Ich gehöre zu den Menschen, die sich »Willkommen bei den Sch’tis« zweimal im Kino ansahen und auch beim zweiten Mal noch schallend lachten. Humor ist Geschmackssache, und mit diesem Streifen kam ich auf ein Linie mit dem Humor der Macher. Mir war dann durchaus klar, dass »Die Sch'tis in Paris: Eine Familie auf Abwegen« nicht so gut sein würde, aber ich wollte ihn sehen – also schauten wir uns den Streifen an. (Ist schon einige Tage her, was aber nichts machen dürfte.)
Die Hauptrolle spielt Dany Boon selbst, er ist Architekt und Designer. Zusammen mit seiner Frau zählt er zur gehobenen Klasse in Paris, dabei lässt er alle vergessen, dass er in Wirklichkeit aus einer Unterschicht-Familie aus dem französischen Norden kommt. Doch dann will ihn sein einfach gestrickter Bruder unbedingt besuchen und rückt mit der ganzen Familie in Paris an.
Der erste Film mit den Sch'tis setzte vor allem den Dialekt der Nordfranzosen als Thema fest. Daran schließt der zweite Film an – aber da dieser Gag im ersten Film lang und breit durchexerziert wurde, funktioniert er in diesem Film gar nicht. Die beiden hängen inhaltlich sowieso nicht im geringsten zusammen; gäbe es den Dialekt nicht, wäre keine Beziehung vorhanden. Ich fand übrigens alle sprachlichen Witze ziemlich blöd; die Gags wurden einfach in »Willkommen bei den Sch’tis« verfeuert.
Was bleibt, reicht immerhin für einige Lacher; es handelt sich um eine Komödie mit einem Stückchen Verwechslung, die auch ein Komödie über Klassengegensätze sein könnte. Auf der einen Seite haben wir Leute, die in einer unglaublich teuren Wohnung in Paris wohnen, auf der anderen Seite leben Menschen auf einem Wohnwagenplatz. Daraus ließe sich viel Humor schlagen, ohne dass man zu zynisch werden müsste.
Gerade ein Filmemacher wie Dany Boon müsste das schaffen. Das klappt in »Die Sch'tis in Paris« nur sehr eingeschränkt. Der Film knirscht oft am Rand der Peinlichkeit entlang, ist nur streckenweise lustig.
Wer Dany Boon mag, sollte den Film im Fernsehen anschauen, wo er bald zu sehen sein wird. Ins Kino gehen muss man deshalb nicht. (Er läuft eh nirgends mehr.) Auch wenn ich mich nicht geärgert habe, hat er meiner Freude an französischen Komödien doch einen Dämpfer verpasst …
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 April 2018
29 April 2018
Neudesign nach zwanzig Jahren
Als im Jahr 1998 das erste Buch einer bis dato unbekannten Autorin namens J. K. Rowling erschien, ahnte niemand, dass die Abenteuer des Zauberlehrlings Harry Potter ein derartiger Erfolg sein würden. Vor allem konnte sich niemand vorstellen, dass dieser Erfolg nun zwanzig Jahre anhalten würde und auch noch darüber hinaus weiterlaufen würde.
Wie so viele andere, so bekam ich damals erst dann von Harry Potter und seinen Freunden etwas mit, als der dritte Band erschienen war. Ich holte mir die ersten drei Bücher und fand sie großartig, verstand sofort, warum so viele Jugendliche von diesen Romanen schwärmten. Auch den vierten Band kaufte ich und las ihn; der fünfte Band liegt ungelesen in einem Stapel, und den sechsten und siebten kaufte ich nie.
Mittlerweile wurde die Serie auch durch die Filme noch mehr nach vorne gebracht; die habe ich alle gesehen, im Kino und auf DVD. Ich mag die Welt, die J. K. Rowling erschaffen hat, und ich gönne der Autorin den Erfolg von ganzem Herzen.
Zur Feier des zwanzigjährigen Jubiläums werden die Bücher neu veröffentlicht, zumindest im deutschsprachigen Raum. Der Carlsen-Verlag setzt auf eine neue Gestaltung, die der aus Mailand stammende Grafiker Iacopo Bruno übernommen hat. Sie sieht anders aus, man kann sie weder moderner noch besser nennen, aber auch nicht schlechter.
Und ich habe jetzt ein Luxusproblem: Kaufe ich die noch fehlenden Bände, die ich tatsächlich irgendwann lesen möchte, nun in der klassischen Version irgendwo nach oder hole ich mir das Neudesign?
Wie so viele andere, so bekam ich damals erst dann von Harry Potter und seinen Freunden etwas mit, als der dritte Band erschienen war. Ich holte mir die ersten drei Bücher und fand sie großartig, verstand sofort, warum so viele Jugendliche von diesen Romanen schwärmten. Auch den vierten Band kaufte ich und las ihn; der fünfte Band liegt ungelesen in einem Stapel, und den sechsten und siebten kaufte ich nie.
Mittlerweile wurde die Serie auch durch die Filme noch mehr nach vorne gebracht; die habe ich alle gesehen, im Kino und auf DVD. Ich mag die Welt, die J. K. Rowling erschaffen hat, und ich gönne der Autorin den Erfolg von ganzem Herzen.
Zur Feier des zwanzigjährigen Jubiläums werden die Bücher neu veröffentlicht, zumindest im deutschsprachigen Raum. Der Carlsen-Verlag setzt auf eine neue Gestaltung, die der aus Mailand stammende Grafiker Iacopo Bruno übernommen hat. Sie sieht anders aus, man kann sie weder moderner noch besser nennen, aber auch nicht schlechter.
Und ich habe jetzt ein Luxusproblem: Kaufe ich die noch fehlenden Bände, die ich tatsächlich irgendwann lesen möchte, nun in der klassischen Version irgendwo nach oder hole ich mir das Neudesign?
28 April 2018
Merlot und Coldplay und Cooltun
Justin Leone ist ein Name, der mir bis vor einem Tag völlig unbekannt war. Es handelt sich bei dem jungen Mann mit der eindrucksvollen Frisur um einen Weinkenner, der ein Buch geschrieben hat oder schreiben lassen hat.
Das wiederum erscheint in einem Verlag, mit dem ich beruflich einiges zu tun habe. Soweit so gut, Weinkenner gibt es genügend, und Bücher über Wein werden immer wieder veröffentlicht.
Ich stolperte aber über die Werbeaussage: »Merlot ist wie Coldplay«, steht da. Wer weder das eine noch das andere kennt, dem sei hiermit gesagt: Merlot ist eine Weinsorte, die ich auch gerne trinke, und Coldplay ist eine englische Band, die grausig-langweilige Popmusik macht, die sich verwirrenderweise bei sogenannten Indie-Musik-Fans ebenfalls großer Beliebtheit erfreut.
Aber dann der Satz: »Ob man will oder nicht, man kann es nur mögen.« Damit hat sich der Mann echt nicht gerade qualifiziert. Schließlich gibt es sogar beim Merlot unterschiedliche Qualitäts- und Geschmacksstufen, und man kann das nicht alles in eine Tasche stopfen. Soviel weiß sogar ein Weinbanause wie ich.
Aber Coldplay mögen? Die Band, deren Stücke eigentlich nur aus langgezogenen Vokalen bestehen und die öffentlich auf großen Bühnen herumjammert? Die Band steht ja in einer Tradition mit anderen englischen Bands, die kreuzlangweilig waren und trotzdem riesigen Erfolg hatten: In den 80er-Jahren waren das die Dire Straits, in den 90er-Jahren langweilten Oasis, und jetzt sind es halt Coldplay.
Bei dem Gedanken schüttelt es mich. Ich muss mal schauen, ob wir noch einen ordentlichen Merlot im Keller haben ...
Das wiederum erscheint in einem Verlag, mit dem ich beruflich einiges zu tun habe. Soweit so gut, Weinkenner gibt es genügend, und Bücher über Wein werden immer wieder veröffentlicht.
Ich stolperte aber über die Werbeaussage: »Merlot ist wie Coldplay«, steht da. Wer weder das eine noch das andere kennt, dem sei hiermit gesagt: Merlot ist eine Weinsorte, die ich auch gerne trinke, und Coldplay ist eine englische Band, die grausig-langweilige Popmusik macht, die sich verwirrenderweise bei sogenannten Indie-Musik-Fans ebenfalls großer Beliebtheit erfreut.
Aber dann der Satz: »Ob man will oder nicht, man kann es nur mögen.« Damit hat sich der Mann echt nicht gerade qualifiziert. Schließlich gibt es sogar beim Merlot unterschiedliche Qualitäts- und Geschmacksstufen, und man kann das nicht alles in eine Tasche stopfen. Soviel weiß sogar ein Weinbanause wie ich.
Aber Coldplay mögen? Die Band, deren Stücke eigentlich nur aus langgezogenen Vokalen bestehen und die öffentlich auf großen Bühnen herumjammert? Die Band steht ja in einer Tradition mit anderen englischen Bands, die kreuzlangweilig waren und trotzdem riesigen Erfolg hatten: In den 80er-Jahren waren das die Dire Straits, in den 90er-Jahren langweilten Oasis, und jetzt sind es halt Coldplay.
Bei dem Gedanken schüttelt es mich. Ich muss mal schauen, ob wir noch einen ordentlichen Merlot im Keller haben ...
27 April 2018
Bier und Toilette
Es war einer dieser seltenen Tage im Sommer, in denen sogar in Freudenstadt die Hitze stieg. Wir saßen – wie so oft – im Stadtpark auf der Wiese, tranken Bier oder dösten in der Sonne. Den harten Kern bildete eine Gruppe von jüngeren Punks, zu denen ich mich immer als »alter Sack« gesellte, und darum gruppierten sich andere junge Leute.
Da meine Wohnung keine fünfzig Meter von der Stelle entfernt war, diente sie schnell als »Außenquartier«. Während man den Jungmännern zumuten konnte, kurz in der Toilette am Marktplatz zu pinkeln, gab ich manchmal den Mädchen den Schlüssel zur Wohnung; meine Toilette war sauberer als das öffentliche Klo in jenen Jahren.
Andere deponierten Bier in meinem Kühlschrank. Gelegentlich gab ich meinen Schlüssel auch einem jungen Mann, damit er frisches kühles Bier holen konnte. Ich war mir sicher, dass sich keiner an meinen Schallplatten oder Comics vergriff. Die meisten standen sowieso nur staunend vor den Regalen und waren froh, wenn sie aus der Höhle aus Papier und Vinyl wieder heraus waren.
»Kann ich deinen Schlüssel haben?«, fragte mich ein Mädchen. Sie saß am Rand unserer Gruppe, schüchtern und schmächtig und mit rötlichen Haaren. »Ich ... ähm ... muss mal.«
Ich nickte und schob ihr den Schlüssel rüber. Sie nahm ihn und stand auf.
Ein Jugendlicher folgte ihrem Beispiel. »Ich ...« Er stotterte.
»Schon klar.« Ich winkte ab, von der Hitze und dem Bier schon leicht verduselt. »Hol dir ein Bier, der Kühlschrank steht in der Küche.«
Die beiden gingen, und mir wurde in einem Teil meines Bewusstseins klar, dass sie ein Paar sein mussten. Niemand in der Runde sagte etwas, alle dachten wohl das gleiche.
Die beiden blieben länger weg, als sie gebraucht hätten, um zu pinkeln oder Bier zu holen. Während sie in meiner Wohnung waren, musste seltsamerweise kein weiteres Mädchen aufs Klo, und es war auch nicht dringend nötig, weiteres Bier aus dem Kühlschrank zu holen.
Als sie zurückkamen, strahlten beide. Sie setzten sich wieder zu unserer Gruppe, als sei nichts geschehen. Ich grinste, andere in meiner Nähe grinsten ebenfalls. Niemand kommentierte den Vorfall.
Und ich wusste, dass ich an diesem Abend im Spätsommer 1991 wohl besser die Bettwäsche wechseln sollte.
Da meine Wohnung keine fünfzig Meter von der Stelle entfernt war, diente sie schnell als »Außenquartier«. Während man den Jungmännern zumuten konnte, kurz in der Toilette am Marktplatz zu pinkeln, gab ich manchmal den Mädchen den Schlüssel zur Wohnung; meine Toilette war sauberer als das öffentliche Klo in jenen Jahren.
Andere deponierten Bier in meinem Kühlschrank. Gelegentlich gab ich meinen Schlüssel auch einem jungen Mann, damit er frisches kühles Bier holen konnte. Ich war mir sicher, dass sich keiner an meinen Schallplatten oder Comics vergriff. Die meisten standen sowieso nur staunend vor den Regalen und waren froh, wenn sie aus der Höhle aus Papier und Vinyl wieder heraus waren.
»Kann ich deinen Schlüssel haben?«, fragte mich ein Mädchen. Sie saß am Rand unserer Gruppe, schüchtern und schmächtig und mit rötlichen Haaren. »Ich ... ähm ... muss mal.«
Ich nickte und schob ihr den Schlüssel rüber. Sie nahm ihn und stand auf.
Ein Jugendlicher folgte ihrem Beispiel. »Ich ...« Er stotterte.
»Schon klar.« Ich winkte ab, von der Hitze und dem Bier schon leicht verduselt. »Hol dir ein Bier, der Kühlschrank steht in der Küche.«
Die beiden gingen, und mir wurde in einem Teil meines Bewusstseins klar, dass sie ein Paar sein mussten. Niemand in der Runde sagte etwas, alle dachten wohl das gleiche.
