Aus der Serie »Dorfgeschichten«
Ich griff zu, als der Käfer vor mir über den Tisch krabbelte, drückte mit einem Finger auf seinen Rücken und hielt ihn so fest. Interessiert betrachtete ich das Tier, das zu zappeln begann, drehte es so, dass ich es zwischen Daumen und Zeigefinger halten konnte, hielt es vor meine Augen, betrachtete seine Beine und das »Gesicht«. Dann riss ich dem Tier ein Bein heraus.
Mein Vater, der im Garten arbeitete und schräg hinter mir gestanden hatte, stand auf einmal neben mir. Er hieb mir leicht gegen die Hand, ich ließ das Tier fallen, und er tötete es mit einem kräftigen Schlag der rechten Hand. Auf dem Tisch blieb ein Fleck aus schwarzen Splittern übrig.
Dann packte er zu und zog mich am Ohr in die Höhe. Ich schrie, aber er ließ nicht los. Ich weinte und zeterte, ich bat darum, dass er mich loslassen sollte, aber er hielt mich fest.
»Warum hast du das mit dem Käfer gemacht?«, fragte er.
»Ich wollte halt sehen, was passiert« antwortete ich und weinte. »Das haben die anderen in der Schule doch auch getan.«
Er zog noch eine Weile, während ich jammerte und wehklagte. Dann ließ er mich auf meinen Gartenstuhl zurückfallen und musterte mich.
»So tut's weh, wenn einem jemand die Ohren langzieht«, sagte er langsam. »Und jetzt stell dir vor, ich hätte dir das Ohr rausgerissen. Wie hätte das dann wehgetan? Und wie tut's dann erst weh, wenn man jemandem einen Fuß rausreißt?«
»Aber du ...« Schluchzend zeigte ich auf die Überreste des Käfers.
»Ich hab ihn getötet. Ja. Das war ein Schädling, und Schädlinge tötet man.« Er sprach ganz ruhig. »Aber man quält sie nicht. Man quält kein Tier.« Und er brachte den Satz, den ich danach nie wieder vergessen sollte: »Quäle nie ein Tier im Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.«
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