Ich stieß erst spät auf die Autorin Alice Munro. Den Namen der kanadischen Schriftstellerin hatte ich im Verlauf der Jahre gelegentlich gehört. Aber erst nachdem sie 2013 den Nobelpreis für Literatur gewonnen hatte, kaufte ich mir eine Kurzgeschichtensammlung: Es war »Tanz der seligen Geister« – ich erstand die Hardcover-Ausgabe, die bei Dörlemann erschienen ist, aber es gibt ebenso eine Taschenbuch-Version des Fischer-Verlages.
»Tanz der seligen Geister« besteht aus fünfzehn Geschichten, die 1968 unter dem Titel »Dance of the Happy Shades« veröffentlicht wurden; es handelt sich um die erste Sammlung mit Kurzgeschichten der Autorin. Ich hielt es für eine gute Idee, mit dem Werk zu beginnen, das bereits 1968 mit Literaturpreisen überschüttet wurde und seit 2010 in deutscher Sprache vorliegt.
Und so las ich mich über einen längeren Zeitraum durch die Geschichten. Da sie sehr eindrücklich sind, ist es empfehlenswert, nach der Lektüre einer Geschichte eh eine Pause einzulegen. Es handelt sich um keine Genre-Geschichten, sondern Texte, die vor allem von jungen Frauen erzählen, in deren Leben sich etwas verändern. Manchmal sind sie traurig, manchmal ein wenig fröhlich, meist aber enthalten sie eine Wahrheit, die sich während der Lektüre vor einem entblättert.
Viele Geschichten haben etwas mit Emanzipation zu tun, auch wenn das nie mit erhobenem Zeigefinger geschrieben wird. So fand ich die Erzählung eindrucksvoll, in der eine junge Frau sich ein Zimmer in der Stadt anmietet, weil sie dort ein Büro einrichten und ihre Texte schreiben will. Der Vermieter ist ein schmieriger Typ, kann es nicht fassen, dass eine Frau sich so selbst verwirklicht, und nörgelt ständig an ihr herum – am Ende scheitert sie und räumt frustriert das Zimmer.
Andere Geschichten handeln vom Leben im Amerika der 30er-Jahre; dabei wird nichts beschönigt. Junge Frauen oder gar Mädchen sind die »Heldinnen«, aus ihrer Sicht schildert die Autorin allerlei gesellschaftliche Entwicklungen. Ihre Sicht der Dinge ist klar, sie verzichtet auf »Drumrum-Gerede«. Die Moral der Geschichten wird jede Leserin und jeder Leser selbst finden, die Texte sprechen für sich.
Keine Ahnung, wie sie im Original wirklich sind oder ob die Texte nur besonders gut übersetzt wurden – stilistisch ist das alles klar und völlig unprätentiös. Übertriebene Adjektive fehlen ebenso wie Kraftausdrücke oder stilistische Experimente. Die Autorin bleibt stets klar und eindeutig; bei ihr stehen die Figuren, ihr Verhalten und ihre Dialoge im Zentrum, nicht die Autorin selbst – damit unterscheidet sich Alice Munro stark von manchen Schriftstellern unserer Zeit.
Ich fand »Tanz der seligen Geister« absolut brillant, vor allem auch deshalb, weil die Texte in mir gewissermaßen nachhallten. Nach der Lektüre blieben sie recht lange im Gedächtnis, wurden von mir noch einmal durchdacht – das passiert mir nicht so oft. Ich bin sicher, dass ich nicht den letzten Band mit Texten dieser beeindruckenden Autorin gelesen habe!
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 Juni 2016
29 Juni 2016
Ab wann sweekt man denn?
Ich gehöre ja zu den Menschen, die nach wie vor nicht über ein Smartphone verfügen. Die Gründe gehören hier nicht hin – aber mit Sweek gibt es jetzt ein Angebot, das mich glatt dazu bringen könnte, mir so ein Ding zuzulegen. Hier scheint sich etwas zu entwickeln, das zumindest mein Verhältnis für Literatur verändern könnte.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Sweek ein Angebot, das von den Niederlanden aus betreut und von Rumänien aus programmiert wird; dahinter steckt mit Mybestseller ein niederländisches Unternehmen, das Selfpublisher-Portale betreibt. Das klingt schön international, man gibt sich aber Mühe, die deutschsprachigen Kunden anzusprechen.
Man zielt komplett auf die neue Generation von Smartphone-Nutzern. »Geschichten lesen wird sofort abrufbar, mobil und interaktiv«, verspricht die Werbung. Es geht um die dauernde und vor allem beidseitige Kommunikation zwischen Autoren und Lesern.
Die Anwendung soll das serielle Lesen fördern – das heißt, die Leser können benachrichtigt werden, wenn es ein neues Kapitel gibt, und es sich dann direkt auf ihr Smartphone holen. Für die angepeilte Zielgruppe, also eher junge und mobile Menschen, ist das sicher spannend; ob es genügend professionelle Autoren gibt, die sich darauf einlassen, ist die andere Frage.
Selfpublisher haben hier auf jeden Fall ganz neue Möglichkeiten, und für Leser dürfte das alles spannend sein. Hin wie her: Sweek klingt interessant – und das wäre dann endlich mal ein Grund, mir ein Smartphone zuzulegen ...
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Sweek ein Angebot, das von den Niederlanden aus betreut und von Rumänien aus programmiert wird; dahinter steckt mit Mybestseller ein niederländisches Unternehmen, das Selfpublisher-Portale betreibt. Das klingt schön international, man gibt sich aber Mühe, die deutschsprachigen Kunden anzusprechen.
Man zielt komplett auf die neue Generation von Smartphone-Nutzern. »Geschichten lesen wird sofort abrufbar, mobil und interaktiv«, verspricht die Werbung. Es geht um die dauernde und vor allem beidseitige Kommunikation zwischen Autoren und Lesern.
Die Anwendung soll das serielle Lesen fördern – das heißt, die Leser können benachrichtigt werden, wenn es ein neues Kapitel gibt, und es sich dann direkt auf ihr Smartphone holen. Für die angepeilte Zielgruppe, also eher junge und mobile Menschen, ist das sicher spannend; ob es genügend professionelle Autoren gibt, die sich darauf einlassen, ist die andere Frage.
Selfpublisher haben hier auf jeden Fall ganz neue Möglichkeiten, und für Leser dürfte das alles spannend sein. Hin wie her: Sweek klingt interessant – und das wäre dann endlich mal ein Grund, mir ein Smartphone zuzulegen ...
28 Juni 2016
Fußbälle und Jupiter
Was macht man als Redakteur, wenn man abends eigentlich einen Berg Manuskripte lesen muss, gleichzeitig aber unbedingt Fußball gucken will? Man leidet erst einmal ein wenig theatralisch, dann verzichtet man bewusst auf das gemeinsame Fußballgucken in der Kneipe und bleibt daheim. So ähnlich sah mein Plan für den Montag abend, 27. Juni 2016, aus – und ich hielt ihn weitestgehend ein.
Das Fußballspiel zwischen Italien und Spanien lud dazu ein, sich dabei über die wichtigen Dinge des Tages zu unterhalten und zu essen. In der zweiten Halbzeit setzte ich mich wirklich mit dem Manuskript auf das Sofa – um dann festzustellen, dass eine Geschichte, die auf einem Jupitermond spielt, spannender sein kann als ein Fußballspiel.
Spätestens beim zweiten Spiel des Abends funktionierte der Plan nicht mehr so gut. Die Art und Weise, wie die famosen Isländer die Engländer an den Rand der Verzweiflung spielten, gefiel mir so gut, dass ich das Manuskript irgendwann zur Seite legte. Das war spannender Fußball, das war abwechslungsreich und schnell – und die Isländer gewannen zu Recht, womit ich ausnahmsweise einig bin mit allen anderen der 80 Millionen Fußballtrainer in diesem Land.
Und das Manuskript? Das flog nicht weg. Das las sich auch nicht allein. Und ich nahm es nicht ins Bett mit. Der Spruch mit »Morgen ist auch noch ein Tag« hat schon so seine Grundlagen ...
Das Fußballspiel zwischen Italien und Spanien lud dazu ein, sich dabei über die wichtigen Dinge des Tages zu unterhalten und zu essen. In der zweiten Halbzeit setzte ich mich wirklich mit dem Manuskript auf das Sofa – um dann festzustellen, dass eine Geschichte, die auf einem Jupitermond spielt, spannender sein kann als ein Fußballspiel.
Spätestens beim zweiten Spiel des Abends funktionierte der Plan nicht mehr so gut. Die Art und Weise, wie die famosen Isländer die Engländer an den Rand der Verzweiflung spielten, gefiel mir so gut, dass ich das Manuskript irgendwann zur Seite legte. Das war spannender Fußball, das war abwechslungsreich und schnell – und die Isländer gewannen zu Recht, womit ich ausnahmsweise einig bin mit allen anderen der 80 Millionen Fußballtrainer in diesem Land.
Und das Manuskript? Das flog nicht weg. Das las sich auch nicht allein. Und ich nahm es nicht ins Bett mit. Der Spruch mit »Morgen ist auch noch ein Tag« hat schon so seine Grundlagen ...
27 Juni 2016
Astronauten und Ermittler
Dass ich die Hörspiele zur Science-Fiction-Serie »Mark Brandis« schätze, habe ich schon oft erzählt. Die Produzenten der kleinen aber feinen Firma Interplanar setzen die Jugendromane aus den 70er-Jahren in moderne Hörspiele um, die spannend erzählt und technisch hervorragend umgesetzt sind.
Das gilt auch für die Jugendabenteuer des Raumfahrers Mark Brandis, die vor der eigentlichen Serie spielen. Zuletzt hörte ich »Tatort Astronautenschule«, der bereits 2014 erschienen war – ein schönes Hörspiel, das mir viel Vergnügen bereitete.
Die Geschichte beginnt mit der Astronautenschule, in der ein junger Mann namens Mark Brandis mit seinen Gefährten auf die Raumfahrt vorbereitet wird. Bei einem Test, den sie in einem Unterwasserbecken absolvieren, stolpern die jungen Kadetten buchstäblich über einen Ermordeten. In der Folge kommt es zu einem weiteren Mord an der Schule.
Und während ihre Vorgesetzten ihnen raten, doch lieber die Klappe zu halten, forschen Mark Brandis und die anderen weiter. Sie kommen einem politischen Verwirrspiel auf die Schliche, und auf einmal stecken sie mitten in einer groß angelegten Intrige, in der es um Macht und Einfluss auf der Erde und im nahen Weltall geht.
»Tatort Astronautenschule« ist ein spannend gemachter Krimi, der flott erzählt ist, den Hörern einige Wendungen abverlangt, dann aber schnell zum Ziel kommt. Die einzige Kritik, die ich hätte, ist die der manchmal arg erwachsen klingenden »Jugendlichen«, die in diesem Hörspiel auftauchen. So hören sich keine 18 Jahre alten Jugendlichen an, finde ich ...
Sonst aber: tolle Geräusche, gut eingesetzte Musik, schnelle Szenen. Klasse gemacht! Weitere Informationen sowie Hörproben gibt es auf der eigens eingerichteten Internet-Seite zu »Mark Brandis«, im speziellen »Raumkadett«-Bereich geht's dann um die Jugendabenteuer.
Das gilt auch für die Jugendabenteuer des Raumfahrers Mark Brandis, die vor der eigentlichen Serie spielen. Zuletzt hörte ich »Tatort Astronautenschule«, der bereits 2014 erschienen war – ein schönes Hörspiel, das mir viel Vergnügen bereitete.
Die Geschichte beginnt mit der Astronautenschule, in der ein junger Mann namens Mark Brandis mit seinen Gefährten auf die Raumfahrt vorbereitet wird. Bei einem Test, den sie in einem Unterwasserbecken absolvieren, stolpern die jungen Kadetten buchstäblich über einen Ermordeten. In der Folge kommt es zu einem weiteren Mord an der Schule.
Und während ihre Vorgesetzten ihnen raten, doch lieber die Klappe zu halten, forschen Mark Brandis und die anderen weiter. Sie kommen einem politischen Verwirrspiel auf die Schliche, und auf einmal stecken sie mitten in einer groß angelegten Intrige, in der es um Macht und Einfluss auf der Erde und im nahen Weltall geht.
»Tatort Astronautenschule« ist ein spannend gemachter Krimi, der flott erzählt ist, den Hörern einige Wendungen abverlangt, dann aber schnell zum Ziel kommt. Die einzige Kritik, die ich hätte, ist die der manchmal arg erwachsen klingenden »Jugendlichen«, die in diesem Hörspiel auftauchen. So hören sich keine 18 Jahre alten Jugendlichen an, finde ich ...
Sonst aber: tolle Geräusche, gut eingesetzte Musik, schnelle Szenen. Klasse gemacht! Weitere Informationen sowie Hörproben gibt es auf der eigens eingerichteten Internet-Seite zu »Mark Brandis«, im speziellen »Raumkadett«-Bereich geht's dann um die Jugendabenteuer.
26 Juni 2016
Arbeit an der Storysammlung
Nachdem ich im Jahr 2015 sehr viel Zeit damit verbracht habe, alte Punkrock-Geschichten zu bearbeiten, die irgendwann mal in Fanzines veröffentlicht worden sind, und auch ganz neue zu schreiben, stehe ich an diesem Wochenende vor einer ganz anderen Herausforderung: Der Verlag hat das lektorierte Manuskript zurückgeschickt – digital, wie sich das heute gehört.