Die beiden blieben länger weg, als sie gebraucht hätten, um zu pinkeln oder Bier zu holen. Während sie in meiner Wohnung waren, musste seltsamerweise kein weiteres Mädchen aufs Klo, und es war auch nicht dringend nötig, weiteres Bier aus dem Kühlschrank zu holen.
Als sie zurückkamen, strahlten beide. Sie setzten sich wieder zu unserer Gruppe, als sei nichts geschehen. Ich grinste, andere in meiner Nähe grinsten ebenfalls. Niemand kommentierte den Vorfall.
Und ich wusste, dass ich an diesem Abend im Spätsommer 1991 wohl besser die Bettwäsche wechseln sollte.
26 April 2018
Im Januar 1981 kam schon das dritte Fanzine
Nachdem ich im Januar 1980 die erste Ausgabe meines Fanzines »Sagittarius« veröffentlicht hatte, kam die Nummer zwei bereits im Sommer. Die Auflage des Heftes stieg an, also wollte ich bei der dritten Ausgabe eine Druckauflage von 200 Exemplaren herstellen lassen.
Entsprechend mutig ging ich an die Gestatung des Covers. Den Umschlag konnte ich »für umme« in einer Druckerei drucken lassen, in der ein Bekannter arbeitete. Dort gab es »übrig gebliebenen« Karton, der nichts kostete. Weil der Karton so dick war, musste er vorher mit einer Kerbe versehen werden, damit er beim Knicken nicht brach – eine recht umständliche Sache.
Der darauf folgende Arbeitseinsatz hatte es für sich: Weil das Heft in getrennten Durchgängen gedruckt worden war, musste es von Hand zusammengelegt werden. Die Papierstapel lagerten im Wohnzimmer, meine Schwester und ich sowie kurzzeitig rekrutierte Freunde sortierten einen Nachmittag lang, dann wurden die Hefte zusammengetackert.
Es war richtig viel Arbeit. Aber als ich im Januar 1981 mein Heft verschicken konnte, war ich stolz darauf, einen Umschlag zu haben, der zweifarbig angelegt war. Den Inhalt fand ich ebenfalls super, die Gestaltung war zu jener Zeit meine absolute Schwäche.
Mein Glaube an mich selbst war allerdings groß: Ich war gerade einmal 17 Jahre alt und sah mich auf dem Weg zu einem wichtigen Redakteur. Ich hatte mein erstes Geld mit dem Schreiben verdient und überlegte mir schon, »Sagittarius« einmal professionell machen zu können ...
Entsprechend mutig ging ich an die Gestatung des Covers. Den Umschlag konnte ich »für umme« in einer Druckerei drucken lassen, in der ein Bekannter arbeitete. Dort gab es »übrig gebliebenen« Karton, der nichts kostete. Weil der Karton so dick war, musste er vorher mit einer Kerbe versehen werden, damit er beim Knicken nicht brach – eine recht umständliche Sache.
Der darauf folgende Arbeitseinsatz hatte es für sich: Weil das Heft in getrennten Durchgängen gedruckt worden war, musste es von Hand zusammengelegt werden. Die Papierstapel lagerten im Wohnzimmer, meine Schwester und ich sowie kurzzeitig rekrutierte Freunde sortierten einen Nachmittag lang, dann wurden die Hefte zusammengetackert.
Es war richtig viel Arbeit. Aber als ich im Januar 1981 mein Heft verschicken konnte, war ich stolz darauf, einen Umschlag zu haben, der zweifarbig angelegt war. Den Inhalt fand ich ebenfalls super, die Gestaltung war zu jener Zeit meine absolute Schwäche.
Mein Glaube an mich selbst war allerdings groß: Ich war gerade einmal 17 Jahre alt und sah mich auf dem Weg zu einem wichtigen Redakteur. Ich hatte mein erstes Geld mit dem Schreiben verdient und überlegte mir schon, »Sagittarius« einmal professionell machen zu können ...
25 April 2018
Die Hives und ihr Schweden-Rock
Macht jemand eine Zusammenstellung von Indie- oder Alternative-Rock der Nuller-Jahre, kommt er oder sie nicht um eine schwedische Band herum: The Hives sorgten mit »Main Offender« für einen der großen Hits dieses Jahrzehnts, der auch heutzutage noch oft und gern in sogenannten Indie-Discos zu hören ist. Mit dem Stück legte die schwedische Band einen Kracher hin, der sie zu Beginn der Nuller-Jahre populär machte.
Allerdings war es nicht nur der rotzige Sound, sondern auch das coole Outfit und der knallige Auftritt, der zur Beliebtheit der Schweden beitrug. Ich sah die Band nie live, weil sie gleich auf der großen Bühne landete und ich ihre »frühe Phase« verpennte. Musikalisch höre ich das immer noch gern.
Auf Burning Heart Records – in den 90er-Jahren als Punkrock-Label gestartet – kam 2001 eine CD von den Hives heraus, auf der sich nur drei Stücke befanden. Klar war das Titelstück »Main Offender« zugleich auch der Ohrwurm der Platte.
»Lost and Found« sowie »Howlin' Pelle Talks To The Kids« sind ähnlich gut, dürften aber so gut wie niemandem im Ohr sein. Dabei bieten sie dasselbe: rotzige Gitarren, ein energisches Schlagzeug und eine Stimme, die immer so klingt, als sei sie kurz davor, einfach mal umzukippen.
Klar: Drei Stücke auf einer CD, das ist echt Verschwendung. Fürs Radio war's super. Und wenn ich mir die Platte heute anhöre, ist es auf jeden Fall ein Tonträger ohne jeden Ausfall. Das muss man als Band erst einmal hinbekommen.
Allerdings war es nicht nur der rotzige Sound, sondern auch das coole Outfit und der knallige Auftritt, der zur Beliebtheit der Schweden beitrug. Ich sah die Band nie live, weil sie gleich auf der großen Bühne landete und ich ihre »frühe Phase« verpennte. Musikalisch höre ich das immer noch gern.
Auf Burning Heart Records – in den 90er-Jahren als Punkrock-Label gestartet – kam 2001 eine CD von den Hives heraus, auf der sich nur drei Stücke befanden. Klar war das Titelstück »Main Offender« zugleich auch der Ohrwurm der Platte.
»Lost and Found« sowie »Howlin' Pelle Talks To The Kids« sind ähnlich gut, dürften aber so gut wie niemandem im Ohr sein. Dabei bieten sie dasselbe: rotzige Gitarren, ein energisches Schlagzeug und eine Stimme, die immer so klingt, als sei sie kurz davor, einfach mal umzukippen.
Klar: Drei Stücke auf einer CD, das ist echt Verschwendung. Fürs Radio war's super. Und wenn ich mir die Platte heute anhöre, ist es auf jeden Fall ein Tonträger ohne jeden Ausfall. Das muss man als Band erst einmal hinbekommen.
Ein knallharter Thriller, der in Berlin spielt
Den Autor kannte ich unter seinem bürgerlichen Namen schon länger; Martin Krist kommt ursprünglich aus der Fantasy- und Horror-Szene. Weil ich wusste, dass er auf Thriller »umgesattelt« war, interessierte mich sehr, wie er so ein Thema angehen würde. Sein Roman »Drecksspiel« ist knallhart – so viel kann ich bereits verraten –, und ich fand ihn unglaublich spannend.
Die Handlung spielt in Berlin. Die Hauptpersonen sind unter anderem ein korrupter Polizist, ein Ermittler mit düsterer Vergangenheit und eine junge Frau, die zum Opfer eines skrupellosen Entführers wird. Weitere Personen tragen den Roman. Anfangs weiß der Leser nicht, wie die einzelnen Handlungsfäden zusammenhängen, doch das Dickicht aus Beziehungen und Verbindungen spitzt sich im Verlauf der Handlung immer weiter zu.
Vor allem die Figur des Ermittlers David Gross gefiel mir. Man erfährt wenig über ihn und seine Vorgeschichte, es ist aber klar, dass er düstere Geheimnisse hat. Sein aktueller Auftrag gilt einer Entführung: Er soll eine junge Frau finden, die verschwunden ist. Recht schnell merkt er, dass einige Informationen nicht zusammenpassen, und viele Beteiligte ihr eigenes Spiel betreiben.
Die zweite Figur, die ich spannend fand, ist der korrupte Polizist Toni. Er treibt sich viel zu gern im »Milieu« herum, nimmt Drogen und hat eine Prostituierte als Freundin. Wegen seiner Verbindungen zum organisierten Verbrechen gerät er immer tiefer in einen Sumpf aus Gewalt und Schrecken.
Völlig unschuldig ist Hannah, eine weitere junge Frau. Sie wird mitsamt ihrem kleinen Kind von einem Unbekannten festgehalten und weiß, dass sie praktisch keine Chance hat. Doch verbissen nimmt sie den Kampf um ihr Leben und das ihrer Tochter auf.
Der Autor wechselt ständig die Perspektiven – das aber stets klar und eindeutig, spannend und nachvollziehbar. Als Leser fiebert man auf allen Handlungsebenen mit, lebt und leidet mit den Figuren, findet sogar irgendwann den herzlich unsympathischen Polizisten ganz okay und hofft, dass er seine Ziele erreichen kann.
Schnelle Dialoge, die auf den Punkt kommen, hektische Action mit ebenso schnellen Blickwechseln: »Drecksspiel« ist ein rasanter Roman, der mich nicht mehr losließ. Ich wollte ständig wissen, wie es weitergeht, wollte den Figuren auf ihrem Weg durch das nächtliche Berlin folgen, wollte erfahren, wie die unterschiedlichen Figuren und Entführungen zusammenhängen und – was zum Teufel! – der Pate des organisierten Verbrechens mit allem zu tun hat.
Der Roman packt, ich empfehle ihn allen, die spannende und auch mal krasse Thriller mögen. Das Taschenbuch gibt’s noch im Handel, obwohl es 2013 erschienen ist – ist das E-Book sowieso. Wer mehr wissen will, kann sich ja auch die Website des Schriftstellers anschauen ...
Die Handlung spielt in Berlin. Die Hauptpersonen sind unter anderem ein korrupter Polizist, ein Ermittler mit düsterer Vergangenheit und eine junge Frau, die zum Opfer eines skrupellosen Entführers wird. Weitere Personen tragen den Roman. Anfangs weiß der Leser nicht, wie die einzelnen Handlungsfäden zusammenhängen, doch das Dickicht aus Beziehungen und Verbindungen spitzt sich im Verlauf der Handlung immer weiter zu.
Vor allem die Figur des Ermittlers David Gross gefiel mir. Man erfährt wenig über ihn und seine Vorgeschichte, es ist aber klar, dass er düstere Geheimnisse hat. Sein aktueller Auftrag gilt einer Entführung: Er soll eine junge Frau finden, die verschwunden ist. Recht schnell merkt er, dass einige Informationen nicht zusammenpassen, und viele Beteiligte ihr eigenes Spiel betreiben.
Die zweite Figur, die ich spannend fand, ist der korrupte Polizist Toni. Er treibt sich viel zu gern im »Milieu« herum, nimmt Drogen und hat eine Prostituierte als Freundin. Wegen seiner Verbindungen zum organisierten Verbrechen gerät er immer tiefer in einen Sumpf aus Gewalt und Schrecken.
Völlig unschuldig ist Hannah, eine weitere junge Frau. Sie wird mitsamt ihrem kleinen Kind von einem Unbekannten festgehalten und weiß, dass sie praktisch keine Chance hat. Doch verbissen nimmt sie den Kampf um ihr Leben und das ihrer Tochter auf.
Der Autor wechselt ständig die Perspektiven – das aber stets klar und eindeutig, spannend und nachvollziehbar. Als Leser fiebert man auf allen Handlungsebenen mit, lebt und leidet mit den Figuren, findet sogar irgendwann den herzlich unsympathischen Polizisten ganz okay und hofft, dass er seine Ziele erreichen kann.
Schnelle Dialoge, die auf den Punkt kommen, hektische Action mit ebenso schnellen Blickwechseln: »Drecksspiel« ist ein rasanter Roman, der mich nicht mehr losließ. Ich wollte ständig wissen, wie es weitergeht, wollte den Figuren auf ihrem Weg durch das nächtliche Berlin folgen, wollte erfahren, wie die unterschiedlichen Figuren und Entführungen zusammenhängen und – was zum Teufel! – der Pate des organisierten Verbrechens mit allem zu tun hat.
Der Roman packt, ich empfehle ihn allen, die spannende und auch mal krasse Thriller mögen. Das Taschenbuch gibt’s noch im Handel, obwohl es 2013 erschienen ist – ist das E-Book sowieso. Wer mehr wissen will, kann sich ja auch die Website des Schriftstellers anschauen ...
24 April 2018
Schattentänzer von 1988
Die Kurzgeschichte »Schattentänzer« schrieb ich 1988, kurz nachdem ich aus Afrika zurückgekommen war. Ich veröffentlichte sie in jener Ausgabe von SAGITTARIUS, mit der damals die »professionelle Phase« der Zeitschrift, des ehemaligen Fanzines, zu Ende gehen sollte. Und ich finde die Geschichte immer noch gut.
Warum ich ausgerechnet 1988 eine Geschichte schrieb, die eigentlich 1983 spielte, erschließt sich mir heute nicht mehr. Sie spiegelt sowohl phantastische Elemente wieder – es gibt eine Traumreise – als auch Elemente einer Reiseerzählung.
An meinen Aufenthalt im Mèknes im Sommer 1983 erinnerte ich mich damals schon kaum mehr; die Stadt wurde in der Geschichte also selbst zu einem märchenhaften Ort. Vielleicht benötigte das die Geschichte, um eben mehr zu werden als »nur« eine Reiseerzählung.
