Früher war es einfach: Die Buchmesse rückte näher, und ich bekam entweder fiesen Schnupfen oder einen Pickel auf der Nase. Dieses Jahr scheint mein Körper noch geschicktere Fallen zu stellen.
Am Samstag bekam ich einen Hexenschuss, so richtig fies. Ich latschte das Wochenende über wie ein Insekt durch die Wohnung, langsam und holperig. Mit lustigen Besuchen in der »Alten Hackerei« war da nix.
Am Montag ging ich zum Arzt, der renkte mich ein. Zwar tat der Rücken noch weh, aber ich konnte wieder vernünftig gehen, ohne die ganze Zeit zu jammern. Dafür begann die Rotzerei - der übliche Herbstschnupfen.
Und am Mittwoch dieser Woche: Ich überdehnte aus welchen Gründen auch immer eine Sehne. Mein linkes Bein ist völlig verzerrt seitdem, jede Bewegung damit schmerzt, und ich kann praktisch nicht darauf stehen, geschweige denn vernünftig gehen. Das Zounds-Konzert in der »Alten Hackerei« war unter diesen Umständen auch gestrichen.
Entweder mutiere ich mit rasantem Tempo zum Hypochonder, oder mein Körper signalisiert mir: »Ey, Alter, Buchmesse ist voll kacke. Bleib daheim aufm Sofa und trink Dosenbier.«
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 September 2010
29 September 2010
Bei Marilyn am Straßenrand
Rückblick auf den Italien-Trip im August 2010
Die Namensgebung für Restaurants, Cafés und andere Einrichtungen ist mir nicht nur in Deutschland häufig ein Rätsel. In Italien bin ich häufig noch überraschter als hierzulande. So fragte ich mich am Donnerstag, 26. August 2010, nicht nur einmal, wieso man das sehr schlichte Café allen Ernstes als »Marilyn« bezeichnete.
Die kleine Stadt Zanica hat sicher ihre schöne Seiten, wir sahen sie aber nicht. Auf der Fahrt von Karlsruhe nach Verona hatte ich irgendwann dringende Lust, einen Kaffee zu trinken, und auf einer Autobahn-Raste wollte ich das nicht tun.
Also verließen wir auf der Höhe von Bergamo endlich einmal die Hauptstraße, eierten ein wenig über Nebenstraßen und landeten schließlich am Rand der gesichtslos wirkenden Kleinstadt Zanica. Im Untergeschoss eines mehrstöckigen Hauses war das Café »Marilyn«; im Innern flimmerte und dröhnte der Fernseher, im Schatten zwischen Haus und Straße standen einige Plastikmöbel.
Wir setzten uns an einen Tisch, begrüßten freundlich den schnauzbärtigen Mann nebenan, der eifrig rauchte und Zeitung las, uns ansonsten aber völlig in Ruhe ließ. Die blondierte Bedienung, die ansonsten mit großer Faszination eine Fernsehserie anguckte, brachte uns den gewünschten Kaffee, und der war stark und kräftig und wohlschmeckend, eben genauso, wie man sich das in Italien wünscht und vorstellt.
Irgendwie passte die kleine Kneipe zu dem, was die Stadt zu bieten hatte: alles ein wenig arg durchschnittlich und langweilig, gesichtslos eben – aber nach den Espressi, die wir tranken, fühlten wir uns definitiv besser und konnten weiterfahren. Also kein Wort mehr gegen »Marilyn«.
Die Namensgebung für Restaurants, Cafés und andere Einrichtungen ist mir nicht nur in Deutschland häufig ein Rätsel. In Italien bin ich häufig noch überraschter als hierzulande. So fragte ich mich am Donnerstag, 26. August 2010, nicht nur einmal, wieso man das sehr schlichte Café allen Ernstes als »Marilyn« bezeichnete.
Die kleine Stadt Zanica hat sicher ihre schöne Seiten, wir sahen sie aber nicht. Auf der Fahrt von Karlsruhe nach Verona hatte ich irgendwann dringende Lust, einen Kaffee zu trinken, und auf einer Autobahn-Raste wollte ich das nicht tun.
Also verließen wir auf der Höhe von Bergamo endlich einmal die Hauptstraße, eierten ein wenig über Nebenstraßen und landeten schließlich am Rand der gesichtslos wirkenden Kleinstadt Zanica. Im Untergeschoss eines mehrstöckigen Hauses war das Café »Marilyn«; im Innern flimmerte und dröhnte der Fernseher, im Schatten zwischen Haus und Straße standen einige Plastikmöbel.
Wir setzten uns an einen Tisch, begrüßten freundlich den schnauzbärtigen Mann nebenan, der eifrig rauchte und Zeitung las, uns ansonsten aber völlig in Ruhe ließ. Die blondierte Bedienung, die ansonsten mit großer Faszination eine Fernsehserie anguckte, brachte uns den gewünschten Kaffee, und der war stark und kräftig und wohlschmeckend, eben genauso, wie man sich das in Italien wünscht und vorstellt.
Irgendwie passte die kleine Kneipe zu dem, was die Stadt zu bieten hatte: alles ein wenig arg durchschnittlich und langweilig, gesichtslos eben – aber nach den Espressi, die wir tranken, fühlten wir uns definitiv besser und konnten weiterfahren. Also kein Wort mehr gegen »Marilyn«.
Angenehmes Deutschpunkgerocke
Von der Band Benzin hatte ich bis zum Jahr 2010 nichts gehört. Das hat nicht so viel zu bedeuten, schließlich kann man nicht alles mitkriegen; es könnte aber auch damit zu tun haben, dass die Band aus Ulm vor allem im Vorprogramm sogenannter großer Bands spielte und spielt, also für die Donots oder die Sportfreunde Stiller oder Sum 41.
Da passen sie auch gut hin, und das meine ich nicht despektierlich. Was Benzin machen, ist angenehm rockender Deutschpunk mit viel Melodie und schlau klingenden Texten in deutscher Sprache; früher hätte ich die Musik als »Kommerz-Punk« geschmäht, heute sehe ich das ganze eben als Musik, die mir gut gefällt, die aber eindeutig auf die Medien außerhalb der Punk-Szene schielt.
Wobei ein Stück wie »Bewegung« schon ziemlich cool klingt, auch das Titelstück der Platte überzeugt. Benzin ist eine Band, die den kommerziellen Erfolg schon gern hätte – zumindest wirkt sie so. Und ganz ehrlich: Bei der Musik und den Texten hätten sie so 'nen Erfolg auch verdient.
Da passen sie auch gut hin, und das meine ich nicht despektierlich. Was Benzin machen, ist angenehm rockender Deutschpunk mit viel Melodie und schlau klingenden Texten in deutscher Sprache; früher hätte ich die Musik als »Kommerz-Punk« geschmäht, heute sehe ich das ganze eben als Musik, die mir gut gefällt, die aber eindeutig auf die Medien außerhalb der Punk-Szene schielt.
Wobei ein Stück wie »Bewegung« schon ziemlich cool klingt, auch das Titelstück der Platte überzeugt. Benzin ist eine Band, die den kommerziellen Erfolg schon gern hätte – zumindest wirkt sie so. Und ganz ehrlich: Bei der Musik und den Texten hätten sie so 'nen Erfolg auch verdient.
28 September 2010
In den Ockerminen
Reiserückblick auf den Mai 2010 in Südfrankreich
Hätte man mich vor dem Mai 2010 gefragt, wie Ocker aussehen würde, hätte ich gesagt, »irgendwie gelb bis rot«. Wie recht ich mit dieser schwammigen Aussage haben würde, wurde mir erst bewusst, als wir in den Ockerbergen von Roussillon unterwegs waren.
Vor allem die alte Ockermine, die sich am Rand der kleinen Stadt erstreckt und die man besichtigen kann, zeigte das in teilweise sehr beeindruckenden Bildern. Ein Fußweg, teilweise recht schmal, teilweise auch mit Treppen gesichert, führte durch das Gelände, vorbei an den Resten des Steinbruches.
Rötlich schimmernde, schroff in der Sonne leuchtende Mauern. Geschwungene Kurven in starkem Orange-Ton. Haufenweise Grün, das die steilen Kanten der Ockermine langsam überwuchert. Faszinierende Ausblicke auf ein in der Sonne und im Schatten wechselndes Farbenspiel.
Lang braucht man nicht für den Rundgang, wir wären in einer halben Stunde fertig gewesen. Da man aber immer wieder anhält, um das Bild auf sich wirken zu lassen, braucht man länger. Nach einer Stunde oder auch eineinhalb Stunden hat man dann alles gesehen. Hat was!
Hätte man mich vor dem Mai 2010 gefragt, wie Ocker aussehen würde, hätte ich gesagt, »irgendwie gelb bis rot«. Wie recht ich mit dieser schwammigen Aussage haben würde, wurde mir erst bewusst, als wir in den Ockerbergen von Roussillon unterwegs waren.
Vor allem die alte Ockermine, die sich am Rand der kleinen Stadt erstreckt und die man besichtigen kann, zeigte das in teilweise sehr beeindruckenden Bildern. Ein Fußweg, teilweise recht schmal, teilweise auch mit Treppen gesichert, führte durch das Gelände, vorbei an den Resten des Steinbruches.
Rötlich schimmernde, schroff in der Sonne leuchtende Mauern. Geschwungene Kurven in starkem Orange-Ton. Haufenweise Grün, das die steilen Kanten der Ockermine langsam überwuchert. Faszinierende Ausblicke auf ein in der Sonne und im Schatten wechselndes Farbenspiel.
Lang braucht man nicht für den Rundgang, wir wären in einer halben Stunde fertig gewesen. Da man aber immer wieder anhält, um das Bild auf sich wirken zu lassen, braucht man länger. Nach einer Stunde oder auch eineinhalb Stunden hat man dann alles gesehen. Hat was!
Criminal Jokers mit Punk-Wave-Pop-Mix
Irgendwo aus Italien stammen die Criminal Jokers, die seit einigen Jahren ihre Musik spielen, die sich aber einigermaßen den heutigen Zuordnungen entzieht. Es ist im weitesten Sinne Punkrock, aber in einer sehr altmodischen Art; das klingt unterm Strich zeitweise wie die frühen Anfänge des Genres, vielleicht auch wie der IndieRock der 80er Jahre.
Mir liegt die aktuelle CD der Band vor, die den hübschen Namen »This Was Supposed To Be The Future« trägt. Elf Stücke, teilweise sehr langen, die zwischen Wave und Punkrock und Pop-Musik und irgendwelcher Rock-Musik pendeln.
Ich nehme an, dass ich mir die Band mal live ansehen sollte, um herauszufinden, was die wirklich taugt. So ist die CD gut taugliche Hintergrundmusik, aber nichts, was mich irgendwie umwirft.
Mir liegt die aktuelle CD der Band vor, die den hübschen Namen »This Was Supposed To Be The Future« trägt. Elf Stücke, teilweise sehr langen, die zwischen Wave und Punkrock und Pop-Musik und irgendwelcher Rock-Musik pendeln.
Ich nehme an, dass ich mir die Band mal live ansehen sollte, um herauszufinden, was die wirklich taugt. So ist die CD gut taugliche Hintergrundmusik, aber nichts, was mich irgendwie umwirft.
27 September 2010
Nachruf im SF-Jahrbuch
Das habe ich noch gar nicht vermeldet: Im Heyne-SF-Jahrbuch 2010 ist ein mehrseitiger Artikel von mir enthalten. Auf fünfeinhalb Druckseiten gehe ich in diesem Jahresrückblick auf den Autor Robert Feldhoff ein, der letzten Sommer verstorben ist.
