Es muss in den späten 60er Jahren gewesen sein, als die Kunde von einem »Albrecht-Laden« bis in mein heimatliches Schwarzwalddorf drang; diesen Laden gäbe es in Gaggenau im Murgtal. Und da wir dort Verwandte hatten, wurde ein Verwandtschaftsbesuch mit einem Besuch in diesem Geschäft verbunden.
Das war eine Sensation: Waren wurden nicht ausgepackt, sondern standen in Kartons oder auf Paletten; alles wirkte ein wenig schmuddelig und chaotisch. Dafür war aber auch alles sensationell billig. Und so fuhren meine Eltern immer wieder in den »Albrecht-Laden« ... und ich bin wahrscheinlich seit gut vierzig Jahren ein Kunde bei »Aldi«.
Jetzt ist einer der beiden Albrecht-Brüder gestorben, es ging durch die Presse und muss in diesem Blog nicht wiedergekäut werden. Persönlich betroffen hat's mich nicht: Die ausbeuterischen Verhältnisse in den Discount-Märkten haben mich in all den Jahren nicht davon abgehalten, gelegentlich bei »Aldi« einzukaufen.
Der Aldi-Gründer ist als steinreicher Milliardär gestorben. Seine Milliarden verdiente er, weil Leute wie ich bei ihm einkauften und weil Leute wie ich (zumindest 1981 bis 1984) als schlecht bezahlte Arbeitskräfte in Supermärkten malochen.
Seine Erben übernehmen das Imperium, ändern wird sich wohl kaum etwas. Von daher ist jegliche Betroffenheit fehl am Platz. Und einmal alle zwei Monate werde ich wohl weiterhin mein Geld zu »Aldi« tragen, fürchte ich.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 Juli 2010
29 Juli 2010
Rollenspieler in der Heimat
Wann ich genau mein erstes Rollenspiel absolvierte, weiß ich nicht mehr hundertprozentig genau. Mein erstes »Live-Rollenspiel« - den Begriff gab es damals noch nicht - hatte ich im Sommer 1980 in Konstanz; man nannte das damals »FOLLOW-Marsch«, und ich rannte zwar mit Jeansjacke, aber mit einem Morgenstern als Waffe durch den Wald. Wir sehen garantiert sehr albern aus; heute ist das ja fast ein Massensport.
Das erste Rollenspiel war dann in Marburg beim Fest der Fantasie; es müsste 1981 gewesen sein. Und im Frühjahr 1982 gab es die erste Rollenspiel-Runde im Jugendzentrum »Murgtäler Hof« in Freudenstadt.
Warum ich das erzähle? Weil die »Runde der Ringgeister« am bevorstehenden Wochenende in genau diesem Jugendzentrum einen Rollenspiel-Con veranstaltet - es ist die fünfzehnte Veranstaltung der aktiven Rollenspieler aus meiner Heimatstadt, und ich bin sicher, dass es für sie ein riesiger Spaß sein wird. Wie vor bald dreißig Jahren für unsereins.
Schon seltsam, wenn man so sieht, was die »Nachgeborenen« so machen. Es juckt mich in den Fingern, da mal reinzugucken und zuzusehen, was die so treiben. Aber natürlich werde ich brav daheim bleiben. Obwohl ...
Das erste Rollenspiel war dann in Marburg beim Fest der Fantasie; es müsste 1981 gewesen sein. Und im Frühjahr 1982 gab es die erste Rollenspiel-Runde im Jugendzentrum »Murgtäler Hof« in Freudenstadt.
Warum ich das erzähle? Weil die »Runde der Ringgeister« am bevorstehenden Wochenende in genau diesem Jugendzentrum einen Rollenspiel-Con veranstaltet - es ist die fünfzehnte Veranstaltung der aktiven Rollenspieler aus meiner Heimatstadt, und ich bin sicher, dass es für sie ein riesiger Spaß sein wird. Wie vor bald dreißig Jahren für unsereins.
Schon seltsam, wenn man so sieht, was die »Nachgeborenen« so machen. Es juckt mich in den Fingern, da mal reinzugucken und zuzusehen, was die so treiben. Aber natürlich werde ich brav daheim bleiben. Obwohl ...
28 Juli 2010
Klare Unterschiede
Rückblick auf die Südfrankreich-Reise im Frühsommer 2010
Es war einer unserer Spaziergänge entlang der Ufer-Promenade von Cannes. Die Luft war warm, die Brise vom Meer her erfrischte, und die Hitze des Tages wich langsam erträglichen Temperaturen.
Um uns herum brodelte das Leben der bonzigen Stadt. Muskelmänner in dunklen Anzügen führten schlanke Blondinen in Kleidchen spazieren. Alte Damen in protzigen Kostümen führten kleine Hunde mit niedlichen Kulleraugen spazieren. Karriereorientierte Familienväter führten Kinder mit teuer wirkenden Klamotten spazieren.
Und wir stolperten dazwischen herum, fanden alles sehr unterhaltsam und hatten viel Spaß. Die Leute nannten wir mittlerweile nur noch die «Cannesen«, ohne uns einen Kopf darüber zu machen, ob sie da wirklich wohnten oder nur zum Urlaub da waren.
»Weißt du, worin wir uns wirklich von denen unterscheiden?«, fragte meine Begleiterin.
Ich erwartete eine größere intellektuelle Auseinandersetzung und schüttelte erst einmal den Kopf. »Keine Ahnung.«
»Die sind weiß«, kam die trockene Antwort, »und wir sind schwarz.«
Das stimmte. Wir trugen schwarze Turnschuhe (oder Sandalen), schwarze kurze Hosen, dunkle T-Shirts, ich gelegentlich noch eine schwarze Mütze. Die Cannesen zeigten viel weiß und hell. Wir stachen buchstäblich aus der Masse heraus, nur rein optisch und das nicht einmal absichtlich.
Ich war mir seit etwa 1995 nicht mehr so »punkig« vorgekommen.
Es war einer unserer Spaziergänge entlang der Ufer-Promenade von Cannes. Die Luft war warm, die Brise vom Meer her erfrischte, und die Hitze des Tages wich langsam erträglichen Temperaturen.
Um uns herum brodelte das Leben der bonzigen Stadt. Muskelmänner in dunklen Anzügen führten schlanke Blondinen in Kleidchen spazieren. Alte Damen in protzigen Kostümen führten kleine Hunde mit niedlichen Kulleraugen spazieren. Karriereorientierte Familienväter führten Kinder mit teuer wirkenden Klamotten spazieren.
Und wir stolperten dazwischen herum, fanden alles sehr unterhaltsam und hatten viel Spaß. Die Leute nannten wir mittlerweile nur noch die «Cannesen«, ohne uns einen Kopf darüber zu machen, ob sie da wirklich wohnten oder nur zum Urlaub da waren.
»Weißt du, worin wir uns wirklich von denen unterscheiden?«, fragte meine Begleiterin.
Ich erwartete eine größere intellektuelle Auseinandersetzung und schüttelte erst einmal den Kopf. »Keine Ahnung.«
»Die sind weiß«, kam die trockene Antwort, »und wir sind schwarz.«
Das stimmte. Wir trugen schwarze Turnschuhe (oder Sandalen), schwarze kurze Hosen, dunkle T-Shirts, ich gelegentlich noch eine schwarze Mütze. Die Cannesen zeigten viel weiß und hell. Wir stachen buchstäblich aus der Masse heraus, nur rein optisch und das nicht einmal absichtlich.
Ich war mir seit etwa 1995 nicht mehr so »punkig« vorgekommen.
27 Juli 2010
Wandern zwischen Ocker
Rückblick auf die Südfrankreich-Reise im Frühsommer 2010
Bevor ich dort war, kannte ich die Luberon-Region nicht einmal vom Namen her ... soviel zu meinen Geografie-Kenntnissen. Dabei besuchte ich in den 80er und 90er Jahren einige Male die Stadt Avignon, und in deren Umgebung ist das Luberon.
Dort landeten wir auch im Mai 2010, genauer gesagt mitten in der Pampa, in einer leicht hügeligen Landschaft zwischen den Dörfern Roussillon und Gargas. Und dort beschlossen wir an einem wunderbar sonnigen Tag, einen längeren Spaziergang zu unternehmen. Man macht im Urlaub manchen Unfug, und der gehörte dazu.
Wir spazierten durch einen herrlichen Wald mit alten Bäumen, vorbei an alten, halb verfallenen Ocker-Steinbrüchen. Die schauten wir uns natürlich an und begutachteten interessiert die Steine, ihre Farbe und ihre Beschaffenheit – und das alles ohne jegliche Kontrolle.
Die hatten wir dann in Roussillon; das ist die Stadt in Frankreich, die von den Ocker-Bergen lebt. Früher vom Abbau, heute vom Tourismus. Das Städtchen selbst strahlt in der Sonne in einer Mischung aus gelb, orange und rot; man kann dort schön durch die Gassen streifen und auch nett futtern.
Allerdings gehört man eben zu einer Heerschar von Touristen, die es dort immer gibt. Mit einer ähnlichen Heerschar besichtigten wir später sogar die Ocker-Berge: ein fantastischer Anblick, der an alte Filme erinnerte und mich immer wieder neu faszinierte.
Danach reichte es uns mit den Menschenmengen, wir spazierten los. Es wurde wärmer, aus dem Spaziergang wurde eine Wanderung, und wir legten im Verlauf dieses Tages dann doch an die zwanzig Kilometer zurück.
Ich begann, die Luberon-Region zu lieben. Der Duft der Wiesen und kleinen Wälder, die freie Landschaft, die Stille zwischen den Hügeln, die winzigen Ansiedlungen zwischen den Dörfern, die Handvoll Bauernhöfe dazwischen – und immer wieder der schöne Ausblick auf die Hügel in der Umgebung, auf denen andere Höfe und Dörfer kauerten ... ich bin sicher, dass ich da nicht zum letzten Mal war.
Bevor ich dort war, kannte ich die Luberon-Region nicht einmal vom Namen her ... soviel zu meinen Geografie-Kenntnissen. Dabei besuchte ich in den 80er und 90er Jahren einige Male die Stadt Avignon, und in deren Umgebung ist das Luberon.
Dort landeten wir auch im Mai 2010, genauer gesagt mitten in der Pampa, in einer leicht hügeligen Landschaft zwischen den Dörfern Roussillon und Gargas. Und dort beschlossen wir an einem wunderbar sonnigen Tag, einen längeren Spaziergang zu unternehmen. Man macht im Urlaub manchen Unfug, und der gehörte dazu.
Wir spazierten durch einen herrlichen Wald mit alten Bäumen, vorbei an alten, halb verfallenen Ocker-Steinbrüchen. Die schauten wir uns natürlich an und begutachteten interessiert die Steine, ihre Farbe und ihre Beschaffenheit – und das alles ohne jegliche Kontrolle.
