Werbetexten glaube ich ungern, auch nicht bei Büchern. Wenn als ein Verlag behauptet, ein Autor gelte als »Kultautor der amerikanischen Gegenwartsliteratur«, macht mich das erst einmal skeptisch.
Aber der schmale Erzählband »Jesus' Sohn« von Denis Johnson hat's tatsächlich in sich: Die kurzen Geschichten sind in ihrer knalligen Derbheit sehr überzeugend und haben mich gepackt – auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, hier wolle einer den guten Charles Bukowski einige Jahrzehnte nach seinem literarischen Erfolg beerben.
Seien wir fair: »Jesus' Sohn« kam 1992 raus, machte den Autor tatsächlich berühmt, und es gibt das Werk als Hardcover wie auch als Taschenbuch in deutscher Sprache. Ich habe auf dem Flohmarkt die schöne Hardcover-Ausgabe aus dem Rowohlt-Verlag gekauft, die 2006 erschienen ist.
Wenn man es genau nimmt, hängen die Erzählungen alle zusammen. Der Ich-Erzähler arbeitet im Krankenhaus oder landet in der Nervenklinik, trinkt zuviel, nimmt fiese Drogen und hat mit Leuten zu tun, die auch mal jemanden umbringen. Das ist klar erzählt, ohne überflüssige Beschreibungen, mit knappen Dialogen und deshalb sehr eindrücklich.
Als Leser muss man sich damit anfreunden, dass der Autor sich um manche Konvention der Kurzgeschichte nicht sonderlich kümmert. Die Geschichten fangen irgendwie an, umkreisen ihr Thema, wechseln es aber durchaus auch mal, um dann völlig offen oder banal zu enden.
»Dein Mann wird dich mit einem Verlängerungskabel prügeln, und der Bus wird abfahren und dich stehenlassen, aufgelöst in Tränen; aber du warst meine Mutter.« Wer solche Sätze schreibt, lebt nicht im Wolkenkuckucksheim intellektueller Warmduscher – wo ich die meisten der deutschen Gegenwartsliteraten vermute –, sondern weiß, wovon er erzählt.
Die Texte sind wuchtig, sie bleiben hängen, ihre Bilder sind oft stark: wie schwarzweiße Fotografien, die von vergangenen Zeiten oder großen Kriegen erzählen. Wer für Kurzgeschichten mit starkem Realitätsbezug ein Hirn und ein Herz hat, sollte sich das Buch gönnen.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
28 Februar 2014
27 Februar 2014
Fire In The Attic mal wieder gehört
Als ich bei meiner letzten Radiosendung die Langspielplatte »I'll Beat You, City!« ausm Jahr 2006 spielte, stellte ich fest, wie gut ich die damals fand. In der Folge hörte ich sie mir wieder an: mehrfach und intensiv. Die Band hieß Fire In The Attic, die Burschen kamen aus Bonn und Siegburg, und es gab sie ab 2003 – mittlerweile hat man sich wohl aufgelöst.
Man kann sich meinetwegen streiten, ob das jetzt noch Punkrock und/oder Hardcore war oder ob da die kommerziellen Aspekte schon zu deutlich waren; die Jungs spielten auf jeden Fall einen mitreißenden Sound mit knalligen Gitarren und einem Gesang, der zwischen Gebrüll und melodischem Gesinge wechselte, und das klang stets ganz schön emotional. Wer mag, darf also auch die Emo-Schublade aufziehen und die Band dort versenken.
Aber mal ernsthaft: Die Band spielte in ihrer aktiven Zeit natürlich im Vorprogramm von Billy Talent und anderen, und mit dieser Band kann man sie durchaus vergleichen. Die Melodien sind schmissig, die knackigen Gitarrenriffs sitzen auf dem Punkt, alles wird mit viel Energie nach vorne gehauen. Das ist klasse, und das höre ich mir auch heute noch sehr gern an – ob das nun Emo oder Alternative oder Post-Hardcore oder sonst eine Schublade ist.
Mag sein, dass ich die Band live unerträglich gefunden hätte. Womöglich weniger wegen der Musik selbst als wegen des Publikums, das sich bei solchen Konzerten einfindet. Aber vielleicht sollte ich mich mal wegen der anderen Tonträger der Band umschauen ...
Man kann sich meinetwegen streiten, ob das jetzt noch Punkrock und/oder Hardcore war oder ob da die kommerziellen Aspekte schon zu deutlich waren; die Jungs spielten auf jeden Fall einen mitreißenden Sound mit knalligen Gitarren und einem Gesang, der zwischen Gebrüll und melodischem Gesinge wechselte, und das klang stets ganz schön emotional. Wer mag, darf also auch die Emo-Schublade aufziehen und die Band dort versenken.
Aber mal ernsthaft: Die Band spielte in ihrer aktiven Zeit natürlich im Vorprogramm von Billy Talent und anderen, und mit dieser Band kann man sie durchaus vergleichen. Die Melodien sind schmissig, die knackigen Gitarrenriffs sitzen auf dem Punkt, alles wird mit viel Energie nach vorne gehauen. Das ist klasse, und das höre ich mir auch heute noch sehr gern an – ob das nun Emo oder Alternative oder Post-Hardcore oder sonst eine Schublade ist.
Mag sein, dass ich die Band live unerträglich gefunden hätte. Womöglich weniger wegen der Musik selbst als wegen des Publikums, das sich bei solchen Konzerten einfindet. Aber vielleicht sollte ich mich mal wegen der anderen Tonträger der Band umschauen ...
26 Februar 2014
Moloko Plus 48
Zu den besten deutschsprachigen Fanzines gehört für mich seit Jahren das »Moloko plus«; meist schaffe ich es nicht, eine Ausgabe komplett zu lesen, weil sich bei mir immer so viel Papier auf dem Tisch türmt. Aber die aktuelle Ausgabe 48, die im praktischen A4-Format mit gelungenem farbigen Titelbild erschienen ist, knöpfte ich mir zu 95 Prozent komplett vor.
Streng genommen handelt es sich beim »Moloko plus« (wer jetzt nicht weiß, worauf sich der Name bezieht, gehört eh nicht zur Zielgruppe des Druckwerks) um ein Fanzine für Skinheads und Freunde der gepflegten Glatzenmusik. Dazu gehören natürlich Oi! und Punkrock und Ska und Hardcore, sprich, es ist eben die Musik, die ich auch den lieben langen Tag über höre.
Das Heft ist politisch sauber, um alle gleich mal zu beruhigen: Man sagt, wo man steht, ist klar gegen Nazis, muss aber nicht aus jeder Pore irgendein linkes Bekenntnis quetschen. Das zeigt sich vor allem bei Artikeln wie »Skinheads im Spielfilm« oder einen Rückblick auf das Szene-Jahr 2013 – hier sagen das Heft und seine Macher klar, was sie von Mordbrennern halten, die zufälligerweise auch kurze Haare oder Glatze tragen.
Tatsächlich finde ich die Interviews diesmal nicht so spannend, wobei Olaf von der uralten Mainzer Band Springtoifel oder Mensi von den Angelic Upstarts einiges zu erzählen haben. Schöner sind die anderen Berichte, großartig der Reisebericht zu Los Angeles oder ein Artikel über Teen-Rock-Bands.
Insgesamt habe ich die 60 Seiten mit großem Interesse gelesen und mir – wie in alten Zeiten – wieder allerlei Plattentipps rausgeschrieben. Mein Interesse an gut gemachtem Streetpunk und Oi! ist nach längerer Hardcore-Strecke wieder neu erwacht ...
Streng genommen handelt es sich beim »Moloko plus« (wer jetzt nicht weiß, worauf sich der Name bezieht, gehört eh nicht zur Zielgruppe des Druckwerks) um ein Fanzine für Skinheads und Freunde der gepflegten Glatzenmusik. Dazu gehören natürlich Oi! und Punkrock und Ska und Hardcore, sprich, es ist eben die Musik, die ich auch den lieben langen Tag über höre.
Das Heft ist politisch sauber, um alle gleich mal zu beruhigen: Man sagt, wo man steht, ist klar gegen Nazis, muss aber nicht aus jeder Pore irgendein linkes Bekenntnis quetschen. Das zeigt sich vor allem bei Artikeln wie »Skinheads im Spielfilm« oder einen Rückblick auf das Szene-Jahr 2013 – hier sagen das Heft und seine Macher klar, was sie von Mordbrennern halten, die zufälligerweise auch kurze Haare oder Glatze tragen.
Tatsächlich finde ich die Interviews diesmal nicht so spannend, wobei Olaf von der uralten Mainzer Band Springtoifel oder Mensi von den Angelic Upstarts einiges zu erzählen haben. Schöner sind die anderen Berichte, großartig der Reisebericht zu Los Angeles oder ein Artikel über Teen-Rock-Bands.
Insgesamt habe ich die 60 Seiten mit großem Interesse gelesen und mir – wie in alten Zeiten – wieder allerlei Plattentipps rausgeschrieben. Mein Interesse an gut gemachtem Streetpunk und Oi! ist nach längerer Hardcore-Strecke wieder neu erwacht ...
25 Februar 2014
Ein Comic wie ein Hardcore-Gewitter
Dass im Splitter-Verlag viele Comics erscheinen, die ich gut finde, habe ich schon oft erzählt und erwähnt, und ich werde das wohl weiterhin tun. In den vergangenen Tagen habe ich endlich den Siebenteiler »Yiu – die Apokalypse« gelesen und bin nach wie vor hin und weg. Dabei kann ich nicht mal exakt sagen, warum das so ist.
Die französischen Autoren und Zeichner, die das »Yiu«-Gesamtwerk entwickelt haben, sind hierzulande schon durch einige Arbeiten bekannt geworden; mir sagten ihre Namen vorher nicht viel. Bei »Yiu« legen sie weder Wert auf zeichnerische oder künstlerisch hochwertige Details, und die Geschichte ist eigentlich auch eher grobschlächtig.
Kurz zusammengefasst: Die Killerin Yiu erhält in einem finsteren 22. Jahrhundert einen finalen Mordauftrag, den sie mit aller Derbheit umsetzt. In einem völlig überdrehten Jerusalem wird die junge Frau dann Zeugin, wie die Erde untergeht und alle Zeugnisse menschlicher Kultur in einem Ozean aus Blut und Feuer versinken. Religiöse Fanatiker, geisteskranke Killer, massenmordende Waffen – und dazwischen eine junge Frau, die an nichts mehr glaubt und nur ihren kleinen Bruder retten möchte ...
Bei der Lektüre von »Yiu« hörte ich keine Musik, die kam automatisch in mein Hirn. Die Story ist so knallig und so derb, da passen rasender Hardcore-Punk oder irgendwelcher Trash-Metal dazu, sicher auch Breakbeat-Techno oder flirrender
Free-Jazz, Hauptsache eine Musik, die durch die Stücke rast, bei der die Töne explodieren, bei der es einen schwirrenden Sinneseindruck nach dem anderen ist.
So ging es mir bei der »Yiu«-Lektüre; es ist eine einzige Achterbahnfahrt der Optik und der zugespitzten Dialoge. Insofern passt der Hardcore-Vergleich in der Überschrift: Hardcore-Punk ist keine anspruchsvolle Musik, aber eine Musik, die voller Energie und Wucht steht – und das ist bei diesem Comic ebenso. Mich hat er umgehauen, und ich bin sicher, ich werde ihn immer mal wieder in die Hand nehmen.
Wer's nicht glaubt, schaue sich mal eine Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages an; da gibt es genügend zu sehen. Womöglich kann jetzt niemand etwas mit meiner Begeisterung anfangen ... damit muss ich dann leben.
Die französischen Autoren und Zeichner, die das »Yiu«-Gesamtwerk entwickelt haben, sind hierzulande schon durch einige Arbeiten bekannt geworden; mir sagten ihre Namen vorher nicht viel. Bei »Yiu« legen sie weder Wert auf zeichnerische oder künstlerisch hochwertige Details, und die Geschichte ist eigentlich auch eher grobschlächtig.
Kurz zusammengefasst: Die Killerin Yiu erhält in einem finsteren 22. Jahrhundert einen finalen Mordauftrag, den sie mit aller Derbheit umsetzt. In einem völlig überdrehten Jerusalem wird die junge Frau dann Zeugin, wie die Erde untergeht und alle Zeugnisse menschlicher Kultur in einem Ozean aus Blut und Feuer versinken. Religiöse Fanatiker, geisteskranke Killer, massenmordende Waffen – und dazwischen eine junge Frau, die an nichts mehr glaubt und nur ihren kleinen Bruder retten möchte ...
Bei der Lektüre von »Yiu« hörte ich keine Musik, die kam automatisch in mein Hirn. Die Story ist so knallig und so derb, da passen rasender Hardcore-Punk oder irgendwelcher Trash-Metal dazu, sicher auch Breakbeat-Techno oder flirrender
Free-Jazz, Hauptsache eine Musik, die durch die Stücke rast, bei der die Töne explodieren, bei der es einen schwirrenden Sinneseindruck nach dem anderen ist.