Mit Robert arbeitete ich jahrelang zusammen, und wenn wir uns zu Besprechungen trafen, wurde häufig über private Dinge geredet. Er war mehr für mich als »nur« ein Autorenkollege, und deshalb hat mich sein früher Tod wohl so sehr getroffen.
Ich haderte ein wenig mit mir, als das Angebot des Heyne-Verlags kam, diesen Nachruf zu schreiben. Dann habe ich ihn doch verfasst. In der Kommentarspalte dieses Blocks zitiere ich ausführlich aus dem Nachruf. (Aber natürlich wäre es besser, ihr kauft das ganze Buch. Das lohnt sich eh.)
Mit Robert arbeitete ich jahrelang zusammen, und wenn wir uns zu Besprechungen trafen, wurde häufig über private Dinge geredet. Er war mehr für mich als »nur« ein Autorenkollege, und deshalb hat mich sein früher Tod wohl so sehr getroffen.
Ich haderte ein wenig mit mir, als das Angebot des Heyne-Verlags kam, diesen Nachruf zu schreiben. Dann habe ich ihn doch verfasst. In der Kommentarspalte dieses Blocks zitiere ich ausführlich aus dem Nachruf. (Aber natürlich wäre es besser, ihr kauft das ganze Buch. Das lohnt sich eh.)
26 September 2010
Nur noch Ekelpakete
Glaubt man einer Emnid-Umfrage, die ausgerechnet im Auftrag der »Bild am Sonntag« erstellt wurde, ist eine Mehrheit der Bevölkerung gegen eine Anhebung der sogenannten Hartz-IV-Regelsätze. Es gibt sogar einen durchaus respektablen Teil der Befragten, bei dem die Meinung vorherscht, man sollte Hartz-IV-Empfängern noch mehr Geld streichen.
Ich bin mir nicht sicher, welche Empfindung in mir vorherrscht, wenn ich so was lese. Wut und Entsetzen, oder eher hysterisches Kichern? Kopfschüttelnd sitze ich vor solchen Zahlen.
Wenn mehr als die Hälfte aller Befragten der Ansicht sind, die Arbeitslosen erhielten zu viel Geld, bedeutet das doch, dass die Propaganda des herrschenden Gesindels auf immer fruchtbareren Boden fällt. Schuld an wirtschaftlichen Problemen scheinen also nicht diejenigen zu haben, deren Tätigkeit unzählige Milliarden verbrannt haben, sondern diejenigen, die den Bodensatz der Gesellschaft bilden.
Wer arm ist, so glauben offensichtlich viele Leute, ist auch selbst dran schuld. Und der Staat muss ihm nicht noch Geld in den Hintern schieben. Das ist nicht mal mehr FDP-Logik, das ist die Logik von Herren- und Untermenschen.
Noch besser: Dreiviertel der Befragten sind wohl auch der Ansicht, dass man den »Hartzern« auch die Kohle fürs Rauchen und Biertrinken streichen soll. Da mischt sich ein ekelig-protestantisches Spießertum (»wir wissen, was gut für die anderen ist«) mit derselben Herrenmenschen-Attitüde. Der Blick von »oben« auf »die da unten« herrscht vor.
Es ist einfach widerwärtig. In was für einer Scheißwelt wir leben, wird einem in solchen Fällen erst klar. Gemeinschaftsgeist und Mitmenschlichkeit gelten nur für Bankangestellte oder sogenannte Tabubrecher wie Thilo Sarrazin, die in jeder Talkshow öffentlichkeitswirksam darüber jammern dürfen, dass sie doch nur ihre Meinung sagen möchten.
Lachen muss ich dann trotzdem. Und zwar sehr höhnisch. Bei der nächsten Kündigungswelle, die so sicher kommen wird wie das Amen in der Kirche, haut's hoffentlich genügend von denen, die sich jetzt so gegen Hartz-IV-Empfänger stellen, raus in die kalte Luft der Arbeitslosigkeit. Dann merken sie hoffentlich selbst, wie beschissen es ist, in einer unsolidarischen Gesellschaft zu leben.
(Rein rechnerisch müssen ja auch Hartz-IV-Empfänger bei einer solchen repräsentativen Umfrage gegen ihre eigenen Interessen gestimmt haben. Ich glaube so was sofort. Dämlichkeit kennt keine Grenzen.)
Ich bin mir nicht sicher, welche Empfindung in mir vorherrscht, wenn ich so was lese. Wut und Entsetzen, oder eher hysterisches Kichern? Kopfschüttelnd sitze ich vor solchen Zahlen.
Wenn mehr als die Hälfte aller Befragten der Ansicht sind, die Arbeitslosen erhielten zu viel Geld, bedeutet das doch, dass die Propaganda des herrschenden Gesindels auf immer fruchtbareren Boden fällt. Schuld an wirtschaftlichen Problemen scheinen also nicht diejenigen zu haben, deren Tätigkeit unzählige Milliarden verbrannt haben, sondern diejenigen, die den Bodensatz der Gesellschaft bilden.
Wer arm ist, so glauben offensichtlich viele Leute, ist auch selbst dran schuld. Und der Staat muss ihm nicht noch Geld in den Hintern schieben. Das ist nicht mal mehr FDP-Logik, das ist die Logik von Herren- und Untermenschen.
Noch besser: Dreiviertel der Befragten sind wohl auch der Ansicht, dass man den »Hartzern« auch die Kohle fürs Rauchen und Biertrinken streichen soll. Da mischt sich ein ekelig-protestantisches Spießertum (»wir wissen, was gut für die anderen ist«) mit derselben Herrenmenschen-Attitüde. Der Blick von »oben« auf »die da unten« herrscht vor.
Es ist einfach widerwärtig. In was für einer Scheißwelt wir leben, wird einem in solchen Fällen erst klar. Gemeinschaftsgeist und Mitmenschlichkeit gelten nur für Bankangestellte oder sogenannte Tabubrecher wie Thilo Sarrazin, die in jeder Talkshow öffentlichkeitswirksam darüber jammern dürfen, dass sie doch nur ihre Meinung sagen möchten.
Lachen muss ich dann trotzdem. Und zwar sehr höhnisch. Bei der nächsten Kündigungswelle, die so sicher kommen wird wie das Amen in der Kirche, haut's hoffentlich genügend von denen, die sich jetzt so gegen Hartz-IV-Empfänger stellen, raus in die kalte Luft der Arbeitslosigkeit. Dann merken sie hoffentlich selbst, wie beschissen es ist, in einer unsolidarischen Gesellschaft zu leben.
(Rein rechnerisch müssen ja auch Hartz-IV-Empfänger bei einer solchen repräsentativen Umfrage gegen ihre eigenen Interessen gestimmt haben. Ich glaube so was sofort. Dämlichkeit kennt keine Grenzen.)
Ofenwasser und Kaffeemaul
Als das Kommando Sonne-nmilch in Karlsruhe spielte, war ich natürlich mal wieder verhindert. So was nervt echt. Dafür kann ich mir ihre Platten fleißig anhören; eine davon ist »Scheiße, nicht schon wieder Bernstein«, die schon Ende 2008 veröffentlicht wurde.
Seien wir ehrlich: Viele der Bands, in denen Jens Rachut singt oder sang, hören sich sehr ähnlich an. Spielt man mir ein Stück von Dackelblut vor oder eines von Oma Hans oder jetzt eben vom Kommando, kann es durchaus sein, dass ich den Sänger sofort-sogleich erkenne, das Werk aber keiner Band zuordnen kann. Solange mir fast alles gefällt, was Rachut mit seinen Musikerkollegen macht, ist mir das völlig egal.
Auf der Seite »Kaffeemaul« wird man als Hörer allerdings in die Irre geführt: Da sind nur zwei Stücke drauf, die nicht wie Punkrock klingen, sondern eher wie nachdenklicher IndiePop jenseits jeglicher Peinlichkeit, und die Stücke werden von Yvon Jansen gesungen – das klingt richtig klasse und überhaupt nicht wie die »Ofenwasser«-Seite.
Alles in allem wieder eine Platte, die sich wunderbar ins Dackelblut-undsoweiter-Universum einordnet und die ich mag. Diese Hamburger haben eine Art, ihren Punk zu spielen, dass ich mir das wohl noch in Jahren anhören kann.
Seien wir ehrlich: Viele der Bands, in denen Jens Rachut singt oder sang, hören sich sehr ähnlich an. Spielt man mir ein Stück von Dackelblut vor oder eines von Oma Hans oder jetzt eben vom Kommando, kann es durchaus sein, dass ich den Sänger sofort-sogleich erkenne, das Werk aber keiner Band zuordnen kann. Solange mir fast alles gefällt, was Rachut mit seinen Musikerkollegen macht, ist mir das völlig egal.
Auf der Seite »Kaffeemaul« wird man als Hörer allerdings in die Irre geführt: Da sind nur zwei Stücke drauf, die nicht wie Punkrock klingen, sondern eher wie nachdenklicher IndiePop jenseits jeglicher Peinlichkeit, und die Stücke werden von Yvon Jansen gesungen – das klingt richtig klasse und überhaupt nicht wie die »Ofenwasser«-Seite.
Alles in allem wieder eine Platte, die sich wunderbar ins Dackelblut-undsoweiter-Universum einordnet und die ich mag. Diese Hamburger haben eine Art, ihren Punk zu spielen, dass ich mir das wohl noch in Jahren anhören kann.
25 September 2010
Abend mit Känguru
Der Kabarettist Marc-Uwe Kling war mir bis vor wenigen Tagen nicht einmal vom Namen her bekannt. Am Freitag abend schauten wir uns in Heidelberg ein aktuelles Kabarett-Programm an - und jetzt weiß ich über den Mann ein bisschen mehr.
Seine Show ist nicht politisch in dem Sinn, dass er Politiker verarscht oder aktuelle politische Themen wiederkäut. Sie ist aber extrem politisch in dem Sinn, dass er in seinen Sketchen und Liedern immer wieder politisch-gesellschaftliche Zusammenhänge überspitzt darstellt.
Das ist großartig! Am liebsten mochte ich seine Lieder. Wenn der schmächtig wirkende Mann auf der Bühne steht, die Wandergitarre in der Hand und vom »Scheißverein« singt oder von den Alpträumen eines Selbstmordterroristen, dann hat das einfach große Klasse. Der Saal tobte zeitweise vor Begeisterung.
Als Running-Gag hat der Kabarettist seine Känguru-Geschichten. Die seien alle wahr, beteuert er auf der Bühne, und nichts davon sei erfunden. Er lebe tatsächlich mit einem Känguru zusammen, und das sei eben Kommunist.
Und mit diesem Känguru erlebt er die unmöglichsten Geschichten, angefangen von einer Flugreise von Berlin-Tegel nach Berlin-Schönefeld (ist ja billiger als Fahrt mit der Bahn) bis hin zum Verarschen von Touristen. Großes Kino, superlustig - ich lachte Tränen.
Ein wunderbarer Kabarett-Abend mit einem Künstler, von dem man womöglich noch viel hören wird. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass man dem im Fernsehen zu viel Zeit und Raum geben wird ...
Seine Show ist nicht politisch in dem Sinn, dass er Politiker verarscht oder aktuelle politische Themen wiederkäut. Sie ist aber extrem politisch in dem Sinn, dass er in seinen Sketchen und Liedern immer wieder politisch-gesellschaftliche Zusammenhänge überspitzt darstellt.
Das ist großartig! Am liebsten mochte ich seine Lieder. Wenn der schmächtig wirkende Mann auf der Bühne steht, die Wandergitarre in der Hand und vom »Scheißverein« singt oder von den Alpträumen eines Selbstmordterroristen, dann hat das einfach große Klasse. Der Saal tobte zeitweise vor Begeisterung.
