängenden Erwägungen blöd finde. Wer sich das nicht vorstellen kann, möge im Internet nach der Definition von »Hokuspokus« oder »Unfug« suchen.
»Ich bin Steinbock«, reagierte ich geistesgegenwärtig und ganz freundlich.
Die andere Person war davon positiv angetan. »Das merkt man gleich. Sie sind immer so diszipliniert, Sie bleiben immer bodenständig, und was Sie sich vornehmen, das setzen Sie auch um.«
Ich nickte beifällig. Der Mann, der neben mir saß, stieß mich an. »Dann bin ich auch Steinbock, oder?« Sein Geburtstag lag fünf Tage nach dem meinen. Ich hoffte, dass er in dieser Lage die Klappe hielt.
»Na klar.« Ich nickte. »Du hast logischerweise dasselbe Sternzeichen wie ich.«
»Auch das passt.« Die Person war begeistert. »Das kann man über Sie ja auch alles sagen.«
Es ging noch eine Weile so weiter. Es war nicht das erste Mal, dass ich diesen blöden Witz angewandt hatte. Ich hatte mich auch schon als Jungfrau oder Wassermann ausgegeben, und die Horoskop-Gläubigen hatten mir das geglaubt, waren komplett sicher gewesen, dass die Charaktereigenschaften stimmten.
Aber wer glaubt, der soll gerne weiterglauben. Ich bin nicht auf dieser Welt, um die Glaubensgebilde von anderen Menschen einstürzen zu lassen.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
29 November 2019
Literatur-Termin in Karlsruhe
Ich kann ja nicht hin, aber den Termin möchte ich allen empfehlen, die sich für Literatur interessieren und die aus dem Großraum Karlsruhe kommen. Am Dienstag, 3. Dezember, gibt es ein offenes Seminar mit der Zeitschrift »Autorenwelt«; eingeladen dazu wird von der Literatenrunde Karlsruhe e.V.
Es referiert Sandra Uschtrin, die seit vielen Jahren mit ihren Verlag für Autorinnen und Autoren arbeitet. Sie gibt ein lesenswertes Handbuch für Autorinnen und Autoren heraus, in ihrem Verlag erscheinen die Zeitschriften »Federwelt« und »Selfpublisher«, und mit der »Autorenwelt« hat sie eine Plattform geschaffen, bei der Autorinnen und Autoren – zumindest theoretisch – auch finanziell profitieren sollen.
Sie hat auch mal ein Interview mit mir geführt, wir haben uns schon unterhalten, aber ich glaube nicht, dass sie noch weiß, wer ich bin. Ihre Arbeit schätze ich sehr – und sie hat sicher viele interessante Dinge zu berichten und zu erzählen.
Was genau bei diesem Seminar passiert, weiß ich nicht; der Eintritt ist frei. Es wäre natürlich nett, wenn man sich vorher per Mail oder über die Internet-Seite anmelden würde (damit die Veranstalter wissen, wie viele Leute kommen). Beginn ist um 18 Uhr – alles andere steht auf der Website.
Es referiert Sandra Uschtrin, die seit vielen Jahren mit ihren Verlag für Autorinnen und Autoren arbeitet. Sie gibt ein lesenswertes Handbuch für Autorinnen und Autoren heraus, in ihrem Verlag erscheinen die Zeitschriften »Federwelt« und »Selfpublisher«, und mit der »Autorenwelt« hat sie eine Plattform geschaffen, bei der Autorinnen und Autoren – zumindest theoretisch – auch finanziell profitieren sollen.
Sie hat auch mal ein Interview mit mir geführt, wir haben uns schon unterhalten, aber ich glaube nicht, dass sie noch weiß, wer ich bin. Ihre Arbeit schätze ich sehr – und sie hat sicher viele interessante Dinge zu berichten und zu erzählen.
Was genau bei diesem Seminar passiert, weiß ich nicht; der Eintritt ist frei. Es wäre natürlich nett, wenn man sich vorher per Mail oder über die Internet-Seite anmelden würde (damit die Veranstalter wissen, wie viele Leute kommen). Beginn ist um 18 Uhr – alles andere steht auf der Website.
28 November 2019
Auf den November 2009 geschaut
Ab und zu blicke ich in meinem Blog bewusst in die Vergangenheit. Das sollte ich nicht zu oft tun, ich weiß – aber heute nahm ich mir mal die Blogtexte aus dem November 2009 vor. Das ist zehn Jahre her, und man könnte meinen, es habe sich in mancherlei Hinsicht nichts geändert.
In dem Text »Immer noch 2001« schrieb ich am 14. November 2009 über den Buch- und Schallplattenversand »Zweitausendeins«, der vor zehn Jahren seinen vierzigsten Geburtstag feierte, dieser Tage also seinen fünfzigsten zu feiern hätte. Für mich war der Versandhandel jahrelang sehr wichtig: Ich wohnte in einem Dorf, und die Kleinstadt hatte Buchhandlungen, in denen man scheel angeguckt wurde, wenn man Trivialliteratur bestellte. Also bestellte ich onli..., ähm, über einen Katalog und Postkarten, auf die ich die Bestellungen kritzelte.
Unter »2012 geguckt« ging es am 13. November um den Science-Fiction-Streifen »2012« von Ronald Emmerich, den ich trotz aller Schwächen sehr unterhaltsam fand: Krachbummbeng vom Feinsten eben, mit viel Action und knalligen Bildern. Das Jahr 2012 ging übrigens vorüber, und die legendäre Maya-Prophezeiung hat mittlerweile fast jeder vergessen.
»Trubel in der Blogosphäre« am 11. November ... Damals war das Bloggen noch relativ neu, und es gab sogenannte Alpha-Blogger, die man besonders wichtig nahm und die überall zitiert wurden. Mit dem Abstand von zehn Jahren kommen mir die Diskussionen noch absurder vor als damals.
Ich war in diesem Monat sogar in der Oper. In »Don Carlos und ich« schrieb ich über eine moderne Aufführung im Theater in Karlsruhe, die mich faszinierte. Verblüfft stelle ich fest, an wie viele Details aus der Oper ich mich heute noch erinnere: nicht die Musik, sondern die Optik und die Stimmung. Offenbar blieb einiges im Kopf hängen.
Am 1. November schrieb ich übrigens über ein Punk-Konzert, eher Hardcore, aber das ist nach all den Jahren auch nicht mehr so wichtig. »Doom und Hardcore und verrückte Affen« ist ein Konzertbericht betitelt. Und hier versagt meine Erinnerung mittlerweile fast vollständig.
In dem Text »Immer noch 2001« schrieb ich am 14. November 2009 über den Buch- und Schallplattenversand »Zweitausendeins«, der vor zehn Jahren seinen vierzigsten Geburtstag feierte, dieser Tage also seinen fünfzigsten zu feiern hätte. Für mich war der Versandhandel jahrelang sehr wichtig: Ich wohnte in einem Dorf, und die Kleinstadt hatte Buchhandlungen, in denen man scheel angeguckt wurde, wenn man Trivialliteratur bestellte. Also bestellte ich onli..., ähm, über einen Katalog und Postkarten, auf die ich die Bestellungen kritzelte.
Unter »2012 geguckt« ging es am 13. November um den Science-Fiction-Streifen »2012« von Ronald Emmerich, den ich trotz aller Schwächen sehr unterhaltsam fand: Krachbummbeng vom Feinsten eben, mit viel Action und knalligen Bildern. Das Jahr 2012 ging übrigens vorüber, und die legendäre Maya-Prophezeiung hat mittlerweile fast jeder vergessen.
»Trubel in der Blogosphäre« am 11. November ... Damals war das Bloggen noch relativ neu, und es gab sogenannte Alpha-Blogger, die man besonders wichtig nahm und die überall zitiert wurden. Mit dem Abstand von zehn Jahren kommen mir die Diskussionen noch absurder vor als damals.
Ich war in diesem Monat sogar in der Oper. In »Don Carlos und ich« schrieb ich über eine moderne Aufführung im Theater in Karlsruhe, die mich faszinierte. Verblüfft stelle ich fest, an wie viele Details aus der Oper ich mich heute noch erinnere: nicht die Musik, sondern die Optik und die Stimmung. Offenbar blieb einiges im Kopf hängen.
Am 1. November schrieb ich übrigens über ein Punk-Konzert, eher Hardcore, aber das ist nach all den Jahren auch nicht mehr so wichtig. »Doom und Hardcore und verrückte Affen« ist ein Konzertbericht betitelt. Und hier versagt meine Erinnerung mittlerweile fast vollständig.
27 November 2019
Wüstes Geboller aus L.A. und Moskau
Es gibt immer noch Bands, die mich verblüffen können. Eine davon sind die Svetlanas, bei denen ich mir relativ lang nicht sicher war, ob es sich da nicht um eine Satire handeln könnte.
Da bollert das Schlagzeug im Spät-80er-Jahre-Doublebass-Stil, da wettern die Hardrock- und Metal-Riffs der Gitarre, dazu brüllt und schreibt die Sängerin in derbem Stil. Selten habe ich so eine rotzige Hardrock- oder Metal-Scheibe gehört, was aber auch daher kommt, dass ich den Stil normalerweise meide.
Die Svetlanas sind – so das Band-Info – eine aus Moskau stammende Sängerin oder eher Brüllerin, die mittlerweile in Los Angeles wohnt und sich dort eine aus vier Männern bestehende Band zusammengebastelt hat. Die wiederum haben einschlägige Erfahrung aus diversen Bands aus dem krachigen Sektor, was man durchaus hören kann.
Das hat manchmal einen leichten Punk- oder Hardcore-Anteil, ist ansonsten aber beinharter Metal oder Hardrock. Bei Stücken wie »Speed Freak«, das sich ausdrücklich als eine Hommage an Motörhead versteht, wird die Gitarre in rasendem Tempo gespielt; so was habe ich freiwillig wirklich zuletzt in den 80er-Jahren gehört.
Dazu die Texte: »Putin On Da Hitz« oder »Where Is My Borscht« sind durchaus witzig; ansonsten werden Metaller-Klischees wie »Let's Get Drunk« oder »Vodka'n'Roll« bedient. Das ist nicht gerade originell, wird aber durchaus witzig, weil die Sängerin einen derben Akzent hat und die Texte extrem schlicht sind.
Sagen wir so: Das kann man sich durchaus antun, das hat auch was, und ich bin sicher, dass jüngere Metal-Fans darauf komplett abfahren würden. Mir ist es zu metallisch und auf die Dauer auch zu stumpf.
Da bollert das Schlagzeug im Spät-80er-Jahre-Doublebass-Stil, da wettern die Hardrock- und Metal-Riffs der Gitarre, dazu brüllt und schreibt die Sängerin in derbem Stil. Selten habe ich so eine rotzige Hardrock- oder Metal-Scheibe gehört, was aber auch daher kommt, dass ich den Stil normalerweise meide.
Die Svetlanas sind – so das Band-Info – eine aus Moskau stammende Sängerin oder eher Brüllerin, die mittlerweile in Los Angeles wohnt und sich dort eine aus vier Männern bestehende Band zusammengebastelt hat. Die wiederum haben einschlägige Erfahrung aus diversen Bands aus dem krachigen Sektor, was man durchaus hören kann.
Das hat manchmal einen leichten Punk- oder Hardcore-Anteil, ist ansonsten aber beinharter Metal oder Hardrock. Bei Stücken wie »Speed Freak«, das sich ausdrücklich als eine Hommage an Motörhead versteht, wird die Gitarre in rasendem Tempo gespielt; so was habe ich freiwillig wirklich zuletzt in den 80er-Jahren gehört.
Dazu die Texte: »Putin On Da Hitz« oder »Where Is My Borscht« sind durchaus witzig; ansonsten werden Metaller-Klischees wie »Let's Get Drunk« oder »Vodka'n'Roll« bedient. Das ist nicht gerade originell, wird aber durchaus witzig, weil die Sängerin einen derben Akzent hat und die Texte extrem schlicht sind.
Sagen wir so: Das kann man sich durchaus antun, das hat auch was, und ich bin sicher, dass jüngere Metal-Fans darauf komplett abfahren würden. Mir ist es zu metallisch und auf die Dauer auch zu stumpf.
Krasser Krimi-Comic
In den USA erscheinen die neuen »James Bond«-Comics bei Dynamite, zuerst werden sie als Hefte publiziert. Hierzulande kommen sie als schicke Hardcover-Bände beim Splitter-Verlag heraus – übrigens in zwei verschiedenen Ausführungen, eine eher normale zu einem handelsüblichen Preis, und eine ergänzte, die teurer und auf 1007 Exemplare limitiert worden ist. Ich finde ja, dass sich beide lohnen ...
Nachdem ich schon vom ersten Band sehr begeistert war, ging ich mit großem Interesse auf den zweiten los. »Eidolon« ist eine völlig in sich abgeschlossene Story; sie spielt im »James Bond«-Universum, hat aber keine direkte Verbindung zum ersten Band.
Die Geschichte beginnt in Los Angeles, spielt aber allem in London und Umgebung. Eigentlich soll Bond nur eine Geheimdienst-Mitarbeiterin in Los Angeles abholen, aber sehr schnell wird klar, dass eine Reihe von Killern auf der Spur der jungen Frau ist. Diese Killer erweisen sich als aktive oder ehemalige Geheimdienstler.
Doch warum jagen sie eine junge Frau? Wenn Bond mehr herausfinden will, muss er auch zu brutalen Mitteln greifen. Entsprechend derb geht es im weiteren Verlauf der Story zu ...
Warren Ellis als Autor von »Eidolon« zieht alle Register. Es wird geschossen und gekämpft, Bomben explodieren, Genicke werden gebrochen, sogar Folter wird eingesetzt – und ein wenig Sex wird zumindest angedeutet. Die Geschichte ist knallig und richtig spannend, weil man sehr lange nicht weiß, wer eigentlich welche Ziele hat.