So ging es mir bei der »Yiu«-Lektüre; es ist eine einzige Achterbahnfahrt der Optik und der zugespitzten Dialoge. Insofern passt der Hardcore-Vergleich in der Überschrift: Hardcore-Punk ist keine anspruchsvolle Musik, aber eine Musik, die voller Energie und Wucht steht – und das ist bei diesem Comic ebenso. Mich hat er umgehauen, und ich bin sicher, ich werde ihn immer mal wieder in die Hand nehmen.
Wer's nicht glaubt, schaue sich mal eine Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages an; da gibt es genügend zu sehen. Womöglich kann jetzt niemand etwas mit meiner Begeisterung anfangen ... damit muss ich dann leben.
24 Februar 2014
Aussteigerprogramm
Seit es die Hotline gibt, finde ich sie absurd: Der Bundesverfassungsschutz richtete bekanntlich vor zweieinhalb Jahren eine Telefonnummer ein, bei der sich ausstiegswillige Linksradikale melden konnten. Dann würde man sich um sie kümmern und ihnen dabei helfen, aus der linksradikalen Szene auszusteigen.
Mittlerweile hat auch der dümmste Journalist – und womöglich sogar Politiker – gemerkt, dass diese Sache völliger Unfug ist. Sieht man von einigen Spaßvögeln an, die die Verfassungsschützer eher verarschten, rief praktisch niemand bei der geheimnisvollen Nummer an. Das lässt sich mittlerweile in diversen Medien nachlesen. Kein Wunder: Warum sollte das auch jemand tun?
Ich stellte mir in dieser Zeit immer wieder vor, wie das in der Praxis ablaufen sollte. Wieso sollte ein Autonomer so eine Nummer anrufen? Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte hatte ich gelegentlich Kontakt zu Menschen, die sich im linksradikalen Milieu bewegten, um es vorsichtig zu sagen. Und fast jeder von denen ist längst im bürgerlichen Leben gelandet, geht einer geregelten Tätigkeit nach und zahlt brav seine Steuern.
Das ist etwas, das die Verfassungsschützer offenbar nie kapiert haben: Wer sich in der autonomen Szene bewegt, ist nicht in einem Verein mit Mitgliedsbeitrag und Nichtausstiegsklausel. Er kann einfach nicht mehr hingehen. Er besucht keine Plena mehr, er geht auf keine Demonstrationen mehr, er liest keine Zeitschriften mehr. Und weg ist er – oder natürlich auch sie.
Mag sein, dass das bei »echte« Terroristen anders ist. Bei »normalen« Autonomen und Linksextremisten ist und war es aber so: Wer keinen Bock mehr hat, bleibt einfach weg. Ohne großes Trara, ohne Krimskrams.
Die ganze Sache beweist letztlich nur, wie viele Schlafmützen im sogenannten Verfassungsschutz und den übergeordneten Behörden tätig sind. Rechtsradikale Gewalttäter und Mordbanden werden als Einzeltäter verharmlost, bei sogenannten Linksradikalen glaubt man an klandestine Verbände. Man vermag sich nicht auszudenken, welcher Art von Gedankengängen in den Hirnen dieser Beamten ablaufen ...
Mittlerweile hat auch der dümmste Journalist – und womöglich sogar Politiker – gemerkt, dass diese Sache völliger Unfug ist. Sieht man von einigen Spaßvögeln an, die die Verfassungsschützer eher verarschten, rief praktisch niemand bei der geheimnisvollen Nummer an. Das lässt sich mittlerweile in diversen Medien nachlesen. Kein Wunder: Warum sollte das auch jemand tun?
Ich stellte mir in dieser Zeit immer wieder vor, wie das in der Praxis ablaufen sollte. Wieso sollte ein Autonomer so eine Nummer anrufen? Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte hatte ich gelegentlich Kontakt zu Menschen, die sich im linksradikalen Milieu bewegten, um es vorsichtig zu sagen. Und fast jeder von denen ist längst im bürgerlichen Leben gelandet, geht einer geregelten Tätigkeit nach und zahlt brav seine Steuern.
Das ist etwas, das die Verfassungsschützer offenbar nie kapiert haben: Wer sich in der autonomen Szene bewegt, ist nicht in einem Verein mit Mitgliedsbeitrag und Nichtausstiegsklausel. Er kann einfach nicht mehr hingehen. Er besucht keine Plena mehr, er geht auf keine Demonstrationen mehr, er liest keine Zeitschriften mehr. Und weg ist er – oder natürlich auch sie.
Mag sein, dass das bei »echte« Terroristen anders ist. Bei »normalen« Autonomen und Linksextremisten ist und war es aber so: Wer keinen Bock mehr hat, bleibt einfach weg. Ohne großes Trara, ohne Krimskrams.
Die ganze Sache beweist letztlich nur, wie viele Schlafmützen im sogenannten Verfassungsschutz und den übergeordneten Behörden tätig sind. Rechtsradikale Gewalttäter und Mordbanden werden als Einzeltäter verharmlost, bei sogenannten Linksradikalen glaubt man an klandestine Verbände. Man vermag sich nicht auszudenken, welcher Art von Gedankengängen in den Hirnen dieser Beamten ablaufen ...
22 Februar 2014
SFN 747 mit Jammer-Einstellung
»Wir waren dabei, haben mitgemacht – unsere Zeiten sind vorbei.« Das schreibt Kurt S. Denkena in der Ausgabe 747 seines Fanzines »SF-Notizen«. Da möchte man ihm doch ein donnerndes »Früher war alles besser!« entgegen schreien.
Generell durchzieht diese aktuelle Ausgabe des seit Jahrzehnten erscheinenden Heftes eine melancholische Stimmung: »KSD«, wie man den Macher dieses Fanzines nennt, steht der heutigen Zeit sowohl kritisch als auch verwirrt gegenüber, und es wirkt immer wieder, als sehne er sich nach der »guten alten Zeit« zurück.
Er schreibt ein wenig über die Scientology Church und die merkwürdige Neuschwabenland-Phantasien gewisser Autoren – das aber ist meilenweit entfernt von der kritischen und sezierenden Art, der er beispielsweise vor einem Vierteljahrhundert gegen allerlei Auswüchse der phantastischen Medien in den Krieg gezogen ist. Ähnlich sentimental wird ein Rückblick auf den verstorbenen Autor H.G. Ewers; der Fanzine-Macher überlegt sich, ob er einige der alten Romane noch einmal lesen möchte.
Wer bisher glaubte, dass sich die Science Fiction auch nur ansatzweise mit neuen Ideen oder gar der Zukunft beschäftigt, wird durch dieses Fanzine eines besseren belehrt: Der »SFN«-Macher lebt sichtlich in der Vergangenheit und fremdelt mit der Gegenwart. Vielleicht ist das normal, und man wird so, wenn man älter wird – ich finde das ein wenig traurig.
Generell durchzieht diese aktuelle Ausgabe des seit Jahrzehnten erscheinenden Heftes eine melancholische Stimmung: »KSD«, wie man den Macher dieses Fanzines nennt, steht der heutigen Zeit sowohl kritisch als auch verwirrt gegenüber, und es wirkt immer wieder, als sehne er sich nach der »guten alten Zeit« zurück.
Er schreibt ein wenig über die Scientology Church und die merkwürdige Neuschwabenland-Phantasien gewisser Autoren – das aber ist meilenweit entfernt von der kritischen und sezierenden Art, der er beispielsweise vor einem Vierteljahrhundert gegen allerlei Auswüchse der phantastischen Medien in den Krieg gezogen ist. Ähnlich sentimental wird ein Rückblick auf den verstorbenen Autor H.G. Ewers; der Fanzine-Macher überlegt sich, ob er einige der alten Romane noch einmal lesen möchte.
Wer bisher glaubte, dass sich die Science Fiction auch nur ansatzweise mit neuen Ideen oder gar der Zukunft beschäftigt, wird durch dieses Fanzine eines besseren belehrt: Der »SFN«-Macher lebt sichtlich in der Vergangenheit und fremdelt mit der Gegenwart. Vielleicht ist das normal, und man wird so, wenn man älter wird – ich finde das ein wenig traurig.
21 Februar 2014
Zum beliebtesten Geheimagenten der Welt
Das Buch kam im Spätjahr 2012 in den Handel, ich begann irgendwann 2013 mit der Lektüre, dann lag es über Monate hinweg auf meinem Nachttisch und wurde immer wieder zur Hand genommen – und jetzt erst komme ich dazu, es auch zu besprechen. Das ist nicht schlimm, denn gute Bücher haben kein Verfallsdatum. Und bei »Wann ist ein Mann ein Bond?« handelt es sich um ein Buch, das man immer mal wieder zur Hand nehmen kann.
Die Journalisten Jo Müller – mir seit über dreißig Jahren bekannt – und Markus Tschiedert haben ihrem Buch den schönen Untertitel »Was Sie vom smartestesn Geheimagenten der Welt lernen können« gegeben. Damit machen sie klar, dass es sich bei ihrem Werk nicht um ein bierernstes Sachbuch, sondern um ein augenzwinkerndes Werk handelt, keine aufwendige Monographe, sondern ein Streifzug durch fünfzig Jahre Kinogeschichte.
James Bond ist eine beliebte Figur: Sowohl die Klassiker, die ständig im Fernsehen laufen, als auch die neuen Filme erfreuen sich größter Beliebtheit. Selbst Menschen, die sich über die politisch nicht eben einwandfreie Handlung vor allem der frühen Werke ärgern müssten, amüsieren sich bei manchem James-Bond-Klassiker hervorragend.
Das hat seinen Grund: Bond-Filme nehmen sich im idealen Fall selbst nicht ernst, zimmern mit ihrer augenzwinkernden Art und Weise eben mal Thriller- und Science-Fiction-Elemente zusammen und sind stets auf der Höhe der Zeit, was aufwendige Tricks und dergleichen angeht. Dass man von Bond und seinen Einsätzen viel für sich selbst lernen kann, war mir allerdings bisher nicht bekannt.
Die einzelnen Kapitel des Buches beleuchten den Playboy James Bond, die Sexmaschine oder den Folterknecht. Humorvoll werden jeweils Sequenzen aus den einzelnen Filmen präsentiert und in einen neuen Zusammenhang gestellt; ganz nebenbei erfährt auch jemand wie ich, der kein echter Bond-Fan ist, sehr viel über die Filme und ihre Hintergründe.
Am Ende eines jeden Kapitels stehen Ratschläge für den Leser – so erfährt man, wie man sich als cooler Geheimagent zu verhalten hat, damit alles klar geht. Das ist witzig geschieben und trieft vor Eigenironie.
Mir hat »Wann ist ein Mann ein Bond?« sehr gut gefallen. Das Buch ist randvoll mit Informationen, und man kann es immer wieder zur Hand nehmen, ein Kapitel lesen und sich amüsieren. Wer James Bond mag oder viele Filme gesehen hat – so wie ich –, wird an der unterhaltsamen Schreibe der Herren Müller und Tschiedert viel Spaß haben.
(Erschienen ist das Buch übrigens bei Bastei-Lübbe: ein schick gestaltetes Paperback mit Klappcover-Umschlag. Es gibt auch eine digitale Variante, die hat allerdings nicht die hübschen grafischen Details des Covers ...)
Die Journalisten Jo Müller – mir seit über dreißig Jahren bekannt – und Markus Tschiedert haben ihrem Buch den schönen Untertitel »Was Sie vom smartestesn Geheimagenten der Welt lernen können« gegeben. Damit machen sie klar, dass es sich bei ihrem Werk nicht um ein bierernstes Sachbuch, sondern um ein augenzwinkerndes Werk handelt, keine aufwendige Monographe, sondern ein Streifzug durch fünfzig Jahre Kinogeschichte.
James Bond ist eine beliebte Figur: Sowohl die Klassiker, die ständig im Fernsehen laufen, als auch die neuen Filme erfreuen sich größter Beliebtheit. Selbst Menschen, die sich über die politisch nicht eben einwandfreie Handlung vor allem der frühen Werke ärgern müssten, amüsieren sich bei manchem James-Bond-Klassiker hervorragend.
Das hat seinen Grund: Bond-Filme nehmen sich im idealen Fall selbst nicht ernst, zimmern mit ihrer augenzwinkernden Art und Weise eben mal Thriller- und Science-Fiction-Elemente zusammen und sind stets auf der Höhe der Zeit, was aufwendige Tricks und dergleichen angeht. Dass man von Bond und seinen Einsätzen viel für sich selbst lernen kann, war mir allerdings bisher nicht bekannt.
Die einzelnen Kapitel des Buches beleuchten den Playboy James Bond, die Sexmaschine oder den Folterknecht. Humorvoll werden jeweils Sequenzen aus den einzelnen Filmen präsentiert und in einen neuen Zusammenhang gestellt; ganz nebenbei erfährt auch jemand wie ich, der kein echter Bond-Fan ist, sehr viel über die Filme und ihre Hintergründe.