Im Nachhinein funktioniert der Text vor allem durch die Gegensätze: Der Autor – also ich – schrieb 1983 beispielsweise von seiner Abscheu gegenüber dem »kalten, feuchten, menschlich verödeten Deutschland« und lobt den netten Umfang der Araber und Berber in Marokko, der sicher auch nur einer Fiktion entspringt. So viel Kontakt zu den Einheimischen hatte ich weder 1983 noch 1987, als ich ein zweites Mal durch Marokko reiste ...
»Schattentänzer« ist eine Geschichte, die ich einige Male in den 90er-Jahren bei Lesungen vortrug, die dann aber bei mir in Vergessenheit geriet. Ich holte sie nun aus der Versenkung, stellte sie auf neue Rechtschreibung um und stelle fest, dass sie mir tatsächlich noch gefällt. Das kann ich nun wirklich nicht von allen Geschichten sagen, die ich in den 80er-Jahren verfasste.
Falls ich jemals eine Anthologie zusammenstellen sollte, die meine Phantastik-Geschichten zusammenfasst, die ich heute noch gut finde, dürfte »Schattentänzer« nicht fehlen.
Warum ich ausgerechnet 1988 eine Geschichte schrieb, die eigentlich 1983 spielte, erschließt sich mir heute nicht mehr. Sie spiegelt sowohl phantastische Elemente wieder – es gibt eine Traumreise – als auch Elemente einer Reiseerzählung.
An meinen Aufenthalt im Mèknes im Sommer 1983 erinnerte ich mich damals schon kaum mehr; die Stadt wurde in der Geschichte also selbst zu einem märchenhaften Ort. Vielleicht benötigte das die Geschichte, um eben mehr zu werden als »nur« eine Reiseerzählung.
Im Nachhinein funktioniert der Text vor allem durch die Gegensätze: Der Autor – also ich – schrieb 1983 beispielsweise von seiner Abscheu gegenüber dem »kalten, feuchten, menschlich verödeten Deutschland« und lobt den netten Umfang der Araber und Berber in Marokko, der sicher auch nur einer Fiktion entspringt. So viel Kontakt zu den Einheimischen hatte ich weder 1983 noch 1987, als ich ein zweites Mal durch Marokko reiste ...
»Schattentänzer« ist eine Geschichte, die ich einige Male in den 90er-Jahren bei Lesungen vortrug, die dann aber bei mir in Vergessenheit geriet. Ich holte sie nun aus der Versenkung, stellte sie auf neue Rechtschreibung um und stelle fest, dass sie mir tatsächlich noch gefällt. Das kann ich nun wirklich nicht von allen Geschichten sagen, die ich in den 80er-Jahren verfasste.
Falls ich jemals eine Anthologie zusammenstellen sollte, die meine Phantastik-Geschichten zusammenfasst, die ich heute noch gut finde, dürfte »Schattentänzer« nicht fehlen.
23 April 2018
Umfassender Phantastik-Blick
Es ist nun wirklich nicht schwierig: Ein neues Heft flattert ins Büro, ich lese es gern und nehme es mit nach Hause. Dort setze ich mich hin und schmökere es durch. Eigentlich alles ganz einfach. Aber leider klappt das nicht immer so, wie ich das gern hätte.
Und so kommt es, dass ich die Lektüre der phantastisch!-Ausgabe 69 zu einer Zeit beende, als die Ausgabe 70 schon auf meinem Tisch gelandet ist. Dabei handelt es sich um ein Luxusproblem, schon klar – aber es erklärt, warum ich keine ausführliche Rezension zu dem 84 Seiten starken Heft schreibe, sondern nur kurz darauf verweise ...
Wie immer ist es sowieso nicht einfach, einige Beiträge herauszugreifen. Behandelt wird die Phantastik im weitesten Sinn, und da passt ein Artikel wie »Adolf und der Elefantenmensch« richtig gut rein – in diesem Fall geht es um die deutsche Superheldenserie »Captain Berlin«, die ich tatsächlich nicht kannte. Oder es erscheint ein Artikel über die Andreas-Eschbach-Tagung in Wolfenbüttel, an der ich selbst teilgenommen habe.
Darüber hinaus gibt es Artikel über aktuelle Romane und Veröffentlichungen, Interviews (unter andrem mit William Gibson, dem »Erfinder« der Cyberpunk-Welle, und mit Bernd Perplies, der in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen der phantastischen Literatur veröffentlichen konnte) und viele Rezensionen. Abgerundet wird das Ganze durch Comics und eine gelungene Kurzgeschichte von Madeleine Puljic.
Die phantastisch! finde ich immer lohnenswert, die erste Ausgabe des Jahres 2018 macht dabei keine Ausnahme. Ich empfehle sie allen, die phantastische Literatur in all ihren Ausprägungen mögen. (Schaut einfach auf der Internet-Seite nach!)
Und so kommt es, dass ich die Lektüre der phantastisch!-Ausgabe 69 zu einer Zeit beende, als die Ausgabe 70 schon auf meinem Tisch gelandet ist. Dabei handelt es sich um ein Luxusproblem, schon klar – aber es erklärt, warum ich keine ausführliche Rezension zu dem 84 Seiten starken Heft schreibe, sondern nur kurz darauf verweise ...
Wie immer ist es sowieso nicht einfach, einige Beiträge herauszugreifen. Behandelt wird die Phantastik im weitesten Sinn, und da passt ein Artikel wie »Adolf und der Elefantenmensch« richtig gut rein – in diesem Fall geht es um die deutsche Superheldenserie »Captain Berlin«, die ich tatsächlich nicht kannte. Oder es erscheint ein Artikel über die Andreas-Eschbach-Tagung in Wolfenbüttel, an der ich selbst teilgenommen habe.
Darüber hinaus gibt es Artikel über aktuelle Romane und Veröffentlichungen, Interviews (unter andrem mit William Gibson, dem »Erfinder« der Cyberpunk-Welle, und mit Bernd Perplies, der in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen der phantastischen Literatur veröffentlichen konnte) und viele Rezensionen. Abgerundet wird das Ganze durch Comics und eine gelungene Kurzgeschichte von Madeleine Puljic.
Die phantastisch! finde ich immer lohnenswert, die erste Ausgabe des Jahres 2018 macht dabei keine Ausnahme. Ich empfehle sie allen, die phantastische Literatur in all ihren Ausprägungen mögen. (Schaut einfach auf der Internet-Seite nach!)
22 April 2018
Eine Antwort auf die angebliche Alternative
Wie sollte man am besten mit der AfD sowie ihren Mitgliedern und Sympathisanten umgehen? Diese Frage muss sich mittlerweile auch jemand stellen, der mit dem »politischen Betrieb« nichts zu tun hat. Sogar »unpolitische« Autorinnen und Autoren kommen nicht drumherum, sich mit dem Thema Rechtspopulismus zu beschäftigen.
Im Bundesparlament in Berlin, in Landtagen wie in Stuttgart, in Gemeinderäten wie in Karlsruhe; überall sind Mitglieder der AfD aktiv. Nicht jeder, der diese Partei wählt, ist ein Rechtsradikaler, aber jeder, der sie wählt und unterstützt, steht eben letztlich auch hinter menschenfeindlichen Parolen und einer teilweise offen rassistischen Gesinnung.
Also: Wie geht man damit um?
Im Hirnkost-Verlag, der ja auch meine Punkrock-Bücher veröffentlicht, erscheint im Mai 2018 ein Buch, in dem sich einige Autorinnen und Autoren zu dieser Frage äußern. Herausgegeben wird es von Klaus Farin, der Titel des Buches lautet: »Unsere Antwort. Die AfD und wir.« Die Unterzeile verstärkt das Thema noch: »Schriftsteller*innen und der Rechtspopulismus«.
Mit Lena Falkenhagen und Nina George sowie Klaus Farin sind Menschen vertreten, die ich kenne und schätze. Die Zusammenstellung klingt spannend; das möchte ich lesen. Und deshalb weise ich schon jetzt auf das Buch hin.
(Kaufen kann man es überall im Buchhandel. Ich nenne hier den Link zum Hirnkost-Shop sowie den zum Shop »meiner« Science-Fiction-Serie.)
Im Bundesparlament in Berlin, in Landtagen wie in Stuttgart, in Gemeinderäten wie in Karlsruhe; überall sind Mitglieder der AfD aktiv. Nicht jeder, der diese Partei wählt, ist ein Rechtsradikaler, aber jeder, der sie wählt und unterstützt, steht eben letztlich auch hinter menschenfeindlichen Parolen und einer teilweise offen rassistischen Gesinnung.
Also: Wie geht man damit um?
Im Hirnkost-Verlag, der ja auch meine Punkrock-Bücher veröffentlicht, erscheint im Mai 2018 ein Buch, in dem sich einige Autorinnen und Autoren zu dieser Frage äußern. Herausgegeben wird es von Klaus Farin, der Titel des Buches lautet: »Unsere Antwort. Die AfD und wir.« Die Unterzeile verstärkt das Thema noch: »Schriftsteller*innen und der Rechtspopulismus«.
Mit Lena Falkenhagen und Nina George sowie Klaus Farin sind Menschen vertreten, die ich kenne und schätze. Die Zusammenstellung klingt spannend; das möchte ich lesen. Und deshalb weise ich schon jetzt auf das Buch hin.
(Kaufen kann man es überall im Buchhandel. Ich nenne hier den Link zum Hirnkost-Shop sowie den zum Shop »meiner« Science-Fiction-Serie.)
21 April 2018
Der Wolfenbüttel-Effekt
»Wir kennen uns doch von Wolfenbüttel her.« Diesen Satz hörte ich am Freitag, 20. April, in Köln nicht nur einmal. Beim Treffen des Phantastik-Autoren-Netzwerkes waren gut 150 Personen anwesend, die als Autorin oder Autor oder als Verlagsmensch im weitesten Sinne mit Science Fiction, Fantasy und dergleichen zu tun hatten. Dabei wurde natürlich vor allem »genetzwerkt« ...
Einige Personen, mit denen ich sprach, haben mittlerweile ihre ersten Veröffentlichungen hinter sich oder stehen kurz davor, dass in diesem Jahr der erste Roman herauskommt. Und mir wurde von einigen Leuten erzählt, dass sie in Wolfenbüttel an einem Seminar teilgenommen hatten, bei dem ich als Ko-Dozent hatte wirken können.
Die Bundesakademie für kulturelle Bildung als »Brutlabor« für neue Autorinnen und Autoren. So habe ich mir das immer vorgestellt. Offenbar ist ein Teil meines Wunsches in Erfüllung geraten.
(Wobei ich ja peinlicherweise viele der Menschen, die sich mir vorstellten, nicht mehr erkannte. Ich schob's auf viele Seminare und viele Teilnehmer ... Peinlich fand ich es trotzdem.)
Einige Personen, mit denen ich sprach, haben mittlerweile ihre ersten Veröffentlichungen hinter sich oder stehen kurz davor, dass in diesem Jahr der erste Roman herauskommt. Und mir wurde von einigen Leuten erzählt, dass sie in Wolfenbüttel an einem Seminar teilgenommen hatten, bei dem ich als Ko-Dozent hatte wirken können.
Die Bundesakademie für kulturelle Bildung als »Brutlabor« für neue Autorinnen und Autoren. So habe ich mir das immer vorgestellt. Offenbar ist ein Teil meines Wunsches in Erfüllung geraten.
(Wobei ich ja peinlicherweise viele der Menschen, die sich mir vorstellten, nicht mehr erkannte. Ich schob's auf viele Seminare und viele Teilnehmer ... Peinlich fand ich es trotzdem.)
20 April 2018
Zwei Stunden in Nagold
Wer die kleine Stadt Nagold nicht kennt, braucht sich nicht zu grämen – es ist keine Bildungslücke, die Stadt im Schwarzwald nicht zu kennen. In den 80er-Jahren war sie aber in gewisser Weise wichtig: Von dort kamen die Skeezicks, die mit ihrem rasanten Hardcore-Punk in Süddeutschland und in den Beneluxländern für Aufsehen sorgten.
Und in Nagold spielten all die bekannten Bands der aufkeimenden Hardcore-Szene. In meiner Erinnerung sind es rauschende Konzerte in einem kleinen Keller oder im großen Konzertraum. Schaue ich mir heute Fotos oder gar Videos von damals an, sind die Räume noch viel kleiner als in meiner Erinnerung, und das Publikum schmilzt von großen Mengen auf ein paar Dutzend junge Leute in zerrissenen Klamotten zusammen.
Kürzlich besuchte ich Nagold, die Gründe hierfür sind eigentlich egal. Ich parkte – ohne das geplant zu haben – keine zwanzig Meter vom Jugendhaus entfernt auf einer Parkfläche, die es früher nicht gegeben hatte. Und ich lief durch die kleine Stadt, in der ich so gut wie nichts mehr wiedererkannte.
In den Randbereichen der kleinen Innenstadt wechseln sich gesichtslose Kreisverkehre, Supermärkte und Unterführungen ab; die Straßen, durch die ich früher fuhr, gibt es offenbar nicht mehr. Die eigentliche Innenstadt erwies sich als Fußgängerzone, was ja grundsätzlich gut ist. Aber ich erkannte nicht mehr, wo früher die Straße nach Freudenstadt verlaufen war und wie man auf dem direkten Weg nach Herrenberg weiterfahren konnte – wo ich vor dreißig Jahren eben auch oft bei Konzerten war.