Jason Masters setzt die Geschichte in klare Bilder um; die Farbgebung durch Guy Major unterstreicht das auch noch. Die Innenstadt-Szenen in London und Los Angeles wirken sauber recherchiert, die Action-Szenen stecken voller Dynamik, ohne dass es moderne Effekte wie zu viele Speedlines gibt.
Alles in allem ist »Eidolon« echt klasse. Wenn man mal einen spannenden Thriller in Comic-Form lesen möchte, ist man mit dem Band bestens beraten. (Schaut euch die Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlages an!). Ich freue mich schon auf den nächsten »James Bond«-Band.
Nachdem ich schon vom ersten Band sehr begeistert war, ging ich mit großem Interesse auf den zweiten los. »Eidolon« ist eine völlig in sich abgeschlossene Story; sie spielt im »James Bond«-Universum, hat aber keine direkte Verbindung zum ersten Band.
Die Geschichte beginnt in Los Angeles, spielt aber allem in London und Umgebung. Eigentlich soll Bond nur eine Geheimdienst-Mitarbeiterin in Los Angeles abholen, aber sehr schnell wird klar, dass eine Reihe von Killern auf der Spur der jungen Frau ist. Diese Killer erweisen sich als aktive oder ehemalige Geheimdienstler.
Doch warum jagen sie eine junge Frau? Wenn Bond mehr herausfinden will, muss er auch zu brutalen Mitteln greifen. Entsprechend derb geht es im weiteren Verlauf der Story zu ...
Warren Ellis als Autor von »Eidolon« zieht alle Register. Es wird geschossen und gekämpft, Bomben explodieren, Genicke werden gebrochen, sogar Folter wird eingesetzt – und ein wenig Sex wird zumindest angedeutet. Die Geschichte ist knallig und richtig spannend, weil man sehr lange nicht weiß, wer eigentlich welche Ziele hat.
Jason Masters setzt die Geschichte in klare Bilder um; die Farbgebung durch Guy Major unterstreicht das auch noch. Die Innenstadt-Szenen in London und Los Angeles wirken sauber recherchiert, die Action-Szenen stecken voller Dynamik, ohne dass es moderne Effekte wie zu viele Speedlines gibt.
Alles in allem ist »Eidolon« echt klasse. Wenn man mal einen spannenden Thriller in Comic-Form lesen möchte, ist man mit dem Band bestens beraten. (Schaut euch die Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlages an!). Ich freue mich schon auf den nächsten »James Bond«-Band.
26 November 2019
Kurze Erinnerung an Uwe Luserke
Ich hatte ihn seit Jahren aus den Augen verloren und war entsprechend verblüfft, als ich es dieser Tage erst mitbekam: Der Science-Fiction-Fan, Literaturagent, Übersetzer und Herausgeber Uwe Luserke ist bereits am 22. November 2018 verstorben. Dabei hatte ich sowohl privat als auch beruflich einige Male mit ihm zu tun.
In den frühen 80er-Jahren zählte er zu meinen ersten Science-Fiction-Kontakten im Großraum Stuttgart. Er war Mitglied bei den Science-Fiction-Freunden Stuttgart, er war Chefredakteur der semiprofessionellen Zeitschrift »Solaris«, man traf sich bei Cons. Als aus meinem Fanzine SAGITTARIUS dank der engagierten Mithilfe von Günther Freunek und später Achim Reichrath – beide aus Renningen – ein semiprofessionelles Magazin wurde, erwies sich Uwe Luserke als freundlicher »älterer Freund«, der uns kostenlos Bilder von David A. Hardy zur Verfügung stellte.
Mit seiner Hilfe konnten wir in unserem Kleinverlag in der Mitte der 80er-Jahre sogar einen Kunstbildband veröffentlichen. Wenn ich mich düster erinnere, fuhren wir einmal sogar bei ihm vorbei; er wohnte in Gerlingen, in der Nähe von Stuttgart also. Im persönlichen Umgang war er stets kompetent und sympathisch; ein Science-Fiction-Fan mit professioneller Seite.
Nach dem Ende von SAGITTARIUS verlor ich Uwe Luserke aus den Augen. Ich hörte allerlei Gerüchte über ihn, hatte aber nichts mit ihm zu tun. In den späten 90er-Jahren war er für Weltbild als freier Mitarbeiter tätig; hier flossen seine Erfahrungen als Literaturagent, Übersetzer und Herausgeber ein. Und hier arbeiteten wir bei verschiedenen Buchreihen zusammen. Danach hatten wir wieder jahrelang keinen Kontakt mehr; ich dachte auch nicht mehr an ihn.
Uwe Luserke wurde 76 Jahre alt. Ich hätte ihn immer auf jünger geschätzt. In Erinnerung möchte ich ihn als freundlichen Science-Fiction-Experten behalten, von dem ich in den 80er-Jahren einiges lernte.
In den frühen 80er-Jahren zählte er zu meinen ersten Science-Fiction-Kontakten im Großraum Stuttgart. Er war Mitglied bei den Science-Fiction-Freunden Stuttgart, er war Chefredakteur der semiprofessionellen Zeitschrift »Solaris«, man traf sich bei Cons. Als aus meinem Fanzine SAGITTARIUS dank der engagierten Mithilfe von Günther Freunek und später Achim Reichrath – beide aus Renningen – ein semiprofessionelles Magazin wurde, erwies sich Uwe Luserke als freundlicher »älterer Freund«, der uns kostenlos Bilder von David A. Hardy zur Verfügung stellte.
Mit seiner Hilfe konnten wir in unserem Kleinverlag in der Mitte der 80er-Jahre sogar einen Kunstbildband veröffentlichen. Wenn ich mich düster erinnere, fuhren wir einmal sogar bei ihm vorbei; er wohnte in Gerlingen, in der Nähe von Stuttgart also. Im persönlichen Umgang war er stets kompetent und sympathisch; ein Science-Fiction-Fan mit professioneller Seite.
Nach dem Ende von SAGITTARIUS verlor ich Uwe Luserke aus den Augen. Ich hörte allerlei Gerüchte über ihn, hatte aber nichts mit ihm zu tun. In den späten 90er-Jahren war er für Weltbild als freier Mitarbeiter tätig; hier flossen seine Erfahrungen als Literaturagent, Übersetzer und Herausgeber ein. Und hier arbeiteten wir bei verschiedenen Buchreihen zusammen. Danach hatten wir wieder jahrelang keinen Kontakt mehr; ich dachte auch nicht mehr an ihn.
Uwe Luserke wurde 76 Jahre alt. Ich hätte ihn immer auf jünger geschätzt. In Erinnerung möchte ich ihn als freundlichen Science-Fiction-Experten behalten, von dem ich in den 80er-Jahren einiges lernte.
25 November 2019
Essen im »Stilbruch«
Schon lange wollte ich einmal im »Walk'schen Haus« in Weingarten essen; das Haus sieht schon von außen toll aus, und Weingarten ist nicht gerade weit von Karlsruhe entfernt. Gesagt, getan und angerufen. Was nicht überraschte: Im Gourmet-Restaurant war kein Platz mehr zu bekommen. Also entschlossen wir uns spontan, das Restaurant im Untergeschoss aufzusuchen.
Der einfachere Bereich nennt sich »Stilbruch«, die optische Schreibweise kann ich hier nicht einfach übernehmen – da muss das Bild ausreichen. Der Stilbruch passt zur Optik des Restaurants: Verschiedene Bereiche des Raumes sind sehr variabel dekoriert und eingerichtet. So gibt es einen Bereich, der sieht aus, als habe man »Klischee-Mexiko« als Vorgabe gehabt.
Ich wiederum saß so, dass ich auf Fotos von jungen Frauen blickte, die mich ernst betrachteten – dieser Stil-Mix sah aber insgesamt tatsächlich sehr gut aus und wirkte nicht, als habe man willkürlich alles zusammengeworfen. Anders gesagt: Im »Stilbruch« hatte sich jemand in der Optik ausgetobt, der sehr wohl Ahnung von Stil hatte, diesen aber sehr schräg vermengte. Mir gefiel's.
Das Essen war eindeutiger. Weil wir nicht im Gourmet-Restaurant saßen, war die Menüfolge eher handfest: Ordentliche Fleischportionen für die Fleischfreunde, ein ordentliches Nudelgericht für mich als Vegetarier. Die Vorspeisen schmeckten ebenfalls, bei den Nachtischen musste ich passen, die Weine stammten zum größten Teil aus Weingarten und ergänzten das Essen sehr gelungen.
Angenehmer Service, angenehme Atmosphäre, gutes Essen, guter Wein – ich war sehr zufrieden. Das »Stilbruch« ist sicher mal wieder eine Reise wert.
Der einfachere Bereich nennt sich »Stilbruch«, die optische Schreibweise kann ich hier nicht einfach übernehmen – da muss das Bild ausreichen. Der Stilbruch passt zur Optik des Restaurants: Verschiedene Bereiche des Raumes sind sehr variabel dekoriert und eingerichtet. So gibt es einen Bereich, der sieht aus, als habe man »Klischee-Mexiko« als Vorgabe gehabt.
Ich wiederum saß so, dass ich auf Fotos von jungen Frauen blickte, die mich ernst betrachteten – dieser Stil-Mix sah aber insgesamt tatsächlich sehr gut aus und wirkte nicht, als habe man willkürlich alles zusammengeworfen. Anders gesagt: Im »Stilbruch« hatte sich jemand in der Optik ausgetobt, der sehr wohl Ahnung von Stil hatte, diesen aber sehr schräg vermengte. Mir gefiel's.
Das Essen war eindeutiger. Weil wir nicht im Gourmet-Restaurant saßen, war die Menüfolge eher handfest: Ordentliche Fleischportionen für die Fleischfreunde, ein ordentliches Nudelgericht für mich als Vegetarier. Die Vorspeisen schmeckten ebenfalls, bei den Nachtischen musste ich passen, die Weine stammten zum größten Teil aus Weingarten und ergänzten das Essen sehr gelungen.
Angenehmer Service, angenehme Atmosphäre, gutes Essen, guter Wein – ich war sehr zufrieden. Das »Stilbruch« ist sicher mal wieder eine Reise wert.
24 November 2019
Ein Tempel in Geylang
Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«
Während meines Aufenthaltes in Singapur wechselte ich mehrfach das Hotel. Dadurch kam ich in unterschiedliche Stadtviertel, was ich spannend und wichtig fand: Für meinen Roman wollte ich ja diverse Seiten der Metropole kennenlernen und sie sinnvoll in die Handlung einbauen.
Einige Tage und Nächte wohnte ich in Geylang, einem Viertel, das einerseits stark von seiner muslimischen Bevölkerung geprägt war und sich andererseits als ein streckenweise schmuddeliges Ausgehviertel der Stadt erwies. Ich hatte nicht erwartet, in Singapur einen Straßenstrich und Drogenhandel anzutreffen, zumindest nicht in diesem Ausmaß.
Die Kneipen und Bars in manchen Seitenstraßen des Viertels wirkten grell, und die Menschen, die sich vor der Tür aufhielten, machten nicht immer den besten Eindruck. Bei meinen nächtlichen Spaziergängen in Geylang – quasi von Metrostation zu Metrostation – sah ich viel und bekam ich viel mit, selten fotografierte ich.
Was mich allerdings dann überraschte, war der Anblick eines Tempels. Zwischen Bars, die eher anrüchig wirkten, bildete er einen Fremdkörper. Gleichzeitig wirkte er grell, überhaupt nicht religiös nach den Begriffen eines Mitteleuropäers ...
Während meines Aufenthaltes in Singapur wechselte ich mehrfach das Hotel. Dadurch kam ich in unterschiedliche Stadtviertel, was ich spannend und wichtig fand: Für meinen Roman wollte ich ja diverse Seiten der Metropole kennenlernen und sie sinnvoll in die Handlung einbauen.
Einige Tage und Nächte wohnte ich in Geylang, einem Viertel, das einerseits stark von seiner muslimischen Bevölkerung geprägt war und sich andererseits als ein streckenweise schmuddeliges Ausgehviertel der Stadt erwies. Ich hatte nicht erwartet, in Singapur einen Straßenstrich und Drogenhandel anzutreffen, zumindest nicht in diesem Ausmaß.
Die Kneipen und Bars in manchen Seitenstraßen des Viertels wirkten grell, und die Menschen, die sich vor der Tür aufhielten, machten nicht immer den besten Eindruck. Bei meinen nächtlichen Spaziergängen in Geylang – quasi von Metrostation zu Metrostation – sah ich viel und bekam ich viel mit, selten fotografierte ich.
Was mich allerdings dann überraschte, war der Anblick eines Tempels. Zwischen Bars, die eher anrüchig wirkten, bildete er einen Fremdkörper. Gleichzeitig wirkte er grell, überhaupt nicht religiös nach den Begriffen eines Mitteleuropäers ...
22 November 2019
Fortsetzung des »Nebular«-Comics
Dieser Tage kam ich endlich dazu, den zweiten Teil der »Nebular«-Comics zu lesen. Erschienen ist das kleinformatige Comic-Album bereits im Herbst 2017 – sowohl in digitaler Form als auch in Form eines gedruckten Comics. Verantwortlich für die Texte ist wieder Thomas Rabenstein, der die Science-Fiction-Serie »Nebular« seit vielen Jahren veröffentlicht; die Zeichnungen dazu stammen von Ralf Zeigermann.
»Die Quaoar-Expedition« ist eine direkte Fortsetzung des ersten Comic-Bandes. Das hat natürlich den Nachteil, dass man diesen Comic nicht ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen kann. Ich versuche mich trotzdem an einer Empfehlung.
In der Zukunftsgeschichte der Menschheit, wie sie in »Nebular« erzählt wird, hat die Menschheit im 22. Jahrhundert längst die Grenzen der Erde überwunden und errichtet Stationen im solaren Raum.
Auf dem Kleinplaneten Quaoar, der weit hinter den Bahnen von Neptun und Pluto die Sonne umkreist, stößt man erstmals auf außerirdische Lebensformen. Das wurde im ersten Band des Comics begonnen, darin wurden auch die Raumfahrer von der Erde vorgestellt, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird.
