»Warum will Merkel Deutschland destabilisieren?« Diesen Satz las ich am heutigen Sonntag allen Ernstes in einem Blog. Die Verschwörungstheoretiker haben seit einem halben Jahr noch mehr Ideen in ihren Hirnen als je zuvor. Weil nicht sein kann, was offensichtlich ist – nämlich eine Flüchtlingswelle aufgrund nachvollziehbarer Motive –, wird alles Mögliche unterstellt und gemutmaßt.
Gerne werden »dunkle Mächte« beschworen, die angeblich hinter allem stecken. Dass die Außerirdischen hinter allem stecken, ist die einzige Theorie, die ich bisher noch nicht gelesen habe. Manchmal lache ich, wenn ich diesen Unfug lese, manchmal aber schüttelt es mich vor Grauen.
Woher kommt diese Sucht nach Verschwörungstheorien? Braucht man komplizierte Begründungen für einfache Sachverhalte wie Krieg-Elend-Flucht-Sehnsuchtsorte? Ich verstehe es echt nicht und wundere mich in diesen Tagen mal leise, mal laut.
Das Jahr 2016 wird spannend werden. Ich fürchte, die Spannung wird mir nicht immer gefallen. Aber vielleicht landen die Außerirdischen, oder wir erfahren endlich die Wahrheit über Chemtrails. Man weiß ja nicht ...
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Januar 2016
30 Januar 2016
Ein Split mit viel Punkrock
Das Label Ghost Highway Recordings kommt aus der spanischen Hauptstadt Madrid, hat sich dem klassischen Punkrock verschrieben und veröffentlichte in den vergangenen Jahren haufenweise »kleine« Platten. Dazu zählt auch die Split-EP der Bands Scott Deluxe Drake und The Gee Strings – während ich von der ersten Band noch nie gehört hatte, ist mir die zweite Band seit vielen Jahren bekannt.
Teilweise covern sich die Band dabei gegenseitig: Auf jeder Seite findet sich je ein eigenes Stück sowie eines, das die andere Band interpretiert. Das ist natürlich eher für die Spezialisten; stünde es nicht irgendwie dabei, wäre ich nicht selbst draufgekommen ...
Scott Deluxe Drake stammen aus den USA, irgendwie aus Portland, Oregon, und sie wirken stärker im Rock'n'Roll verankert; hier dominiert eine rauhe Männerstimme. Das rattert und rockt und macht richtig Spaß.
Besser finde ich die Gee Strings, die ich auch schon gelegentlich live gesehen habe. Die Band klingt stets nach 1977, macht das ganze aber so frisch und gut – und das seit Jahren! –, dass ich nur ehrfurchtsvoll meinen nicht vorhandenen Hut ziehen kann.
Es gibt wohl personelle Überschneidungen zwischen beiden Bands – also bot sich so eine Split-Platte an. Und die ist echt cool geworden. Die schick gestaltete EP hat eine Auflage von nur 220 Exemplaren, ist also ein echtes Sammlerstück, aber erfreulicherweise kann man sich die Musik eh bei Bandcamp anhören.
Teilweise covern sich die Band dabei gegenseitig: Auf jeder Seite findet sich je ein eigenes Stück sowie eines, das die andere Band interpretiert. Das ist natürlich eher für die Spezialisten; stünde es nicht irgendwie dabei, wäre ich nicht selbst draufgekommen ...
Scott Deluxe Drake stammen aus den USA, irgendwie aus Portland, Oregon, und sie wirken stärker im Rock'n'Roll verankert; hier dominiert eine rauhe Männerstimme. Das rattert und rockt und macht richtig Spaß.
Besser finde ich die Gee Strings, die ich auch schon gelegentlich live gesehen habe. Die Band klingt stets nach 1977, macht das ganze aber so frisch und gut – und das seit Jahren! –, dass ich nur ehrfurchtsvoll meinen nicht vorhandenen Hut ziehen kann.
Es gibt wohl personelle Überschneidungen zwischen beiden Bands – also bot sich so eine Split-Platte an. Und die ist echt cool geworden. Die schick gestaltete EP hat eine Auflage von nur 220 Exemplaren, ist also ein echtes Sammlerstück, aber erfreulicherweise kann man sich die Musik eh bei Bandcamp anhören.
29 Januar 2016
Ein nicht perfektes Serienkonzept
Als ich zum ersten Mal davon hörte, war ich auf den Mut der Kollegen neidisch: Der Goldmann-Verlag startete zu Beginn des Jahres 2015 eine Serie mit dem Titel »Holly«. Man sprach von einer »Soap im Buchformat«, die in einer Redaktion spielen sollte und sich an Frauen zwischen 25 und 40 Jahren richtete.
Die Eckpunkte kamen mir bekannt vor: vergleichsweise dünne Taschenbücher mit einem Umfang von 160 Seiten – genau der Umfang, den »meine« Taschenbuchserie auch hat. Allerdings wollte Goldmann dafür fünf Euro (das E-Book für 3,99 Euro), und man startete mit sensationellen 100.000 Exemplaren als erste Auflage. Dazu ballerte man mit immensem Marketing-Aufwand um sich: Facebook, eigene Spiele, YouTube-Filmchen – das ganze Programm eben.
Die sechs Taschenbücher erschienen im ersten Halbjahr 2015, alles klappte. Doch glaubt man dem »buchreport.express«, brachen die Verkaufszahlen stark ein. Der erste Band lief noch ganz gut – hier funktionierte die Werbung. Beim zweiten Band verlor an die Hälfte der Leserinnen, danach bröckelte es weiter. Auch die E-Books liefen nicht so gut, wie man sich erhofft hatte.
Man hat jetzt die Arbeit an einer zweiten Staffel eingestellt, verbreitet natürlich weiterhin Optimismus. Was lernen wir daraus? Vielleicht so viel: Marketing allein genügt nicht. Oder auch: Der Markt ist unberechenbar, letztlich kaufen die Leserinnen und Leser doch nur das, was sie auch wollen oder »brauchen«.
Ich habe keinen der Romane gelesen, kann also den Inhalt nicht beurteilen. Dass sie mich nicht ansprachen, ist keine Aussage zur Qualität: Für die Zielgruppe habe ich das falsche Geschlecht und das falsche Alter ...
Die Eckpunkte kamen mir bekannt vor: vergleichsweise dünne Taschenbücher mit einem Umfang von 160 Seiten – genau der Umfang, den »meine« Taschenbuchserie auch hat. Allerdings wollte Goldmann dafür fünf Euro (das E-Book für 3,99 Euro), und man startete mit sensationellen 100.000 Exemplaren als erste Auflage. Dazu ballerte man mit immensem Marketing-Aufwand um sich: Facebook, eigene Spiele, YouTube-Filmchen – das ganze Programm eben.
Die sechs Taschenbücher erschienen im ersten Halbjahr 2015, alles klappte. Doch glaubt man dem »buchreport.express«, brachen die Verkaufszahlen stark ein. Der erste Band lief noch ganz gut – hier funktionierte die Werbung. Beim zweiten Band verlor an die Hälfte der Leserinnen, danach bröckelte es weiter. Auch die E-Books liefen nicht so gut, wie man sich erhofft hatte.
Man hat jetzt die Arbeit an einer zweiten Staffel eingestellt, verbreitet natürlich weiterhin Optimismus. Was lernen wir daraus? Vielleicht so viel: Marketing allein genügt nicht. Oder auch: Der Markt ist unberechenbar, letztlich kaufen die Leserinnen und Leser doch nur das, was sie auch wollen oder »brauchen«.
Ich habe keinen der Romane gelesen, kann also den Inhalt nicht beurteilen. Dass sie mich nicht ansprachen, ist keine Aussage zur Qualität: Für die Zielgruppe habe ich das falsche Geschlecht und das falsche Alter ...
28 Januar 2016
Der Kretschmann und der kleine Wolf
Es sind nur noch wenige Wochen, bis in Baden-Württemberg gewählt wird. Beim letzten Mal wählte ich die Grünen – nicht etwa, weil ich die irgendwie gut gefunden hätte, sondern weil sie mir als kleineres Übel erschienen und es die Chance gab, dass sich etwas »im Ländle« ändern würde. Immerhin hatte ich jahrelang bei den Landtagswahlen ein großes Kreuz quer über den Wahlzettel gemacht.
Diesmal wird es echt kniffelig. Mit ihrer beinharten Abschiebungspolitik haben es mir die Grünen ganz schön verdorben. In punkto Flüchtlingspolitik geben sich manche Grünen echt Mühe, die CDU am rechten Flügel zu überholen – und das mag ich nicht so gern unterstützen.
Dass die rechten Parteien unwählbar sind, ist klar. Die AfD ist nicht wählbar und wird auch nie wählbar sein. Die CDU hat in Baden-Württemberg jahrelang eine Industrie- und Handwerkförderpolitik betrieben, weshalb das Land auch ganz gut funktioniert hat. Aber selbstverständlich kann ich bei der konservativen und teilweise echt reaktionären Bande kein Kreuzchen machen.
Die SPD? Die steckt zu Recht in ihrem Umfragetief. Auf mich wirken die sogenannten Genossen profillos, ohne Inhalte und Aktivitäten. Die Linkspartei ist mit Nölen und Jammern beschäftigt, die Piratenpartei ist wegen ihrer Unterstützung für das Enteignen kreativer Leute ebenso unwählbar wie irgendwelche Nazis.
Wenn es eine liberale Partei gäbe, die ihren Namen verdient, könnte ich ja glatt darüber nachdenken. Als bürgerlicher Mann, der über fünfzig Jahre alt ist, wäre ich theoretisch die Zielgruppe. Aber natürlich ist auch die F.D.P. unwählbar.
Also bereite ich mich derzeit geistig-moralisch darauf vor, mein Kreuzchen bei den Grünen zu machen. Mit fürchterlichem Bauchgrimmen – aber lieber noch mal einige Jahre mit dem Kretschmann als wieder die CDU mit irgendwelchen Allianzen ...
Diesmal wird es echt kniffelig. Mit ihrer beinharten Abschiebungspolitik haben es mir die Grünen ganz schön verdorben. In punkto Flüchtlingspolitik geben sich manche Grünen echt Mühe, die CDU am rechten Flügel zu überholen – und das mag ich nicht so gern unterstützen.
Dass die rechten Parteien unwählbar sind, ist klar. Die AfD ist nicht wählbar und wird auch nie wählbar sein. Die CDU hat in Baden-Württemberg jahrelang eine Industrie- und Handwerkförderpolitik betrieben, weshalb das Land auch ganz gut funktioniert hat. Aber selbstverständlich kann ich bei der konservativen und teilweise echt reaktionären Bande kein Kreuzchen machen.
Die SPD? Die steckt zu Recht in ihrem Umfragetief. Auf mich wirken die sogenannten Genossen profillos, ohne Inhalte und Aktivitäten. Die Linkspartei ist mit Nölen und Jammern beschäftigt, die Piratenpartei ist wegen ihrer Unterstützung für das Enteignen kreativer Leute ebenso unwählbar wie irgendwelche Nazis.
Wenn es eine liberale Partei gäbe, die ihren Namen verdient, könnte ich ja glatt darüber nachdenken. Als bürgerlicher Mann, der über fünfzig Jahre alt ist, wäre ich theoretisch die Zielgruppe. Aber natürlich ist auch die F.D.P. unwählbar.