Irgendwann stand ich dann doch vor dem Jugendhaus. Es sah tatsächlich so aus wie früher, und es gingen junge Leute ins Innere, also war es noch im Betrieb. Man hatte eine hässliche Außentreppe errichtet, so ein Metallding, wie man sie immer öfter sieht.
Der Aufenthalt in Nagold war keine Zeitreise. Dafür erkannte ich zu wenig wieder. Es war die Begegnung mit einer Stadt, die ich in meinem Innern quasi konserviert habe und die sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat.
(Ach ja: Skater, Punks, Metal-Kids oder Skinheads sah ich keine. Von denen gab es vor dreißig oder mehr Jahren in Nagold recht viele. Oder ist das auch nur eine verzerrte Erinnerung?)
Und in Nagold spielten all die bekannten Bands der aufkeimenden Hardcore-Szene. In meiner Erinnerung sind es rauschende Konzerte in einem kleinen Keller oder im großen Konzertraum. Schaue ich mir heute Fotos oder gar Videos von damals an, sind die Räume noch viel kleiner als in meiner Erinnerung, und das Publikum schmilzt von großen Mengen auf ein paar Dutzend junge Leute in zerrissenen Klamotten zusammen.
Kürzlich besuchte ich Nagold, die Gründe hierfür sind eigentlich egal. Ich parkte – ohne das geplant zu haben – keine zwanzig Meter vom Jugendhaus entfernt auf einer Parkfläche, die es früher nicht gegeben hatte. Und ich lief durch die kleine Stadt, in der ich so gut wie nichts mehr wiedererkannte.
In den Randbereichen der kleinen Innenstadt wechseln sich gesichtslose Kreisverkehre, Supermärkte und Unterführungen ab; die Straßen, durch die ich früher fuhr, gibt es offenbar nicht mehr. Die eigentliche Innenstadt erwies sich als Fußgängerzone, was ja grundsätzlich gut ist. Aber ich erkannte nicht mehr, wo früher die Straße nach Freudenstadt verlaufen war und wie man auf dem direkten Weg nach Herrenberg weiterfahren konnte – wo ich vor dreißig Jahren eben auch oft bei Konzerten war.
Irgendwann stand ich dann doch vor dem Jugendhaus. Es sah tatsächlich so aus wie früher, und es gingen junge Leute ins Innere, also war es noch im Betrieb. Man hatte eine hässliche Außentreppe errichtet, so ein Metallding, wie man sie immer öfter sieht.
Der Aufenthalt in Nagold war keine Zeitreise. Dafür erkannte ich zu wenig wieder. Es war die Begegnung mit einer Stadt, die ich in meinem Innern quasi konserviert habe und die sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat.
(Ach ja: Skater, Punks, Metal-Kids oder Skinheads sah ich keine. Von denen gab es vor dreißig oder mehr Jahren in Nagold recht viele. Oder ist das auch nur eine verzerrte Erinnerung?)
19 April 2018
Packender Roman, starkes Hörbuch
Von dem Roman »Das Kindermädchen« hatte ich mehrfach gehört, aber ich las ihn bislang nie. Da kam mir die Gelegenheit gerade recht, bei einer langen Autofahrt das Hörbuch in den CD-Player zu stecken und der Stimme von Roeland Wiesnekker zu lauschen. Ich kann mir danach die Geschichte nicht mehr ohne diese Stimme vorstellen – auch wenn es eine gekürzte Lesung ist, fesselte mich der Roman sehr.
Der Prolog spielt im Zweiten Weltkrieg; während eines Bombenangriffs versucht ein Kindermädchen einen Jungen zu beschützen. Die beiden jungen Leute verstecken sich im Keller, sie überleben letztlich. Dann erst wechselt die Handlung in die Gegenwart. (Und ganz ehrlich: Der Prolog wäre eigentlich nicht nötig. Die Geschichte erklärt sich ja auch so.)
Hauptfigur des Romans und des Hörbuches ist ein Rechtsanwalt namens Joachim Vernau; seine Lebensgefährtin entstammt einer wohlhabenden Familie und macht in der Politik eine steile Karriere. Als eine alte Frau aus der Ukraine auftaucht und davon spricht, dass die Familie während des Zweiten Weltkriegs eine Zwangsarbeiterin beschäftigt hat, kommt ein Stein ins Rollen, der alles verändert: Vernaus Leben, die Karriere seiner Lebensgefährtin, die gesamte Familie.
Es geht um Kunstschätze, die während der Nazizeit enteignet und verkauft worden sind, um Schuld und Sühne aus dem Zweiten Weltkrieg, um die langen Schatten der Vergangenheit und die Versuche, den heutigen Wohlstand mit allen Mitteln zu verteidigen. Dabei schrecken manche Leute eben auch nicht vor Mord zurück ...
Spannend ist das Hörbuch immer dann, wenn die gesellschaftlichen Abgründe klarer werden. Auch reiche Rechtsanwälte haben oft eine heikle Vergangenheit, und die kann tief im Dritten Reich wurzeln. Das wird hierzulande gern verdrängt, und in diesem Hörbuch – und dem Roman – wird das in spannender Form aufgegriffen.
Elisabeth Herrmann erzählt ihre Geschichte in einem meist unaufgeregten Ton. Das macht sie umso spannender. Wenn am Ende auch noch Action-Sequenzen kommen, wirken diese fast ein wenig aufgesetzt. Der Autorin gelingt es, ein durchaus komplexes Thema deutscher Geschichte in einer Art und Weise zu behandeln, die ich für glaubhaft und gelungen halte: Der mahnend erhobene Zeigefinger fehlt, der Leser (oder Hörer) kann selbst seine Schlussfolgerungen ziehen.
(Übrigens merkte ich erst hinterher, dass es sich bei diesem Roman um den ersten Teil einer Serie handelt, die mittlerweile fünf Bände umfasst. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die wirklich lesen möchte. Eigentlich ist die Figur des Rechtsanwalts mit dem ersten Roman doch schon auserzählt.)
Ich kenne nicht den Roman, ich kenne jetzt nur das Hörbuch. Der Sprecher hat mich überzeugt, die Geschichte ist hervorragend. Mit »Das Kindermädchen« hatte ich ein Hörbuch-Erlebnis, das sicher länger nachwirkt, als wenn ich »einfach nur« den Roman gelesen hätte. Klasse!
Erschienen ist das Hörbuch als 6er-CD-Box bei Random House Audio. Man kann es natürlich auch im Download erhalten, sicher ebenso bei Streaming-Plattformen. Ich empfehle, es mal anzutesten!
Der Prolog spielt im Zweiten Weltkrieg; während eines Bombenangriffs versucht ein Kindermädchen einen Jungen zu beschützen. Die beiden jungen Leute verstecken sich im Keller, sie überleben letztlich. Dann erst wechselt die Handlung in die Gegenwart. (Und ganz ehrlich: Der Prolog wäre eigentlich nicht nötig. Die Geschichte erklärt sich ja auch so.)
Hauptfigur des Romans und des Hörbuches ist ein Rechtsanwalt namens Joachim Vernau; seine Lebensgefährtin entstammt einer wohlhabenden Familie und macht in der Politik eine steile Karriere. Als eine alte Frau aus der Ukraine auftaucht und davon spricht, dass die Familie während des Zweiten Weltkriegs eine Zwangsarbeiterin beschäftigt hat, kommt ein Stein ins Rollen, der alles verändert: Vernaus Leben, die Karriere seiner Lebensgefährtin, die gesamte Familie.
Es geht um Kunstschätze, die während der Nazizeit enteignet und verkauft worden sind, um Schuld und Sühne aus dem Zweiten Weltkrieg, um die langen Schatten der Vergangenheit und die Versuche, den heutigen Wohlstand mit allen Mitteln zu verteidigen. Dabei schrecken manche Leute eben auch nicht vor Mord zurück ...
Spannend ist das Hörbuch immer dann, wenn die gesellschaftlichen Abgründe klarer werden. Auch reiche Rechtsanwälte haben oft eine heikle Vergangenheit, und die kann tief im Dritten Reich wurzeln. Das wird hierzulande gern verdrängt, und in diesem Hörbuch – und dem Roman – wird das in spannender Form aufgegriffen.
Elisabeth Herrmann erzählt ihre Geschichte in einem meist unaufgeregten Ton. Das macht sie umso spannender. Wenn am Ende auch noch Action-Sequenzen kommen, wirken diese fast ein wenig aufgesetzt. Der Autorin gelingt es, ein durchaus komplexes Thema deutscher Geschichte in einer Art und Weise zu behandeln, die ich für glaubhaft und gelungen halte: Der mahnend erhobene Zeigefinger fehlt, der Leser (oder Hörer) kann selbst seine Schlussfolgerungen ziehen.
(Übrigens merkte ich erst hinterher, dass es sich bei diesem Roman um den ersten Teil einer Serie handelt, die mittlerweile fünf Bände umfasst. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die wirklich lesen möchte. Eigentlich ist die Figur des Rechtsanwalts mit dem ersten Roman doch schon auserzählt.)
Ich kenne nicht den Roman, ich kenne jetzt nur das Hörbuch. Der Sprecher hat mich überzeugt, die Geschichte ist hervorragend. Mit »Das Kindermädchen« hatte ich ein Hörbuch-Erlebnis, das sicher länger nachwirkt, als wenn ich »einfach nur« den Roman gelesen hätte. Klasse!
Erschienen ist das Hörbuch als 6er-CD-Box bei Random House Audio. Man kann es natürlich auch im Download erhalten, sicher ebenso bei Streaming-Plattformen. Ich empfehle, es mal anzutesten!
18 April 2018
Mann und Frau und dunkler Park
Ich werde es nie vergessen, und der Vorfall ist bald dreißig Jahre her: Ich ging durch den »Stadtpark« Freudenstadt, also das bisschen Grün am Marktplatz. Ich sah aus wie fast immer zu der Zeit: schwarze Lederjacke, schwarze Hose, schwarze Stiefel, abrasierter Kopf. Es war dunkel, auf jeden Fall nach 22 Uhr.
Mir kam eine Frau entgegen, damals wohl um die fünfzig Jahre alt; sie sah mich, erstarrte buchstäblich, blickte mich an. Ich verstand alles falsch, eilte die paar Meter zu ihr und fragte, ob ich helfen könne. In meiner Naivität dachte ich, ihr ginge es gesundheitlich schlecht.
Nein, sie hatte Angst. Einfach nur eine Scheißangst, weil da so ein großer Typ in schwarzen Klamotten auf sie zulief. Keine Ahnung, was sie dachte. Ich kapierte es dann ja, entschuldigte mich wortreich und machte, dass ich zu meiner Wohnung kam, rund hundert Meter von der Stelle entfernt.
Manche Menschen haben Angst, und das muss ich respektieren. Das Erlebnis hat sich in mein Hirn gefressen. Seither versuche ich solche Situationen zu meiden, beispielsweise lieber im Licht der Straßenlampe anzuhalten oder eben einen Umweg zu gehen. Es ist eigentlich ganz einfach.
(Ich schreibe das, weil heute einige Leute in den »Sozialen Netzen« darüber diskutieren, ob man beim Joggen hinter einer joggenden Frau herlaufen kann oder doch lieber einen Umweg einschlagen sollte. Damit sie keine Angst bekommt.)
Mir kam eine Frau entgegen, damals wohl um die fünfzig Jahre alt; sie sah mich, erstarrte buchstäblich, blickte mich an. Ich verstand alles falsch, eilte die paar Meter zu ihr und fragte, ob ich helfen könne. In meiner Naivität dachte ich, ihr ginge es gesundheitlich schlecht.
Nein, sie hatte Angst. Einfach nur eine Scheißangst, weil da so ein großer Typ in schwarzen Klamotten auf sie zulief. Keine Ahnung, was sie dachte. Ich kapierte es dann ja, entschuldigte mich wortreich und machte, dass ich zu meiner Wohnung kam, rund hundert Meter von der Stelle entfernt.
Manche Menschen haben Angst, und das muss ich respektieren. Das Erlebnis hat sich in mein Hirn gefressen. Seither versuche ich solche Situationen zu meiden, beispielsweise lieber im Licht der Straßenlampe anzuhalten oder eben einen Umweg zu gehen. Es ist eigentlich ganz einfach.
(Ich schreibe das, weil heute einige Leute in den »Sozialen Netzen« darüber diskutieren, ob man beim Joggen hinter einer joggenden Frau herlaufen kann oder doch lieber einen Umweg einschlagen sollte. Damit sie keine Angst bekommt.)
Das blutende Land in Buchhandels-Rezensionen
Mein Fantasy-Roman »Das blutende Land« ist jetzt seit gut einem halben Jahr im Buchhandel, damit meine ich die gedruckte Form; es gibt ihn aber auch als E-Book und als Hörbuch. Ich kann auf zwei neue Rezensionen verweisen. Gefreut habe ich mich darüber, weil sie auf den Seiten von Buchhandlungen zu finden sind.
Ganz gut komme ich bei der Buchhandlung »Am Riedberg« weg, die allerlei Bücher vorstellt und bespricht. In ihrer kurzen Empfehlung heißt es, mein Roman habe einen »großartigen und sehr detailgenauen Weltenbau«. Der Roman gilt dem Rezensenten oder der Rezensentin als »klassisches Dark-Fantasy-Universum mit viel Brutalität, Düsternis und Grausamkeit«.
Unter der Überschrift »Frick hat Potential ...« gibt es auf der Internet-Seite der Thalia-Buchhandlungen gleich zwei kurze Rezensionen, eine von einer Buchhändlerin, eine von einem Buchhändler. Der Mann betrachtet meinen Roman ganz optimistisch als »schönen Auftakt einer neuen Saga«, die Frau kritisiert, es hapere »allerdings erkennbar an der Entwicklung der Charaktere«.