Die Konfrontation mit dem fremden Lebewesen, die im Einstiegsband schon kritisch verlaufen ist, steigert sich im zweiten Band. Das Fremde ist offenbar böse, es sucht sofort den Konflikt. Verzweifelt müssen die Menschen, die auf Quaour gelandet sind, um ihr Leben kämpfen – es kommt zu Todesopfern ...
Spannend erzählt ist die Geschichte, sie steigert sich konsequent. Auf zu viele Details wird verzichtet, auf manches Comic-Klischee verzichtet der Autor allerdings erfreulicherweise. Die Zeichnungen stellen die Kälte des Alls glaubhaft dar, das angreifende Monster bleibt plakativ – aber das passt zur Story.
Ganz klar: »Die Quaoar-Expedition« richtet sich an Freunde des »Nebular«-Kosmos. Wer sich für Science Fiction aus deutschen Landen interessiert, sollte aber mal in den Comic reinschauen.
»Die Quaoar-Expedition« ist eine direkte Fortsetzung des ersten Comic-Bandes. Das hat natürlich den Nachteil, dass man diesen Comic nicht ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen kann. Ich versuche mich trotzdem an einer Empfehlung.
In der Zukunftsgeschichte der Menschheit, wie sie in »Nebular« erzählt wird, hat die Menschheit im 22. Jahrhundert längst die Grenzen der Erde überwunden und errichtet Stationen im solaren Raum.
Auf dem Kleinplaneten Quaoar, der weit hinter den Bahnen von Neptun und Pluto die Sonne umkreist, stößt man erstmals auf außerirdische Lebensformen. Das wurde im ersten Band des Comics begonnen, darin wurden auch die Raumfahrer von der Erde vorgestellt, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird.
Die Konfrontation mit dem fremden Lebewesen, die im Einstiegsband schon kritisch verlaufen ist, steigert sich im zweiten Band. Das Fremde ist offenbar böse, es sucht sofort den Konflikt. Verzweifelt müssen die Menschen, die auf Quaour gelandet sind, um ihr Leben kämpfen – es kommt zu Todesopfern ...
Spannend erzählt ist die Geschichte, sie steigert sich konsequent. Auf zu viele Details wird verzichtet, auf manches Comic-Klischee verzichtet der Autor allerdings erfreulicherweise. Die Zeichnungen stellen die Kälte des Alls glaubhaft dar, das angreifende Monster bleibt plakativ – aber das passt zur Story.
Ganz klar: »Die Quaoar-Expedition« richtet sich an Freunde des »Nebular«-Kosmos. Wer sich für Science Fiction aus deutschen Landen interessiert, sollte aber mal in den Comic reinschauen.
Totengräber in der Landesschau
Als ich mit der Arbeit an »Totengräbers Tagebuch« anfing und die ersten Texte bearbeitete, die Volker Langenbein geschrieben hatte, war ich mir sicher, dass wir an einem wichtigen Thema arbeiteten. Schließlich weiß kaum ein Mensch, was ein Totengräber eigentlich zu tun hat. Volker und ich wollten auf einen Beruf aufmerksam machen, den kaum jemand kennt. Und ich war mir sicher, dass so ein Buch auch Leute interessieren dürfte, die sonst nicht so buchaffin sind.
Zumindest die Medien steigen immer wieder auf das Thema ein. Am Mittwochabend war Volker Langenbein über zehn Minuten lang in der »Landesschau Baden-Württemberg« zu sehen, die vom SWR-Fernsehen produziert wird und die man immer noch im Netz ansehen kann. Er erzählte von seiner Arbeit mit den Verstorbenen und von den psychischen Belastungen – das war richtig gut gemacht.
Was mir am besten gefiel – und dazu stehe ich ja –, ist die Tatsache, dass das Buch immer wieder sehr prominent gezeigt wurde. Ich hoffe, dass dadurch weitere Menschen auf das unterhaltsame und informative Buch aufmerksam werden.
Zumindest die Medien steigen immer wieder auf das Thema ein. Am Mittwochabend war Volker Langenbein über zehn Minuten lang in der »Landesschau Baden-Württemberg« zu sehen, die vom SWR-Fernsehen produziert wird und die man immer noch im Netz ansehen kann. Er erzählte von seiner Arbeit mit den Verstorbenen und von den psychischen Belastungen – das war richtig gut gemacht.
Was mir am besten gefiel – und dazu stehe ich ja –, ist die Tatsache, dass das Buch immer wieder sehr prominent gezeigt wurde. Ich hoffe, dass dadurch weitere Menschen auf das unterhaltsame und informative Buch aufmerksam werden.
21 November 2019
Witze im Intercity
Der Intercity von München nach Karlsruhe war ausgebucht; zwischen den Wagen standen sogar einzelne Leute, die keinen Sitzplatz erhalten hatten. Ich hatte einen Platz reserviert, saß neben einem Mann, der die meiste Zeit schlief, und hatte mich darauf eingestellt, ein langes Manuskript durchzuarbeiten und zwischendurch »Le Monde Diplomatique« zu lesen. Der Zug war überhitzt, obwohl es außerhalb kalt und nass aussah; mir war viel zu warm. Aber mir war das um diese Jahreszeit eindeutig lieber als zu frieren.
Schräg vor mir, also auf der anderen Gangseite, saßen zwei Frauen, beide recht beleibt, beide recht badisch. Sie redeten in dem Dialekt, der in der Gegend Karlsruhe gesprochen wurde, und sie waren so laut, dass ich sie nicht überhören konnte. Auch wenn ich mir Mühe gab, mich auf mein Manuskript zu konzentrieren, drangen ihre Sprüche an meine Ohren.
Es ging ihnen zwischendurch auch des Deutschen aktuelles Lieblingsthema: Man dürfe ja nicht mehr alles sagen.
»Ja, wenn ich nicht mehr Zigeunerschnitzel sagen darf, wie heißt das dann?«
»Na ja, sag halt Romaschnitzel.« Beide schütteten sich aus vor Lachen. »Oder Sintischnitzel.«
»Aber darf ich noch Jägerschnitzel sagen, oder diskriminiere ich damit einen Jäger?« Wieder großes Gelächter.
Sie arbeiteten sich durch die »Witze«, die sich anboten. Sie waren laut genug, so dass man sie im halben Großraumwagen verstehen konnte. Ich hielt die Klappe, weil ich arbeiten wollte.
Wenn man jetzt schon Schokokuss sagen müsse, wie sähe es dann mit anderen Begriffen aus. »Fühlen sich die Gummibären nicht diskriminiert? Und wie ist es mit den Schokohasen?« Wieder das Gelächter.
Immerhin hatten sie dann alle Witze durch, die ihnen zum Thema einfielen, und sie widmeten sich wieder Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen, über die sie herziehen konnte. Da konnte ich mein Gehör besser ausblenden, und dafür war ich sehr dankbar.
Schräg vor mir, also auf der anderen Gangseite, saßen zwei Frauen, beide recht beleibt, beide recht badisch. Sie redeten in dem Dialekt, der in der Gegend Karlsruhe gesprochen wurde, und sie waren so laut, dass ich sie nicht überhören konnte. Auch wenn ich mir Mühe gab, mich auf mein Manuskript zu konzentrieren, drangen ihre Sprüche an meine Ohren.
Es ging ihnen zwischendurch auch des Deutschen aktuelles Lieblingsthema: Man dürfe ja nicht mehr alles sagen.
»Ja, wenn ich nicht mehr Zigeunerschnitzel sagen darf, wie heißt das dann?«
»Na ja, sag halt Romaschnitzel.« Beide schütteten sich aus vor Lachen. »Oder Sintischnitzel.«
»Aber darf ich noch Jägerschnitzel sagen, oder diskriminiere ich damit einen Jäger?« Wieder großes Gelächter.
Sie arbeiteten sich durch die »Witze«, die sich anboten. Sie waren laut genug, so dass man sie im halben Großraumwagen verstehen konnte. Ich hielt die Klappe, weil ich arbeiten wollte.
Wenn man jetzt schon Schokokuss sagen müsse, wie sähe es dann mit anderen Begriffen aus. »Fühlen sich die Gummibären nicht diskriminiert? Und wie ist es mit den Schokohasen?« Wieder das Gelächter.
Immerhin hatten sie dann alle Witze durch, die ihnen zum Thema einfielen, und sie widmeten sich wieder Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen, über die sie herziehen konnte. Da konnte ich mein Gehör besser ausblenden, und dafür war ich sehr dankbar.
19 November 2019
Erste Kontrolle
Aus der Serie »Dorfgeschichten«
In der Nähe des Stadtbahnhofs hielten sie uns an. Vielleicht hatten sie uns aufgelauert, vielleicht waren sie auf Streife. Die zwei Polizisten bauten sich vor uns auf, beide kräftig, beide groß, beide breit. Vor allem für zwei »Halbstarke«, wie es Fonz und ich waren.
Wir hatten je zwei Flaschen Bier gekauft, die wir in einer Tragtasche transportierten. An den Bahngleisen wollten wir sie in aller Ruhe trinken, bevor wir zur »JuZ-Disco« ins Jugendzentrum gingen. Aber das sahen die Polizisten wohl anders.
»Taschenkontrolle«, schnauzte uns einer der beiden an, ohne »guten Abend« zu sagen oder sonstwie eine Äußerung von sich zu geben, um was es bei der Kontrolle gehe. Er sah auf mich herunter, ein Mann mit Bart, der sicher schon auf die vierzig zuging.
Ich hatte mit der Polizei noch nicht viel zu tun gehabt, war gerade mal 17 Jahre alt, wusste aber bereits, dass man lieber die Klappe hielt, wenn man keinen Ärger bekommen wollte. Wortlos hob ich die Plastiktüte hoch, in der die vier Bierflaschen lagen.
Der Polizist schaute in die Tasche, schob sie dann zu mir zurück. »Alles muss aus den Hosentaschen raus!«, bellte er mich an. »Und auch als der Jacke.«
»Die hat keine Taschen«, beteuerte ich. Meine Jacke war eine Trainingsjacke, die meine Mutter in der Firma, in der sie putzte, aus dem Müll gefischt hatte. Nach zweimal Waschen war sie »wie neu« gewesen, und seither trug ich sie gern. Niemand außer mir hatte so ein abgeschabtes und billiges Ding an; das war weder schick noch »cool«, wie das neue Modewort der Popper lautete.
Der Polizist packte mich an den Schultern und schüttelte mich. Die Flaschen in der Plastiktüten schlugen laut gegeneinander. »Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt«, schnauzte er. »Mach die Taschen auf!«
Sein Kollege hatte mittlerweile Fonz befragt und kurzerhand mit den behandschuhten Händen in dessen Jacken- und Hosentaschen gegriffen. Triumphierend hob er eine kleine Pfeife in die Luft. »Ich wusste es doch«, jubelte er. »Zwei kleine Kiffer.«
»Und auch noch kleine Rebellen.« Der Polizist neben mir stieß mit dem Zeigefinger gegen das Anarchy-Zeichen, das ich mir mit Edding auf die Jacke gemalt hatte. »Kiffer und Rebellen. Und das in unserer schönen Stadt.«
Bei mir gab es nichts zu holen, bei Fonz nur eine Pfeife, in der sie keine Spur von Haschisch oder Marihuana würden, egal, wie sehr sie das Ding auskratzen würden. Sie schrieben sich unsere Namen und Adressen auf, sie beschimpften uns noch ein bisschen als »Penner« und »Halbstarke«, sie beschlagnahmten die kleine Pfeife, dann ließen sie uns laufen.
Fonz und ich blieben zurück, die Bierflaschen in der Plastiktüte waren uns immerhin geblieben. Wir waren wütend und frustriert, wir hatten gleichzeitig ein wenig Angst. Ich ahnte, dass das mit mir und der Polizei nicht unbedingt ein gutes Ende nehmen würde.
In der Nähe des Stadtbahnhofs hielten sie uns an. Vielleicht hatten sie uns aufgelauert, vielleicht waren sie auf Streife. Die zwei Polizisten bauten sich vor uns auf, beide kräftig, beide groß, beide breit. Vor allem für zwei »Halbstarke«, wie es Fonz und ich waren.
Wir hatten je zwei Flaschen Bier gekauft, die wir in einer Tragtasche transportierten. An den Bahngleisen wollten wir sie in aller Ruhe trinken, bevor wir zur »JuZ-Disco« ins Jugendzentrum gingen. Aber das sahen die Polizisten wohl anders.
»Taschenkontrolle«, schnauzte uns einer der beiden an, ohne »guten Abend« zu sagen oder sonstwie eine Äußerung von sich zu geben, um was es bei der Kontrolle gehe. Er sah auf mich herunter, ein Mann mit Bart, der sicher schon auf die vierzig zuging.
Ich hatte mit der Polizei noch nicht viel zu tun gehabt, war gerade mal 17 Jahre alt, wusste aber bereits, dass man lieber die Klappe hielt, wenn man keinen Ärger bekommen wollte. Wortlos hob ich die Plastiktüte hoch, in der die vier Bierflaschen lagen.
Der Polizist schaute in die Tasche, schob sie dann zu mir zurück. »Alles muss aus den Hosentaschen raus!«, bellte er mich an. »Und auch als der Jacke.«
»Die hat keine Taschen«, beteuerte ich. Meine Jacke war eine Trainingsjacke, die meine Mutter in der Firma, in der sie putzte, aus dem Müll gefischt hatte. Nach zweimal Waschen war sie »wie neu« gewesen, und seither trug ich sie gern. Niemand außer mir hatte so ein abgeschabtes und billiges Ding an; das war weder schick noch »cool«, wie das neue Modewort der Popper lautete.