Also bereite ich mich derzeit geistig-moralisch darauf vor, mein Kreuzchen bei den Grünen zu machen. Mit fürchterlichem Bauchgrimmen – aber lieber noch mal einige Jahre mit dem Kretschmann als wieder die CDU mit irgendwelchen Allianzen ...
27 Januar 2016
Der schwache Teil der Trilogie
Ich lachte Tränen, als ich Marc-Uwe Kling zum ersten Mal auf einer Bühne sah und seinen wunderbaren und höchst skurrilen Texten lauschte. Wie er über sein Känguru sprach, wie er seine Lieder sang, wie er sich durch ein Programm jonglierte, das viel Witz, aber auch viele ernsthafte Themen enthielt ... Es war großartig – und es ist viele Jahre her.
Mittlerweile ist Kling ein angesagter Komödiant und ein Bestsellerautor. Vor allem mit seinen drei »Känguru«-Büchern hat er riesige Erfolge erzielen können und sich hoffentlich – ich gönne es ihm! – eine goldene Nase verdient. Doch ausgerechnet sein drittes Buch fand ich so schwach, so dass ich es kaum empfehlen kann.
Um was geht's eigentlich? Ich-Erzähler ist ein junger Mann, der sein Geld damit verdient, dass er durch die Lande reist, auf der Bühne steht und komische Geschichten erzählt. Er wohnt mit einem Känguru zusammen, das kommunistische Ansichten hat, mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält und auch sonst reichlich unkonventionell auftritt. Und aus den Begegnungen der beiden mit der Außenwelt – etwa irgendwelchen Nazis oder kapitalistischen Ausbeutern – resultieren teilweise sehr komische Geschichten.
Das erste Buch der Trilogie bestand im Prinzip aus den Kurzgeschichten, die Marc-Uwe Kling bei seinen Auftritten vorlas; das zweite Buch hatte schon eher den Charakter eines Romans, bei dem die einzelnen Geschichten aufeinander aufbauten und kaum »für sich« verständlich waren. Bei der »Die Känguru-Offenbarung«, die als Taschenbuch im Ullstein-Verlag erschienen ist, handelt es sich tatsächlich um einen »richtigen« Roman.
Unterhaltsam geschrieben ist die Jagd nach dem Pinguin – dem unheimlichen Gegenspieler des Kängurus – auf jeden Fall, der Autor spart weder an Gags noch an Höhepunkten. Doch er baut zu viele Abweichungen ein, zu viele Insider-Gags, zu viele Anspielungen auf frühere Bücher; das nervt streckenweise echt und zieht das Buch vor allem ganz schön in die Länge.
Mir leuchtet ein, dass Kling seine Trilogie zu einem nachvollziehbaren Ende bringen wollte. Und mir leuchtet ebenso ein, dass nicht jedem alles gefallen kann. Ich fand den dritten Teil aber schwach gegenüber dem großartigen Einstiegsband und dem sehr gelungenen Mittelstück.
Vielleicht sollte ich ein eher positives Fazit ziehen: Wer unterhaltsame und sehr witzige Bücher mag, die zudem einen politisch-gesellschaftlichen Anstrich haben, ist bei der Trilogie bestens aufgehoben. Und wer alle drei Bücher liest, wird sich garantiert nicht langweilen. Dass mir das dritte Buch nicht so gut gefallen hat, ist da doch eher eine Petitesse.
Mittlerweile ist Kling ein angesagter Komödiant und ein Bestsellerautor. Vor allem mit seinen drei »Känguru«-Büchern hat er riesige Erfolge erzielen können und sich hoffentlich – ich gönne es ihm! – eine goldene Nase verdient. Doch ausgerechnet sein drittes Buch fand ich so schwach, so dass ich es kaum empfehlen kann.
Um was geht's eigentlich? Ich-Erzähler ist ein junger Mann, der sein Geld damit verdient, dass er durch die Lande reist, auf der Bühne steht und komische Geschichten erzählt. Er wohnt mit einem Känguru zusammen, das kommunistische Ansichten hat, mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält und auch sonst reichlich unkonventionell auftritt. Und aus den Begegnungen der beiden mit der Außenwelt – etwa irgendwelchen Nazis oder kapitalistischen Ausbeutern – resultieren teilweise sehr komische Geschichten.
Das erste Buch der Trilogie bestand im Prinzip aus den Kurzgeschichten, die Marc-Uwe Kling bei seinen Auftritten vorlas; das zweite Buch hatte schon eher den Charakter eines Romans, bei dem die einzelnen Geschichten aufeinander aufbauten und kaum »für sich« verständlich waren. Bei der »Die Känguru-Offenbarung«, die als Taschenbuch im Ullstein-Verlag erschienen ist, handelt es sich tatsächlich um einen »richtigen« Roman.
Unterhaltsam geschrieben ist die Jagd nach dem Pinguin – dem unheimlichen Gegenspieler des Kängurus – auf jeden Fall, der Autor spart weder an Gags noch an Höhepunkten. Doch er baut zu viele Abweichungen ein, zu viele Insider-Gags, zu viele Anspielungen auf frühere Bücher; das nervt streckenweise echt und zieht das Buch vor allem ganz schön in die Länge.
Mir leuchtet ein, dass Kling seine Trilogie zu einem nachvollziehbaren Ende bringen wollte. Und mir leuchtet ebenso ein, dass nicht jedem alles gefallen kann. Ich fand den dritten Teil aber schwach gegenüber dem großartigen Einstiegsband und dem sehr gelungenen Mittelstück.
Vielleicht sollte ich ein eher positives Fazit ziehen: Wer unterhaltsame und sehr witzige Bücher mag, die zudem einen politisch-gesellschaftlichen Anstrich haben, ist bei der Trilogie bestens aufgehoben. Und wer alle drei Bücher liest, wird sich garantiert nicht langweilen. Dass mir das dritte Buch nicht so gut gefallen hat, ist da doch eher eine Petitesse.
26 Januar 2016
Kinder-Karneval
Mit Fasching, Fasnet oder Karneval kann ich nichts anfangen, konnte ich noch nie. Das kann an meinem biografischen Hintergrund liegen oder an der Tatsache, dass ich karnevalistische Aktionen immer mit allerlei Dummheiten verbinde. Letztlich halte ich mich von Karneval fern, außer ich stolpere versehentlich in eine entsprechende Aktion hinein.
Wie am Dienstag, 26. Januar 2016: Mitten im Hauptbahnhof in Köln war eine Bühne aufgebaut, um die sich Menschen drängten. Lustig fand ich, dass auf den Bahnsteigen mittels Durchsagen von Taschendieben gewarnt wurde ... während man gleichzeitig ein Gedränge inszenierte. Nun ja.
Auf der Bühne standen Kinder, die in irgendwelchen Faschingsklamotten steckten. Es lief laute Musik vom Band, und würdig aussehende Herren in Fantasie-Uniformen sowie weißen Haaren hielten irgendwelche Ansprachen. Es war ein trauriger Anblick.
Neben mir standen zwei sehr junge Frauen, beide mit Kopftuch, beide eindeutig mit »Migrationshintergrund«. Sie schauten interessiert auf das Geschehen, tippten zwischendurch auf ihren Smartphones herum und gingen dann weiter, wobei sie eifrig miteinander redeten. Da stießen offensichtlich zwei Welten aufeinander ...
Wie am Dienstag, 26. Januar 2016: Mitten im Hauptbahnhof in Köln war eine Bühne aufgebaut, um die sich Menschen drängten. Lustig fand ich, dass auf den Bahnsteigen mittels Durchsagen von Taschendieben gewarnt wurde ... während man gleichzeitig ein Gedränge inszenierte. Nun ja.
Auf der Bühne standen Kinder, die in irgendwelchen Faschingsklamotten steckten. Es lief laute Musik vom Band, und würdig aussehende Herren in Fantasie-Uniformen sowie weißen Haaren hielten irgendwelche Ansprachen. Es war ein trauriger Anblick.
Neben mir standen zwei sehr junge Frauen, beide mit Kopftuch, beide eindeutig mit »Migrationshintergrund«. Sie schauten interessiert auf das Geschehen, tippten zwischendurch auf ihren Smartphones herum und gingen dann weiter, wobei sie eifrig miteinander redeten. Da stießen offensichtlich zwei Welten aufeinander ...
25 Januar 2016
Oiro sind ziemlich genial
Mittlerweile sind die Jungs von Oiro zu einer Institution geworden. Was einstmals als eher skurriles Spaßprojekt begonnen hat, kann sich sehen lassen; die Besprechungen in den einschlägigen Zeitschriften sind meist positiv, und wer gerne intellektuell angehauchten Deutschpunk hören mag, ist bei dieser Band immer richtig gut beraten.
Das merkt man der aktuellen Platte ebenfalls an. Die kam im Oktober 2015 als LP und auch als CD heraus, trägt den schönen Titel »Meteoriten der großen Idee« und ist wirklich gut. Wobei sie keinen echten Hit enthält – was der Band herzlich egal sein dürfte.
Stoisch hämmert das Schlagzeug, gelegentlich ist der Gesang monoton, nur selten bricht die Band in das aus, was man gemeinhin unter Punkrock versteht. Die Stücke sind oftmals sperrig, gehen erst nach dem zweiten oder dritten Anhören ins Ohr.
Alles in allem sind Oiro auf dieser Platte – rein musikalisch – weit weg von den gängigen »Regeln« des Punkrock- oder Hardcore-Schemas. Es ist natürlich immer noch eine Art von Rockmusik, und cool ist es sowieso – wer aber »echten« Punk erwartet, ist hier falsch beraten.
Textlich ist die Band allerdings treffsicher wie eh und je. In »Trio zu Zweit« heißt es beispielsweise lakonisch: »Ich schäme mich vor der Zukunft, da sie so viel mehr weiß als ich ...« Das hat einen Science-Fiction-Charakter, allein deshalb muss ich die Band ja schon mögen ...
Hin wie her: Die Band ist absolut empfehlenswert, auch für diejenigen, die mit Punkrock sonst nicht so viel anfangen können.
Das merkt man der aktuellen Platte ebenfalls an. Die kam im Oktober 2015 als LP und auch als CD heraus, trägt den schönen Titel »Meteoriten der großen Idee« und ist wirklich gut. Wobei sie keinen echten Hit enthält – was der Band herzlich egal sein dürfte.
Stoisch hämmert das Schlagzeug, gelegentlich ist der Gesang monoton, nur selten bricht die Band in das aus, was man gemeinhin unter Punkrock versteht. Die Stücke sind oftmals sperrig, gehen erst nach dem zweiten oder dritten Anhören ins Ohr.
Alles in allem sind Oiro auf dieser Platte – rein musikalisch – weit weg von den gängigen »Regeln« des Punkrock- oder Hardcore-Schemas. Es ist natürlich immer noch eine Art von Rockmusik, und cool ist es sowieso – wer aber »echten« Punk erwartet, ist hier falsch beraten.
Textlich ist die Band allerdings treffsicher wie eh und je. In »Trio zu Zweit« heißt es beispielsweise lakonisch: »Ich schäme mich vor der Zukunft, da sie so viel mehr weiß als ich ...« Das hat einen Science-Fiction-Charakter, allein deshalb muss ich die Band ja schon mögen ...
Hin wie her: Die Band ist absolut empfehlenswert, auch für diejenigen, die mit Punkrock sonst nicht so viel anfangen können.