Als Running-Gag hat der Kabarettist seine Känguru-Geschichten. Die seien alle wahr, beteuert er auf der Bühne, und nichts davon sei erfunden. Er lebe tatsächlich mit einem Känguru zusammen, und das sei eben Kommunist.
Und mit diesem Känguru erlebt er die unmöglichsten Geschichten, angefangen von einer Flugreise von Berlin-Tegel nach Berlin-Schönefeld (ist ja billiger als Fahrt mit der Bahn) bis hin zum Verarschen von Touristen. Großes Kino, superlustig - ich lachte Tränen.
Ein wunderbarer Kabarett-Abend mit einem Künstler, von dem man womöglich noch viel hören wird. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass man dem im Fernsehen zu viel Zeit und Raum geben wird ...
24 September 2010
Martin Büsser ist tot
Als ich die Mail heute morgen in meinem Computer sah, war ich fassungslos. Ich bin's immer noch: Martin Büsser ist im Alter von nur 42 Jahren gestorben. Der Ventil-Verlag schweigt sich über die Ursachen aus, es geht mich auch nichts an – aber mir verschlug's für einige Zeit die Sprache.
Martin Büsser lernte ich vom Namen her kennen, als er anfing, fürs ZAP zu schreiben, das Hardcore- und Punk-Fanzine, für das ich später auch schrieb. Seine Artikel und Interviews waren kenntnisreich und belesen, zeitweise auf einem intellektuellen Niveau, das man in einer Szenezeitschrift dieser Art nicht vermutete. Ich gestehe, dass er mir damit zeitweise auch auf den Keks ging.
Später besuchte ich ihn mal in dem rheinischen Weinbauerndorf, in dem er anfangs der 90er Jahre wohnte, und übernachtete dort im Schlafsack. Er spielte mir unglaubliche Musik vor, die lichtjahreweit hinter meinem von Punk und Hardcore beeinflussten Horizont lag; wir tranken Bier, redeten stundenlang, und er rauchte eine Zigarette nach der anderen.
Dann kam die Zeitschrift »testcard«, die sich auf einer anspruchsvollen Ebene mit Musik beschäftigte (mir war's zu hoch), er gründete den Ventil-Verlag mit, und ich las immer wieder seinen Namen. Er schrieb Bücher, verfasste kenntnisreiche Artikel über Musik, Literatur und Filme, wusste einfach Bescheid und kannte sich in vielen Dingen beeindruckend gut aus.
Und wir verloren uns aus den Augen. Wie das so ist – seit Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen, zuletzt auf einer Buchmesse. (In den späten 80er Jahren traf man sich eben eher auf Krachmusikkonzerten.) Das bedauere ich jetzt.
Wenn ich mich an ihn erinnere, sehe ich sein verschmitztes Grinsen, höre den leichten Mainzer Singsang in der Stimme. Und ich fühle mich traurig.
Martin Büsser lernte ich vom Namen her kennen, als er anfing, fürs ZAP zu schreiben, das Hardcore- und Punk-Fanzine, für das ich später auch schrieb. Seine Artikel und Interviews waren kenntnisreich und belesen, zeitweise auf einem intellektuellen Niveau, das man in einer Szenezeitschrift dieser Art nicht vermutete. Ich gestehe, dass er mir damit zeitweise auch auf den Keks ging.
Später besuchte ich ihn mal in dem rheinischen Weinbauerndorf, in dem er anfangs der 90er Jahre wohnte, und übernachtete dort im Schlafsack. Er spielte mir unglaubliche Musik vor, die lichtjahreweit hinter meinem von Punk und Hardcore beeinflussten Horizont lag; wir tranken Bier, redeten stundenlang, und er rauchte eine Zigarette nach der anderen.
Dann kam die Zeitschrift »testcard«, die sich auf einer anspruchsvollen Ebene mit Musik beschäftigte (mir war's zu hoch), er gründete den Ventil-Verlag mit, und ich las immer wieder seinen Namen. Er schrieb Bücher, verfasste kenntnisreiche Artikel über Musik, Literatur und Filme, wusste einfach Bescheid und kannte sich in vielen Dingen beeindruckend gut aus.
Und wir verloren uns aus den Augen. Wie das so ist – seit Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen, zuletzt auf einer Buchmesse. (In den späten 80er Jahren traf man sich eben eher auf Krachmusikkonzerten.) Das bedauere ich jetzt.
Wenn ich mich an ihn erinnere, sehe ich sein verschmitztes Grinsen, höre den leichten Mainzer Singsang in der Stimme. Und ich fühle mich traurig.
23 September 2010
Ausflug in Gaggenau
Mein Vater fotografierte in den 60er Jahren richtig gern. Er hatte eine kompliziert aussehende Kamera, die er sich vor den Bauch halten musste, um oben in sie hineinzuschauen; damit sah er das, was er fotografieren wollte, gewissermaßen verkehrt – das war damals wohl üblich. Ich erinnere mich an viele Momente, in denen er so seine Fotos schoss.
Manchmal sitze ich aber ratlos vor alten Bildern und kann nicht genau sagen, von wann sie sind. So halte ich ein Schwarzweiß-Foto in den Händen: Vier Frauen gehen spazieren, sie schieben einen dieser altmodischen Kinderwagen mit dünnen Rädern. Die Straße ist ohne Autos, auf der einen Seite stehen Einfamilienhäusern hinter Vorgärten, auf der anderen Seite erstreckt ich eine Streuobstwiese. Schönes Landleben. Im Hintergrund schiebt ein kleiner Junge einen Kinderwagen mit einem noch kleineren Kind.
»Spaziergang in Gaggenau«, schrieb meine Mutter auf die Rückseite des Fotos. »Im Hintergrund Klaus mit Andrea.«
Das bin ja ich! Auf diesem Foto hätte ich mich nicht erkannt. Immerhin hilft diese Aussage und die Tatsache, dass es meine Schwester und ich sind, das Datum einzugrenzen: dürfte 1967 sein.
Alte Bilder anzugucken ist manchmal ein kleines Detektivspiel. Eines, bei dem man auch ein wenig traurig wird ...
Manchmal sitze ich aber ratlos vor alten Bildern und kann nicht genau sagen, von wann sie sind. So halte ich ein Schwarzweiß-Foto in den Händen: Vier Frauen gehen spazieren, sie schieben einen dieser altmodischen Kinderwagen mit dünnen Rädern. Die Straße ist ohne Autos, auf der einen Seite stehen Einfamilienhäusern hinter Vorgärten, auf der anderen Seite erstreckt ich eine Streuobstwiese. Schönes Landleben. Im Hintergrund schiebt ein kleiner Junge einen Kinderwagen mit einem noch kleineren Kind.
»Spaziergang in Gaggenau«, schrieb meine Mutter auf die Rückseite des Fotos. »Im Hintergrund Klaus mit Andrea.«
Das bin ja ich! Auf diesem Foto hätte ich mich nicht erkannt. Immerhin hilft diese Aussage und die Tatsache, dass es meine Schwester und ich sind, das Datum einzugrenzen: dürfte 1967 sein.
Alte Bilder anzugucken ist manchmal ein kleines Detektivspiel. Eines, bei dem man auch ein wenig traurig wird ...
Wenn Italo-Punks reifen ...
Immer wieder wird über Bands gesagt, dass sie in ihrer frühen Phase »so richtig gut« gewesen seien und dann abgebaut hätten. Auf manche mag das zutreffen, vor allem die frühen englischen Bands sind praktisch alle nach zwei Jahren ihrer Existenz entweder zu New Wave (Police) oder später schlimmem Hardrock (Cockney Rejects) gewechselt.
Höre ich mir aber die italienische Band Atarassia Gröp an, stelle ich fest, wie sich eine Band über Jahre hinweg immer besser entwickelt. Die Band stammt aus Como in Norditalien, und ich habe ihre CD in den letzten Tagen und Wochen oft gehört, wenn ich mit dem Auto unterwegs war. Das Label Mad Butcher Records hat nämlich bereits 2006 eine Art »best of« herausgegeben, die den schönen Titel »The Old The Bad And The Ugly« trägt und allerlei Aufnahmen aus den Jahren 1997 bis 2006 enthält.
Im Jahr 1997 war die Band noch ruppig, die erste Demo-CD belegt das. Da wird »Oi Oi Oi« gebrüllt, und der Sound schraddelt so richtig dynamisch-schnell vor sich hin. Nicht schlecht, aber eben höchstens Durchschnitt. Bereits bei der nächsten Demo-CD im 1999 wird's ausgereifter, bleibt aber immer noch schlicht.
Richtig klasse war die Band dann 2003; die Aufnahmen einer CD aus diesem Jahr sind einfach stark. Man wechselt zwischen Punkrock mit Melodie und Schmackes, zwischen Skapunk und Hardcore – das alles ist dynamisch gebracht und hat echt Hitqualitäten.
Mir passierte es irgendwann, dass ich die CD, die 25 Stücke enthält, nur noch zwischen Stück 16 und Stück 23 hörte – das sind alles Hits, sauber produziert und gut gespielt. Also nach klassischer Lesart weniger »punkig«. Seltsam, wie der Blick auf eine Band sich so ändert ... gut und anhörbar ist aber die gesamte CD, die sich noch einige Tage in meinem CD-Player aufhalten wird.
Höre ich mir aber die italienische Band Atarassia Gröp an, stelle ich fest, wie sich eine Band über Jahre hinweg immer besser entwickelt. Die Band stammt aus Como in Norditalien, und ich habe ihre CD in den letzten Tagen und Wochen oft gehört, wenn ich mit dem Auto unterwegs war. Das Label Mad Butcher Records hat nämlich bereits 2006 eine Art »best of« herausgegeben, die den schönen Titel »The Old The Bad And The Ugly« trägt und allerlei Aufnahmen aus den Jahren 1997 bis 2006 enthält.
Im Jahr 1997 war die Band noch ruppig, die erste Demo-CD belegt das. Da wird »Oi Oi Oi« gebrüllt, und der Sound schraddelt so richtig dynamisch-schnell vor sich hin. Nicht schlecht, aber eben höchstens Durchschnitt. Bereits bei der nächsten Demo-CD im 1999 wird's ausgereifter, bleibt aber immer noch schlicht.
Richtig klasse war die Band dann 2003; die Aufnahmen einer CD aus diesem Jahr sind einfach stark. Man wechselt zwischen Punkrock mit Melodie und Schmackes, zwischen Skapunk und Hardcore – das alles ist dynamisch gebracht und hat echt Hitqualitäten.
Mir passierte es irgendwann, dass ich die CD, die 25 Stücke enthält, nur noch zwischen Stück 16 und Stück 23 hörte – das sind alles Hits, sauber produziert und gut gespielt. Also nach klassischer Lesart weniger »punkig«. Seltsam, wie der Blick auf eine Band sich so ändert ... gut und anhörbar ist aber die gesamte CD, die sich noch einige Tage in meinem CD-Player aufhalten wird.
22 September 2010
Dorf- und andere Punks
»Dein Roman ist echt unterhaltsam«, sagte die junge Frau zu mir. »Aber er erinnert halt doch stark an ›Dorfpunks‹«. Sie meinte es nicht böse, aber ich wäre fast geplatzt.
Die junge Frau wurde ungefähr in dem Jahr geboren, in dem mein Roman »Vielen Dank Peter Pank« spielt. Sie konnte nicht wissen, dass sie mich ganz schön traf mit dem flapsigen Spruch.
Meinen Roman schrieb ich in der ersten Hälfte der 90er Jahre, die entscheidenden Szenen erschienen 1995. Im Jahr darauf, also 1996, wurde er erstmals als Paperback veröffentlicht; die Hardcover-Version folgte in den Nuller-Jahren - beides im Archiv der Jugendkulturen.