Der Polizist packte mich an den Schultern und schüttelte mich. Die Flaschen in der Plastiktüten schlugen laut gegeneinander. »Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt«, schnauzte er. »Mach die Taschen auf!«
Sein Kollege hatte mittlerweile Fonz befragt und kurzerhand mit den behandschuhten Händen in dessen Jacken- und Hosentaschen gegriffen. Triumphierend hob er eine kleine Pfeife in die Luft. »Ich wusste es doch«, jubelte er. »Zwei kleine Kiffer.«
»Und auch noch kleine Rebellen.« Der Polizist neben mir stieß mit dem Zeigefinger gegen das Anarchy-Zeichen, das ich mir mit Edding auf die Jacke gemalt hatte. »Kiffer und Rebellen. Und das in unserer schönen Stadt.«
Bei mir gab es nichts zu holen, bei Fonz nur eine Pfeife, in der sie keine Spur von Haschisch oder Marihuana würden, egal, wie sehr sie das Ding auskratzen würden. Sie schrieben sich unsere Namen und Adressen auf, sie beschimpften uns noch ein bisschen als »Penner« und »Halbstarke«, sie beschlagnahmten die kleine Pfeife, dann ließen sie uns laufen.
Fonz und ich blieben zurück, die Bierflaschen in der Plastiktüte waren uns immerhin geblieben. Wir waren wütend und frustriert, wir hatten gleichzeitig ein wenig Angst. Ich ahnte, dass das mit mir und der Polizei nicht unbedingt ein gutes Ende nehmen würde.
18 November 2019
Mitreißende Gangster-Biografie
Zu den Autoren, die ich vor allem durch die Verfilmungen ihrer Romane kenne, zählt Dennis Lehane. »The Drop« oder »Shutter Island« fallen mir als erste ein, aber es gibt noch eine Reihe mehr.
Der Autor spezialisierte sich auf Krimis, die man auch als Gangster-Romane bezeichnen könnte, weil sie meist aus der Sicht der Unterwelt erzählt werden, nicht aus der Sicht der Polizei oder eines privaten Ermittlers. Ich las dieser Tage endlich »In der Nacht«, der bei Diogenes als Taschenbuch erschienen ist.
Hauptfigur des Romans, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt, ist Joe Coughlin, ein Krimineller in der Stadt Boston. Der Roman erzählt einen Teil seines Lebens – es gibt auch eine direkte Fortsetzung, aber man kann den Band völlig losgelöst lesen. Joes Vater ist Polizist, aber trotzdem entscheidet sich der Sohn dafür, in die kriminelle Szene abzurutschen. Das macht er völlig bewusst, und er genießt das Spiel mit der Gefahr.
Als Gangster wird Joe immer einflussreicher; er landet zeitweise im Gefängnis, bevor er als Abgesandter der Mafia nach Florida geschickt wird. Dort sorgt er während der Prohibition dafür, dass der Schmuggel mit Rum von Kuba aus gelingt. Der ständige Kampf mit Konkurrenten innerhalb und außerhalb der Organisation gehört ständig dazu; dabei bleibt Joe aber ein »Gangster mit Herz«, der sich mancher Brutalität verschließt.
Der Autor schildert glaubhaft den Aufstieg eines Kriminellen an die Spitze einer Organisation. Er zeigt, wie Mafia-Clans funktionieren und welche Regeln gelten, und er macht klar, dass es auch schon in der »guten alten Zeit« galt, das organisierte Verbrechen möglichst eng mit der bürgerlichen Welt zu verknüpfen.
Seine Hauptfigur finde ich glaubhaft, wenngleich sie mir manchmal als »zu gut« erscheint. Joe entwickelt sich über den Zeitraum von mehreren Jahren hinweg, und die Gesellschaft rings um ihn bleibt in dieser Zeit natürlich nicht gleich. Klar – das ist keine Dokumentation, sondern ein Roman, und ich fand ihn packend und mitreißend.
»In der Nacht« ist kein Action-Thriller, sondern ein Entwicklungsroman. Manche Passagen lesen sich langsam, aber ich empfand sie trotzdem als spannend. Gerade weil nicht so viel passiert – weil ja eine Organisation nicht über Nacht aufgebaut werden kann –, entsteht ein faszinierendes Szenario, das ich sehr fesselnd fand.
Sicher liegt der Vergleich zu »Der Pate« nahe, beides Mal geht es um das organisierte Verbrechen. Während »Der Pate« aber auch versucht, die gesamte Gesellschaft zu präsentieren, konzentriert sich Lehane in seinem Roman auf den einen Kriminellen, den er ausgiebig porträtiert. Man muss sich darauf einlassen, dann hat man eine faszinierende Geschichte vor sich.
Der Autor spezialisierte sich auf Krimis, die man auch als Gangster-Romane bezeichnen könnte, weil sie meist aus der Sicht der Unterwelt erzählt werden, nicht aus der Sicht der Polizei oder eines privaten Ermittlers. Ich las dieser Tage endlich »In der Nacht«, der bei Diogenes als Taschenbuch erschienen ist.
Hauptfigur des Romans, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt, ist Joe Coughlin, ein Krimineller in der Stadt Boston. Der Roman erzählt einen Teil seines Lebens – es gibt auch eine direkte Fortsetzung, aber man kann den Band völlig losgelöst lesen. Joes Vater ist Polizist, aber trotzdem entscheidet sich der Sohn dafür, in die kriminelle Szene abzurutschen. Das macht er völlig bewusst, und er genießt das Spiel mit der Gefahr.
Als Gangster wird Joe immer einflussreicher; er landet zeitweise im Gefängnis, bevor er als Abgesandter der Mafia nach Florida geschickt wird. Dort sorgt er während der Prohibition dafür, dass der Schmuggel mit Rum von Kuba aus gelingt. Der ständige Kampf mit Konkurrenten innerhalb und außerhalb der Organisation gehört ständig dazu; dabei bleibt Joe aber ein »Gangster mit Herz«, der sich mancher Brutalität verschließt.
Der Autor schildert glaubhaft den Aufstieg eines Kriminellen an die Spitze einer Organisation. Er zeigt, wie Mafia-Clans funktionieren und welche Regeln gelten, und er macht klar, dass es auch schon in der »guten alten Zeit« galt, das organisierte Verbrechen möglichst eng mit der bürgerlichen Welt zu verknüpfen.
Seine Hauptfigur finde ich glaubhaft, wenngleich sie mir manchmal als »zu gut« erscheint. Joe entwickelt sich über den Zeitraum von mehreren Jahren hinweg, und die Gesellschaft rings um ihn bleibt in dieser Zeit natürlich nicht gleich. Klar – das ist keine Dokumentation, sondern ein Roman, und ich fand ihn packend und mitreißend.
»In der Nacht« ist kein Action-Thriller, sondern ein Entwicklungsroman. Manche Passagen lesen sich langsam, aber ich empfand sie trotzdem als spannend. Gerade weil nicht so viel passiert – weil ja eine Organisation nicht über Nacht aufgebaut werden kann –, entsteht ein faszinierendes Szenario, das ich sehr fesselnd fand.
Sicher liegt der Vergleich zu »Der Pate« nahe, beides Mal geht es um das organisierte Verbrechen. Während »Der Pate« aber auch versucht, die gesamte Gesellschaft zu präsentieren, konzentriert sich Lehane in seinem Roman auf den einen Kriminellen, den er ausgiebig porträtiert. Man muss sich darauf einlassen, dann hat man eine faszinierende Geschichte vor sich.
17 November 2019
Drei Bands zwischen Krach und Emotion
Ich weiß nicht, wie oft ich EA 80 im Verlauf der vergangenen 35 Jahre gesehen habe. Ein Dutzend Mal sicher – und es war jedes Mal nicht sicher, ob das Konzert genial oder schlecht werden würde. Um es vorwegzunehmen: Am Samstag, 16. November 2019, war es echt großartig.
Durch kaltes und feuchtes Wetter radelte ich zum »P 8« in der Nordstadt von Karlsruhe. Schnell stellte sich heraus, dass ich wieder auf einer Art Familienfeier gelandet war. Von rund 200 Anwesenden kannte ich gut die Hälfte von früher her; es tauchten Leute auf, die ich seit einem Dutzend Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Weil bereits die Cuntroaches aus Berlin spielten, schnappte ich mir ein Bier und stellte mich in die vorderen Reihen. Die zwei Frauen und ein Mann entfesselten einen infernalischen Lärm auf der Bühne, warfen Müll ins Publikum, ließen ein Feedback-Gewitter auf uns los, dass es eine wahre Freude war.
Die Sängerin brüllte verzerrte Texte ins Mikro, ich verstand nichts – aber das war ja auch nicht Sinn der Sache. Jeden Tag wollte ich mir das nicht anhören; an diesem Abend fand ich es ziemlich klasse. (Das Bild zeigt die zwei Frauen der Band; der Basser stand im Dunkeln.)
Danach spielten die Klotzs. Das ist eine Band, von der ich mehrere Platten habe, die ich gut finde, die ich aber nie live sehen konnte. Entsprechend neugierig war ich dann doch. Sagen wir es so: Ich verschwatzte den Auftritt nahezu komplett, was sicher unfair gegenüber der Band ist. Aber so richtig packte sie mich halt nicht.
Dafür sorgten EA 80 für enormen Auftrieb. Die Band ist älter geworden; die Haare werden weniger und grauer, man ist nicht mehr so schlank. Aber der Sound war druckvoll, die Emotionen wirkten nicht nur gespielt, die Ansagen kompakt und klar. Die Band hat im Prinzip den Emopunk erfunden und würde sich wohl gegen diesen Begriff wehren – an diesem Abend zeigten die alten Herren, dass sie es verdammt noch mal drauf haben. Großen Respekt!
Es wurde übrigens sehr brav gehüpft zum Sound von EA 80. Trotzdem fühlten sich einige Leute dadurch gestört. Manche haben offenbar übersehen, dass EA 80 halt doch eine Punkrock-Band ist und keine Musik zum gepflegten Weißwein.
Ich blieb nach dem Konzert noch eine Weile im »P 8«, trank zu viel Bier und machte mich gegen halb drei Uhr langsam auf den Heimweg. Im Kopf hatte ich die starken Bilder und die laute Musik eines gelungenen Abends, da konnte mir die feuchte Kälte in der Nord- und Weststadt von Karlsruhe nichts anhaben.
Durch kaltes und feuchtes Wetter radelte ich zum »P 8« in der Nordstadt von Karlsruhe. Schnell stellte sich heraus, dass ich wieder auf einer Art Familienfeier gelandet war. Von rund 200 Anwesenden kannte ich gut die Hälfte von früher her; es tauchten Leute auf, die ich seit einem Dutzend Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Weil bereits die Cuntroaches aus Berlin spielten, schnappte ich mir ein Bier und stellte mich in die vorderen Reihen. Die zwei Frauen und ein Mann entfesselten einen infernalischen Lärm auf der Bühne, warfen Müll ins Publikum, ließen ein Feedback-Gewitter auf uns los, dass es eine wahre Freude war.
Die Sängerin brüllte verzerrte Texte ins Mikro, ich verstand nichts – aber das war ja auch nicht Sinn der Sache. Jeden Tag wollte ich mir das nicht anhören; an diesem Abend fand ich es ziemlich klasse. (Das Bild zeigt die zwei Frauen der Band; der Basser stand im Dunkeln.)
Danach spielten die Klotzs. Das ist eine Band, von der ich mehrere Platten habe, die ich gut finde, die ich aber nie live sehen konnte. Entsprechend neugierig war ich dann doch. Sagen wir es so: Ich verschwatzte den Auftritt nahezu komplett, was sicher unfair gegenüber der Band ist. Aber so richtig packte sie mich halt nicht.
Dafür sorgten EA 80 für enormen Auftrieb. Die Band ist älter geworden; die Haare werden weniger und grauer, man ist nicht mehr so schlank. Aber der Sound war druckvoll, die Emotionen wirkten nicht nur gespielt, die Ansagen kompakt und klar. Die Band hat im Prinzip den Emopunk erfunden und würde sich wohl gegen diesen Begriff wehren – an diesem Abend zeigten die alten Herren, dass sie es verdammt noch mal drauf haben. Großen Respekt!
Es wurde übrigens sehr brav gehüpft zum Sound von EA 80. Trotzdem fühlten sich einige Leute dadurch gestört. Manche haben offenbar übersehen, dass EA 80 halt doch eine Punkrock-Band ist und keine Musik zum gepflegten Weißwein.
Ich blieb nach dem Konzert noch eine Weile im »P 8«, trank zu viel Bier und machte mich gegen halb drei Uhr langsam auf den Heimweg. Im Kopf hatte ich die starken Bilder und die laute Musik eines gelungenen Abends, da konnte mir die feuchte Kälte in der Nord- und Weststadt von Karlsruhe nichts anhaben.
16 November 2019
Ich und die hässlichen Fünf
Am Freitag war wieder der bundesweite Vorlesetag. Und wieder einmal machte ich mit. Ich fand mich am frühen Morgen in einer Schule in Ettlingen ein, hatte einen Haufen von Erstklässlern beiderlei Geschlechts und unterschiedlicher Herkunft vor mir und gab mir echt Mühe.
Mit dabei hatte ich das Buch »Die hässlichen Fünf«. In diesem geht es um Tiere, die als hässlich gelten – die Hyäne etwa –, die darunter leiden, dass sie hässlich sind, die dann aber feststellen, dass sie auch ihre eigene Schönheit haben.
Davor erzählte ich den Kindern ein wenig von Afrika, zeigte eine Maske aus Malawi und zwei Passepartout-Masken aus Kamerun, einen Dolch aus Niger und eine Stoffarbeit aus Ghana. Die Länder vergaßen die Kinder sicher schnell, von den Dingen waren sie aber beeindruckt.
Die Geschichte mit den »hässlichen Fünf« kam auch gut an. Ich las die Texte, ich zeigte die Bilder, ich sang sogar ein bisschen – ich bin ein schrecklicher Sänger, aber das passte hier. Die Kinder waren fasziniert, sie hörten angespannt zu, sie sangen bei »Wir sind so hässlich« auch immer ein wenig mit.
Danach beantwortete ich Fragen, und dann war die Schulstunde vorüber. Ich war tatsächlich ein wenig verschwitzt und angespannt – das war ein durchaus anspruchsvolles Publikum. Aber schön war es auch!