24 Januar 2016
Auf der Hängebrücke
Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«
Irgendwann in jenem Januar 2007 beschloss ich, ein Abenteuer der besonderen Art zu erleben. Ich war seit einigen Tagen in Singapur, ich fand die Stadt immer spannender, und ich wollte sowieso ihre unterschiedlichen Örtlichkeiten kennenlernen. Also fuhr ich mit einem Bus bis zum Rand des Nationalparks, den es im Zentrum der Insel gab.
Dort wanderte ich ein wenig herum; ich war gut zwei, drei Stunden unterwegs. Irgendwann steuerte ich die Hängebrücke an, die sich mitten im Nationalpark erhob. Diesen Anblick wollte ich unbedingt erleben.
Auf meiner Wanderung sah ich den einen oder anderen Affen; während ich über den Fußweg ging, hatte ich zeitweise wirklich das Gefühl, in einem echten Urlaub zu sein. Auch die Hängebrücke machte einen interessanten Eindruck.
Richtig stark fand ich die Hängebrücke vor allem, als ich mitten auf ihr stand und mich auf die Zehenspitzen stellte. Praktisch in allen Richtungen, in die ich blickte, konnte ich Hochhäuser erkennen: ein Rest Natur, durch den man wandern konnte, umgeben von einem Meer aus Asphalt und Beton ...
Irgendwann in jenem Januar 2007 beschloss ich, ein Abenteuer der besonderen Art zu erleben. Ich war seit einigen Tagen in Singapur, ich fand die Stadt immer spannender, und ich wollte sowieso ihre unterschiedlichen Örtlichkeiten kennenlernen. Also fuhr ich mit einem Bus bis zum Rand des Nationalparks, den es im Zentrum der Insel gab.
Dort wanderte ich ein wenig herum; ich war gut zwei, drei Stunden unterwegs. Irgendwann steuerte ich die Hängebrücke an, die sich mitten im Nationalpark erhob. Diesen Anblick wollte ich unbedingt erleben.
Auf meiner Wanderung sah ich den einen oder anderen Affen; während ich über den Fußweg ging, hatte ich zeitweise wirklich das Gefühl, in einem echten Urlaub zu sein. Auch die Hängebrücke machte einen interessanten Eindruck.
Richtig stark fand ich die Hängebrücke vor allem, als ich mitten auf ihr stand und mich auf die Zehenspitzen stellte. Praktisch in allen Richtungen, in die ich blickte, konnte ich Hochhäuser erkennen: ein Rest Natur, durch den man wandern konnte, umgeben von einem Meer aus Asphalt und Beton ...
23 Januar 2016
Nacharbeit ist angesagt
Es gibt eine erste Reaktion von »meinem« Verlag. Meine Sammlung von Punkrock-Geschichten ist grundsätzlich okay, aber man hat Änderungswünsche. Das ist normal, das stört mich nicht: Immerhin ist der Verleger die erste Person außerhalb meines Kopfes, die die Sammlung zu Gesicht bekommt, und ist im Gegensatz zu mir nicht befangen.
Die Änderungen sind überschaubar, die sollte ich schnell hinter mich bringen. Es fliegen einige Texte aus der Sammlung raus, die der Verleger nicht mag oder – begründet – für überflüssig hält. Und beim Vorwort sowie an einigen anderen Stellen muss ich noch mal an den Text ran.
Wenn das alles erledigt ist, kann die Sammlung ins Lektorat. Dann machen wir hoffentlich auch bald einen Vertrag, und dann kann das Buch in die »richtige« Produktion gehen. Ich finde es sehr spannend, die Entstehung eines Buches mal wieder »von der anderen Seite aus« zu betrachten ...
Die Änderungen sind überschaubar, die sollte ich schnell hinter mich bringen. Es fliegen einige Texte aus der Sammlung raus, die der Verleger nicht mag oder – begründet – für überflüssig hält. Und beim Vorwort sowie an einigen anderen Stellen muss ich noch mal an den Text ran.
Wenn das alles erledigt ist, kann die Sammlung ins Lektorat. Dann machen wir hoffentlich auch bald einen Vertrag, und dann kann das Buch in die »richtige« Produktion gehen. Ich finde es sehr spannend, die Entstehung eines Buches mal wieder »von der anderen Seite aus« zu betrachten ...
22 Januar 2016
Punktlandung verpasst
Diese Woche lieferte ich – wie seit über zehn Jahren – die aktuelle Folge meines Fortsetzungsromans »Und: Hardcore!« an die Redaktion des OX-Fanzines. Dort wird man hoffentlich die schlimmsten Dümmlichkeiten herausredigieren und das Ding dann in einer vernünftigen Weise veröffentlichen. Es ist die Folge 60 meines Fortsetzungsromans.
Eigentlich hätte mit der Nummer 60 auch Schluss sein sollen. Aber es hat nicht geklappt, ich habe die geplante Punktlandung echt verpasst. Das merkte ich erst beim Schreiben so genau: Wenn ich die abschließende Action-Szene und den »Kiss-Up« nicht nur in Stakkato-Deutsch liefern wollte, musste ich ein wenig ins Detail gehen.
Und prompt lieferte ich zu viel Text; man hätte den nur untergebracht, wenn man das Layout geändert oder die Schrift so klein gesetzt hätte, dass eine Lupe für die Lektüre erforderlich gewesen wäre. Die Lösung lag dann auf der Hand – es wird auch noch eine Folge 61 geben.
Das gibt mir die Zeit, den einen oder anderen Gedanken auf die Fortsetzung des Fortsetzungsromans zu legen. Solange die OX-Redaktion weiterhin die Geschichten mag, schreibe ich weiter. Und so kommt wohl nach der Nummer 61 irgendwann eine Nummer eins ...
Eigentlich hätte mit der Nummer 60 auch Schluss sein sollen. Aber es hat nicht geklappt, ich habe die geplante Punktlandung echt verpasst. Das merkte ich erst beim Schreiben so genau: Wenn ich die abschließende Action-Szene und den »Kiss-Up« nicht nur in Stakkato-Deutsch liefern wollte, musste ich ein wenig ins Detail gehen.
Und prompt lieferte ich zu viel Text; man hätte den nur untergebracht, wenn man das Layout geändert oder die Schrift so klein gesetzt hätte, dass eine Lupe für die Lektüre erforderlich gewesen wäre. Die Lösung lag dann auf der Hand – es wird auch noch eine Folge 61 geben.
Das gibt mir die Zeit, den einen oder anderen Gedanken auf die Fortsetzung des Fortsetzungsromans zu legen. Solange die OX-Redaktion weiterhin die Geschichten mag, schreibe ich weiter. Und so kommt wohl nach der Nummer 61 irgendwann eine Nummer eins ...
21 Januar 2016
Diphterie im Jahr 1943
Meine Mutter erhielt ihre Diphterieschutzimpfung – man schrieb das in einem Wort – während des Zweiten Weltkrieges. Eine offizielle Bescheinigung ist der Beleg dafür. Die zweimalige Impfung erfolgte am 4. Mai und am 8. Juni 1943; der Amtsarzt stellte am 10. Juni 1943 die Bescheinigung dafür aus.
»Die Bescheinigung ist sorgfältig aufzubewahren und bei etwaiger späterer Impfung oder Erkrankungen dem behandelnden Arzt oder dem Krankenhaus vorzulegen«, steht in Frakturschrift auf dem Formular. »Die Vorlage kann ferner verlangt werden von Behörden, Schulen und Kindergärten.«
Meine Mutter war zwölf Jahre alt, als sie diese Impfungen erhielt. Sie bewahrte sie bis zu ihrem Tod auf, sorgsam verpackt und abgelegt. Schaue ich mir das heute an, fällt es mir schwer, ein Bild von ihr als Schulmädchen unter Kriegsbedingungen zu machen. Das können wir Nachgeborenen womöglich gar nicht ...
»Die Bescheinigung ist sorgfältig aufzubewahren und bei etwaiger späterer Impfung oder Erkrankungen dem behandelnden Arzt oder dem Krankenhaus vorzulegen«, steht in Frakturschrift auf dem Formular. »Die Vorlage kann ferner verlangt werden von Behörden, Schulen und Kindergärten.«
Meine Mutter war zwölf Jahre alt, als sie diese Impfungen erhielt. Sie bewahrte sie bis zu ihrem Tod auf, sorgsam verpackt und abgelegt. Schaue ich mir das heute an, fällt es mir schwer, ein Bild von ihr als Schulmädchen unter Kriegsbedingungen zu machen. Das können wir Nachgeborenen womöglich gar nicht ...
Völlig abgefahrener Science-Fiction-Trip
Man muss die Serie nicht mögen, und für ernsthafte Science-Fiction-Fans ist sie sicher nicht wissenschaftlich genug – aber mit »Die Kaste der Meta-Barone« haben Alexandro Jodorowsky und Juan Gimenez ein Epos geschaffen, das man zumindest mal gesehen haben sollte. Und eigentlich gehört das wuchtige Werk wirklich in den Bücherschrank eines echten SF-Fans.
Im Splitter-Verlag ist die Serie vor einigen Jahren in vier dickleibigen Bänden erschienen; ich habe sie mittlerweile auch komplett durchgelesen. Eine echte »Empfehlung« kann ich kaum dafür aussprechen; richtig gut erzählt ist die ganze Geschichte ja nicht.
Jodorowsky wirbelt Galaxien und Universen durcheinander, Sonnensysteme und Planeten – nichts scheint so richtig zusammenzupassen, und eine nachvollziehbare Logik gibt es in der Entwicklung der Meta-Barone nicht. Letztlich handelt es sich um die Geschichte einer Dynastie von Kriegsherren, die gleichzeitig die Geschichte eines interstellaren Sternenreiches ist.
Es ist wenig sinnvoll, in die inhaltlichen Details einzusteigen. Die Geschichte ist kunterbunt, Action folgt auf nachdenkliche Szenen, Sex wird mit Gewalt kombiniert, riesige Raumschiffe und monströse Waffen tauchen auf.
Alexandro Jodorowsky als Autor ist bei »Die Kaste der Meta-Barone« noch abgedrehter als bei den »Incal«-Comics, die mit dieser Serie in einem gewissen Zusammenhang stehen. Die Texte sind abgefahren, die Handlung folgt nicht immer logischen Grundsätzen.
Gleichzeitig machen die Zeichnungen manchmal den Eindruck, als sei Juan Gimenez unter allerlei Drogen gestanden. Seine Bilder quellen geradezu aus den Büchern heraus, sie beeindrucken durch die Farbgebung und den Detailreichtum, wirken manchmal eher wie Gemälde und weniger wie klassische Comic-Zeichnungen.
»Othon & Honorara«, »Aghnar & Oda«, »Eisenhaupt & Dona Vicenta« sowie »Agora & Namenlos« sind die Titel der vier großformatigen Comic-Alben. Allesamt sind sie richtig toll gestaltet, angefangen beim Umschlag mit seinem Prägedruck bis hin zum prachtvollen Druck und zur perfekten Buchbinderei. So müssen Comics aussehen!
Dass diese Opulenz bei der Optik letztlich eine haarsträubende Geschichte verdeckt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Als Science-Fiction-Fan sollte man den Comic kennen; wer es gern ernsthaft mag, sollte sich die Anschaffung aber gut überlegen.
Ach egal: Die Dinger sehen gut aus, die sind den Preis auch wert. Lasst sie euch nacheinander zu Geburtstag und zu Weihnachten schenken, berauscht euch an der Grafik und schüttelt den Kopf angesichts der Geschichten. Dann macht »Die Kaste der Meta-Barone« echt Spaß!