»Dorfpunks« kam 2004 heraus. Rocko Schamoni verarbeitete eigene Erfahrungen aus seiner Jugend, und offensichtlich waren die Erfahrungen von Jugendlichen, die auf Dörfern großwachsen und sich irgendwann für Krachmusik interessieren, sehr ähnlich. Abgeschrieben hat aber keiner vom anderen ...
Die junge Frau wurde ungefähr in dem Jahr geboren, in dem mein Roman »Vielen Dank Peter Pank« spielt. Sie konnte nicht wissen, dass sie mich ganz schön traf mit dem flapsigen Spruch.
Meinen Roman schrieb ich in der ersten Hälfte der 90er Jahre, die entscheidenden Szenen erschienen 1995. Im Jahr darauf, also 1996, wurde er erstmals als Paperback veröffentlicht; die Hardcover-Version folgte in den Nuller-Jahren - beides im Archiv der Jugendkulturen.
»Dorfpunks« kam 2004 heraus. Rocko Schamoni verarbeitete eigene Erfahrungen aus seiner Jugend, und offensichtlich waren die Erfahrungen von Jugendlichen, die auf Dörfern großwachsen und sich irgendwann für Krachmusik interessieren, sehr ähnlich. Abgeschrieben hat aber keiner vom anderen ...
21 September 2010
Hotelchen in Grenoble
Rückblick auf den Trip nach Südfrankreich im Mai 2010
Die Rue Thiers gehört sicher nicht zu den schönsten Straßen im inneren Stadtbereich von Grenoble; die Häuser sehen ein wenig abgewohnt aus, die Cafés und Läden wirken ein wenig sehr ... nun ja ... preiswert. Als wir im Mai 2010 dort eine Unterkunft fanden, wirkte das ganze nicht unbedingt berauschend - aber es war in der Nähe der Innenstadt und preiswert genug.
Das Hotel Splendid, in dem wir ein Doppelzimmer fanden, erwies sich als ein verwinkeltes Gebäude, das ordentlich renoviert und sauber war, von der Gesamtsubstanz seine besten Zeiten ein wenig hinter sich gelassen hatte. Durch mehrere Gänge kamen wir in unser Zimmer, das dafür am Hinterausgang lag - von diesem kamen wir in den Hof, in dem wir unser Auto auch sicher abstellen konnten.
Die Zimmer waren ordentlich, wenngleich nicht riesengroß; Duschen und Betten gefielen, und da das Fenster zum Hof ging, hatten wir's auch ruhig. Der Service an der Rezeption, die nicht immer besetzt war, war stets freundlich und hilfsbereit, und es gab sogar brauchbares Frühstück. Für den Preis (wir zahlten 60 Euro pro Nacht fürs Doppelzimmer, inklusive Frühstück) gab's eh nichts zu meckern.
Wer einen schicken Aufenthalt in Grenoble buchen möchte, ist hier nicht optimal aufgehoben. Wer einen langen Abend bummeln will und danach eh müde ins Bett fällt, wem es nichts ausmacht, in der Nacht durch eine nicht sehr helle Straße zu gehen, für den ist das Splendid Hotel eine preiswerte und vernünftige Alternative für die Stadt.
Die Rue Thiers gehört sicher nicht zu den schönsten Straßen im inneren Stadtbereich von Grenoble; die Häuser sehen ein wenig abgewohnt aus, die Cafés und Läden wirken ein wenig sehr ... nun ja ... preiswert. Als wir im Mai 2010 dort eine Unterkunft fanden, wirkte das ganze nicht unbedingt berauschend - aber es war in der Nähe der Innenstadt und preiswert genug.
Das Hotel Splendid, in dem wir ein Doppelzimmer fanden, erwies sich als ein verwinkeltes Gebäude, das ordentlich renoviert und sauber war, von der Gesamtsubstanz seine besten Zeiten ein wenig hinter sich gelassen hatte. Durch mehrere Gänge kamen wir in unser Zimmer, das dafür am Hinterausgang lag - von diesem kamen wir in den Hof, in dem wir unser Auto auch sicher abstellen konnten.
Die Zimmer waren ordentlich, wenngleich nicht riesengroß; Duschen und Betten gefielen, und da das Fenster zum Hof ging, hatten wir's auch ruhig. Der Service an der Rezeption, die nicht immer besetzt war, war stets freundlich und hilfsbereit, und es gab sogar brauchbares Frühstück. Für den Preis (wir zahlten 60 Euro pro Nacht fürs Doppelzimmer, inklusive Frühstück) gab's eh nichts zu meckern.
Wer einen schicken Aufenthalt in Grenoble buchen möchte, ist hier nicht optimal aufgehoben. Wer einen langen Abend bummeln will und danach eh müde ins Bett fällt, wem es nichts ausmacht, in der Nacht durch eine nicht sehr helle Straße zu gehen, für den ist das Splendid Hotel eine preiswerte und vernünftige Alternative für die Stadt.
20 September 2010
Japanische Phantastik ohne Manga-Stil
Denkt man an Comics, die in Japan spielen, fallen einem üblicherweise die unterschiedlichsten Manga-Stilrichtungen ein. Wer einmal etwas anderes sehen mag, sollte am besten nach den zwei Bänden der Reihe »Die Legende der scharlachroten Wolken« greifen, die bislang erschienen sind.
Verantwortlich für die Reihe ist der Splitter-Verlag. Das heißt von vorneherein, dass die Bücher sehr gut aussehen, super gedruckt sind und auf dem Umschlag diverse »Veredelungen« aufweisen. Ich habe beide Alben mit großem Interesse gelesen.
Enttäuscht war ich nicht unbedingt – aber was Saverio Tenuta in dieser Reihe bisher geliefert hat, reißt mich auch nicht vom Hocker. Es ist seine erste Serie, und vielleicht liegt es daran: Stilistisch sind seine Zeichnungen durchaus eigenständig, dennoch wirken sie oftmals unfertig und verraten bei den Gesichtern einige Schwächen.
Vor allem die Geschichte ist es aber, die mich nicht begeistert. Die Geschichte des Samurai, der mit weißen Wölfen und seiner Vergangenheit kämpft, mit phantastischen Elementen und Götterglauben – sie wirkt verwirrend und scheint mir nicht sauber erzählt. Zeitweise verstand ich bei der Lektüre nicht, was eigentlich geschah, und das ist bei einem Comic ziemlich ungeschickt.
Wer mal einen Blick auf besonderen Japan-Stil werfen möchte, sollte »Die Stadt, die zum Himmel spricht« und »Wie Blätter im Wind« einfach mal antesten. Auf der Splitter-Homepage gibt's schicke Leseproben. Vielleicht können andere Leser mit der zeitweise »lyrisch« erzählten Geschichte mehr anfangen als ich ...
19 September 2010
Brunzdumm, aber cool
Kurze Diskussion am Samstag abend, nach einem leckeren Abendessen und gutem Wein: Gehen wir noch ins Kino, und wenn ja, in welchen Film? Die Diskussion strandet recht schnell bei »ein alter Mann in ›The American‹« oder »viele alte Männer auf einem Haufen«.
Wir entscheiden uns für viele alte Männer und gehen in »The Expendables«. Sylvester Stallone und eine Handvoll anderer alter Haudegen im Großeinsatz. Explodierende Körperteile, viel Blut, brennendes Napalm - wir kamen uns vor wie in den 80er Jahren, wenn man sich solche Filme angucken ging; nur ist so was heute viel professioneller ...
Kein Schmarrn: Es war grandiose Unterhaltung. Nicht unbedingt geistvoll, sondern eher sackdoof, dafür aber mit enorm viel Krachbummbeng. Nachts um halb zwölf bis ein Uhr vielleicht nicht mal das dümmste Programm - vor allem, wenn man noch Bier dabei hat.
Allerdings ist »The Expendables« dann auch so ein Film, über den man anschließend nicht so viel zu diskutieren hat. Da sitzt man dann lieber mit neuem Bier zusammen und redet über Urlaub, die blöde Regierung und andere unsinnige Themen ...
Wir entscheiden uns für viele alte Männer und gehen in »The Expendables«. Sylvester Stallone und eine Handvoll anderer alter Haudegen im Großeinsatz. Explodierende Körperteile, viel Blut, brennendes Napalm - wir kamen uns vor wie in den 80er Jahren, wenn man sich solche Filme angucken ging; nur ist so was heute viel professioneller ...
Kein Schmarrn: Es war grandiose Unterhaltung. Nicht unbedingt geistvoll, sondern eher sackdoof, dafür aber mit enorm viel Krachbummbeng. Nachts um halb zwölf bis ein Uhr vielleicht nicht mal das dümmste Programm - vor allem, wenn man noch Bier dabei hat.
Allerdings ist »The Expendables« dann auch so ein Film, über den man anschließend nicht so viel zu diskutieren hat. Da sitzt man dann lieber mit neuem Bier zusammen und redet über Urlaub, die blöde Regierung und andere unsinnige Themen ...
18 September 2010
Jingo knapp verpasst
Ich gestehe, dass ich eigentlich keinerlei Lust darauf hatte, aufs Konzert von Jingo de Lunch in die »Alte Hackerei« zu gehen. Dass ich die Berliner Band mal klasse fand, ist über zwanzig Jahre her. Und das eine Konzert, das ich in den 90er Jahren von denen sah, war so grausig-metalmäßig, dass ich die Band seither weit in den Hinterkopf geschoben habe.
Dann juckte es mich aber doch, und nach einem Bier im »fünf« stolperte ich am Donnerstag abend, 16. September 2010, doch noch in das alte Fleischmarkt-Areal. Die »Hackerei« war brechend voll und ausverkauft, viele Leute standen im Freien, aber die Musik, die durch die Fenster drang, klang sehr gut.
Da am selben Tag nebenan das neue »Substage« seine Eröffnung feierte, guckte ich mir das auch noch an. Ich war in den letzten Jahren eher selten in den Konzertort in der Fußgänger-Unterführung gegangen, weil das Programm zu wenig für mich bereithielt, fand es aber schade, dass die Jungs und Mädels jetzt wegen des tollen »Karlsruhe 21«-Projektes (oder wie immer das bei uns heißt) umziehen mussten.
Das neue »Substage« sieht von außen fürchterlich aus, strahlt aber innen gemütliche Beton-Behaglichkeit aus. Ein guter Rock'n'Roll-Laden, in dem es nicht auffallen wird, wenn die ersten Besoffenen in die Ecke kotzen werden. Viel Beton und Steine, eine hohe Decke und eine lange Theke - das macht einen guten Eindruck, das gefällt mir. Ich bin auf das weitere gespannt!
Dann wieder in die »Alte Hackerei«. Mit einer Coverversion von Slime beendete Jingo de Lunch das Konzert. Verschwitzte Leute drängten in Massen heraus, alle wirkten glücklich und zufrieden. Offensichtlich hatte ich ein Klasse-Konzert verpasst.
Schade, aber nicht zu ändern. Dann doch lieber noch das eine oder andere Bier und vor allem das eine oder andere geistvolle Gespräch. Auch recht ...
Dann juckte es mich aber doch, und nach einem Bier im »fünf« stolperte ich am Donnerstag abend, 16. September 2010, doch noch in das alte Fleischmarkt-Areal. Die »Hackerei« war brechend voll und ausverkauft, viele Leute standen im Freien, aber die Musik, die durch die Fenster drang, klang sehr gut.
