»Der Lee hat ja jetzt eine Brille«, sagte ein Mann hinter mir. Er hatte graue Haare und eine sehr hohe Stirn, und er trug eine Brille.
Ich drehte mich zu ihm um und grinste. Wir kannten uns seit gut dreißig Jahren vom Sehen, seinen Namen wusste ich nicht. Ich tippte gegen meine eigene Brille. »Wir sind alles alte Säcke mit Brillen.«
Und so war's tatsächlich an diesem Donnerstagabend, 14. November 2019. In der »Alten Hackerei«, Karlsruhes gepflegter Punkrock-Bar, spielten die Spermbirds auf, und die Bude war brechend voll. Gut 200 Leute drängten sich in der Kneipe, von Anfang an herrschte starke Stimmung.
Ich hatte die Vorgruppen verpasst, weil ich damit beschäftigt gewesen war, Leute zu begrüßen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Man kannte sich aus irgendwelchen Jugendhäusern und Autonomen Zentren der 80er-Jahre – es fühlte sich an wie ein Familienfest. Erfreulicherweise tummelten sich zwischen den vielen Leuten der Ü-45-Generation auch einige jüngere Leute.
Kaum standen die Spermbirds auf der Bühne, kam schon Bewegung ins Publikum. Die Band ist live immer noch eine Wucht, daran hat sich seit 1986 – als ich sie zum ersten Mal sah – nichts geändert. Die Stücke sind druckvoll, sie werden mit viel Energie ins Publikum gefeuert.
Anfangs spielte die Band einige Stücke von der aktuellen Platte – die sind gut, aber noch nicht so bekannt. Bei den alten Hits kam natürlich mehr Bewegung in den Saal, es wurde gehüpft und gesprungen, Stagediver gab's auch einige.
Ich konnte irgendwann nicht mehr an mich halten, nachdem ich eh schon die ganze Zeit auf meinem Stehplatz gezappelt hatte. Hüpfenderweise bewegte ich mich ein wenig durch den sehr fröhlichen Pogo-Mob, am Ende war ich nassgeschwitzt und hatte ein breites Grinsen wie festgetackert im Gesicht. Ich fand's großartig, wieder einmal!
Passt. Mag noch ergänzen, wie verdammt textsicher das Publikum war. Und das zumindest ein paar alte Säckinnen dabei waren. Wenn auch wenige. Die Vorgruppe hatte übrigens den besseren Sound. Egal.
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