Mit dabei hatte ich das Buch »Die hässlichen Fünf«. In diesem geht es um Tiere, die als hässlich gelten – die Hyäne etwa –, die darunter leiden, dass sie hässlich sind, die dann aber feststellen, dass sie auch ihre eigene Schönheit haben.
Davor erzählte ich den Kindern ein wenig von Afrika, zeigte eine Maske aus Malawi und zwei Passepartout-Masken aus Kamerun, einen Dolch aus Niger und eine Stoffarbeit aus Ghana. Die Länder vergaßen die Kinder sicher schnell, von den Dingen waren sie aber beeindruckt.
Die Geschichte mit den »hässlichen Fünf« kam auch gut an. Ich las die Texte, ich zeigte die Bilder, ich sang sogar ein bisschen – ich bin ein schrecklicher Sänger, aber das passte hier. Die Kinder waren fasziniert, sie hörten angespannt zu, sie sangen bei »Wir sind so hässlich« auch immer ein wenig mit.
Danach beantwortete ich Fragen, und dann war die Schulstunde vorüber. Ich war tatsächlich ein wenig verschwitzt und angespannt – das war ein durchaus anspruchsvolles Publikum. Aber schön war es auch!
15 November 2019
Zu den Spermbirds gehüpft
»Der Lee hat ja jetzt eine Brille«, sagte ein Mann hinter mir. Er hatte graue Haare und eine sehr hohe Stirn, und er trug eine Brille.
Ich drehte mich zu ihm um und grinste. Wir kannten uns seit gut dreißig Jahren vom Sehen, seinen Namen wusste ich nicht. Ich tippte gegen meine eigene Brille. »Wir sind alles alte Säcke mit Brillen.«
Und so war's tatsächlich an diesem Donnerstagabend, 14. November 2019. In der »Alten Hackerei«, Karlsruhes gepflegter Punkrock-Bar, spielten die Spermbirds auf, und die Bude war brechend voll. Gut 200 Leute drängten sich in der Kneipe, von Anfang an herrschte starke Stimmung.
Ich hatte die Vorgruppen verpasst, weil ich damit beschäftigt gewesen war, Leute zu begrüßen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Man kannte sich aus irgendwelchen Jugendhäusern und Autonomen Zentren der 80er-Jahre – es fühlte sich an wie ein Familienfest. Erfreulicherweise tummelten sich zwischen den vielen Leuten der Ü-45-Generation auch einige jüngere Leute.
Kaum standen die Spermbirds auf der Bühne, kam schon Bewegung ins Publikum. Die Band ist live immer noch eine Wucht, daran hat sich seit 1986 – als ich sie zum ersten Mal sah – nichts geändert. Die Stücke sind druckvoll, sie werden mit viel Energie ins Publikum gefeuert.
Anfangs spielte die Band einige Stücke von der aktuellen Platte – die sind gut, aber noch nicht so bekannt. Bei den alten Hits kam natürlich mehr Bewegung in den Saal, es wurde gehüpft und gesprungen, Stagediver gab's auch einige.
Ich konnte irgendwann nicht mehr an mich halten, nachdem ich eh schon die ganze Zeit auf meinem Stehplatz gezappelt hatte. Hüpfenderweise bewegte ich mich ein wenig durch den sehr fröhlichen Pogo-Mob, am Ende war ich nassgeschwitzt und hatte ein breites Grinsen wie festgetackert im Gesicht. Ich fand's großartig, wieder einmal!
Ich drehte mich zu ihm um und grinste. Wir kannten uns seit gut dreißig Jahren vom Sehen, seinen Namen wusste ich nicht. Ich tippte gegen meine eigene Brille. »Wir sind alles alte Säcke mit Brillen.«
Und so war's tatsächlich an diesem Donnerstagabend, 14. November 2019. In der »Alten Hackerei«, Karlsruhes gepflegter Punkrock-Bar, spielten die Spermbirds auf, und die Bude war brechend voll. Gut 200 Leute drängten sich in der Kneipe, von Anfang an herrschte starke Stimmung.
Ich hatte die Vorgruppen verpasst, weil ich damit beschäftigt gewesen war, Leute zu begrüßen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Man kannte sich aus irgendwelchen Jugendhäusern und Autonomen Zentren der 80er-Jahre – es fühlte sich an wie ein Familienfest. Erfreulicherweise tummelten sich zwischen den vielen Leuten der Ü-45-Generation auch einige jüngere Leute.
Kaum standen die Spermbirds auf der Bühne, kam schon Bewegung ins Publikum. Die Band ist live immer noch eine Wucht, daran hat sich seit 1986 – als ich sie zum ersten Mal sah – nichts geändert. Die Stücke sind druckvoll, sie werden mit viel Energie ins Publikum gefeuert.
Anfangs spielte die Band einige Stücke von der aktuellen Platte – die sind gut, aber noch nicht so bekannt. Bei den alten Hits kam natürlich mehr Bewegung in den Saal, es wurde gehüpft und gesprungen, Stagediver gab's auch einige.
Ich konnte irgendwann nicht mehr an mich halten, nachdem ich eh schon die ganze Zeit auf meinem Stehplatz gezappelt hatte. Hüpfenderweise bewegte ich mich ein wenig durch den sehr fröhlichen Pogo-Mob, am Ende war ich nassgeschwitzt und hatte ein breites Grinsen wie festgetackert im Gesicht. Ich fand's großartig, wieder einmal!
14 November 2019
Mein erstes Sparbuch
Es muss eine seltsame Zeit gewesen sein, damals in den frühen 60er-Jahren. Als ich geboren wurde, war der Zweite Weltkrieg gerade einmal 18 Jahre her. Alle Erwachsenen hatten den Krieg mitgemacht: Die Männer waren an der Front und in der Gefangenschaft gewesen, die Frauen hatten Bombenangriffe und Hungersnot überstanden. Und in den frühen 60er-Jahren versuchte man eben, sein bürgerliches Leben so gut wie möglich zu führen …
Dazu zählte eben auch, dass man einem Neugeborenen nach der Geburt ein Sparbuch anlegte. Meine Eltern taten dies für mich im Jahr 1964, ich war noch keine drei Jahre alt. Natürlich legten sie das Sparbuch bei der Genossenschaftsbank Dietersweiler an – unser Dorf hatte eine eigene Bank, die sich allerdings später der Volksbank anschloss.
Die handschriftlichen Einträge des Bankbeamten – man sprach von »Beamten«, sie waren aber sicher keine – sind tatsächlich so gehalten, dass man sie im 21. Jahrhundert kaum noch lesen kann. Geprägt war das noch von der Sütterlinschrift, die von den »Alten« problemlos zu lesen war und häufig benutzt wurde. Spätere Einträge sind in »normaler« Schrift gehalten.
Meine Eltern legten zehn Mark für mich an, regelmäßig gab es kleine Geschenkspareinlagen der Bank und ebenso kleine Zinsgutschriften. Und so konnte ich als kleiner Junge dabei zuschauen, wie man winziges Vermögen wuchs … Wenn ich das heute durchblättere, werde ich sehr sentimental.
Dazu zählte eben auch, dass man einem Neugeborenen nach der Geburt ein Sparbuch anlegte. Meine Eltern taten dies für mich im Jahr 1964, ich war noch keine drei Jahre alt. Natürlich legten sie das Sparbuch bei der Genossenschaftsbank Dietersweiler an – unser Dorf hatte eine eigene Bank, die sich allerdings später der Volksbank anschloss.
Die handschriftlichen Einträge des Bankbeamten – man sprach von »Beamten«, sie waren aber sicher keine – sind tatsächlich so gehalten, dass man sie im 21. Jahrhundert kaum noch lesen kann. Geprägt war das noch von der Sütterlinschrift, die von den »Alten« problemlos zu lesen war und häufig benutzt wurde. Spätere Einträge sind in »normaler« Schrift gehalten.
Meine Eltern legten zehn Mark für mich an, regelmäßig gab es kleine Geschenkspareinlagen der Bank und ebenso kleine Zinsgutschriften. Und so konnte ich als kleiner Junge dabei zuschauen, wie man winziges Vermögen wuchs … Wenn ich das heute durchblättere, werde ich sehr sentimental.
13 November 2019
Frau Doktor zum Abschied
Frau Doktor waren eine Ska-Band aus Wiesbaden, die ich im Verlauf der Jahre einige Male gesehen habe; die Jungs vermixten ihren Ska mit einer Prise Punkrock und auch viel Pop. Am 30. Oktober 2010 spielte die Band ihr Abschiedskonzert im Schlachthof in Wiesbaden – eines von mehreren seitdem.
Das famose kleine Label Matula Records brachte zwei Jahre danach eine Platte zu diesem Konzert heraus: eine richtige Single, mit einem Lied pro Seite, das ganze in einem richtig schönen Cover und liebevoll aufgemacht. Jedes Titelbild ist von Hand mit einem Motiv besprüht, das ist also was für Sammler.
Die Stücke der Band sind Live-Versionen, deren Reiz sich – nachvollziehbar – vor allem jenen erschließt, die Frau Doktor irgendwann mal live gesehen haben. Mir hat die Platte gefallen, und auch wenn Singles ein wenig mühselig sind, habe ich sie oft hintereinander angehört. Ein echt gelungenes Gesamtkunstwerk!
Das famose kleine Label Matula Records brachte zwei Jahre danach eine Platte zu diesem Konzert heraus: eine richtige Single, mit einem Lied pro Seite, das ganze in einem richtig schönen Cover und liebevoll aufgemacht. Jedes Titelbild ist von Hand mit einem Motiv besprüht, das ist also was für Sammler.
Die Stücke der Band sind Live-Versionen, deren Reiz sich – nachvollziehbar – vor allem jenen erschließt, die Frau Doktor irgendwann mal live gesehen haben. Mir hat die Platte gefallen, und auch wenn Singles ein wenig mühselig sind, habe ich sie oft hintereinander angehört. Ein echt gelungenes Gesamtkunstwerk!
30 Jahre Mauerfall im Programm
Der Hirnkost-Verlag ist mir sehr sympathisch. Das liegt nicht nur daran, dass in diesem Verlag meine Punk-Romane erschienen sind oder dort zuletzt die Koproduktion zwischen Volker Langenbein (als Autor) und mir (als Bearbeiter) veröffentlicht worden ist. Der Hirnkost-Verlag publiziert immer wieder Bücher, die aus dem Rahmen fallen, die ich aber für sehr lesenswert halte.
Einen Teil des Programms präsentiert er jetzt in einem Sonderprospekt. Unter dem Titel »30 Jahre Mauerfall« werden Erfahrungen von Jugendkulturen mit der DDR zusammengefasst, aber auch Bücher, die sich mit der Zeit danach beschäftigen. So steht »Untergrund war Strategie« – die Biografie des Punkrockers Geralf Prochop – gleichberechtigt neben dem brandneuen Sachbuch »Wendejugend«, das Interviews zu heutigen Jugendlichen präsentiert.
Schön finde ich, dass sogar ein Klassiker aufgeführt wird. »Horror oder Heimat« ist gut zwanzig Jahre alt; das Buch skizzierte Jugendliche in Berlin-Hellersdorf, und ich las es damals mit viel Interesse. Spannend ist auch ein Buch wie »Der Amoklauf von Erfurt«, der auch schon 17 Jahre her ist. Insgesamt eine gelungene Zusammenstellung, die ich sehr begrüße.
Wer sich fürdie kleine Infobroschüre interessiert, kann sie auf der Internet-Seite des Verlages herunterladen. Dort wurde eine Sonderseite zum Thema eingerichtet.
Einen Teil des Programms präsentiert er jetzt in einem Sonderprospekt. Unter dem Titel »30 Jahre Mauerfall« werden Erfahrungen von Jugendkulturen mit der DDR zusammengefasst, aber auch Bücher, die sich mit der Zeit danach beschäftigen. So steht »Untergrund war Strategie« – die Biografie des Punkrockers Geralf Prochop – gleichberechtigt neben dem brandneuen Sachbuch »Wendejugend«, das Interviews zu heutigen Jugendlichen präsentiert.
Schön finde ich, dass sogar ein Klassiker aufgeführt wird. »Horror oder Heimat« ist gut zwanzig Jahre alt; das Buch skizzierte Jugendliche in Berlin-Hellersdorf, und ich las es damals mit viel Interesse. Spannend ist auch ein Buch wie »Der Amoklauf von Erfurt«, der auch schon 17 Jahre her ist. Insgesamt eine gelungene Zusammenstellung, die ich sehr begrüße.
Wer sich fürdie kleine Infobroschüre interessiert, kann sie auf der Internet-Seite des Verlages herunterladen. Dort wurde eine Sonderseite zum Thema eingerichtet.
12 November 2019
Das »SAF« lohnt sich
Um es gleich loszuwerden: Bequem sitzt man im »SAF« nicht immer. Die Stühle und Tische sind originell zusammengestellt. Wer das Pech hat, an einem Tisch zu sitzen, der nicht ganz seinen eigenen Körpermaßen entspricht, muss sich gelegentlich verbiegen. Aber sobald das Essen auf dem Tisch steht, vergehen alle Beschwerden von selbst.
Das »SAF«, das sich im Untertitel mit »Antipasti e vino« betitelt, ist ein Restaurant in der Südweststadt von Karlsruhe – nicht weit entfernt vom Ettlinger Tor. Der ungewöhnliche Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Inhaber zusammen, die einen sehr schönen und auch gastlichen Ort geschaffen haben.
Von außen sieht man das übrigens kaum: Das Restaurant ist im Erdgeschoss eines ganz normalen Mehrfamilienhauses untergebracht.
Man könnte es sich einfach machen und sagen, es ist ein italienisches Restaurant, das über dem Niveau einer normalen Pizzeria steht. Doch das würde dem »SAF« nicht gerecht werden. Wo sonst in Karlsruhe kann man so leckere Tajine essen? Wo gibt es manchmal ausgefallene italienische Speisen, die weit über das Übliche hinausgehen?