Die hatten wir dann in Roussillon; das ist die Stadt in Frankreich, die von den Ocker-Bergen lebt. Früher vom Abbau, heute vom Tourismus. Das Städtchen selbst strahlt in der Sonne in einer Mischung aus gelb, orange und rot; man kann dort schön durch die Gassen streifen und auch nett futtern.
Allerdings gehört man eben zu einer Heerschar von Touristen, die es dort immer gibt. Mit einer ähnlichen Heerschar besichtigten wir später sogar die Ocker-Berge: ein fantastischer Anblick, der an alte Filme erinnerte und mich immer wieder neu faszinierte.
Danach reichte es uns mit den Menschenmengen, wir spazierten los. Es wurde wärmer, aus dem Spaziergang wurde eine Wanderung, und wir legten im Verlauf dieses Tages dann doch an die zwanzig Kilometer zurück.
Ich begann, die Luberon-Region zu lieben. Der Duft der Wiesen und kleinen Wälder, die freie Landschaft, die Stille zwischen den Hügeln, die winzigen Ansiedlungen zwischen den Dörfern, die Handvoll Bauernhöfe dazwischen – und immer wieder der schöne Ausblick auf die Hügel in der Umgebung, auf denen andere Höfe und Dörfer kauerten ... ich bin sicher, dass ich da nicht zum letzten Mal war.
26 Juli 2010
Never Built Ruins rotzen
Wenn ich die Band Never Built Ruins in Freiburg verorte, ist das hoffentlich nicht völlig falsch; teilweise kommen die Herren auch aus anderen Städten oder sind zugezogen. Hin wie her: Ich habe übers Wochenende die EP »Schutt & Asche« angehört, die 2008 aufgenommen wurde und die ein ziemlich geiles Hardcore-Geprügel enthält.
Die Texte sind mal englisch, mal deutsch oder in Stücken wie »Never Surrender« glatt noch ein Mischmasch. Dieses Stück ist von den Texten her mein Liebstes: Nach viel Szene-Kritik kommt dann zuletzt das geradezu beruhigende »Ich lieb dich trotzdem / ich lieb dich immer noch / Punk«.
Druckvoll und hymnisch zugleich kommt die Musik daher, die Stimme des Sängers wechselt zwischen Gerotze und Geschrei, was aber immer gut passt. Und es ist eine Platte, die nach mehrerem Anhören immer besser wird, geradezu an Intensivität gewinnt. Starkes Ding, echt!
Die Texte sind mal englisch, mal deutsch oder in Stücken wie »Never Surrender« glatt noch ein Mischmasch. Dieses Stück ist von den Texten her mein Liebstes: Nach viel Szene-Kritik kommt dann zuletzt das geradezu beruhigende »Ich lieb dich trotzdem / ich lieb dich immer noch / Punk«.
Druckvoll und hymnisch zugleich kommt die Musik daher, die Stimme des Sängers wechselt zwischen Gerotze und Geschrei, was aber immer gut passt. Und es ist eine Platte, die nach mehrerem Anhören immer besser wird, geradezu an Intensivität gewinnt. Starkes Ding, echt!
25 Juli 2010
Karlsruher Lesebuch ist da
Schön geworden ist es, das Karlsruher Lesebuch, das dieser Tage erschienen ist. Es wurde von Matthias Kehle und Thomas Lindemann herausgegeben und vom Info-Verlag veröffentlicht; es soll im Prinzip die Karlsruher Literatur-Szene vorstellen.
Ob das gelungen ist, kann ich noch gar nicht beurteilen, weil ich das Buch bislang noch nicht gelesen habe. Mit dabei sind auf jeden Fall eine Reihe von Leuten, die ich vom Namen her kenne, und von mir ist auch eine Kurzgeschichte enthalten. So was finde ich stets schmeichelhaft.
Bunt gemischt wirkt das Buch allemal: Gedichte gibt's, experimentielle Texte, aber auch ganz normale Kurzgeschichten, zu denen wohl auch mein Werk zählen wird. Und weil man die Autoren schön alphabetisch veröffentlicht hat, gibt es keinerlei Gewichtung. Finde ich gut!
Wer sich für das Buch interessiert, kriegt's natürlich überall im Buchhandel. Oder eben direkt beim Verlag und dort auf dessen Homepage.
24 Juli 2010
Mehr für uns?
»Wir müssen mehr für die Leute im eigenen Land tun«, erklärte mir die rundliche Dame. Ich kannte sie aus meiner Jugendzeit, und wir hatten uns viele Jahre lang nicht mehr gesehen. »Es gibt ja auch in Deutschland oder sogar hier bei uns in der Gegend viele arme Leute, denen man helfen muss, Kinder ohne Eltern und so.«
Es ging um das heikle Thema Entwicklungshilfe, und ich hatte einige Geschichten darüber erzählt, wie diese teilweise in Afrika zweckentfremdet oder völlig falsch eingesetzt wird. Vielleicht sollte ich mir das künftig verkneifen, überlegte ich bereits, wenn das die Leute völlig in den falschen Hals kriegen.
»Naja«, versuchte ich zu argumentieren, »es ist auch wichtig, den Leuten hier zu helfen, denen es schlecht geht. Aber normalerweise verhungern bei uns keine Kinder, und die sozialen Verhältnisse ..« Ich hielt ein kleines Referat über das allgegenwärtige Elend in der Sahelzone, stellte zu spät fest, dass ich in den »Ich weiß alles besser«-Modus gerutscht war und kurz davor war, zum besserwisserischen Arschloch zu mutieren, und bremste mich ein.
Kann man bei dem Thema eigentlich überhaupt nichts richtig machen?
Ich war einigermaßen glücklich darüber, als wir das Thema Kinderarmut in Afrika und in Baden-Württemberg verließen (wo die einen Kinder froh sind, einmal am Tag etwas zu essen haben, sind die anderen glücklich darüber, einen Gameboy oder ein Handy zu erhalten) und auf allgemeine Themen aus der gemeinsamen Jugend kamen. Die ließen sich glücklicher umschiffen ...
Es ging um das heikle Thema Entwicklungshilfe, und ich hatte einige Geschichten darüber erzählt, wie diese teilweise in Afrika zweckentfremdet oder völlig falsch eingesetzt wird. Vielleicht sollte ich mir das künftig verkneifen, überlegte ich bereits, wenn das die Leute völlig in den falschen Hals kriegen.
»Naja«, versuchte ich zu argumentieren, »es ist auch wichtig, den Leuten hier zu helfen, denen es schlecht geht. Aber normalerweise verhungern bei uns keine Kinder, und die sozialen Verhältnisse ..« Ich hielt ein kleines Referat über das allgegenwärtige Elend in der Sahelzone, stellte zu spät fest, dass ich in den »Ich weiß alles besser«-Modus gerutscht war und kurz davor war, zum besserwisserischen Arschloch zu mutieren, und bremste mich ein.
Kann man bei dem Thema eigentlich überhaupt nichts richtig machen?
Ich war einigermaßen glücklich darüber, als wir das Thema Kinderarmut in Afrika und in Baden-Württemberg verließen (wo die einen Kinder froh sind, einmal am Tag etwas zu essen haben, sind die anderen glücklich darüber, einen Gameboy oder ein Handy zu erhalten) und auf allgemeine Themen aus der gemeinsamen Jugend kamen. Die ließen sich glücklicher umschiffen ...
23 Juli 2010
Sinnvolle Stiftung
Stiftungen sind eine tolle Sache: Man kann mit ihnen sinnvolle Projekte fördern, Steuern sparen und so weiter. Wie sinnvoll Stiftungen sein können, sieht man daran, dass Fußballspieler wie Philipp Lahm eine für afrikanische Kinder gegründet haben oder gleich ein ganzer Konzern wie Bosch auf einem Stiftungsmodell basieren.
Jetzt ist aber ein grundsympathischer Verein dabei, eine Stiftung aufzubauen. Gemeint ist das Archiv der Jugendkulturen mit Sitz in Berlin. Das existiert seit 1998, ich bin Mitglied, und dort sind auch drei meiner Bücher erschienen. Wobei das eine mit dem anderen nichts zu tun hat: Ich war Mitglied, bevor ich auch nur daran dachte, dort meine »Peter Pank«-Sachen erscheinen zu lassen.
Das Archiv beschäftigt sich mit der Jugendforschung, publiziert deren Ergebnisse in teilweise extrem interessnten Büchern, bringt aber auch autobiografische Texte und Romane - wie eben mein Zeugs. Im Archiv werden zudem »Zeugnisse aus und über Jugendkulturen« gesammelt, wozu unter anderem Fanzines und Flyer gehören. Das alles kann man kostenlos angucken und teilweise auch ausleihen.
Das Archiv trägt sich bislang durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und unentgeltliche Arbeit. Staatskohle oder so gibt's praktisch keine, sprich, der Verein hängt immer kurz vor dem Exitus in der Luft.
Deshalb soll's die Stiftung geben. Die soll für »Sicherheit und Kontinuität« sorgen - klingt vernünftig, und ich will da auch spenden. Es wäre gut, wenn das mehr Leute täten. Weitere Informationen zum Thema gibt's auf der Homepage des Archivs.
Jetzt ist aber ein grundsympathischer Verein dabei, eine Stiftung aufzubauen. Gemeint ist das Archiv der Jugendkulturen mit Sitz in Berlin. Das existiert seit 1998, ich bin Mitglied, und dort sind auch drei meiner Bücher erschienen. Wobei das eine mit dem anderen nichts zu tun hat: Ich war Mitglied, bevor ich auch nur daran dachte, dort meine »Peter Pank«-Sachen erscheinen zu lassen.
Das Archiv beschäftigt sich mit der Jugendforschung, publiziert deren Ergebnisse in teilweise extrem interessnten Büchern, bringt aber auch autobiografische Texte und Romane - wie eben mein Zeugs. Im Archiv werden zudem »Zeugnisse aus und über Jugendkulturen« gesammelt, wozu unter anderem Fanzines und Flyer gehören. Das alles kann man kostenlos angucken und teilweise auch ausleihen.
Das Archiv trägt sich bislang durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und unentgeltliche Arbeit. Staatskohle oder so gibt's praktisch keine, sprich, der Verein hängt immer kurz vor dem Exitus in der Luft.
Deshalb soll's die Stiftung geben. Die soll für »Sicherheit und Kontinuität« sorgen - klingt vernünftig, und ich will da auch spenden. Es wäre gut, wenn das mehr Leute täten. Weitere Informationen zum Thema gibt's auf der Homepage des Archivs.
22 Juli 2010
Nachgedruckt und empfehlenswert
In den späten 70er und frühen 80er Jahren las ich das Fanzine »Exodus« mit Begeisterung; ich glaube bis heute, dass es einen Teil meiner Sozialisation mit beeinflusst hat. Das Heft brachte Science Fiction mit politischem Anspruch, und das war ziemlich klasse.