Im Splitter-Verlag ist die Serie vor einigen Jahren in vier dickleibigen Bänden erschienen; ich habe sie mittlerweile auch komplett durchgelesen. Eine echte »Empfehlung« kann ich kaum dafür aussprechen; richtig gut erzählt ist die ganze Geschichte ja nicht.
Jodorowsky wirbelt Galaxien und Universen durcheinander, Sonnensysteme und Planeten – nichts scheint so richtig zusammenzupassen, und eine nachvollziehbare Logik gibt es in der Entwicklung der Meta-Barone nicht. Letztlich handelt es sich um die Geschichte einer Dynastie von Kriegsherren, die gleichzeitig die Geschichte eines interstellaren Sternenreiches ist.
Es ist wenig sinnvoll, in die inhaltlichen Details einzusteigen. Die Geschichte ist kunterbunt, Action folgt auf nachdenkliche Szenen, Sex wird mit Gewalt kombiniert, riesige Raumschiffe und monströse Waffen tauchen auf.
Alexandro Jodorowsky als Autor ist bei »Die Kaste der Meta-Barone« noch abgedrehter als bei den »Incal«-Comics, die mit dieser Serie in einem gewissen Zusammenhang stehen. Die Texte sind abgefahren, die Handlung folgt nicht immer logischen Grundsätzen.
Gleichzeitig machen die Zeichnungen manchmal den Eindruck, als sei Juan Gimenez unter allerlei Drogen gestanden. Seine Bilder quellen geradezu aus den Büchern heraus, sie beeindrucken durch die Farbgebung und den Detailreichtum, wirken manchmal eher wie Gemälde und weniger wie klassische Comic-Zeichnungen.
»Othon & Honorara«, »Aghnar & Oda«, »Eisenhaupt & Dona Vicenta« sowie »Agora & Namenlos« sind die Titel der vier großformatigen Comic-Alben. Allesamt sind sie richtig toll gestaltet, angefangen beim Umschlag mit seinem Prägedruck bis hin zum prachtvollen Druck und zur perfekten Buchbinderei. So müssen Comics aussehen!
Dass diese Opulenz bei der Optik letztlich eine haarsträubende Geschichte verdeckt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Als Science-Fiction-Fan sollte man den Comic kennen; wer es gern ernsthaft mag, sollte sich die Anschaffung aber gut überlegen.
Ach egal: Die Dinger sehen gut aus, die sind den Preis auch wert. Lasst sie euch nacheinander zu Geburtstag und zu Weihnachten schenken, berauscht euch an der Grafik und schüttelt den Kopf angesichts der Geschichten. Dann macht »Die Kaste der Meta-Barone« echt Spaß!
20 Januar 2016
Positive Tee-Werbung
Ich weiß ja selbst, dass Werbung in erster Linie dazu dienen soll, neue Kunden für ein Produkt zu finden. Wenn das aber gut geschieht, schaue ich mir das gern an. Und wenn es eine Firma so macht wie Lipton im brand-aktuellen Spot, freut es mich sogar.
Unter dem Slogan »Lipton heißt willkommen« wird ein multikulturelles Haus präsentiert: verschiedene Geschlechter, Hautfarben, Altersklassen und sexuelle Ausrichtungen unter einem Dach. Die Agentur Dokyo aus Hamburg ist für den Spot verantwortlich – und das haben die meiner Ansicht nach richtig gut gemacht.
Dass die Botschaft ein wenig platt wirkt, ist okay; es handelt sich schließlich um Werbung. Aber wenn in deiner Zeit des Hasses und des offenen Rassismus ausgerechnet eine Werbeagentur sowie eine Tee-Marke mit ihrer »Wohlfühlatmosphäre« ein Statement gegen den Hass aussenden, ist das mehr als respektabel.
Unter dem Slogan »Lipton heißt willkommen« wird ein multikulturelles Haus präsentiert: verschiedene Geschlechter, Hautfarben, Altersklassen und sexuelle Ausrichtungen unter einem Dach. Die Agentur Dokyo aus Hamburg ist für den Spot verantwortlich – und das haben die meiner Ansicht nach richtig gut gemacht.
Dass die Botschaft ein wenig platt wirkt, ist okay; es handelt sich schließlich um Werbung. Aber wenn in deiner Zeit des Hasses und des offenen Rassismus ausgerechnet eine Werbeagentur sowie eine Tee-Marke mit ihrer »Wohlfühlatmosphäre« ein Statement gegen den Hass aussenden, ist das mehr als respektabel.
19 Januar 2016
Verschollene Werke
Meine ersten »Kurzgeschichten« schrieb ich in der zweiten oder dritten Klasse; diese sind allerdings alle verschollen. Ich schrieb sie in Schulhefte, und ich versuchte alle mögliche Genres auszuprobieren. Gern nahm ich Comic und bastelte daraus eigene Geschichten – erstaunlicherweise ist davon einiges in meinem Gedächtnis geblieben, ohne dass ich das Papier von damals noch hätte.
So gab es eine Kurzgeschichte aus der »Andy Morgan«-Reihe, die in einem »Zack«-Taschenbuch erschienen war. In dieser erinnert sich ein Kumpel von Andy Morgan an eine Begebenheit aus dem Zweiten Weltkrieg, bei der – quasi wie in »Schiffbruch mit Tiger« – ein Rettungsboot im Pazifik mit seinem Feind teilen musste, einem japanischen Soldaten. Wie meine Geschichte, die ich daraus entwarf, im Detail verlief, weiß ich allerdings nicht mehr.
Ich erinnere mich an eine Kurzgeschichte mit rennenden Schneemännern. Ich erinnere mich daran, dass ich über Dinosaurier geschrieben hatte. Und ich weiß, dass ich mit etwa zwölf Jahren diese Frühwerke mitsamt einem Packen von Comics verbrannte. Ich wollte endlich erwachsen werden und hatte keinen Sinn mehr für diese literarischen Gehversuche.
Meine späteren Geschichten verfasste ich bereits mit der Schreibmaschine; sie kamen aus den Genres Science Fiction und Fantasy und wurden größtenteils veröffentlicht. Aber das war schon eine andere Zeit – ich ging aufs Gymnasium und lernte andere Science-Fiction-Fans kennen, mit denen ich fleißig korrespondierte. Aus dieser Zeit ist viel übrig geblieben; alles davor fehlt aber.
Eigentlich schade. Ich bin sicher, dass ich mich heute über diese Geschichten aus den frühen 70er-Jahren amüsieren würde. Vielleicht wäre ich auch stolz auf sie. Aber ich hätte sie gern ...
So gab es eine Kurzgeschichte aus der »Andy Morgan«-Reihe, die in einem »Zack«-Taschenbuch erschienen war. In dieser erinnert sich ein Kumpel von Andy Morgan an eine Begebenheit aus dem Zweiten Weltkrieg, bei der – quasi wie in »Schiffbruch mit Tiger« – ein Rettungsboot im Pazifik mit seinem Feind teilen musste, einem japanischen Soldaten. Wie meine Geschichte, die ich daraus entwarf, im Detail verlief, weiß ich allerdings nicht mehr.
Ich erinnere mich an eine Kurzgeschichte mit rennenden Schneemännern. Ich erinnere mich daran, dass ich über Dinosaurier geschrieben hatte. Und ich weiß, dass ich mit etwa zwölf Jahren diese Frühwerke mitsamt einem Packen von Comics verbrannte. Ich wollte endlich erwachsen werden und hatte keinen Sinn mehr für diese literarischen Gehversuche.
Meine späteren Geschichten verfasste ich bereits mit der Schreibmaschine; sie kamen aus den Genres Science Fiction und Fantasy und wurden größtenteils veröffentlicht. Aber das war schon eine andere Zeit – ich ging aufs Gymnasium und lernte andere Science-Fiction-Fans kennen, mit denen ich fleißig korrespondierte. Aus dieser Zeit ist viel übrig geblieben; alles davor fehlt aber.
Eigentlich schade. Ich bin sicher, dass ich mich heute über diese Geschichten aus den frühen 70er-Jahren amüsieren würde. Vielleicht wäre ich auch stolz auf sie. Aber ich hätte sie gern ...
18 Januar 2016
Götter aus dem ollen Atlantis?
Wie so oft war ich baff, als ich kürzlich mal wieder ein »John Sinclair«-Hörspiel anhörte. Diesmal schnappte ich mir nicht die Umsetzung eines »klassischen« Romans, die in der »Classics«-Reihe veröffentlicht wird, sondern einen Stoff, der fast schon modern ist: »Schlucht der stummen Götter« ist die Folge 87 der Hörspielreihe und basiert auf dem gleichnamigen Roman mit der Bandnummer 222, der 1982 gedruckt wurde.
Diesmal spielt die Handlung in einem Dorf in Schottland. Dort öffnet sich der Zugang zu einer Schlucht, und aus dieser kommen uralte Gottheiten. Damit ist die Handlung des Hörspiels schon umrissen.
Einigermaßen fassungslos lauschte ich der Geschichte. Der Autor – im Original war das ja »Jason Dark« – vermengt alle möglichen Mythen. Da tauchen die Großen Alten auf, die ich bisher vor allem bei ollen Lovecraft-Geschichten verortet habe; dazu wird Atlantis ins Geschehen vermengt, und damit sich wirklich niemand langweilt, laufen Skelette und Spinnen durch die Handlung.
Alles in allem ein herrlicher Trash! Leichen verwandeln sich in krabbelnde Spinnen, junge Frauen werden umgebracht, eine Art Dimensionsloch saugt Leute in sich hinein – und dann endet die Handlung mit einem echten Cliffhanger ...
Man darf über diese Story nicht mal eine Viertelsekunde nachdenken, sonst findet man sie zu albern. Gruselig oder schockierend fand ich das natürlich auch nicht – aber wie immer war das Hörspiel richtig gut gemacht.
Die Regie macht aus der schlichten Geschichte einen vergleichsweise packenden Krimi mit mehreren Handlungsebenen, die Handlung läuft schnell ab. Geräusche werden stark eingesetzt, die Sprecher verstehen ihr Handwerk. Wer Hörspiele mag, kommt hier auf seine Kosten.
So eine echte Handlungslogik sucht man zwar vergebens – aber das macht echt nix. Das erwarte ich bei »John Sinclair« tatsächlich nicht.
Diesmal spielt die Handlung in einem Dorf in Schottland. Dort öffnet sich der Zugang zu einer Schlucht, und aus dieser kommen uralte Gottheiten. Damit ist die Handlung des Hörspiels schon umrissen.
Einigermaßen fassungslos lauschte ich der Geschichte. Der Autor – im Original war das ja »Jason Dark« – vermengt alle möglichen Mythen. Da tauchen die Großen Alten auf, die ich bisher vor allem bei ollen Lovecraft-Geschichten verortet habe; dazu wird Atlantis ins Geschehen vermengt, und damit sich wirklich niemand langweilt, laufen Skelette und Spinnen durch die Handlung.
Alles in allem ein herrlicher Trash! Leichen verwandeln sich in krabbelnde Spinnen, junge Frauen werden umgebracht, eine Art Dimensionsloch saugt Leute in sich hinein – und dann endet die Handlung mit einem echten Cliffhanger ...
Man darf über diese Story nicht mal eine Viertelsekunde nachdenken, sonst findet man sie zu albern. Gruselig oder schockierend fand ich das natürlich auch nicht – aber wie immer war das Hörspiel richtig gut gemacht.