Ich mag das »SAF«, weil ich dort immer wieder überrascht worden bin. Man muss eigentlich reservieren – und das mehrere Tage im Voraus –, aber man kann auch einfach vorbeigehen und Glück haben. So geschah es mir auch schon. Und ich ging jedes Mal mit einem freudigen Lächeln hinaus …
Das »SAF«, das sich im Untertitel mit »Antipasti e vino« betitelt, ist ein Restaurant in der Südweststadt von Karlsruhe – nicht weit entfernt vom Ettlinger Tor. Der ungewöhnliche Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Inhaber zusammen, die einen sehr schönen und auch gastlichen Ort geschaffen haben.
Von außen sieht man das übrigens kaum: Das Restaurant ist im Erdgeschoss eines ganz normalen Mehrfamilienhauses untergebracht.
Man könnte es sich einfach machen und sagen, es ist ein italienisches Restaurant, das über dem Niveau einer normalen Pizzeria steht. Doch das würde dem »SAF« nicht gerecht werden. Wo sonst in Karlsruhe kann man so leckere Tajine essen? Wo gibt es manchmal ausgefallene italienische Speisen, die weit über das Übliche hinausgehen?
Ich mag das »SAF«, weil ich dort immer wieder überrascht worden bin. Man muss eigentlich reservieren – und das mehrere Tage im Voraus –, aber man kann auch einfach vorbeigehen und Glück haben. So geschah es mir auch schon. Und ich ging jedes Mal mit einem freudigen Lächeln hinaus …
Rasante Action mit James Bond
Den britischen Schriftsteller Anthony Horowitz schätze ich seit Jahren; ich mochte seine »Sherlock Holmes«-Adaptionen und las auch einige eigenständige Romane von ihm. Dass er sich mit »Trigger Mortis – der Finger Gottes« an das Universum der Heldenfigur James Bond heranwagte, fand ich spannend; es dauerte aber seine Zeit, bis ich endlich dazu kam, den Roman zu lesen.
Der Roman spielt in den fünfziger Jahre, und er beginnt in Deutschland auf dem Nürburgring. James Bond soll russische Geheimagenten stoppen. Er kommt auf die Spur eines fiesen Koreaners, der seine meisterhaften Intrigen in Deutschland und in den USA spinnt, der reich und gemein und bösartig ist. Und in einer Reihe von sehr knalligen und auch spannenden Action-Szenen gelingt es dem Mann mit der Nummer 007 erneut, eine Bedrohung von der Welt abzuwenden.
Glaubt man den Informationen, basiert dieses Werk auf Material, das noch von Ian Fleming verfasst wurde. Der ursprüngliche Erfinder von James Bond schrieb in den fünfziger Jahre zahlreiche Ideen für eine 007-Fersehserie nieder, aus denen Horowitz sein Konzept auswählte. Sein »Trigger Mortis« entstand mit Erlaubnis der Fleming-Erben, ist also ein offizieller Roman zur Serie. Er zeigt einen recht rabiaten Bond.
Machen wir uns nichts vor: Bond ist ein Killer. Er bekommt Geld dafür, dass er Menschen tötet. Frauen sind für ihn nur Beiwerk, und wenn er jemanden umbringen muss, fragt er nicht nach den Gründen. Entsprechend krass geht er vor. Horowitz beschreibt Bond in einem sehr guten Stil, lässt es aber nicht an brutalen Darstellungen, harter Action und zeitgeschichtlichem Sexismus fehlen. Er versucht nicht, einen politisch korrekten Bond zu schildern, was er sicher leicht hätte machen können, sondern zeigt ihn als harten Agenten in einer Welt des Kalten Krieges. Für Feinheiten und und zu viel Moral war damals offenbar keine Zeit.
Und wer gefoltert wird – was Bond ja auch geschieht –, steht hinterher nicht locker auf, sondern ist körperlich wie geistig stark beschädigt. Es fließt Blut in diesem Roman, es geht brachial zur Sache. Auf mich wirkt das alles stimmig – und spannend finde ich das tatsächlich.
Was ich echt großartig finde: Anthony Horowitz schafft es, die fünfziger Jahre in wunderbarer Form aufleben zu lassen. Die Getränke und das Essen, die Autos und die Gebäude, die Sitten und Gebräuche – es kommt mir alles lebensecht und lebensnah vor. Die Fahrt über den Nürburgring ist packend geschildert, Waffen und Ausrüstungsgegenstände wirken immer extrem nachvollziehbar.
Ein harter Thriller, absolut empfehlenswert!
(Erschienen ist er bei Cross Cult. Die Gestaltung finde ich übrigens auch sehr gelungen. Ich bekomme glatt Lust, mir die gesamte »Bond«-Edition des Verlages zu besorgen ...)
Der Roman spielt in den fünfziger Jahre, und er beginnt in Deutschland auf dem Nürburgring. James Bond soll russische Geheimagenten stoppen. Er kommt auf die Spur eines fiesen Koreaners, der seine meisterhaften Intrigen in Deutschland und in den USA spinnt, der reich und gemein und bösartig ist. Und in einer Reihe von sehr knalligen und auch spannenden Action-Szenen gelingt es dem Mann mit der Nummer 007 erneut, eine Bedrohung von der Welt abzuwenden.
Glaubt man den Informationen, basiert dieses Werk auf Material, das noch von Ian Fleming verfasst wurde. Der ursprüngliche Erfinder von James Bond schrieb in den fünfziger Jahre zahlreiche Ideen für eine 007-Fersehserie nieder, aus denen Horowitz sein Konzept auswählte. Sein »Trigger Mortis« entstand mit Erlaubnis der Fleming-Erben, ist also ein offizieller Roman zur Serie. Er zeigt einen recht rabiaten Bond.
Machen wir uns nichts vor: Bond ist ein Killer. Er bekommt Geld dafür, dass er Menschen tötet. Frauen sind für ihn nur Beiwerk, und wenn er jemanden umbringen muss, fragt er nicht nach den Gründen. Entsprechend krass geht er vor. Horowitz beschreibt Bond in einem sehr guten Stil, lässt es aber nicht an brutalen Darstellungen, harter Action und zeitgeschichtlichem Sexismus fehlen. Er versucht nicht, einen politisch korrekten Bond zu schildern, was er sicher leicht hätte machen können, sondern zeigt ihn als harten Agenten in einer Welt des Kalten Krieges. Für Feinheiten und und zu viel Moral war damals offenbar keine Zeit.
Und wer gefoltert wird – was Bond ja auch geschieht –, steht hinterher nicht locker auf, sondern ist körperlich wie geistig stark beschädigt. Es fließt Blut in diesem Roman, es geht brachial zur Sache. Auf mich wirkt das alles stimmig – und spannend finde ich das tatsächlich.
Was ich echt großartig finde: Anthony Horowitz schafft es, die fünfziger Jahre in wunderbarer Form aufleben zu lassen. Die Getränke und das Essen, die Autos und die Gebäude, die Sitten und Gebräuche – es kommt mir alles lebensecht und lebensnah vor. Die Fahrt über den Nürburgring ist packend geschildert, Waffen und Ausrüstungsgegenstände wirken immer extrem nachvollziehbar.
Ein harter Thriller, absolut empfehlenswert!
(Erschienen ist er bei Cross Cult. Die Gestaltung finde ich übrigens auch sehr gelungen. Ich bekomme glatt Lust, mir die gesamte »Bond«-Edition des Verlages zu besorgen ...)
11 November 2019
Der Nikolaus und seine Wünsche
Markus Heitz hat mich nachhaltig verstört. Ich hab am Wochenende endlich seine Kurzgeschichte »Der Nikolaus macht Wünsche wahr« gelesen, die im Leseproben-Taschenbuch des Knaur-Verlags veröffentlicht worden ist. Es handelt sich um einen Auszug aus dem Kurzgeschichtenband »Der Tannenbaum des Todes«, der bereits erschienen ist.
»Es gibt den Nikolaus. Wirklich.« So geht diese Geschichte los. Als hätten wir daran jemals gezweifelt!
Was danach geschieht, ist echt »schwarzhumorig« und sehr schön geschrieben. Der Meister der dickleibigen und vor allem erfolgreichen Fantasy-Romane beherrscht offenbar auch die Kurzform. Ich denke, dieses Lesebuch für die Wintertage muss auf meinen Lesestapel ...
»Es gibt den Nikolaus. Wirklich.« So geht diese Geschichte los. Als hätten wir daran jemals gezweifelt!
Was danach geschieht, ist echt »schwarzhumorig« und sehr schön geschrieben. Der Meister der dickleibigen und vor allem erfolgreichen Fantasy-Romane beherrscht offenbar auch die Kurzform. Ich denke, dieses Lesebuch für die Wintertage muss auf meinen Lesestapel ...
Toll erzählter, recht brutaler Superhelden-Comic
Wenn ein Autor, den ich schätze, und ein Comic-Künstler, dessen Arbeit ich ebenfalls mag, an einem Comic-Thema zusammenarbeiten, das ich faszinierend finde, sollte das Ergebnis doch überzeugen. Mir fällt es allerdings nicht leicht, für den »Moon Knight«-Klopper mit dem Titel »Wächter der Nacht«, den es in deutscher Sprache seit 2017 gibt, eine eindeutige Empfehlung abzugeben.
Ich mag den Autor Charlie Huston sehr. Seine Trilogie um den »Prügelnkaben« Hank Thompson hat mich vor vielen Jahren begeistert – selten wurde eine packende Krimi-Geschichte mit einem derart harten und bösen Humor so perfekt präsentiert. Auch die Romane um den Vampir Joe Pitt, der sich durch ein absolut dreckiges New York zu kämpfen hat, fand ich großartig. (Wobei mir eben einfällt, dass ich nicht alle davon gelesen habe. Mist, die liegen in einem Lesestapel!)
Der Mann nahm sich den Comic-Helden »Moon Knight« vor, um dieser Figur neues Leben einzuhauchen. Die Geschichten, die in »Wächter der Nacht« veröffentlicht werden, bildeten 2006 den Start zu einer neuen »Moon Knight«-Saga. Er tat sich mit dem Comic-Künstler David Finch zusammen, den ich aus diversen »Batman«-Geschichten bereits kannte.
Die Geschichte wiederum ist nicht einfach. Marc Spector, der eigentliche Held des Comics, ist ein gebrochener Mann. Er zerfließt in Selbstmitleid, kämpft mit seiner Psyche und den Drogen, hängt lethargisch in seinem Sessel und starrt ins Leere. Nichts ist mehr übrig von einem Mann, der als »Moon Knight« das Vebrechen bekämpft und damit im Auftrag eines ägyptischen Gottes gehandelt hat.
Sagen wir es so: Man muss bei dem Comic aufpassen, dass man nicht den Faden verliert. Es gibt die unvermeidlichen Kämpfe mit bösen Schurken und einer merkwürdigen Organisation, über die man nicht viel erfährt, es tauchen Gefahren aus der Vergangenheit auf – und am Ende ist Marc Spector als Moon Knight wieder auf einer Mission. Huston erzählt mit Vor- und Rückblenden, springt in der Handlung und in den Zeiten; das ist nicht unbedingt einfach erzählt.
Die Grafik macht das allerdings jederzeit wett. Die Bilder sind großartig; die Dynamik der einzelnen Szenen verblüfft. David Finch setzt seine Figuren und die Hintergründe mit seinen Zeichnungen stark in Szene, unterstützt von unterschiedlichen Tuschern; auch die Farbgebung ist hervorragend. Gesichter wirken plastisch, Action ist knallig – toll gemacht!
Allerdings ist das Ganze auch ganz schön brutal. Blut spritzt, die Szenen sind manchmal sehr hart. Das passt zwar zur Handlung, die Gewalt ist also kein Selbstzweck, trotzdem ist das alles nichts für sanfte Gemüter. Man muss allerdings klar sagen, dass Moon Knight kein netter Superheld ist – ihm macht die Brutalität geradezu Freude.
Mein Fazit zu »Wächter der Nacht« ist also durchaus gespalten: spannend erzählt, beeindruckend illustriert, unterm Strich sehr brutal. Das muss man mögen.
(Erschienen ist der Comic bei Panini. Ich habe mir die Hardcover-Version gegönnt, weil die im Regal einfach schöner aussieht.)
Ich mag den Autor Charlie Huston sehr. Seine Trilogie um den »Prügelnkaben« Hank Thompson hat mich vor vielen Jahren begeistert – selten wurde eine packende Krimi-Geschichte mit einem derart harten und bösen Humor so perfekt präsentiert. Auch die Romane um den Vampir Joe Pitt, der sich durch ein absolut dreckiges New York zu kämpfen hat, fand ich großartig. (Wobei mir eben einfällt, dass ich nicht alle davon gelesen habe. Mist, die liegen in einem Lesestapel!)
Der Mann nahm sich den Comic-Helden »Moon Knight« vor, um dieser Figur neues Leben einzuhauchen. Die Geschichten, die in »Wächter der Nacht« veröffentlicht werden, bildeten 2006 den Start zu einer neuen »Moon Knight«-Saga. Er tat sich mit dem Comic-Künstler David Finch zusammen, den ich aus diversen »Batman«-Geschichten bereits kannte.
Die Geschichte wiederum ist nicht einfach. Marc Spector, der eigentliche Held des Comics, ist ein gebrochener Mann. Er zerfließt in Selbstmitleid, kämpft mit seiner Psyche und den Drogen, hängt lethargisch in seinem Sessel und starrt ins Leere. Nichts ist mehr übrig von einem Mann, der als »Moon Knight« das Vebrechen bekämpft und damit im Auftrag eines ägyptischen Gottes gehandelt hat.
Sagen wir es so: Man muss bei dem Comic aufpassen, dass man nicht den Faden verliert. Es gibt die unvermeidlichen Kämpfe mit bösen Schurken und einer merkwürdigen Organisation, über die man nicht viel erfährt, es tauchen Gefahren aus der Vergangenheit auf – und am Ende ist Marc Spector als Moon Knight wieder auf einer Mission. Huston erzählt mit Vor- und Rückblenden, springt in der Handlung und in den Zeiten; das ist nicht unbedingt einfach erzählt.