Mein Job ist, diese Korrekturen zu überprüfen. Ich nehme sie zu 99 Prozent an, wehre mich nur bei Dingen, an denen ich hundertprozentig sicher bin, dass ich recht habe. Ansonsten aber bin ich heilfroh darüber, dass lästige Wortwiederholungen aus meinen Texten gestrichen wurde, dass generell geglättert wurde und dass künftig einige Selbstbeweihräucherungen des Autors – also von mir ... – nicht mehr zu lesen sein werden.
Selbst merkt man eigene Doofheiten in eigenen Texten nie so richtig. Da kann ich noch mal tausend Romane von anderen Autoren bearbeiten – meine eigenen Fehler werde ich dennoch nie wahrnehmen. Deshalb ist die Arbeit so wichtig, auch wenn sie nicht immer Spaß macht: Es bereitet nicht immer Freude, wenn man sieht, wieviel Doofheiten im eigenen Text stehen, die eine andere Person entfernen musste ...
Ach ja: Im Plan ist, dass das Buch im September 2016 erscheinen wird. Details folgen noch, die Werbetrommel muss ich dann schon noch entsprechend rühren.
Mein Job ist, diese Korrekturen zu überprüfen. Ich nehme sie zu 99 Prozent an, wehre mich nur bei Dingen, an denen ich hundertprozentig sicher bin, dass ich recht habe. Ansonsten aber bin ich heilfroh darüber, dass lästige Wortwiederholungen aus meinen Texten gestrichen wurde, dass generell geglättert wurde und dass künftig einige Selbstbeweihräucherungen des Autors – also von mir ... – nicht mehr zu lesen sein werden.
Selbst merkt man eigene Doofheiten in eigenen Texten nie so richtig. Da kann ich noch mal tausend Romane von anderen Autoren bearbeiten – meine eigenen Fehler werde ich dennoch nie wahrnehmen. Deshalb ist die Arbeit so wichtig, auch wenn sie nicht immer Spaß macht: Es bereitet nicht immer Freude, wenn man sieht, wieviel Doofheiten im eigenen Text stehen, die eine andere Person entfernen musste ...
Ach ja: Im Plan ist, dass das Buch im September 2016 erscheinen wird. Details folgen noch, die Werbetrommel muss ich dann schon noch entsprechend rühren.
25 Juni 2016
Ausmalbücher als Grund
Alle Welt plärrt es von den Dächern: Der Hype um die E-Books sei vorüber, die Zahlen für Print-Bücher steige wieder, und vor allem sei in den Vereinigten Staaten der Buchhandel in einem enormen Auftrieb. Gern wird dabei auf eine Grafik der verwiesen, die das bestätigt – auf den sogenannten Nielse Bookscan.
Glaubt man dieser Grafik, verkauften die amerikanischen Verlage im Jahr 2009 noch für 770 Millionen ihre Bücher. 2010 waren es 718 Millionen Dollar, die sie mit Print-Büchern einnahmen; das Verhältnis entwickelte sich entsprechend. Die Zahlen liegen vor, man kann sie vergleichen. Und 2015 wurden erstmals wieder mehr Print-Bücher verkauft, während die E-Books zurückgingen.
In ihrem Artikel »The Myth About Print Coming Back and Bookstores on the Rise« macht die amerikanische Digitalexpertin Jane Friedman klar, dass es halt nicht so einfach ist, wie manche es jetzt darstellen. Ganz blöd gesagt: Wenn im Jahr 2014 noch eine Million Ausmalbücher für Erwachsene verkauft wurden und diese Zahl im Jahr auf zwölf Millionen springt, heißt das doch nur, dass elf Millionen mehr Ausmalbücher gekauft wurden – und nicht, dass die Leute mehr Print-Bücher lesen ...
Ähnlich heikel sind die E-Book-Zahlen. In den genannten Statistiken tauchen vor allem die E-Books auf, die mit ISBN und dait »offiziell« ausgeliefert werden. Was über Selfpublishing-Plattformen abgesetzt wird, kann durch diese Statistik nicht erfasst werden; man kann aber davon ausgehen, dass sich der Selfpublishing-Markt sehr stark entwickelt.
Was lernen wir aus diesen Statistiken und Jane Friedmans Artikel (die sich natürlich auch irren kann): Man kann sich auf keine Statistik so richtig verlassen. Und wer glaubt, dass der amerikanische Buchmarkt gewachsen ist, dem muss klar sein, dass die Leute einfach mehr Ausmalbücher gekauft haben ...
Glaubt man dieser Grafik, verkauften die amerikanischen Verlage im Jahr 2009 noch für 770 Millionen ihre Bücher. 2010 waren es 718 Millionen Dollar, die sie mit Print-Büchern einnahmen; das Verhältnis entwickelte sich entsprechend. Die Zahlen liegen vor, man kann sie vergleichen. Und 2015 wurden erstmals wieder mehr Print-Bücher verkauft, während die E-Books zurückgingen.
In ihrem Artikel »The Myth About Print Coming Back and Bookstores on the Rise« macht die amerikanische Digitalexpertin Jane Friedman klar, dass es halt nicht so einfach ist, wie manche es jetzt darstellen. Ganz blöd gesagt: Wenn im Jahr 2014 noch eine Million Ausmalbücher für Erwachsene verkauft wurden und diese Zahl im Jahr auf zwölf Millionen springt, heißt das doch nur, dass elf Millionen mehr Ausmalbücher gekauft wurden – und nicht, dass die Leute mehr Print-Bücher lesen ...
Ähnlich heikel sind die E-Book-Zahlen. In den genannten Statistiken tauchen vor allem die E-Books auf, die mit ISBN und dait »offiziell« ausgeliefert werden. Was über Selfpublishing-Plattformen abgesetzt wird, kann durch diese Statistik nicht erfasst werden; man kann aber davon ausgehen, dass sich der Selfpublishing-Markt sehr stark entwickelt.
Was lernen wir aus diesen Statistiken und Jane Friedmans Artikel (die sich natürlich auch irren kann): Man kann sich auf keine Statistik so richtig verlassen. Und wer glaubt, dass der amerikanische Buchmarkt gewachsen ist, dem muss klar sein, dass die Leute einfach mehr Ausmalbücher gekauft haben ...
24 Juni 2016
Der gute Geist ist gestartet
Nachdem unlängst die letzte und abschließende Folge meines Fortsetzungsromans »Und: Hardcore!« erschienen ist, wäre es eine durchaus nachvollziehbare Option gewesen, das Thema final abzuschließen. In drei Romanen mit dem Punkrocker Peter Pank in der Hauptrolle hatte ich die Jahre 1986 und 1987 noch einmal auferstehen lassen – jetzt reichte es.
Aber dann machte ich doch weiter. Und deshalb ist in der aktuellen Ausgabe 126 des famosen OX-Fanzines, das ein bockstarkes Discharge-Cover ziert, der erste Teil meines neuen Fortsetzungsromans erschienen.
»Der gute Geist des Rock'n'Roll« spielt 1996 – also praktisch zehn Jahre nach den Ereignissen der ersten Punkrock-Trilogie. Die Hauptperson ist dieselbe, aber der »Held« möchte nicht mehr »Peter Pank« genannt werden. Da es sich um einen autobiografisch gefärbten Roman handelt, spielen die einzelnen Kapitel in einer Stadt, in der man unschwer Karlsruhe erkennen kann – es gibt aber genügend Unterschiede zur Realität.
Ein wichtiges Thema wird übrigens die Fußball-Europameisterschaft des Sommers 1996 sein. Zumindest im Hintergrund soll sie eine gewisse Rolle spielen, so mein Plan. Aber natürlich soll es um die Art sein, wie unsereins zu dieser Zeit – auch schon »über dreißig« – so Dinge wie Punkrock und Hardcore betrieb.
Aber dann machte ich doch weiter. Und deshalb ist in der aktuellen Ausgabe 126 des famosen OX-Fanzines, das ein bockstarkes Discharge-Cover ziert, der erste Teil meines neuen Fortsetzungsromans erschienen.
»Der gute Geist des Rock'n'Roll« spielt 1996 – also praktisch zehn Jahre nach den Ereignissen der ersten Punkrock-Trilogie. Die Hauptperson ist dieselbe, aber der »Held« möchte nicht mehr »Peter Pank« genannt werden. Da es sich um einen autobiografisch gefärbten Roman handelt, spielen die einzelnen Kapitel in einer Stadt, in der man unschwer Karlsruhe erkennen kann – es gibt aber genügend Unterschiede zur Realität.
Ein wichtiges Thema wird übrigens die Fußball-Europameisterschaft des Sommers 1996 sein. Zumindest im Hintergrund soll sie eine gewisse Rolle spielen, so mein Plan. Aber natürlich soll es um die Art sein, wie unsereins zu dieser Zeit – auch schon »über dreißig« – so Dinge wie Punkrock und Hardcore betrieb.
23 Juni 2016
Steroids aus Besancon
Eine Punkrock-Band, die etwas auf sich hält, haut in einer EP – also einer kleinen Platte – vier oder fünf Stücke raus, mit denen sie zeigt, was sie so kann. Das war bei den Steroids aus Besancon wohl nicht anders. Auf die Band wurde ich in den späten 90er-Jahren aufmerksam, ich holte mir damals eine Langspielplatte und später auch eine EP.
Höre ich mir die EP mit dem klaren Titel »Bazooka!« heute noch mal an, fällt mir auf, wie dynamisch und rotzig die fünf Punks zu Werke gehen. Die Platte, die 1999 bei Panx Vinyl in Toulouse erschienen ist, enthält vier Stücke, die allesamt krachen: Da wird mit voller Energie nach vorne gebolzt, dass es eine wahre Freude ist, und der Sänger kotzt mehr als dass er singt – das ganze wird mit schnellen und ruppigen Melodien ergänzt.
Ich mochte die Band schon um 2000 herum, und ich mag sie immer noch. Da steckt viel Energie drin, die Texte in englischer und französischer Sprache sind stets kurz und knapp, sofern ich sie verstehe – diese Art von Irokesen-Nietenlederjacken-Punkrock knallt einfach!
Höre ich mir die EP mit dem klaren Titel »Bazooka!« heute noch mal an, fällt mir auf, wie dynamisch und rotzig die fünf Punks zu Werke gehen. Die Platte, die 1999 bei Panx Vinyl in Toulouse erschienen ist, enthält vier Stücke, die allesamt krachen: Da wird mit voller Energie nach vorne gebolzt, dass es eine wahre Freude ist, und der Sänger kotzt mehr als dass er singt – das ganze wird mit schnellen und ruppigen Melodien ergänzt.
Ich mochte die Band schon um 2000 herum, und ich mag sie immer noch. Da steckt viel Energie drin, die Texte in englischer und französischer Sprache sind stets kurz und knapp, sofern ich sie verstehe – diese Art von Irokesen-Nietenlederjacken-Punkrock knallt einfach!
Die erste Lohnsteuerkarte
Im September 1980 war das papierlose Büro noch nicht erfunden. Es druckten also nicht alle Menschen alles aus, was ihnen vor den Drucker kam, sondern es gab Formulare, die handschriftlich oder mit einer Schreibmaschine ausgefüllt wurden. Ein schönes Beispiel ist meine erste Lohnsteuerkarte, die am 1. September für mich ausgestellt wurde.
Ich wohnte damals noch bei meinen Eltern und trat in diesem Herbst meine Lehrstelle als Bürokaufmann an. Dass ich diese wenige Monate später schmiss, um dann zu beschließen, lieber irgendwelche schrägen Dinge zu machen, war sicher eine der klügeren Taten in meinem Leben. Aber im September 1980 wusste ich noch nicht, wie blöd diese Arbeitsstelle sein sollte.
Die Vorderseite der Karte wurde vom Amt ausgefüllt, sie lieferte die grundsätzlichen Daten für das Finanzamt. Als spannender erwies sich die Rückseite, auf der handschriftliche Einträge des damaligen Prokuristen meines Arbeitgebers zu finden waren. In einer akkuraten Handschrift wurde die Zeit der Beschäftigung – drei Monate im Jahr 1980 – ebenso vermerkt wie das Gehalt, der Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung und andere Dinge.
Ich war stolz, als ich diese Karte erhielt. Arbeiten fand ich nicht besonders ansprechend, aber ich würde endlich mein eigenes Geld verdienen – und zwar offiziell, nicht schwarz auf dem Bau oder in der Landwirtschaft. Ich war 16 Jahre alt und glaubte, damit stünde mir die Welt offen ...
Ich wohnte damals noch bei meinen Eltern und trat in diesem Herbst meine Lehrstelle als Bürokaufmann an. Dass ich diese wenige Monate später schmiss, um dann zu beschließen, lieber irgendwelche schrägen Dinge zu machen, war sicher eine der klügeren Taten in meinem Leben. Aber im September 1980 wusste ich noch nicht, wie blöd diese Arbeitsstelle sein sollte.