Da am selben Tag nebenan das neue »Substage« seine Eröffnung feierte, guckte ich mir das auch noch an. Ich war in den letzten Jahren eher selten in den Konzertort in der Fußgänger-Unterführung gegangen, weil das Programm zu wenig für mich bereithielt, fand es aber schade, dass die Jungs und Mädels jetzt wegen des tollen »Karlsruhe 21«-Projektes (oder wie immer das bei uns heißt) umziehen mussten.
Das neue »Substage« sieht von außen fürchterlich aus, strahlt aber innen gemütliche Beton-Behaglichkeit aus. Ein guter Rock'n'Roll-Laden, in dem es nicht auffallen wird, wenn die ersten Besoffenen in die Ecke kotzen werden. Viel Beton und Steine, eine hohe Decke und eine lange Theke - das macht einen guten Eindruck, das gefällt mir. Ich bin auf das weitere gespannt!
Dann wieder in die »Alte Hackerei«. Mit einer Coverversion von Slime beendete Jingo de Lunch das Konzert. Verschwitzte Leute drängten in Massen heraus, alle wirkten glücklich und zufrieden. Offensichtlich hatte ich ein Klasse-Konzert verpasst.
Schade, aber nicht zu ändern. Dann doch lieber noch das eine oder andere Bier und vor allem das eine oder andere geistvolle Gespräch. Auch recht ...
17 September 2010
Allerloi Oi!-Tips
Ich weiß, dass schon eine weitere Ausgabe erschienen ist, aber jetzt habe ich eben die Ausgabe 30 von Oi! The Print gelesen. Das Fanzine kommt aus dem schönen Österreich und feiert die Oi!-Szene so richtig gut ab. Der Untertitel »The One & Only Austrian Drinkingclass Fanzine« greift szene-interne Eigenklischees auch schön auf.
Das Fanzine ist unpolitisch im positiven Sinn; man hakt bei den Bands nicht unbedingt nach, wo sie politisch stehen, hält sich aber bewusst aus dem politischen Hickhack der aktuellen Zeit raus. Man steht allerdings eindeutig nicht im rechten Lager, und das ist gut so.
Stomper 98 aus Göttingen kommen ausführlich zu Wort (und auch aufs Cover), ebenso die Ska-Band The Valkyrians aus Finnland oder die alten England-Säcke von Red Alert. Wobei ... der Sänger stellt sich als ziemlichen Alkoholiker dar, und das ist unterm Strich dann doch nicht soo lustig.
Ich fand den Szene-Bericht zu Australien sehr interessant. Dass es »downunder« so viele Oi!-Bands gibt, wusste ich nicht. Ich benutzte den Bericht prompt zu einem kleinen Einkaufsbummel und bin von einigen der Bands sehr angetan ...
Selbstverständlich gibt's Plattenbesprechungen, Fanzine-Rezensionen und haufenweise anderes Zeugs. Geschichtsbeflissene freuen sich sogar über einen Bericht über Iron Cross, die erste amerikanische Skinhead-Band, deren Stück »Crucified« jede Glatze und jeder Hardcore-Mensch kennen dürfte.
Gelungenes Fanzine, das mit 68 sauber gestalteten Seiten im A5-Format und mit vierfarbigem Titelbild zu überzeugen weiß. Das Heft gibt's für zwoeinhalb Euro bei den einschlägigen Versendern; wer sich für Oi! begeistern kann, sollte es mal antesten.
16 September 2010
Angela und Stuttgart
Parlamentsdebatte im Bundestag, es ging rund. Meist erspare ich mir das Spektakel, dieses Mal hatte es aber doch hohen Unterhaltungswert. Vor allem deshalb, weil die Kanzlerin auch mal laut wurde.
Dann wurde auf einmal Stuttgart zum Thema, der schweineteure Bahnhofsumbau und der Widerstand der Bevölkerung. Angela Merkel argumentierte, dass die Landtagswahl im nächsten Frühjahr die Volksbefragung zu Stuttgart 21 werde. Man brauche keinen Volksentscheid, bei dem das durch die Großparteien, die Großindustrie und andere Gauner zusammengeschmierte Projekt vielleicht gestoppt werden könnte.
Wahrscheinlich hat sie da sogar recht. Baden-Württemberg steht in den Umfragen auf rot-grün, nicht mehr auf schwarz-gelb. Das liegt daran, dass »mein Ländle« mit Stefan Mappus einen absoluten Unsympathen als Ministerpräsidenten hat und dass man mit Stuttgart 21 ein echtes Reizthema an den Start schiebt, bei dem sogar konservative Leute auf einmal gegen die CDU sind.
Nur: Ich bin sicher, dass es die SPD wieder vergeigen wird. Ich habe die unfähige Figur, die vor vier Jahren gegen Öttinger antrat, schon fast vergesen, aber es geht 2010 und 2011 aso weiter: Das Personal, das die größte Oppositionspartei gegen Mappus aufbietet, ist von erschütternder Schlichtheit.
Ganz ehrlich: So sehr ich auch Mappus und Konsorten verabscheue – diese Bande von Dilettanten kann ich wieder mal nicht wählen. (Und jetzt komme keiner mit den Grünen oder gar der Linkspartei.)
Und so wird's womöglich ausgehen wie so oft: Ich (und viele andere) finde die CDU grauenvoll, die SPD ebenfalls und bleibe zuhause oder wähle ungültig. Dann bleibt der Dicke aus Pforzheim weiter an der Regierung, und alles geht so weiter wie bisher. Demokratie ist schon ein lustiges Spiel ...
Dann wurde auf einmal Stuttgart zum Thema, der schweineteure Bahnhofsumbau und der Widerstand der Bevölkerung. Angela Merkel argumentierte, dass die Landtagswahl im nächsten Frühjahr die Volksbefragung zu Stuttgart 21 werde. Man brauche keinen Volksentscheid, bei dem das durch die Großparteien, die Großindustrie und andere Gauner zusammengeschmierte Projekt vielleicht gestoppt werden könnte.
Wahrscheinlich hat sie da sogar recht. Baden-Württemberg steht in den Umfragen auf rot-grün, nicht mehr auf schwarz-gelb. Das liegt daran, dass »mein Ländle« mit Stefan Mappus einen absoluten Unsympathen als Ministerpräsidenten hat und dass man mit Stuttgart 21 ein echtes Reizthema an den Start schiebt, bei dem sogar konservative Leute auf einmal gegen die CDU sind.
Nur: Ich bin sicher, dass es die SPD wieder vergeigen wird. Ich habe die unfähige Figur, die vor vier Jahren gegen Öttinger antrat, schon fast vergesen, aber es geht 2010 und 2011 aso weiter: Das Personal, das die größte Oppositionspartei gegen Mappus aufbietet, ist von erschütternder Schlichtheit.
Ganz ehrlich: So sehr ich auch Mappus und Konsorten verabscheue – diese Bande von Dilettanten kann ich wieder mal nicht wählen. (Und jetzt komme keiner mit den Grünen oder gar der Linkspartei.)
Und so wird's womöglich ausgehen wie so oft: Ich (und viele andere) finde die CDU grauenvoll, die SPD ebenfalls und bleibe zuhause oder wähle ungültig. Dann bleibt der Dicke aus Pforzheim weiter an der Regierung, und alles geht so weiter wie bisher. Demokratie ist schon ein lustiges Spiel ...
15 September 2010
In den Bergen des Valpolicella
Rückblick auf den Trip nach Norditalien im August 2010
Dass es die Region Valpolicella gibt, war mir schon vorher bekannt. Sie liegt im Prinzip, wenn man auf die Landkarte guckt, rechts vom Gardasee und oberhalb von Verona, also mitten in Norditalien, und sie ist bekannt für ihre vielen Weine. Mehr wusste ich nicht über die gesamte Region.
Also schauten wir sie uns an, als wir eh da waren, und fuhren einen Nachmittag lang mit dem Auto kreuz und quer durch die Weinberge und Hügeldörfer. Über schmale, teilweise recht kurvige Straßen ging es hoch auf Hügel, von denen aus sich eine tolle Aussicht bot: bis zum Gardasee und den Alpen, bis hinunter ins Flachland der Poebene, hinweg über Weinberge und eine seit zweieinhalbtausend Jahren aktive Kulturlandschaft.
Kleine Dörfer wie Molina oder Montecchio, halb verborgen an den Felshängen klebend, zerstreute Weingemeinden wie Negrar mit einem alten Dorfkern und ausufernden Rändern, das winzige Dorf Castelrotto, bei dem ich mich nur wunderte, wo die Touristenbusse blieben, und wie sie alle hießen: Ich hatte manchmal das Gefühl, es sei überall schön.
Und da das Wetter mitspielte – es war gut warm, aber nicht hitzig –, machte die Fahrt gleich doppelt Spaß. Der Buschwald roch intensiv, die warme Luft drang in die Nase und in jede Pore, und wir fühlten uns wohl. Den Tag beschloss eine gute Flasche Wein, natürlich aus dem Valpolicella. Klasse.
Dass es die Region Valpolicella gibt, war mir schon vorher bekannt. Sie liegt im Prinzip, wenn man auf die Landkarte guckt, rechts vom Gardasee und oberhalb von Verona, also mitten in Norditalien, und sie ist bekannt für ihre vielen Weine. Mehr wusste ich nicht über die gesamte Region.
Also schauten wir sie uns an, als wir eh da waren, und fuhren einen Nachmittag lang mit dem Auto kreuz und quer durch die Weinberge und Hügeldörfer. Über schmale, teilweise recht kurvige Straßen ging es hoch auf Hügel, von denen aus sich eine tolle Aussicht bot: bis zum Gardasee und den Alpen, bis hinunter ins Flachland der Poebene, hinweg über Weinberge und eine seit zweieinhalbtausend Jahren aktive Kulturlandschaft.
Kleine Dörfer wie Molina oder Montecchio, halb verborgen an den Felshängen klebend, zerstreute Weingemeinden wie Negrar mit einem alten Dorfkern und ausufernden Rändern, das winzige Dorf Castelrotto, bei dem ich mich nur wunderte, wo die Touristenbusse blieben, und wie sie alle hießen: Ich hatte manchmal das Gefühl, es sei überall schön.
Und da das Wetter mitspielte – es war gut warm, aber nicht hitzig –, machte die Fahrt gleich doppelt Spaß. Der Buschwald roch intensiv, die warme Luft drang in die Nase und in jede Pore, und wir fühlten uns wohl. Den Tag beschloss eine gute Flasche Wein, natürlich aus dem Valpolicella. Klasse.
14 September 2010
»Inception« zum zweiten
Es gibt Filme, die sollte man nur einmal angucken. Sie verblüffen oder faszinieren beim ersten Mal und entsetzen einen beim zweiten Durchgang. Am Montag, 13. September 2010, dann doch der Versuch: Klappt »Inception« zum zweiten Mal?
Der Hauptgrund war, dass ich ihn endlich kapieren wollte. So richtig kapieren. Ohne dass Fragen übrig bleiben und ich diskutieren und überlegen muss.
Um es kurz zu machen: Der Film ist auch beim zweiten Mal noch klasse. Die offenen Fragen, die ich beim ersten Durchgang hatte, sind beim zweiten Mal geblieben. Was ist Realität, wo beginnt der Traum, und wer ist eigentlich in wessen Kopf drin?
Beeindruckende Action-Szenen, dramatisch sich steigernde Musik und ein verwirrendes Ende - »Inception« ist ein Film, den man sich wahrscheinlich ein drittes Mal ohne Gewissensbisse angucken könnte. Coole Scheiße.
Der Hauptgrund war, dass ich ihn endlich kapieren wollte. So richtig kapieren. Ohne dass Fragen übrig bleiben und ich diskutieren und überlegen muss.