Dann wurde das Heft eingestellt, bis es vor einigen Jahren eine Wiederauferstehung feierte. Das Feiern ist so intensiv ausgefallen, dass ich es mittlerweile für eine richtig herausragende Produktion halte. Wer sich ernsthaft für Science Fiction interessiert, kann an dem Heft eigentlich nicht mehr vorübergehen: Auch wenn ich nie alle Texte brillant finde, sind doch immer wieder sehr gute Kurzgeschichten enthalten.
Jetzt wurde sogar ein Heft nachgedruckt: Die Ausgabe 22, bereits Ende 2007 erschienen, gibt's neu - und zwar in Farbe. Der Slogan »Science Fiction Stories & phantastische Grafik« kommt in der Tat noch besser zur Geltung, wenn das Cover sowie der Mittelteil nicht schwarzweiß sind, sondern in toller Farbe glänzen.
Das Heft enthält Kurzgeschichten und Grafiken, alles von hohem Niveau und jederzeit empfehlenswert. Die 72 Seiten im A4-Format kosten im Inland 9,90 Euro; Lieferungen ins Ausland kosten wegen des Portos 11,00 Euro. Bestellungen über die Homepage bitteschön ...
21 Juli 2010
Comic-Rezensionen
In den letzten Wochen habe ich eine Reihe von Comics besprochen und empfohlen. Diese Rezensionen tauchen auf der PERRY RHODAN-Homepage auf - wo sonst? Aber ich will sie hier auch kurz erwähnen.
So habe ich die Comic-Umsetzung des Klassikers »Alice im Wunderland« vorgestellt. Diese erschien im Splitter-Verlag, verantwortlich dafür war französische Autor David Chauvel. Der Mann hielt sich zwar eng an die ursprüngliche Geschichte, veränderte sie aber an gewissen Stellen. Hübsch!
Ebenfalls aus dem Splitter-Verlag stammt die Trilogie »Das Reich Sienn«, von der es schon zwei Bände auf deutsch gibt. Ich habe den ersten Band besprochen, den ich in seiner Mischung aus Fantasy, bösem Humor und derber Gewalt sehr mochte.
Jonah Hex ist ein Western-Revolverveld, Spiderman eine Comic-Figur aus der Superhelden-Szene; beide gibt es auch in Verfilmungen. Und von beiden gibt es jetzt Neu-Interpretationen im Comic, über die ich geschrieben habe.
Vom Carlsen-Verlag kommt der neueste Streich aus der erfolgreichen Fantasy-Welt Troy des französischen Szenaristen Arleston: »Die Legenden von Troy« kamen im Frühjahr 2010 und bietet wieder einmal flotte Unterhaltung in leicht-lockerem Zeichenstil. Fantasy mit augenzwinkerndem Humor also ...
Zumeist ernsthafter geht es in der vierbändigen Serie »Alim der Gerber« aus dem Splitter-Verlag zu, die von einer jungen Fantasy-Künstlerin stammt. Das fand ich rchtig stark, und das habe ich entsprechend bejubelt.
Blut und Matsch dann im »Schattenkönigreich«, einer Neuentdeckung eines alten »Pulp«-Helden, in diesem Fall ist es »Kull von Atlantis«, im Original verfasst von Robert E. Howard. Von dem Autor Arvid Nelson und dem Zeichner Will Conrad kommt der neue Comic - hierzulande im Panini-Verlag.
So habe ich die Comic-Umsetzung des Klassikers »Alice im Wunderland« vorgestellt. Diese erschien im Splitter-Verlag, verantwortlich dafür war französische Autor David Chauvel. Der Mann hielt sich zwar eng an die ursprüngliche Geschichte, veränderte sie aber an gewissen Stellen. Hübsch!
Ebenfalls aus dem Splitter-Verlag stammt die Trilogie »Das Reich Sienn«, von der es schon zwei Bände auf deutsch gibt. Ich habe den ersten Band besprochen, den ich in seiner Mischung aus Fantasy, bösem Humor und derber Gewalt sehr mochte.
Jonah Hex ist ein Western-Revolverveld, Spiderman eine Comic-Figur aus der Superhelden-Szene; beide gibt es auch in Verfilmungen. Und von beiden gibt es jetzt Neu-Interpretationen im Comic, über die ich geschrieben habe.
Vom Carlsen-Verlag kommt der neueste Streich aus der erfolgreichen Fantasy-Welt Troy des französischen Szenaristen Arleston: »Die Legenden von Troy« kamen im Frühjahr 2010 und bietet wieder einmal flotte Unterhaltung in leicht-lockerem Zeichenstil. Fantasy mit augenzwinkerndem Humor also ...
Zumeist ernsthafter geht es in der vierbändigen Serie »Alim der Gerber« aus dem Splitter-Verlag zu, die von einer jungen Fantasy-Künstlerin stammt. Das fand ich rchtig stark, und das habe ich entsprechend bejubelt.
Blut und Matsch dann im »Schattenkönigreich«, einer Neuentdeckung eines alten »Pulp«-Helden, in diesem Fall ist es »Kull von Atlantis«, im Original verfasst von Robert E. Howard. Von dem Autor Arvid Nelson und dem Zeichner Will Conrad kommt der neue Comic - hierzulande im Panini-Verlag.
20 Juli 2010
Bürger-Terror
Eigentlich hätte es ein richtig gemütlicher Sonntag werden können. Lang ausschlafen, schön auf dem Balkon frühstücken, später irgendwie in der Sonne rumgammeln und abends mit Freunden lecker futtern. Ein fauler Tag, ein gemütlicher Tag.
Ich rechnete nicht mit der Durchtriebenheit einiger Nachbarn. Gut zwei Gärten weiter, also vielleicht hundert Meter entfernt von unserem Balkon, mitten in dem bürgerlichen Wohngebiet gelegen, an dessen Rand wir wohnen, feierte jemand seinen Geburtstag - oder den Geburtstag seiner Ehefrau.
Ich wurde gegen elf Uhr morgens wach, also mitten in der Nacht an einem Sonntag vormittag. Eine Drehleiher spielte dröhnend laut, später stimmte eine quäkende Orgel ein. So klang es für meine Ohren, aber wahrscheinlich war es nur ein Alleinunterhalter.
Dieser Alleinunterhalter begann später zu singen. »Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt« ist ja ganz nett, nicht aber in dieser Lautstärke an einem Sonntag.
Schlager dieser Art wurden durch die Gegend geschmettert, dazwischen kam alle halbe Stunde ein »Happy Birthday«. Und damit wir uns zwischendurch nicht ausruhten, wurden wir mit Reden und laut erzählten Witzen beschallt.
Na klasse. Ich dachte über die Anschaffung von Raketensystemen nach und überlegte ernsthaft, die Polizei wegen Ruhestörung zu alarmieren. So laut waren anno 1995 nicht einmal die Chaostage in Hannover, aber echt!
Irgendwann gaben wir auf und flüchteten. Ein Punk-Konzert gab's an diesem Sonntag mittag leider nicht. Aber beim Klassik-Open-Air auf dem Turmberg von Durlach gab's leckeres Eis, dezente Beschallung mit klassischer Musik, viel Schatten und eine herrlich entspannte Stimmung.
Man nimmt ja alles, um deutschen Schlagern zu entfliehen ...
Ich rechnete nicht mit der Durchtriebenheit einiger Nachbarn. Gut zwei Gärten weiter, also vielleicht hundert Meter entfernt von unserem Balkon, mitten in dem bürgerlichen Wohngebiet gelegen, an dessen Rand wir wohnen, feierte jemand seinen Geburtstag - oder den Geburtstag seiner Ehefrau.
Ich wurde gegen elf Uhr morgens wach, also mitten in der Nacht an einem Sonntag vormittag. Eine Drehleiher spielte dröhnend laut, später stimmte eine quäkende Orgel ein. So klang es für meine Ohren, aber wahrscheinlich war es nur ein Alleinunterhalter.
Dieser Alleinunterhalter begann später zu singen. »Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt« ist ja ganz nett, nicht aber in dieser Lautstärke an einem Sonntag.
Schlager dieser Art wurden durch die Gegend geschmettert, dazwischen kam alle halbe Stunde ein »Happy Birthday«. Und damit wir uns zwischendurch nicht ausruhten, wurden wir mit Reden und laut erzählten Witzen beschallt.
Na klasse. Ich dachte über die Anschaffung von Raketensystemen nach und überlegte ernsthaft, die Polizei wegen Ruhestörung zu alarmieren. So laut waren anno 1995 nicht einmal die Chaostage in Hannover, aber echt!
Irgendwann gaben wir auf und flüchteten. Ein Punk-Konzert gab's an diesem Sonntag mittag leider nicht. Aber beim Klassik-Open-Air auf dem Turmberg von Durlach gab's leckeres Eis, dezente Beschallung mit klassischer Musik, viel Schatten und eine herrlich entspannte Stimmung.
Man nimmt ja alles, um deutschen Schlagern zu entfliehen ...
19 Juli 2010
Sunpower lassen's altmodisch krachen
Bei manchen Stücken klingt der Sänger der belgischen Band Sunpower tatsächlich wie der gute alte Jello Biafra von den Dead Kennedys. Das ist einerseits ziemlich klasse, andererseits verwirrt es mich dann doch ziemlich beim Anhören der aktuellen CD dieser Band, die den schlichten Titel »Bondage« trägt.
14 mal lassen's die Belgier ziemlich krachen. Durch die Bank klingt das so, als schriebe man 1981 in den USA: schneller, rotziger Hardcore-Punk ohne einen Funken von Metal-Gewichse und vor allem ohne jegliches Emo-Gejammer. Die Band streckt den Hörern den gereckten Zeigefinger entgegen und zerrt sie in einen Pit mit rasendem Stiefel-Pogo und ebenso rasendem Slamdance.
Das ist nicht schreiend originell, das habe ich vor allem vor bald 30 Jahren sehr oft gehört – aber es knallt so gut, dass es mir gut gefällt. Angesichts der Tatsache, dass mir Belgien ansonsten als Hort von Streetpunk- oder Anarchopunk-Bands bekannt geworden ist, empfinde ich die Band sogar als richtig erfrischend. Schön!
14 mal lassen's die Belgier ziemlich krachen. Durch die Bank klingt das so, als schriebe man 1981 in den USA: schneller, rotziger Hardcore-Punk ohne einen Funken von Metal-Gewichse und vor allem ohne jegliches Emo-Gejammer. Die Band streckt den Hörern den gereckten Zeigefinger entgegen und zerrt sie in einen Pit mit rasendem Stiefel-Pogo und ebenso rasendem Slamdance.
Das ist nicht schreiend originell, das habe ich vor allem vor bald 30 Jahren sehr oft gehört – aber es knallt so gut, dass es mir gut gefällt. Angesichts der Tatsache, dass mir Belgien ansonsten als Hort von Streetpunk- oder Anarchopunk-Bands bekannt geworden ist, empfinde ich die Band sogar als richtig erfrischend. Schön!