Die Vorderseite der Karte wurde vom Amt ausgefüllt, sie lieferte die grundsätzlichen Daten für das Finanzamt. Als spannender erwies sich die Rückseite, auf der handschriftliche Einträge des damaligen Prokuristen meines Arbeitgebers zu finden waren. In einer akkuraten Handschrift wurde die Zeit der Beschäftigung – drei Monate im Jahr 1980 – ebenso vermerkt wie das Gehalt, der Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung und andere Dinge.
Ich war stolz, als ich diese Karte erhielt. Arbeiten fand ich nicht besonders ansprechend, aber ich würde endlich mein eigenes Geld verdienen – und zwar offiziell, nicht schwarz auf dem Bau oder in der Landwirtschaft. Ich war 16 Jahre alt und glaubte, damit stünde mir die Welt offen ...
22 Juni 2016
Schönspieler?
»Die spielen viel zu schön«, maulte die Frau, die zwei Plätze neben mir an der Theke saß. »Alles Schönkicker«, ergänzte ihr Mann direkt neben mir. »Die sollen den Ball halt mal reindreschen.«
Es war der Dienstagabend, 21. Juni 2016, und ich war zum Fußballgucken mal wieder im »fünf«. Nach wie vor gefällt mir dort schließlich, dass der patriotische Eifer sich maximal darin zeigt, dass einige Leute in offizieller DFB-Kleidung herumlaufen.
Ich fand das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Nordirland sehr unterhaltsam. In der Vorrunde erwarte ich nie die Top-Spiele bei einer solchen Meisterschaft, und ich erinnere mich gut genug daran, wie sich frühere deutsche Mannschaften durch die Vorrunden gemogelt haben, um endgültig zur »Turniermannschaft« zu reifen, wie man das dann euphemistisch nannte.
Das Spiel bei der diesjährigen Europameisterschaft war durch irrsinnig viele Chancen auf deutscher Seite gekennzeichnet. Die deutschen Stürmer beharkten das Tor der Iren, trafen häufig mal den Pfosten oder direkt den Torwart – der arme Kerl hatte an diesem Abend sicher haufenweise blaue Flecken. Aber sie trafen halt nur einmal.
Man gewinnt so ein Spiel in der Tat mit Toren und nicht mit Chancen. Aber warum dann so gemeckert wurde, war mir unverständlich. Die Mannschaft spielte gut, wenngleich nicht brillant. Aber sie kam ohne jedes Gegentor und ohne faule Tricks durch die Vorrunde – das muss man auch erst einmal hinbekommen.
Und mehr als spannende Fußball-Unterhaltung erwarte ich nicht von so einer EM. Ich freue mich, wenn das kleine Wales das große Russland schlägt. Ich freue mich auch, wenn eine gute deutsche Mannschaft gewinnt. Wenn aber am Ende mal wieder die Italiener oder die Spanier gewinnen, weil die sich halt noch besser sortieren können als die »Unseren«, werde ich sicher nicht weinen.
Es war der Dienstagabend, 21. Juni 2016, und ich war zum Fußballgucken mal wieder im »fünf«. Nach wie vor gefällt mir dort schließlich, dass der patriotische Eifer sich maximal darin zeigt, dass einige Leute in offizieller DFB-Kleidung herumlaufen.
Ich fand das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Nordirland sehr unterhaltsam. In der Vorrunde erwarte ich nie die Top-Spiele bei einer solchen Meisterschaft, und ich erinnere mich gut genug daran, wie sich frühere deutsche Mannschaften durch die Vorrunden gemogelt haben, um endgültig zur »Turniermannschaft« zu reifen, wie man das dann euphemistisch nannte.
Das Spiel bei der diesjährigen Europameisterschaft war durch irrsinnig viele Chancen auf deutscher Seite gekennzeichnet. Die deutschen Stürmer beharkten das Tor der Iren, trafen häufig mal den Pfosten oder direkt den Torwart – der arme Kerl hatte an diesem Abend sicher haufenweise blaue Flecken. Aber sie trafen halt nur einmal.
Man gewinnt so ein Spiel in der Tat mit Toren und nicht mit Chancen. Aber warum dann so gemeckert wurde, war mir unverständlich. Die Mannschaft spielte gut, wenngleich nicht brillant. Aber sie kam ohne jedes Gegentor und ohne faule Tricks durch die Vorrunde – das muss man auch erst einmal hinbekommen.
Und mehr als spannende Fußball-Unterhaltung erwarte ich nicht von so einer EM. Ich freue mich, wenn das kleine Wales das große Russland schlägt. Ich freue mich auch, wenn eine gute deutsche Mannschaft gewinnt. Wenn aber am Ende mal wieder die Italiener oder die Spanier gewinnen, weil die sich halt noch besser sortieren können als die »Unseren«, werde ich sicher nicht weinen.
21 Juni 2016
Ein Wildwest-Versuch
»Billy Stamway war der erste, der die fremden Reiter sah.« So beginnt ein Roman-Fragment, das ich in einem meiner alten Leitz-Ordner gefunden habe. Es lässt sich nicht mehr genau feststellen, wann ich die sieben Manuskriptseiten geschrieben habe, die keinen Titel besitzen, aber ganz eindeutig zu einem Wildwest-Roman gehören. Es muss um 1985 oder 1986 gewesen sein, auf jeden Fall vor meiner Reise nach Westafrika – danach konnte ich die Schreibmaschine nicht mehr benutzen, mit der ich diese Texte geschrieben hatte.
Ich versuchte mich an dem Stil der damals erscheinenden Western-Heftromane. »Es war ungefähr fünf Meilen vor der Stadt, im letzten kleinen Wäldchen vor der Mojave-Wüste. Hier übte Billy oft mit dem Colt seines Vaters.« Heute würde ich sagen: Der Anfang ist für einen Western-Heftroman ein wenig langweilig – damals fand ich das bestimmt toll.
»Ausgerechnet an diesem Tag hatte er keinen Colt dabei, schließlich brauchte man zum Suchen von Feuerholz keine Waffe« – so geht der Romananfang weiter. »Im Geheimen verfluchte er sich für diesen Entschluss.«
Ich wollte damals unbedingt Schriftsteller werden, und ich wusste, dass man als Autor von Heftromanen schnell und auch durchaus praktisch sein Geld verdienen konnte. Die Verlage verkauften haufenweise Heftromane aus allen Genres, vor allem Western und Grusel waren gesucht. An Krimis traute ich mich nicht heran, und an die »größte Weltraumserie« traute ich mich damals noch nicht heran.
Also blieben Western. Die wurden zwar nicht gut bezahlt, aber ich sollte so einen Roman in zwei Wochen schreiben können. Das erbrächte ein gutes Zusatzeinkommen, dachte ich. Und so schrieb ich einen Roman, in dem ein Junge namens Billy Stamway, ein cooler Held namens Larry Penton und ein Apache auftauchen sollten.
»Denn der Reiter war ganz eindeutig ein Apache. Gekleidet war er zwar in die einfache Tracht eines weißen Cowboys, aber seine langen schwarzen Haare und das scharfgechnittene, dunkel getönte Gesicht mit den stechenden Augen deutete auf einen Indianer hin.« Das war nicht unbedingt genial geschrieben, aber sicher nicht so viel schlechter als viele andere Western-Manuskripte, die ich wenige Jahre später redigieren sollte. »Dazu kam das Stirnband aus Schlangenhaut, ein unträgliches Zeichen für einen Apachen-Krieger.«
Und so weiter ... Warum ich den Roman nicht weiter schrieb, ist mir nicht bekannt. Vielleicht brachte der »bürgerliche Beruf« zu viel Zeitdruck mit sich, und ich kam nicht dazu. Aber vielleicht sollte ich den Roman mit all seinen Klischees irgendwann zu Ende tippen.
Ich versuchte mich an dem Stil der damals erscheinenden Western-Heftromane. »Es war ungefähr fünf Meilen vor der Stadt, im letzten kleinen Wäldchen vor der Mojave-Wüste. Hier übte Billy oft mit dem Colt seines Vaters.« Heute würde ich sagen: Der Anfang ist für einen Western-Heftroman ein wenig langweilig – damals fand ich das bestimmt toll.
»Ausgerechnet an diesem Tag hatte er keinen Colt dabei, schließlich brauchte man zum Suchen von Feuerholz keine Waffe« – so geht der Romananfang weiter. »Im Geheimen verfluchte er sich für diesen Entschluss.«
Ich wollte damals unbedingt Schriftsteller werden, und ich wusste, dass man als Autor von Heftromanen schnell und auch durchaus praktisch sein Geld verdienen konnte. Die Verlage verkauften haufenweise Heftromane aus allen Genres, vor allem Western und Grusel waren gesucht. An Krimis traute ich mich nicht heran, und an die »größte Weltraumserie« traute ich mich damals noch nicht heran.
Also blieben Western. Die wurden zwar nicht gut bezahlt, aber ich sollte so einen Roman in zwei Wochen schreiben können. Das erbrächte ein gutes Zusatzeinkommen, dachte ich. Und so schrieb ich einen Roman, in dem ein Junge namens Billy Stamway, ein cooler Held namens Larry Penton und ein Apache auftauchen sollten.
»Denn der Reiter war ganz eindeutig ein Apache. Gekleidet war er zwar in die einfache Tracht eines weißen Cowboys, aber seine langen schwarzen Haare und das scharfgechnittene, dunkel getönte Gesicht mit den stechenden Augen deutete auf einen Indianer hin.« Das war nicht unbedingt genial geschrieben, aber sicher nicht so viel schlechter als viele andere Western-Manuskripte, die ich wenige Jahre später redigieren sollte. »Dazu kam das Stirnband aus Schlangenhaut, ein unträgliches Zeichen für einen Apachen-Krieger.«
Und so weiter ... Warum ich den Roman nicht weiter schrieb, ist mir nicht bekannt. Vielleicht brachte der »bürgerliche Beruf« zu viel Zeitdruck mit sich, und ich kam nicht dazu. Aber vielleicht sollte ich den Roman mit all seinen Klischees irgendwann zu Ende tippen.
20 Juni 2016
Indie-Musik aus Graz
Ich habe von der Band Facelift in all den Jahren, die es sie gibt, keine Notiz genommen. Das ist ein wenig peinlich, aber nicht zu ändern. Mit der aktuellen Platte »The Falling Trees«, die 2015 veröffentlich wurde, zeigte mir die Band auf jeden Fall ihre Qualitäten – von denen möchte ich sicher mehr hören.
Die Band stammt aus Graz und existiert seit den 90er-Jahren; sie hat haufenweise Platten veröffentlicht, und »The Falling Trees« ist bereits die sechste in einer langen Reihe. Insgesamt sind zehn Stücke drauf, allesamt englischsprachig, allesamt gut.
Wobei ich mich ein wenig schwer damit tu', wenn die Band als »Alternative Rock« bezeichnet wird. Andere können den Sound auch unter »IndieRock« ins Regal stecken. Für mich ist das, was Facelift machen, tolle Popmusik mit Melodien, starkem weiblichen Gesanng und durchaus krachigen Gitarren.
Da wird mal laut gesungen, da wird mal leise geklimpert. Da setzt man mal auf Pathos, da wird mal locker durchgerockt. Manchmal sind die Melodien durchaus sperrig, dann wiederum gehen sie sofort ins Ohr. Das ist sehr abwechslungsreich, wenngleich nicht hundertprozentig überraschend; letztlich sindn es halt »einfach nur« verdammt gute Rockmusik-Stücke.
Die Band stammt aus Graz und existiert seit den 90er-Jahren; sie hat haufenweise Platten veröffentlicht, und »The Falling Trees« ist bereits die sechste in einer langen Reihe. Insgesamt sind zehn Stücke drauf, allesamt englischsprachig, allesamt gut.
Wobei ich mich ein wenig schwer damit tu', wenn die Band als »Alternative Rock« bezeichnet wird. Andere können den Sound auch unter »IndieRock« ins Regal stecken. Für mich ist das, was Facelift machen, tolle Popmusik mit Melodien, starkem weiblichen Gesanng und durchaus krachigen Gitarren.
Da wird mal laut gesungen, da wird mal leise geklimpert. Da setzt man mal auf Pathos, da wird mal locker durchgerockt. Manchmal sind die Melodien durchaus sperrig, dann wiederum gehen sie sofort ins Ohr. Das ist sehr abwechslungsreich, wenngleich nicht hundertprozentig überraschend; letztlich sindn es halt »einfach nur« verdammt gute Rockmusik-Stücke.
19 Juni 2016
Mehr oder weniger Polizei
Es gibt ein Gefühl der Unsicherheit in der Bevölkerung; nicht nur in Karlsruhe, wo Wohnungseinbrüche und Überfälle – zumindest in der Wahrnehmung vieler Menschen – angestiegen sind. Da in den Tätern häufig »Ausländer« vermutet sind, flüchten sich manche Leute offenbar aus diesem Reflex in die Arme der AfD und anderer Rechtsausleger.
Was aber fällt der Regierung ein? Man überlegt sich – und spricht darüber öffentlich –, irgendwelche Freizeitpolizisten einzustellen und auf Verbrecherjagd zu schicken. Hilfsbullen ohne Ausbildung und Sachkenntnis sollen also die Probleme lösen. Und da wundert man sich, dass in der Bevölkerung häufig die Empfindung vorherrscht, »die da oben« kümmerten sich nicht um die Probleme von »uns hier unten«.