Die Regie macht aus der schlichten Geschichte einen vergleichsweise packenden Krimi mit mehreren Handlungsebenen, die Handlung läuft schnell ab. Geräusche werden stark eingesetzt, die Sprecher verstehen ihr Handwerk. Wer Hörspiele mag, kommt hier auf seine Kosten.
So eine echte Handlungslogik sucht man zwar vergebens – aber das macht echt nix. Das erwarte ich bei »John Sinclair« tatsächlich nicht.
17 Januar 2016
Zwei Endphasen
Eigentlich glaube ich es selbst nicht: Heute arbeite ich bei zwei Büchern in der Endphase. Privaten Büchern wohlgemerkt. Keine Ahnung, ob und wann die jeweils erscheinen werden, und man soll ja eh nicht zu viel von seinen eigenen Projekten reden – aber es ist mir dann doch ein Bedürfnis.
Ich schreibe an der Folge 60 meines Fortsetzungsromans »Und: Hardcore!« – das ist der dritte Teil meiner Trilogie um den Punkrocker Peter Pank. Wenn ich die Punktlandung heute noch schaffe und den Text morgen abend an die OX-Redaktion liefern kann, ist der Roman damit abgeschlossen. (Wenn er als Buch erscheint, weiß ich noch nicht. Da muss ich ja ein wenig realistisch sein und meine Zeit einkalkulieren.)
Und ich stelle mein Buch mit Punkrock-Kurzgeschichten zusammen, an dem ich seit gut zwei Jahren herumdoktere. Meiner Ansicht nach ist das so weit fertig, dass ich es an den Verlag schicken kann – obwohl ich viele Geschichten als Fragmente vorliegen habe, aus denen ich bei Gelegenheit noch mehr machen könnte. Aber es muss mal Schluss sein, und das möchte ich heute erreichen.
Der Verlag muss dann schauen, ob und wie er das Material findet, wie er damit umgehen kann, ob er überhaupt alles will ... wie immer eben, wenn ein Autor und ein Verlag zusammenarbeiten. Ich finde es ja sehr spannend, in solchen Fällen »auf der anderen Seite des Schreibtisches« zu sitzen.
Damit höre ich bereits auf, über meine zwei Endphasen zu reden. Sicher ist ja nie, wie und wann alles klappt. Und ich informiere dann weiter, wenn ich genaueres erzählen kann.
Ich schreibe an der Folge 60 meines Fortsetzungsromans »Und: Hardcore!« – das ist der dritte Teil meiner Trilogie um den Punkrocker Peter Pank. Wenn ich die Punktlandung heute noch schaffe und den Text morgen abend an die OX-Redaktion liefern kann, ist der Roman damit abgeschlossen. (Wenn er als Buch erscheint, weiß ich noch nicht. Da muss ich ja ein wenig realistisch sein und meine Zeit einkalkulieren.)
Und ich stelle mein Buch mit Punkrock-Kurzgeschichten zusammen, an dem ich seit gut zwei Jahren herumdoktere. Meiner Ansicht nach ist das so weit fertig, dass ich es an den Verlag schicken kann – obwohl ich viele Geschichten als Fragmente vorliegen habe, aus denen ich bei Gelegenheit noch mehr machen könnte. Aber es muss mal Schluss sein, und das möchte ich heute erreichen.
Der Verlag muss dann schauen, ob und wie er das Material findet, wie er damit umgehen kann, ob er überhaupt alles will ... wie immer eben, wenn ein Autor und ein Verlag zusammenarbeiten. Ich finde es ja sehr spannend, in solchen Fällen »auf der anderen Seite des Schreibtisches« zu sitzen.
Damit höre ich bereits auf, über meine zwei Endphasen zu reden. Sicher ist ja nie, wie und wann alles klappt. Und ich informiere dann weiter, wenn ich genaueres erzählen kann.
16 Januar 2016
Schmerzensmann Leonardo
Kein leichter Film, kein einfaches Epos, aber ein Streifen, der mich packte und mitriss, der mich faszinierte und abschreckte: Ich war in »The Revenant«, dem aktuellen Film mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle. Es ist ein Western, aber keiner der klassischen Sorte, in dem coole Männer mit schweren Knarren auf den Straßen irgendwelcher staubiger Städte aufeinander schießen.
Zur Handlung nur so viel: Ein Trapper mit seinem Sohn – ein »Mischling« aus Weißem und Pawnee-Indianer – verpflichtet sich bei einer Expedition von Fallenstellern und Jägern. Diese Expedition wird angegriffen, es kommt zu einem fiesen Angriff von Indianern. In letzter Minute gelingt die Flucht, wenngleich unter hohen Verlusten.
Der Trapper führt die Überlebenden in die Wildnis, immer auf der Flucht vor den Indianern. Bei einem Halt wird er von einem Bären angegriffen und fürchterlich verletzt. Später lässt man ihn sterbend zurück – doch er kann überleben und schleppt sich allein durch die Wildnis, bis er zurück in die sogenannte Zivilisation kommt.
Leonardo DiCaprio spielt diesen Trapper mit so viel Energie, dass man nur staunen kann. Es wirkt alles unglaublich realistisch: die schweren Verwundungen, der verzweifelte Kampf ums Überleben, all der Dreck, die Schmerzen und Qualen. Manchmal wollte ich kaum noch hinsehen, aber ich war gefesselt und abgeschreckt zugleich.
Die eigentliche Held des Filmes ist allerdings die Natur. Wie es die Kamera schafft, die eindrucksvolle Landschaft in den nördlichen USA einzufangen, das ist sensationell. Die Natur wirkt zugleich erbarmungslos und schön; das muss man gesehen haben.
»The Revenant« ist ein brutaler Film: brutal gut, brutal in seiner Gewalt, brutal eindrucksvoll in seiner Filmgewalt. Man braucht einen starken Magen für manche Szenen, aber er haut einen um. Hammer!
(Was ich übrigens die ganze Zeit rätselte: Im Film ist ein junger Mann namens Jim Bridger dabei. Es gibt die historische Figur des Jim Bridger – soll das etwa eine Anspielung auf ihn sein und quasi die Vorgeschichte zu seinem Leben darstellen?)
Zur Handlung nur so viel: Ein Trapper mit seinem Sohn – ein »Mischling« aus Weißem und Pawnee-Indianer – verpflichtet sich bei einer Expedition von Fallenstellern und Jägern. Diese Expedition wird angegriffen, es kommt zu einem fiesen Angriff von Indianern. In letzter Minute gelingt die Flucht, wenngleich unter hohen Verlusten.
Der Trapper führt die Überlebenden in die Wildnis, immer auf der Flucht vor den Indianern. Bei einem Halt wird er von einem Bären angegriffen und fürchterlich verletzt. Später lässt man ihn sterbend zurück – doch er kann überleben und schleppt sich allein durch die Wildnis, bis er zurück in die sogenannte Zivilisation kommt.
Leonardo DiCaprio spielt diesen Trapper mit so viel Energie, dass man nur staunen kann. Es wirkt alles unglaublich realistisch: die schweren Verwundungen, der verzweifelte Kampf ums Überleben, all der Dreck, die Schmerzen und Qualen. Manchmal wollte ich kaum noch hinsehen, aber ich war gefesselt und abgeschreckt zugleich.
Die eigentliche Held des Filmes ist allerdings die Natur. Wie es die Kamera schafft, die eindrucksvolle Landschaft in den nördlichen USA einzufangen, das ist sensationell. Die Natur wirkt zugleich erbarmungslos und schön; das muss man gesehen haben.
»The Revenant« ist ein brutaler Film: brutal gut, brutal in seiner Gewalt, brutal eindrucksvoll in seiner Filmgewalt. Man braucht einen starken Magen für manche Szenen, aber er haut einen um. Hammer!
(Was ich übrigens die ganze Zeit rätselte: Im Film ist ein junger Mann namens Jim Bridger dabei. Es gibt die historische Figur des Jim Bridger – soll das etwa eine Anspielung auf ihn sein und quasi die Vorgeschichte zu seinem Leben darstellen?)
15 Januar 2016
Eine Split-Platte aus Stuttgart
Zwei Kapellen aus der schwäbischen Provinz knapp hinter Stuttgart teilen sich eine Platte. Das ist nicht ungewöhnlich – im vorliegenden Fall finde ich es trotzdem ziemlich originell. Die Higgins sind mir mit ihrem knalligen Punkrock seit langem bekannt, die sah ich schon live, während Defenders Of The Universe einen eigenständigen Mix aus Punkrock, Ska, Orgel und Neuer Deutscher Welle auf den Tisch knallt.
Die Higgins sah ich vor einigen Jahren mal live auf der Bühne. Auch wenn die Herren gar nicht mehr so taufrisch sind, schaffen sie es dennoch, knalligen Rotzlöffel-Punk zu fabrizieren, der so klingt, als stünden da einige Jungs um die 18, 19 Jahren. Die Rotzlöffel sind aso in die Jahre bekommen, was aber gar nicht schadet.
Charakteristisch ist sicher die Stimme des Sängers, die immer wieder von knalligen Chören unterstützt wird; die Melodien sind rotzig, die Texte auf den Punkt gebracht. Und wer ein Stück der uralten Band Ideal aus den allerspätesten 70er-Jahren auf schwäbisch covert, kann sowieso kein schlechter Mensch sein – großartig!
An der Grenze zum Genialen schrabben die Defenders Of The Universe entlang. Zwar bleibt die Band ihrer Punkrock-Basis treu, dazu kommen aber Ausflüge zu Ska und HipHop, zum Casio-Gepiepse der Neuen Deutschen Welle und anderen musikalischen Seitensprüngen.
Das garniert die junge Band mit Texten in deutscher und englischer Sprache, dass es eine wahre Freude ist. Wer dann noch seine CD-Hälfte mit dem schönen Titel »Unshaved Streetpunk Rap« versieht, hat ebenfalls sein Herz auf dem richtigen Fleck.
Eine Split-Platte voller Überraschungen, die mir durchgehend gefällt. Klasse!
Die Higgins sah ich vor einigen Jahren mal live auf der Bühne. Auch wenn die Herren gar nicht mehr so taufrisch sind, schaffen sie es dennoch, knalligen Rotzlöffel-Punk zu fabrizieren, der so klingt, als stünden da einige Jungs um die 18, 19 Jahren. Die Rotzlöffel sind aso in die Jahre bekommen, was aber gar nicht schadet.
Charakteristisch ist sicher die Stimme des Sängers, die immer wieder von knalligen Chören unterstützt wird; die Melodien sind rotzig, die Texte auf den Punkt gebracht. Und wer ein Stück der uralten Band Ideal aus den allerspätesten 70er-Jahren auf schwäbisch covert, kann sowieso kein schlechter Mensch sein – großartig!
An der Grenze zum Genialen schrabben die Defenders Of The Universe entlang. Zwar bleibt die Band ihrer Punkrock-Basis treu, dazu kommen aber Ausflüge zu Ska und HipHop, zum Casio-Gepiepse der Neuen Deutschen Welle und anderen musikalischen Seitensprüngen.
Das garniert die junge Band mit Texten in deutscher und englischer Sprache, dass es eine wahre Freude ist. Wer dann noch seine CD-Hälfte mit dem schönen Titel »Unshaved Streetpunk Rap« versieht, hat ebenfalls sein Herz auf dem richtigen Fleck.
Eine Split-Platte voller Überraschungen, die mir durchgehend gefällt. Klasse!
