Als ich irgendwann in den 90er-Jahren zum ersten Mal von diesem »neuen Ding« namens Internet hörte, fand ich das alles sehr geheimnisvoll. Am meisten faszinierte mich aber die Idee, dass hier etwas entstand, dass die »freien Kräfte« nach vorne bringen würde. Die Idee, gemeinsam Ideen zu erarbeiten und zu teilen, fand ich toll – bei aller Kritik, die ich damals schon anbrachte (ohne Ahnung davon zu haben, versteht sich).
Schaue ich mir aktuelle Zahlen an, wie sich das Internet-Geschäft entwickelt, wird mir immer klarer, wie falsch unsereins – und die echten Profis – vor zwanzig Jahren noch dachten. Allein in den USA sind laut aktuellen Statistiken im vergangenen Jahr rund 60 Milliarden Dollar für die sogenannte Online-Werbung ausgegeben worden.
Das entspricht einer Steigerung von zwanzig Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und der Großteil der Kohle entfällt auf Werbung im »mobilen Bereich«. Glaubt man den Zahlen, kassieren die Firmen Facebook und Google davon den größten Teil: Google wuchs um 18 Prozent auf 30 Milliarden Dollar, Facebook wuchs zwar nur auf acht Milliarden Dollar, machte dabei aber einen Sprung von 59 Prozent. (Spätestens diese Zahlen sollten übrigens all die Klugscheißer zum Nachdenken bringen, die einem seit einiger Zeit erklären, dass Facebook bereits »out« sei.)
Es wird also irrsinniges Geld mit Werbung im Netz verdient. Ob diese Werbung sinnvoll ist oder nicht, spielt dabei ebensowenig eine Rolle wie die Frage, ob diese irrsinnigen Summen auch nur irgendwie gerechtfertigt sind. Mit dem Traum vom »freien Netz« hat das Ganze auf jeden Fall nichts mehr zu tun.
(Ich zeige mit keinem Zeigefinger auf jemanden. Diesen Text teile ich bei Facebook und bei Google+. Ich mache also damit mit, diese Firmen noch wichtiger und reicher zu machen. Mein Blog gehört zu Google. Ich bin also Öl und nicht Sand im Getriebe. Das habe ich mir vor zwanzig Jahren übrigens auch mal anders vorgestellt.)
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