Ich bin kein Freund der Polizei, auch wenn sich mein Verhältnis zu Polizisten gebessert hat. In den 80er-Jahren erlebte ich Polizisten als »Dorfbullen«, die gern Dorfjugendliche wie mich schikanierten. Später wurde ich auf Demonstrationen zusammengeknüppelt – nicht nur einmal – oder eingesperrt. Das ist einige Jahre her; seit ich ein guter Bürger bin, werde ich nur dann zur Seite gestoßen, wenn ich auf der Straße gegen Nazis demonstriere.
Was offenbar fehlt, sind nicht Hilfspolizisten. Was definitiv fehlt, ist eine gute Polizei. Keine stumpfen Prügeltruppen, keine Deppen in Uniform, sondern gut geschulte Beamte, die ein vernünftiges Gehalt bekommen, die über eine gute Ausrüstung verfügen, die zivilgesellschaftlich unterstützt, aber auch kontrolliert werden.
Für die scheint kein Geld da zu sein. Geld und Zeit für dümmliche Sprüche gibt es allerdings in Hülle und Fülle ...
Was aber fällt der Regierung ein? Man überlegt sich – und spricht darüber öffentlich –, irgendwelche Freizeitpolizisten einzustellen und auf Verbrecherjagd zu schicken. Hilfsbullen ohne Ausbildung und Sachkenntnis sollen also die Probleme lösen. Und da wundert man sich, dass in der Bevölkerung häufig die Empfindung vorherrscht, »die da oben« kümmerten sich nicht um die Probleme von »uns hier unten«.
Ich bin kein Freund der Polizei, auch wenn sich mein Verhältnis zu Polizisten gebessert hat. In den 80er-Jahren erlebte ich Polizisten als »Dorfbullen«, die gern Dorfjugendliche wie mich schikanierten. Später wurde ich auf Demonstrationen zusammengeknüppelt – nicht nur einmal – oder eingesperrt. Das ist einige Jahre her; seit ich ein guter Bürger bin, werde ich nur dann zur Seite gestoßen, wenn ich auf der Straße gegen Nazis demonstriere.
Was offenbar fehlt, sind nicht Hilfspolizisten. Was definitiv fehlt, ist eine gute Polizei. Keine stumpfen Prügeltruppen, keine Deppen in Uniform, sondern gut geschulte Beamte, die ein vernünftiges Gehalt bekommen, die über eine gute Ausrüstung verfügen, die zivilgesellschaftlich unterstützt, aber auch kontrolliert werden.
Für die scheint kein Geld da zu sein. Geld und Zeit für dümmliche Sprüche gibt es allerdings in Hülle und Fülle ...
18 Juni 2016
Das Club-Info zum dreizehnten
Es ist ein klassisches Fanzine: gemacht von Fans für Fans. Der Unterschied ist in diesem Fall, dass es sich bei den Fans um Erwachsene handelt, vor allem um Männer. Aber bei einem Verein, der sich »Comic-Nostalgiefreunde« nennt, ist wohl klar, dass es sich um Comics aus den 50er- und 60er-Jahren handelt. Wenn die Beschäftigung mit diesem Hobby in einer derart schönen Atmosphäre geschieht wie in diesem Fanzine, dem »Club-Info« 13, finde ich das richtig gut.
Klar geht es tief in die Vergangenheit. Gleich mehrere Artikel beschäftigen sich mit der »guten alten Zeit«, als Comics noch in Form von länglichen Streifen erschienen und bei den Erwachsenen nicht gut ankamen. Wie wurden sie damals gekauft, wo bekam man sie, wie wurden sie gesammelt? Ich lese solche Einblicke sehr gern, auch deshalb, weil sie »vor meiner Zeit« angesiedelt sind.
Darüber hinaus gibt es Artikel über den Lehning-Verlag oder die Reihe »Panther-Buch«, über die beispielsweise ich gar nichts wusste; ebenso wird die Wildwestserie »Rin-Tin-Tin« gewürdigt. Bilder zeichen »Classics Illustrated«, darüber hinaus ist auch ein drei Seiten umfassender Comic enthalten. Eine schöne Mischung!
Mir ist klar, dass ein solches Heft nicht jedermanns Geschmack sein kann. Es wirkt ein wenig altmodisch, aber es ist gleichzeitig sehr charmant. Wer ein Heft für die klassischen Comics hat, die vor sechs Jahrzehnten herauskamen, könnte hier auf seine Kosten kommen. Ich las die vierzig Seiten auf jeden Fall sehr gern!
Klar geht es tief in die Vergangenheit. Gleich mehrere Artikel beschäftigen sich mit der »guten alten Zeit«, als Comics noch in Form von länglichen Streifen erschienen und bei den Erwachsenen nicht gut ankamen. Wie wurden sie damals gekauft, wo bekam man sie, wie wurden sie gesammelt? Ich lese solche Einblicke sehr gern, auch deshalb, weil sie »vor meiner Zeit« angesiedelt sind.
Darüber hinaus gibt es Artikel über den Lehning-Verlag oder die Reihe »Panther-Buch«, über die beispielsweise ich gar nichts wusste; ebenso wird die Wildwestserie »Rin-Tin-Tin« gewürdigt. Bilder zeichen »Classics Illustrated«, darüber hinaus ist auch ein drei Seiten umfassender Comic enthalten. Eine schöne Mischung!
Mir ist klar, dass ein solches Heft nicht jedermanns Geschmack sein kann. Es wirkt ein wenig altmodisch, aber es ist gleichzeitig sehr charmant. Wer ein Heft für die klassischen Comics hat, die vor sechs Jahrzehnten herauskamen, könnte hier auf seine Kosten kommen. Ich las die vierzig Seiten auf jeden Fall sehr gern!
17 Juni 2016
Öffentliches EM-gucken
Weil ich in diesen Tagen am hoch offiziellen Arbeitsplatz zu viel zu tun habe, war ich bisher nicht sehr erfolgreich darin, öffentlich Fußball zu gucken. Einige wichtige Vorrundenspiele der Europameistershaft der Männer bekam ich am heimischen Fernseher mit, unter anderem das Auftaktspiel zwischen Frankreich und Rumänien oder das erste Spiel der deutschen Mannschaft gegen die Ukraine.
Entsprechend gespannt war ich auf den Fußballabend im »fünf«. Am Donnerstag, 16. Juni, sollte Deutschland gegen Polen spielen, und ich sicherte mich knapp vor Beginn einen guten Stehplatz an der Theke. Von dort konnte ich das Publikum überblicken und das Spiel gut sehen, hatte gleichzeitig guten Zugriff auf frisches Bier.
Das Publikum war erfreulich gemischt. Es gab einige junge Leute in Deutschland-Shirts, aber niemand schwenkte eine Fahne oder wirkte sonstwie nationalistisch. Das machte die Sache für mich sehr angenehm: Ich bin selbst ja auch ein Anhänger der deutschen Nationalmannschaft, kann mit dem ganzen Fahnengedöns allerding nichts anfangen.
Das Spiel selbst war spannend, wenngleich unterm Strich erfolglos. Auf dem rutschigen Rasen verstolperten sich die Spieler ständig, der Schiedsrichter zückte eine gelbe Karte nach der anderen, und am Ende stand ein enttäuschendes und torloses Unentschieden.
In der »taz« war eine Analyse zu lesen, das sei in der »Ära Löw« so üblich: Bei großen Turnieren habe die deutsche Mannschaft im ersten Spiel immer eine gute Leistung gezeigt, habe im zweiten Spiel immer ein wenig enttäuscht und erst im dritten Spiel der Vorrunde wieder das Tempo angezogen. Es gibt also Hoffnung für schöne Fußballfeste.
Entsprechend gespannt war ich auf den Fußballabend im »fünf«. Am Donnerstag, 16. Juni, sollte Deutschland gegen Polen spielen, und ich sicherte mich knapp vor Beginn einen guten Stehplatz an der Theke. Von dort konnte ich das Publikum überblicken und das Spiel gut sehen, hatte gleichzeitig guten Zugriff auf frisches Bier.
Das Publikum war erfreulich gemischt. Es gab einige junge Leute in Deutschland-Shirts, aber niemand schwenkte eine Fahne oder wirkte sonstwie nationalistisch. Das machte die Sache für mich sehr angenehm: Ich bin selbst ja auch ein Anhänger der deutschen Nationalmannschaft, kann mit dem ganzen Fahnengedöns allerding nichts anfangen.
Das Spiel selbst war spannend, wenngleich unterm Strich erfolglos. Auf dem rutschigen Rasen verstolperten sich die Spieler ständig, der Schiedsrichter zückte eine gelbe Karte nach der anderen, und am Ende stand ein enttäuschendes und torloses Unentschieden.
In der »taz« war eine Analyse zu lesen, das sei in der »Ära Löw« so üblich: Bei großen Turnieren habe die deutsche Mannschaft im ersten Spiel immer eine gute Leistung gezeigt, habe im zweiten Spiel immer ein wenig enttäuscht und erst im dritten Spiel der Vorrunde wieder das Tempo angezogen. Es gibt also Hoffnung für schöne Fußballfeste.
16 Juni 2016
Kindle-Preis zum zweiten Mal
Nachdem im vorigen Jahr mehr als tausend Romane zum »Kindle Storyteller Award« eingereicht wurden, war eigentlich schon klar, dass diese Marketing-Aktion für E-Books wiederholt würde. Immerhin bekam Amazon auf diese Weise einen starken Zuspruch und holte sich innerhalb der Selfpublisher-Szene viel Zuspruch.
Unklar war zuletzt nur, wie das Ganze ablaufen würde. Wir erinnern uns: Im vergangenen Jahr siegte Phillip P. Peterson mit seinem Science-Fiction-Roman »Paradox« (ich habe ihn gelesen, muss ihn noch besprechen), und es gab einen starken Rummel darum: Der Roman wurde von Bastei-Lübbe veröffentlicht, und die Kölner bekamen prompt Probleme mit dem Buchhandel wegen dieser massiven Unterstützung für Amazon.
Neue Karten, neues Glück: Wenn der Preis in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen wird, ist nicht mehr Lübbe der Partner, sondern HarperCollins. Der preisgekrönte Titel wird von dem in Hamburg ansässigen Verlagshaus veröffentlicht – als gedrucktes Buch. Der Autor oder die Autoren erhalten zudem 10.000 Euro als Preis, ein Marketing-Paket und – wenn der Roman auf einem der ersten fünf Plätze landet – sogar einen Hörbuch-Vertrag.
Ich finde die Aktion gut. Klar handelt es sich um eine Marketing-Geschichte für Amazon, aber sie nutzt nicht nur dem Online-Händler, sondern eben auch den Selfpublishern, vor allem aber den Leuten, die einen Preis gewinnen. Und wenn dabei die eine oder andere Perle nach oben gespült wird – ohne seinen Preis hätte ich Petersons »Paradox« nicht bestellt –, ist das auch für die Leser nicht uninteressant.
Unklar war zuletzt nur, wie das Ganze ablaufen würde. Wir erinnern uns: Im vergangenen Jahr siegte Phillip P. Peterson mit seinem Science-Fiction-Roman »Paradox« (ich habe ihn gelesen, muss ihn noch besprechen), und es gab einen starken Rummel darum: Der Roman wurde von Bastei-Lübbe veröffentlicht, und die Kölner bekamen prompt Probleme mit dem Buchhandel wegen dieser massiven Unterstützung für Amazon.
Neue Karten, neues Glück: Wenn der Preis in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen wird, ist nicht mehr Lübbe der Partner, sondern HarperCollins. Der preisgekrönte Titel wird von dem in Hamburg ansässigen Verlagshaus veröffentlicht – als gedrucktes Buch. Der Autor oder die Autoren erhalten zudem 10.000 Euro als Preis, ein Marketing-Paket und – wenn der Roman auf einem der ersten fünf Plätze landet – sogar einen Hörbuch-Vertrag.
Ich finde die Aktion gut. Klar handelt es sich um eine Marketing-Geschichte für Amazon, aber sie nutzt nicht nur dem Online-Händler, sondern eben auch den Selfpublishern, vor allem aber den Leuten, die einen Preis gewinnen. Und wenn dabei die eine oder andere Perle nach oben gespült wird – ohne seinen Preis hätte ich Petersons »Paradox« nicht bestellt –, ist das auch für die Leser nicht uninteressant.
15 Juni 2016
Sehr klassische Disney-Comics
Ich mag Geschichten aus Entenhausen; ich liebte sie schon als Kinder, und als Erwachsener erfreue ich mich immer noch am klassischen »Donald Duck« und seinem Umfeld. Zu den Zeichnern, die in den Anfangstagen die Figuren am stärksten prägten, zählte Al Taliaferro – was ich jahrelang nicht wusste.
Mit bürgerlichem Namen hieß der Mann Charles Alfred Taliaferro; er starb bereits 1969 und war seit den 30er-Jahren als Comic-Zeichner aktiv. Unter anderem war er jahrelang für die Zeitungs-Comics verantwortlich, vor allem erarbeitete er zahllose »Donald Duck«-Kürzestgeschichten. Eigentlich gilt er als der Erfinder von »Donald Duck« – der viel berühmtere Carl Barks war allerdings derjenige, der später die »langen« Geschichten machte und damit die Ente erst richtig berühmt machte.