Um es kurz zu machen: Der Film ist auch beim zweiten Mal noch klasse. Die offenen Fragen, die ich beim ersten Durchgang hatte, sind beim zweiten Mal geblieben. Was ist Realität, wo beginnt der Traum, und wer ist eigentlich in wessen Kopf drin?
Beeindruckende Action-Szenen, dramatisch sich steigernde Musik und ein verwirrendes Ende - »Inception« ist ein Film, den man sich wahrscheinlich ein drittes Mal ohne Gewissensbisse angucken könnte. Coole Scheiße.
13 September 2010
Veranstaltungen und Produkte
Wann immer sich die Gelegenheit bietet, krame ich in meinen Erinnerungen und Tagebüchern und schreibe einen Text dazu. Unter der Rubrik »Der Redakteur erinnert sich« erscheinen solche Texte dann auf der PERRY RHODAN-Homepage. Und da sich die Leser dort bislang noch nicht dagegen gewehrt haben, gibt's immer wieder Nachschub.
So am 9. September, also erst vor wenigen Tagen. Unter dem Titel »Ein freundlicher Anruf aus Hannover« ging es um meine Bekanntschaft mit Peter Schlenter sowie die Vorarbeiten zu einer Musik-CD - das war alles im Frühjahr 1996.
Eine Woche davor hieß der Titel »Erinnerungen an das Schattenland«. Ich blickte auf die MYTHOR-Heftromanreihe zurück, die ich als Jugendlicher gern gelesen hatte, und stellte die Versuche dar, die Reihe neu auf den Markt zu bringen - bis jetzt eben fünf Taschenbücher einen MYTHOR-Zyklus zusammengefasst haben.
»Der Sonderzug nach Mannheim« ist kein Versuch, alte Lieder von Udo Lindenberg unter neuem Titel zu veröffentlichen, sondern erinnert an das Jahr 1986. Damals fand der PERRY RHODAN-WeltCon in Saarbrücken statt, und deshalb ist der Titel auch falsch. Streng genommen müsste es »Der Sonderzug von Mannheim nach Saarbrücken« heißen - aber man kann ja nicht alles haben ...
In den Sommer 2000 blendet »Auf dem Medienforum«. Da war ich in Köln auf einer richtigen Wichtig-Wichtig-Messe, wo ich mich unwohl fühlte, aber dennoch einen Vortrag hielt. Selten zuvor und danach sah ich so viele wichtige Leute auf einem Haufen ...
So am 9. September, also erst vor wenigen Tagen. Unter dem Titel »Ein freundlicher Anruf aus Hannover« ging es um meine Bekanntschaft mit Peter Schlenter sowie die Vorarbeiten zu einer Musik-CD - das war alles im Frühjahr 1996.
Eine Woche davor hieß der Titel »Erinnerungen an das Schattenland«. Ich blickte auf die MYTHOR-Heftromanreihe zurück, die ich als Jugendlicher gern gelesen hatte, und stellte die Versuche dar, die Reihe neu auf den Markt zu bringen - bis jetzt eben fünf Taschenbücher einen MYTHOR-Zyklus zusammengefasst haben.
»Der Sonderzug nach Mannheim« ist kein Versuch, alte Lieder von Udo Lindenberg unter neuem Titel zu veröffentlichen, sondern erinnert an das Jahr 1986. Damals fand der PERRY RHODAN-WeltCon in Saarbrücken statt, und deshalb ist der Titel auch falsch. Streng genommen müsste es »Der Sonderzug von Mannheim nach Saarbrücken« heißen - aber man kann ja nicht alles haben ...
In den Sommer 2000 blendet »Auf dem Medienforum«. Da war ich in Köln auf einer richtigen Wichtig-Wichtig-Messe, wo ich mich unwohl fühlte, aber dennoch einen Vortrag hielt. Selten zuvor und danach sah ich so viele wichtige Leute auf einem Haufen ...
12 September 2010
Neue Ausgabe eines literarischen Heftes
Es dauerte einige Zeit, bis ich zur Lektüre kam, aber heute schaffte ich es endlich: Ich las die achte Ausgabe der Zeitschrift »Phantasia Almanach«, zu dem vielleicht auch eher die Bezeichnung Kundenmagazin passen würde. Das Heft wird von der Edition Phantasia verlegt, dem kleinen, aber feinen Verlag aus der Pfalz, und es wird Kunden des Verlags kostenlos zugeschickt.
Auf 24 Seiten geht es vor allem um die Autoren des Verlages – was nicht weiter überrascht. Einen Schwerpunkt bildet dabei James Graham Ballard, zu dem es gleich zwei Nachrufe gibt, einen von Verlagschef Joachim Körber selbst.
Die Kurzgeschichte von Stefan Blankertz ist so formuliert, dass ich mir das Buch dieses Schriftstellers kaum kaufen werde. Umso schöner dafür die klassische, sehr altmodisch wirkende Geschichte von Robert E. Howard – so was kann man immer noch lesen.
Wie immer ein gelungenes kleines Heft. Wer sich dafür interessiert, sollte die Homepage des Verlages checken. Das lohnt sich eh.
Auf 24 Seiten geht es vor allem um die Autoren des Verlages – was nicht weiter überrascht. Einen Schwerpunkt bildet dabei James Graham Ballard, zu dem es gleich zwei Nachrufe gibt, einen von Verlagschef Joachim Körber selbst.
Die Kurzgeschichte von Stefan Blankertz ist so formuliert, dass ich mir das Buch dieses Schriftstellers kaum kaufen werde. Umso schöner dafür die klassische, sehr altmodisch wirkende Geschichte von Robert E. Howard – so was kann man immer noch lesen.
Wie immer ein gelungenes kleines Heft. Wer sich dafür interessiert, sollte die Homepage des Verlages checken. Das lohnt sich eh.
11 September 2010
Gospel und Trottel
Freitag abend in der Karlsruher Innenstadt: Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen hatte ich vergessen, dass ein internationales Gospelsänger-Treffen veranstaltet wurde. Und wir Trottel hatten uns ausgerechnet die »Marktlücke« am Marktplatz ausgesucht.
Gar nicht so einfach: Der Marktplatz war voll mit Verkaufsständen, Bierzelten und mehr oder weniger lauten Menschen, die allesamt ein Schlüsselbändchen plus Namensschild (oder so was) um den Hals hielten. Sie sprachen in fremden Zungen, die meisten davon aber in deutschen Dialekten, wirkten teilweise schwer verwirrt oder eben einfach nur völlig christlich - und sie waren in Pulks unterwegs.
In der »Marktlücke« sang eine junge Blondine, während hinter ihr drei junge Männer ein wenig Jazz- und Pop-Gedudel veranstalteten. Da war guter Rat teuer. Aber da schönes Wetter war, gingen wir einige Meter um die Ecke und landeten in einer Espresso-Bar, wo wir im freien sitzen und Bier trinken konnten.
Auch recht. Stunden später saßen wir da immer noch, guckten Gospel-Fans nach, die auf der Straße vorbeigingen, tranken Bier, redeten über Sarrazin, andere Rassisten und schlechte Tätowierer, die alten Zeiten als Dorfpunker und andere wichtige Themen. Um halb zwei Uhr meinte die Bedienung, es wäre langsam ein bisschen spät - und dann war auch gut.
Wir hatten den Abend erfolgreich mit reden und trinken verbracht. Großartig. So muss es sein.
Gar nicht so einfach: Der Marktplatz war voll mit Verkaufsständen, Bierzelten und mehr oder weniger lauten Menschen, die allesamt ein Schlüsselbändchen plus Namensschild (oder so was) um den Hals hielten. Sie sprachen in fremden Zungen, die meisten davon aber in deutschen Dialekten, wirkten teilweise schwer verwirrt oder eben einfach nur völlig christlich - und sie waren in Pulks unterwegs.
In der »Marktlücke« sang eine junge Blondine, während hinter ihr drei junge Männer ein wenig Jazz- und Pop-Gedudel veranstalteten. Da war guter Rat teuer. Aber da schönes Wetter war, gingen wir einige Meter um die Ecke und landeten in einer Espresso-Bar, wo wir im freien sitzen und Bier trinken konnten.
Auch recht. Stunden später saßen wir da immer noch, guckten Gospel-Fans nach, die auf der Straße vorbeigingen, tranken Bier, redeten über Sarrazin, andere Rassisten und schlechte Tätowierer, die alten Zeiten als Dorfpunker und andere wichtige Themen. Um halb zwei Uhr meinte die Bedienung, es wäre langsam ein bisschen spät - und dann war auch gut.
Wir hatten den Abend erfolgreich mit reden und trinken verbracht. Großartig. So muss es sein.
10 September 2010
Zeitkristalle und Geschichten
Vor über vierzig Jahren gründete sich in Dresden ein Science-Fiction-Verein. Das klingt nach etwas relativ normalem, denn SF-Vereinigungen wurden in den späten 60er Jahren überall im deutschsprachigen Raum gegründet. Dresden gehörte damals aber zur DDR – und dort war eine solche Gründung nicht so einfach wie in Westdeutschland oder Österreich.
Das bekamen die Aktivisten des Stanislaw-Lem-Klubs bald zu merken. Nach einem kurzen Höhenflug kam bereits das Verbot – aber bis heute gibt es ehemalige Mitglieder, die in der Science-Fiction-Szene aktiv sind.
Diesem Verein, seinen Mitgliedern und den dort entstandenen Texten widmet sich eine Sonderausgabe von »Andromeda«, die bereits im September 2009 erschienen ist. Herausgeber ist Erik Simon, seit Jahrzehnten ein international anerkannter SF-Fachmann – und die Lektüre des 84 Seiten starken A4-Heftes empfiehlt sich für SF-Fans sowie für Menschen, die sich für die Geschichte der untergegangenen DDR interessieren.
Ich las vor allem die Rückblicke auf die Geschichte des Vereins sehr gern, inklusive der Porträts jener Menschen, die in den frühen 70er Jahren in Dresden aktiv waren – gegen einen Staat, der damit überhaupt nichts anzufangen wusste. Darüber hinaus finden sich in dem Heft aber auch Kurzgeschichten sowie der Fortsetzungsroman »Abenteuer auf Sakuntala«, der 1972 unter extrem schweren Bedingungen entstand. Das ist literarisch nicht unbedingt hochwertig, aber dennoch betrachtens- bis lesenswert.
Insgesamt ein Heft, das den herausgebenden Science Fiction Club Deutschland e.V. ausnahmsweise mal schmückt. Wer sich dafür interessiert, kann es für acht Euro bestellen – am besten über die Homepage des Vereins.
09 September 2010
Kurzer Nachruf auf HoPe
Man kann nicht sagen, dass ich ihn gut gekannt hätte – dennoch war ich sehr überrascht und auf einen Schlag traurig, als ich dieser Tage erfuhr, dass Horst-Peter Schwagenscheidt bereits im Juli 2010 verstorben ist. Der Science-Fiction-Fan, der in den 60er Jahren unter anderem das einflussreiche Fanzine »Science Fiction Times« herausgab, wurde 71 Jahre alt.
Ich lernte »HoPe«, wie man ihn im allgemeinen nannte, erst in den sogenannten Nuller-Jahren kennen. In den Jahrzehnten davor waren wir sicher teilweise auf denselben Veranstaltungen unterwegs, wir unterhielten uns aber nie.
Er schickte mir seine »Stammtisch-Post«, ein Fanzine, in dem sich nachgedruckte Fan-Artikel aus den 60er Jahren mit aktuellen Ansichten und Meinungen trafen, und ich machte ihm gelegentlich Kopien von Fanzines aus meiner Sammlung, die ihm fehlten. Und wir unterhielten uns einige Male kurz.