Die Grafik macht das allerdings jederzeit wett. Die Bilder sind großartig; die Dynamik der einzelnen Szenen verblüfft. David Finch setzt seine Figuren und die Hintergründe mit seinen Zeichnungen stark in Szene, unterstützt von unterschiedlichen Tuschern; auch die Farbgebung ist hervorragend. Gesichter wirken plastisch, Action ist knallig – toll gemacht!
Allerdings ist das Ganze auch ganz schön brutal. Blut spritzt, die Szenen sind manchmal sehr hart. Das passt zwar zur Handlung, die Gewalt ist also kein Selbstzweck, trotzdem ist das alles nichts für sanfte Gemüter. Man muss allerdings klar sagen, dass Moon Knight kein netter Superheld ist – ihm macht die Brutalität geradezu Freude.
Mein Fazit zu »Wächter der Nacht« ist also durchaus gespalten: spannend erzählt, beeindruckend illustriert, unterm Strich sehr brutal. Das muss man mögen.
(Erschienen ist der Comic bei Panini. Ich habe mir die Hardcover-Version gegönnt, weil die im Regal einfach schöner aussieht.)
10 November 2019
In Raffles Café
Aus der Serie »Ein Bild und eine Geschichte«
Als ich anfing, im Vorfeld meiner Singapur-Reise ein wenig zu recherchieren, wurde mir schnell klar, dass ich im Raffles Hotel einige Szenen spielen lassen würde. Das Szenario war für den Roman, den ich plante, wie geschaffen. Ich hatte das Hotel bei meinen ersten Besuchen in den späten 90er-Jahren schon bewundert, jetzt wollte ich es mir genauer ansehen.
Wie es sich für einen Touristen gehört, setzte ich mich auch in das Raffles Café – allerdings in den Außenbereich. Ich trank Wasser und Café, ich sah den Leuten zu, und ich machte mir viele Notizen. (Das gesamte Café bildete übrigens nur den Hintergrund für eine einzige Mikro-Szene in meinem Romanprojekt.)
Im Innern des Cafés saß ich nicht, der Außenbereich genügte meinen Ansprüchen. Es ging eine frische Brise, es roch nach Kaffee, das Stimmengewirr um mich herum ertönte in den unterschiedlichsten Sprachen, und ich kam mir vor wie in einem Film, der im Kolonialzeitalter spielte.
Auf Firlefanz wie ausgefallene Cocktails verzichtete ich; das brauchte ich nicht. Ich sammelte meine Eindrücke, die brauchte ich – und so blieb es bei einem einzigen Besuch im »Raffles Café«.
Als ich anfing, im Vorfeld meiner Singapur-Reise ein wenig zu recherchieren, wurde mir schnell klar, dass ich im Raffles Hotel einige Szenen spielen lassen würde. Das Szenario war für den Roman, den ich plante, wie geschaffen. Ich hatte das Hotel bei meinen ersten Besuchen in den späten 90er-Jahren schon bewundert, jetzt wollte ich es mir genauer ansehen.
Wie es sich für einen Touristen gehört, setzte ich mich auch in das Raffles Café – allerdings in den Außenbereich. Ich trank Wasser und Café, ich sah den Leuten zu, und ich machte mir viele Notizen. (Das gesamte Café bildete übrigens nur den Hintergrund für eine einzige Mikro-Szene in meinem Romanprojekt.)
Im Innern des Cafés saß ich nicht, der Außenbereich genügte meinen Ansprüchen. Es ging eine frische Brise, es roch nach Kaffee, das Stimmengewirr um mich herum ertönte in den unterschiedlichsten Sprachen, und ich kam mir vor wie in einem Film, der im Kolonialzeitalter spielte.
Auf Firlefanz wie ausgefallene Cocktails verzichtete ich; das brauchte ich nicht. Ich sammelte meine Eindrücke, die brauchte ich – und so blieb es bei einem einzigen Besuch im »Raffles Café«.
09 November 2019
Einige Worte zur Klarstellung
Als ich 1986 die erste Ausgabe meines Egozines ENPUNKT veröffentlichte, hätte ich mir nicht träumen lassen, welche Folgen das haben würde. Das Egozine beschäftigte sich – das ist der Sinn eines Egozines – mit mir und meiner Weltsicht. Ich schrieb über Science Fiction und Fantasy, über Punkrock und Hardcore, über Comics und Bier, über Politik und Abseitiges.
Das machte ich zwanzig Jahre lang. Zeitweise hatte mein Heft eine Auflage von 700 Exemplaren, zeitweise hatte ich das Gefühl, niemand wolle es mehr lesen. Ich stellte es ein, weil ich keine Lust auf die Verkauferei mehr hatte.
Die zweite Inkarnation begann ab 1995: Ich machte das ENPUNKT-Radio im örtlichen Radiosender Querfunk. Jede Woche saß ich sonntags von 22 bis 23 Uhr im Studio und versuchte, journalistisch einigermaßen korrekt über Punkrock und Hardcore, Oi! und Ska zu berichten. Ab 2005 halfen mir einige Leute, ich machte die Sendung nur noch monatlich. 2017 war damit Schluss; die Freude hatte einfach nachgelassen.
Die dritte Inkarnation war mein Blog. Den ENPUNKT-Blog gibt es seit 2005, anfangs aus einer Laune heraus entstanden. Er ist kein Versuch, journalistisch zu sein, sondern die Fortsetzung meines Egozines.
Die vierte Inkarnation ist dann ENPUNKT bei Twitter. Dieses Medium macht mir immer mehr Spaß, auch wenn es viele Gründe gibt, Twitter abzulehnen. (Die Facebook-Präsenz von ENPUNKT ist nichts anderes als ein Ableger des Blogs. Bei Twitter stehen eigenständige Texte.)
Man muss klar sagen: Es ist immer noch das gleiche. Ich schreibe über Dinge, die mich interessieren, die mich bewegen oder aufregen. Ich freue mich darüber, wenn Leute darauf reagieren. Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Ich muss damit schließlich nicht mein Geld verdienen ...
Das machte ich zwanzig Jahre lang. Zeitweise hatte mein Heft eine Auflage von 700 Exemplaren, zeitweise hatte ich das Gefühl, niemand wolle es mehr lesen. Ich stellte es ein, weil ich keine Lust auf die Verkauferei mehr hatte.
Die zweite Inkarnation begann ab 1995: Ich machte das ENPUNKT-Radio im örtlichen Radiosender Querfunk. Jede Woche saß ich sonntags von 22 bis 23 Uhr im Studio und versuchte, journalistisch einigermaßen korrekt über Punkrock und Hardcore, Oi! und Ska zu berichten. Ab 2005 halfen mir einige Leute, ich machte die Sendung nur noch monatlich. 2017 war damit Schluss; die Freude hatte einfach nachgelassen.
Die dritte Inkarnation war mein Blog. Den ENPUNKT-Blog gibt es seit 2005, anfangs aus einer Laune heraus entstanden. Er ist kein Versuch, journalistisch zu sein, sondern die Fortsetzung meines Egozines.
Die vierte Inkarnation ist dann ENPUNKT bei Twitter. Dieses Medium macht mir immer mehr Spaß, auch wenn es viele Gründe gibt, Twitter abzulehnen. (Die Facebook-Präsenz von ENPUNKT ist nichts anderes als ein Ableger des Blogs. Bei Twitter stehen eigenständige Texte.)
Man muss klar sagen: Es ist immer noch das gleiche. Ich schreibe über Dinge, die mich interessieren, die mich bewegen oder aufregen. Ich freue mich darüber, wenn Leute darauf reagieren. Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Ich muss damit schließlich nicht mein Geld verdienen ...
08 November 2019
Dreißig Jahre ist es her …
In den 80er-Jahren war ich einige Male in der DDR. Ich besuchte nicht nur Ost-Berlin, sondern war auch in »Kalle-Malle«, also Karl-Marx-Stadt oder Chemnitz, und in Leipzig. Diese Reisen haben mir immer klargemacht – ebenso wie die Transitfahrten durch die DDR nach West-Berlin –, dass die DDR kein Land war, dass ich mochte. Ich fand die Zöllner und Polizisten grausig, und die Leute, mit denen ich sprach, lehnten ihren Staat ab, hatten wenig für den sogenannten Sozialismus übrig.
Als sich im Verlauf des Jahres 1989 die politische Situation änderte, verbrachte ich viel Zeit vor dem Fernseher. Mit Freunden und Bekannten verfolgte ich die Nachrichten; ich hatte ja keinen eigenen Fernseher. Ich las Zeitungen und Zeitschriften, ich diskutierte viel. Und ich freute mich sehr darüber, wie sich die Menschen in der DDR ihre Freiheit erkämpften.
Wir sahen, wie die Chinesen auf dem Platz des Himmlischen Friedens die Demokratiebewegung zusammenschossen, und wir befürchteten ähnliche Verhältnisse in der DDR. Dann wieder sahen wir die mutigen Menschen, die friedlich demonstrierten und sich für die Demokratie einsetzten, und wir hofften für sie, dass alles friedlich bleiben würde.
Der plötzliche Mauerfall überraschte mich dennoch. Ich sah die jubelnden Menschen im Fernsehen, und ich sah die Hunderte von DDR-Bürgern, die auf einmal als Neubürger bei uns in der Stadt auftauchten und notdürftig in der Turn- und Festhalle untergebracht wurden. Ich empfand kein besonderes Gefühl von Patriotismus, sondern freute mich darüber, dass die Mauer bald endgültig fallen würde.
Im Dezember kletterte ich selbst über die Mauer, ich klopfte auch den einen oder anderen Stein aus dem Beton; davon ist nichts übrig geblieben. Das aber ist eine andere Geschichte.
Dass sich manche Dinge später anders entwickelten, dass sich in der DDR viele Westler schamlos bereichern konnten und die Wirtschaft der ostdeutschen Länder gnadenlos abgewickelt wurde – das konnte man vor genau dreißig Jahren weder sehen noch ahnen. Der neunte November war ein erster Höhepunkt einer Entwicklung, die sich über Monate zuvor angebahnt hatte und deren weitere Fortsetzung damals kaum jemand ahnen konnte.
Als sich im Verlauf des Jahres 1989 die politische Situation änderte, verbrachte ich viel Zeit vor dem Fernseher. Mit Freunden und Bekannten verfolgte ich die Nachrichten; ich hatte ja keinen eigenen Fernseher. Ich las Zeitungen und Zeitschriften, ich diskutierte viel. Und ich freute mich sehr darüber, wie sich die Menschen in der DDR ihre Freiheit erkämpften.
Wir sahen, wie die Chinesen auf dem Platz des Himmlischen Friedens die Demokratiebewegung zusammenschossen, und wir befürchteten ähnliche Verhältnisse in der DDR. Dann wieder sahen wir die mutigen Menschen, die friedlich demonstrierten und sich für die Demokratie einsetzten, und wir hofften für sie, dass alles friedlich bleiben würde.
Der plötzliche Mauerfall überraschte mich dennoch. Ich sah die jubelnden Menschen im Fernsehen, und ich sah die Hunderte von DDR-Bürgern, die auf einmal als Neubürger bei uns in der Stadt auftauchten und notdürftig in der Turn- und Festhalle untergebracht wurden. Ich empfand kein besonderes Gefühl von Patriotismus, sondern freute mich darüber, dass die Mauer bald endgültig fallen würde.
Im Dezember kletterte ich selbst über die Mauer, ich klopfte auch den einen oder anderen Stein aus dem Beton; davon ist nichts übrig geblieben. Das aber ist eine andere Geschichte.
Dass sich manche Dinge später anders entwickelten, dass sich in der DDR viele Westler schamlos bereichern konnten und die Wirtschaft der ostdeutschen Länder gnadenlos abgewickelt wurde – das konnte man vor genau dreißig Jahren weder sehen noch ahnen. Der neunte November war ein erster Höhepunkt einer Entwicklung, die sich über Monate zuvor angebahnt hatte und deren weitere Fortsetzung damals kaum jemand ahnen konnte.
07 November 2019
Maroua im November
Im November und Dezember 1999 unternahm ich eine Reise durch Kamerun; die mir unglaublich viele neue Eindrücke verschaffte, von denen ich noch heute zehren kann. In der Folge entstanden mehrere Kurzgeschichten, die teilweise in meinem Buch »Das Tier von Garoua« veröffentlicht wurden; die meisten Texte wurden aber nie aufbereitet.
Ich schrieb auch einen Text, der den schönen Titel »Maroua im November« trug und den ich vor Ort in mein Notizbuch kritzelte. Am 2. Juni 2000 tippte ich ihn ab, später wurde er in einer Ausgabe meines Egozines ENPUNKT veröffentlicht.
Ob man das dann als »Gedicht« bezeichnen kann, weiß ich nicht. Aber ich finde ihn tatsächlich immer noch gut. Und deshalb kommt er in diesem Blog erneut zur Geltung.
Maroua im November
Der Ventilator röchelt sein eintöniges Lied
unter dem Boukaroo-Dach aus Ästen und Strohmatten,
dazwischen höre ich das Zirpen der Grillen,
den Lärm der Vögel, das Rascheln der Geckos,
während ab und zu ein Moped vorbeifährt,
draußen auf der staubtrockenen Straße
zwischen Steinwänden, grob und roh,
wo tagsüber jede Bewegung nur langsam abläuft
und abends fast vollends erstirbt – bis auf den Wind.
Männer zünden sich die letzte Zigarette des Abends an,
rote Lichtpunkte in einer Straße ohne Beleuchtung;
nur die Sterne und die wannenförmige Sichel des Mondes
sind manchmal zu sehen, wenn die Bäume raschelnd
Platz schaffen und den Blick nach oben freigeben.
Mag sein, das ist eine Nacht wie jede andere,
aber irgendwie ist sie besonders – für mich.
Ich starre zur Decke, auf den Ventilator,
dessen Flügel vor meinen Augen zum Kreis verschmelzen,
und als ich sie wieder aufschlage,
graut bereits der nächste Morgen.