Im Sommer 2014 erschien ein Band unter dem Titel »Die besten Geschichten von ...«, der das Werk Taliaferros endlich auch einmal für die deutschsprachigen Leser würdigte. Es ist und war der zehnte Band der Reihe »Die besten Geschichten von ...«, die danach leider eingestellt wurde. Dabei empfand ich fast alle Bücher der Reihe als sehr gelungen – schade.
Bei dem Taliferro-Band gefiel mir vor allem die Ansammlung von Cartoons; ich kannte die allesamt nicht. Der Mann war ein Meister der kurzen Geschichte, und er schaffte es wirklich, in den wenigen Bildern jeweils eine Story zu erzählen. Das muss man in der Kürze erst einmal hinbekommen!
Weil der Verlag so viel Material auf die Seiten bringen wollte, sind die einzelnen Strips teilweise sehr stark verkleinert geworden. Wer da Problem mit seinen Augen hat, muss eine Lupe benutzen. Aber hier bekommt der Leser echt etwas für sein Geld, da kann sich niemand beschweren ...
Für mich, der ich mich mit den Disney-Zeichnern nicht auskenne, waren die redaktionellen Seiten von zusätzlichem Interesse. Nach Lektüre dieser Seiten bekam ich richtig Lust, auch die anderen Taliaferro-Geschichten zu lesen. Ich wäre auf jeden Fall ein Kunde für die Fortsetzung der Reihe gewesen ...
Mit bürgerlichem Namen hieß der Mann Charles Alfred Taliaferro; er starb bereits 1969 und war seit den 30er-Jahren als Comic-Zeichner aktiv. Unter anderem war er jahrelang für die Zeitungs-Comics verantwortlich, vor allem erarbeitete er zahllose »Donald Duck«-Kürzestgeschichten. Eigentlich gilt er als der Erfinder von »Donald Duck« – der viel berühmtere Carl Barks war allerdings derjenige, der später die »langen« Geschichten machte und damit die Ente erst richtig berühmt machte.
Im Sommer 2014 erschien ein Band unter dem Titel »Die besten Geschichten von ...«, der das Werk Taliaferros endlich auch einmal für die deutschsprachigen Leser würdigte. Es ist und war der zehnte Band der Reihe »Die besten Geschichten von ...«, die danach leider eingestellt wurde. Dabei empfand ich fast alle Bücher der Reihe als sehr gelungen – schade.
Bei dem Taliferro-Band gefiel mir vor allem die Ansammlung von Cartoons; ich kannte die allesamt nicht. Der Mann war ein Meister der kurzen Geschichte, und er schaffte es wirklich, in den wenigen Bildern jeweils eine Story zu erzählen. Das muss man in der Kürze erst einmal hinbekommen!
Weil der Verlag so viel Material auf die Seiten bringen wollte, sind die einzelnen Strips teilweise sehr stark verkleinert geworden. Wer da Problem mit seinen Augen hat, muss eine Lupe benutzen. Aber hier bekommt der Leser echt etwas für sein Geld, da kann sich niemand beschweren ...
Für mich, der ich mich mit den Disney-Zeichnern nicht auskenne, waren die redaktionellen Seiten von zusätzlichem Interesse. Nach Lektüre dieser Seiten bekam ich richtig Lust, auch die anderen Taliaferro-Geschichten zu lesen. Ich wäre auf jeden Fall ein Kunde für die Fortsetzung der Reihe gewesen ...
14 Juni 2016
Zu Genepool würd' ich tanzen
Es gibt Bands, die kriege ich zwar mit, die sehe ich aber nie live und nehme sie dann doch nicht richtig wahr. Genepool aus Köln zählt dazu; die Band gibt es mit wechselnden Besetzungen seit dem Jahr 2000, und ich habe sie immer ein wenig in meinem Hintergrund gesetzt, wusste nie so richtig, wie ich sie einordnen sollte.
Dabei ist die Platte »Lauf! Lauf!« dieser Band ein echter Geniestreich. Es war die dritte Langspielplatte der Band, sie wurde anfangs 2010 veröffentlicht, und sie ist wunderbar: abwechslungsreich und eingängig, melodisch und rhythmisch, auch nach dem zehnten Anhören in Reihe noch richtig gelungen.
Irgendwie machte die Band da für meine Ohren so richtig viel richtig. Die sperrigen Noise-Rock-Attacken ihrer frühen Aufnahmen waren weg, stattdessen setzte man auf temporeiche Popmusik mit schweren Gitarren. Ob das dann noch Punk ist oder schon wieder Punk geworden ist – das ist mir wiederum völlig egal.
Die Stücke sind treibend, die Stimme des Sängers jagt durch die Melodien, und immer wieder wird dazwischen eine Orgel eingesetzt. In den besten Stücken erkennt man die Bezüge zu den allerspätesten 70er-Jahren, zu einer Mixtur aus Wave und Punk, aus Indie-Disco und Pop. Eine Klasse-Platte, bei der ich kaum stillsitzen kann!
Dabei ist die Platte »Lauf! Lauf!« dieser Band ein echter Geniestreich. Es war die dritte Langspielplatte der Band, sie wurde anfangs 2010 veröffentlicht, und sie ist wunderbar: abwechslungsreich und eingängig, melodisch und rhythmisch, auch nach dem zehnten Anhören in Reihe noch richtig gelungen.
Irgendwie machte die Band da für meine Ohren so richtig viel richtig. Die sperrigen Noise-Rock-Attacken ihrer frühen Aufnahmen waren weg, stattdessen setzte man auf temporeiche Popmusik mit schweren Gitarren. Ob das dann noch Punk ist oder schon wieder Punk geworden ist – das ist mir wiederum völlig egal.
Die Stücke sind treibend, die Stimme des Sängers jagt durch die Melodien, und immer wieder wird dazwischen eine Orgel eingesetzt. In den besten Stücken erkennt man die Bezüge zu den allerspätesten 70er-Jahren, zu einer Mixtur aus Wave und Punk, aus Indie-Disco und Pop. Eine Klasse-Platte, bei der ich kaum stillsitzen kann!
13 Juni 2016
Literarische Diebe
Als die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel für 2015 das Thema »Klaut!« ausgab, fand ich das anfangs sehr irritierend. Aber meine Co-Dozenten und ich schafften es im Jahr 2015 dann doch, zwei ganze Seminare zu gestalten, in denen dieses Thema mehr oder weniger sinnvoll umgesetzt werden konnte.
Mittlerweile gibt es auch ein Buch, das sich damit auseinandersetzt – es ist im wesentlichen das Ergebnis eines Kulturcamps. Herausgegeben wird es von Andreas Grünewald Steiger und Olaf Kutzmutz. Ich zitiere: »Dieser Band dokumentiert unser Camp, das sich damit beschäftigte, wie Wirklichkeiten geschaffen, ja Urban Legends in Umlauf gebracht werden können.«
Bei dem Camp selbst war ich nicht da, ich bin aber mit einem Text in dem Buch vertreten: »Ich war ein literarischer Dieb« ist eine selbstironische und hoffentlich unterhaltsame Auseinandersetzung mit dem »Klauen« und vor allem Übernehmen von vorhandenen Texten und Ideen. Und ich bin sehr stolz darauf, in diesem Buch vertreten zu sein.
Mittlerweile gibt es auch ein Buch, das sich damit auseinandersetzt – es ist im wesentlichen das Ergebnis eines Kulturcamps. Herausgegeben wird es von Andreas Grünewald Steiger und Olaf Kutzmutz. Ich zitiere: »Dieser Band dokumentiert unser Camp, das sich damit beschäftigte, wie Wirklichkeiten geschaffen, ja Urban Legends in Umlauf gebracht werden können.«
Bei dem Camp selbst war ich nicht da, ich bin aber mit einem Text in dem Buch vertreten: »Ich war ein literarischer Dieb« ist eine selbstironische und hoffentlich unterhaltsame Auseinandersetzung mit dem »Klauen« und vor allem Übernehmen von vorhandenen Texten und Ideen. Und ich bin sehr stolz darauf, in diesem Buch vertreten zu sein.
12 Juni 2016
Literatur-Camp zum zweiten
Als ich am Samstag zum ersten Mal auf das Literatur-Camp nach Heidelberg fuhr, war ich sehr unsicher. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt, und mir kam die Camp-Überlegung anfangs eher »studentisch« und »universitär« vor. Das legte sich im Verlauf des Samstags, weshalb ich am Sonntag morgen, 12. Juni 2016, mit großem Interesse erneut nach Heidelberg fuhr.
Die Atmosphäre ist extrem positiv; ich sehe eigentlich nur lachende und freundliche Gesichter. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern – der Frauenanteil dürfte bei 60 Prozent liegen – ist die gemeinsame Arbeit an und mit Literatur wichtig; die gemeinsamen Diskussionen in den Pausen zwischen den »Sessions« sind fast wichtiger als die eigentlichen Vorträge.
Und ganz nebenbei lerne ich sehr viel auf so einer Veranstaltung. Ich erfuhr am Sonntag schon einiges über die Gestaltung von Epub-Dateien und über den Aufbau von Romankonzepten mithilfe einer Technik, die ich vorher nicht kannte: der Figurenauftstellung. Schon jetzt lässt sich sagen, dass ich die Veranstaltung gern weiter empfehlen und – hoffentlich – im nächsten Jahr die Fortsetzung besuchen werde.
Die Atmosphäre ist extrem positiv; ich sehe eigentlich nur lachende und freundliche Gesichter. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern – der Frauenanteil dürfte bei 60 Prozent liegen – ist die gemeinsame Arbeit an und mit Literatur wichtig; die gemeinsamen Diskussionen in den Pausen zwischen den »Sessions« sind fast wichtiger als die eigentlichen Vorträge.
Und ganz nebenbei lerne ich sehr viel auf so einer Veranstaltung. Ich erfuhr am Sonntag schon einiges über die Gestaltung von Epub-Dateien und über den Aufbau von Romankonzepten mithilfe einer Technik, die ich vorher nicht kannte: der Figurenauftstellung. Schon jetzt lässt sich sagen, dass ich die Veranstaltung gern weiter empfehlen und – hoffentlich – im nächsten Jahr die Fortsetzung besuchen werde.
11 Juni 2016
Auf dem LitCamp
Wenn ich mir überlege, dass ich seit den 80er-Jahren mein Geld mit Lesen und Schreiben verdiene – ich habe ja auch keinen ordentlichen Beruf erlernt –, ist es verwunderlich, dass ich am heutigen Samstag, 11. Juni 2016, zum ersten Mal bei einem sogenannten LiteraturCamp bin. In diesem Fall ist es das LitCamp 2016 in Heidelberg, bei dem ich mit ungewohnten Organisationsformen und einem Heer von quirligen Leuten konfrontiert werde.
Mit einem Science-Fiction-Con oder einer sonstwie seriösen Konferenz ist das nicht vergleichbar. Programmpunkte stehen nicht Monate oder gar Jahre im voraus fest, sie werden direkt vor Ort geplant und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern »live« diskutiert. Am Vormittag benötigen die organisatorischen Dinge entsprechend viel Zeit, was angesichts der Atmosphäre nicht langweilig und quälend verläuft, sondern eher witzig und unterhaltsam.
Richtig los geht es nach dem Mittagessen; da finden die sogenannten Sessions statt, zu denen man sich irgendwie verabredet. Ich habe selbst zwei Sessions angeboten – als Neuling sollte man eine vorschlagen –, und ich werde an anderen Sessions teilnehmen. Alles weitere sehe ich dann; es ist ein bisschen wie »Fahren auf Sicht« für mich, und das finde ich spannend.
Mit einem Science-Fiction-Con oder einer sonstwie seriösen Konferenz ist das nicht vergleichbar. Programmpunkte stehen nicht Monate oder gar Jahre im voraus fest, sie werden direkt vor Ort geplant und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern »live« diskutiert. Am Vormittag benötigen die organisatorischen Dinge entsprechend viel Zeit, was angesichts der Atmosphäre nicht langweilig und quälend verläuft, sondern eher witzig und unterhaltsam.
Richtig los geht es nach dem Mittagessen; da finden die sogenannten Sessions statt, zu denen man sich irgendwie verabredet. Ich habe selbst zwei Sessions angeboten – als Neuling sollte man eine vorschlagen –, und ich werde an anderen Sessions teilnehmen. Alles weitere sehe ich dann; es ist ein bisschen wie »Fahren auf Sicht« für mich, und das finde ich spannend.
10 Juni 2016
Irrsinniges Geld
Als ich irgendwann in den 90er-Jahren zum ersten Mal von diesem »neuen Ding« namens Internet hörte, fand ich das alles sehr geheimnisvoll. Am meisten faszinierte mich aber die Idee, dass hier etwas entstand, dass die »freien Kräfte« nach vorne bringen würde. Die Idee, gemeinsam Ideen zu erarbeiten und zu teilen, fand ich toll – bei aller Kritik, die ich damals schon anbrachte (ohne Ahnung davon zu haben, versteht sich).
Schaue ich mir aktuelle Zahlen an, wie sich das Internet-Geschäft entwickelt, wird mir immer klarer, wie falsch unsereins – und die echten Profis – vor zwanzig Jahren noch dachten. Allein in den USA sind laut aktuellen Statistiken im vergangenen Jahr rund 60 Milliarden Dollar für die sogenannte Online-Werbung ausgegeben worden.