Ganz gut komme ich bei der Buchhandlung »Am Riedberg« weg, die allerlei Bücher vorstellt und bespricht. In ihrer kurzen Empfehlung heißt es, mein Roman habe einen »großartigen und sehr detailgenauen Weltenbau«. Der Roman gilt dem Rezensenten oder der Rezensentin als »klassisches Dark-Fantasy-Universum mit viel Brutalität, Düsternis und Grausamkeit«.
Unter der Überschrift »Frick hat Potential ...« gibt es auf der Internet-Seite der Thalia-Buchhandlungen gleich zwei kurze Rezensionen, eine von einer Buchhändlerin, eine von einem Buchhändler. Der Mann betrachtet meinen Roman ganz optimistisch als »schönen Auftakt einer neuen Saga«, die Frau kritisiert, es hapere »allerdings erkennbar an der Entwicklung der Charaktere«.
17 April 2018
An der Kreuzung vor der Uni
Ich war angetrunken, aber noch gut fahrfähig. Mit flottem Tempo steuerte ich mein Rad von der »Alten Hackerei« aus in Richtung Heimat. Beim Durlacher Tor wollte ich die Kreuzung überqueren, um danach durch das Gelände der Universität zu fahren. Wie so oft in den vergangenen zehn Jahren ...
Auf der Straße, die von rechts kam, stand ein Polizeifahrzeug an der Ampel; die zwei Beamten darin nahm ich nur als Schatten wahr. Vor mir leuchtete die Ampel rot. Normalerweise wäre ich weitergefahren, weil kein Verkehr herrschte, aber ich hielt an und wartete.
Neben mir hielt auf einmal ein anderer Radfahrer: ein Mann mit Helm und Vollbart, ich schätzte ihn auf Ende zwanzig. Er machte nicht den Eindruck, als ob er unter normalen Umständen an dieser Stelle gehalten hätte.
»Eigentlich könnten wir auch bei Rot rüberfahren«, sagte ich zu ihm. »Die Cops kriegen uns doch nicht, wenn wir in die Uni reinfahren.«
Er lachte. »Genau das habe ich eben auch gedacht.« Wir schauten uns an, dann lachten wir beide.
Die Ampel schaltete auf Grün, wir konnten regulär losfahren. Hinter mir hörte ich, wie die Polizisten ebenfalls ihren Wagen starteten. Ich überquerte die Straße, fuhr in das Universitätsgelände. Immer noch war ich angetrunken und trotzdem gut fahrfähig. Aber nun musste ich die ganze Zeit wie blöd vor mich hin grinsen.
Auf der Straße, die von rechts kam, stand ein Polizeifahrzeug an der Ampel; die zwei Beamten darin nahm ich nur als Schatten wahr. Vor mir leuchtete die Ampel rot. Normalerweise wäre ich weitergefahren, weil kein Verkehr herrschte, aber ich hielt an und wartete.
Neben mir hielt auf einmal ein anderer Radfahrer: ein Mann mit Helm und Vollbart, ich schätzte ihn auf Ende zwanzig. Er machte nicht den Eindruck, als ob er unter normalen Umständen an dieser Stelle gehalten hätte.
»Eigentlich könnten wir auch bei Rot rüberfahren«, sagte ich zu ihm. »Die Cops kriegen uns doch nicht, wenn wir in die Uni reinfahren.«
Er lachte. »Genau das habe ich eben auch gedacht.« Wir schauten uns an, dann lachten wir beide.
Die Ampel schaltete auf Grün, wir konnten regulär losfahren. Hinter mir hörte ich, wie die Polizisten ebenfalls ihren Wagen starteten. Ich überquerte die Straße, fuhr in das Universitätsgelände. Immer noch war ich angetrunken und trotzdem gut fahrfähig. Aber nun musste ich die ganze Zeit wie blöd vor mich hin grinsen.
16 April 2018
Wenn die alten Recken rocken
Am Samstag, 14. April, stand ein Pflichttermin an; ich kann es nicht anders bezeichnen. Steakknife sollten in der »Alten Hackerei« spielen, und als ich dort eintraf, war die »gepflegte Punkrock-Bar« auch schon rappelvoll. Ich traf viele Bekannte – klar, bei so einem Konzert! –, trank recht schnell einige Biere und laberte viel.
So verpasste ich praktisch die erste Band. The Decline stammten aus Frankreich; wenn ich es richtig kapierte, waren es Bretonen. Ihr Punkrock war durchaus abwechslungsreich, klang manchmal ein wenig nach Folk, aber nur selten und wirkte ansonsten komplett sympathisch und eingängig. Nur bekam ich leider viel zu wenig davon mit, weil ich die Zeit mit Bier und Gesprächen verbrachte.
Bei Steakknife bewegte ich mich nach vorne und stellte mich so auf die Seite vor der Bühne, dass ich auch ohne Brille gut sehen konnte. (Wer über fünfzig ist, sollte auf einem Punkrock-Konzert einfach vorsorgen ...) Dann stiegen die Herren auf die Bühne und legten los.
Ich würde sagen: Lee Hollis ist in Würde gealtert, andere Bandmitglieder ebenfalls; dazu kommen junge Leute. Wenn Lee Hollis auf der Bühne loslegt, ist das natürlich nicht mehr der junge Mann mit abrasiertem Schädel, der 1985/86 damit anfing, in deutschen Jugendzentren für rasenden Slamdance zu sorgen. Aber der Mann ist immer noch ein eindrucksvoller Sänger, der eine ungeheure Dynamik ausstrahlt.
Vom ersten Stück an herrschte eine gute Stimmung in der »Alten Hackerei«; alle bewegten sich, wenngleich anfangs noch ein wenig verhalten. Aber von Stück zu Stück wurde mehr getanzt, der ganze Raum geriet in Bewegung. Auch ich hüpfte auf meinem Seniorenstehplatz ein wenig auf und ab. Später warf ich mich dann ein wenig ins Pogo-Gewühl.
Klar, die Band macht nicht nur Pogo-Sound, sondern hat auch Stücke, die von den langen Bassläufen und der Spannung leben, die dabei aufgebaut wird. Aber diese Stücke haben eine Intensität, die mich immer noch packt.
Als Steakknife fertig waren, hatte ich ein durchgeschwitztes T-Shirt und erblickte rings um mich nur strahlende Gesichter. Ich fand's großartig und freue mich, wenn eine solche Band dann ihr erstes Konzert im Jahr 2018 ausgerechnet in Karlsruhe zum Besten gibt.
So verpasste ich praktisch die erste Band. The Decline stammten aus Frankreich; wenn ich es richtig kapierte, waren es Bretonen. Ihr Punkrock war durchaus abwechslungsreich, klang manchmal ein wenig nach Folk, aber nur selten und wirkte ansonsten komplett sympathisch und eingängig. Nur bekam ich leider viel zu wenig davon mit, weil ich die Zeit mit Bier und Gesprächen verbrachte.
Bei Steakknife bewegte ich mich nach vorne und stellte mich so auf die Seite vor der Bühne, dass ich auch ohne Brille gut sehen konnte. (Wer über fünfzig ist, sollte auf einem Punkrock-Konzert einfach vorsorgen ...) Dann stiegen die Herren auf die Bühne und legten los.
Ich würde sagen: Lee Hollis ist in Würde gealtert, andere Bandmitglieder ebenfalls; dazu kommen junge Leute. Wenn Lee Hollis auf der Bühne loslegt, ist das natürlich nicht mehr der junge Mann mit abrasiertem Schädel, der 1985/86 damit anfing, in deutschen Jugendzentren für rasenden Slamdance zu sorgen. Aber der Mann ist immer noch ein eindrucksvoller Sänger, der eine ungeheure Dynamik ausstrahlt.
Vom ersten Stück an herrschte eine gute Stimmung in der »Alten Hackerei«; alle bewegten sich, wenngleich anfangs noch ein wenig verhalten. Aber von Stück zu Stück wurde mehr getanzt, der ganze Raum geriet in Bewegung. Auch ich hüpfte auf meinem Seniorenstehplatz ein wenig auf und ab. Später warf ich mich dann ein wenig ins Pogo-Gewühl.
Klar, die Band macht nicht nur Pogo-Sound, sondern hat auch Stücke, die von den langen Bassläufen und der Spannung leben, die dabei aufgebaut wird. Aber diese Stücke haben eine Intensität, die mich immer noch packt.
Als Steakknife fertig waren, hatte ich ein durchgeschwitztes T-Shirt und erblickte rings um mich nur strahlende Gesichter. Ich fand's großartig und freue mich, wenn eine solche Band dann ihr erstes Konzert im Jahr 2018 ausgerechnet in Karlsruhe zum Besten gibt.
13 April 2018
Zwei Whisky mit Neumann – erinnert
Das hier ist eine Werbe-Information. Na ja, wer es kritisch sehen mag, darf diesen Text zumindest so betrachten. Ich möchte über ein Buch sprechen, das bereits im Jahr 2000 erschienen ist und das es immer noch im Handel gibt – nur gedruckt und leider nicht digital. Die Rede ist von »Zwei Whisky mit Neumann«.
Das Buch ist ein Paperback mit 96 Seiten Umfang, geziert von einem coolen Titelbild von Atta Hecke – sowohl an der Lederjacke als auch am Aufnäher der »Disco Punx Karlsruhe« bin ich wohl einigermaßen kenntlich. Gestaltet wurde das Paperback in einem sehr punkigen Layout, das Format des Buches ist zudem quadratisch, absichtlich irgendwo zwischen dem einer Vinyl-Single und einer Langspielplatte.
Tja, um was geht's denn eigentlich? Auf eine Idee von Klaus Farin hin, der ein Buch mit Punkrock-Geschichten herausbringen wollte, enthält »Zwei Whisky mit Neumann« allerlei Kurzgeschichten, die zuvor in meinem Egozine ENPUNKT veröffentlicht worden sind. Sie spielen also auch zumeist in den 90er-Jahren, mit Ausnahme der Titelgeschichte, die ich immer noch gut finde und die in den 80er-Jahren spielt.
Große Literatur ist das nicht; es handelt sich um Geschichten, die für die Veröffentlichung in einem Punk-orientierten Egozine geschrieben worden sind; sprich, ich habe sie immer »heruntergehauen«. Für das Buch wurden sie bearbeitet, aber nicht komplett umstrukturiert. Und so gibt es eben eine Prise Afrika, viel Punkrock, Bier und Musik.
Wobei die Kurzgeschichte »Seine liebste Parkuhr« diejenige ist, die am wenigsten mit meinem eigenen Leben zu tun hat. Ich bringe sie immer noch gern bei öffentlichen Lesungen, auch wenn es heutzutage diese Art von Parkuhren gar nicht mehr gibt und man vor allem nicht mehr mit Markstücken bezahlen kann.
»Zwei Whisky mit Neumann« ist ein echt schönes Buch, finde zumindest ich. Man erhält es für eine Zehner; das sind drei Bier in einer Kneipe. Und ich war völlig baff, als ich merkte, dass es im Verlag noch Restexemplare davon gibt …
Das Buch ist ein Paperback mit 96 Seiten Umfang, geziert von einem coolen Titelbild von Atta Hecke – sowohl an der Lederjacke als auch am Aufnäher der »Disco Punx Karlsruhe« bin ich wohl einigermaßen kenntlich. Gestaltet wurde das Paperback in einem sehr punkigen Layout, das Format des Buches ist zudem quadratisch, absichtlich irgendwo zwischen dem einer Vinyl-Single und einer Langspielplatte.
Tja, um was geht's denn eigentlich? Auf eine Idee von Klaus Farin hin, der ein Buch mit Punkrock-Geschichten herausbringen wollte, enthält »Zwei Whisky mit Neumann« allerlei Kurzgeschichten, die zuvor in meinem Egozine ENPUNKT veröffentlicht worden sind. Sie spielen also auch zumeist in den 90er-Jahren, mit Ausnahme der Titelgeschichte, die ich immer noch gut finde und die in den 80er-Jahren spielt.
Große Literatur ist das nicht; es handelt sich um Geschichten, die für die Veröffentlichung in einem Punk-orientierten Egozine geschrieben worden sind; sprich, ich habe sie immer »heruntergehauen«. Für das Buch wurden sie bearbeitet, aber nicht komplett umstrukturiert. Und so gibt es eben eine Prise Afrika, viel Punkrock, Bier und Musik.
Wobei die Kurzgeschichte »Seine liebste Parkuhr« diejenige ist, die am wenigsten mit meinem eigenen Leben zu tun hat. Ich bringe sie immer noch gern bei öffentlichen Lesungen, auch wenn es heutzutage diese Art von Parkuhren gar nicht mehr gibt und man vor allem nicht mehr mit Markstücken bezahlen kann.
»Zwei Whisky mit Neumann« ist ein echt schönes Buch, finde zumindest ich. Man erhält es für eine Zehner; das sind drei Bier in einer Kneipe. Und ich war völlig baff, als ich merkte, dass es im Verlag noch Restexemplare davon gibt …
12 April 2018
Die zweiten Hornsignale
Es ist immer wieder schön, alte Fanzines anzuschauen. In diesem Fall knöpfte ich mir die zweite Ausgabe der »Hornsignale« vor. Das kleine Fantasy-Fanzine wurde 1986 von Hermann Ritter veröffentlicht; es war nicht geheftet und hatte einen Umfang von acht Seiten. Im Prinzip handelte es sich also um zwei A4-Blätter, die beidseitig bedruckt und in der Mitte gefalzt waren.