14 Januar 2016
Der Januar 2006
Schaue ich zehn Jahre zurück, habe ich das dank meines Blogs mittlerweile sehr einfach. Da ist vieles notiert, was mich vor zehn Jahren bewegt hat. Und ich merke, wie viele Dinge ich schon vergessen habe oder was damals einfach ganz anders war. Deshalb blicke ich heute ein wenig zurück ...
Im Gegensatz zum Jahreswechsel 2015/2016 war es vor zehn Jahren echt winterlich. »Der Winter ist da!« lautete entsprechenderweise mein Text zu diesem Wetterereignis, das ich mir ja kaum noch vorstellen kann ...
Zum Jahresende wurde ich übrigens fast poetisch. So brachte ich am 31. Dezember 2005 tatsächlich ein – allerdings reimloses – Gedicht in meinem Blog, das den schönen Titel »Wassertänzer« trug.
Unter »Sunny ist tot« gab ich meiner Trauer über den Tod eines Bekannten Ausdruck. Sunny war Sänger der Hardcore-Band SKEEZICKS gewesen, die ich mehrfach gesehen hatte; wir hatten uns bei Konzerten und Partys unterhalten – er starb im Alter von nur 38 Jahren.
Unter »Es ist vollbracht!« hatte ich ein positives Thema zu verkünden. Das Manuskript von »Chaos en France« war fertiggestellt und wurde von mir an den Verlag geschickt. Damit war mein zweiter Punkrock-Roman auf dem richtigen Weg.
Und noch gleich eine Trauermeldung. Unter »Dieter Sachse ist tot« schrieb ich über den Tod eines Science-Fiction-Fans, den ich sehr gemocht hatte und dessen grinsendes Gesicht ich in Gedanken immer noch vor mir sehen kann. Auch 2006 begann also mit unangenehmen Nachrichten.
Theatralisches Gejammer über Gewichtszunahmen mochte ich schon früher. »300 Gramm mehr« heißt mein entsprechender Text. Nach dem diesjährigen Weihnachtsfressen könnte ich fast denselben Text veröffentlichen; so wenig hat sich hier geändert ...
Im Gegensatz zum Jahreswechsel 2015/2016 war es vor zehn Jahren echt winterlich. »Der Winter ist da!« lautete entsprechenderweise mein Text zu diesem Wetterereignis, das ich mir ja kaum noch vorstellen kann ...
Zum Jahresende wurde ich übrigens fast poetisch. So brachte ich am 31. Dezember 2005 tatsächlich ein – allerdings reimloses – Gedicht in meinem Blog, das den schönen Titel »Wassertänzer« trug.
Unter »Sunny ist tot« gab ich meiner Trauer über den Tod eines Bekannten Ausdruck. Sunny war Sänger der Hardcore-Band SKEEZICKS gewesen, die ich mehrfach gesehen hatte; wir hatten uns bei Konzerten und Partys unterhalten – er starb im Alter von nur 38 Jahren.
Unter »Es ist vollbracht!« hatte ich ein positives Thema zu verkünden. Das Manuskript von »Chaos en France« war fertiggestellt und wurde von mir an den Verlag geschickt. Damit war mein zweiter Punkrock-Roman auf dem richtigen Weg.
Und noch gleich eine Trauermeldung. Unter »Dieter Sachse ist tot« schrieb ich über den Tod eines Science-Fiction-Fans, den ich sehr gemocht hatte und dessen grinsendes Gesicht ich in Gedanken immer noch vor mir sehen kann. Auch 2006 begann also mit unangenehmen Nachrichten.
Theatralisches Gejammer über Gewichtszunahmen mochte ich schon früher. »300 Gramm mehr« heißt mein entsprechender Text. Nach dem diesjährigen Weihnachtsfressen könnte ich fast denselben Text veröffentlichen; so wenig hat sich hier geändert ...
13 Januar 2016
Anti-eskapistisch?
Wenn es mir früher darum ging, die Science Fiction gegen das Vorurteil zu verteidigen, sie sei nur Fluchtliteratur, argumentierte ich gern damit, dass sie »die Wirklichkeit spiegelt«. Ich nannte Autoren wie John Brunner (sein »Morgenwelt« sollte ich vielleicht mal wieder lesen) oder Philip K. Dick (auch »Der dunkle Schirm« bietet sich zu einer neuen Lektüre an, denke ich) und fand das ziemlich schlau.
Wenn ich mir die heutige Landschaft anschaue, sowohl in Hinsicht auf Politik als auch auf Science Fiction, kommt mir diese Argumentation seltsam vor. Einige deutschsprachige Science-Fiction-Autoren stecken offensichtlich sehr viel Lebensenergie in Diskussionen und Streitereien – sie kämpfen bei Facebook um Anerkennung und Öffentlichkeit, streiten über »pro und contra«, wenn es um Flüchtlinge geht, oder schimpfen einfach mal auf ihre jeweiligen politischen Gegner.
Wo bleibt der kritische Science-Fiction-Roman, der sich beispielsweise in ernsthafter Weise mit der aktuellen Flüchtlingspolitik auseinandersetzt? Das könnte ja auch durchaus kritisch sein: Wie wird sich das Land verändern, wenn jedes Jahr eine Million neuer Flüchtlinge kommt und alles schiefgeht? Gibt es dann Elendsquartiere mitten in den Städten, wird die Bundeswehr in den Fußgängerzonen aufmarschieren?
Das wäre ein Thema für Science-Fiction-Romane, die zwar nicht meiner politischen Weltsicht entsprechen dürften, aber sehr wohl spannend sein könnten. Literatur muss eh nicht meiner Meinung entsprechen, sonst wäre es langweilig.
Oder auch andersrum: Es könnte ja auch Science-Fiction-Romane geben, die eine positive Utopie entwickeln. Wenn die Integration funktioniert und alles gutgeht – welche Gesellschaft entwickelt sich dann, welche neuen Strömungen und Spannungen gibt es?
Von den aktuellen Science-Fiction-Autoren würde ich gerne solche Dinge lesen – und nicht hasserfüllte Postings auf irgendwelchen Sozialen Netzwerken. (Der einzige, der gesellschaftspolitische Themen auf hohem Niveau aufgreift und in spannende Bücher packt, scheint derzeit Andreas Eschbach zu sein.) Okay, viele schreiben derzeit Space-Opera-Romane oder Military-SF oder arbeiten für Heftromanserien; dagegen will ich aus verständlichen Gründen nichts sagen – aber die Realität wird dadurch eher selten gespiegelt.
Ich sehe schon: Die aktuelle politische Situation wird dann wieder von Gegenwartsautoren »gespiegelt«, die einen Blick in die nahe Zukunft wagen. Die Science Fiction ist mit der ganz fernen Zukunft beschäftigt ...
Wenn ich mir die heutige Landschaft anschaue, sowohl in Hinsicht auf Politik als auch auf Science Fiction, kommt mir diese Argumentation seltsam vor. Einige deutschsprachige Science-Fiction-Autoren stecken offensichtlich sehr viel Lebensenergie in Diskussionen und Streitereien – sie kämpfen bei Facebook um Anerkennung und Öffentlichkeit, streiten über »pro und contra«, wenn es um Flüchtlinge geht, oder schimpfen einfach mal auf ihre jeweiligen politischen Gegner.
Wo bleibt der kritische Science-Fiction-Roman, der sich beispielsweise in ernsthafter Weise mit der aktuellen Flüchtlingspolitik auseinandersetzt? Das könnte ja auch durchaus kritisch sein: Wie wird sich das Land verändern, wenn jedes Jahr eine Million neuer Flüchtlinge kommt und alles schiefgeht? Gibt es dann Elendsquartiere mitten in den Städten, wird die Bundeswehr in den Fußgängerzonen aufmarschieren?
Das wäre ein Thema für Science-Fiction-Romane, die zwar nicht meiner politischen Weltsicht entsprechen dürften, aber sehr wohl spannend sein könnten. Literatur muss eh nicht meiner Meinung entsprechen, sonst wäre es langweilig.
Oder auch andersrum: Es könnte ja auch Science-Fiction-Romane geben, die eine positive Utopie entwickeln. Wenn die Integration funktioniert und alles gutgeht – welche Gesellschaft entwickelt sich dann, welche neuen Strömungen und Spannungen gibt es?
Von den aktuellen Science-Fiction-Autoren würde ich gerne solche Dinge lesen – und nicht hasserfüllte Postings auf irgendwelchen Sozialen Netzwerken. (Der einzige, der gesellschaftspolitische Themen auf hohem Niveau aufgreift und in spannende Bücher packt, scheint derzeit Andreas Eschbach zu sein.) Okay, viele schreiben derzeit Space-Opera-Romane oder Military-SF oder arbeiten für Heftromanserien; dagegen will ich aus verständlichen Gründen nichts sagen – aber die Realität wird dadurch eher selten gespiegelt.
Ich sehe schon: Die aktuelle politische Situation wird dann wieder von Gegenwartsautoren »gespiegelt«, die einen Blick in die nahe Zukunft wagen. Die Science Fiction ist mit der ganz fernen Zukunft beschäftigt ...
12 Januar 2016
Im Bad Hotel
Ich bin sicher, dass sich vor allem Touristen aus den USA sehr über den Schriftzug mit dem »Bad Hotel« amüsieren. Ein »Bad Hotel« ist dann so etwas wie die Gastronomie-Ausgabe einer »Bad Bank« oder wie?
In Überlingen steht auf jeden Fall ein »Bad Hotel«. Der Name bezieht sich auf den nahegelegenen Bodenseestrand; zu den Kuranlagen des hübschen Städtchens sind es nur wenige Schritte, und auch die Therme ist keinen halben Kilometer Fußweg entfernt. Sowieso ist die Lage super: Von den Zimmern aus kann man entweder über den See oder auf die Altstadt schauen; in die Gassen der netten Altstadt hat man's auch nicht mehr weit.
Wer sich einige Tage erholen möchte, ist in diesem Hotel an einer guten Adresse. Der Service ist unaufdringlich und gut; die Zimmer sind sauber und geräumig; das Frühstück empfand ich als reichhaltig und frisch; die »Location« mit dem Parkgelände und dem Park ist sowieso klasse.
Das einzige, was mich echt störte, war die Bücherwand im Rezeptionsbereich. Schaut man sich das Hotel im Internet an, erfreut man sich – wenn man wie ich gerne Bücher sieht – am Anblick dieser Wand und guckt nicht genauer nach. Ist man dann vor Ort, stellt man fest, dass es sich um eine Fototapete handelt. Das wiederum ist dann eher peinlich ...
Aber gut: Wenn das der einzige Punkt ist, der an diesem Hotel stört, dürfen sich amerikanische Touristen weiterhin über den Namen amüsieren.
In Überlingen steht auf jeden Fall ein »Bad Hotel«. Der Name bezieht sich auf den nahegelegenen Bodenseestrand; zu den Kuranlagen des hübschen Städtchens sind es nur wenige Schritte, und auch die Therme ist keinen halben Kilometer Fußweg entfernt. Sowieso ist die Lage super: Von den Zimmern aus kann man entweder über den See oder auf die Altstadt schauen; in die Gassen der netten Altstadt hat man's auch nicht mehr weit.
Wer sich einige Tage erholen möchte, ist in diesem Hotel an einer guten Adresse. Der Service ist unaufdringlich und gut; die Zimmer sind sauber und geräumig; das Frühstück empfand ich als reichhaltig und frisch; die »Location« mit dem Parkgelände und dem Park ist sowieso klasse.