Das entspricht einer Steigerung von zwanzig Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und der Großteil der Kohle entfällt auf Werbung im »mobilen Bereich«. Glaubt man den Zahlen, kassieren die Firmen Facebook und Google davon den größten Teil: Google wuchs um 18 Prozent auf 30 Milliarden Dollar, Facebook wuchs zwar nur auf acht Milliarden Dollar, machte dabei aber einen Sprung von 59 Prozent. (Spätestens diese Zahlen sollten übrigens all die Klugscheißer zum Nachdenken bringen, die einem seit einiger Zeit erklären, dass Facebook bereits »out« sei.)
Es wird also irrsinniges Geld mit Werbung im Netz verdient. Ob diese Werbung sinnvoll ist oder nicht, spielt dabei ebensowenig eine Rolle wie die Frage, ob diese irrsinnigen Summen auch nur irgendwie gerechtfertigt sind. Mit dem Traum vom »freien Netz« hat das Ganze auf jeden Fall nichts mehr zu tun.
(Ich zeige mit keinem Zeigefinger auf jemanden. Diesen Text teile ich bei Facebook und bei Google+. Ich mache also damit mit, diese Firmen noch wichtiger und reicher zu machen. Mein Blog gehört zu Google. Ich bin also Öl und nicht Sand im Getriebe. Das habe ich mir vor zwanzig Jahren übrigens auch mal anders vorgestellt.)
Schaue ich mir aktuelle Zahlen an, wie sich das Internet-Geschäft entwickelt, wird mir immer klarer, wie falsch unsereins – und die echten Profis – vor zwanzig Jahren noch dachten. Allein in den USA sind laut aktuellen Statistiken im vergangenen Jahr rund 60 Milliarden Dollar für die sogenannte Online-Werbung ausgegeben worden.
Das entspricht einer Steigerung von zwanzig Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und der Großteil der Kohle entfällt auf Werbung im »mobilen Bereich«. Glaubt man den Zahlen, kassieren die Firmen Facebook und Google davon den größten Teil: Google wuchs um 18 Prozent auf 30 Milliarden Dollar, Facebook wuchs zwar nur auf acht Milliarden Dollar, machte dabei aber einen Sprung von 59 Prozent. (Spätestens diese Zahlen sollten übrigens all die Klugscheißer zum Nachdenken bringen, die einem seit einiger Zeit erklären, dass Facebook bereits »out« sei.)
Es wird also irrsinniges Geld mit Werbung im Netz verdient. Ob diese Werbung sinnvoll ist oder nicht, spielt dabei ebensowenig eine Rolle wie die Frage, ob diese irrsinnigen Summen auch nur irgendwie gerechtfertigt sind. Mit dem Traum vom »freien Netz« hat das Ganze auf jeden Fall nichts mehr zu tun.
(Ich zeige mit keinem Zeigefinger auf jemanden. Diesen Text teile ich bei Facebook und bei Google+. Ich mache also damit mit, diese Firmen noch wichtiger und reicher zu machen. Mein Blog gehört zu Google. Ich bin also Öl und nicht Sand im Getriebe. Das habe ich mir vor zwanzig Jahren übrigens auch mal anders vorgestellt.)
09 Juni 2016
Vorwort für Indigo
Comic-Fans werden die Science-Fiction-Serie »Indigo« kennen. Der Zeichner Dirk Schulz und der Autor Robert Feldhoff arbeiteten jahrelang daran, insgesamt erschienen acht Bände, zuerst im Splitter-Verlag der 80er-Jahre und später im Carlsen-Verlag.
Dass Robert Feldhoff im Jahr 2009 starb, schockierte mich damals; ich hatte jahrelang mit ihm hervorragend zusammengearbeitet. Mit Dirk Schulz habe ich beruflich immer wieder zu. Deshalb war ich auch sofort bereit, einen Text für eine Neuausgabe von »Indigo« zu liefern.
Das Buch ist mittlerweile erschienen: ein superfetter Comic-Band mit einem Umfang von sage und schreibe 432 Seiten. Neben den acht Comic-Bänden sowie zahlreichen weiteren Illustrationen enthält es zwei Vorwörter – eines davon ist für mich.
Einerseits bin ich sehr stolz darauf, in diesem Prachtband mit einem Text vertreten zu sein; andererseits stimmt es mich eben gleich wieder traurig. Jetzt gibt es zumindest die hochwertige Sammlerausgabe. Und wer sich nichts unter »Indigo« vorstellen kann, schaue sich zumindest die coole Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlags an.
Dass Robert Feldhoff im Jahr 2009 starb, schockierte mich damals; ich hatte jahrelang mit ihm hervorragend zusammengearbeitet. Mit Dirk Schulz habe ich beruflich immer wieder zu. Deshalb war ich auch sofort bereit, einen Text für eine Neuausgabe von »Indigo« zu liefern.
Das Buch ist mittlerweile erschienen: ein superfetter Comic-Band mit einem Umfang von sage und schreibe 432 Seiten. Neben den acht Comic-Bänden sowie zahlreichen weiteren Illustrationen enthält es zwei Vorwörter – eines davon ist für mich.
Einerseits bin ich sehr stolz darauf, in diesem Prachtband mit einem Text vertreten zu sein; andererseits stimmt es mich eben gleich wieder traurig. Jetzt gibt es zumindest die hochwertige Sammlerausgabe. Und wer sich nichts unter »Indigo« vorstellen kann, schaue sich zumindest die coole Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlags an.
Gee Strings auf Single
Bei ihrem Konzert in Karlsruhe haben mich die Gee Strings wieder einmal überzeugt: rotzier Sound, klassischer Punkrock, witzige Show. Ich kaufte mir auch gleich die Single »I Will Get You«, die in einer Klarsichthülle erschienen ist und echt schön aussieht. Sie ist 2014 im französischen Besancon aufgenommen und in Vancouver, Kanada, gemixt worden – das spricht für den internationalen Charakter der Band.
Die A-Seite ist eine Coverversion: In ziemlich klassischer Art wird »We Are The One« von den guten alten Avengers gecovert – das ist eh ein starkes Stück, und die Gee Strings machen daraus eine moderne coole Version.
Ebenso gelungen ist das Titelstück der kleinen Platte auf der B-Seite: »I Will Get You« ist wunderbar-knackiger Punkrock mit viel Melodie, und mehr muss man zu dieser Platte dann auch nicht sagen. So mag ich Punkrock halt immer noch: kurz und knapp und auf den Punkt.
Die A-Seite ist eine Coverversion: In ziemlich klassischer Art wird »We Are The One« von den guten alten Avengers gecovert – das ist eh ein starkes Stück, und die Gee Strings machen daraus eine moderne coole Version.
Ebenso gelungen ist das Titelstück der kleinen Platte auf der B-Seite: »I Will Get You« ist wunderbar-knackiger Punkrock mit viel Melodie, und mehr muss man zu dieser Platte dann auch nicht sagen. So mag ich Punkrock halt immer noch: kurz und knapp und auf den Punkt.
08 Juni 2016
Gebloggt im Juni 2006
Es ist stets erhellend, sich anzuschauen, was man zehn Jahre zuvor gedacht, getan und geschrieben hat. Zumindest in meinem Fall – und ich habe sogar die Möglichkeit, mich mithilfe meines eigenen Blogs davon zu überzeugen. Deshalb schaute ich mir sehr gründlich einige der Einträge vom Juni 2006 an.
»Udo war leider nicht da« bezieht sich auf Udo Lindenberg und eine geschäftliche Reise nach Hamburg. Ich stieg damals im selben Hotel ab, in dem damals – und auch heute noch? – der Sänger Udo Lindenberg wohnte.
8,5 Grad hatte es vor zehn Jahren in Karlsruhe; das kann man sich heute kaum vorstellen. Mein Text dazu hieß »Im sonnigen Baden«, er ist sehr persönlich ...
Bei manchen politischen Themen können zehn Jahre vergehen, und es ändert sich wenig. So auch bei »Wer ist Schuld an der Misere?«, wobei ich ja heute »schuld« klein schreiben würde. Über Politik ärgere ich mich nach wie vor.
Den ColoniaCon fand ich schon vor zehn Jahren seltsam – wenn man es mit der Empfindung vergleicht, die ich 1984 oder so für die Fanveranstaltung in Köln hatte. Das belegt mein Textlein unter dem Titel »Mal wieder ColoniaCon«.
In Köln lernte ich vor zehn Jahren erst einen Mann kennen, dessen Publikationen ich schon in den frühesten 80er-Jahren gelesen hatte: René Moreau gab und gibt die Zeitschrift »Edoxus« heraus. In »René, EXODUS und ein Bordstein« geht es genau darum ...
Mein Punk-Roman »Chaos en France« war vor zehn Jahren noch recht neu, also schrieb ich auch darüber. »Wo bekomme ich ›Chaos en France‹?« ist deshalb auch der Titel des entsprechenden Beitrages.
Im gleichen Zeitraum hatte ich meinen dritten Roman um Peter Meißner alias Peter Pank gestartet; die zweite Folge kam im OX, und ich schrieb darüber den Beitrag »›Und: Hardcore!‹ Teil 2 erschienen« lautet der Titel.
Über Musik schrieb ich vor zehn Jahren ebenfalls, in diesem Fall über eine neue Schallplatte. In »Geniale Platte von Bela B.« geht's um genau das Thema ...
»Udo war leider nicht da« bezieht sich auf Udo Lindenberg und eine geschäftliche Reise nach Hamburg. Ich stieg damals im selben Hotel ab, in dem damals – und auch heute noch? – der Sänger Udo Lindenberg wohnte.
8,5 Grad hatte es vor zehn Jahren in Karlsruhe; das kann man sich heute kaum vorstellen. Mein Text dazu hieß »Im sonnigen Baden«, er ist sehr persönlich ...
Bei manchen politischen Themen können zehn Jahre vergehen, und es ändert sich wenig. So auch bei »Wer ist Schuld an der Misere?«, wobei ich ja heute »schuld« klein schreiben würde. Über Politik ärgere ich mich nach wie vor.
Den ColoniaCon fand ich schon vor zehn Jahren seltsam – wenn man es mit der Empfindung vergleicht, die ich 1984 oder so für die Fanveranstaltung in Köln hatte. Das belegt mein Textlein unter dem Titel »Mal wieder ColoniaCon«.
In Köln lernte ich vor zehn Jahren erst einen Mann kennen, dessen Publikationen ich schon in den frühesten 80er-Jahren gelesen hatte: René Moreau gab und gibt die Zeitschrift »Edoxus« heraus. In »René, EXODUS und ein Bordstein« geht es genau darum ...
Mein Punk-Roman »Chaos en France« war vor zehn Jahren noch recht neu, also schrieb ich auch darüber. »Wo bekomme ich ›Chaos en France‹?« ist deshalb auch der Titel des entsprechenden Beitrages.
Im gleichen Zeitraum hatte ich meinen dritten Roman um Peter Meißner alias Peter Pank gestartet; die zweite Folge kam im OX, und ich schrieb darüber den Beitrag »›Und: Hardcore!‹ Teil 2 erschienen« lautet der Titel.
Über Musik schrieb ich vor zehn Jahren ebenfalls, in diesem Fall über eine neue Schallplatte. In »Geniale Platte von Bela B.« geht's um genau das Thema ...
07 Juni 2016
Rasanter Berlin-Thriller
Warum es so lang gedauert hat, den Roman »40 Stunden« zu lesen, kann ich gar nicht sagen. Dabei kenne ich die Autorin Kathrin Lange schon richtig lang. Der Roman wurde bereits im Februar 2014 veröffentlicht, und er versackte lange in irgendwelchen »Zu lesen«-Stapeln.
Doch dieser Tage hatte ich endlich mit der Lektüre begonnen, um dann in ein wahres Lesefieber zu geraten. Daraus konnte ich mich nur befreien, wenn es nicht anders ging.
Hauptperson des Thrillers ist Faris Iskander, der in Berlin für eine Sonderarbeit der Polizei tätig ist, die sich mit »religiös motivierten Verbrechen« beschäftigt. Vor einigen Monaten hat er erst einen Bombenanschlag überlebt, es gibt zudem Menschen, die ihm – wegen seiner muslimischen Herkunft – massiv misstrauen. Trotzdem will er seine Arbeit ordentlich machen.
Als Faris Iskander allerdings ein Video geschickt bekommt, das einen Mann zeigt, der am Kreuz hängt, wird schnell klar, dass er persönlich in einen Fall hineingezogen wird. Ein unbekannter Bombenleger, der mit christlichen Motiven arbeitet, nutzt den Papstbesuch in Berlin aus, um mit einem fürchterlichen Attentat zu drohen. Nur wenn es Faris schafft, den gekreuzigten Mann zu finden, kann er verhindern, dass Bomben explodieren und Tausende in den Tod reißen.
Soweit die Ausgangsposition für einen Thriller, der mich sehr gefesselt hat. Das liegt natürlich am Thema – religiöser Terror spielt leider in unserer Realwelt immer wieder eine Rolle –, aber auch an der rasanten Schreibe, die meist aus der Perspektive des ermittelnden Faris Iskander erzählt.
Ein Ermittler, der mit dem Täter in einer privaten Beziehung steht, über die er anfangs nichts weiß: Das ist nicht unbedingt neu, aber ich habe es selten so intensiv erlebt wie in »40 Stunden«. Faris ist ein Tatmensch und gleichzeitig ein Charakter mit vielen unbekannten Seiten – man kann wohl davon ausgehen, dass die Autorin diese im Verlauf der weiteren Bücher offenbaren wird.