Das Layout war schlicht; der Autor und Herausgeber hatte seine Texte direkt aufs Papier getippt. Woher die Illustrationen stammten, ist nicht ganz klar. Aber der Inhalt des Fanzines erwies sich letztlich als wegweisend.
Hermann Ritter schrieb nicht nur über einen Fantasy-Con in Wien, der im März des Jahres 1986 stattgefunden hatte, sondern entwickelte eine erste Vision für den »Einhorn-Clan«. Gemeint war damit eine Fantasy-Kultur, die im Rahmen des Fantasy-Vereins FOLLOW entwickelt werden sollte.
»Mich reizt seit meiner Kindheit die Idee eines Rittervolkes«, schrieb Hermann Ritter und fügte augenzwinkernd hinzu, er sei »halt doch durch meinen Namen vorbelastet«. Er entwickelte die Idee eines Fantasy-Volkes, das auf einer frühen mittelalterlichen Ritterkultur aufbauen sollte.
Was daraus wurde, weiß ich gut: Hunderte von Fanzines entstanden, viele Cons wurden veranstaltet, zahlreiche Geschichten, Gedichte und Lieder wurden geschrieben. Aus einer kleinen Idee entstand eine schöne Fantasy-Geschichte, die Menschen im »realen Leben« erfasste. Zu denen gehörte ja dann auch ich ... aber das ist eine andere Geschichte.
1986 fing das an. Mit der zweiten Ausgabe der »Hornsignale« wurden eigentlich die Grundzüge gelegt.
Das Layout war schlicht; der Autor und Herausgeber hatte seine Texte direkt aufs Papier getippt. Woher die Illustrationen stammten, ist nicht ganz klar. Aber der Inhalt des Fanzines erwies sich letztlich als wegweisend.
Hermann Ritter schrieb nicht nur über einen Fantasy-Con in Wien, der im März des Jahres 1986 stattgefunden hatte, sondern entwickelte eine erste Vision für den »Einhorn-Clan«. Gemeint war damit eine Fantasy-Kultur, die im Rahmen des Fantasy-Vereins FOLLOW entwickelt werden sollte.
»Mich reizt seit meiner Kindheit die Idee eines Rittervolkes«, schrieb Hermann Ritter und fügte augenzwinkernd hinzu, er sei »halt doch durch meinen Namen vorbelastet«. Er entwickelte die Idee eines Fantasy-Volkes, das auf einer frühen mittelalterlichen Ritterkultur aufbauen sollte.
Was daraus wurde, weiß ich gut: Hunderte von Fanzines entstanden, viele Cons wurden veranstaltet, zahlreiche Geschichten, Gedichte und Lieder wurden geschrieben. Aus einer kleinen Idee entstand eine schöne Fantasy-Geschichte, die Menschen im »realen Leben« erfasste. Zu denen gehörte ja dann auch ich ... aber das ist eine andere Geschichte.
1986 fing das an. Mit der zweiten Ausgabe der »Hornsignale« wurden eigentlich die Grundzüge gelegt.
11 April 2018
Peter auf gefahrvoller Expedition
Die aktuelle Ausgabe des OX-Fanzines ist erschienen; auf dem Titelbild kann man die alten Herren von The Damned bewundern. (Ihre erste Platte ist immer noch eine meiner liebsten Punkrock-Scheiben.) Das Heft ist richtig umfangreich, mit unfassbaren 164 Seiten ein echtes Buch; ich habe wohl keine Chance, das zu meinen Lebzeiten durchlesen zu können – aber man muss ja auch nicht alles lesen.
Wichtig ist eh, zumindest für mich: In dieser Ausgabe geht's mit meiner Fortsetzungsgeschichte weiter. Die zwölfte Folge von »Der gute Geist des Rock'n'Roll« wurde veröffentlicht – wieder einmal geht es um die Hauptfigur und ihre Abenteuer in der Mitte des Jahres 1996.
Peter Meißner, den man früher nur als »Peter Pank« kannte, ist mit einigen Bekannten in der Pfalz unterwegs. Die Gruppe aus vier Männern und einer Frau möchte sich mit Nazis prügeln. Genauer gesagt, wollen sie Nazis verprügeln.
Das ist ein Thema, bei dem ich mir lange überlegt habe, ob ich das erzählen soll. Kann man davon schreiben, dass es – zumindest früher – in »unserer Szene« als völlig korrekt betrachtet wurde, dass man organisierten Nazis und Faschisten auch mit dem Knüppel in der Hand entgegentreten musste? Oder ist es besser, so etwas wegzulassen?
Ich habe mich entschieden, solche Themen auch reinzubringen. Punk hieß für mich in den 90er-Jahren eben nicht, dass man mit den Hippies für Frieden demonstrierte, sondern dass man sich mit den Rechtsradikalen unter anderem »sportlich« auseinandersetzen musste. Ob und wie ich das im Fortsetzungsroman schildere, ist dann wieder was anderes ...
Wichtig ist eh, zumindest für mich: In dieser Ausgabe geht's mit meiner Fortsetzungsgeschichte weiter. Die zwölfte Folge von »Der gute Geist des Rock'n'Roll« wurde veröffentlicht – wieder einmal geht es um die Hauptfigur und ihre Abenteuer in der Mitte des Jahres 1996.
Peter Meißner, den man früher nur als »Peter Pank« kannte, ist mit einigen Bekannten in der Pfalz unterwegs. Die Gruppe aus vier Männern und einer Frau möchte sich mit Nazis prügeln. Genauer gesagt, wollen sie Nazis verprügeln.
Das ist ein Thema, bei dem ich mir lange überlegt habe, ob ich das erzählen soll. Kann man davon schreiben, dass es – zumindest früher – in »unserer Szene« als völlig korrekt betrachtet wurde, dass man organisierten Nazis und Faschisten auch mit dem Knüppel in der Hand entgegentreten musste? Oder ist es besser, so etwas wegzulassen?
Ich habe mich entschieden, solche Themen auch reinzubringen. Punk hieß für mich in den 90er-Jahren eben nicht, dass man mit den Hippies für Frieden demonstrierte, sondern dass man sich mit den Rechtsradikalen unter anderem »sportlich« auseinandersetzen musste. Ob und wie ich das im Fortsetzungsroman schildere, ist dann wieder was anderes ...
10 April 2018
Umfassend und informativ
Seit Anfang der 80er-Jahre bin ich ein Mitglied in der Gesellschaft für bedrohte Völker; mein Interesse wurde damals durch das Thema Indianer geweckt, das mich als Jugendlichen sehr faszinierte. Ich war in all den Jahren und Jahrzehnten ein passives Mitglied, zahlte brav meinen Beitrag, las die Zeitschriften, beteiligte mich an Unterschriftenaktionen und spendete gelegentlich, machte aber sonst nichts.
Aber vielleicht sollte ich, so denke ich, ab und zu in meinem Blog auf die Zeitschriften und Artikel der Organisation hinweisen. Das Heft »Pogrom« oder auch »bedrohte Völker« ist immer wieder eine informative Lektüre, wenngleich ich es seit vielen Jahren nicht mehr schaffe, eine Ausgabe komplett oder gar zeitnah zu lesen. So kam ich erst dieser Tage dazu, meine Lektüre der Ausgabe 303 zu beenden, die Ende 2017 erschienen ist.
Sie hat ein positives Thema, das in diesen Zeiten wichtiger als je ist: »Wir halten zusammen!« – im Innern finden sich also nicht nur kritische Berichte oder Artikel, die einen zu Tränen rühren (etwa zur Situation der Rohingya), sondern eben auch positive Beiträge. Es wird gezeigt, dass Juden und Muslime zusammenarbeiten, um gemeinsam etwas gegen rassistische Umtriebe zu tun.
Ein Dorf in Bosnien wird porträtiert, dessen Bewohner trotz der kriegerischen Vergangenheit und unterschiedlicher Volksgruppen gut zusammenarbeiten. Und es wird geschildert, wie in Ruanda oder in der Zentralafrikanischen Republik nach Krieg, Massenmord und Verfolgung neue Anfänge gesucht werden.
Vielleicht sollten mehr Leute solche Hefte lesen, vielleicht wären sie auch für Politiker eine wichtige Lektüre. Ich bereue es auf jeden Fall nicht, in der Organisation zu sein, brav meinen Beitrag zu bezahlen und die Zeitschriften zu lesen.
Aber vielleicht sollte ich, so denke ich, ab und zu in meinem Blog auf die Zeitschriften und Artikel der Organisation hinweisen. Das Heft »Pogrom« oder auch »bedrohte Völker« ist immer wieder eine informative Lektüre, wenngleich ich es seit vielen Jahren nicht mehr schaffe, eine Ausgabe komplett oder gar zeitnah zu lesen. So kam ich erst dieser Tage dazu, meine Lektüre der Ausgabe 303 zu beenden, die Ende 2017 erschienen ist.
Sie hat ein positives Thema, das in diesen Zeiten wichtiger als je ist: »Wir halten zusammen!« – im Innern finden sich also nicht nur kritische Berichte oder Artikel, die einen zu Tränen rühren (etwa zur Situation der Rohingya), sondern eben auch positive Beiträge. Es wird gezeigt, dass Juden und Muslime zusammenarbeiten, um gemeinsam etwas gegen rassistische Umtriebe zu tun.
Ein Dorf in Bosnien wird porträtiert, dessen Bewohner trotz der kriegerischen Vergangenheit und unterschiedlicher Volksgruppen gut zusammenarbeiten. Und es wird geschildert, wie in Ruanda oder in der Zentralafrikanischen Republik nach Krieg, Massenmord und Verfolgung neue Anfänge gesucht werden.
Vielleicht sollten mehr Leute solche Hefte lesen, vielleicht wären sie auch für Politiker eine wichtige Lektüre. Ich bereue es auf jeden Fall nicht, in der Organisation zu sein, brav meinen Beitrag zu bezahlen und die Zeitschriften zu lesen.
Ferien vorbereiten mit der Baboon Show
So kurz vor dem eigentlichen Sommer, wenn überall die Blüten aus dem Boden schießen und die Bäume so langsam in einem fetten Grün erstrahlen – da passt ein Sommerlied mit entsprechendem Video so richtig gut. In diesem Fall ist es die Band Baboon Show mit ihrem Stück »Holiday«, das auf die aktuelle Platte hinweisen soll.
Ich finde das Video aber auch so gut. Die rotzige Mischung der Band, die Punk, Hardrock und vor allem rasante Spielfreude verbindet, kommt sogar auf einem Boot zur Geltung, das in aller Gemütsruhe über ein Gewässer schwimmt. Ich glaube, ich habe meinen Vor-Sommer-Hit gefunden ...
Ich finde das Video aber auch so gut. Die rotzige Mischung der Band, die Punk, Hardrock und vor allem rasante Spielfreude verbindet, kommt sogar auf einem Boot zur Geltung, das in aller Gemütsruhe über ein Gewässer schwimmt. Ich glaube, ich habe meinen Vor-Sommer-Hit gefunden ...
09 April 2018
Spannende Horror- und SF-Kurzgeschichten
Den amerikanischen Schriftsteller Jeffrey Thomas kenne ich vor allem durch seine Kurzgeschichten und Romane, die er in der Welt Punktown angesiedelt hat. Dabei handelt es sich – grob gesagt – um Science Fiction mit einem starken Horror-Einfluss. Seine Storysammlung »Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos« ist bereits vor einigen Jahren im Festa-Verlag erschienen – als eine schöne Hardcover-Ausgabe –, aber ich kam erst in den vergangenen Wochen dazu, sie zu lesen.
Sie gehört zu der Reihe »H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens«. Diese zählt zu den Schwerpunkten des Festa-Verlages, wird seit Jahren publiziert und enthält sowohl Romane als auch Kurzgeschichtensammlungen. Dabei werden die Grenzen des Horror-Genres nicht nur einmal übertreten.
In diesem Fall spielt die Science Fiction eine wesentliche Rolle. Der Autor vermischt gern die Genres, vor allem bei den Punktown-Geschichten lässt er die Welten buchstäblich miteinander verschmelzen. Aber natürlich ist das hier keine »einfache« Sammlung phantastischer Ideen – es geht immer um Cthulhu.
Weil nicht jeder diesen Begriff richtig einschätzen kann: Die grundsätzlichen Ideen zu den Alten Göttern, die irgendwo in den Tiefen des Universums lauern, wurde von H. P. Lovecraft (1890 bis 1937) entwickelt. Sie fanden ihren Niederschlag in der Musik – viele Bands haben davon profitiert –, aber auch im Comic, im Rollenspiel, im Film und in der Bildenden Kunst. Und es gab haufenweise Autoren, die Geschichten schrieben, die den Cthulhu-Mythos aufgriffen.
Jeffrey Thomas ist sicher einer der besten davon. In der vorliegenden Sammlung gibt es Geschichten, die auf der Erde der Gegenwart spielen, aber auch Geschichten aus der schrägen Stadt Punktown oder aus einer fernen Zukunft. In »Pazuzus Kinder« lässt der Autor amerikanische Soldaten im Irak auf uralte Hinterlassenschaften stoßen, die mit dem Cthulhu-Mythos zu tun haben, in »Aus dem Bauch der Hölle« variiert der Autor eine biblische Geschichte, während »Meine Frau, der Shoggoth« eigentliche eine traurige Liebesgeschichte ist.
