Als ich die Mail heute morgen in meinem Computer sah, war ich fassungslos. Ich bin's immer noch: Martin Büsser ist im Alter von nur 42 Jahren gestorben. Der Ventil-Verlag schweigt sich über die Ursachen aus, es geht mich auch nichts an – aber mir verschlug's für einige Zeit die Sprache.
Martin Büsser lernte ich vom Namen her kennen, als er anfing, fürs ZAP zu schreiben, das Hardcore- und Punk-Fanzine, für das ich später auch schrieb. Seine Artikel und Interviews waren kenntnisreich und belesen, zeitweise auf einem intellektuellen Niveau, das man in einer Szenezeitschrift dieser Art nicht vermutete. Ich gestehe, dass er mir damit zeitweise auch auf den Keks ging.
Später besuchte ich ihn mal in dem rheinischen Weinbauerndorf, in dem er anfangs der 90er Jahre wohnte, und übernachtete dort im Schlafsack. Er spielte mir unglaubliche Musik vor, die lichtjahreweit hinter meinem von Punk und Hardcore beeinflussten Horizont lag; wir tranken Bier, redeten stundenlang, und er rauchte eine Zigarette nach der anderen.
Dann kam die Zeitschrift »testcard«, die sich auf einer anspruchsvollen Ebene mit Musik beschäftigte (mir war's zu hoch), er gründete den Ventil-Verlag mit, und ich las immer wieder seinen Namen. Er schrieb Bücher, verfasste kenntnisreiche Artikel über Musik, Literatur und Filme, wusste einfach Bescheid und kannte sich in vielen Dingen beeindruckend gut aus.
Und wir verloren uns aus den Augen. Wie das so ist – seit Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen, zuletzt auf einer Buchmesse. (In den späten 80er Jahren traf man sich eben eher auf Krachmusikkonzerten.) Das bedauere ich jetzt.
Wenn ich mich an ihn erinnere, sehe ich sein verschmitztes Grinsen, höre den leichten Mainzer Singsang in der Stimme. Und ich fühle mich traurig.
Pop-Theoretiker stirbt mit 42
AntwortenLöschenSchau mal hier: http://www.intro.de/news/newsfeatures/23061595
AntwortenLöschenRespektabler Nachruf. Auch Linus Volkmann wird erwachsen, stelle ich dabei fest.
AntwortenLöschenWow, und ich bin auch schon 40...
AntwortenLöschenIch kannte Martin nicht persönlich, habe seine Schreiberei aber seit Ende der 80er (Zap...) immer mal wieder gelesen. Oft konnte man ihn dafür richtig schön hassen, aber er war auch irgendwie ein Wegbegleiter.
Alex Pohle / Hamburg