Am Ende eines jeden Kapitels stehen Ratschläge für den Leser – so erfährt man, wie man sich als cooler Geheimagent zu verhalten hat, damit alles klar geht. Das ist witzig geschieben und trieft vor Eigenironie.
Mir hat »Wann ist ein Mann ein Bond?« sehr gut gefallen. Das Buch ist randvoll mit Informationen, und man kann es immer wieder zur Hand nehmen, ein Kapitel lesen und sich amüsieren. Wer James Bond mag oder viele Filme gesehen hat – so wie ich –, wird an der unterhaltsamen Schreibe der Herren Müller und Tschiedert viel Spaß haben.
(Erschienen ist das Buch übrigens bei Bastei-Lübbe: ein schick gestaltetes Paperback mit Klappcover-Umschlag. Es gibt auch eine digitale Variante, die hat allerdings nicht die hübschen grafischen Details des Covers ...)
20 Februar 2014
Ausschnittsdienst-Aus
Manchmal gibt's Firmen, die einen durch ein Leben begleiten. Der Heyne-Verlag ist so eine – seit ich Science Fiction lese, mag ich die Science-Fiction-Reihe dieses Verlages ... Infopaq ist allerdings eine Firma, die so gut wie niemand kennen dürfte. Und jetzt ist sie eh weg vom Markt, was mich ein wenig erschüttert, zumindest teilweise.
Kurzer Blick in die Vergangenheit: Als ich in den 80er-Jahren meine ersten tappsigen Gehversuche in der bunten Welt der Medien unternahm, gab es einen Ausschnittdienst, über den man sich die Resultate von Presse-Aktionen schicken ließ. Die Firma nannte sich Argus, residierte in Stuttgart, und in den Räumlichkeiten bei Argus saßen – angeblich – den ganzen Tag irgendwelche Studenten herum, die Zeitungen durchblätterten und sie nach Stichworten durchforsteten, die sie von den Kunden genannt bekommen hatten.
Vor allem in den Zeiten, als ich in der Pressearbeit tätig war, gehörte die Argus-Zusammenarbeit immer dabei. Von Argus bekam ich stapelweise Zeitungsausschnitte, in denen es um Fußballspieler, Motorradhelme, Winterreifen oder Schmieröle ging; je nach dem, welchen Kunden ich zu betreuen hatte.
Als ich in den 90er-Jahren für eine gewisse Weltraumserie immer mehr Aktivitäten entfalten durfte, gab's einen anderen Partner. Das war die Firma Infopaq – das allerdings war nichts anderes als der Rechtsnachfolger der Firma Argus, die sich zwischendurch als Observer Argus Medie bezeichnet hatte. Von Infopaq bekam ich über Jahre hinweg die Ausschnitte zu Presseberichten, in denen über mich als Person oder meine Arbeit geschrieben wurde.
Dass Infopaq nach mehreren Umbesetzungen und Verkäufen zuletzt sehr »international« geführt wurde, wusste ich nicht. Wie ein Artikel in der Gewerkschaftszeitung »M« berichtet, wurden Koffer voller Zeitungen von einem Kurier nach Tallinn geflogen, also in die Hauptstadt von Estland. Dort scannten irgendwelche Leute die Zeitungen – dann kamen die Scans mithilfe einer Datenleitung nach Vietnam.
Die Vietnamesen »segmentierten« das ganze »maschinengerecht«, bevor die Suchmaschinen ihre Arbeit übernahmen. Es folgte eine Qualitätskontrolle in Kornwestheim, worauf dann in Estland die Originalzeitungen ausgeschnitten wurde. Das kann man sich kaum vorstellen – aber so schildert es der Artikel in »M«.
Nach Lektüre des Artikels war ich geradezu froh, den Vertrag mit Infopaq vor zwei Jahren gekündigt zu haben. Und ich war nur kurz traurig, von der Insolvenz des Unternehmens zu vernehmen – die war im Spätjahr 2013 erfolgt.
Jetzt stehen rund hundert Leute auf der Straße, um die es mir leid tut. (Und für mich sind fast dreißig Jahre abwechselnder Zusammenarbeit vorüber.) Aber seien wir mal ehrlich: Überrascht das jetzt irgend jemanden?
Kurzer Blick in die Vergangenheit: Als ich in den 80er-Jahren meine ersten tappsigen Gehversuche in der bunten Welt der Medien unternahm, gab es einen Ausschnittdienst, über den man sich die Resultate von Presse-Aktionen schicken ließ. Die Firma nannte sich Argus, residierte in Stuttgart, und in den Räumlichkeiten bei Argus saßen – angeblich – den ganzen Tag irgendwelche Studenten herum, die Zeitungen durchblätterten und sie nach Stichworten durchforsteten, die sie von den Kunden genannt bekommen hatten.
Vor allem in den Zeiten, als ich in der Pressearbeit tätig war, gehörte die Argus-Zusammenarbeit immer dabei. Von Argus bekam ich stapelweise Zeitungsausschnitte, in denen es um Fußballspieler, Motorradhelme, Winterreifen oder Schmieröle ging; je nach dem, welchen Kunden ich zu betreuen hatte.
Als ich in den 90er-Jahren für eine gewisse Weltraumserie immer mehr Aktivitäten entfalten durfte, gab's einen anderen Partner. Das war die Firma Infopaq – das allerdings war nichts anderes als der Rechtsnachfolger der Firma Argus, die sich zwischendurch als Observer Argus Medie bezeichnet hatte. Von Infopaq bekam ich über Jahre hinweg die Ausschnitte zu Presseberichten, in denen über mich als Person oder meine Arbeit geschrieben wurde.
Dass Infopaq nach mehreren Umbesetzungen und Verkäufen zuletzt sehr »international« geführt wurde, wusste ich nicht. Wie ein Artikel in der Gewerkschaftszeitung »M« berichtet, wurden Koffer voller Zeitungen von einem Kurier nach Tallinn geflogen, also in die Hauptstadt von Estland. Dort scannten irgendwelche Leute die Zeitungen – dann kamen die Scans mithilfe einer Datenleitung nach Vietnam.
Die Vietnamesen »segmentierten« das ganze »maschinengerecht«, bevor die Suchmaschinen ihre Arbeit übernahmen. Es folgte eine Qualitätskontrolle in Kornwestheim, worauf dann in Estland die Originalzeitungen ausgeschnitten wurde. Das kann man sich kaum vorstellen – aber so schildert es der Artikel in »M«.
Nach Lektüre des Artikels war ich geradezu froh, den Vertrag mit Infopaq vor zwei Jahren gekündigt zu haben. Und ich war nur kurz traurig, von der Insolvenz des Unternehmens zu vernehmen – die war im Spätjahr 2013 erfolgt.
Jetzt stehen rund hundert Leute auf der Straße, um die es mir leid tut. (Und für mich sind fast dreißig Jahre abwechselnder Zusammenarbeit vorüber.) Aber seien wir mal ehrlich: Überrascht das jetzt irgend jemanden?
19 Februar 2014
Blick auf Buchbesprechungen
Immer wieder stelle ich auf der PERRY RHODAN-Seite allerlei Bücher, Comics und Hörbücher vor, die ich gelesen und/oder gehört habe. Und jetzt ist es mal wieder an der Zeit, einige dieser Rezensionen auch im Blog zu erwähnen – schließlich habe ich die einzelnen Titel gern gelesen und rezensiert.
Als sehr skurriler, aber auch sehr unterhaltsamer Roman erwies sich »Kein Schlaf bis Langenselbold« von Linus Volkmann. Der Autor, der sein Geld vor allem als Popjournalist verdient, beschreibt darin eine »Jugend in der hessischen Einöde«; so nannte ich dann auch meine Rezension. Amüsant, wenngleich nicht lebensnotwendig ...
Witzig, skurril und immer wieder zum Kopfschütteln anregend: »Der König von Berlin« von Horst Evers ist ein »Saukomischer Großstadt-Krimi«, so auch der Titel meiner Buchbesprechung. Ich fand das großartig, und der Roman war nicht ohne Grund so lange auf der Bestsellerliste.
»Oxford 7« ist ein origineller Science-Fiction-Roman, auch wenn er weder wissenschaftlich »sauber« ist noch sich um Physik so richtig kümmert. Das Werk von Pablo Tusset habe ich aber gern auf der PERRY RHODAN-Homepage besprochen.
Ich bin kein »John Sinclair«-Fan, finde aber die Hörspiele klasse, die Zaubermond Audio aus der klassischen Gruselromanserie macht. Die sogenannte Kreuz-Trilogie habe ich gern gehört und besprochen – echt!
Eigentlich ist »Department 19« ein ziemlicher Vampir-Trash – aber ich habe mich bei der Lektüre gut unterhalten und möchte den Roman von Will Hill deshalb mit Einschränkungen empfehlen. Man muss halt mit Einschränkungen leben.
Als sehr skurriler, aber auch sehr unterhaltsamer Roman erwies sich »Kein Schlaf bis Langenselbold« von Linus Volkmann. Der Autor, der sein Geld vor allem als Popjournalist verdient, beschreibt darin eine »Jugend in der hessischen Einöde«; so nannte ich dann auch meine Rezension. Amüsant, wenngleich nicht lebensnotwendig ...
Witzig, skurril und immer wieder zum Kopfschütteln anregend: »Der König von Berlin« von Horst Evers ist ein »Saukomischer Großstadt-Krimi«, so auch der Titel meiner Buchbesprechung. Ich fand das großartig, und der Roman war nicht ohne Grund so lange auf der Bestsellerliste.
»Oxford 7« ist ein origineller Science-Fiction-Roman, auch wenn er weder wissenschaftlich »sauber« ist noch sich um Physik so richtig kümmert. Das Werk von Pablo Tusset habe ich aber gern auf der PERRY RHODAN-Homepage besprochen.
Ich bin kein »John Sinclair«-Fan, finde aber die Hörspiele klasse, die Zaubermond Audio aus der klassischen Gruselromanserie macht. Die sogenannte Kreuz-Trilogie habe ich gern gehört und besprochen – echt!
Eigentlich ist »Department 19« ein ziemlicher Vampir-Trash – aber ich habe mich bei der Lektüre gut unterhalten und möchte den Roman von Will Hill deshalb mit Einschränkungen empfehlen. Man muss halt mit Einschränkungen leben.
18 Februar 2014
Krimi, Voodoo und noch mehr
Dass ich die »Jessica Blandy«-Comics mag, schrieb ich schon einmal; die Geschichten der Detektivin und Schriftstellerin sind spannend und gut gezeichnet, manchmal sind sie geradezu literarisch. Insgesamt umfasst die Serie 24 Bände, die es in einer wunderschönen Gesamtausgabe im Verlag Schreiber & Leser gibt. Dieser Tage las ich den dritten Band, dessen originale Geschichten in den 90er-Jahren erstmals erschienen sind.
Die vier Abenteuer spielen allesamt in den USA der 80er-Jahren: die ersten zwei Teile in Kalifornien, die folgenden zwei Teile in Louisiana. Und stets sieht die Heldin zwar cool aus, aber sie stolpert immer wieder in Fälle, die düster und gemein sind, die sie bis an den Rand ihrer Selbstachtung führen.
Warum ich die Serie so gut finde, liegt sicher an den Texten von Jean Dufaux. Der Autor, von dem ich viele Comics gelesen habe, schildert Drogenkonsum und Gewalt, Sex und Voodoo in einer Sprache und in packenden Szenen, die glaubwürdig sind; das packte mich bei der Lektüre.
Renaud, der Zeichner, ist ebenfalls gut, bleibt aber häufig in der Comic-Massenware stecken. Seine Bilder sind klar, sie zeigen Action und Erotik, Landschaften und Gesichter gleichermaßen gut; man ist aber von den Bildern nicht so gefesselt wie von der eigentlichen Geschichte.
Die zwei Geschichten, die in New Orleans und Umgebung spielen, haben mich am stärksten fasziniert. Phantastische Elemente vermischen sich mit der Krimi-Handlung, dazu kommen Politik und Sex – ein faszinierendes Gebräu. »Jessica Blandy« ist eine hervorragende Comic-Serie, und ich freue mich auf die nächsten Bände. Das ist richtig gelungenes Lesefutter für mich, toll!
Die vier Abenteuer spielen allesamt in den USA der 80er-Jahren: die ersten zwei Teile in Kalifornien, die folgenden zwei Teile in Louisiana. Und stets sieht die Heldin zwar cool aus, aber sie stolpert immer wieder in Fälle, die düster und gemein sind, die sie bis an den Rand ihrer Selbstachtung führen.
Warum ich die Serie so gut finde, liegt sicher an den Texten von Jean Dufaux. Der Autor, von dem ich viele Comics gelesen habe, schildert Drogenkonsum und Gewalt, Sex und Voodoo in einer Sprache und in packenden Szenen, die glaubwürdig sind; das packte mich bei der Lektüre.