Nicht jede Story in diesem Buch ist brillant, jede aber ist sauber erzählt und für sich spannend. Als Leser gruselte ich mich nicht gerade, aber ich ließ mich hervorragend unterhalten. Wer phantastische Literatur in der Kurzform mag, erhält hier einen Packen gelungener Science-Fiction- und Horror-Texte.
Die Hardcover-Ausgabe mit dem schönen Einband ist noch erhältlich, sie kostet 28,00 Euro. Interessant dürfte die E-Book-Version sein, die mit 7,99 Euro recht preisgünstig ist.
Sie gehört zu der Reihe »H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens«. Diese zählt zu den Schwerpunkten des Festa-Verlages, wird seit Jahren publiziert und enthält sowohl Romane als auch Kurzgeschichtensammlungen. Dabei werden die Grenzen des Horror-Genres nicht nur einmal übertreten.
In diesem Fall spielt die Science Fiction eine wesentliche Rolle. Der Autor vermischt gern die Genres, vor allem bei den Punktown-Geschichten lässt er die Welten buchstäblich miteinander verschmelzen. Aber natürlich ist das hier keine »einfache« Sammlung phantastischer Ideen – es geht immer um Cthulhu.
Weil nicht jeder diesen Begriff richtig einschätzen kann: Die grundsätzlichen Ideen zu den Alten Göttern, die irgendwo in den Tiefen des Universums lauern, wurde von H. P. Lovecraft (1890 bis 1937) entwickelt. Sie fanden ihren Niederschlag in der Musik – viele Bands haben davon profitiert –, aber auch im Comic, im Rollenspiel, im Film und in der Bildenden Kunst. Und es gab haufenweise Autoren, die Geschichten schrieben, die den Cthulhu-Mythos aufgriffen.
Jeffrey Thomas ist sicher einer der besten davon. In der vorliegenden Sammlung gibt es Geschichten, die auf der Erde der Gegenwart spielen, aber auch Geschichten aus der schrägen Stadt Punktown oder aus einer fernen Zukunft. In »Pazuzus Kinder« lässt der Autor amerikanische Soldaten im Irak auf uralte Hinterlassenschaften stoßen, die mit dem Cthulhu-Mythos zu tun haben, in »Aus dem Bauch der Hölle« variiert der Autor eine biblische Geschichte, während »Meine Frau, der Shoggoth« eigentliche eine traurige Liebesgeschichte ist.
Nicht jede Story in diesem Buch ist brillant, jede aber ist sauber erzählt und für sich spannend. Als Leser gruselte ich mich nicht gerade, aber ich ließ mich hervorragend unterhalten. Wer phantastische Literatur in der Kurzform mag, erhält hier einen Packen gelungener Science-Fiction- und Horror-Texte.
Die Hardcover-Ausgabe mit dem schönen Einband ist noch erhältlich, sie kostet 28,00 Euro. Interessant dürfte die E-Book-Version sein, die mit 7,99 Euro recht preisgünstig ist.
Schrammeliger Sound aus London
Wahrscheinlich kann man die Band Primetime auch unter feministischen Gesichtspunkten sehen; zumindest deuten das Auftreten der Band und ihre Texte darauf hin. Dafür bin ich kein Fachmann, weshalb ich mich auf die Musik beschränke: Die Band – das sind vier junge Frauen aus London, die in den Zehnerjahren angefangen haben, ihren Punk zu spielen.
Ich habe die erste EP der Band, die den schönen Titel »tied down« trägt und 2014 veröffentlicht wurde. (Man kann sie sich via Bandcamp kostenlos anhören, aber ebenso kaufen.) Was die vier jungen Frauen machen, klingt schrammelig und schrabbelig, nicht gerade supermelodiös und auch nicht superschnell.
Erinnerungen an die frühen Frauenpunkbands werden wach, sicher absichtlich. Ich vermute mal, dass das Amateurhafte bei den Stücken beabsichtigt ist; der Bass wummert, die Gitarre rattert gleichförmig, das Schlagzeug scheppert – die Aufnahmen könnten von 1978 oder so stammen. Eine tatsächlich interessante Band, die aber rein musikalisch nicht sehr überzeugend ist.
Ich habe die erste EP der Band, die den schönen Titel »tied down« trägt und 2014 veröffentlicht wurde. (Man kann sie sich via Bandcamp kostenlos anhören, aber ebenso kaufen.) Was die vier jungen Frauen machen, klingt schrammelig und schrabbelig, nicht gerade supermelodiös und auch nicht superschnell.
Erinnerungen an die frühen Frauenpunkbands werden wach, sicher absichtlich. Ich vermute mal, dass das Amateurhafte bei den Stücken beabsichtigt ist; der Bass wummert, die Gitarre rattert gleichförmig, das Schlagzeug scheppert – die Aufnahmen könnten von 1978 oder so stammen. Eine tatsächlich interessante Band, die aber rein musikalisch nicht sehr überzeugend ist.
08 April 2018
Ein Käfer und ein Gartentisch
Aus der Serie »Dorfgeschichten«
Ich griff zu, als der Käfer vor mir über den Tisch krabbelte, drückte mit einem Finger auf seinen Rücken und hielt ihn so fest. Interessiert betrachtete ich das Tier, das zu zappeln begann, drehte es so, dass ich es zwischen Daumen und Zeigefinger halten konnte, hielt es vor meine Augen, betrachtete seine Beine und das »Gesicht«. Dann riss ich dem Tier ein Bein heraus.
Mein Vater, der im Garten arbeitete und schräg hinter mir gestanden hatte, stand auf einmal neben mir. Er hieb mir leicht gegen die Hand, ich ließ das Tier fallen, und er tötete es mit einem kräftigen Schlag der rechten Hand. Auf dem Tisch blieb ein Fleck aus schwarzen Splittern übrig.
Dann packte er zu und zog mich am Ohr in die Höhe. Ich schrie, aber er ließ nicht los. Ich weinte und zeterte, ich bat darum, dass er mich loslassen sollte, aber er hielt mich fest.
»Warum hast du das mit dem Käfer gemacht?«, fragte er.
»Ich wollte halt sehen, was passiert« antwortete ich und weinte. »Das haben die anderen in der Schule doch auch getan.«
Er zog noch eine Weile, während ich jammerte und wehklagte. Dann ließ er mich auf meinen Gartenstuhl zurückfallen und musterte mich.
»So tut's weh, wenn einem jemand die Ohren langzieht«, sagte er langsam. »Und jetzt stell dir vor, ich hätte dir das Ohr rausgerissen. Wie hätte das dann wehgetan? Und wie tut's dann erst weh, wenn man jemandem einen Fuß rausreißt?«
»Aber du ...« Schluchzend zeigte ich auf die Überreste des Käfers.
»Ich hab ihn getötet. Ja. Das war ein Schädling, und Schädlinge tötet man.« Er sprach ganz ruhig. »Aber man quält sie nicht. Man quält kein Tier.« Und er brachte den Satz, den ich danach nie wieder vergessen sollte: »Quäle nie ein Tier im Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.«
Ich griff zu, als der Käfer vor mir über den Tisch krabbelte, drückte mit einem Finger auf seinen Rücken und hielt ihn so fest. Interessiert betrachtete ich das Tier, das zu zappeln begann, drehte es so, dass ich es zwischen Daumen und Zeigefinger halten konnte, hielt es vor meine Augen, betrachtete seine Beine und das »Gesicht«. Dann riss ich dem Tier ein Bein heraus.
Mein Vater, der im Garten arbeitete und schräg hinter mir gestanden hatte, stand auf einmal neben mir. Er hieb mir leicht gegen die Hand, ich ließ das Tier fallen, und er tötete es mit einem kräftigen Schlag der rechten Hand. Auf dem Tisch blieb ein Fleck aus schwarzen Splittern übrig.
Dann packte er zu und zog mich am Ohr in die Höhe. Ich schrie, aber er ließ nicht los. Ich weinte und zeterte, ich bat darum, dass er mich loslassen sollte, aber er hielt mich fest.
»Warum hast du das mit dem Käfer gemacht?«, fragte er.
»Ich wollte halt sehen, was passiert« antwortete ich und weinte. »Das haben die anderen in der Schule doch auch getan.«
Er zog noch eine Weile, während ich jammerte und wehklagte. Dann ließ er mich auf meinen Gartenstuhl zurückfallen und musterte mich.
»So tut's weh, wenn einem jemand die Ohren langzieht«, sagte er langsam. »Und jetzt stell dir vor, ich hätte dir das Ohr rausgerissen. Wie hätte das dann wehgetan? Und wie tut's dann erst weh, wenn man jemandem einen Fuß rausreißt?«
»Aber du ...« Schluchzend zeigte ich auf die Überreste des Käfers.
»Ich hab ihn getötet. Ja. Das war ein Schädling, und Schädlinge tötet man.« Er sprach ganz ruhig. »Aber man quält sie nicht. Man quält kein Tier.« Und er brachte den Satz, den ich danach nie wieder vergessen sollte: »Quäle nie ein Tier im Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.«
07 April 2018
Romantik am Raunheimer Waldsee
Wir spazierten durch den Wald bei Raunheim; dort musste irgendwann ein See kommen, hatte uns ein Internet-Ausdruck mit einem Kartenausschnitt verraten. Wir sprachen über Raumschiffe und fiktive Personen, über Konzeptionen und »Love Interests«, über neue Romane und Filme und wie wir welche Einflüsse in eine Science-Fiction-Serie übernehmen konnten.
Am »Wake Port« sahen wir einem Menschen im schwarzen Anzug zu, wie er Wasserski fuhr, in einer endlos erscheinenden Schleife auf und ab und ab und auf. Ich bewunderte die Schilder, die alles mögliche verboten und allerlei Dinge regelten. »Das ist alles sehr deutsch hier«, überlegte ich mir.
Und alle neunzig Sekunden donnerte ein Flugzeug über uns hinweg. Teilweise hatte ich das Gefühl, ich könnte am Rumpf eines Flugzeuges jede Schraube einzeln bewundern. Das Leben in so einer Einflugschleuse stellte ich mir durchaus als schwierig vor.
Da hilft dann auch ein See nicht viel, an dessen Ufer – weit entfernt vom »Wake Port« – sich schon die ersten Nackedeis in der Sonne rekelten. Romantisch fand ich die Einflugschleuse dann nicht gerade ...
Am »Wake Port« sahen wir einem Menschen im schwarzen Anzug zu, wie er Wasserski fuhr, in einer endlos erscheinenden Schleife auf und ab und ab und auf. Ich bewunderte die Schilder, die alles mögliche verboten und allerlei Dinge regelten. »Das ist alles sehr deutsch hier«, überlegte ich mir.
Und alle neunzig Sekunden donnerte ein Flugzeug über uns hinweg. Teilweise hatte ich das Gefühl, ich könnte am Rumpf eines Flugzeuges jede Schraube einzeln bewundern. Das Leben in so einer Einflugschleuse stellte ich mir durchaus als schwierig vor.
Da hilft dann auch ein See nicht viel, an dessen Ufer – weit entfernt vom »Wake Port« – sich schon die ersten Nackedeis in der Sonne rekelten. Romantisch fand ich die Einflugschleuse dann nicht gerade ...
06 April 2018
Punkrock am Ostersonntag
Bis ich es an diesem Sonntag, 1. April 2018, aus dem Haus schaffte, um mit dem Fahrrad loszukommen, war es reichlich spät. Kein Wunder, dass ich zu einer Zeit im »P 8« in der Nordstadt von Karlsruhe eintraf, als die erste Band schon längst fertig war. Ich verpasste also Cheap Riot, eine französische Band, die nicht jedem gefallen hatte.
Auf der Bühne standen Lost Again, im Raum hatten sich knapp über hundert Leute versammelt. Lost Again stammen aus Freiburg und Karlsruhe, die Band gibt es schon lange. Mittlerweile ist die Band zum Trio geschrumpft, es gibt einen neuen Schlagzeuger; der Sound ist kompakter und aggressiver, fast schon »hardcoriger«. Das gefiel mir gut, auch das Publikum johlte eifrig – es kam aber praktisch keine Bewegung auf.
Das besserte sich bei den Neat Mentals, einer Band aus Stuttgart, die ich noch nicht kannte. Der flotte Punkrock, den die Schwaben boten, erinnerte mich an frühe Oi!- und Streepunk-Bands, ein Sound, die man ihn anfangs der 80er-Jahre in England quasi erfunden hatte – melodiös und druckvoll, mit augenzwinkerndem Humor und witzigen Ansagen. Die ersten Leute begannen zu hüpfen, die Stimmung stieg.
Die Maladroits bildeten den Abschluss, und sie überraschten mich. Ich hatte die Band aus Südbaden vor einigen Jahren schon mal gesehen und hatte sie als coole 77er-Punkrock-Kapelle abgespeichert. Mittlerweile sind die vier Herren aber wesentlich knalliger geworden.
Klar, es ist immer noch Punkrock, mit einer starken Hardcore-Kante aber, die im Publikum gut ankam. Es bildete sich ein ausgelassener und zugleich sehr braver Pogo-Mob – es war ja genügend Raum vorhanden. Die Band glänzte mit großartigen Ansagen (»wir sind eine Troopers-Coverband«), hielt sich aber auch mit politisch-klaren Formulierungen nicht zurück.
So endete der Abend einige Zeit nach Mitternacht. Und nach Genuss von einigen Bieren konnte ich auch beruhigt durch den feinen Nieselregen nach Hause radeln ...