Phantastisch! Nummer 39
Es ist das beste Magazin, das derzeit im deutschsprachigen Raum sowohl Science Fiction als auch Fantasy in professioneller Weise beackert und sich schwerpunktmäßig auf die Literatur konzentriert: die Zeitschrift »phantastisch!« aus dem Verlag Achim Havemann. Zuletzt las ich die Ausgabe 39, die wieder einmal 68 Seiten im A4-Format stark war und ein Vierfarbcover aufwies.
Lesenswert sind diesmal die Interviews. Zwar ist mir das mit dem Fantasy-Autor Michael Peinkofer ein wenig zu oberflächlich, dafür macht das mit dem amerikanischen Schriftsteller Steven Savile durchaus neugierig auf seine Romane. Das ist ohnehin das, was ich an »phantastisch!« am besten finde: Die Artikel, Besprechungen und Interviews machen mich immer wieder auf neue Bücher aufmerksam, die ich sonst übersehen hätte.
»Wer wohnt eigentlich in Geisterhäusern?« ist ein Artikel, den ich nur überflog, weil mich das Thema »Geisterhäuser in Horror-Filmen« nicht sonderlich anspricht. Interessanter dann ein Artikel über Voltaire, der als Klassiker der Literaturgeschichte anerkannt ist, selbst aber auch phantastische Literatur verfasste.
Als Leser erfahre ich einiges über den Comic »Samurai«, über die Hörbuch-Umsetzung von Scheibenwelt-Romanen oder den amerikanischen Autor Avram Davidson. Ein Sammelsurium lesenswerter Artikel also, meist ordentlich geschrieben und mit vielen Informationen versehen. Sehr schön!
Albern finde ich höchstens die Abgrenzungsbemühungen mancher Mitarbeiter. Wenn Horst Illmer, dessen Sachkenntnis unbestritten ist, von »Heftchen« spricht, wird zu deutlich, wie peinlich es ihm ist, dass es »so etwas gibt« und um wieviel wohler er sich in Gegenwart gebundener Bücher fühlt. Ich find's allerdings gut, dass er Romane von Literaten wie Thomas Pynchon vorstellt und diese großzügig in den Science-Fiction-Kanon einordnet.
»phantastisch!« gibt's bei diversen Science-Fiction-Versendern oder in manchen Fachgeschäften. Wer sich für Science Fiction und Fantasy interessiert, sollte sich ein Abonnement besorgen – idealerweise über die Homepage – und damit eine gute Zeitschrift unterstützen.
17 Juli 2010
Volkszählung again
Mittlerweile ist es mir fast ein wenig peinlich, aber damals fand ich mich ziemlich stark: Der arme Mann, der 1987 mit den Volkszählungsbögen bei uns im Hof stand, wurde von mir übelst beschimpft, als »Staatsbüttel« und weniger nettes, und dann mit der Androhung, ihm Prügel zu verpassen, vom Gelände gejagt. Keine Heldentat, tatsächlich, aber der Schnüffelwahn des Staates nervte mich vor 23 Jahren so, dass ich mir nicht anders zu helfen wusste. (Falls das eine Straftat war, ist die heute wohl verjährt. Meine Mutter war damals ziemlich entsetzt von mir.)
Später füllte ich dann doch einen Bogen aus, zähneknirschend zwar, aber immerhin. Die Hälfte aller Angaben war übrigens falsch. Von einem Kölner Kumpel, der heute fleißig Romane schreibt, erfuhr ich, dass er sein Haustür bei der Volkszählung angegeben hatte. 1987 dürfte also ein Teil der tollen Umfrage wegen des Unwillens vieler Leute eh nicht funktioniert haben.
2011 geht der Unfug von vorne los, und ich bin erstaunlich passiv. Mir ist klar, dass der Staat heute ganz andere Möglichkeiten hat, seine Bürger auszuspähen als damals. Gleichzeitig halte ich die führenden Personen in diesem Land für noch unfähiger als 1987, was ich mir damals nicht hätte vorstellen können.
Stellt sich jetzt nur die Frage, ob ich wirklich so passiv geworden bin. Oder hat unsereins 1987 so übertrieben mit seiner Ablehnung, dass es für 2011 dann endgültig egal ist? Oder gehe ich im Zeitalter der Facebookisierung davon aus, dass eh nichts mehr so richtig geheim bleiben kann?
Meinetwegen sollen die mich zählen. Ich werde mir schon den einen oder anderen Schwachsinn ausdenken.
Später füllte ich dann doch einen Bogen aus, zähneknirschend zwar, aber immerhin. Die Hälfte aller Angaben war übrigens falsch. Von einem Kölner Kumpel, der heute fleißig Romane schreibt, erfuhr ich, dass er sein Haustür bei der Volkszählung angegeben hatte. 1987 dürfte also ein Teil der tollen Umfrage wegen des Unwillens vieler Leute eh nicht funktioniert haben.
2011 geht der Unfug von vorne los, und ich bin erstaunlich passiv. Mir ist klar, dass der Staat heute ganz andere Möglichkeiten hat, seine Bürger auszuspähen als damals. Gleichzeitig halte ich die führenden Personen in diesem Land für noch unfähiger als 1987, was ich mir damals nicht hätte vorstellen können.
Stellt sich jetzt nur die Frage, ob ich wirklich so passiv geworden bin. Oder hat unsereins 1987 so übertrieben mit seiner Ablehnung, dass es für 2011 dann endgültig egal ist? Oder gehe ich im Zeitalter der Facebookisierung davon aus, dass eh nichts mehr so richtig geheim bleiben kann?
Meinetwegen sollen die mich zählen. Ich werde mir schon den einen oder anderen Schwachsinn ausdenken.
16 Juli 2010
Der freundliche Ire ist tot
1992 veranstaltete ich mit einer Handvoll ähnlich begeisterungsfähiger Menschen (man könnte auch sagen, wir waren reichlich größenwahnsinnig) den FreuCon '92 in Freudenstadt, wo ich zu jener Zeit noch wohnte. Aufgrund politischer Wirren wurde der Con auf einmal zum offiziellen EuroCon, also zum Europäischen Science-Fiction-Kongress, und zudem hielt die Organsation World-SF ihre Versammlung bei uns ab.
Einer der Ehrengäste war ein gewisser James P. Hogan. Der Mann war damals anfangs fünfzig, und ich erlebte ihn als sympathischen Briten, stets höflich und freundlich. Er ließ sich bereitwillig für Programmpunkte einspannen, hielt Reden und Vorträge und erwies sich als einer der nettesten Gäste, die ich jemals offiziell begrüßen konnte.
Am Montag, 12. Juli 2010, ist er auf einmal gestorben. Ich hatte in den letzten Jahren nicht einmal mehr an ihn gedacht, wie ich gestehen muss – und ich erfuhr erst nach seinem Tod, dass er zuletzt mit extrem schrägen Meinungen sympathisierte und sogar über Holocaustleugner freundliches zu sagen wusste.
Das schmälert im Nachhinein sicher seinen Ruf. Hätte ich zu Lebzeiten davon erfahren, wäre ich entsetzt gewesen. Da ich seit Jahren nichts mehr von ihm gehört hatte, war mir das alles neu. Das passte alles nicht zusammen.
In meinem Gedächtnis wird er aber stets der freundliche Ire mit dem rundlichen Gesicht sein, mit dem man sich in Freudenstadt so gut unterhalten konnte. Das Bild bleibt dann.
Einer der Ehrengäste war ein gewisser James P. Hogan. Der Mann war damals anfangs fünfzig, und ich erlebte ihn als sympathischen Briten, stets höflich und freundlich. Er ließ sich bereitwillig für Programmpunkte einspannen, hielt Reden und Vorträge und erwies sich als einer der nettesten Gäste, die ich jemals offiziell begrüßen konnte.
Am Montag, 12. Juli 2010, ist er auf einmal gestorben. Ich hatte in den letzten Jahren nicht einmal mehr an ihn gedacht, wie ich gestehen muss – und ich erfuhr erst nach seinem Tod, dass er zuletzt mit extrem schrägen Meinungen sympathisierte und sogar über Holocaustleugner freundliches zu sagen wusste.
Das schmälert im Nachhinein sicher seinen Ruf. Hätte ich zu Lebzeiten davon erfahren, wäre ich entsetzt gewesen. Da ich seit Jahren nichts mehr von ihm gehört hatte, war mir das alles neu. Das passte alles nicht zusammen.
In meinem Gedächtnis wird er aber stets der freundliche Ire mit dem rundlichen Gesicht sein, mit dem man sich in Freudenstadt so gut unterhalten konnte. Das Bild bleibt dann.
15 Juli 2010
Derber Thriller mit Sex & Gewalt
Es gibt Bücher, die sind so finster, die kann man nicht jedem empfehlen. Es gibt Bücher, die haben so schlimme Titelbilder, die liest man am besten nicht in der Öffentlichkeit.
Ein solches Buch ist »Im Blutrausch« von Rex Miller, das im Original den schlichten Titel »Frenzy« trägt. Ich habe es gelesen, ich konnte es nicht weglegen, aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich es wirklich empfehlen kann.
Denn die Themen, um die es in diesem gnadenlosen Roman geht, sind ultrabrutal. Kindesmisshandlung und Vergewaltigung einer Minderjährigen, Folter und Zerstückelung, Schießerien und Gewalt ... und das zeitweise in einer Aneinanderreihung, die einen die Lektüre nicht gerade genießen lässt.
Der amerikanische Schriftsteller Rex Miller schrieb das Ding. Er hatte im Jahr 1987 seinen Roman »Slob« vorgelegt, für den er den Bram Stoker Award als bester Horror-Roman bekam – obwohl es gar kein Horror-Thema war.
Aber man packte das Buch in die Gattung »Splatterpunk«, die Ende der 80er Jahre für eine Weile existierte. 1988 schrieb er »Frenzy«, und das kam im Sommer 2009 hierzulande raus: ein schickes Paperback mit Klappenbroschur, verlegt von der kleinen, aber feinen Edition Phantasia.
»Held« des Buches ist der Ermittler Jack Eichord, ein schon alternder Bulle, der es in seinem Leben schon mit mehreren Serienkillern aufgenommen hat. Er jagt einen Mörder, der seine Opfer mit grauenvoller Bestialität umbringt und dessen Taten anfangs keinem Muster folgen. Doch dann stellt sich heraus, dass der Mörder eigentlich ein Profi-Killer namens Frank Spain ist, der diejenigen zur Strecke bringen will, die am Tod seiner Tochter schuld sind.
Der Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, ist also alles andere als ein klassischer Polizeiroman. Ich mag's auch nicht, wenn ein Autor mit den Perspektiven zu wild wechselt oder die Zeitenfolge durcheinanderwirft.
Rex Miller macht das ständig – aber eben nicht trottelig wie viele deutsche Autoren, sondern bewusst. Damit schafft er einen Sog, in dem auch Assoziationen, wilde Gedankenflüsse und anderes ihren Platz finden, der mich nicht mehr aus der Handlung entlassen wollte.