Renaud, der Zeichner, ist ebenfalls gut, bleibt aber häufig in der Comic-Massenware stecken. Seine Bilder sind klar, sie zeigen Action und Erotik, Landschaften und Gesichter gleichermaßen gut; man ist aber von den Bildern nicht so gefesselt wie von der eigentlichen Geschichte.
Die zwei Geschichten, die in New Orleans und Umgebung spielen, haben mich am stärksten fasziniert. Phantastische Elemente vermischen sich mit der Krimi-Handlung, dazu kommen Politik und Sex – ein faszinierendes Gebräu. »Jessica Blandy« ist eine hervorragende Comic-Serie, und ich freue mich auf die nächsten Bände. Das ist richtig gelungenes Lesefutter für mich, toll!
17 Februar 2014
Gratulation an die Reddition
Man kann nicht behaupten, dass ich das Comic-Fachmagazin »Reddition« von der Nummer eins an gelesen und abonniert habe – aber ich war recht früh dabei. Die »Comic Reddition« las ich auf jeden Fall zu einer Zeit, als es ein vergleichsweise harmloses Fanzine war und noch weit davon entfernt, das anspruchsvolle Magazin von heute zu sein.
Das ist jetzt dreißig Jahre her, und Volker Hamann hat allen Grund, stolz auf seine Leistung zu sein. Er hat aus dem ehemaligen Fanzine ein renommiertes Fachblatt gemacht, das ich immer wieder gern lese, bei dem mich höchstens stört, dass es so viele gute Inhalte hat, die ich nie komplett schaffe. Vor allem die monothematischen Bände mit ihren sorgsam zusammengestellten Inhalten finde ich zwar klasse, aber ich hinke hinter der Lektüre stets ein wenig her.
Im Juni kommt die Nummer 60 heraus, pünktlich zum Comic-Salon. Und es soll eine Ausstellung zum Jubiläum dieses Magazins geben – das wäre ja glatt noch ein Grund mehr für mich, in diesem Jahr wieder nach Erlangen zu fahren.
Hin wie her: meine Gratulation an Volker Hamann und seine Mitstreiter! Auf die nächsten dreißig Jahre!
Das ist jetzt dreißig Jahre her, und Volker Hamann hat allen Grund, stolz auf seine Leistung zu sein. Er hat aus dem ehemaligen Fanzine ein renommiertes Fachblatt gemacht, das ich immer wieder gern lese, bei dem mich höchstens stört, dass es so viele gute Inhalte hat, die ich nie komplett schaffe. Vor allem die monothematischen Bände mit ihren sorgsam zusammengestellten Inhalten finde ich zwar klasse, aber ich hinke hinter der Lektüre stets ein wenig her.
Im Juni kommt die Nummer 60 heraus, pünktlich zum Comic-Salon. Und es soll eine Ausstellung zum Jubiläum dieses Magazins geben – das wäre ja glatt noch ein Grund mehr für mich, in diesem Jahr wieder nach Erlangen zu fahren.
Hin wie her: meine Gratulation an Volker Hamann und seine Mitstreiter! Auf die nächsten dreißig Jahre!
16 Februar 2014
Escalator Haters aus der Schweiz
Die Band Escalator Haters aus der Gegend von Zürich sah ich im Frühjahr 2013 erstmals in der »Alten Hackerei« und war sehr von dem Auftritt der Jungs angetan: Die Band gab es zu diesem Zeitpunkt seit mehreren Jahren, war mir bis dato aber völlig unbekannt. Ich kaufte mir die aktuelle Platte der Band, eine Ten-Inch, die keinen speziellen Titel trug und insgesamt acht Stücke enthielt.
Was die Band macht und was sie live auch ordentlich zelebriert, ist halt klassischer 77er-Punk, den ich mir auch heutzutage noch mit großer Freude anhören kann, lieber live als auf Platte. Die Band liefert die klassischen Pogo-Hüpferstücke, sie macht dazu die passenden Texte, und das alles ergibt ein echt brauchbares Gesamtkonzept, das mir saugut gefällt.
Keine Platte für die einsame Insel, aber eine, die dem ollen 77er-Freund in mir ein breites Grinsen ins Gesicht schleudert.
Was die Band macht und was sie live auch ordentlich zelebriert, ist halt klassischer 77er-Punk, den ich mir auch heutzutage noch mit großer Freude anhören kann, lieber live als auf Platte. Die Band liefert die klassischen Pogo-Hüpferstücke, sie macht dazu die passenden Texte, und das alles ergibt ein echt brauchbares Gesamtkonzept, das mir saugut gefällt.
Keine Platte für die einsame Insel, aber eine, die dem ollen 77er-Freund in mir ein breites Grinsen ins Gesicht schleudert.
Besuch in Malmedy
Man kann nicht sagen, dass mich mit der belgischen Kleinstadt Malmedy viel verfindet. Weder liegen Verwandte von mir auf einem der Kriegsgräberfelder rings um die Stadt begraben, noch habe ich sonstwie Verbindungen in den deutschsprachigen Teil von Belgien. Dass es uns nach Malmedy verschlug, war also eher ein Zufall.
Die kleine Stadt schmiegt sich zwischen hohe Hügel, die stark bewaldet sind. Eigentlich könnte sie schön aussehen, doch irgendwie hat man sich beim Bau der Stadt viel Mühe gegeben, eher hässliche Häuser aneinanderzureihen und das ganze durch enge Straßen mit viel Verkehr zu verbinden.
Wir gaben uns redlich Mühe, die schönen Seiten der Stadt zu finden, besuchten eine alte Kirche und stolperten durch die Nebenstraße, ließen uns ein kleines Essen in einem Café schmecken und verließen die Stadt nach einigen Stunden wieder. Ich bin sicher, dass Malmedy irgendwie und irgendwo auch cool sein kann – wir fanden diese Stellen nicht. Und ich mir vor allem sicher, dass wir dort so schnell nicht wieder hinfahren werden.
(Als jemand, der aus einer langweiligen Kleinstadt kommt, darf ich eigentlich sowieso nicht über andere Kleinstädte lästern. Kleinode verbergen sich gern vor den Blicken der Fremden ...)
Die kleine Stadt schmiegt sich zwischen hohe Hügel, die stark bewaldet sind. Eigentlich könnte sie schön aussehen, doch irgendwie hat man sich beim Bau der Stadt viel Mühe gegeben, eher hässliche Häuser aneinanderzureihen und das ganze durch enge Straßen mit viel Verkehr zu verbinden.
Wir gaben uns redlich Mühe, die schönen Seiten der Stadt zu finden, besuchten eine alte Kirche und stolperten durch die Nebenstraße, ließen uns ein kleines Essen in einem Café schmecken und verließen die Stadt nach einigen Stunden wieder. Ich bin sicher, dass Malmedy irgendwie und irgendwo auch cool sein kann – wir fanden diese Stellen nicht. Und ich mir vor allem sicher, dass wir dort so schnell nicht wieder hinfahren werden.
(Als jemand, der aus einer langweiligen Kleinstadt kommt, darf ich eigentlich sowieso nicht über andere Kleinstädte lästern. Kleinode verbergen sich gern vor den Blicken der Fremden ...)
15 Februar 2014
Peter Pank wird 48
Während das OX-Fanzine seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag feierte, schreitet mein Fortsetzungsroman »Und: Hardcore!« mit großen Schritten auf sein Jubiläum zu: In der aktuellen OX-Ausgabe 112 wurde die Folge 48 meines dritten Peter-Pank-Romans veröffentlicht. Ich gestehe, dass ich darauf schon ein wenig stolz bin ...
Im Inhalt steuert der Held des Romans wieder einmal auf eine Krise zu. Zuerst besucht er seinen Freund Jörg im Krankenhaus, wo dieser nach einem Skinhead-Angriff schwerverletzt liegt, dann verstößt er gegen eine Vereinbarung mit einem »befreundeten« Journalisten, und am Ende sieht er sich einer Horde Skinheads gegenüber, die offenbar nicht gekommen sind, um mit ihm Kräutertee zu trinken.
Wie es damit weitergeht, ist logischerweise Thema für die nächste Fortsetzung; wenn alles gut geht, werde ich an diesem Wochenende mit der Schreibarbeit daran beginnen. Der Fortsetzungsroman steuert langsam auf die Zielgerade ein, es wird Zeit, dass einige Dinge zusammengeführt und zu Ende gebracht werden. Schauen wir mal ...
Im Inhalt steuert der Held des Romans wieder einmal auf eine Krise zu. Zuerst besucht er seinen Freund Jörg im Krankenhaus, wo dieser nach einem Skinhead-Angriff schwerverletzt liegt, dann verstößt er gegen eine Vereinbarung mit einem »befreundeten« Journalisten, und am Ende sieht er sich einer Horde Skinheads gegenüber, die offenbar nicht gekommen sind, um mit ihm Kräutertee zu trinken.
Wie es damit weitergeht, ist logischerweise Thema für die nächste Fortsetzung; wenn alles gut geht, werde ich an diesem Wochenende mit der Schreibarbeit daran beginnen. Der Fortsetzungsroman steuert langsam auf die Zielgerade ein, es wird Zeit, dass einige Dinge zusammengeführt und zu Ende gebracht werden. Schauen wir mal ...
14 Februar 2014
Beim rasenden Urban
Urban Priol ist ein Phänomen: Wie der Mann es schafft, seit Jahren erfolgreich im Kabarett-Geschäft tätig zu sein, ohne dass er offenkundige Ausfall- oder Ermüdungserscheinungen hat, das finde ich beeindruckend. Ich sah ihn vor sechs Jahren schon einmal live, ich sah ihn x-mal im Fernsehen, und gestern abend war ich wieder einmal im Live-Programm. Die Veranstaltung war erneut in Pforzheim, in dem unglaublich hässlichen Kongresszentrum der Stadt, und wir hatten recht gute Plätze im vorderen Drittel der Halle.
Priol machte, bevor das eigentliche Programm losgeht, auf der Bühne seine Aufwärmübungen. Anders kann man es nicht nennen, wenn er in einer Hauruck-Tour durch die top-aktuelle Tagespolitik geht und diese satirisch aufspießt: frei Schnauze, nur mit einer Handvoll Notizen und ansonsten voller Pointen und sarkastischer Späße. Das ganze ging locker eine halbe Stunde lang, und das fand ich enorm.
Das eigentliche Programm kam anschließend; inklusive einer Pause dauerte die Veranstaltung gut dreieinhalb Stunden. Dreieinhalb Stunden lang tobte der kleine Mann mit dem krausen Haar über die Bühne, verspottete die Kanzerin und ihr Kabinett (»Merkel regiert mit Krücken« ... wie wahr!) und ließ niemanden von den Herrschenden ungeschoren.
Gelegentlich gab es harmlosere Einschübe, etwa zum Thema Steuererklärung oder Internet-Manie junger Leute. Meist aber zog er politische Themen in den Vordergrund, die er mit einer wahren Freude am Sarkasmus durchexerzierte.
In der zweiten Hälfte gab es sogar Programmteile, bei denen man kaum lachen konnte, so ernst waren sie eigentlich: Die Art und Weise, wie das reiche Europa mit Flüchtlingen umgeht, lässt sich auch kaum in einen fröhlich klingenden Witz verpacken.
Am Ende waren wir buchstäblich erschöpft vor Lachen. Und eigentlich sollte man nach so einem Kabarett-Abend, der einem zudem genug Stoff zum Nachdenken gab und gibt, auf die Straße gehen und seine Meinung lautstark und nicht unbedingt »harmlos« äußern. Aber dazu sind wir und waren die anderen Hunderte und Tausende im Saal dann doch wieder zu feige ...
Priol machte, bevor das eigentliche Programm losgeht, auf der Bühne seine Aufwärmübungen. Anders kann man es nicht nennen, wenn er in einer Hauruck-Tour durch die top-aktuelle Tagespolitik geht und diese satirisch aufspießt: frei Schnauze, nur mit einer Handvoll Notizen und ansonsten voller Pointen und sarkastischer Späße. Das ganze ging locker eine halbe Stunde lang, und das fand ich enorm.
Das eigentliche Programm kam anschließend; inklusive einer Pause dauerte die Veranstaltung gut dreieinhalb Stunden. Dreieinhalb Stunden lang tobte der kleine Mann mit dem krausen Haar über die Bühne, verspottete die Kanzerin und ihr Kabinett (»Merkel regiert mit Krücken« ... wie wahr!) und ließ niemanden von den Herrschenden ungeschoren.
Gelegentlich gab es harmlosere Einschübe, etwa zum Thema Steuererklärung oder Internet-Manie junger Leute. Meist aber zog er politische Themen in den Vordergrund, die er mit einer wahren Freude am Sarkasmus durchexerzierte.