Seine Artikel in Fanzines wie dem »Fandom Observer« las ich gern, auch wenn die Science-Fiction-Serie, für die ich arbeite, in diesen Texte oft »ihr Fett weg« bekam. Kritisch ging er gegen deutschsprachige SF-Autoren alter und neuer Zeit vor, immer wieder hinterfragte er auch »rhodanische Legenden«.
Das mochte ich nicht immer, wofür man hoffentlich Verständnis hat. Aber ich schätzte seine kritische, seine bissige, seine stets nachbohrende Art, weil sie mit gesunder Ironie und viel Wissen daher kam und sich somit von dem oftmals »nur meckernden« Stil mancher Fan-Diskussion unterschied.
Horst-Peter Schwagenscheidt, der Fanzine-Herausgeber der 60er und frühen 70er Jahre, der Organisator der OldieCons in den Nuller Jahren – er ist tot. Und er wird dieser Science-Fiction-Szene tatsächlich fehlen.
Ich lernte »HoPe«, wie man ihn im allgemeinen nannte, erst in den sogenannten Nuller-Jahren kennen. In den Jahrzehnten davor waren wir sicher teilweise auf denselben Veranstaltungen unterwegs, wir unterhielten uns aber nie.
Er schickte mir seine »Stammtisch-Post«, ein Fanzine, in dem sich nachgedruckte Fan-Artikel aus den 60er Jahren mit aktuellen Ansichten und Meinungen trafen, und ich machte ihm gelegentlich Kopien von Fanzines aus meiner Sammlung, die ihm fehlten. Und wir unterhielten uns einige Male kurz.
Seine Artikel in Fanzines wie dem »Fandom Observer« las ich gern, auch wenn die Science-Fiction-Serie, für die ich arbeite, in diesen Texte oft »ihr Fett weg« bekam. Kritisch ging er gegen deutschsprachige SF-Autoren alter und neuer Zeit vor, immer wieder hinterfragte er auch »rhodanische Legenden«.
Das mochte ich nicht immer, wofür man hoffentlich Verständnis hat. Aber ich schätzte seine kritische, seine bissige, seine stets nachbohrende Art, weil sie mit gesunder Ironie und viel Wissen daher kam und sich somit von dem oftmals »nur meckernden« Stil mancher Fan-Diskussion unterschied.
Horst-Peter Schwagenscheidt, der Fanzine-Herausgeber der 60er und frühen 70er Jahre, der Organisator der OldieCons in den Nuller Jahren – er ist tot. Und er wird dieser Science-Fiction-Szene tatsächlich fehlen.
08 September 2010
Über die Kinder des Krieges
Obwohl ich Jahrgang 1963 bin, also lange nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde, war das Thema Krieg in meinem sozialen Umfeld immer gegenwärtig. Ich wuchs mit dem Schweigen meiner Eltern auf, den seltenen Aussagen zu wenigen Themen, dem Geschwätz anderer Menschen aus ihrer Generation – und im Nachhinein werden mir viele Konflikte meiner Jugend langsam klarer.
Zuletzt las ich ein spannendes Sachbuch, das sich mit genau diesem Thema auseinandersetzte: Die Journalistin Sabine Bode beschäftigt sich in »Die vergessene Generation« mit den sogenannten Kriegskindern, also jenen Menschen, die das Ende des Zweiten Weltkriegs als Kinder erlebten.
Dabei geht es ihr nicht darum, irgendwie revanchistisch zu sein oder gar das Leid der Nazi-Opfer mit dem Leid der Deutschen aufzurechnen – diesem Gedanken widerspricht sie klar. Aber sie weist darauf hin, dass es nach dem Krieg zig Millionen traumatisierter Menschen in den Besatzungszonen gab.
Diese Menschen bauten danach drei neue Staaten auf; was für die Erwachsenen als Trauma schon schlimm war, wurde für die Kinder zu einer lebenslangen Belastung, die sich teilweise erst im Alter von 60 Jahren oder noch älter klar zeigt. Die Kriegskinder oder gar die Kriegsenkel bekamen so noch die Spätfolgen des Krieges zu spüren.
Das Buch ist sachlich und zugleich unterhaltsam geschrieben; es arbeitet mit Aussagen von Betroffenen und versucht, deren Biografie mit späteren psychischen Belastungen in Einklang zu bringen. Menschen, die zeit ihres Lebens von Albträumen geplagt sind, waren gegen Kriegsende vielleicht drei oder vier Jahre alt, haben den Bombenkrieg also nicht bewusst mitbekommen, wurden aber von ihm geprägt.
Ein packendes Thema, das mich während der Lektüre nicht losgelassen hat. (Meine Eltern betrifft's dann doch nicht so sehr: Mein Vater erlebte das Ende nach zwei Jahren Ostfront mit zwanzig Jahren im Lazarett; meine Mutter war schon 13 Jahre alt und überlebte die Brandschatzung von Freudenstadt.) So biografisch war's nicht unbedingt, aber eine nachdrückliche Lektüre. Respekt!
Wen's interessiert: Das Taschenbuch ist bei Piper erschienen, ist 287 Seiten stark und sollte in jeder Buchhandlung zu haben sein. Menschen mit ähnlichen biografischen Hintergründen sollten es mal antesten – es lohnt sich.
Zuletzt las ich ein spannendes Sachbuch, das sich mit genau diesem Thema auseinandersetzte: Die Journalistin Sabine Bode beschäftigt sich in »Die vergessene Generation« mit den sogenannten Kriegskindern, also jenen Menschen, die das Ende des Zweiten Weltkriegs als Kinder erlebten.
Dabei geht es ihr nicht darum, irgendwie revanchistisch zu sein oder gar das Leid der Nazi-Opfer mit dem Leid der Deutschen aufzurechnen – diesem Gedanken widerspricht sie klar. Aber sie weist darauf hin, dass es nach dem Krieg zig Millionen traumatisierter Menschen in den Besatzungszonen gab.
Diese Menschen bauten danach drei neue Staaten auf; was für die Erwachsenen als Trauma schon schlimm war, wurde für die Kinder zu einer lebenslangen Belastung, die sich teilweise erst im Alter von 60 Jahren oder noch älter klar zeigt. Die Kriegskinder oder gar die Kriegsenkel bekamen so noch die Spätfolgen des Krieges zu spüren.
Das Buch ist sachlich und zugleich unterhaltsam geschrieben; es arbeitet mit Aussagen von Betroffenen und versucht, deren Biografie mit späteren psychischen Belastungen in Einklang zu bringen. Menschen, die zeit ihres Lebens von Albträumen geplagt sind, waren gegen Kriegsende vielleicht drei oder vier Jahre alt, haben den Bombenkrieg also nicht bewusst mitbekommen, wurden aber von ihm geprägt.
Ein packendes Thema, das mich während der Lektüre nicht losgelassen hat. (Meine Eltern betrifft's dann doch nicht so sehr: Mein Vater erlebte das Ende nach zwei Jahren Ostfront mit zwanzig Jahren im Lazarett; meine Mutter war schon 13 Jahre alt und überlebte die Brandschatzung von Freudenstadt.) So biografisch war's nicht unbedingt, aber eine nachdrückliche Lektüre. Respekt!
Wen's interessiert: Das Taschenbuch ist bei Piper erschienen, ist 287 Seiten stark und sollte in jeder Buchhandlung zu haben sein. Menschen mit ähnlichen biografischen Hintergründen sollten es mal antesten – es lohnt sich.
07 September 2010
Seminar-Planung für 2011
Wie schnell die Zeit voranschreitet, belegt dieser Tage die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel: Bereits jetzt liegen die Termine fürs Jahr 2011 fest - und es ist ja noch sooooo lange bis dahin. Aber ich bin auch im Jahr 2011 in zwei Seminaren als Dozent dabei, und das ist eine erfreuliche Nachricht.
Das Motto vom 25. bis 27. März 2011 ist: »Phantastische Literatur schreiben - Langformen in Fantasy, Horror und Sciencefiction.« Meine Co-Dozentin hierfür ist Kathrin Lange.
Das Motto vom 16. bis 18. Dezember 2011 ist: »Vier Seiten für ein Universum - Die Sciencefiction-Kurzgeschichte.« Mein Partner bei diesem Seminar ist der Kollege Uwe Anton.
Das Motto vom 25. bis 27. März 2011 ist: »Phantastische Literatur schreiben - Langformen in Fantasy, Horror und Sciencefiction.« Meine Co-Dozentin hierfür ist Kathrin Lange.
Das Motto vom 16. bis 18. Dezember 2011 ist: »Vier Seiten für ein Universum - Die Sciencefiction-Kurzgeschichte.« Mein Partner bei diesem Seminar ist der Kollege Uwe Anton.
06 September 2010
Norditalien im Punkrock-Blick
Es ergab sich mehr aus Zufall, aber: Die Radiosendung am 5. September 2010 war im Prinzip eine direkte Antwort auf meinen Trip nach Italien eine Woche zuvor. Okay, ich spielte keine Musik aus der Oper »Carmen«, das wäre unglaubwürdig gewesen – aber ich brachte ausschließlich Punkrock und Ska aus dem Großraum Norditalien.
Da gibt's auch haufenweise gute Bands, angefangen von den eh schon bekannten Los Fastidios, die ich bereits gespielt habe. Großartigen Skapunk spielen Persiana Jones aus Turin, während die Atarassia Gröp die Vermengung von Ska und Oi! macht, die offensichtlich im nördlichen Italien beliebt ist.
Antifaschistische Skinheads finde ich gut, und in Italien gibt's da wohl viele – ich spielte aus dem Grund viele Bands, die auf Mad Butcher Records erschienen sind. Das Label publiziert solche Bands gerne, und die meisten davon kann man sich gut anhören. Dazu zählen Arpioni aus Bergamo, die schönen traditionellen Ska spielen. Oder Talco, bei denen's glatt noch einen Spritzer gibt.
Eher kommerziellen Punkrock spielen die Criminal Jokers oder auch Carryall – das kann man sich gut anhören, aber es klingt doch ein bisschen weichgespült. In die ENPUNKT-Sendung im Freien Radio Karlsruhe passten beide Bands. Und dann noch Mquestionmark mit ihrer Mixtur aus Elektro und Punk, IndieRock und Emo ... wieder mal eine abwechslungsreiche Mischung.
Da gibt's auch haufenweise gute Bands, angefangen von den eh schon bekannten Los Fastidios, die ich bereits gespielt habe. Großartigen Skapunk spielen Persiana Jones aus Turin, während die Atarassia Gröp die Vermengung von Ska und Oi! macht, die offensichtlich im nördlichen Italien beliebt ist.
Antifaschistische Skinheads finde ich gut, und in Italien gibt's da wohl viele – ich spielte aus dem Grund viele Bands, die auf Mad Butcher Records erschienen sind. Das Label publiziert solche Bands gerne, und die meisten davon kann man sich gut anhören. Dazu zählen Arpioni aus Bergamo, die schönen traditionellen Ska spielen. Oder Talco, bei denen's glatt noch einen Spritzer gibt.
Eher kommerziellen Punkrock spielen die Criminal Jokers oder auch Carryall – das kann man sich gut anhören, aber es klingt doch ein bisschen weichgespült. In die ENPUNKT-Sendung im Freien Radio Karlsruhe passten beide Bands. Und dann noch Mquestionmark mit ihrer Mixtur aus Elektro und Punk, IndieRock und Emo ... wieder mal eine abwechslungsreiche Mischung.
05 September 2010
Bierbörse und Folgen
Es war vielleicht ein Fehler, am Freitag abend, 3. September, nach einem langen Arbeitstag (zuerst im Büro, dann daheim) noch auszugehen. Aber die Anrufe auf dem Handy fühlten sich drängend an, das Bier lockte, und es schien eine halbwegs erträgliche Außentemperatur zu sein.
