Den britischen Schriftsteller Anthony Horowitz schätze ich seit Jahren; ich mochte seine »Sherlock Holmes«-Adaptionen und las auch einige eigenständige Romane von ihm. Dass er sich mit »Trigger Mortis – der Finger Gottes« an das Universum der Heldenfigur James Bond heranwagte, fand ich spannend; es dauerte aber seine Zeit, bis ich endlich dazu kam, den Roman zu lesen.
Der Roman spielt in den fünfziger Jahre, und er beginnt in Deutschland auf dem Nürburgring. James Bond soll russische Geheimagenten stoppen. Er kommt auf die Spur eines fiesen Koreaners, der seine meisterhaften Intrigen in Deutschland und in den USA spinnt, der reich und gemein und bösartig ist. Und in einer Reihe von sehr knalligen und auch spannenden Action-Szenen gelingt es dem Mann mit der Nummer 007 erneut, eine Bedrohung von der Welt abzuwenden.
Glaubt man den Informationen, basiert dieses Werk auf Material, das noch von Ian Fleming verfasst wurde. Der ursprüngliche Erfinder von James Bond schrieb in den fünfziger Jahre zahlreiche Ideen für eine 007-Fersehserie nieder, aus denen Horowitz sein Konzept auswählte. Sein »Trigger Mortis« entstand mit Erlaubnis der Fleming-Erben, ist also ein offizieller Roman zur Serie. Er zeigt einen recht rabiaten Bond.
Machen wir uns nichts vor: Bond ist ein Killer. Er bekommt Geld dafür, dass er Menschen tötet. Frauen sind für ihn nur Beiwerk, und wenn er jemanden umbringen muss, fragt er nicht nach den Gründen. Entsprechend krass geht er vor. Horowitz beschreibt Bond in einem sehr guten Stil, lässt es aber nicht an brutalen Darstellungen, harter Action und zeitgeschichtlichem Sexismus fehlen. Er versucht nicht, einen politisch korrekten Bond zu schildern, was er sicher leicht hätte machen können, sondern zeigt ihn als harten Agenten in einer Welt des Kalten Krieges. Für Feinheiten und und zu viel Moral war damals offenbar keine Zeit.
Und wer gefoltert wird – was Bond ja auch geschieht –, steht hinterher nicht locker auf, sondern ist körperlich wie geistig stark beschädigt. Es fließt Blut in diesem Roman, es geht brachial zur Sache. Auf mich wirkt das alles stimmig – und spannend finde ich das tatsächlich.
Was ich echt großartig finde: Anthony Horowitz schafft es, die fünfziger Jahre in wunderbarer Form aufleben zu lassen. Die Getränke und das Essen, die Autos und die Gebäude, die Sitten und Gebräuche – es kommt mir alles lebensecht und lebensnah vor. Die Fahrt über den Nürburgring ist packend geschildert, Waffen und Ausrüstungsgegenstände wirken immer extrem nachvollziehbar.
Ein harter Thriller, absolut empfehlenswert!
(Erschienen ist er bei Cross Cult. Die Gestaltung finde ich übrigens auch sehr gelungen. Ich bekomme glatt Lust, mir die gesamte »Bond«-Edition des Verlages zu besorgen ...)
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