In der zweiten Hälfte gab es sogar Programmteile, bei denen man kaum lachen konnte, so ernst waren sie eigentlich: Die Art und Weise, wie das reiche Europa mit Flüchtlingen umgeht, lässt sich auch kaum in einen fröhlich klingenden Witz verpacken.
Am Ende waren wir buchstäblich erschöpft vor Lachen. Und eigentlich sollte man nach so einem Kabarett-Abend, der einem zudem genug Stoff zum Nachdenken gab und gibt, auf die Straße gehen und seine Meinung lautstark und nicht unbedingt »harmlos« äußern. Aber dazu sind wir und waren die anderen Hunderte und Tausende im Saal dann doch wieder zu feige ...
13 Februar 2014
54-mal aus Osnabrück
Dass ich den »Fandom Observer« für ein lesenswertes Fanzine halte, das für einen Science-Fiction-Fan eigentlich unverzichtbar sein sollte, habe ich in den vergangenen zehn oder zwanzig Jahren oft genug gesagt und geschrieben. Deshalb ist seit einiger Zeit jede Ausgabe für mich mit einem Gefühl von Trauer verbunden: Die Jungs und Mädels wollen aufhören – mit der Ausgabe 300 wird endgültig Schluss sein.
Ich kann's irgendwie verstehen: Seit dem Tag, an dem im Jugendzentrum »Murgtäler Hof« in Freudenstadt die ersten Hinweise auf den »FO« als A4-Flugblätter verteilt und an Wände geklebt wurde, ist fast ein Vierteljahrhundert vergangen. Manchmal muss man liebgewonnene Dinge auch einmal beenden ...
Deshalb habe ich die Ausgabe 296 besonders interessiert gelesen. Neben aktuellen Filmen und Fanzines geht es um den Raketenbauer Sergej Koroljow, über den ich bislang nichts wusste, oder das erste Mondauto. Beide Artikel wurden von Günther Freunek verfasst, der diese Ausgabe als Redakteur betreute. Wie immer griff er sich »Randgruppenthemen« heraus – einer der Dinge, die ich an ihm schon immer schätzte.
»Das war die 54. Ausgabe des Fandom Observer aus Osnabrück«, schreibt Günther Freunek im Impressum. »Ich nutze die Gelegenheit, mich bei den Mitarbeitern für Einsatz und Engagement und bei den Lesern für ihre Treue zu bedanken.« Daraus schließe ich, dass dies seine letzte »Observer«-Ausgabe war.
Ich danke artig zurück: Herzlichen Dank für jahrelange Arbeit an diesem außergewöhnlichen Fanzine!
Ich kann's irgendwie verstehen: Seit dem Tag, an dem im Jugendzentrum »Murgtäler Hof« in Freudenstadt die ersten Hinweise auf den »FO« als A4-Flugblätter verteilt und an Wände geklebt wurde, ist fast ein Vierteljahrhundert vergangen. Manchmal muss man liebgewonnene Dinge auch einmal beenden ...
Deshalb habe ich die Ausgabe 296 besonders interessiert gelesen. Neben aktuellen Filmen und Fanzines geht es um den Raketenbauer Sergej Koroljow, über den ich bislang nichts wusste, oder das erste Mondauto. Beide Artikel wurden von Günther Freunek verfasst, der diese Ausgabe als Redakteur betreute. Wie immer griff er sich »Randgruppenthemen« heraus – einer der Dinge, die ich an ihm schon immer schätzte.
»Das war die 54. Ausgabe des Fandom Observer aus Osnabrück«, schreibt Günther Freunek im Impressum. »Ich nutze die Gelegenheit, mich bei den Mitarbeitern für Einsatz und Engagement und bei den Lesern für ihre Treue zu bedanken.« Daraus schließe ich, dass dies seine letzte »Observer«-Ausgabe war.
Ich danke artig zurück: Herzlichen Dank für jahrelange Arbeit an diesem außergewöhnlichen Fanzine!
12 Februar 2014
Let It Burn waren stets knallig
Wer eine CD mit sechs Stücken – davon eine David-Bowie-Coverversion – veröffentlicht, die keine zwölf Minuten lang ist, muss sich von mir normalerweise den Vorwurf der Materialverschwendung anhören. Bei Let It Burn und ihrem fulminanten Werk »Hello Good Friend« ist das ein wenig anders: Um 2003 herum hauten die vier Burschen aus New Jersey da ein amtliches Hardcore-Brett raus.
Als ich die CD im Auto einlegte, dachte ich zuerst, ich hätte die Spermbirds am Ohr – so ähnlich sind sich die Stimme des Sängers und der rasante Sound. Keine Sorge: Die Band ist eigenständig genug, wenngleich sie »nur« das spielt, was sie gut kann, nämlich Hardcore-Punk mit schneidenden Melodien, einer sägenden Gitarre und einem prasselnden Schlagzeug.
Ich habe von Let It Burn noch nie eine schlechte Platte gehört und könnte mich tierisch ärgern, dass ich die Burschen nie gesehen habe. Immerhin bleibt mir jetzt diese CD fürs Auto als Erinnerung ...
Als ich die CD im Auto einlegte, dachte ich zuerst, ich hätte die Spermbirds am Ohr – so ähnlich sind sich die Stimme des Sängers und der rasante Sound. Keine Sorge: Die Band ist eigenständig genug, wenngleich sie »nur« das spielt, was sie gut kann, nämlich Hardcore-Punk mit schneidenden Melodien, einer sägenden Gitarre und einem prasselnden Schlagzeug.
Ich habe von Let It Burn noch nie eine schlechte Platte gehört und könnte mich tierisch ärgern, dass ich die Burschen nie gesehen habe. Immerhin bleibt mir jetzt diese CD fürs Auto als Erinnerung ...
Zusammen kommen
Gegen Sex hat niemand etwas – aber wie schafft man es, ein ernsthaftes Anliegen wie die Aids-Prävention so zu vermitteln, dass niemand genervt die Augen verdreht? Ausgerechnet zum Valentinstag hat die International HIV/Aids Alliance sich des Themas angenommen und einen Kurzfilm erstellen lassen, den es jetzt bei YouTube zu gucken gibt.
In dem Film wird gestöhnt und gerammelt, da verziehen Männer und Frauen, junge und alte Menschen, schöne und weniger schöne Menschen vor Lust das Gesicht; das ist eindrucksvoll und vielfältig zugleich. Die Agentur Bluefrog zeigt eine Vielfalt in punkto Sex und Erotik, die man manchen spießigen Petitionsunterschreibern aus Baden-Württemberg vor die Augen tackern sollte.
Denn die Botschaft des Films wird dann doch klar vermittelt: Die sexuelle Orientierung ist nie ein Skandal. Wie immer man sich orientiert – ein Kondom ist sinnvoll, die Aids-Prävention absolut wichtig. Und »Come Together« bezieht oder beschränkt sich eben weder auf ein Geschlecht noch auf eine Ausrichtung.
In dem Film wird gestöhnt und gerammelt, da verziehen Männer und Frauen, junge und alte Menschen, schöne und weniger schöne Menschen vor Lust das Gesicht; das ist eindrucksvoll und vielfältig zugleich. Die Agentur Bluefrog zeigt eine Vielfalt in punkto Sex und Erotik, die man manchen spießigen Petitionsunterschreibern aus Baden-Württemberg vor die Augen tackern sollte.
Denn die Botschaft des Films wird dann doch klar vermittelt: Die sexuelle Orientierung ist nie ein Skandal. Wie immer man sich orientiert – ein Kondom ist sinnvoll, die Aids-Prävention absolut wichtig. Und »Come Together« bezieht oder beschränkt sich eben weder auf ein Geschlecht noch auf eine Ausrichtung.
11 Februar 2014
Ein Buch zu meinem Fünfzigsten
Jetzt kann ich es ja ausplaudern, ohne dass man mir vorwerfen könnte, ich würde ein »Fishing for Glückwünsche« betreiben: Im Dezember 2013 wurde ich fünfzig Jahre alt, das ist schon wieder zwei Monate her. Und zur Feier dieses Jubiläums publizierte Frank G. Gerigk, den ich auch schon seit über dreißig Jahre kenne, ein Buch, das im Verlag p.machinery und in der Reihe AndroSF erschienen ist.
Unter dem Titel »Der die Unsterblichen redigiert – Klaus N. Frick zum Fünfzigsten« sind zahlreiche Artikel, Kurzgeschichten und Zeichnungen versammelt, die von alten Freunden, von Kollegen, von Wegbegleitern und anderen Menschen stammen. Ich habe mich darüber unglaublich gefreut, und ich bin nach wie vor sehr stolz darauf, diese Beiträge zu lesen und mich an ihnen zu erfreuen.
Zitat aus der Inhaltsbeschreibung:
»Klaus N. Frick feiert seinen 50. Geburtstag. Dieses Buch widmet sich diesem wohl bekanntesten Science-Fiction-Redakteur Deutschlands und versucht ein wenig, jedoch nicht immer zu ernsthaft, hinter seine Geheimnisse zu kommen.
Einige Themen der Beiträge und Kurzgeschichten dieses Buches sind Hyänen, das Bett von Klaus’ Schwester, seine Ex, Zeitdilatation, ein zusammenstürzender Torturm, das N, ein Schwanzproblem, Punk in der Gobi, ein Kostüm, Sheldon Cooper, ein Kommissar, eine Gaststätte in Freudenstadt, ES, Schweigegelübde, Perry Rhodan, Außerirdische, Stalking, Sternenstaub, ein Schütze, Bier, eine Schreibmaschine, ein Straßenmusikant, eine besondere Krawatte, …«
Wer sich dafür interessiert, kann das Buch mithilfe der ISBN 978 3 942533 78 2 theoretisch in jeder Buchhandlung bestellen; es ist natürlich besser, den direkten Weg zum Verlag zu gehen. Die 164 Seiten gibt es für 7,90 Euro.
Unter dem Titel »Der die Unsterblichen redigiert – Klaus N. Frick zum Fünfzigsten« sind zahlreiche Artikel, Kurzgeschichten und Zeichnungen versammelt, die von alten Freunden, von Kollegen, von Wegbegleitern und anderen Menschen stammen. Ich habe mich darüber unglaublich gefreut, und ich bin nach wie vor sehr stolz darauf, diese Beiträge zu lesen und mich an ihnen zu erfreuen.
Zitat aus der Inhaltsbeschreibung:
»Klaus N. Frick feiert seinen 50. Geburtstag. Dieses Buch widmet sich diesem wohl bekanntesten Science-Fiction-Redakteur Deutschlands und versucht ein wenig, jedoch nicht immer zu ernsthaft, hinter seine Geheimnisse zu kommen.
Einige Themen der Beiträge und Kurzgeschichten dieses Buches sind Hyänen, das Bett von Klaus’ Schwester, seine Ex, Zeitdilatation, ein zusammenstürzender Torturm, das N, ein Schwanzproblem, Punk in der Gobi, ein Kostüm, Sheldon Cooper, ein Kommissar, eine Gaststätte in Freudenstadt, ES, Schweigegelübde, Perry Rhodan, Außerirdische, Stalking, Sternenstaub, ein Schütze, Bier, eine Schreibmaschine, ein Straßenmusikant, eine besondere Krawatte, …«
Wer sich dafür interessiert, kann das Buch mithilfe der ISBN 978 3 942533 78 2 theoretisch in jeder Buchhandlung bestellen; es ist natürlich besser, den direkten Weg zum Verlag zu gehen. Die 164 Seiten gibt es für 7,90 Euro.
10 Februar 2014
Ratternder Sound am Samstag
Grundsätzlich mag ich es, wenn in der »Alten Hackerei« in Karlsruhe immer wieder alte Bands spielen, die ich schon vor zwanzig Jahren gut fand – das hat stets den Charakter einer Oldie-Rock-Show, macht aber meist Spaß. Besser finde ich es dennoch wenn aktuelle Bands spielen, die mich live noch überraschen.
Deshalb pilgerte ich am Samstag, 8. Februar 2014, in die Oststadt, um mir Krachmusik um die Ohren hauen zu lassen. Auffallend war, dass das Gelände voll mit feierfreudigen Menschen war. Die Erklärung: Im »Substage« direkt nebenan wurde eine »Ü-30-Party« veranstaltet, bei der noch um 22 Uhr eine irrsinnig lange Schlange von Leuten vor dem Eingang stand, die unbedingt ins Innere des Clubs wollten. Einige verirrten sich später in die »Alte Hackerei«.
Ich guckte mir lieber die Derby Dolls an, die erste Band des Abends. Die drei Männer und eine Frau aus Tübingen spielten den rotzigen Punk, den sie schon auf ihrer Langspielplatte präsentiert hatten, live mit viel Energie. Das klang schwer nach den späten 70er-Jahren, aber nicht abgeschmackt und lahm, sondern energiegeladen und frisch. Und eine Band, die am Ende als Zugabe dann »Blaue Augen« von Ideal und »Lederhosentyp« von Hans-A-Plast bringt, weiß auf jeden Fall, was gut ist.