Das einzige, was mich echt störte, war die Bücherwand im Rezeptionsbereich. Schaut man sich das Hotel im Internet an, erfreut man sich – wenn man wie ich gerne Bücher sieht – am Anblick dieser Wand und guckt nicht genauer nach. Ist man dann vor Ort, stellt man fest, dass es sich um eine Fototapete handelt. Das wiederum ist dann eher peinlich ...
Aber gut: Wenn das der einzige Punkt ist, der an diesem Hotel stört, dürfen sich amerikanische Touristen weiterhin über den Namen amüsieren.
11 Januar 2016
Lakonischer und ungewöhnlicher Krimi
Es ist eine Weile her, seit ich zum letzten Mal einen Roman des amerikanischen Schriftstellers Charles Willeford gelesen habe. Dieser Tage knöpfte ich mir »Seitenhieb« vor, den dritten Teil einer vier Teile umfassenden Serie, in welcher der Polizist Hoke Moseley im Zentrum steht. Er ist ungewöhnlich erzählt, wirkt zeitweise fast wie ein Familienroman und bildet ganz nebenbei das Lebensgefühl der 80er-Jahre gut ab.
Die Handlung läuft auf zwei Ebenen ab. Hoke Moseley ist von seinem Beruf frustriert und leidet buchstäblich an einem »Burnout«. Er zieht sich aus Miami zurück, will nicht mehr länger als Polizist tätig sein und wird zu einer Art Hausmeister.
Die andere Handlungsebene schildert das Leben eines alten Mannes, der aufgrund einer »Irritation« völlig unschuldig im Gefängnis landet und dort mit einem Schwerverbrecher in Kontakt gerät. Als er nach kürzester Zeit aus dem Gefängnis entlassen wird, will er in sein früheres Leben zurück – das ist aber nicht so einfach möglich. Dann taucht der Gangster bei ihm auf, und der Alte wird zum Komplizen eines mörderischen Verbrechens.
Lange Zeit laufen die zwei Handlungsebenen völlig parallel nebeneinander her, erst gegen Ende berühren sich. Bis zum »Höhepunkt« des Romans, der übrigens völlig ohne echten »Showdown« auskommt, verfolgt man als Leser eigentlich zwei unterschiedliche Lebensgeschichten.
Und das ist durchaus spannend, wenngleich nicht typisch für einen Krimi. Hoke schlägt sich mit seinen minderjährigen Töchtern herum und hat Ärger mit einigen Mietern; ganz nebenbei kümmert er sich um eine verprügelte junge Frau und klärt eine Diebstahlserie auf. Der alte Mann hingegen verliert sein Ansehen in der Öffentlichkeit, weil man ihn für einen Sexualstraftäter hält, lässt sich auf die Zusammenarbeit mit Kriminellen ein und bekommt lange Zeit nicht mit, was wirklich um ihn herum vorgeht.
Willeford war ein Autor, der den Realismus schätzte. Seine Dialoge sind knapp, seine Beschreibungen allerdings durchaus mal tiefergehend. Im Vergleich zu Robert B. Parker, den ich sehr mag, ist Willeford geradezu ausschweifend – aber das ist nur relativ. Seine Geschichte erzählt er ohne Umschweife, seine Figuren verhalten sich stets nachvollziehbar, und so steuert er seine Geschichte unweigerlich auf ihren Höhepunkt zu.
Ich fand's klasse, ebenso wie ich die ersten zwei Hoke-Moseley-Fälle mochte. Den vierten Krimi der Reihe habe ich in einem meiner vielen Stapel ... den werde ich bei Gelegenheit wohl auch hervorzerren und durchschmökern. Allen anderen empfehle ich, nach den Werken dieses Autors mal Ausschau zu halten.
(Erschienen ist der Roman im Alexander-Verlag, er ist derzeit nur noch antiquarisch zu erhalten. Allerdings dürfte es kein großes Problem sein, das Taschenbuch irgendwo aufzutreiben.)
Die Handlung läuft auf zwei Ebenen ab. Hoke Moseley ist von seinem Beruf frustriert und leidet buchstäblich an einem »Burnout«. Er zieht sich aus Miami zurück, will nicht mehr länger als Polizist tätig sein und wird zu einer Art Hausmeister.
Die andere Handlungsebene schildert das Leben eines alten Mannes, der aufgrund einer »Irritation« völlig unschuldig im Gefängnis landet und dort mit einem Schwerverbrecher in Kontakt gerät. Als er nach kürzester Zeit aus dem Gefängnis entlassen wird, will er in sein früheres Leben zurück – das ist aber nicht so einfach möglich. Dann taucht der Gangster bei ihm auf, und der Alte wird zum Komplizen eines mörderischen Verbrechens.
Lange Zeit laufen die zwei Handlungsebenen völlig parallel nebeneinander her, erst gegen Ende berühren sich. Bis zum »Höhepunkt« des Romans, der übrigens völlig ohne echten »Showdown« auskommt, verfolgt man als Leser eigentlich zwei unterschiedliche Lebensgeschichten.
Und das ist durchaus spannend, wenngleich nicht typisch für einen Krimi. Hoke schlägt sich mit seinen minderjährigen Töchtern herum und hat Ärger mit einigen Mietern; ganz nebenbei kümmert er sich um eine verprügelte junge Frau und klärt eine Diebstahlserie auf. Der alte Mann hingegen verliert sein Ansehen in der Öffentlichkeit, weil man ihn für einen Sexualstraftäter hält, lässt sich auf die Zusammenarbeit mit Kriminellen ein und bekommt lange Zeit nicht mit, was wirklich um ihn herum vorgeht.
Willeford war ein Autor, der den Realismus schätzte. Seine Dialoge sind knapp, seine Beschreibungen allerdings durchaus mal tiefergehend. Im Vergleich zu Robert B. Parker, den ich sehr mag, ist Willeford geradezu ausschweifend – aber das ist nur relativ. Seine Geschichte erzählt er ohne Umschweife, seine Figuren verhalten sich stets nachvollziehbar, und so steuert er seine Geschichte unweigerlich auf ihren Höhepunkt zu.
Ich fand's klasse, ebenso wie ich die ersten zwei Hoke-Moseley-Fälle mochte. Den vierten Krimi der Reihe habe ich in einem meiner vielen Stapel ... den werde ich bei Gelegenheit wohl auch hervorzerren und durchschmökern. Allen anderen empfehle ich, nach den Werken dieses Autors mal Ausschau zu halten.
(Erschienen ist der Roman im Alexander-Verlag, er ist derzeit nur noch antiquarisch zu erhalten. Allerdings dürfte es kein großes Problem sein, das Taschenbuch irgendwo aufzutreiben.)
10 Januar 2016
In der EssKultur
Seien wir ehrlich: Von außen sieht die »EssKultur« nicht sonderlich ansprechend aus, eher wie ein Bistro oder ein Schnellimbiss. Durch die Scheiben erkennt man schlichte Möbel und ein sehr zurückhaltendes Design. Auch die blinkende Lichterkette sprach mich nicht sonderlich an; zu der Zeit zählte sie allerdings zur Weihnachts-Dekoration, und so kann ich dann doch verzeihend lächeln.
Aber das Restaurant in der Altstadt von Überlingen – eine schöne Kleinstadt am Bodensee – überraschte positiv: leckeres Essen, freundliche Bedienung, gute Weine. Man setzt auf vegane Küche, und die wird von den Chefinnen auf höchstem Niveau präsentiert.
Alle Speisen, die wir versuchten, waren lecker und entsprachen in keinster Weise den Klischees, die gelegentlich über die vegane Küche verbreitet werden. Die Teller waren schön angerichtet, der Gesamteindruck war völlig positiv.
Bei den Weinen wurde ich ebenso positiv eingestimmt. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Müller-Thurgau so richtig gut finden würde – aber die hatten einen aus Lindau im Angebot, und der passte sehr gut zum Menü.
Alles in allem ein richtig gelungener Abstecher in ein Bio-Restaurant: Wenn es mich mal wieder nach Überlingen verschlagen sollte, wird mindestens ein Abend in der »EssKultur« zum Programm gehören!
Aber das Restaurant in der Altstadt von Überlingen – eine schöne Kleinstadt am Bodensee – überraschte positiv: leckeres Essen, freundliche Bedienung, gute Weine. Man setzt auf vegane Küche, und die wird von den Chefinnen auf höchstem Niveau präsentiert.
Alle Speisen, die wir versuchten, waren lecker und entsprachen in keinster Weise den Klischees, die gelegentlich über die vegane Küche verbreitet werden. Die Teller waren schön angerichtet, der Gesamteindruck war völlig positiv.
Bei den Weinen wurde ich ebenso positiv eingestimmt. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Müller-Thurgau so richtig gut finden würde – aber die hatten einen aus Lindau im Angebot, und der passte sehr gut zum Menü.
Alles in allem ein richtig gelungener Abstecher in ein Bio-Restaurant: Wenn es mich mal wieder nach Überlingen verschlagen sollte, wird mindestens ein Abend in der »EssKultur« zum Programm gehören!
09 Januar 2016
Abgesang auf Hansrudi Wäscher
Dass Hansrudi Wäscher am 7. Januar 2016 gestorben ist, hätte ich in der medialen Aufregung der vergangenen Tage fast übersehen. Der Schöpfer von Comics wie »Sigurd« oder »Tibor« verstarb im Alter von 87 Jahren in Freiburg im Breisgau. Ich war in den vergangenen Jahrzehnten kein Fan seiner Comics, aber sie zählten zu meiner Sozialisation.
Als Kind im Alter von vielleicht sieben oder acht Jahren entdeckte ich seine Serien; das war Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre. Mein Vater brachte mich oft zu einem Frisör, der praktischerweise seinen Salon gegenüber der Firma hatte, für die mein Vater damals tätig war. Und weil ich gerne las und manchmal stundenlang warten musste – bis mein Vater seinen Auftrag erledigt hatte und meine Haare geschnitten waren –, legte man mir einen Packen von Comics hin.
So tauchte ich in die Welt von Sigurd ein, lernte mit dem blondgeschopften Ritter und seinen Gefährten die fiktive Welt des Mittelalters kennen, reiste mit ihm durch ein seltsames Europa, in dem alle dieselbe Sprache benutzten und die Helden und Bösewichte teilweise merkwürdige Namen trugen.
Ich liebte die Geschichten und fand vor allem die spannenden Enden der Heft so faszinierend – immer ging es »offen« aus, so dass ich begierig auf die Fortsetzung war. Und beim Frisör musste ich stets eine Weile in den Comic-Bergen suchen, bis ich das passende Heft fand.
Am liebsten las ich »Tibor«. Das war eigentlich eine Dschungelserie, also etwas, das ich auch von »Tarzan« her kannte. Bei »Tibor« rannten aber auch Dinosaurier durch den Urwald, es gab Zauberei, und es landeten Außerirdische. Womöglich ist »Tibor« schuld daran, dass ich mich später so für phantastische Geschichten begeistern konnte.
Als ich älter wurde, fand ich die Wäscher-Geschichten nicht mehr ansprechend. Mein Weltbild veränderte sich zuerst durch »Zack« und die frankobelgischen Abenteuergeschichten, später dann durch die Comics des Volksverlags, durch die deutschsprachigen Ausgaben von »Schwermetall« und »U-Comix«. Danach war nichts mehr wie vorher – und Wäschers Geschichten hatten für mich nur noch einen nostalgischen Wert.