Seine Kollegen haben ihre Macken, im Verlauf des Romans lernt man sie kennen und zumindest verstehen. Das alles fand ich meist glaubhaft und nachvollziehbar, auch die Auflösung des Falles verläuft zwischen Polizeiarbeit und Action recht glaubwürdig. Alles in allem packte mich »40 Stunden« über die volle Distanz, und ich bin schon jetzt auf eine Fortsetzung gespannt!
Doch dieser Tage hatte ich endlich mit der Lektüre begonnen, um dann in ein wahres Lesefieber zu geraten. Daraus konnte ich mich nur befreien, wenn es nicht anders ging.
Hauptperson des Thrillers ist Faris Iskander, der in Berlin für eine Sonderarbeit der Polizei tätig ist, die sich mit »religiös motivierten Verbrechen« beschäftigt. Vor einigen Monaten hat er erst einen Bombenanschlag überlebt, es gibt zudem Menschen, die ihm – wegen seiner muslimischen Herkunft – massiv misstrauen. Trotzdem will er seine Arbeit ordentlich machen.
Als Faris Iskander allerdings ein Video geschickt bekommt, das einen Mann zeigt, der am Kreuz hängt, wird schnell klar, dass er persönlich in einen Fall hineingezogen wird. Ein unbekannter Bombenleger, der mit christlichen Motiven arbeitet, nutzt den Papstbesuch in Berlin aus, um mit einem fürchterlichen Attentat zu drohen. Nur wenn es Faris schafft, den gekreuzigten Mann zu finden, kann er verhindern, dass Bomben explodieren und Tausende in den Tod reißen.
Soweit die Ausgangsposition für einen Thriller, der mich sehr gefesselt hat. Das liegt natürlich am Thema – religiöser Terror spielt leider in unserer Realwelt immer wieder eine Rolle –, aber auch an der rasanten Schreibe, die meist aus der Perspektive des ermittelnden Faris Iskander erzählt.
Ein Ermittler, der mit dem Täter in einer privaten Beziehung steht, über die er anfangs nichts weiß: Das ist nicht unbedingt neu, aber ich habe es selten so intensiv erlebt wie in »40 Stunden«. Faris ist ein Tatmensch und gleichzeitig ein Charakter mit vielen unbekannten Seiten – man kann wohl davon ausgehen, dass die Autorin diese im Verlauf der weiteren Bücher offenbaren wird.
Seine Kollegen haben ihre Macken, im Verlauf des Romans lernt man sie kennen und zumindest verstehen. Das alles fand ich meist glaubhaft und nachvollziehbar, auch die Auflösung des Falles verläuft zwischen Polizeiarbeit und Action recht glaubwürdig. Alles in allem packte mich »40 Stunden« über die volle Distanz, und ich bin schon jetzt auf eine Fortsetzung gespannt!
Knallig aus Colorado
Sie ist nicht sonderlich originell, aber sie knallt: die EP »Gunlock Germ« der Band Gain To Lose. Die drei Burschen aus dem US-Bundesstaat Colorado haben ihre Platte mit insgesamt sieben Stücken im Jahr 2011 aufgenommen, und ich habe sie leider erst dieser Tage angehört.
Die Stücke sind durch die Bank gelungen: schneller Hardcore im flotten Stop-and-Go, ab und zu mal ein Break reingeschmissen, ansonsten aber jeder Metal-Kante sorgsam ausgewichen – so mag ich Hardcore-Punk immer.
Textlich geht’s um allgemeine Dinge, weniger um politische Themen. Die Band erzählt von sich und ihrem Leben, das ganze im gewohnt-rotzigen Stil. Passt. Und mehr muss ich zu dieser Kracher-EP auch nicht sagen.
Die Stücke sind durch die Bank gelungen: schneller Hardcore im flotten Stop-and-Go, ab und zu mal ein Break reingeschmissen, ansonsten aber jeder Metal-Kante sorgsam ausgewichen – so mag ich Hardcore-Punk immer.
Textlich geht’s um allgemeine Dinge, weniger um politische Themen. Die Band erzählt von sich und ihrem Leben, das ganze im gewohnt-rotzigen Stil. Passt. Und mehr muss ich zu dieser Kracher-EP auch nicht sagen.
06 Juni 2016
Knallige Mixtur aus deutschen Landen
Am Sonntag, 5. Juni 2016, spielte ich in meiner Radiosendung im Querfunk, dem Freien Radio, in Karlsruhe, wieder einmal Musik von Bands aus Deutschland. Die einzige Einschränkung, die ich darüber machte, war, dass die Aufnahmen aus den Zehnerjahren sein sollten; ich hätte noch dazu sagen sollen, dass es sich größtenteils um »kleine« Platten handelte.
Eine Ausnahme bildeten die Illegalen Farben aus Nordrhein-Westfalen, deren Langspielplatte nicht in das Schema passt. Der rotzige Punk, der schwer nach den späten 70er-Jahren klingt, sollte die Band trotzdem gut in das Ohr der Hörer und Hörerinnen gebracht haben.
Auch nach den späten 70er-Jahren klangen die Frogrammers aus Berlin mit ihrem 77er-Punkrock. Die andere Berliner Band, nämlich Diving For Sunken Treasure, spielten dann eher mit den Klischees und Tönen des »Gypsy-Punk«.
Deutschpunk, wenngleich der moderneren Sorte, kam von Affenmesserkampf aus Kiel oder The High Society aus Nürnberg, ganz zu schweigen von Zustände aus Mannheim. Mit quiekendem Elektro-Sound warteten dazu die Leute von Lafftrak mit ihrem skurrilen Punkrock aus Köln auf, während Love Channel aus Gießen vor allem gnadenlos bolzte.
Angenehm rockend und schunkelnd entließ ich meine Hörer in den Wochenanfang. Den Abschluss bildeten nämlich The Holy Kings aus Regensburg; die machen ja so Emopunk mit rauem Gesang, der gut ins Ohr geht und den Übergang zum Jazz – kommt nach dem Punk bei uns – ein wenig gemütlicher gestaltet.
Eine Ausnahme bildeten die Illegalen Farben aus Nordrhein-Westfalen, deren Langspielplatte nicht in das Schema passt. Der rotzige Punk, der schwer nach den späten 70er-Jahren klingt, sollte die Band trotzdem gut in das Ohr der Hörer und Hörerinnen gebracht haben.
Auch nach den späten 70er-Jahren klangen die Frogrammers aus Berlin mit ihrem 77er-Punkrock. Die andere Berliner Band, nämlich Diving For Sunken Treasure, spielten dann eher mit den Klischees und Tönen des »Gypsy-Punk«.
Deutschpunk, wenngleich der moderneren Sorte, kam von Affenmesserkampf aus Kiel oder The High Society aus Nürnberg, ganz zu schweigen von Zustände aus Mannheim. Mit quiekendem Elektro-Sound warteten dazu die Leute von Lafftrak mit ihrem skurrilen Punkrock aus Köln auf, während Love Channel aus Gießen vor allem gnadenlos bolzte.
Angenehm rockend und schunkelnd entließ ich meine Hörer in den Wochenanfang. Den Abschluss bildeten nämlich The Holy Kings aus Regensburg; die machen ja so Emopunk mit rauem Gesang, der gut ins Ohr geht und den Übergang zum Jazz – kommt nach dem Punk bei uns – ein wenig gemütlicher gestaltet.
05 Juni 2016
Genetiker gegen Rassisten
Wissenschaftler haben herausgefunden, wie die Menschen in Europa vor Jahrtausenden aussahen. Zumindest entnehme ich das einem Interview mit dem Archäo- und Paläogenetiker Johannes Krause, das am Freitag, 3. Juni 2016, in der »taz« veröffentlicht wurde. Anhand von genetischen Untersuchungen lassen sich gewisse Dinge sehr genau nachvollziehen und auch beweisen.
Es ist völlig klar, dass beinharte Rassisten solche Gedankengänge nie glauben werden. Aber die Vorstellung, dass die »Ur-Europäer« vor 4000 oder 5000 Jahren eher dunkelhäutig waren, fast schwarz, und dazu blaue Augen hatten, die finde ich sehr witzig.
Witzig finde ich darüber hinaus, dass sich die klassischen Archäologen und die Genetiker nicht ganz einig sind. Während die Archäologen anhand von Ausgrabungen ihre Schlüsse ziehen, analysieren die Genetiker die Knochen und finden aufgrund dieser Knochen heraus, welche Verwandtschaftsbeziehungen herrschten.
Was Rassisten völlig überraschen und entsetzen wird: Man wird nach keiner wissenschaftlichen Methode eine wie auch immer geartetete »deutsche Rasse« herausfinden können, erst recht keine »arische Rasse« oder sonstigen Mumpitz. Das wusste unsereins zwar schon vorher – aber jetzt gibt es für all das auch noch streng wissenschaftliche Beweise.
Das macht die rechtsradikale These von der angeblich geplanten »Umvolkung« noch absurder, als sie es ohnehin schon ist. Die »Umvolkungen«, die immer wieder auf dem Gebiet des heutigen Mitteleuropa stattfanden, sorgten schon vor Jahrtausenden dafür, dass sich unsere Vorfahren mit der Restbevölkerung des Neandertalers vermischten, dass Einflüsse aus Vorderasien in den Genpool eingearbeitet wurden und dass es ganz sicher nie eine nordeuropäische »Hochrasse« gab.
Aber gegen dümmliche Rassismen und gegen »ethnobiologische« Gedankengänge helfen weder Wissenschaft noch Überzeugungskraft. Das ist leider so ...
Es ist völlig klar, dass beinharte Rassisten solche Gedankengänge nie glauben werden. Aber die Vorstellung, dass die »Ur-Europäer« vor 4000 oder 5000 Jahren eher dunkelhäutig waren, fast schwarz, und dazu blaue Augen hatten, die finde ich sehr witzig.
Witzig finde ich darüber hinaus, dass sich die klassischen Archäologen und die Genetiker nicht ganz einig sind. Während die Archäologen anhand von Ausgrabungen ihre Schlüsse ziehen, analysieren die Genetiker die Knochen und finden aufgrund dieser Knochen heraus, welche Verwandtschaftsbeziehungen herrschten.
Was Rassisten völlig überraschen und entsetzen wird: Man wird nach keiner wissenschaftlichen Methode eine wie auch immer geartetete »deutsche Rasse« herausfinden können, erst recht keine »arische Rasse« oder sonstigen Mumpitz. Das wusste unsereins zwar schon vorher – aber jetzt gibt es für all das auch noch streng wissenschaftliche Beweise.
Das macht die rechtsradikale These von der angeblich geplanten »Umvolkung« noch absurder, als sie es ohnehin schon ist. Die »Umvolkungen«, die immer wieder auf dem Gebiet des heutigen Mitteleuropa stattfanden, sorgten schon vor Jahrtausenden dafür, dass sich unsere Vorfahren mit der Restbevölkerung des Neandertalers vermischten, dass Einflüsse aus Vorderasien in den Genpool eingearbeitet wurden und dass es ganz sicher nie eine nordeuropäische »Hochrasse« gab.
Aber gegen dümmliche Rassismen und gegen »ethnobiologische« Gedankengänge helfen weder Wissenschaft noch Überzeugungskraft. Das ist leider so ...
04 Juni 2016
Autorenschulen am Ende?
Noch vor zwei oder drei Jahren trommelten viele deutschsprachige Verlage mit der Ankündigung, sie wollten ihre eigenen Bestsellerautoren »züchten«. Aus diesem Grund eröffnete beispielsweise der Kölner Bastei-Lübbe-Verlag seine Bastei Lübbe Academy – unbedingt englisch auszusprechend! – und verkündete, auf diese Weise neue Autoren für die vielen geplanten Serien zu gewinnen.
Andere Verlage kündigten ähnliches an, Rowohlt und Aufbau seien genannt. Bei weiteren Verlagen wurden »digitale Imprints« gegründet, mit denen man den schriftstellerischen Nachwuchs fördern wolle. Und ganz nebenbei dienten diese Aktivitäten dazu, gut in der Presse dazustehen.
Irgendwie ist von dieser Welle nicht mehr übrig. Wer Lust hat, mag auf den einschlägigen Internet-Seiten ein wenig recherchieren. Wie es aussieht, haben verschiedene Verlage aus unterschiedlichsten Gründen diese Arbeit eingestellt. Über die wahren Gründe kann man nur spekulieren.
Vielleicht lag's schlicht daran, dass man die Arbeit unterschätzt hat. Autorenseminare sind harte Arbeit; das weiß ich aus meiner gelegentlichen Aktivität an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Das kann man nicht neben dem laufenden Betrieb »irgendwie« machen; dazu müssen sogar Personen eingestellt werden – das alles benötigt Geld, das sich so schnell nicht wieder einspielen lässt.
Und vielleicht lag's daran, dass man nicht so schnell die Rezeptur erfüllen kann, die man vorher wohl den Controllern erzählen musste: »Stellen Sie sich das Ganze wie einen Trichter vor: Oben kippt man Amateure rein, und untern kommen die Bestseller raus, die alles dann finanzieren.« So einfach ist die Bücherwelt dann eben doch nicht ...