Das wissen auch die fünf Männer aus Wiesbaden, die bei Front zusammenspielen. Ich habe mehrere Platten von ihnen gekauft und gehört, besprochen und abgefeiert, und ich finde sie auf Tonträger klasse. Live funktionierte der Mix aus späten 70er- und frühen 80er-Jahren ebenfalls sehr gut. Die ratternde Gitarre, der absichtlich monotone Bass und der zackige Gesang erinnerten bewusst an die Zeit, als Punk in Deutschland noch frisch und Neue Deutsche Welle noch keine Bezeichnung für Schlager war.
Die gute Laune von der Bühne übertrug sich auf das Publikum, und am Ende hüpften vor der Bühne immer etwa ein Dutzend Leute herum. Auffallend war spätestens da, dass sich an diesem »Hackerei«-Abend ein jüngeres Publikum in der gepflegten Punkrock-Bar versammelt hatte. Ein schöner Abend, klasse!
Deshalb pilgerte ich am Samstag, 8. Februar 2014, in die Oststadt, um mir Krachmusik um die Ohren hauen zu lassen. Auffallend war, dass das Gelände voll mit feierfreudigen Menschen war. Die Erklärung: Im »Substage« direkt nebenan wurde eine »Ü-30-Party« veranstaltet, bei der noch um 22 Uhr eine irrsinnig lange Schlange von Leuten vor dem Eingang stand, die unbedingt ins Innere des Clubs wollten. Einige verirrten sich später in die »Alte Hackerei«.
Ich guckte mir lieber die Derby Dolls an, die erste Band des Abends. Die drei Männer und eine Frau aus Tübingen spielten den rotzigen Punk, den sie schon auf ihrer Langspielplatte präsentiert hatten, live mit viel Energie. Das klang schwer nach den späten 70er-Jahren, aber nicht abgeschmackt und lahm, sondern energiegeladen und frisch. Und eine Band, die am Ende als Zugabe dann »Blaue Augen« von Ideal und »Lederhosentyp« von Hans-A-Plast bringt, weiß auf jeden Fall, was gut ist.
Das wissen auch die fünf Männer aus Wiesbaden, die bei Front zusammenspielen. Ich habe mehrere Platten von ihnen gekauft und gehört, besprochen und abgefeiert, und ich finde sie auf Tonträger klasse. Live funktionierte der Mix aus späten 70er- und frühen 80er-Jahren ebenfalls sehr gut. Die ratternde Gitarre, der absichtlich monotone Bass und der zackige Gesang erinnerten bewusst an die Zeit, als Punk in Deutschland noch frisch und Neue Deutsche Welle noch keine Bezeichnung für Schlager war.
Die gute Laune von der Bühne übertrug sich auf das Publikum, und am Ende hüpften vor der Bühne immer etwa ein Dutzend Leute herum. Auffallend war spätestens da, dass sich an diesem »Hackerei«-Abend ein jüngeres Publikum in der gepflegten Punkrock-Bar versammelt hatte. Ein schöner Abend, klasse!
Was wurde aus Punk?
»Was ist eigentlich aus Punk geworden?« Diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt. Ein neues Buch versucht, darauf eine Antwort zu geben. Es heißt »No Future?«, ist im Archiv der Jugendkulturen erschienen und enthält 36 Interviews zum Thema Punk. Es sieht super aus, und ich finde klasse, dass es solche Bücher gibt – gelesen habe ich es allerdings noch nicht.
Zitat aus dem Inhalt: »Eigentlich wollten sie nie alt werden, die Punks der 70er- und 80er- Jahre, oder glaubten zumindest nicht daran, dass die Welt heute überhaupt noch existieren würde.
Jetzt, 25, 30 Jahre später, sind sie Konzernmanager oder Regisseur, Großmutter oder Fernsehstar, Millionär oder immer noch am Existenzminimum. Wir haben sie besucht, und dabei entstanden sehr persönliche Interviews – mit Gestrandeten und Desillusionierten, Heldinnen und Lebenskünstlern.«
Mit dabei sind so unterschiedliche Leute wie die Musiker Schorsch Kamerun, Trini Trimpop, Deutcher W oder Peter Hein, aber auch der Fernsehmann Manuel Andrack, der Autor Guy Helminger und natürlich Karl Nagel. Bands für entsprechende Querverweise sind unter anderem Fehlfarben, Abwärts, Die Toten Hosen, Slime, Die Goldenen Zitronen oder OHL, um mal diejenigen zu nennen, die auch heutigen Generationen etwas sagen ...
Wer das Buch zackig bestellt, tut dem Archiv der Jugendkulturen und sich selbst einen Gefallen. Mehr Informationen gibt es im entsprechenden Shop – dort könnt ihr euch auch schon ein wenig einlesen.
Zitat aus dem Inhalt: »Eigentlich wollten sie nie alt werden, die Punks der 70er- und 80er- Jahre, oder glaubten zumindest nicht daran, dass die Welt heute überhaupt noch existieren würde.
Jetzt, 25, 30 Jahre später, sind sie Konzernmanager oder Regisseur, Großmutter oder Fernsehstar, Millionär oder immer noch am Existenzminimum. Wir haben sie besucht, und dabei entstanden sehr persönliche Interviews – mit Gestrandeten und Desillusionierten, Heldinnen und Lebenskünstlern.«
Mit dabei sind so unterschiedliche Leute wie die Musiker Schorsch Kamerun, Trini Trimpop, Deutcher W oder Peter Hein, aber auch der Fernsehmann Manuel Andrack, der Autor Guy Helminger und natürlich Karl Nagel. Bands für entsprechende Querverweise sind unter anderem Fehlfarben, Abwärts, Die Toten Hosen, Slime, Die Goldenen Zitronen oder OHL, um mal diejenigen zu nennen, die auch heutigen Generationen etwas sagen ...
Wer das Buch zackig bestellt, tut dem Archiv der Jugendkulturen und sich selbst einen Gefallen. Mehr Informationen gibt es im entsprechenden Shop – dort könnt ihr euch auch schon ein wenig einlesen.
08 Februar 2014
Gelungene Kürzestgeschichten
Von dem serbischen Autor David Albahari hatte ich bis vor wenigen Wochen noch nichts gehört. Dann aber begann ich mit wachsendem Interesse die Kurzgeschichten in seinem Buch »Die Kuh ist ein einsames Tier« zu lesen; seither mag ich den Mann oder zumindest seine Texte.
Wobei: Kurzgeschichten ist eh das falsche Wort für seine Texte. Richtig wäre die Bezeichnung Kürzestgeschichten, denn viel kürzer kann man nicht erzählen. Die Texte sind häufig nur mehrere Sätze lang, und der längste Text in diesem Buch nimmt gerade mal eineinhalb Seiten in Anspruch.
Auf den 140 Seiten des im Eichborn-Verlages veröffentlichten Hardcover-Bandes schreibt Albahari über Alltäglichkeiten, die er augenzwinkernd ins Bizarre dreht; er schildert schräge Personen oder ungewöhnliche Situationen. Am besten ist er dann, wenn er eine recht harmlos wirkende Szenerie beschreibt, die aber durch seinen Blickwinkel zu etwas Besonderem wird.
Man kann dieses Buch kaum am Stück lesen, ich tat es nicht. Aber ich las immer mal wieder einen Text, manchmal auch zwei oder drei hintereinander, und als ich es durch hatte, las ich manche Seiten noch einmal. »Die Kuh ist ein einsames Tier« dürfte eines jener seltenen Bücher sein, die ich künftig immer mal wieder aus dem Schrank fischen werde, um eine Mini-Geschichte zu lesen.
07 Februar 2014
Punkrock-Vortrag in Rastatt
Zum letzten Mal erzählte ich vor sieben oder acht Jahren in Form eines Vortrages von Punkrock und artverwandter Musik. Wenn ich zuletzt irgendwelche Vorträge hielt, hatten die immer mit meinem Job zu tun. Also war ich tatsächlich ein wenig nervös, als ich am Mittwoch abend, 5. Februar 2014, im Art Canrobert in Rastatt aufkreuzte.
Gut dreißig Leute fläzten sich in die Sessel und Sofas des Vortragsraums im Autonomen Jugendzentrum der Stadt, in der ich seit vielen Jahren arbeite. Ich erzählte ein wenig über mich, dann ging ich auf die Punkrock-Geschichte ein. Mittels einer Powerpoint-Vorführung zeigte ich Plattencover, nannte Bandnamen und wichtige »Untergattungen«; gelegentlich spielte ich Musikbeispiele an.
Leider hatte ich völlig den Faktor Zeit verdrängt, das kommt von mangelnder Routine. Was auf maximal eineinhalb Stunden angesetzt war, wurde dann doch zu rund zwei Stunden. Okay, die wurden durch eine längere Pause unterbrochen, aber es war dennoch ein wenig viel. Ich neige bei manchen Themen wohl dazu, noch mehr ins Detail zu gehen als sonst ...
Hinterher gab's Fragen aus dem Publikum sowie einige Gespräche im kleinsten Kreis. Als ich Rastatt verließ, war es kurz vor Mitternacht – zumindest mir hatte es Spaß gemacht.
Gut dreißig Leute fläzten sich in die Sessel und Sofas des Vortragsraums im Autonomen Jugendzentrum der Stadt, in der ich seit vielen Jahren arbeite. Ich erzählte ein wenig über mich, dann ging ich auf die Punkrock-Geschichte ein. Mittels einer Powerpoint-Vorführung zeigte ich Plattencover, nannte Bandnamen und wichtige »Untergattungen«; gelegentlich spielte ich Musikbeispiele an.
Leider hatte ich völlig den Faktor Zeit verdrängt, das kommt von mangelnder Routine. Was auf maximal eineinhalb Stunden angesetzt war, wurde dann doch zu rund zwei Stunden. Okay, die wurden durch eine längere Pause unterbrochen, aber es war dennoch ein wenig viel. Ich neige bei manchen Themen wohl dazu, noch mehr ins Detail zu gehen als sonst ...
Hinterher gab's Fragen aus dem Publikum sowie einige Gespräche im kleinsten Kreis. Als ich Rastatt verließ, war es kurz vor Mitternacht – zumindest mir hatte es Spaß gemacht.
Ruppig aus Barcelona
In den vergangenen Jahren wurde es geradezu zur Mode, dass Bands aus dem Crust- und Hardcore-Sektor mit ihren Platten von mehreren Labels koproduziert worden sind. Die erste Langspielplatte der Band Instinto aus Barcelona ist dabei keine Ausnahme: Unter anderem ist das deutsche Label Angry Voice dabei, dazu gleich einige andere.
Was Instinto machen, ist dabei nicht unbedingt außergewöhnlich: rasanter Hardcore-Punk, den man meinetwegen auch als D-Beat oder als Crust bezeichnen kann – aber bei dieser Detailhuberei mag ich dann doch nicht mitmachen. Die fünf Männer lassen es ordentlich krachen, vermengen den typischen Brüllgesang und die ebenso typisch-kurzen Texte über Staat und Gesellschaft mit einer Musik, die vergleichsweise komplex ist: Die Gitarren klingen manchmal fast metallisch, die Stücke sind abwechslungsreich und recht lang, und immer wieder schälen sich Melodien aus dem Gerotze hervor.
Gegründet hat sich die Band schon 2011, die erste Platte kam dann 2012 heraus; ich habe sie jetzt endlich angehört und bin sehr davon angetan. Dass die Aussagen über Atomkraft oder die industrialisierte Welt ein wenig arg schlicht sind, passt zum Stil, der sich letztlich immer an den Anarcho-Bands aus dem England der frühen 80er-Jahre orientiert. (Ach ja, wer sich einhören will: Es gibt eine Bandcamp-Seite mit den Tonträgern der Band.)
Was Instinto machen, ist dabei nicht unbedingt außergewöhnlich: rasanter Hardcore-Punk, den man meinetwegen auch als D-Beat oder als Crust bezeichnen kann – aber bei dieser Detailhuberei mag ich dann doch nicht mitmachen. Die fünf Männer lassen es ordentlich krachen, vermengen den typischen Brüllgesang und die ebenso typisch-kurzen Texte über Staat und Gesellschaft mit einer Musik, die vergleichsweise komplex ist: Die Gitarren klingen manchmal fast metallisch, die Stücke sind abwechslungsreich und recht lang, und immer wieder schälen sich Melodien aus dem Gerotze hervor.
Gegründet hat sich die Band schon 2011, die erste Platte kam dann 2012 heraus; ich habe sie jetzt endlich angehört und bin sehr davon angetan. Dass die Aussagen über Atomkraft oder die industrialisierte Welt ein wenig arg schlicht sind, passt zum Stil, der sich letztlich immer an den Anarcho-Bands aus dem England der frühen 80er-Jahre orientiert. (Ach ja, wer sich einhören will: Es gibt eine Bandcamp-Seite mit den Tonträgern der Band.)