Trotzdem halte ich die Wäscher-Comics, die ich besitze – allesamt Nachdrucke aus den 80er- und 90er-Jahren, publiziert vom Hethke-Verlag – in Ehren und würde mich nicht von ihnen trennen. Wenn ich sie allerdings durchblättere, sprang zuletzt der Funke nie mehr über. Ich bin wohl doch erwachsener geworden, als ich dachte.
Hansrudi Wäscher war zu seiner Zeit ein Gigant. Seine Comics begeisterten Millionen von Jungs in Westdeutschland, zu Recht verliehen ihm seine Fans später allerlei Preise. Bis ins hohe Alter war er kreativ. Eine respektable Lebensleistung!
Als Kind im Alter von vielleicht sieben oder acht Jahren entdeckte ich seine Serien; das war Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre. Mein Vater brachte mich oft zu einem Frisör, der praktischerweise seinen Salon gegenüber der Firma hatte, für die mein Vater damals tätig war. Und weil ich gerne las und manchmal stundenlang warten musste – bis mein Vater seinen Auftrag erledigt hatte und meine Haare geschnitten waren –, legte man mir einen Packen von Comics hin.
So tauchte ich in die Welt von Sigurd ein, lernte mit dem blondgeschopften Ritter und seinen Gefährten die fiktive Welt des Mittelalters kennen, reiste mit ihm durch ein seltsames Europa, in dem alle dieselbe Sprache benutzten und die Helden und Bösewichte teilweise merkwürdige Namen trugen.
Ich liebte die Geschichten und fand vor allem die spannenden Enden der Heft so faszinierend – immer ging es »offen« aus, so dass ich begierig auf die Fortsetzung war. Und beim Frisör musste ich stets eine Weile in den Comic-Bergen suchen, bis ich das passende Heft fand.
Am liebsten las ich »Tibor«. Das war eigentlich eine Dschungelserie, also etwas, das ich auch von »Tarzan« her kannte. Bei »Tibor« rannten aber auch Dinosaurier durch den Urwald, es gab Zauberei, und es landeten Außerirdische. Womöglich ist »Tibor« schuld daran, dass ich mich später so für phantastische Geschichten begeistern konnte.
Als ich älter wurde, fand ich die Wäscher-Geschichten nicht mehr ansprechend. Mein Weltbild veränderte sich zuerst durch »Zack« und die frankobelgischen Abenteuergeschichten, später dann durch die Comics des Volksverlags, durch die deutschsprachigen Ausgaben von »Schwermetall« und »U-Comix«. Danach war nichts mehr wie vorher – und Wäschers Geschichten hatten für mich nur noch einen nostalgischen Wert.
Trotzdem halte ich die Wäscher-Comics, die ich besitze – allesamt Nachdrucke aus den 80er- und 90er-Jahren, publiziert vom Hethke-Verlag – in Ehren und würde mich nicht von ihnen trennen. Wenn ich sie allerdings durchblättere, sprang zuletzt der Funke nie mehr über. Ich bin wohl doch erwachsener geworden, als ich dachte.
Hansrudi Wäscher war zu seiner Zeit ein Gigant. Seine Comics begeisterten Millionen von Jungs in Westdeutschland, zu Recht verliehen ihm seine Fans später allerlei Preise. Bis ins hohe Alter war er kreativ. Eine respektable Lebensleistung!
08 Januar 2016
Eine Punkrock-Geschichte finalisiert
Die Kurzgeschichte »Auf Nazis warten« beruht auf einer wahren Begebenheit, die ich hoffentlich weit genug aus der Wirklichkeit entfernen konnte. Dieser Tage habe ich sie endlich finalisiert; sie soll in der Anthologie mit Punkrock-Geschichten erscheinen, an der ich seit gut zwei Jahren arbeite.
Mit der eigentlichen Schreibarbeit hatte ich am 30. September 2014 begonnen, ich kam im Oktober praktisch nicht voran, schrieb im November wieder einige tausend Anschläge daran, legte die Geschichte zur Seite, schrieb im Januar 2015 wieder daran und brachte sie dann endlich am 26. März 2015 zu Ende.
Warum ich für einen Text praktisch ein halbes Jahr lang benötigte, ist im Nachhinein nur auf zu viel »Raketenheftchen« zurückzuführen – die Arbeit hatte mich davon abgehalten, auf die Geschichte stärker einzugehen. Eine frustrierende Erfahrung, die ich 2016 nicht wiederholen möchte: Ein Ziel für 2016 muss sein, nicht nur Arbeit in die Texte anderer Autoren zu stecken, sondern an eigenen Texten zu arbeiten.
Mit der eigentlichen Schreibarbeit hatte ich am 30. September 2014 begonnen, ich kam im Oktober praktisch nicht voran, schrieb im November wieder einige tausend Anschläge daran, legte die Geschichte zur Seite, schrieb im Januar 2015 wieder daran und brachte sie dann endlich am 26. März 2015 zu Ende.
Warum ich für einen Text praktisch ein halbes Jahr lang benötigte, ist im Nachhinein nur auf zu viel »Raketenheftchen« zurückzuführen – die Arbeit hatte mich davon abgehalten, auf die Geschichte stärker einzugehen. Eine frustrierende Erfahrung, die ich 2016 nicht wiederholen möchte: Ein Ziel für 2016 muss sein, nicht nur Arbeit in die Texte anderer Autoren zu stecken, sondern an eigenen Texten zu arbeiten.
07 Januar 2016
Lyvten aus Zürich
Eine ungewöhnliche Band, ein ungewöhnlicher Name: Lyvten sind aus Zürich, die Band gibt es seit dem Herbst 2013, und ich finde ihre selbstbetitelte Single aus dem Frühjahr 2014 nach wie vor richtig klasse. Es ist eine echte Single, auf jeder Seite der Seven-Inch ist genau ein Stück.
Wer eine Schublade sucht, muss sich entscheiden, ob er das ganze noch als Punk – wenngleich mit den Vorsilben »Emo« – oder schon als Postpunk oder IndieRock bezeichnen möchte. Die Musik ist komplex, die Stücke bauen sich über einem treibenden Rhythmus auf und bleiben dabei auf seltsame Weise doch eingängig. Pogo-Sound ist das nicht, aber ich bin sicher, dass sich darauf gut tanzen ließe, wenn man wollte.
Möglicherweise sorgen die Texte dafür, dass die Band ins intellektuelle Eck geschoben wird. Sie behandeln alltägliche Dinge, sind aber knallig-lyrisch: »Der Himmel blutet in Strömen / die Straßen voller Geld / ein filmreifer Moment.« Erschienen ist die Platte bei Twisted Chords, mittlerweile gibt es einen weiteren Tonträger. Und wer mehr wissen möchte, erhält auf der Internet-Seite der Band viele weitere Informationen.
Wer eine Schublade sucht, muss sich entscheiden, ob er das ganze noch als Punk – wenngleich mit den Vorsilben »Emo« – oder schon als Postpunk oder IndieRock bezeichnen möchte. Die Musik ist komplex, die Stücke bauen sich über einem treibenden Rhythmus auf und bleiben dabei auf seltsame Weise doch eingängig. Pogo-Sound ist das nicht, aber ich bin sicher, dass sich darauf gut tanzen ließe, wenn man wollte.
Möglicherweise sorgen die Texte dafür, dass die Band ins intellektuelle Eck geschoben wird. Sie behandeln alltägliche Dinge, sind aber knallig-lyrisch: »Der Himmel blutet in Strömen / die Straßen voller Geld / ein filmreifer Moment.« Erschienen ist die Platte bei Twisted Chords, mittlerweile gibt es einen weiteren Tonträger. Und wer mehr wissen möchte, erhält auf der Internet-Seite der Band viele weitere Informationen.
06 Januar 2016
Da erwachte gar nix
Wenn ich ins Kino gehe, trinke ich während der Vorstellung immer mindestens ein Bier. Das ist ein Ritual seit Jahrzehnten. Wenn ich Bier trinke, muss ich pinkeln. Das ist zwar kein Ritual, aber es bedeutet, dass ich eigentlich immer während einer Vorstellung auf die Toilette gehen muss. So auch an jenem Abend, von dem ich erzählen will.
Noch während ich am Pissoir stand, den Kopf voller sinnloser Ballerei und unnötiger Dialoge, überlegte ich mir, ob ich überhaupt zu meinem Platz zurückgehen sollte. Musste ich mir diesen Schwachsinn weiter anschauen, sollte ich weiterhin der unspannenden Action und den sterbenslangweiligen Dialogen folgen?
Ich ging zurück: aus Pflichtbewusstsein – man lässt ja niemanden allein – und auch aus schwäbischen Gründen. Wenn ich schon Eintritt bezahlt hatte, um eindrucksvolle Tricktechnik im Drei-D-Format anzuschauen, wollte ich den Preis auch komplett ausnutzen. Und vielleicht wurde die Handlung des Filmes irgendwann einmal besser.
Sie wurde es nicht. Ich litt an den physikalischen Schwachsinnigkeiten, an der haarsträubenden Handlung, an den unglaublichen Zufällen, am peinlichen Abfeiern des bald vierzig Jahre Originals und an all dem, was anscheinend als gut gilt.
Das Ganze zog sich, es war erschütternd lahm und langweilig, und die Action brachte mich keine Sekunde lang dazu, mit den jeweiligen Hauptperson mitzufühlen. Immerhin gab's einen witzigen Roboter, der mein kindliches Gemüt erfreute. Als der Film endlich vorüber war, fühlte ich mich wie befreit und sehnte mich nach einem hochprozentigen Getränk.
Egal was 2016 noch passieren wird: Ich fürchte, es wird keinen Film geben, der für meinen Geschmack noch dümmer, langweiliger, überflüssiger und schwachsinniger ist als der siebte Teil der »Star Wars«-Reihe.
Noch während ich am Pissoir stand, den Kopf voller sinnloser Ballerei und unnötiger Dialoge, überlegte ich mir, ob ich überhaupt zu meinem Platz zurückgehen sollte. Musste ich mir diesen Schwachsinn weiter anschauen, sollte ich weiterhin der unspannenden Action und den sterbenslangweiligen Dialogen folgen?
Ich ging zurück: aus Pflichtbewusstsein – man lässt ja niemanden allein – und auch aus schwäbischen Gründen. Wenn ich schon Eintritt bezahlt hatte, um eindrucksvolle Tricktechnik im Drei-D-Format anzuschauen, wollte ich den Preis auch komplett ausnutzen. Und vielleicht wurde die Handlung des Filmes irgendwann einmal besser.
Sie wurde es nicht. Ich litt an den physikalischen Schwachsinnigkeiten, an der haarsträubenden Handlung, an den unglaublichen Zufällen, am peinlichen Abfeiern des bald vierzig Jahre Originals und an all dem, was anscheinend als gut gilt.
Das Ganze zog sich, es war erschütternd lahm und langweilig, und die Action brachte mich keine Sekunde lang dazu, mit den jeweiligen Hauptperson mitzufühlen. Immerhin gab's einen witzigen Roboter, der mein kindliches Gemüt erfreute. Als der Film endlich vorüber war, fühlte ich mich wie befreit und sehnte mich nach einem hochprozentigen Getränk.
Egal was 2016 noch passieren wird: Ich fürchte, es wird keinen Film geben, der für meinen Geschmack noch dümmer, langweiliger, überflüssiger und schwachsinniger ist als der siebte Teil der »Star Wars«-Reihe.