Ich schrieb auch einen Text, der den schönen Titel »Maroua im November« trug und den ich vor Ort in mein Notizbuch kritzelte. Am 2. Juni 2000 tippte ich ihn ab, später wurde er in einer Ausgabe meines Egozines ENPUNKT veröffentlicht.
Ob man das dann als »Gedicht« bezeichnen kann, weiß ich nicht. Aber ich finde ihn tatsächlich immer noch gut. Und deshalb kommt er in diesem Blog erneut zur Geltung.
Maroua im November
Der Ventilator röchelt sein eintöniges Lied
unter dem Boukaroo-Dach aus Ästen und Strohmatten,
dazwischen höre ich das Zirpen der Grillen,
den Lärm der Vögel, das Rascheln der Geckos,
während ab und zu ein Moped vorbeifährt,
draußen auf der staubtrockenen Straße
zwischen Steinwänden, grob und roh,
wo tagsüber jede Bewegung nur langsam abläuft
und abends fast vollends erstirbt – bis auf den Wind.
Männer zünden sich die letzte Zigarette des Abends an,
rote Lichtpunkte in einer Straße ohne Beleuchtung;
nur die Sterne und die wannenförmige Sichel des Mondes
sind manchmal zu sehen, wenn die Bäume raschelnd
Platz schaffen und den Blick nach oben freigeben.
Mag sein, das ist eine Nacht wie jede andere,
aber irgendwie ist sie besonders – für mich.
Ich starre zur Decke, auf den Ventilator,
dessen Flügel vor meinen Augen zum Kreis verschmelzen,
und als ich sie wieder aufschlage,
graut bereits der nächste Morgen.
06 November 2019
Straßensperre in Tam
Weil ich mich auf dem Campingplatz langweilte und es noch einige Zeit dauern würde, bis wir kochen würden, schnappte ich mir mein Rad. Ich wollte Tamanrasset ein wenig erkunden, nachdem wir einmal mit dem Bus durchgefahren waren und einen kurzen Spaziergang unternommen hatten.
Es war ein heißer Tag im Dezember 1987, und ich wollte die hohen Temperaturen ausnutzen. Kalt wurde es in der Sahara früh genug um diese Jahreszeit.
Vom Campingplatz aus nahm ich die geteerte Straße in die Innenstadt. Tam, wie alle die Stadt nannten, war nicht mehr als ein Nest aus schmutzig-weißen Häusern, die sich an einigen Straßen entlang reihten: In der Mitte gab es entlang des ausgetrockneten Flussbettes eine Art Geschäftszentrum mit einer kleinen Bank, einer Moschee, einem Café und einer Bäckerei; viel mehr bot die kleine Stadt nach einem ersten Augenschein nicht.
Laut Reiseführer hatte ganz Tamanrasset um die 5000 Einwohner. Damit waren aber nicht nur die Leute gemeint, die in der eigentlichen Stadt wohnten, sondern auch die Bewohner verstreuter Siedlungen in der umliegenden Region. Kein Wunder, dass die Stadt auf mich den Eindruck eines großen Dorfes machte, über dem allgegenwärtiger Staub hing.
Während ich mit dem Rad fuhr, überholten mich mehrere Militärfahrzeuge. Auf den Pritschen saßen Soldaten mit Gewehren in den Händen, insgesamt mehrere Dutzend Mann. Ich blickte starr geradeaus, versuchte so flach wie möglich durch die Nase zu atmen, hatte währenddessen das Gefühl, eine Schicht aus Staub und Dreck lege sich auf mein Gesicht und meine bloßen Arme. Immerhin hatte ich eine lange Hose und meine Stiefel an.
Ich passierte einige Männer, die neben ihren Kamelen standen, und bog in eine Seitenstraße ein. Der Asphalt wich einer Piste: fester Boden, über den sich eine feine Schicht aus Flugsand gelegt hatte. Die Häuser zu meiner Rechten und Linken waren zweistöckig, die Straße wurde rasch enger.
Ziegen waren auf der Straße unterwegs, einige Frauen huschten an mir vorüber. Als ich vor mir eine Gruppe von Jugendlichen sah, die mitten auf der Straße gingen, brauchte ich einige Zeit, um langsamer zu werden. Meine Bremse quietschte, mein Hinterrad schlug ein wenig aus. Direkt vor den Jugendlichen blieb ich stehen.
Sie mochten zwischen zwölf und fünfzehn Jahre alt sein, allesamt Jungs. Sie trugen zerschlissene weite Kleidung aus Stoffen, die einstmals weiß oder schwarz gewesen sein mussten, nur aber sehr dreckig wirkten. Ihren Gesichtern nach waren sie keine Araber, sondern zählten eher zu den Berbern, die in dieser Gegend siedelten. Die Haare waren voller Staub und Dreck, sie standen in alle Richtungen ab. Hätte man die Jugendlichen in eine deutsche Großstadt verfrachtet, hätte man sie vielleicht für Punks gehalten.
Sie drehten sich zu mir um, wirkten verblüfft, schienen auf einmal eine breite Front zu bilden, die mir die Straße versperrte. Auf einmal fühlte es sich für mich an, als stünde ich an einer Straßensperre. Es wäre nicht die erste in Algerien gewesen; wir waren von Polizei und Militär nicht nur einmal angehalten worden.
In einem Anflug von Panik stellte ich fest, dass die Jungs teilweise bewaffnet waren; einige von ihnen trugen Messer an der Seite. Ein Überfall? Sollte ich ausgeraubt werden?
Sie starrten mich an, ich starrte zurück; keine Ahnung, wie lange das dauerte. Dann lachte einer, wies auf meinen Kopf, und die anderen fielen in das Lachen ein. Zuerst verstand ich nicht, sah sie wohl verwirrt an, dann zeigte der Junge auf meinen Kopf und zog an seinen abstehenden Haaren.
Da verstand ich. Meine struppigen Haare, die ich nicht mit einer Mütze bedeckt hatte, waren ebenfalls voller Sand und Staub; sie standen ebenfalls in alle Richtungen. Und unter der Staubschicht konnte man zwar erkennen, dass ich ein weißhäutiger Europäer war, der aber einen deutlich schmutzigeren Eindruck machte als andere Europäer, die ich bislang in der Stadt gesehen hatte.
Ich griff mit der Rechten an meine Haare und zog daran, spürte, wie sie stehen blieben. Ohne mein Zutun hatte ich eine Sammlung astreiner Spikes, die sich kreuz und quer über meinen Schädel zogen.
Dann lachte ich auch. Vor Erleichterung und weil ich es wirklich witzig fand.
Es war ein heißer Tag im Dezember 1987, und ich wollte die hohen Temperaturen ausnutzen. Kalt wurde es in der Sahara früh genug um diese Jahreszeit.
Vom Campingplatz aus nahm ich die geteerte Straße in die Innenstadt. Tam, wie alle die Stadt nannten, war nicht mehr als ein Nest aus schmutzig-weißen Häusern, die sich an einigen Straßen entlang reihten: In der Mitte gab es entlang des ausgetrockneten Flussbettes eine Art Geschäftszentrum mit einer kleinen Bank, einer Moschee, einem Café und einer Bäckerei; viel mehr bot die kleine Stadt nach einem ersten Augenschein nicht.
Laut Reiseführer hatte ganz Tamanrasset um die 5000 Einwohner. Damit waren aber nicht nur die Leute gemeint, die in der eigentlichen Stadt wohnten, sondern auch die Bewohner verstreuter Siedlungen in der umliegenden Region. Kein Wunder, dass die Stadt auf mich den Eindruck eines großen Dorfes machte, über dem allgegenwärtiger Staub hing.
Während ich mit dem Rad fuhr, überholten mich mehrere Militärfahrzeuge. Auf den Pritschen saßen Soldaten mit Gewehren in den Händen, insgesamt mehrere Dutzend Mann. Ich blickte starr geradeaus, versuchte so flach wie möglich durch die Nase zu atmen, hatte währenddessen das Gefühl, eine Schicht aus Staub und Dreck lege sich auf mein Gesicht und meine bloßen Arme. Immerhin hatte ich eine lange Hose und meine Stiefel an.
Ich passierte einige Männer, die neben ihren Kamelen standen, und bog in eine Seitenstraße ein. Der Asphalt wich einer Piste: fester Boden, über den sich eine feine Schicht aus Flugsand gelegt hatte. Die Häuser zu meiner Rechten und Linken waren zweistöckig, die Straße wurde rasch enger.
Ziegen waren auf der Straße unterwegs, einige Frauen huschten an mir vorüber. Als ich vor mir eine Gruppe von Jugendlichen sah, die mitten auf der Straße gingen, brauchte ich einige Zeit, um langsamer zu werden. Meine Bremse quietschte, mein Hinterrad schlug ein wenig aus. Direkt vor den Jugendlichen blieb ich stehen.
Sie mochten zwischen zwölf und fünfzehn Jahre alt sein, allesamt Jungs. Sie trugen zerschlissene weite Kleidung aus Stoffen, die einstmals weiß oder schwarz gewesen sein mussten, nur aber sehr dreckig wirkten. Ihren Gesichtern nach waren sie keine Araber, sondern zählten eher zu den Berbern, die in dieser Gegend siedelten. Die Haare waren voller Staub und Dreck, sie standen in alle Richtungen ab. Hätte man die Jugendlichen in eine deutsche Großstadt verfrachtet, hätte man sie vielleicht für Punks gehalten.
Sie drehten sich zu mir um, wirkten verblüfft, schienen auf einmal eine breite Front zu bilden, die mir die Straße versperrte. Auf einmal fühlte es sich für mich an, als stünde ich an einer Straßensperre. Es wäre nicht die erste in Algerien gewesen; wir waren von Polizei und Militär nicht nur einmal angehalten worden.
In einem Anflug von Panik stellte ich fest, dass die Jungs teilweise bewaffnet waren; einige von ihnen trugen Messer an der Seite. Ein Überfall? Sollte ich ausgeraubt werden?
Sie starrten mich an, ich starrte zurück; keine Ahnung, wie lange das dauerte. Dann lachte einer, wies auf meinen Kopf, und die anderen fielen in das Lachen ein. Zuerst verstand ich nicht, sah sie wohl verwirrt an, dann zeigte der Junge auf meinen Kopf und zog an seinen abstehenden Haaren.
Da verstand ich. Meine struppigen Haare, die ich nicht mit einer Mütze bedeckt hatte, waren ebenfalls voller Sand und Staub; sie standen ebenfalls in alle Richtungen. Und unter der Staubschicht konnte man zwar erkennen, dass ich ein weißhäutiger Europäer war, der aber einen deutlich schmutzigeren Eindruck machte als andere Europäer, die ich bislang in der Stadt gesehen hatte.
Ich griff mit der Rechten an meine Haare und zog daran, spürte, wie sie stehen blieben. Ohne mein Zutun hatte ich eine Sammlung astreiner Spikes, die sich kreuz und quer über meinen Schädel zogen.
Dann lachte ich auch. Vor Erleichterung und weil ich es wirklich witzig fand.
05 November 2019
Violent Instinct aus Hamburg
Dass man in Sachen Deutschpunk keine große Innovation erwarten kann, weiß ich. Deshalb erwarte ich von einer neuen Band, die sich auch noch Violent Instinct nennt, eher grobmotorischen Punk. Die Band aus Hamburg enttäuscht in dieser Hinsicht nicht ...
Der Deutschpunk, den die vier Männer und die Frau liefern ist ruppig und schlicht; für meine Begriffe klingt mir zu oft eine Prise Hardrock durch. Aber das ist heutzutage modern, das muss ich wohl ertragen. Ob allerdings allen Ernstes so eine schunkelige Ballade nötig war, möchte ich doch anzweifeln.
Textlich gibt man sich Mühe, ein Lebensgefühl rüberzubringen. Man besingt den »way of life« nicht nur einmal, möchte gegenüber den Nazis auf der Straße »keinen Schritt« zurückweichen, erinnert an alte Freunde und schimpft auf die »normalen« Bürger mit ihren Lügen. Das ist nicht gerade neu, klingt aber authentisch und nachvollziehbar.
Richtig gut ist das Stück »Hamburg«, eine echte Ode an die Heimatstadt der Band, bei der auf überzogenen Lokalpatriotismus verzichtet wird. Und natürlich dürfen Lieder nicht fehlen, in denen dem Alkohol gehuldigt wird und man stolz darauf ist, viel Bier zu trinken. Aber warum sollte das 2017 anders sein als 1987?
Wer Deutschpunk mag, sollte zumindest mal reinhören. Mein Gemäkel, dass die Band wenig originell ist, sollte sich niemand zu Herzen nehmen – schiebt’s auf die Tatsache, dass ich alt bin!
Der Deutschpunk, den die vier Männer und die Frau liefern ist ruppig und schlicht; für meine Begriffe klingt mir zu oft eine Prise Hardrock durch. Aber das ist heutzutage modern, das muss ich wohl ertragen. Ob allerdings allen Ernstes so eine schunkelige Ballade nötig war, möchte ich doch anzweifeln.
Textlich gibt man sich Mühe, ein Lebensgefühl rüberzubringen. Man besingt den »way of life« nicht nur einmal, möchte gegenüber den Nazis auf der Straße »keinen Schritt« zurückweichen, erinnert an alte Freunde und schimpft auf die »normalen« Bürger mit ihren Lügen. Das ist nicht gerade neu, klingt aber authentisch und nachvollziehbar.
Richtig gut ist das Stück »Hamburg«, eine echte Ode an die Heimatstadt der Band, bei der auf überzogenen Lokalpatriotismus verzichtet wird. Und natürlich dürfen Lieder nicht fehlen, in denen dem Alkohol gehuldigt wird und man stolz darauf ist, viel Bier zu trinken. Aber warum sollte das 2017 anders sein als 1987?
Wer Deutschpunk mag, sollte zumindest mal reinhören. Mein Gemäkel, dass die Band wenig originell ist, sollte sich niemand zu Herzen nehmen – schiebt’s auf die Tatsache, dass ich alt bin!