06 Februar 2014
Reichsflugscheiben über Heftromanen
Das fand ich durchaus überraschend: Das Titelbild des aktuellen »Maddrax«-Heftromans – es ist immerhin schon die Nummer 366 – ziert eine sogenannte Reichsflugscheibe, und der Titel »1000 Jahre wie ein Tag« weist ebenfalls in die richtige Richtung: Der Autor Sascha Vennemann hat das Risiko aufgenommen, echte Nazis, den Film »Iron Sky« und einige schräge Anspielungen zu einem Science-Fiction-Roman zu verknüpfen, der im 26. Jahrhundert spielt.
Gelesen habe ich den Roman nicht komplett, aber ich blätterte ihn mit großem Interesse durch. Eine Figur, die als Gröfaz bezichnet wird, die Wewelsburg als Schauplatz, dazu eine parallele Handlungsebene, die im Jahr 2145 spielt – das ist alles ganz schön abgedreht und irgendwie auch mutig. Wie werden konservative oder »unpolitische« Heftromanleser mit dieser sarkastischen Nazi-Verarsche umgehen?
Wwenn in der parallelen Zukunft des Jahres 2145 aus einem Liederbuch »Frei & Wild« stramme deutsche Lieder gesungen werden, ist das glatt noch ein Seitenhieb auf die aktuelle Musik-Szene. Das Spannende an der Sache für mich ist glatt: Wie viele Leser merken überhaupt, dass einen politischen Roman vor sich haben? Und wie kommt so etwas bei den Lesern an?
Gelesen habe ich den Roman nicht komplett, aber ich blätterte ihn mit großem Interesse durch. Eine Figur, die als Gröfaz bezichnet wird, die Wewelsburg als Schauplatz, dazu eine parallele Handlungsebene, die im Jahr 2145 spielt – das ist alles ganz schön abgedreht und irgendwie auch mutig. Wie werden konservative oder »unpolitische« Heftromanleser mit dieser sarkastischen Nazi-Verarsche umgehen?
Wwenn in der parallelen Zukunft des Jahres 2145 aus einem Liederbuch »Frei & Wild« stramme deutsche Lieder gesungen werden, ist das glatt noch ein Seitenhieb auf die aktuelle Musik-Szene. Das Spannende an der Sache für mich ist glatt: Wie viele Leser merken überhaupt, dass einen politischen Roman vor sich haben? Und wie kommt so etwas bei den Lesern an?
05 Februar 2014
Ankündigung im Frust
Eigentlich wollte ich am Freitag in dieser Woche nach Solingen fahren, nein, ich hätte das gewusst: Beim Festival zum fünfundzwanzigsten Geburtstag des OX-Fanzines, für das ich seit einigen Jahren schreibe, treten schließlich Bands auf, die ich seit vielen Jahren mag, schätze und liebe. Aber ich kann nicht, ich pack's zeitlich einfach nicht – und deshalb empfehle ich die Veranstaltung hier: Wer im Großraum von hundert Kilometern um Solingen herum wohnt, sollte hinfahren.
Ich meine: Dass das OX überhaupt 25 Jahre alt werden würde, hat damals niemand geglaubt. 1989 kam das Heft in einem seltsamen Zeitungsformat heraus, wenn ich mich recht erinnere, und es mangelte nicht an Kritik. Doch die Truppe um Joachim Hiller und Uschi Herzer biss sich durch und entwickelte im Verlauf der Jahre eine Zeitschrift, die für Punkrock, Hardcore und artverwandte Klänge längst ein relevantes Blatt geworden ist.
Im »Getaway« in Solingen treten jetzt bespielsweise die göttlichen Asta Kask aus Schweden auf, die ich schon in den 80er-Jahren mochte und noch nie gesehen habe. Und The Ruts DC aus England, die ich ebenfalls noch nie gesehen habe; eine richtig alte Band, deren Anfänge in den 70er-Jahren liegen. Von den Generators aus Los Angeles, den hervorragenden Love A aus Trier und den rasanten Vitamin X aus Amsterdam ganz zu schweigen; dazu kommen einige andere Bands sowie eine Punkrock-Disco.
Ganz ehrlich: Ich müsste mir in den Hintern beißen, dass ich da nicht hinfahren kann, wenn dies einigermaßen ginge ... Aber es geht nicht. Also hilft alles Ärgern nicht, nur der Verweis an andere Leute. Infos gibt's auf der entsprechenden Website.
Ich meine: Dass das OX überhaupt 25 Jahre alt werden würde, hat damals niemand geglaubt. 1989 kam das Heft in einem seltsamen Zeitungsformat heraus, wenn ich mich recht erinnere, und es mangelte nicht an Kritik. Doch die Truppe um Joachim Hiller und Uschi Herzer biss sich durch und entwickelte im Verlauf der Jahre eine Zeitschrift, die für Punkrock, Hardcore und artverwandte Klänge längst ein relevantes Blatt geworden ist.
Im »Getaway« in Solingen treten jetzt bespielsweise die göttlichen Asta Kask aus Schweden auf, die ich schon in den 80er-Jahren mochte und noch nie gesehen habe. Und The Ruts DC aus England, die ich ebenfalls noch nie gesehen habe; eine richtig alte Band, deren Anfänge in den 70er-Jahren liegen. Von den Generators aus Los Angeles, den hervorragenden Love A aus Trier und den rasanten Vitamin X aus Amsterdam ganz zu schweigen; dazu kommen einige andere Bands sowie eine Punkrock-Disco.
Ganz ehrlich: Ich müsste mir in den Hintern beißen, dass ich da nicht hinfahren kann, wenn dies einigermaßen ginge ... Aber es geht nicht. Also hilft alles Ärgern nicht, nur der Verweis an andere Leute. Infos gibt's auf der entsprechenden Website.
Spotify für Literatur
Ich selbst nutze Spotify und andere Musik-Anbieter nicht: Daheim höre ich – ganz klassisch-spießig – meine Musik am liebsten von Vinyl-Schallplatten, im Büro laufen Bandcamp oder LastFM, ab und zu gehe ich auf Youtube. Und ich habe genügend CDs, die ich in den Büro-Computer oder in den CD-Player im Auto stecken kann.
Aber Spotify ist mit seinem umfassenden Angebot absolut wichtig und richtig; immer Leute nutzen es, und das Angebot wächst sprunghaft. Es ist eine Alternative für Musikfreunde, die keine Lust haben, für einzelne Musikstücke 99 Cent zu bezahlen, und die längst kein Geld mehr für CDs oder Vinylscheiben ausgeben.
Jetzt wird es aber auf einer anderen Ebene spannend: Mit Readfy tritt ein Dienst an, der künftig auch E-Books im selben Modell anbieten möchte, eine Art Spotify für Literatur also. Man leiht keine E-Books, man kauft sie nicht, sondern man »streamt« sie. Das ist erstens sehr preiswert und wird zweitens den Sumpf der illegalen Uploader und ebenso illegalen Downloader »austrocknen« – das zumindest hoffen die Leute, von denen die Seite vorangetrieben wird.
Ob sich das System durchsetzen wird, weiß kein Mensch. Ich kann mir so etwas für mich persönlich nicht vorstellen: Will ich wirklich ein Buch auf meinem E-Reader lesen und dann Werbung eingeblendet bekommen?
Andererseits habe ich mich auch irgendwann an E-Mails gewöhnt, die ich mir beispielsweise auf einer werbefinanzierten GMX-Plattform anschaue; von meiner Internet-Abneigung, die ich vor zwanzig Jahren hatte, ist nichts übrig geblieben. Das Fernsehprogramm ist voller Werbung, und Zeitschriften bestehen manchmal aus mehr Werbe- als Redaktionsseiten.
Derzeit befindet sich Readfy in einer Testphase, die auf 5000 Nutzer beschränkt ist. Mit echten Ergebnissen ist erst zu rechnen, wenn diese Phase vorüber ist. Und ob hinterher Readfy das Rennen macht, weiß ebenfalls kein Mensch. Funktioniert das System, werden andere Anbieter auf den Zug aufspringen.
Nur ... dass sich bei der Vermarktung von Literatur einiges ändern wird, liegt auf der Hand. Warum soll beispielsweise jemand 18,99 Euro für ein E-Book ausgeben, dessen Hardcover-Version für 19,99 Euro im Handel ist?
Streaming ist eine echte Alternative, auch und gerade für Literatur. Ob ich das dann mag, ist völlig zweitrangig.
Aber Spotify ist mit seinem umfassenden Angebot absolut wichtig und richtig; immer Leute nutzen es, und das Angebot wächst sprunghaft. Es ist eine Alternative für Musikfreunde, die keine Lust haben, für einzelne Musikstücke 99 Cent zu bezahlen, und die längst kein Geld mehr für CDs oder Vinylscheiben ausgeben.
Jetzt wird es aber auf einer anderen Ebene spannend: Mit Readfy tritt ein Dienst an, der künftig auch E-Books im selben Modell anbieten möchte, eine Art Spotify für Literatur also. Man leiht keine E-Books, man kauft sie nicht, sondern man »streamt« sie. Das ist erstens sehr preiswert und wird zweitens den Sumpf der illegalen Uploader und ebenso illegalen Downloader »austrocknen« – das zumindest hoffen die Leute, von denen die Seite vorangetrieben wird.
Ob sich das System durchsetzen wird, weiß kein Mensch. Ich kann mir so etwas für mich persönlich nicht vorstellen: Will ich wirklich ein Buch auf meinem E-Reader lesen und dann Werbung eingeblendet bekommen?
Andererseits habe ich mich auch irgendwann an E-Mails gewöhnt, die ich mir beispielsweise auf einer werbefinanzierten GMX-Plattform anschaue; von meiner Internet-Abneigung, die ich vor zwanzig Jahren hatte, ist nichts übrig geblieben. Das Fernsehprogramm ist voller Werbung, und Zeitschriften bestehen manchmal aus mehr Werbe- als Redaktionsseiten.
Derzeit befindet sich Readfy in einer Testphase, die auf 5000 Nutzer beschränkt ist. Mit echten Ergebnissen ist erst zu rechnen, wenn diese Phase vorüber ist. Und ob hinterher Readfy das Rennen macht, weiß ebenfalls kein Mensch. Funktioniert das System, werden andere Anbieter auf den Zug aufspringen.
Nur ... dass sich bei der Vermarktung von Literatur einiges ändern wird, liegt auf der Hand. Warum soll beispielsweise jemand 18,99 Euro für ein E-Book ausgeben, dessen Hardcover-Version für 19,99 Euro im Handel ist?
Streaming ist eine echte Alternative, auch und gerade für Literatur. Ob ich das dann mag, ist völlig zweitrangig.
04 Februar 2014
Der Nazi Weißbart
Am 25. Dezember 1981 begann ich mit einer Kurzgeschichte, die den schönen Titel »Nazi Weißbart« trug, und am 5. Januar 1982 schloss ich die Arbeit an ihr ab: inklusive des Ausbesserns irgendwelcher Tippfehler mit Tipp-Ex. Schaue ich mir heute das Manuskript an, muss ich angesichts meiner vergleichsweise sorgfältigen Arbeit schmunzeln.
Die Geschichte wurde in meinem Fanzine SAGITTARIUS veröffentlicht, und jetzt kramte ich sie wieder hervor. Für eine geplante Sammlung von Kurzgeschichten habe ich sie noch einmal komplett durchgearbeitet und vor allem modernisiert. Dabei fiel mir auf: Das Ding war gar nicht so schlecht.
»Nazi Weißbart« basierte auf wahren Erlebnissen, die Geschichte spielt in Freudenstadt und zwar kurz vor Weihnachten 1981. In einem eher als roh zu bezeichnenden Stil beschrieb ich, wie ein Haufen von Jugendlichen – darunter der Ich-Erzähler – mit einem alten Mann in Streit geraten, den alle nur als Nazi betrachten.
Die Jugendlichen gewinnen. Als ich die Geschichte damals schrieb und veröffentlichte, machte ich mir da keinen Kopf: Letztlich standen zwei oder gar drei Dutzend schreiende Jugendliche gegen einen alten Mann – schaue ich mir das heute an, ist das recht peinlich.
Aber wenn's darum geht, in einer Geschichte darzustellen, wie unsereins als Jugendlicher in den frühen 80er-Jahre dachte und handelte, muss das wohl so bleiben. Auch wenn es meiner heutigen Einstellungn in einigen Teilen widerspricht ...
Die Geschichte wurde in meinem Fanzine SAGITTARIUS veröffentlicht, und jetzt kramte ich sie wieder hervor. Für eine geplante Sammlung von Kurzgeschichten habe ich sie noch einmal komplett durchgearbeitet und vor allem modernisiert. Dabei fiel mir auf: Das Ding war gar nicht so schlecht.
»Nazi Weißbart« basierte auf wahren Erlebnissen, die Geschichte spielt in Freudenstadt und zwar kurz vor Weihnachten 1981. In einem eher als roh zu bezeichnenden Stil beschrieb ich, wie ein Haufen von Jugendlichen – darunter der Ich-Erzähler – mit einem alten Mann in Streit geraten, den alle nur als Nazi betrachten.