Auf der Bühne standen Lost Again, im Raum hatten sich knapp über hundert Leute versammelt. Lost Again stammen aus Freiburg und Karlsruhe, die Band gibt es schon lange. Mittlerweile ist die Band zum Trio geschrumpft, es gibt einen neuen Schlagzeuger; der Sound ist kompakter und aggressiver, fast schon »hardcoriger«. Das gefiel mir gut, auch das Publikum johlte eifrig – es kam aber praktisch keine Bewegung auf.
Das besserte sich bei den Neat Mentals, einer Band aus Stuttgart, die ich noch nicht kannte. Der flotte Punkrock, den die Schwaben boten, erinnerte mich an frühe Oi!- und Streepunk-Bands, ein Sound, die man ihn anfangs der 80er-Jahre in England quasi erfunden hatte – melodiös und druckvoll, mit augenzwinkerndem Humor und witzigen Ansagen. Die ersten Leute begannen zu hüpfen, die Stimmung stieg.
Die Maladroits bildeten den Abschluss, und sie überraschten mich. Ich hatte die Band aus Südbaden vor einigen Jahren schon mal gesehen und hatte sie als coole 77er-Punkrock-Kapelle abgespeichert. Mittlerweile sind die vier Herren aber wesentlich knalliger geworden.
Klar, es ist immer noch Punkrock, mit einer starken Hardcore-Kante aber, die im Publikum gut ankam. Es bildete sich ein ausgelassener und zugleich sehr braver Pogo-Mob – es war ja genügend Raum vorhanden. Die Band glänzte mit großartigen Ansagen (»wir sind eine Troopers-Coverband«), hielt sich aber auch mit politisch-klaren Formulierungen nicht zurück.
So endete der Abend einige Zeit nach Mitternacht. Und nach Genuss von einigen Bieren konnte ich auch beruhigt durch den feinen Nieselregen nach Hause radeln ...
05 April 2018
Ein Con in alter Tradition?
Manchmal, so denke ich, würde ich gern mal wieder so einen richtig klassischen Science-Fiction-Con besuchen. Als ganz gewöhnlicher SF-Fan, der dann auch mit dem Schlafsack anrückt und irgendwo auf dem Fußboden übernachtet. Das entsprechende Programm hierfür bietet offenbar der Lößnitz-Con, der am Wochenende des 15. bis 17. Juni 2018 stattfinden wird.
Ort ist der »schöne Lößnitzgrund bei Radebeul«, wie es in der Einladung heißt. Das Westerndorf »Fort Henry« dient als Veranstaltungsfläche. Ob die Science-Fiction-Fans sich dann mit Colts und Hüten ausstaffieren sollen, geht aus der Information leider nicht hervor.
Los geht's auf jeden Fall am Freitag um 17 Uhr, Feierabend ist am Sonntag nach dem Frühstück – vor allem der Samstag ist also der Con-Veranstaltungstag.
Die Autoren Erik Simon und Reinhard Heinrich sind an diesem Tag auch die Ehrengäste. Ich zitiere aus der Einladung: »Unter dem Motto ›Die Ignoranten 2.0‹ lesen und diskutieren sie mit Bezug 1. auf ihre alte Geschichte, 2. auf ein Thema, welches Reinhard derzeit umtreibt, nämlich dass die ringsum ablaufende Geschichte von keinem so richtig wahrgenommen wird.«
Es besteht die Möglichkeit, zu zelten oder die Räumlichkeiten des Forts mit dem eigenen Schlafsack zu nutzen. Der Western-Club übernimmt die Verpflegung. Wer mag, kann natürlich auch in einer Pension absteigen. Der Con hat einen unschlagbar niedrigen Preis – der Eintritt beträgt nur zehn Euro. Das ist dann wirklich »wie in der alten Zeit«, was mir extrem sympathisch ist.
Wer weitere Informationen haben möchte, schreibe einen der Veranstalter an (eine Internet-Präsenz gibt es nicht, braucht man hierfür ja auch nicht): Es ist Ralf P. Krämer (ralf-p-kraemer@t-online.de), der Leiter des »Science-Fiction-Klubs TERRAsse in der Palitzsch-Gesellschaft Dresden e.V.«.
Ort ist der »schöne Lößnitzgrund bei Radebeul«, wie es in der Einladung heißt. Das Westerndorf »Fort Henry« dient als Veranstaltungsfläche. Ob die Science-Fiction-Fans sich dann mit Colts und Hüten ausstaffieren sollen, geht aus der Information leider nicht hervor.
Los geht's auf jeden Fall am Freitag um 17 Uhr, Feierabend ist am Sonntag nach dem Frühstück – vor allem der Samstag ist also der Con-Veranstaltungstag.
Die Autoren Erik Simon und Reinhard Heinrich sind an diesem Tag auch die Ehrengäste. Ich zitiere aus der Einladung: »Unter dem Motto ›Die Ignoranten 2.0‹ lesen und diskutieren sie mit Bezug 1. auf ihre alte Geschichte, 2. auf ein Thema, welches Reinhard derzeit umtreibt, nämlich dass die ringsum ablaufende Geschichte von keinem so richtig wahrgenommen wird.«
Es besteht die Möglichkeit, zu zelten oder die Räumlichkeiten des Forts mit dem eigenen Schlafsack zu nutzen. Der Western-Club übernimmt die Verpflegung. Wer mag, kann natürlich auch in einer Pension absteigen. Der Con hat einen unschlagbar niedrigen Preis – der Eintritt beträgt nur zehn Euro. Das ist dann wirklich »wie in der alten Zeit«, was mir extrem sympathisch ist.
Wer weitere Informationen haben möchte, schreibe einen der Veranstalter an (eine Internet-Präsenz gibt es nicht, braucht man hierfür ja auch nicht): Es ist Ralf P. Krämer (ralf-p-kraemer@t-online.de), der Leiter des »Science-Fiction-Klubs TERRAsse in der Palitzsch-Gesellschaft Dresden e.V.«.
04 April 2018
Die Antwort 2018
Die sogenannte Erklärung2018 findet immer mehr Zustimmung, sie wird sogar über das seriöse »Öffentlich-Rechtliche« verbreitet. In dieser Erklärung äußern vor allem Medienmenschen und andere Multiplikatoren ihre Ängste vor der Zuwanderung; die meisten von ihnen sind keine Nazis, sorgen aber dafür, dass sie durch ihre Solidarität mit Rechtsradikalen diese Leute und deren Ansichten aufwerten.
Ich gestehe, dass ich die Erklärung2018 bisher eher albern fand; sicher ein Ärgernis, aber keines von allzugroßer Bedeutung. Hier äußerten sich meiner Ansicht nach vor allem Publizisten, die zu Recht als abgehalftert galten.
Ihre Ängste und Sorgen sind nicht die meinen, ihr Bild von Deutschland entspricht nicht meiner Vision einer positiven Welt. Ich will nicht zurück in eine Welt der 60er- oder 70er-Jahre, die habe ich verlassen.
Mittlerweile gibt es aber eine Aktion gegen die Erklärung. Man kann sich gern darüber auslassen, dass wieder einmal die Demokraten – also nicht »die Linken« – hinter einer Aktion von rechts herlaufen, um ihr zu widersprechen. Aber es ist offenbar ebenso nötig, wie man sich einem Nazi-Aufmarsch in den Weg stellen muss. Deshalb gibt es die »Antwort2018«, bei der ich auch schon unterschrieben habe.
Zitat aus dieser Antwort: »Die Menschenrechte enden an keiner Grenze dieser Welt. Wir solidarisieren uns mit allen Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Armut in unserem Land Zuflucht suchen, und wenden uns gegen jede Ausgrenzung.« Ich finde, das ist eine klare demokratische Position. (Darüber hinaus kann sich ja jeder Mensch dazu äußern, ob »so viel Migration gut für das Land ist«; eine solche Diskussion kann ja zivilisiert und in vernünftigen Rahmen geführt werden, ohne Rassismus und Menschenhass.)
Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe unterschrieben. Es wäre schön, wenn's auch einige meiner Leserinnen und Leser täten …
Ich gestehe, dass ich die Erklärung2018 bisher eher albern fand; sicher ein Ärgernis, aber keines von allzugroßer Bedeutung. Hier äußerten sich meiner Ansicht nach vor allem Publizisten, die zu Recht als abgehalftert galten.
Ihre Ängste und Sorgen sind nicht die meinen, ihr Bild von Deutschland entspricht nicht meiner Vision einer positiven Welt. Ich will nicht zurück in eine Welt der 60er- oder 70er-Jahre, die habe ich verlassen.
Mittlerweile gibt es aber eine Aktion gegen die Erklärung. Man kann sich gern darüber auslassen, dass wieder einmal die Demokraten – also nicht »die Linken« – hinter einer Aktion von rechts herlaufen, um ihr zu widersprechen. Aber es ist offenbar ebenso nötig, wie man sich einem Nazi-Aufmarsch in den Weg stellen muss. Deshalb gibt es die »Antwort2018«, bei der ich auch schon unterschrieben habe.
Zitat aus dieser Antwort: »Die Menschenrechte enden an keiner Grenze dieser Welt. Wir solidarisieren uns mit allen Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Armut in unserem Land Zuflucht suchen, und wenden uns gegen jede Ausgrenzung.« Ich finde, das ist eine klare demokratische Position. (Darüber hinaus kann sich ja jeder Mensch dazu äußern, ob »so viel Migration gut für das Land ist«; eine solche Diskussion kann ja zivilisiert und in vernünftigen Rahmen geführt werden, ohne Rassismus und Menschenhass.)
Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe unterschrieben. Es wäre schön, wenn's auch einige meiner Leserinnen und Leser täten …
03 April 2018
Zehn Tage Abstinenz
»Ich schau gelegentlich mal rein«, versprach ich vollmundig, bevor ich in den Osterurlaub entfleuchte. Mit »rein« waren Twitter und Facebook, die Maildienste und dergleichen gemeint.
Aber tatsächlich schaffte ich es, zehn Tage lang das Internet zu ignorieren: zwei komplette Wochenenden und alle Tage dazwischen. Da auch der Fernseher ausblieb, bekam ich von den aktuellen Nachrichten immer nur das mit, was einen Tag oder zwei Tage später oder eben gar nicht in der Zeitung zu lesen war.
Dabei hatte ich das Gefühl, vor allem von den Aufregungsspiralen verschont geblieben zu sein, die ich sonst über Twitter und Facebook mitbekomme. Ich sah keinen neuen Unfug, den gewisse Präsidenten von sich geben. Ich hörte nicht die neuesten Dummheiten unserer Minister. Ich erfuhr nichts von aktuellem Wahnwitz, den Rechtsradikale und ihre Claquere in die Medien kotzen.
Und ich hatte nicht das Gefühl, viel zu verpassen. Twitter vermisste ich an manchen Tagen, weil ich diese Plattform auch wegen ihres Unterhaltungswertes sehr schätze. Aber ich konnte es meist vermeiden, auf das Netzwerk zu klicken (zwei-, dreimal habe ich reingeschaut, wie ich gestehen muss).
Spazierengehen, gelegentliches Radfahren, gemeinsames Kochen und Essen und Reden, gemütliches Lesen (ich empfehle hiermit gleich mal »Hologrammatica« von Tom Hillenbrand), sogar ein Einkaufsbummel – ich hatte nicht den Druck, ständig zu schauen, welche neuen Mails ich erhalten hatte. Und ich genoss die digitale Ruhe.
Übrigens ging meine digitale Abstinenz nicht mit einer digitalen Demenz einher. Ich konnte mich nach dem Urlaub an alle Passwörter erinnern und hatte bei kaum einem Internet-Dingsda vergessen, wie man sich an welcher Stelle mit mehr oder weniger klugen Worten öffentlich äußert. Und ich finde nach wie vor das »Neuland« interessant und besuchenswert.
Aber tatsächlich schaffte ich es, zehn Tage lang das Internet zu ignorieren: zwei komplette Wochenenden und alle Tage dazwischen. Da auch der Fernseher ausblieb, bekam ich von den aktuellen Nachrichten immer nur das mit, was einen Tag oder zwei Tage später oder eben gar nicht in der Zeitung zu lesen war.
Dabei hatte ich das Gefühl, vor allem von den Aufregungsspiralen verschont geblieben zu sein, die ich sonst über Twitter und Facebook mitbekomme. Ich sah keinen neuen Unfug, den gewisse Präsidenten von sich geben. Ich hörte nicht die neuesten Dummheiten unserer Minister. Ich erfuhr nichts von aktuellem Wahnwitz, den Rechtsradikale und ihre Claquere in die Medien kotzen.
Und ich hatte nicht das Gefühl, viel zu verpassen. Twitter vermisste ich an manchen Tagen, weil ich diese Plattform auch wegen ihres Unterhaltungswertes sehr schätze. Aber ich konnte es meist vermeiden, auf das Netzwerk zu klicken (zwei-, dreimal habe ich reingeschaut, wie ich gestehen muss).
Spazierengehen, gelegentliches Radfahren, gemeinsames Kochen und Essen und Reden, gemütliches Lesen (ich empfehle hiermit gleich mal »Hologrammatica« von Tom Hillenbrand), sogar ein Einkaufsbummel – ich hatte nicht den Druck, ständig zu schauen, welche neuen Mails ich erhalten hatte. Und ich genoss die digitale Ruhe.
Übrigens ging meine digitale Abstinenz nicht mit einer digitalen Demenz einher. Ich konnte mich nach dem Urlaub an alle Passwörter erinnern und hatte bei kaum einem Internet-Dingsda vergessen, wie man sich an welcher Stelle mit mehr oder weniger klugen Worten öffentlich äußert. Und ich finde nach wie vor das »Neuland« interessant und besuchenswert.