Ein sauguter Roman – ernsthaft! Aber kein Roman, den man so »nebenbei« lesen kann. Die 318 Seiten gibt's für 17,90 Euro, die ISBN 978-3-937897-34-9. Bevor jemand das Ding in einer seriösen Buchhandlung bestellt, möge er zuerst das Cover auf der Verlags-Homepage anschauen, ob er wirklich mit dem Titelbild vor der Verkäuferin stehen mag ...
Ein solches Buch ist »Im Blutrausch« von Rex Miller, das im Original den schlichten Titel »Frenzy« trägt. Ich habe es gelesen, ich konnte es nicht weglegen, aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich es wirklich empfehlen kann.
Denn die Themen, um die es in diesem gnadenlosen Roman geht, sind ultrabrutal. Kindesmisshandlung und Vergewaltigung einer Minderjährigen, Folter und Zerstückelung, Schießerien und Gewalt ... und das zeitweise in einer Aneinanderreihung, die einen die Lektüre nicht gerade genießen lässt.
Der amerikanische Schriftsteller Rex Miller schrieb das Ding. Er hatte im Jahr 1987 seinen Roman »Slob« vorgelegt, für den er den Bram Stoker Award als bester Horror-Roman bekam – obwohl es gar kein Horror-Thema war.
Aber man packte das Buch in die Gattung »Splatterpunk«, die Ende der 80er Jahre für eine Weile existierte. 1988 schrieb er »Frenzy«, und das kam im Sommer 2009 hierzulande raus: ein schickes Paperback mit Klappenbroschur, verlegt von der kleinen, aber feinen Edition Phantasia.
»Held« des Buches ist der Ermittler Jack Eichord, ein schon alternder Bulle, der es in seinem Leben schon mit mehreren Serienkillern aufgenommen hat. Er jagt einen Mörder, der seine Opfer mit grauenvoller Bestialität umbringt und dessen Taten anfangs keinem Muster folgen. Doch dann stellt sich heraus, dass der Mörder eigentlich ein Profi-Killer namens Frank Spain ist, der diejenigen zur Strecke bringen will, die am Tod seiner Tochter schuld sind.
Der Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, ist also alles andere als ein klassischer Polizeiroman. Ich mag's auch nicht, wenn ein Autor mit den Perspektiven zu wild wechselt oder die Zeitenfolge durcheinanderwirft.
Rex Miller macht das ständig – aber eben nicht trottelig wie viele deutsche Autoren, sondern bewusst. Damit schafft er einen Sog, in dem auch Assoziationen, wilde Gedankenflüsse und anderes ihren Platz finden, der mich nicht mehr aus der Handlung entlassen wollte.
Ein sauguter Roman – ernsthaft! Aber kein Roman, den man so »nebenbei« lesen kann. Die 318 Seiten gibt's für 17,90 Euro, die ISBN 978-3-937897-34-9. Bevor jemand das Ding in einer seriösen Buchhandlung bestellt, möge er zuerst das Cover auf der Verlags-Homepage anschauen, ob er wirklich mit dem Titelbild vor der Verkäuferin stehen mag ...
Absurde Hongkong-Boys
Immer wieder erfreue ich mich an seltsamen Mails. Heute war eine dabei, die den lustigen Betreff »geschäfts () Grüße« trug, in genau dieser Schreibweise.
Glücklicherweise ist mein Mailprogramm so schlau, dass es so was gleich in den Spam-Ordner verbannt. Ich möchte gerne schmunzeln und fische es wieder heraus ...
»Hallo, ich bin William C. aus Hongkong«, beginnt die Mail. Der Nachname ist natürlich ausgeschrieben; ich anonymisiere ein wenig, damit nicht jeder weiß, welche famose »Geschäftsidee« mir schon wieder vorgeschlagen hat.
Es geht um die schlappe Summe von »44,5 Millionen Dollar«, gegen die ich mich grundsätzlich nicht wehren würde. Klasse finde ich folgende Aussage: »Ich möchte Sie zu meinem Partner in diesem Geschäft sein.« Da packt mich der geschäftliche Ehrgeiz, und ich muss mich jetzt nur noch um die Details kümmern.
Anders gesagt: Wenn es irgendwann nicht mehr zu weiteren Blog-Einträgen kommt, vor allem in den letzten Tagen, liegt es wohl daran, dass ich die 44,5 Millionen Dollar irgendwo auf Hongkong in Saus und Braus verjuble. Ich glaube, das riecht nach einem richtig guten Plan ...
Glücklicherweise ist mein Mailprogramm so schlau, dass es so was gleich in den Spam-Ordner verbannt. Ich möchte gerne schmunzeln und fische es wieder heraus ...
»Hallo, ich bin William C. aus Hongkong«, beginnt die Mail. Der Nachname ist natürlich ausgeschrieben; ich anonymisiere ein wenig, damit nicht jeder weiß, welche famose »Geschäftsidee« mir schon wieder vorgeschlagen hat.
Es geht um die schlappe Summe von »44,5 Millionen Dollar«, gegen die ich mich grundsätzlich nicht wehren würde. Klasse finde ich folgende Aussage: »Ich möchte Sie zu meinem Partner in diesem Geschäft sein.« Da packt mich der geschäftliche Ehrgeiz, und ich muss mich jetzt nur noch um die Details kümmern.
Anders gesagt: Wenn es irgendwann nicht mehr zu weiteren Blog-Einträgen kommt, vor allem in den letzten Tagen, liegt es wohl daran, dass ich die 44,5 Millionen Dollar irgendwo auf Hongkong in Saus und Braus verjuble. Ich glaube, das riecht nach einem richtig guten Plan ...
14 Juli 2010
Die erste Typenradschreibmaschine
Nachdem Günther Freunek ab etwa 1983 bei SAGITTARIUS eingestiegen war, änderte sich das Layout eines Fanzines grundsätzlich. Auf einmal gab es richtig saubere Schriften und Überschriften, und ein ordentlicher Spaltensatz war auf einmal normal. Günther machte aus dem inhaltlich ganz ordentlichen, optisch immer ein wenig schäbig wirkendem Fanzine ein richtig tolles Heft.
Ich wollte ihm aber das Layout nicht allein überlassen, das gebot mir meine Ehre. Zudem war ich neidisch auf seine tolle Typenradschreibmaschine, mit der seine Texte schrieb. Das sei einfach klasse aus – zudem konnte man die Typenräder austauschen und auf einmal kursiv schreiben. Vor allem diese Möglichkeit fand ich am spannendsten.
Also ging ich ins Fachgeschäft, damals in die Firma Pfaff in Freudenstadt, ließ mich beraten und kaufte eine Typenradschreibmaschine. Sie war von der Firma Olympia, ein richtig tolles Ding, das Modell »electronic report«, war richtig schwer und wurde in einem Koffer geliefert, der sie wuchtig und elegant zugleich wirken ließ. Und sie kostete 948 Deutsche Mark, inklusive der Mehrwertsteuer.
Man schrieb das Jahr 1984. Ein Jahr später kaufte sich Günther Freunek seinen ersten »Mac Würfel«, kurze Zeit später kaufte ich mir selbst einen Computer.
Und wenige Jahre danach verstaubte die Schreibmaschine. Zuerst stand sie auf dem Dachboden, dann auf dem Keller. Bei jedem Umzug schleppte ich das schwere Ding mit. Es war schließlich einmal sündhaft teuer gewesen, und ich wollte die Schreibmaschine nicht »einfach so« auf den Müll werfen.
2009 kapitulierte ich vor mir selbst und vor meinem Gewissen. Schweren Herzens stellte ich die Kiste hinaus zum Sperrmüll, ein Vierteljahrhundert, nachdem ich sie stolz vom Fachgeschäft nach Hause geschleppt hatte ...
Ich wollte ihm aber das Layout nicht allein überlassen, das gebot mir meine Ehre. Zudem war ich neidisch auf seine tolle Typenradschreibmaschine, mit der seine Texte schrieb. Das sei einfach klasse aus – zudem konnte man die Typenräder austauschen und auf einmal kursiv schreiben. Vor allem diese Möglichkeit fand ich am spannendsten.
Also ging ich ins Fachgeschäft, damals in die Firma Pfaff in Freudenstadt, ließ mich beraten und kaufte eine Typenradschreibmaschine. Sie war von der Firma Olympia, ein richtig tolles Ding, das Modell »electronic report«, war richtig schwer und wurde in einem Koffer geliefert, der sie wuchtig und elegant zugleich wirken ließ. Und sie kostete 948 Deutsche Mark, inklusive der Mehrwertsteuer.
Man schrieb das Jahr 1984. Ein Jahr später kaufte sich Günther Freunek seinen ersten »Mac Würfel«, kurze Zeit später kaufte ich mir selbst einen Computer.
Und wenige Jahre danach verstaubte die Schreibmaschine. Zuerst stand sie auf dem Dachboden, dann auf dem Keller. Bei jedem Umzug schleppte ich das schwere Ding mit. Es war schließlich einmal sündhaft teuer gewesen, und ich wollte die Schreibmaschine nicht »einfach so« auf den Müll werfen.
2009 kapitulierte ich vor mir selbst und vor meinem Gewissen. Schweren Herzens stellte ich die Kiste hinaus zum Sperrmüll, ein Vierteljahrhundert, nachdem ich sie stolz vom Fachgeschäft nach Hause geschleppt hatte ...
13 Juli 2010
Auch mal nominiert
Das finde ich lustig: Bei der Wahl zum Deutschen Phantastik-Preis 2010 bin ich nominiert. Tatsächlich findet sich meine Kurzgeschichte »Papa feiert Weihnachten«, die ja vor allem viel negative Kritik erhielt, in der Rubrik »Beste deutschsprachige Kurzgeschichte«.
Mich selbst nominiert habe ich nicht; an der Sache bin ich also ausnahmsweise völlig unschuldig. Allerdings war's dann heute ein riesiges Vergnügen, für mich zu stimmen. Übrigens ohne zu zögern und ohne schlechtes Gewissen: Die einzige von den nominierten Kurzgeschichten, die ich gelesen habe, ist meine eigene ...
Hin wie her und ohne Blödsinn gilt: Wer mag, sollte sich an der Abstimmung beteiligen. Es gibt zwar nichts zu gewinnen, aber es ist jedes Jahr aufs neue amüsant, welche Themen sich durchsetzen.
Mich selbst nominiert habe ich nicht; an der Sache bin ich also ausnahmsweise völlig unschuldig. Allerdings war's dann heute ein riesiges Vergnügen, für mich zu stimmen. Übrigens ohne zu zögern und ohne schlechtes Gewissen: Die einzige von den nominierten Kurzgeschichten, die ich gelesen habe, ist meine eigene ...
Hin wie her und ohne Blödsinn gilt: Wer mag, sollte sich an der Abstimmung beteiligen. Es gibt zwar nichts zu gewinnen, aber es ist jedes Jahr aufs neue amüsant, welche Themen sich durchsetzen.