Die Jugendlichen gewinnen. Als ich die Geschichte damals schrieb und veröffentlichte, machte ich mir da keinen Kopf: Letztlich standen zwei oder gar drei Dutzend schreiende Jugendliche gegen einen alten Mann – schaue ich mir das heute an, ist das recht peinlich.
Aber wenn's darum geht, in einer Geschichte darzustellen, wie unsereins als Jugendlicher in den frühen 80er-Jahre dachte und handelte, muss das wohl so bleiben. Auch wenn es meiner heutigen Einstellungn in einigen Teilen widerspricht ...
03 Februar 2014
Punk aus NRW
Wenn ich mal eine Radiosendung mache, die sich mit Nordrhein-Westfalen beschäftigt, dürfen lobende Worte für diesen Kulturkreis nicht fehlen. Als ich in den 80er-Jahren damit anfing, fleißig in die Region zwischen Köln und Münster, niederländischer Grenze und Soester Börde zu reisen, freute ich mich auf das dichte Netz an Veranstaltungsorten. Daran hat sich bis heute nicht geändert – und so guckte ich mir in meiner Enpunkt-Radiosendung im Freien Radio Querfunk am gestrigen Sonntag, 2. Februar 2014, genau diese Region an.
Selbstverständlich spielte ich Deutschpunk: Es gab neue Bands wie Krautbomber und SS-kaliert, die sonst nur wenig gemeinsam haben. Mit den Bovver Boys und den Urban Rejects brachte ich zum Ausgleich zwei Skinheads-Bands, die korrekte englische Texte und ziemlich gelungene Musik im Gepäck führen.
Mike Zero und die Grindolls standen für die recht moderne Art des schwer rockenden Punkrocks, der mir manchmal zu sehr in Hardrock abdriftet. Für Melodien, einen Schlag Emo und eine Portion Glam standen dafür District und Fire In The Attic – für Abwechslung war also mal wieder gesorgt.
Selbstverständlich spielte ich Deutschpunk: Es gab neue Bands wie Krautbomber und SS-kaliert, die sonst nur wenig gemeinsam haben. Mit den Bovver Boys und den Urban Rejects brachte ich zum Ausgleich zwei Skinheads-Bands, die korrekte englische Texte und ziemlich gelungene Musik im Gepäck führen.
Mike Zero und die Grindolls standen für die recht moderne Art des schwer rockenden Punkrocks, der mir manchmal zu sehr in Hardrock abdriftet. Für Melodien, einen Schlag Emo und eine Portion Glam standen dafür District und Fire In The Attic – für Abwechslung war also mal wieder gesorgt.
Panzerfisch Rhodan sind cool
Eine Band, die sich Panzerfisch Rhodan nennt, muss ich ja gut finden. Dass mir die Kapelle aus Trier auch ungeachtet des Namens gefallen kann, belegt die CD mit dem schönen genialen Titel »Das blühende Leben«, die 2009 aufgenommen und 2012 veröffentlicht wurde. Elf durchaus abwechslungsreiche Stücke sind drauf, die mal ein wenig sperrig sind, dann aber auch wieder gut ins Ohr gehen.
Das ist alles in allem Punkrock mit deutschen Texten, sowohl musikalisch als auch textlich eher ungewöhnlich und intellektuell unterwegs. Wer mag, darf das ganze als Emo bezeichnen, hier ist es aber ausdrücklich positiv gemeint.
Die Band weiß, was sie will, man jammert nicht herum, sondern sagt klar, wie's einem geht: »Ich kann auch den Rest meines Lebens alleine in Kneipen gehen. Und trink ich dort alleine, ist das nicht weiter schlimm, denn genau wie jeder zweite hier weiß ich, wer ich bin.« Das ist kein Wohlstandskindergejaule, sondern klare Prosa.
Insgesamt ein guter Start für eine neue Band – die Musiker haben allerdings schon vorher in anderen Bands ihre Erfahrungen gesammelt –, und auf die würde ich gerne ein Auge haben. Künftig, meine ich, und das nicht nur des Namens wegen ...
Das ist alles in allem Punkrock mit deutschen Texten, sowohl musikalisch als auch textlich eher ungewöhnlich und intellektuell unterwegs. Wer mag, darf das ganze als Emo bezeichnen, hier ist es aber ausdrücklich positiv gemeint.
Die Band weiß, was sie will, man jammert nicht herum, sondern sagt klar, wie's einem geht: »Ich kann auch den Rest meines Lebens alleine in Kneipen gehen. Und trink ich dort alleine, ist das nicht weiter schlimm, denn genau wie jeder zweite hier weiß ich, wer ich bin.« Das ist kein Wohlstandskindergejaule, sondern klare Prosa.
Insgesamt ein guter Start für eine neue Band – die Musiker haben allerdings schon vorher in anderen Bands ihre Erfahrungen gesammelt –, und auf die würde ich gerne ein Auge haben. Künftig, meine ich, und das nicht nur des Namens wegen ...
02 Februar 2014
Wenn die Intoleranz marschiert
Ich bin froh, am gestrigen Samstag nicht in Stuttgart gewesen sein. Auf dem Schlossplatz demonstrierten dort nämlich die Gegner des sogenannten Bildungsplan-Entwurfs, in dem es – nach einem Entwurf – darum gehen soll, dass künftig auch im Schulunterricht in Baden-Württemberg die verschiedenen sexuellen Identitäten behandelt werden sollen. Ich fürchte, dass ich beim Anblick einer solchen Demonstration nicht ruhig geblieben wäre.
Laut Medienberichten haben die Demonstranten Slogans wie »Schützt unsere Kinder« skandiert. Damit meinen sie doch: Wenn in der Schule das Wort »Homosexualität« mal nicht abwertend benutzt wird, sondern man klarmacht, dass es sich bei Schwulen und Lesben um »ganz normale Menschen« handelt – was zudem viele Kinder und Jugendliche aus ihrem täglichen Erleben wissen –, dann werden automatisch Kinder verführt, oder es geschieht gleich noch viel schlimmeres mit ihnen.
Ich habe den Bildungsplan-Entwurf nicht gelesen und werde das sicher nicht tun. Der Plan wird sowieso nicht umgesetzt werden, und wenn in zweieinhalb Jahren die CDU in Baden-Württemberg wieder an die Regierung kommt – woran kein Mensch zweifelt –, wird er eh wieder kassiert. Was also soll ich mich damit beschäftigen?
Mich beschäftigt viel eher der Hass den die sogenannten Kinderschützer, ein Sumpf aus rechtslastigen Vollpfosten, erzkonservativen Pietisten und anderen Superchristen, gegen diesen Plan ausüben. Ist es so schlimm, einfach mal anzuerkennen, dass es Leute gibt, die schwul und lesbisch sind? Ist es so schlimm, dann in der Schule diese »Lebensform« als normal darzustellen?
Ich verstehe so vieles nicht in diesen Tagen. Dieser Hass von sogenannten Christen auf Menschen, die ihnen wesensfremd erscheinen, gehört dazu. Und deshalb bin ich froh, dass ich diese Demonstration nicht sehen musste.
(Dass diese Leute jedes Recht haben, für ihre Meinung zu demonstrieren, versteht sich von selbst. Es spricht für die bescheuerte Diskussion zu diesem Thema, dass ich diese Aussage hier auch noch ausdrücklich treffen muss.)
Laut Medienberichten haben die Demonstranten Slogans wie »Schützt unsere Kinder« skandiert. Damit meinen sie doch: Wenn in der Schule das Wort »Homosexualität« mal nicht abwertend benutzt wird, sondern man klarmacht, dass es sich bei Schwulen und Lesben um »ganz normale Menschen« handelt – was zudem viele Kinder und Jugendliche aus ihrem täglichen Erleben wissen –, dann werden automatisch Kinder verführt, oder es geschieht gleich noch viel schlimmeres mit ihnen.
Ich habe den Bildungsplan-Entwurf nicht gelesen und werde das sicher nicht tun. Der Plan wird sowieso nicht umgesetzt werden, und wenn in zweieinhalb Jahren die CDU in Baden-Württemberg wieder an die Regierung kommt – woran kein Mensch zweifelt –, wird er eh wieder kassiert. Was also soll ich mich damit beschäftigen?
Mich beschäftigt viel eher der Hass den die sogenannten Kinderschützer, ein Sumpf aus rechtslastigen Vollpfosten, erzkonservativen Pietisten und anderen Superchristen, gegen diesen Plan ausüben. Ist es so schlimm, einfach mal anzuerkennen, dass es Leute gibt, die schwul und lesbisch sind? Ist es so schlimm, dann in der Schule diese »Lebensform« als normal darzustellen?
Ich verstehe so vieles nicht in diesen Tagen. Dieser Hass von sogenannten Christen auf Menschen, die ihnen wesensfremd erscheinen, gehört dazu. Und deshalb bin ich froh, dass ich diese Demonstration nicht sehen musste.
(Dass diese Leute jedes Recht haben, für ihre Meinung zu demonstrieren, versteht sich von selbst. Es spricht für die bescheuerte Diskussion zu diesem Thema, dass ich diese Aussage hier auch noch ausdrücklich treffen muss.)
01 Februar 2014
Geburtstags-Hardcore
Eigentlich sollten an diesem Samstag abend, 31. Januar 2014, die Bands Hooka-Hey aus Karlsruhe und Überyou aus Zürich spielen – ein Grund dafür war der vierzigste Geburtstag des Hooka-Hey-Sängers. Doch dann kam alles anders: Die eigentliche »Haupt-Band« fiel wegen Erkrankung eines Bandmitglieds aus; es entwickelte sich trotzdem eine sehr rauschende Party.
Als ich in der »Alten Hackerei« eintraf, war die Punkrock-Kneipe schon ordentlich gefüllt. Auf der Bühne standen die Schweizer, die gerade mit ihrem Konzert anfingen. Ich finde die Band gut, habe sie schon einmal gesehen und auch ihre Platte als sehr gut empfunden – die Burschen aus Zürich legten gleich richtig los.
Wer den Sänger auf den Gedanken gebracht hatte, nach jedem Lied einen Schnaps zu trinken, den ihm das Geburtstagskind in der ersten Reihe kredenzte, weiß ich nicht. Aber es war sehr witzig, dem immer euphorischer und besoffener werdenden Sänger zuzuschauen, und irgendwann vergaßen wohl alle Beteiligten den obligatorischen Schnaps.
Zwischendurch enterte das Geburtstagskind selbst die Bühne und schmetterte einige Lieder, dann übernahmen Musiker aus Karlsruhe – teilweise von Hooka-Hey – die Bühne und spielten knalligen Hardcore. Pogo und Slamdance fielen weitestgehend aus, dafür gab's Biergespritze, Stagediving und lautes Mitgrölen; wer geistvolle Unterhaltung suchte, war an diesem Abend fehl am Platz.
Ich bekam mein breites Grinsen nicht aus dem Gesicht, laberte viel dummes Zeugs, freute mich über die Show auf der Bühne und trank Bier: eigentlich ein Konzertabend wie viele andere in den vergangenen dreißig Jahren. Da es tatsächlich mein erstes Punk-Konzert im Jahr 2014 war (schluck!), empfand ich es aber vor allem als guten Start in die Konzert-Saison.
Als ich in der »Alten Hackerei« eintraf, war die Punkrock-Kneipe schon ordentlich gefüllt. Auf der Bühne standen die Schweizer, die gerade mit ihrem Konzert anfingen. Ich finde die Band gut, habe sie schon einmal gesehen und auch ihre Platte als sehr gut empfunden – die Burschen aus Zürich legten gleich richtig los.
Wer den Sänger auf den Gedanken gebracht hatte, nach jedem Lied einen Schnaps zu trinken, den ihm das Geburtstagskind in der ersten Reihe kredenzte, weiß ich nicht. Aber es war sehr witzig, dem immer euphorischer und besoffener werdenden Sänger zuzuschauen, und irgendwann vergaßen wohl alle Beteiligten den obligatorischen Schnaps.
Zwischendurch enterte das Geburtstagskind selbst die Bühne und schmetterte einige Lieder, dann übernahmen Musiker aus Karlsruhe – teilweise von Hooka-Hey – die Bühne und spielten knalligen Hardcore. Pogo und Slamdance fielen weitestgehend aus, dafür gab's Biergespritze, Stagediving und lautes Mitgrölen; wer geistvolle Unterhaltung suchte, war an diesem Abend fehl am Platz.
Ich bekam mein breites Grinsen nicht aus dem Gesicht, laberte viel dummes Zeugs, freute mich über die Show auf der Bühne und trank Bier: eigentlich ein Konzertabend wie viele andere in den vergangenen dreißig Jahren. Da es tatsächlich mein erstes Punk-Konzert im Jahr 2014 war (schluck!), empfand ich es aber vor allem als guten Start in die Konzert-Saison.