Andere Verlage kündigten ähnliches an, Rowohlt und Aufbau seien genannt. Bei weiteren Verlagen wurden »digitale Imprints« gegründet, mit denen man den schriftstellerischen Nachwuchs fördern wolle. Und ganz nebenbei dienten diese Aktivitäten dazu, gut in der Presse dazustehen.
Irgendwie ist von dieser Welle nicht mehr übrig. Wer Lust hat, mag auf den einschlägigen Internet-Seiten ein wenig recherchieren. Wie es aussieht, haben verschiedene Verlage aus unterschiedlichsten Gründen diese Arbeit eingestellt. Über die wahren Gründe kann man nur spekulieren.
Vielleicht lag's schlicht daran, dass man die Arbeit unterschätzt hat. Autorenseminare sind harte Arbeit; das weiß ich aus meiner gelegentlichen Aktivität an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Das kann man nicht neben dem laufenden Betrieb »irgendwie« machen; dazu müssen sogar Personen eingestellt werden – das alles benötigt Geld, das sich so schnell nicht wieder einspielen lässt.
Und vielleicht lag's daran, dass man nicht so schnell die Rezeptur erfüllen kann, die man vorher wohl den Controllern erzählen musste: »Stellen Sie sich das Ganze wie einen Trichter vor: Oben kippt man Amateure rein, und untern kommen die Bestseller raus, die alles dann finanzieren.« So einfach ist die Bücherwelt dann eben doch nicht ...
03 Juni 2016
Soul und Punk und Bier
Als ich am Donnerstagabend, 2. Juni 2016, gegen halb zehn Uhr abends in der »Alten Hackerei« an der Tür aufschlug, war ich der »zahlende Gast Nummer drei«. Unter der Woche ist es auch für die gepflegte Punkrock-Bar in Karlsruhe nicht einfach, die Räumlichkeiten zu füllen. Ich vertrieb mir die Zeit mit Biertrinken und Labern, während sich die Bar langsam füllte.
Als die Band Shake! anfing, waren wir schätzungsweise ein Dutzend Besucher. Das war der Band aber sichtlich egal; die fünf Männer und eine Frau stammen aus Barcelona, waren quasi auf der Durchreise und verbreiteten vom ersten Ton an verdammt viel Energie und Spielfreude.
Man stelle sich eine klassische Soul-Band aus den 60er-Jahren vor, mit »funky« Gitarren- und Bassläufen, mit einem knalligen Schlagzeug, mit zwei coolen Bläsern und einer Sängerin, die singen kann, das aber augenscheinlich nur mit irrsinnig viel Wucht hinkriegt. Anders gesagt: Man stelle sich eine Mixtur aus diesem klassischen Soul, viel Punkrock und einer Prise Gitarrengedudel vor, und dann hat man den phantastischen Sound der Band, den es leider noch nicht auf Platte gibt.
Dazu hüpfte die Sängerin auf der Bühne herum, die Männer machten ebenfalls Faxen – und ich kam aus dem begeisterten Grinsen nicht mehr heraus. Großartig, echt!
Nach diesem fulminanten Auftritt verlaberte ich viel Zeit im Biergarten und war erst dann wieder im Konzertraum, als die Gee-Strings bereits spielten. Bei dieser Band treibt ebenfalls eine Front-Frau die Stücke voran, während drei Männer für den klassischen Punkrock sorgen. Dass die Band aus Aachen – und den USA ... – das kann, davon konnte ich mich bereits beim letzten Mal überzeugen; auch diesmal war das ziemlich klasse.
Um diese Zeit waren drei, vier Dutzend Leute in der »Alten Hackerei«, es wurde sogar getanzt. Die Sängerin klettert auf der Theke herum, klopft schräge Sprüche auf der Bühne und illustrierte manches Stück mit »expliziten« Bewegungen.
Ich war völlig begeistert und hätte mir normalerweise viele Biere in den Schlund geschüttet. Als guter Arbeitnehmer stieg ich allerdings irgendwann auf alkoholfreie Getränke um, die auch ganz gut schmecken ... Aber das war einer der Punkrock-Abende, wie ich sie lebe: Man erwartet nicht viel und ist hinterher trotzdem völlig glücklich.
Als die Band Shake! anfing, waren wir schätzungsweise ein Dutzend Besucher. Das war der Band aber sichtlich egal; die fünf Männer und eine Frau stammen aus Barcelona, waren quasi auf der Durchreise und verbreiteten vom ersten Ton an verdammt viel Energie und Spielfreude.
Man stelle sich eine klassische Soul-Band aus den 60er-Jahren vor, mit »funky« Gitarren- und Bassläufen, mit einem knalligen Schlagzeug, mit zwei coolen Bläsern und einer Sängerin, die singen kann, das aber augenscheinlich nur mit irrsinnig viel Wucht hinkriegt. Anders gesagt: Man stelle sich eine Mixtur aus diesem klassischen Soul, viel Punkrock und einer Prise Gitarrengedudel vor, und dann hat man den phantastischen Sound der Band, den es leider noch nicht auf Platte gibt.
Dazu hüpfte die Sängerin auf der Bühne herum, die Männer machten ebenfalls Faxen – und ich kam aus dem begeisterten Grinsen nicht mehr heraus. Großartig, echt!
Nach diesem fulminanten Auftritt verlaberte ich viel Zeit im Biergarten und war erst dann wieder im Konzertraum, als die Gee-Strings bereits spielten. Bei dieser Band treibt ebenfalls eine Front-Frau die Stücke voran, während drei Männer für den klassischen Punkrock sorgen. Dass die Band aus Aachen – und den USA ... – das kann, davon konnte ich mich bereits beim letzten Mal überzeugen; auch diesmal war das ziemlich klasse.
Um diese Zeit waren drei, vier Dutzend Leute in der »Alten Hackerei«, es wurde sogar getanzt. Die Sängerin klettert auf der Theke herum, klopft schräge Sprüche auf der Bühne und illustrierte manches Stück mit »expliziten« Bewegungen.
Ich war völlig begeistert und hätte mir normalerweise viele Biere in den Schlund geschüttet. Als guter Arbeitnehmer stieg ich allerdings irgendwann auf alkoholfreie Getränke um, die auch ganz gut schmecken ... Aber das war einer der Punkrock-Abende, wie ich sie lebe: Man erwartet nicht viel und ist hinterher trotzdem völlig glücklich.
02 Juni 2016
Sympathie für Frankreich
In diesen Tagen brennt in Frankreich der Asphalt. Hunderttausende von Menschen demonstrieren gegen die Politik der angeblich linken Regierung, die offenbar nichts anders vorhat, als die Rechte der arbeitenden Bevölkerung auszuhöhlen. Wann immer ich die entsprechenden Bilder sehe – und dazu muss ich hierzulande das Internet bemühen, weil im Fernsehen so wenig kommt –, bin ich fasziniert und abgestoßen zugleich.
Ich bin fasziniert vom Mut der Bewegung, die sich gegen eine unfähige und verhasste Regierung stellt, die gleichzeitig aber nicht den Fehler begeht, den rechten Rattenfängern in die Hände zu laufen. Und ich bin abgestoßen von einer Polizei, die prügelt, die brutal vorgeht, die Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse einsetzt. (Bei diesen Bildern wird sicher mancher deutsche Sicherheitspolitiker eine feuchte Hose bekommen.)
In Frankreich gehen die Leute immerhin auf die Straße, in Deutschland hat unsereins klaglos zugestimmt, als die herrschende Klasse mithilfe ihrer Lakaien in den Parlamenten und Redaktionen ihre Agenda-Politik durchsetzte. Die Mittelschicht hat sich mit der Oberschicht solidarisiert, nicht mit der Unterschicht – man hat sich von jeglicher Solidarität verabschiedet und setzt seitdem auf Arroganz und Egoismus.
Wer bei uns auf die Straße geht, das sind leider meist die Rechten. Sie fordern noch mehr Egoismus, allerdings einen der nationalen Art. Immerhin gehen gegen die Nazis, die teilweise sehr bürgerlich auftreten, auch Leute auf der Straße – aber es sind zu wenige.
Auch deshalb habe ich eine starke Sympathie für die aktuelle Bewegung in Frankreich. Man wehrt sich gegen eine unsinnige Politik, und man sieht nicht ein, dass den Kopf hinhalten muss für Regierungen, die sich als Erfüllungsgehilfen der Oberklasse betrachten. In mancherlei Hinsicht bin ich da sogar neidisch.
Ich bin fasziniert vom Mut der Bewegung, die sich gegen eine unfähige und verhasste Regierung stellt, die gleichzeitig aber nicht den Fehler begeht, den rechten Rattenfängern in die Hände zu laufen. Und ich bin abgestoßen von einer Polizei, die prügelt, die brutal vorgeht, die Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse einsetzt. (Bei diesen Bildern wird sicher mancher deutsche Sicherheitspolitiker eine feuchte Hose bekommen.)
In Frankreich gehen die Leute immerhin auf die Straße, in Deutschland hat unsereins klaglos zugestimmt, als die herrschende Klasse mithilfe ihrer Lakaien in den Parlamenten und Redaktionen ihre Agenda-Politik durchsetzte. Die Mittelschicht hat sich mit der Oberschicht solidarisiert, nicht mit der Unterschicht – man hat sich von jeglicher Solidarität verabschiedet und setzt seitdem auf Arroganz und Egoismus.
Wer bei uns auf die Straße geht, das sind leider meist die Rechten. Sie fordern noch mehr Egoismus, allerdings einen der nationalen Art. Immerhin gehen gegen die Nazis, die teilweise sehr bürgerlich auftreten, auch Leute auf der Straße – aber es sind zu wenige.
Auch deshalb habe ich eine starke Sympathie für die aktuelle Bewegung in Frankreich. Man wehrt sich gegen eine unsinnige Politik, und man sieht nicht ein, dass den Kopf hinhalten muss für Regierungen, die sich als Erfüllungsgehilfen der Oberklasse betrachten. In mancherlei Hinsicht bin ich da sogar neidisch.
01 Juni 2016
35 Stunden oder ...
Ich traf einen ehemaligen Klassenkameraden wieder, mit dem ich mich trotz aller politischen Differenzen gut verstanden hatte. Er war »der Rechte« gewesen, ich »der Linke«, wobei »rechts« damals hieß, dass man in der Jungen Union war. Wir unterhielten uns, wir kamen unweigerlich auf politische Themen.
»Bist du eigentlich immer noch für die 35-Stunden-Woche?«, fragte er. Damit spielte er auf eine Diskussion an, die wir etwa 1983 geführt hatten: auf einem Podium in der Schule, zum Gaudium der ganzen Jahrgangsstufe, die zuschauen durfte. Ich war für, er gegen die 35-Stunden-Woche, und das war damals ein echt spannendes Thema.
»Klar bin ich immer noch dafür«, sagte ich. Angesichts der aktuellen Wertschöpfung und der Arbeitsverdichtung sei längst eine 30-Stunden-Woche sinnvoll. Arbeit müsse stärker umverteilt werden, es könne nicht sein, dass die Unternehmen heute wieder junge Leute einstellen und denen 40-Stunden-Wochen ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld als soziale Errungenschaften präsentieren.
Ich redete mich ein wenig in Rage. Wie so oft, wenn ich mich darüber ärgere, dass wir in einem Land leben, in dem die Reichen immer reicher werden, in dem die Schulen und Verkehrswege verrotten, in dem Millionen von Arbeitnehmern auf eine Armutsrente zusteuern.
Er guckte mich an. »Und wie viele Stunden arbeitest du denn derzeit?«
»Fünfzig Stunden im Schnitt«, gestand ich. »Manchmal sind's sechzig.«
»Versteh ich das richtig: als Angestellter. Dir gehört der Laden nicht.«
Ich sagte nichts mehr. Und ich wehrte mich auch nicht, als er mich auslachte ...
»Bist du eigentlich immer noch für die 35-Stunden-Woche?«, fragte er. Damit spielte er auf eine Diskussion an, die wir etwa 1983 geführt hatten: auf einem Podium in der Schule, zum Gaudium der ganzen Jahrgangsstufe, die zuschauen durfte. Ich war für, er gegen die 35-Stunden-Woche, und das war damals ein echt spannendes Thema.
»Klar bin ich immer noch dafür«, sagte ich. Angesichts der aktuellen Wertschöpfung und der Arbeitsverdichtung sei längst eine 30-Stunden-Woche sinnvoll. Arbeit müsse stärker umverteilt werden, es könne nicht sein, dass die Unternehmen heute wieder junge Leute einstellen und denen 40-Stunden-Wochen ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld als soziale Errungenschaften präsentieren.
Ich redete mich ein wenig in Rage. Wie so oft, wenn ich mich darüber ärgere, dass wir in einem Land leben, in dem die Reichen immer reicher werden, in dem die Schulen und Verkehrswege verrotten, in dem Millionen von Arbeitnehmern auf eine Armutsrente zusteuern.
Er guckte mich an. »Und wie viele Stunden arbeitest du denn derzeit?«
»Fünfzig Stunden im Schnitt«, gestand ich. »Manchmal sind's sechzig.«
»Versteh ich das richtig: als Angestellter. Dir gehört der Laden nicht.«
Ich sagte nichts mehr. Und ich wehrte mich auch nicht, als er mich auslachte ...