12 Juli 2010
Comix präsentiert seine Erstausgabe
Wenn ich mich recht erinnere, hatte Karl Nagel die Idee schon vor bald zehn Jahren: ein Comic-Magazin, das mit billigem Papier auf den Markt kommt und deshalb deutlich preiswerter sein kann. Mit »Comix« gibt es jetzt ein solches Heft: Die Erstausgabe kam im Juni 2010 raus, wurde auf Zeitungspapier gedruckt und kostet trotz eines Umfangs von 80 Seiten im A4-Format nur zwei Euro.
Dahinter steckt die Redaktion der Fachzeitschrift »Comixene«, von daher ist das neue Heft alles andere als ein »einfaches« Fanzine. Die Beiträge sind professionell, die Mischung ist zumindest sehr abwechslungsreich und soll wohl alle möglichen Leser ansprechen. Mich hat sie eher verwirrt.
Ein eher seltsamer und vor allem kaum lesbarer Schwulen-Comic von Ralf König leitet das Heft ein, dann kommt eine zwar bunte, aber nicht brillante Umsetzung des Markus-Heitz-Romans »Collector«, also echte Science Fiction.
Auf einen gut gezeichneten Historien-Funny folgt ein deutscher Autoren-Comic oder ein intellektuell-künstlerischer Comic von David von Bassewitz. Klasse dann zum Schluss der autobiografische Comic »Ewiger Himmel« von David Boller, und dazwischen gibt es noch redaktionelle Beiträge aller Art.
Die Mischung ist seltsam und für meinen Geschmack nicht rund. Der Preis ist allerdings umwerfend, und ich wünsche dem neuen Magazin, dass es genügend Leser findet. Ein bisschen frisches Blut würde der Comic-Szene kaum schaden ... (Ach ja, das Heft kriegt man im Comic-Fachhandel.)
Dahinter steckt die Redaktion der Fachzeitschrift »Comixene«, von daher ist das neue Heft alles andere als ein »einfaches« Fanzine. Die Beiträge sind professionell, die Mischung ist zumindest sehr abwechslungsreich und soll wohl alle möglichen Leser ansprechen. Mich hat sie eher verwirrt.
Ein eher seltsamer und vor allem kaum lesbarer Schwulen-Comic von Ralf König leitet das Heft ein, dann kommt eine zwar bunte, aber nicht brillante Umsetzung des Markus-Heitz-Romans »Collector«, also echte Science Fiction.
Auf einen gut gezeichneten Historien-Funny folgt ein deutscher Autoren-Comic oder ein intellektuell-künstlerischer Comic von David von Bassewitz. Klasse dann zum Schluss der autobiografische Comic »Ewiger Himmel« von David Boller, und dazwischen gibt es noch redaktionelle Beiträge aller Art.
Die Mischung ist seltsam und für meinen Geschmack nicht rund. Der Preis ist allerdings umwerfend, und ich wünsche dem neuen Magazin, dass es genügend Leser findet. Ein bisschen frisches Blut würde der Comic-Szene kaum schaden ... (Ach ja, das Heft kriegt man im Comic-Fachhandel.)
11 Juli 2010
Beeindruckendes Sisteron
Ein Rückblick auf die Südfrankreichreise 2010
Wer immer die Idee gehabt hatte, die Stadt Sisteron zu errichten, verlangte von seinen Untertanen zu dieser Zeit enorm viel ab. Die kleine Stadt klebt buchstäblich auf der Spitze eines Berges, unter einem Kloster, das die Ausmaße und die Optik einer Festung hat, und um diesen Berg sammeln sich die Häuser und Gassen.
Egal aus welcher Richtung man kommt: Wer die Route Napoleon fährt, entweder von Cannes nach Norden oder von Grenoble nach Süden – er kommt an Sisteron vorbei. Kommt man vom Süden her, wirkt die Stadt auf dem Berg wie eine Kulisse für einen Fantasy-Film, wie geschaffen für eine neue Version des »Herrn der Ringe«.
Obwohl wir die Stadt schon auf der Fahrt vom Norden her besucht hatten, blieben wir bei der Rückfahrt andächtig stehen und ließen das Panorama auf uns wirken. Aus der Ferne gibt Sisteron einfach ein beeindruckendes Bild ab.
Geht man näher ran, wird es zu einer typisch französischen Kleinstadt. Kleine Straßen und Gassen, einige Plätze mit schöner Aussicht, einige Cafés, Bäckereien und Kneipen, dazwischen haufenweise Andenkenläden für die Touristen, nichts besonders also – aber dennoch schön genug, um Halt zu machen, durch die Straßen zu spazieren und eine gemütliche Rast einzulegen.
Sisteron ist vor allem am Rand und außerhalb so richtig klasse: Der Blick von der Stadt auf den Fluss und die alte Brücke, das Panorama der Berge ringsum – eigentlich sollte ich da noch einmal hinfahren und dann den Aufenthalt von zwei Stunden auf zwei, drei Tage ausdehnen.
Wer immer die Idee gehabt hatte, die Stadt Sisteron zu errichten, verlangte von seinen Untertanen zu dieser Zeit enorm viel ab. Die kleine Stadt klebt buchstäblich auf der Spitze eines Berges, unter einem Kloster, das die Ausmaße und die Optik einer Festung hat, und um diesen Berg sammeln sich die Häuser und Gassen.
Egal aus welcher Richtung man kommt: Wer die Route Napoleon fährt, entweder von Cannes nach Norden oder von Grenoble nach Süden – er kommt an Sisteron vorbei. Kommt man vom Süden her, wirkt die Stadt auf dem Berg wie eine Kulisse für einen Fantasy-Film, wie geschaffen für eine neue Version des »Herrn der Ringe«.
Obwohl wir die Stadt schon auf der Fahrt vom Norden her besucht hatten, blieben wir bei der Rückfahrt andächtig stehen und ließen das Panorama auf uns wirken. Aus der Ferne gibt Sisteron einfach ein beeindruckendes Bild ab.
Geht man näher ran, wird es zu einer typisch französischen Kleinstadt. Kleine Straßen und Gassen, einige Plätze mit schöner Aussicht, einige Cafés, Bäckereien und Kneipen, dazwischen haufenweise Andenkenläden für die Touristen, nichts besonders also – aber dennoch schön genug, um Halt zu machen, durch die Straßen zu spazieren und eine gemütliche Rast einzulegen.
Sisteron ist vor allem am Rand und außerhalb so richtig klasse: Der Blick von der Stadt auf den Fluss und die alte Brücke, das Panorama der Berge ringsum – eigentlich sollte ich da noch einmal hinfahren und dann den Aufenthalt von zwei Stunden auf zwei, drei Tage ausdehnen.
10 Juli 2010
Klimaunterschiede
Irgendwie hatte ich an diesem Samstag, 10. Juli 2010, einen klimatischen Unterschied von gut fünfzig Grad, und das brachte ich nicht komplett auf die Reihe. Der Grund liegt auf der Hand, und jeder Mensch, der diesen Tag nicht komplett aus dem Gedächtnis geschoben hat, erinnert sich an die hochsommerlichen Temperaturen.
Bei uns in Karlsruhe hatte es 36 oder 37 Grad; ich überprüfte die Temperaturen erst gar nicht, sondern hielt mich auf dem Balkon auf, solange es dort Schatten gab. Dort versuchte ich zu schreiben, weil ja auch Gelegenheitsautoren gelegentlich ihre Termine einhalten sollten. (Wenn es schon die Profis nicht tun. Kleiner gemeiner Scherz am Rande.)
Das Problem: Ich hatte die aktuelle Folge meines PETER PANK-Fortsetzungsromans zu verfassen, die dringend in die OX-Redaktion sollte. Dafür war sie gedacht, und dafür schrieb ich sie. Dummerweise spielte »Und: Hardcore!« im Januar 1987, und die Örtlichkeiten sind irgendwo am Rand der Schwäbischen Alb. Anders gesagt: In der Szene liegt Schnee, es herrschen Eis und Minusgrade vor, alles in allem immer um die zehn Grad Minus.
Das heißt: Ich schreibe bei 37 Grad plus über 13 Grad Minus. Das ist gar nicht so einfach, stelle ich fest. Okay, Science-Fiction-Autoren haben die Außerirdischen, die sie erfinden, im allgemeinen auch im wahren Leben noch nicht getroffen. Und wer über Serienkiller schreibt, hat normalerweise noch niemanden umgebracht.
Meine persönlichen fünfzig Grad Unterschied machten mir aber ausreichend zu schaffen ... Zu jammern gab's nicht: Wer sich so ein Hobby aussieht, ist selbst schuld.
Bei uns in Karlsruhe hatte es 36 oder 37 Grad; ich überprüfte die Temperaturen erst gar nicht, sondern hielt mich auf dem Balkon auf, solange es dort Schatten gab. Dort versuchte ich zu schreiben, weil ja auch Gelegenheitsautoren gelegentlich ihre Termine einhalten sollten. (Wenn es schon die Profis nicht tun. Kleiner gemeiner Scherz am Rande.)
Das Problem: Ich hatte die aktuelle Folge meines PETER PANK-Fortsetzungsromans zu verfassen, die dringend in die OX-Redaktion sollte. Dafür war sie gedacht, und dafür schrieb ich sie. Dummerweise spielte »Und: Hardcore!« im Januar 1987, und die Örtlichkeiten sind irgendwo am Rand der Schwäbischen Alb. Anders gesagt: In der Szene liegt Schnee, es herrschen Eis und Minusgrade vor, alles in allem immer um die zehn Grad Minus.
Das heißt: Ich schreibe bei 37 Grad plus über 13 Grad Minus. Das ist gar nicht so einfach, stelle ich fest. Okay, Science-Fiction-Autoren haben die Außerirdischen, die sie erfinden, im allgemeinen auch im wahren Leben noch nicht getroffen. Und wer über Serienkiller schreibt, hat normalerweise noch niemanden umgebracht.
Meine persönlichen fünfzig Grad Unterschied machten mir aber ausreichend zu schaffen ... Zu jammern gab's nicht: Wer sich so ein Hobby aussieht, ist selbst schuld.
09 Juli 2010
Ein Sportfest im Lager
Beim Aufräumen alter Unterlagen fand ich eine Urkunde, die mein Vater über Jahrzehnte hinweg aufgehoben hatte. Ein Loch im oberen Teil sowie entsprechende Verfärbungen deuten darauf hin, dass er die Urkunde wohl auch zeitweise aufgehängt hatte, vielleicht in seiner damaligen Werkstatt, in der er in den 60er Jahren unterschiedliche Erinnerungsgegenstände an der Wand hatte.
Der Text der schlicht gestalteten Urkunde ist einfach: »Frick Emil – errang beim Sportfest 1947 des Kgf.-Lager Bings im Weitsprung, Klasse 1, den 2. Preis.« Unterzeichnet hatte ein »Lagerführer«, die Unterschrift ist allerdings kaum lesbar.