Also schnappte ich mir mein Rad und mein Ausgeh-Jackett und düste zum Karlsruher Schloss – die Bierbörse wartete. Als ich eintraf, tummelten sich schon viele Leute dort, geschätzt 80 bis 90 Prozent Männer, geschätzt 70 Prozent besoffen. Großartige Kulisse ... aber alles sehr lautstark und zugleich friedlich.
Wir tranken einige Biere, wir redeten viel dummes Zeugs, und wir saßen an einem Biertisch, bis uns die Security-Leute freundlich zu verstehen gaben, dass wir endlich verschwinden sollten. (»Wir haben's euch doch schon vor einer Stunde gesagt, dass Schluss ist. Ihr seid die letzten.«)
Am Samstag ging's mir schlecht. So richtig. Kopfschmerzen und Übelkeit. Dabei hatte ich nicht so viel getrunken, nur einige Biere, die aber durcheinander. Ich fürchte, dass ich mit dem Medium Bier nicht mehr so viel anfangen kann.
Immerhin schmeckte der Wein am Samstag abend. Ganz muss ich die Hoffnung also doch nicht aufgeben ...
Also schnappte ich mir mein Rad und mein Ausgeh-Jackett und düste zum Karlsruher Schloss – die Bierbörse wartete. Als ich eintraf, tummelten sich schon viele Leute dort, geschätzt 80 bis 90 Prozent Männer, geschätzt 70 Prozent besoffen. Großartige Kulisse ... aber alles sehr lautstark und zugleich friedlich.
Wir tranken einige Biere, wir redeten viel dummes Zeugs, und wir saßen an einem Biertisch, bis uns die Security-Leute freundlich zu verstehen gaben, dass wir endlich verschwinden sollten. (»Wir haben's euch doch schon vor einer Stunde gesagt, dass Schluss ist. Ihr seid die letzten.«)
Am Samstag ging's mir schlecht. So richtig. Kopfschmerzen und Übelkeit. Dabei hatte ich nicht so viel getrunken, nur einige Biere, die aber durcheinander. Ich fürchte, dass ich mit dem Medium Bier nicht mehr so viel anfangen kann.
Immerhin schmeckte der Wein am Samstag abend. Ganz muss ich die Hoffnung also doch nicht aufgeben ...
03 September 2010
Carmen und ihre Sängerknaben
Die Arena in Verona ist richtig alt, fast zweitausend Jahre. Und ich habe sie am Freitag, 27. August 2010, zum wiederholten Mal besucht. Allerdings zum ersten Mal während einer Vorstellung.
Die hatte es in sich: Es wurde die Oper »Carmen« gegeben. Jetzt kann man mir alles vorwerfen, aber nicht, dass ich ein Fan von Opern wäre. Trotzdem hielt ich es gut dreieinhalb Stunden auf steinernen Stufen aus, dankenswerterweise mit einem Kissen unter dem Popo und ein bisschen Rotwein versorgt.
Es war schlicht beeindruckend. Die Sänger hatten keine Mikrofone, die Instrumente keine Verstärkung. Dennoch war alles in der gigantischen Arena zu hören, Tausende von Leuten saßen da und ließen sich beschallen.
Was auf der Bühne geboten wurde, war auch jenseits der Musik eindrucksvoll. Dutzende von Sängern, die als Soldaten und Schmuggler, Zigeuner und Marktfrauen und was auch immer verkleidet waren, stolzierten über die Bühne, dazwischen ritt man sogar mit einem Pferd durch das Gelände.
Für die einzelnen Akte wurde aufwendig umgebaut. Vom Marktplatz zur Schmugglerkneipe zum Versteck im Gebirge zur Zirkusarena – jedesmal ein anderes Bild, jedesmal eine andere Kulisse.
Ob die Musik gut gespielt war oder die Sängerleistungen überzeugten, kann ich nicht beurteilen. Die Sachverständigen im Publikum klatschten Beifall und schrien häufig ein »Bravo« durch die Arena – es schien gut gewesen zu sein.
Und als wir später noch einen Wein in einer Kneipe am Rand der Arena tranken, kam eine der Sängerin vorbei, und die Leute standen teilweise auf und spendeten ihr nochmals Beifall. War schon irgendwie cool ...
Die hatte es in sich: Es wurde die Oper »Carmen« gegeben. Jetzt kann man mir alles vorwerfen, aber nicht, dass ich ein Fan von Opern wäre. Trotzdem hielt ich es gut dreieinhalb Stunden auf steinernen Stufen aus, dankenswerterweise mit einem Kissen unter dem Popo und ein bisschen Rotwein versorgt.
Es war schlicht beeindruckend. Die Sänger hatten keine Mikrofone, die Instrumente keine Verstärkung. Dennoch war alles in der gigantischen Arena zu hören, Tausende von Leuten saßen da und ließen sich beschallen.
Was auf der Bühne geboten wurde, war auch jenseits der Musik eindrucksvoll. Dutzende von Sängern, die als Soldaten und Schmuggler, Zigeuner und Marktfrauen und was auch immer verkleidet waren, stolzierten über die Bühne, dazwischen ritt man sogar mit einem Pferd durch das Gelände.
Für die einzelnen Akte wurde aufwendig umgebaut. Vom Marktplatz zur Schmugglerkneipe zum Versteck im Gebirge zur Zirkusarena – jedesmal ein anderes Bild, jedesmal eine andere Kulisse.
Ob die Musik gut gespielt war oder die Sängerleistungen überzeugten, kann ich nicht beurteilen. Die Sachverständigen im Publikum klatschten Beifall und schrien häufig ein »Bravo« durch die Arena – es schien gut gewesen zu sein.
Und als wir später noch einen Wein in einer Kneipe am Rand der Arena tranken, kam eine der Sängerin vorbei, und die Leute standen teilweise auf und spendeten ihr nochmals Beifall. War schon irgendwie cool ...
Destiny Program machen fiesen MetalCore
Eigentlich mag ich keinen Metal, nicht einmal dann, wenn er sich als Hardcore tarnt. Da macht die Band Destiny Program aus Husum keine Ausnahme. Doch nachdem ich mir die aktuelle CD »Gathas« zweimal angehört hatte, gefiel wie mir doch ganz gut: Das ist wütender Brüllaffen-Gesang mit wuchtiger Gitarre, schwer wummerndem Bass und knalligem Schlagzeug, da stimmt musikalisch alles.
In den Stücken steckt brutal viel Wut und Hass, schlechte Laune und Energie – das machen die ziemlich gut. Textlich macht das ganze einen guten Eindruck: Es sind eher Hardcore- und weniger Metal-Aussagen, was mir gefällt.
Fan dieser Band werde ich nicht werden, dazu ist mir der Punkrock-Aspekt zu gering. Aber ich ziehe den Hut vor der Energie, mit der die Burschen ans Werk gehen: Das knallt gut. Und ich bin sicher, dass ich mir die CD demnächst mal auf der Autobahn zu Gemüte führen werden ... wenn's mal schnell gehen soll ...
In den Stücken steckt brutal viel Wut und Hass, schlechte Laune und Energie – das machen die ziemlich gut. Textlich macht das ganze einen guten Eindruck: Es sind eher Hardcore- und weniger Metal-Aussagen, was mir gefällt.
Fan dieser Band werde ich nicht werden, dazu ist mir der Punkrock-Aspekt zu gering. Aber ich ziehe den Hut vor der Energie, mit der die Burschen ans Werk gehen: Das knallt gut. Und ich bin sicher, dass ich mir die CD demnächst mal auf der Autobahn zu Gemüte führen werden ... wenn's mal schnell gehen soll ...
02 September 2010
Supersüß und superlecker
Italien-Kurztrip im August 2010
Falls es mich jemals wieder an den Gardasee verschlagen wird, werde ich dort auf jeden Fall nach Salò fahren. Die Stadt liegt superschön am See, und als wir am Montag, 30. August, durch ihre Straßen und Gassen bummelten, herrschten angenehme Temperaturen.
Wir steuerten die Pasticcerie Vassali an, die in der Via San Carlo liegt, einer schmalen Straße, die im Prinzip entlang des Seeufers führt und in der sich die Geschäfte aneinander reihen. Die Konditorei – um es auf gut deutsch zu sagen, ha! – sieht von außen sehr spießig aus, ein echtes »Oma-Café« also, in dem sich entsprechendes Publikum herumtreibt.
Man kann innen sitzen und Kaffee und Kuchen konsumieren, man kann sich aber auch auf der Straße an einen Tisch setzen. Wer mag, guckt sich die edle Weinhandlung im hinteren Raum ein. Oder er macht es wie wir: Man stelle sich an die Theke, bestaune die unglaublichen Leckereien, die es dort gibt, und freue sich eine Weile daran – dann kauft man nach einiger Zeit ein.
Wir fragten nicht nach dem Preis, zu verhandeln gab es mangels Sprachkenntnissen eh nicht viel. Aber wir kauften haufenweise »Kleingebäck« und Kuchenkram, das wir in den Stunden und Tagen danach mit wachsender Begeisterung verspeisten.
Italienische »Dolci« sind einfach lecker – und bei Vassalli in Salò schmecken sie besonders gut!
Falls es mich jemals wieder an den Gardasee verschlagen wird, werde ich dort auf jeden Fall nach Salò fahren. Die Stadt liegt superschön am See, und als wir am Montag, 30. August, durch ihre Straßen und Gassen bummelten, herrschten angenehme Temperaturen.
Wir steuerten die Pasticcerie Vassali an, die in der Via San Carlo liegt, einer schmalen Straße, die im Prinzip entlang des Seeufers führt und in der sich die Geschäfte aneinander reihen. Die Konditorei – um es auf gut deutsch zu sagen, ha! – sieht von außen sehr spießig aus, ein echtes »Oma-Café« also, in dem sich entsprechendes Publikum herumtreibt.
Man kann innen sitzen und Kaffee und Kuchen konsumieren, man kann sich aber auch auf der Straße an einen Tisch setzen. Wer mag, guckt sich die edle Weinhandlung im hinteren Raum ein. Oder er macht es wie wir: Man stelle sich an die Theke, bestaune die unglaublichen Leckereien, die es dort gibt, und freue sich eine Weile daran – dann kauft man nach einiger Zeit ein.
Wir fragten nicht nach dem Preis, zu verhandeln gab es mangels Sprachkenntnissen eh nicht viel. Aber wir kauften haufenweise »Kleingebäck« und Kuchenkram, das wir in den Stunden und Tagen danach mit wachsender Begeisterung verspeisten.
Italienische »Dolci« sind einfach lecker – und bei Vassalli in Salò schmecken sie besonders gut!
01 September 2010
»Magira 2010« mit Story von mir
Die aktuelle Ausgabe 2010 von »Magira - Jahrbuch zur Fantasy« ist dieser Tage bei mir eingetrudelt. Das Buch sieht richtig stark aus, und ich bin stolz darauf, mit einem Text darin veröffentlicht worden zu sein.
Die Erzählung heißt »Am Meer der Blitze« und hat meinen »Helden« Ghazir und seinen getreuen Diener Raimund Riemenschneider als Hauptfiguren. Wenn ich's mir genau überlege, sind sie auch die einzigen beiden Figuren in der Geschichte.
Auf Kritiken warte ich gespannt. Wahrscheinlich wird man den Text als »heftromanig« bezeichnen ... Das Jahrbuch ist übrigens gut 500 Seiten stark und kostet 15,90 Euro. Es ist über den eigenen Shop lieferbar. Weitere Informationen zum Inhalt sowie den Bestellmöglichkeiten gibt es auf der Homepage des Jahrbuches.