1947 war mein Vater schon 22 Jahre alt; er hatte zwei Jahre Krieg und weitere zwei Jahre Gefangenschaft hinter sich. Das Kriegsgefangenenlager befand sich – das weiß ich aus seinen Erzählungen – in der Nähe von Bregenz und gehörte zur französischen Zone in Österreich. Da er Handwerker war, wurde er oft als Elektriker eingesetzt; seinen wenigen Erzählungen nach schien es ihm einigermaßen gut gegangen zu sein.
Sportfeste gehörten wohl zu den wenigen Vergnügungen der Kriegsgefangenen. Dass er die Urkunde bis zum Lebensende aufbewahrte, macht zusätzlich deutlich, wie wertvoll ihm diese Erinnerung wohl war. Darüber gesprochen wurde aber in all den Jahren nie ...
Der Text der schlicht gestalteten Urkunde ist einfach: »Frick Emil – errang beim Sportfest 1947 des Kgf.-Lager Bings im Weitsprung, Klasse 1, den 2. Preis.« Unterzeichnet hatte ein »Lagerführer«, die Unterschrift ist allerdings kaum lesbar.
1947 war mein Vater schon 22 Jahre alt; er hatte zwei Jahre Krieg und weitere zwei Jahre Gefangenschaft hinter sich. Das Kriegsgefangenenlager befand sich – das weiß ich aus seinen Erzählungen – in der Nähe von Bregenz und gehörte zur französischen Zone in Österreich. Da er Handwerker war, wurde er oft als Elektriker eingesetzt; seinen wenigen Erzählungen nach schien es ihm einigermaßen gut gegangen zu sein.
Sportfeste gehörten wohl zu den wenigen Vergnügungen der Kriegsgefangenen. Dass er die Urkunde bis zum Lebensende aufbewahrte, macht zusätzlich deutlich, wie wertvoll ihm diese Erinnerung wohl war. Darüber gesprochen wurde aber in all den Jahren nie ...
08 Juli 2010
Einsam trötet die Vuvuzela
Fußballgucken in Hamburg: Ich hatte keine Lust, auf ein riesiges Public Viewing zu gehen, wollte auch nicht schauen, bei welchen Bekannten ich mich kurzfristig einzecken konnte, und machte mich geistig moralisch schon darauf gefasst, das Halbfinal-Spiel zwischen Deutschland und Spanien allein im Hotelzimmer zu gucken. Für meine Nerven wäre es vielleicht auch besser gewesen ...
Ich stellte aber fest, dass es in dem stylishen Hotel, in das man mich einquartiert hatte - »25 hours« heißt es -, auch eine Art Public Viewing angeboten wird: In der Bar hatte man Stühle und Bierbänke vor einer Großleinwand aufgebaut, es gab kühles Flaschenbier, und der Raum war gut gefüllt. Trotzdem hatte ich von meinem Stehplatz aus einen guten Platz.
Mal was anderes, Fußball mit Leuten zu gucken, die man nicht kennt. Deutschland-Fanatiker hielten sich in Grenzen, auch wenn es Frauen in schwarz-rot-goldenen Kleidchen gab und viele die Nationalstreifen in ihr Gesicht gepinselt hatten. Eine Vuvuzela trötete gelegentlich durch den Raum, aber das ließ sich aushalten.
Die Stimmung war gut und angespannt, es wurde gejubelt und gestöhnt - letzteres mehr angesichts der zahlreichen Chancen der Spanier, das deutsche Tor zu treffen. Es war trotzdem sehr angenehm, und ich wurde bestens unterhalten. Nach dem Spiel leerte sich der Saal rasch, ich guckte noch eine Weile, bevor ich auf die Straße ging.
Ich brauchte Bewegung, und deshalb ging ich spazieren. Nicht viel, nur vielleicht zwei Kilometer. Einige wenige hupende Autos waren auf der Straße, offensichtlich versprengte spanische Fans. Hätten die Deutschen gewonnen, also »wir«, wäre die Straße sicher ein einziges Fahnenmeer gewesen. Fast vermisste ich es in diesen Minuten ...
Ich stellte aber fest, dass es in dem stylishen Hotel, in das man mich einquartiert hatte - »25 hours« heißt es -, auch eine Art Public Viewing angeboten wird: In der Bar hatte man Stühle und Bierbänke vor einer Großleinwand aufgebaut, es gab kühles Flaschenbier, und der Raum war gut gefüllt. Trotzdem hatte ich von meinem Stehplatz aus einen guten Platz.
Mal was anderes, Fußball mit Leuten zu gucken, die man nicht kennt. Deutschland-Fanatiker hielten sich in Grenzen, auch wenn es Frauen in schwarz-rot-goldenen Kleidchen gab und viele die Nationalstreifen in ihr Gesicht gepinselt hatten. Eine Vuvuzela trötete gelegentlich durch den Raum, aber das ließ sich aushalten.
Die Stimmung war gut und angespannt, es wurde gejubelt und gestöhnt - letzteres mehr angesichts der zahlreichen Chancen der Spanier, das deutsche Tor zu treffen. Es war trotzdem sehr angenehm, und ich wurde bestens unterhalten. Nach dem Spiel leerte sich der Saal rasch, ich guckte noch eine Weile, bevor ich auf die Straße ging.
Ich brauchte Bewegung, und deshalb ging ich spazieren. Nicht viel, nur vielleicht zwei Kilometer. Einige wenige hupende Autos waren auf der Straße, offensichtlich versprengte spanische Fans. Hätten die Deutschen gewonnen, also »wir«, wäre die Straße sicher ein einziges Fahnenmeer gewesen. Fast vermisste ich es in diesen Minuten ...
07 Juli 2010
Hardcore am Sonntag
Es ist zwar einige Tage her, aber nicht zu spät: Aus halbwegs aktuellem Anlass gab's am Sonntag, 4. Juli 2010, ein spezielles Thema im Querfunk, dem freien Radio, und dort in der Sendung ENPUNKT-Radio. Ich spielte an diesem Abend halbwegs aktuelle Hardcore-Bands aus Deutschland.
Unter anderem ließ ich Not Enough aus der Weltstadt Lünen, Stressfaktor aus der Südpfalz-Metropole Landau oder The Target aus Mannheim und Heidelberg auf die Zuhörer los. Nicht fehlen durften Karlsruher Bands wie Warstreet - alles in allem gab's an diesem Abend also viel Geboller.
Interessant: Danach hatte ich ein Interview. Ein junger Mann, der in Karlsruhe ausgerechnet Filmjournalismus studiert, dreht gerade eine Dokumentation über "Hardcore in Karlsruhe". Und ich darf in dieser Dokumentation, wie es aussieht, nicht nur den Alterspräsidenten darstellen, sondern auch denjenigen, der seit über 15 Jahren diese Szene in seinem Fanzine und im Radio dokumentiert.
Was dabei herauskommt, muss man sicher noch eine Weile abwarten. Ich bin auf jeden Fall schon mal sehr gespannt auf das Ergebnis.
Unter anderem ließ ich Not Enough aus der Weltstadt Lünen, Stressfaktor aus der Südpfalz-Metropole Landau oder The Target aus Mannheim und Heidelberg auf die Zuhörer los. Nicht fehlen durften Karlsruher Bands wie Warstreet - alles in allem gab's an diesem Abend also viel Geboller.
Interessant: Danach hatte ich ein Interview. Ein junger Mann, der in Karlsruhe ausgerechnet Filmjournalismus studiert, dreht gerade eine Dokumentation über "Hardcore in Karlsruhe". Und ich darf in dieser Dokumentation, wie es aussieht, nicht nur den Alterspräsidenten darstellen, sondern auch denjenigen, der seit über 15 Jahren diese Szene in seinem Fanzine und im Radio dokumentiert.
Was dabei herauskommt, muss man sicher noch eine Weile abwarten. Ich bin auf jeden Fall schon mal sehr gespannt auf das Ergebnis.
06 Juli 2010
Nazi-Rocker oder Rock-Nazis
Das Schwerpunkt-Thema in der aktuellen Ausgabe des »Antifaschistischen Infoblatts« aus Berlin hat es in sich. Unter dem Titel »Endlich mit den Großen spielen?« widmet sich die Nunmmer 87 der Zeitschrift dem Thema »Neonazis in der Rockerszene«. Mehrere Schwerpunkt-Artikel forschen nach Zusammenhängen und Hintergründen, stellen diese dar und nennen personelle Verbindungen. Sehr lesenswert!
Die anderen Beiträge sind fast schon »normal«. Ich finde die Auslandsberichterstattung immer gut: Wie geht der Staat in Dänemark gegen die Antifaschisten vor, was steckt eigentlich hinter der »Tea Party«-Bewegung in den USA?
Aber selbstverständlich geht es vorrangig um Nazis im Inland. Der braune Liedermacher Frank Rennicke wird vorgestellt, die Partei »Pro NRW« ebenfalls. Aktuelle politische Themen wie die Be- und Misshandlung von Asylbewerbern durch die Polizei finde ich zwar interessant, die suche ich aber nicht unbedingt im »Antifa Info«.
Egal wie: 60 Seiten im A4-Format, die sich wie immer lohnen. Gibt's für 3,10 Euro in jedem Infoladen oder eben direkt im Internet.
Die anderen Beiträge sind fast schon »normal«. Ich finde die Auslandsberichterstattung immer gut: Wie geht der Staat in Dänemark gegen die Antifaschisten vor, was steckt eigentlich hinter der »Tea Party«-Bewegung in den USA?
Aber selbstverständlich geht es vorrangig um Nazis im Inland. Der braune Liedermacher Frank Rennicke wird vorgestellt, die Partei »Pro NRW« ebenfalls. Aktuelle politische Themen wie die Be- und Misshandlung von Asylbewerbern durch die Polizei finde ich zwar interessant, die suche ich aber nicht unbedingt im »Antifa Info«.
Egal wie: 60 Seiten im A4-Format, die sich wie immer lohnen. Gibt's für 3,10 Euro in jedem Infoladen oder eben direkt im Internet.
05 Juli 2010
Jubeln und Grillen
Nachdem der Sommer 2010 zur Irritation vieler Mitmenschen über die Bundesrepublik hereingebrochen ist, war klar, dass das Fußballgucken am Samstag kein »Zuckerschlecken« wird. Wir guckten im »Mikado« in der Nordstadt; der Veranstaltungsraum ist groß genug und war – weil es nicht jeder wusste – angenehm gefüllt. Man konnte sich bewegen, und zudem gab es kühle Getränke.
Über das Spiel zwischen Deutschland und Argentinien muss an dieser Stelle nicht mehr geschrieben werden als nötig. Szenen-Applaus gab's stets, wenn Angela Merkel mit ihrem tappsigen Jubel oder Diego Maradona mit seinem verzweifelten Blick ins Bild kamen.
Danach jubelte ich pflichtschuldig mit; es war ja auch ein schönes Spiel gewesen. Den Autokorso ignorierten wir, in dem wir in die andere Richtung fuhren: raus aus der Innenstadt und bis zum »Rewe« in Neureut. In einem gekühlten, fast menschenleeren Supermarkt lässt es sich gut aushalten.
Dann noch hektisches Vorbereiten des Essens in Ulfs Küche – wie wir in ein kleines Schlachfeld verwandelten – und schon landeten Berge von Fleisch und Fisch und Vegetarierfutter (für mich) auf dem Grill. Dazu Bier und Wein und später Schnaps und selbstgebastelte Cockteils, kluge und weniger kluge Gespräche und immer mal wieder der Blick auf den Fernseher, wo sich die Spanier ins Halbfinale quälten.
Alles in allem ein schöner Sommersamstag, mit Fußball und Bier und viel Spaß. Den Plan, die Fenster in der Wohnung zu putzen, verschoben wir erneut auf den Sanktnimmerleinstag ...
Über das Spiel zwischen Deutschland und Argentinien muss an dieser Stelle nicht mehr geschrieben werden als nötig. Szenen-Applaus gab's stets, wenn Angela Merkel mit ihrem tappsigen Jubel oder Diego Maradona mit seinem verzweifelten Blick ins Bild kamen.
Danach jubelte ich pflichtschuldig mit; es war ja auch ein schönes Spiel gewesen. Den Autokorso ignorierten wir, in dem wir in die andere Richtung fuhren: raus aus der Innenstadt und bis zum »Rewe« in Neureut. In einem gekühlten, fast menschenleeren Supermarkt lässt es sich gut aushalten.
Dann noch hektisches Vorbereiten des Essens in Ulfs Küche – wie wir in ein kleines Schlachfeld verwandelten – und schon landeten Berge von Fleisch und Fisch und Vegetarierfutter (für mich) auf dem Grill. Dazu Bier und Wein und später Schnaps und selbstgebastelte Cockteils, kluge und weniger kluge Gespräche und immer mal wieder der Blick auf den Fernseher, wo sich die Spanier ins Halbfinale quälten.
Alles in allem ein schöner Sommersamstag, mit Fußball und Bier und viel Spaß. Den Plan, die Fenster in der Wohnung zu putzen, verschoben wir erneut auf den Sanktnimmerleinstag ...
02 Juli 2010
New Noise Festival 2010
Strahlendes Wetter und hunderte von gut gelaunten, meist jungen Leuten: Das New Noise Festival, das am Samstag, 30. Juni, in Durmersheim bei Karlsruhe über die Bühne ging, empfand ich als eine rundum gelungene Veranstaltung. Und das, obwohl ich so viel ja gar nicht mitbekam.
Ich trudelte erst am späten Nachmittag auf dem Festival-Gelände neben dem Jugendzentrum der Stadt ein. Die meiste Zeit trieb ich mich am Stand von Twisted Chords herum, wo ich mit anderen Besuchern laberte und mehr oder weniger geistvolle Sätze in die Öffentlichkeit brachte. Bei den sommerlichen Temperaturen genügten zwei Bier, um mich in einen leicht angesoffenen Zustand zu versetzen. Praktisch und sparsam zugleich ...
Die erste Band, die ich mir ansah, waren Glasses: eine kleine blonde Frau, die wütenden Hardcore ins Publikum brüllte. Das war ziemlich klasse und begeisterte mich; auch die Ansagen waren okay.
Zwischendurch hatte ich meine Lesung. Leider hörte ich selbst mich gar nicht, da im anderen Zelt gerade Alpinist spielten und die Lautsprecher vor mir standen ... War aber trotzdem amüsant und klappte alles gut.
Später guckte ich mir Ritual an, wuchtig-schneller Hardcore. Danach No Turning Back: peinliche Leute im Publikum, teilweise seltsame Ansagen des Sängers; ich kam mir vor wie bei einer Hardcore-Tanzstunde, wo einem von der Bühne heruntergesagt wird, was man zu tun hat. Musikalisch war's die prollige New-York-Schiene, also völlig okay.
Die Karlsruher Band Kaishakunin war für eine Metal-Band ganz okay - das war für meine Ohren kein Hardcore mehr. Dann Celeste, die im dunklen Zelt und mit roten Lampen auf dem Kopf spielten, dazwischen wabernder Trockeneisnebel - sehr düsterer Sound, nicht mein Ding.
Ebenfalls sehr metallisch zuletzt noch Comadre; mich überraschte, wie textsicher das Publikum mitsang. Nicht meine Lieblingsmusik, aber super gemacht. Sehr zufrieden rollte ich dann vom Platz ...
Ich trudelte erst am späten Nachmittag auf dem Festival-Gelände neben dem Jugendzentrum der Stadt ein. Die meiste Zeit trieb ich mich am Stand von Twisted Chords herum, wo ich mit anderen Besuchern laberte und mehr oder weniger geistvolle Sätze in die Öffentlichkeit brachte. Bei den sommerlichen Temperaturen genügten zwei Bier, um mich in einen leicht angesoffenen Zustand zu versetzen. Praktisch und sparsam zugleich ...
Die erste Band, die ich mir ansah, waren Glasses: eine kleine blonde Frau, die wütenden Hardcore ins Publikum brüllte. Das war ziemlich klasse und begeisterte mich; auch die Ansagen waren okay.
Zwischendurch hatte ich meine Lesung. Leider hörte ich selbst mich gar nicht, da im anderen Zelt gerade Alpinist spielten und die Lautsprecher vor mir standen ... War aber trotzdem amüsant und klappte alles gut.
Später guckte ich mir Ritual an, wuchtig-schneller Hardcore. Danach No Turning Back: peinliche Leute im Publikum, teilweise seltsame Ansagen des Sängers; ich kam mir vor wie bei einer Hardcore-Tanzstunde, wo einem von der Bühne heruntergesagt wird, was man zu tun hat. Musikalisch war's die prollige New-York-Schiene, also völlig okay.
Die Karlsruher Band Kaishakunin war für eine Metal-Band ganz okay - das war für meine Ohren kein Hardcore mehr. Dann Celeste, die im dunklen Zelt und mit roten Lampen auf dem Kopf spielten, dazwischen wabernder Trockeneisnebel - sehr düsterer Sound, nicht mein Ding.
Ebenfalls sehr metallisch zuletzt noch Comadre; mich überraschte, wie textsicher das Publikum mitsang. Nicht meine Lieblingsmusik, aber super gemacht. Sehr zufrieden rollte ich dann vom Platz ...
Vampire und andere Tiere
Ich mag den Schriftsteller Neil Gaiman; der Mann hat tolle Romane geschrieben und bei den Comics ebenfalls Klasse-Arbeit geleistet. In einem Interview mit der Zeitschrift »Independent« (zitiert nach dem britischen Fanzine »Ansible«) wurde er auf die aktuelle Vampir-Schwemme angesprochen.
»Mein nächster großer Roman wird einen Vampir haben«, versprach er, um sich gleich zu korrigieren. »Ich werd's wahrscheinlich nicht tun. Die sind ja überall, die sind wie Kakerlaken.«
Vernünftige Ansicht.
»Mein nächster großer Roman wird einen Vampir haben«, versprach er, um sich gleich zu korrigieren. »Ich werd's wahrscheinlich nicht tun. Die sind ja überall, die sind wie Kakerlaken.«
Vernünftige Ansicht.
01 Juli 2010
Spannung ohne Fußball
War das ein spannender Tag, dieser Mittwoch, 30. Juni 2010! Ob er in die Geschichte eingehen wird, bezweifle ich; es wurde weder Fußball gespielt noch gab es eine wirklich wichtige politische Entscheidung. Es stand die Wahl des neuen Bundespräsidenten an, die Ergebnisse sind allgemein bekannt, und Spötter lästern bereits, man müsse jetzt Schloss Bellevue in »Castle Wulffenstein« umtaufen.
Ich fand das spannend genug. Wir saßen in einem Besprechungsraum, klimatisiert natürlich, und machten uns den ganzen Tag über Gedanke über die Zukunft einer gewissen Romanserie, die sich erst recht mit der Zukunft beschäftigt. Der eine Kollege, der über ein iPhone verfügt, informierte uns über Zwischenstände und anderes - so waren wir über die sportlich-politischen Aktivitäten in Berlin bestens informiert.
Daheim guckte ich mir das politische Elfmeterschießen im Fernsehen an. Christian Wulff gewann und ist nun der neue Bundespräsident. Viel Schaden kann er nicht anrichten, aber das hat er bislang auch in Niedersachsen nicht geschafft.
Wulff ist immerhin der jüngste Präsident, den dieses Land mal hatte, kein Mann, der schon richtig alt ist und von dem man in den nächsten sechs Jahren allerlei Krankheitsgeschichten erwarten müsste. Das muss man mal positiv anrechnen ...
Und wenn sich jetzt alle darüber ärgern, dass Gauck doch in Facebook-undsoweiter die Mehrheit gehabt hätte, dann sollten diejenigen, die das bejammern, mal noch mal kurz in die allgemeine Staatsbürgerkunde gucken: Facebook und Co. ersetzen noch nicht den Bundestag, irgendwelche Parlemente und andere Orte für gewählte Leute - und das ist dann auch gut so.
(Die Vorstellung, Facebook-Abstimmungen könnten künftig über mein Leben bestimmen, empfinde ich als gruselig. Das wäre wahrscheinlich schlimmer als die Ansammlung von Unfähigen im Bundestag.)
Ich fand das spannend genug. Wir saßen in einem Besprechungsraum, klimatisiert natürlich, und machten uns den ganzen Tag über Gedanke über die Zukunft einer gewissen Romanserie, die sich erst recht mit der Zukunft beschäftigt. Der eine Kollege, der über ein iPhone verfügt, informierte uns über Zwischenstände und anderes - so waren wir über die sportlich-politischen Aktivitäten in Berlin bestens informiert.
Daheim guckte ich mir das politische Elfmeterschießen im Fernsehen an. Christian Wulff gewann und ist nun der neue Bundespräsident. Viel Schaden kann er nicht anrichten, aber das hat er bislang auch in Niedersachsen nicht geschafft.
Wulff ist immerhin der jüngste Präsident, den dieses Land mal hatte, kein Mann, der schon richtig alt ist und von dem man in den nächsten sechs Jahren allerlei Krankheitsgeschichten erwarten müsste. Das muss man mal positiv anrechnen ...
Und wenn sich jetzt alle darüber ärgern, dass Gauck doch in Facebook-undsoweiter die Mehrheit gehabt hätte, dann sollten diejenigen, die das bejammern, mal noch mal kurz in die allgemeine Staatsbürgerkunde gucken: Facebook und Co. ersetzen noch nicht den Bundestag, irgendwelche Parlemente und andere Orte für gewählte Leute - und das ist dann auch gut so.
(Die Vorstellung, Facebook-Abstimmungen könnten künftig über mein Leben bestimmen, empfinde ich als gruselig. Das wäre wahrscheinlich schlimmer als die Ansammlung von Unfähigen im Bundestag.)